Lehrerarbeit

Halli,

An unserer Schule fehlt es elementar:

  • 32-35 Kinder sind zuviel in einer Klasse
  • gleich nach 4 Wochen Schule fällt querbeet Unterricht aus
    (Krankheit, Lehrermangel, Fortbildung)
  • wenn Lehrer einspringen, wird der Unterricht nicht
    fortgeführt, stattdessen Hausaufgaben gemacht oder
    Klassenspiele angeboten
    -…

Was mir bisher ein Rätsel geblieben ist: das sind alles Kriterien, die Lehrer, Eltern und im Grunde auch viele Kinder stören - aber warum gelingt es dann nicht, die Politiker aufzurütteln und das zu bewirken, was schon lange Not tut? …bleibt das nur in den virtuellen Wänden oder in den vier Wänden zu Hause?

Kim

1 Like

Halli,

danke für diesen Beitrag :smile:

Kim Corinne

P.S.

Das kam nicht von mir:

an Corinnas Idee anknüpfend:
Wenn eine Firma so arbeiten würde…

…ich habe lediglich verglichen, dass es im Unternehmen wie auch in der Schule Missstände oder auch ähnliche Situtationen gibt und es somit in jedem Beruf „Probleme“ zu bewältigen gibt und es teilweise zu Resignationen kommt.

Halli,

an Corinnas Idee anknüpfend:
Wenn eine Firma so arbeiten würde…

Entweder hast du jemand anderen gemeint (kam so nicht von mir) oder meinen Beitrag nicht ganz gelesen… :smile:

Als ich das Beispiel von enem Unternehmen anführte, wollte ich deutlich machen, dass es in jedem Berufsumfeld Probleme gibt bzw. es zu Problemen kommen kann und damit auch zur Resignation - was man vielen Lehrern ja vorwirft. Und dass es in jedem Beruf ähnliche Situationen gibt, aber diese in der Schule oft anders - zumindest scheint es so - bewertet werden und man für Lehrer eher weniger Verständnis aufbringt, als für Mitarbeiter aus einem anderen Berufsfeld.

Kim Corinne

Erklärungsversuche…
Hallo Corinne,

ich will mal auf deinen Beitrag Erklärungsversuche starten:

Was mir bisher ein Rätsel geblieben ist: das sind alles
Kriterien, die Lehrer, Eltern und im Grunde auch viele Kinder
stören - aber warum gelingt es dann nicht, die Politiker
aufzurütteln und das zu bewirken, was schon lange Not tut?

  • BildungspolitikerInnen (BiPos)„kleben“ förmlich an ihren Stühlen. Dieses „Kleben“ ist auch mit „Macht“ zu verbinden.
  • Das Bildungssystem in Deutschland ist durch und durch bürokratisch und erlaubt so gut wie keine Flexibilität, geschweige völlige Selbstbestimmung der einzelnen Gemeinden bei der Einstellung der Lehrern (im Gegensatz zur Schweiz). Eigenständigkeit, bzw. Selbstbestimmung sind Termini, die den Aufgabenbereich und damit die Macht der BiPos erheblich einschränken würden.
  • BiPo schmücken sich gerne mit „Vorzeigeschulen“, die auf der schulischen Landkarte jedoch kaum ein Fleck sind. Die „Norm“ sehen sie nicht oder wollen sie nicht sehen. Norm: Überfüllte Klassen, überaltetes Kollegium, überholte Lehrpläne.
  • BiPos sind sich zu schade, mal über die Grenzen zu schauen. Sie haben ja „alles im Griff“.
  • Die Lehrerausbildung dauert zu lange, ist zu wenig praxisnah, zu verkopft.

Solange das Schul- und Bildungssystem in Deutschland ein derart tot-bürokratisiertes Gebilde ist, bleibt es wie starr und veraltet. Es werden noch genügend PISAs kommen und gehen. Aber wachrütteln, befürchte ich, wird es keinen der BiPos so richtig. Denn wenn man sich die BiPos-Konferenzen anschaut, dann gibt es überhaupt keinen Konsens.

Grüsse

Matthias

1 Like

Hallo Kim,

Was mir bisher ein Rätsel geblieben ist: das sind alles
Kriterien, die Lehrer, Eltern und im Grunde auch viele Kinder
stören - aber warum gelingt es dann nicht, die Politiker
aufzurütteln und das zu bewirken, was schon lange Not tut?
…bleibt das nur in den virtuellen Wänden oder in den vier
Wänden zu Hause?

An meinem damaligen Wohnort habe ich einmal erlebt, dass ein paar Engagierte sich zusammenfanden um auf die Miseren an den dortigen Schulen aufmerksam zu machen. Durchschnittlich 25% Unterrichtsausfall war eines der Wunden auf die wir unsere Finger legten.
Was soll ich sage, unter den wenigen Leutchen, die sich uns anschlossen, waren es mehr Lehrer als Eltern. Wahlen standen an, wir organisierten Demos, Podiumsdiskussionen, Stände… Es waren nicht die Eltern mit ihren Schulkindern da, sondern die Lehrer.
Scheinbar leiden Lehrer mehr als die Eltern. Ich staunte, als man zu hören bekam: „den Kindern geht es heute so gut“ oder „sollen ruhig die Lehrer mal machen, dafür werden sie ja bezahlt“.
Ich weiß nicht, ob ich manches zu eng sehe. Aber ich kann beobachten, wie fähige Schulkinder deswegen durch´s Leistungsraster fallen, weil die gegebenen Bedingungen ihnen nicht gerecht werden. Die Schule soll für die Kinder da sein, nicht umgekehrt (eines meiner liebsten Ideale - ich geb´s zu :wink:. Daran sollten an erster Stelle wir Eltern interessiert sein, und dann die Lehrer, was ich leider bisher nicht feststellen konnte.

gruß
grilla

Hallo,

Entweder hast du jemand anderen gemeint (kam so nicht von mir)
oder meinen Beitrag nicht ganz gelesen… :smile:

nönö, hab dich schon gemeint und verstanden. Ich fand nur die Idee eine Schule mit dem Leistungsort einer Firma zu vergleichen grundsätzlich nicht schlecht. Betriebswirte haben nur Zahlen vor Augen, und treffen entsprechende Entscheidungen über Mensch und Material.
Genau da krankt wahrscheinlich das Ganze, warum unsere Volksvertreter genau bei den Ausgaben für die Schulen sparen. Schulen schlucken nur, und haben keine Gewinne unmittelbar entgegenzusetzen. Kinder sind nur ein Kostenfaktor, an dem seit Jahren gespart wird.
Ich habe dich sozusagen mit deiner Idee mißbraucht - bitte um Verzeihung :smile:

Als ich das Beispiel von enem Unternehmen anführte, wollte ich
deutlich machen, dass es in jedem Berufsumfeld Probleme gibt
bzw. es zu Problemen kommen kann und damit auch zur
Resignation - was man vielen Lehrern ja vorwirft. Und dass es
in jedem Beruf ähnliche Situationen gibt, aber diese in der
Schule oft anders - zumindest scheint es so - bewertet werden
und man für Lehrer eher weniger Verständnis aufbringt, als für
Mitarbeiter aus einem anderen Berufsfeld.

Schon klar, so sehe ich es auch.
Übrigens haben wir in unserer Volksschule die Dialogbereitschaft zwischen Lehrer und Eltern durch verschiedene Veranstaltungen verbessert. Der Elternbeirat bietet 4-6 mal im Jahr abendliche Vorträge an, mit anschließendem Meinungsaustausch zwischen Eltern und Lehrer. Seit zwei Jahren organisieren wir ein großes Sommerfest. Es macht Spaß mit den Lehrern an einem Tisch zu sitzen und bei einem Bier mal nicht über die Schule zu schwatzen - auch das kann Verbindungen schaffen.
wer Lust hat nachzulesen:
http://www.schulseiten.de/kreuzschule
Ich will damit sagen, die Beziehung zwischen Lehrer und Eltern sollte auf gleicher Ebene sein, nicht gegeneinander und nicht gleichgültig. Aber dafür muss etwas von beiden Seiten getan werden.

gruß
grilla

Hallo Roland,

Der Knackpunkt bei Diskussionen über Lehrer ist immer wieder
das Mißverständnis, dass bei Kritik damit die Lehrerschaft an
sich gemeint sein könnte. Das war nicht meine Absicht.
Ich vermisse in unserer Schule ein gewisses
Qualitätsbewußtsein was Unterricht und Umgang mit Schülern
anbetrifft. Da scheint es keine Wertemaßstäbe zu geben - was
ich jedenfalls mitbekomme.
Die besagte Lehrerin, die mir so milde erscheint, ist übrigens
eine sehr gescheite Pädagogin. Gesprächsweise habe ich von
vielen ihrer Ideen erfahren, die sie gerne einbringen will, um
den Kindern das Lernen zu erleichtern. Aber sie ist mit 35
Kindern überfordert und bräuchte Hilfe.
Die Lehrerin mit ihren globalen Rundumschlägen bei Strafen
scheint bekannt und berüchtigt zu sein. Wir haben im
Freundeskreis eine Englischlehrerin, die sie als Kollegin
kennt, und von ihr sagt, dass sie unbedingt eine pädagogische
Fortbilung bräuchte, oder so eine Art Supervision (wie schieße
ich auf Spatzen ohne meine Kanone)…

Ich habe vor dem Beruf sehr viel Respekt, und genau wie du
kenne ich engagierte und talentierte Lehrer. Schade, dass sie
nicht lobend hervorgehoben werden, also Auszeichnungen
bekommen, so wie in manchen Firmen: „der Lehrer des
Schuljahres!“

Weißt du jetzt was ich meine? Der Auftrag unsere Kinder zu
unterrichten unterliegt meinen Beobachtungen nach zu vielen
Beliebigkeiten, die in zu weit gesteckten Grenzen Freiräume
haben:

  • die Schülerzahl muß runtergesetzt werden
  • ich will die Garantie, dass mein Kind unterrichtet wird,
    wenn es in die Schule geht (Free Willy kann sie auch Zuhause
    anschauen)
  • ab einer bestimmten Anzahl von Problemkindern (bei uns sind
    es 10 lt. Aussage der Klassenlehrerin - ADS, Scheidungskinder,
    Halbwaisen, Aussiedler…usw.) wird eine zweite betreuende
    Lehrkraft gebraucht, die Entlastung bietet
  • die Ausbildung zum Lehrer müßte verbessert werden (das weiß
    ich jetzt von den Lehren selber)
    …usw.
    An der Misere hat die Schulpolitik und nicht die Berufsgruppe
    Lehrer Schuld.

viele Grüße
Claudia

Könnte es sein…
Hi!

Ich nicht. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele
gestandene Persönlichkeiten an der Schule meiner Kinder
arbeiten. Ich habe in den letzten Jahren viele Lehrer
kennengelernt, die eben nicht nur ihren Job machen, sondern
sich in ihrer Freizeit engagieren, sich auch für einzelne
Schüler stark machen, (fast) rund um die Uhr zur Verfügung
stehen und auch von der Mehrheit der Schüler akzeptiert
werden.

Diese Erinnerung habe ich an viele meiner damaligen Lehrer (ausgerechnet Hauptschule). Auch damals als Schüler hatte ich diese Meinung…

Natürlich sind nicht alle so. Es gibt Lehrer, die
keinen Bock haben, einen schlechten Tag erwischen, persönliche
Probleme haben usw. Solche Leute gibts auch bei uns in der
Firma, aber die werden auch nicht reihenweise rausgeschmissen.
Es ist hier wie dort der ganz „normale Wahnsinn“. Und die Kids
lernen tatsächlich alle Facetten der menschlichen
Eigenschaften von „Autoritäten“ kennen.

Könnte es sein, dass genau diese paar lustlosen Lehrer genau die sind, die dauernd jammern?
Und könnte es sein, dass gerade hier die menschliche „Tratsch-Eigenschaft“ (erkläre ich am Ende) zum Tragen kommt?

An unserer Schule fehlt es elementar:

  • 32-35 Kinder sind zuviel in einer Klasse

Darüber gibt es auch andere Ansichten.

Ehrlich? Wenn dann mehr als ein Lehrer anwesend wär, könnte ich mich damit ja anfreunden, aber so…

Wie soll das auch groß anders gehen. Wenn der Fachlehrer ein
Konzept für eine Unterrichtsreihe hat, dann kann man nicht
unbedingt von der Vertretung erwarten, daß sie das alles
innerhalb kürzester Zeit durchschaut und übernimmt. Morgen
gehts dann in die nächste Klasse und wieder müßte sie sich
alles aneignen. Schwierig, würde ich mal sagen.

Schwierig! Das sollte aber doch auch jeder Sachbearbeiter kennen, der ohne Vorbereitung plötzlich einen Kollegen vertreten muss…

Eine Schule ist keine Firma, sondern im Grunde eine Behörde,
die einem Amt untersteht. Ämter arbeiten nun mal nicht nach
betriebswirtschaftlichen Gesetzen. Sollte vielleicht so sein,
aber das zu ändern ist vorläufig Wunschdenken.

Ich wünsche mit tatsächlich mal kein betriebswirtschaftliches Denken an Schulen! Da sollte imho ausschließlich nach sozialen Gesichtspunkten gehandelt werden! Dafür isses schließlich eine Behörde.

Nur meine Sicht der Dinge!

LG
Guido

P.S. Tratsch-Eigenschaft: Wenn jemand etwas Positives erlebt, erzählt er es vielleicht 5 Leuten. Erlebt er etwas Negatives, erzählt er es ca. 30 Leuten! Da gerade Lehrer mit sehr vielen Menschen zu tun haben, haben sie ihren Ruf halt schnell weg (wie auch Verkäufer, Beamte, etc.)!

Halli,

Ich will damit sagen, die Beziehung zwischen Lehrer und Eltern
sollte auf gleicher Ebene sein, nicht gegeneinander und nicht
gleichgültig. Aber dafür muss etwas von beiden Seiten getan
werden.

Ja, dem kann ich nur zustimmen!

Kim :smile:

Hallo Claudia,

Der Knackpunkt bei Diskussionen über Lehrer ist immer wieder
das Mißverständnis, dass bei Kritik damit die Lehrerschaft an
sich gemeint sein könnte. Das war nicht meine Absicht.

Ok, alles klar. Aber es läuft bei vielen immer wieder darauf hinaus. Ich kanns nicht mehr hören.

Ich vermisse in unserer Schule ein gewisses
Qualitätsbewußtsein was Unterricht und Umgang mit Schülern
anbetrifft. Da scheint es keine Wertemaßstäbe zu geben - was
ich jedenfalls mitbekomme.

Stimmt, Lehrer sind im Unterricht (mehr oder weniger) freischaffende Künstler. Durch ein besseres Qualitätsverständnis wäre es einfacher, Nachschulungen und Fortbildungen einzusetzen.

Die besagte Lehrerin, die mir so milde erscheint, ist übrigens
eine sehr gescheite Pädagogin. Gesprächsweise habe ich von
vielen ihrer Ideen erfahren, die sie gerne einbringen will, um
den Kindern das Lernen zu erleichtern. Aber sie ist mit 35
Kindern überfordert und bräuchte Hilfe.

Aber die wird sie nicht bekommen. Und irgendwann ist sie ausgebrannt und das wars dann. Dann kommen gleich wieder die Klugscheißer angerannt und stellen sie an den Pranger (Ich kenn da eine Lehrerin …).

Ich habe vor dem Beruf sehr viel Respekt, und genau wie du
kenne ich engagierte und talentierte Lehrer. Schade, dass sie
nicht lobend hervorgehoben werden, also Auszeichnungen
bekommen, so wie in manchen Firmen: „der Lehrer des
Schuljahres!“

Die sollten keine Auszeichnung bekommen, sondern eine Gehaltserhöhung, so wie in manchen Firmen. Sollst mal sehen, wie das Qualitätsbewußtsein steigt.

  • die Schülerzahl muß runtergesetzt werden
  • ich will die Garantie, dass mein Kind unterrichtet wird,
    wenn es in die Schule geht (Free Willy kann sie auch Zuhause
    anschauen)
  • ab einer bestimmten Anzahl von Problemkindern (bei uns sind
    es 10 lt. Aussage der Klassenlehrerin - ADS, Scheidungskinder,
    Halbwaisen, Aussiedler…usw.) wird eine zweite betreuende
    Lehrkraft gebraucht, die Entlastung bietet
  • die Ausbildung zum Lehrer müßte verbessert werden (das weiß
    ich jetzt von den Lehren selber)
    …usw.

Das ist natürlich alles richtig, doch sind das alles Maßnahmen, die Geld kosten. Machen wir uns nix vor: zusätzliches Geld gibt es nicht. Ausbaden müssen es (auch) die Lehrer, die teilweise unter denkbar schlechten Bedingungen arbeiten müssen.

An der Misere hat die Schulpolitik und nicht die Berufsgruppe
Lehrer Schuld.

Genau, und nun ist es gerade diese Berufsgruppe, die wegen der schlechten Bedingungen sich abstrampeln muß, um das Beste draus zu machen und wird dann noch permanent von allen Seiten abgewatscht.
Du hast es an anderer Stelle richtig geschrieben, daß die Lehrer die Ersten sind, die sich für ein besseres Umfeld, für bessere Bedingungen einsetzen um den Schülern gerecht zu werden. Hängen gelassen werden sie dann von den Eltern und von Politikern, die es nicht schaffen, das ganze Schulsystem zu reformieren.
Aber am Ende wird dann wieder mit dem Finger auf die faulen und unfähigen Lehrer gezeigt.

Gruß
Roland

1 Like

Hallo Guido,

Diese Erinnerung habe ich an viele meiner damaligen Lehrer
(ausgerechnet Hauptschule). Auch damals als Schüler hatte ich
diese Meinung…

Aha, sind wir ja schon zu zweit :smile:

Könnte es sein, dass genau diese paar lustlosen Lehrer genau
die sind, die dauernd jammern?

Aber klar könnte das sein. Wenn ich in meinem Beruf so unzufrieden wäre und jeden Tag mit einem dicken Hals lustlos zur Arbeit gehen müßte, dann würde ich auch jammern.

Und könnte es sein, dass gerade hier die menschliche
„Tratsch-Eigenschaft“ (erkläre ich am Ende) zum Tragen kommt?

Aber klar doch.

Schwierig! Das sollte aber doch auch jeder Sachbearbeiter
kennen, der ohne Vorbereitung plötzlich einen Kollegen
vertreten muss…

Aha, der Entwicklungsing. vertritt heute den Verkaufsleiter und morgen den Finanzhäuptling. Und der Musiklehrer den Mathelehrer und der Sportlehrer den Lateinlehrer. Und wenn der Deutschlehrer den Chemielehrer vertritt bleibt seine Klasse ohne Unterricht, oder wie?
Nee Guido, das ist doch Theorie. Dazu müßten doch tatsächlich zusätzliche Lehrer eingestellt werden, aber das ist doch unrealistisch.

Gruß
Roland

Halli,

Könnte es sein, dass genau diese paar lustlosen Lehrer genau
die sind, die dauernd jammern?
Und könnte es sein, dass gerade hier die menschliche
„Tratsch-Eigenschaft“ (erkläre ich am Ende) zum Tragen kommt?

Also, auch wenn ich mich nicht zu den lustlosen Lehrern damals gezählt habe - im Gegenteil, ich habe gerne unterrichtet. Aber ich muss doch ehrlich sein und sagen, dass ich auch gejammert habe. Eben über solche Umstände wie 33 Schüler in der Klasse, Stoff, den ich realitätsfremd finde, Kollegen, die nichts von Zusammenarbeit halten etc. Denn es könnnte auch anders sein.

Ich glaube nicht unbedingt, dass all die lustlosen Lehrer jammern, denn die finden ihren Weg, einigen unbehaglichen Bedingungen aus dem Weg zu gehen, indem sie einfach ihr Lerbuch aufschlagen und seitenweise vorlesen.

Kim

  • BiPo schmücken sich gerne mit „Vorzeigeschulen“, die auf der
    schulischen Landkarte jedoch kaum ein Fleck sind.

Das ist ein guter Punkt. Bei uns im Umkreis gibt es so eine Schule. Der Schulleiter ist Bürgermeister des Ortes. Die Schule wird immer wieder als super verkauft. Aber wehe, man guckt hinter die Kulissen (was ich hier aber immer wieder tue). Drogendealer, Gewalt in den Pausen und Lehrer, die einfach weggucken, verschimmelte Klassenräume, Schüler, die beschimpft werden, dass sie Ausländer sind und deshalb schlechte Noten erhalten, Schüler, die sich für andere wirklich sozial super einsetzen und von Lehrern beschimpft und schlecht beurteil werden usw. Auch an dieser Schule gibt es vereinzelt Lehrer, die super sind. Die tun mir echt leid, denn die haben dort einen schweren Stand. Viele Lehrer sind dorthin „strafversetzt“ worden. Unter anderem einige ehemalige Kollegen von mir, die schon in ihrem ehemaligen Kollegium als nicht fähige Lehrer angesehen wurden.

Solange das Schul- und Bildungssystem in Deutschland ein
derart tot-bürokratisiertes Gebilde ist, bleibt es wie starr
und veraltet. Es werden noch genügend PISAs kommen und gehen.
Aber wachrütteln, befürchte ich, wird es keinen der BiPos so
richtig. Denn wenn man sich die BiPos-Konferenzen anschaut,
dann gibt es überhaupt keinen Konsens.

genau!!!

Es macht Spaß mit den Lehrern an einem Tisch zu sitzen und bei
einem Bier mal nicht über die Schule zu schwatzen - auch das
kann Verbindungen schaffen.

He, das finde ich super. Es bringt mich auf eine Idee für eine Schulreform. Aber die Idee ist eigentlich uralt. Früher war der Lehrer eine Person, die von den Eltern geachtet wurde und eingeladen wurde. Warum versucht man eigentlich nicht, mit den Eltern ein persönliches Verhältnis aufzubauen. Umgekehrt wird daraus natürlich auch ein Schuh. Warum versuchen Eltern eigentlich nicht, mit dem Lehrer ein persönliches Verhältnis aufzubauen?

Du weißt was Lehrer verdienen? Denn dann kann ich es nicht
nachvollziehen, dass man als Lehrer zu viel Geld verdient -

In anderen Ländern bekommen Lehrer viel weniger bezahlt. In Deutschland wohl fast das höchste Gehalt.

Leistungsbezahlung also
Bonuszahlungen würde ich auch begrüßen, aber das, was in der
Richtung läuft, ist auch ziemlich lächerlich.

Leistungsbezahlung? Was sollen denn dann die Lehrer verdienen, die nichts leisten außer Schüler schlecht machen oder demoralisieren?

Könnte aber auch recht subjektiv ausfallen! Was wird da
letzlich bewertet?

Ja, eine Beurteilung wird subjektiv ausfallen. Das ist mir vollkommen klar. Aber sie wird genauso subjektiv ausfallen, wie die Beurteilung eines Lehrers bezüglich eines Schülers. Mag ein Lehrer einen Schüler nicht, weil dieser ihm das Leben schwer macht, ist er eben schlecht. Egal, was er so von sich gibt. Es gibt Studien, in denen ein und der selbe Aufsatz von 1 bis 6 beurteil wurde. Ist das etwa nicht subjektiv? Und warum soll nur der Schüler subjektiv beurteilt werden?

Auch finde ich, dass ein bisschen Sicherheit auch in diesem
Beruf gewährleistet sein sollte.

Es gibt keine Sicherheit, es sei denn , man ist Beamter. In welchem Beruf habe ich sonst die Sicherheit, dass ich meinen Beruf nicht verliere, es sei denn, ich klaue goldene Löffel?

Mit zu viel Druck im Nacken

lässt sich’s nämlich auch nicht gut arbeiten. Und ich würde
mich unter diesen Bedingungen sicher nicht für den Lehrerberuf
melden. Warum die ganze Arbeit auf mich nehmen? In meiner
Freizeit Arbeiten korrigieren bei 5 Sprachlehraufträgen mit
jeweils 32 Schülern und 7 Arbeiten im Jahr plus Tests, warum
am Wochenende Unterricht vorbereiten? Warum ständig hören
müssen, das sei der bestbezahlte Halbtagsjob? Warum sich
ständig von Eltern anhören, dass man die Mädchen bervorzugt
(wenn von 32 Schülern 26 Mädchen sind)? Nicht richtig
abschalten können, weil einem die Probleme eines kleinen
Jungen nachgehen? Noch 4 Arbeiten vorbereiten, Hausaufgaben
auf Rechtschreibfehler und Inhalt überprüfen…Warum das
alles?

Weil es dein Beruf ist. Und wenn du das nicht willst und dich überfordert fühlst, dann geh. Dann mach einen Bürojob. Aber auch da wirst du dich überfodert fühlen. Warum ist die Korrektur einer Klassenarbeit so schwierig? Warum brauchen Lehrer dazu manchmal mehrere Wochen? Ich habe meine Klassenarbeiten immer in der nächsten Unterrichtsstunde zurückgegeben. Und wenn das mal nicht geklappt hat, dann mit äußerst schlechtem Gewissen in der übernächsten. Das war keine große Kraftanstrengung. Ich musste nur mal am Nachmittag vielleicht statt 1 Stunde 3 Stunden am Schreibtisch sitzen. Passiert den Schülern auch, wenn die Lehrer sich verschworen haben und jeder einzelne meinte, heute gebe ich mal ein wenig mehr auf. Und was geschieht, wenn deine Schüler mal nicht die Hausaufgaben gemacht haben?

Ich denke, dann wäre der Lehrermangel groß und ich glaube, man
vertreibt damit eher die guten Lehrer, die sich auf solche
Bedingungen gar nicht erst einlassen würden.

Nein!!! Damit vertreibt man eher die, die nicht arbeiten können und sich nicht ihre Zeit einteilen können.

Sorry, aber nur mit der Abschaffung des Beamtentums und einer
fragwürdigen Beurteilungsmethode wäre, meiner Meinung nach,
das Problem noch lange nicht gelöst!

Das ist wiederum richtig. Es gehört noch sehr viel mehr dazu!

Ich hoffe immer, da wird durchs Ref noch etwas selektiert
:wink:Mein Ref war nämlich kein Zuckerschlecken, so dass ich
immer hoffe, dass sich hier wenigstens etwas die Spreu vom
Weizen trennt. Aber mit Blick in die Schulen…leider nicht
immer…

Leider wird hier nicht die Spreu vom Weizen selektiert, sondern derjenige ausgesondert, der unbequem werden könnte für all die Lehrer, die sich nicht bewegen wollen. Es werden eher psychologisch kranke Menschen durchgeschleust, als starke, aber anders denkende.

Das sind meine persönlichen Erfahrungen!

Dürfen auch Lehrer Fehler machen? Ich habe mir
den gesamten Briefwechsel durchgelesen und da wird stets
betont, dass Lehrer, die Fehler machen, entlassen erden
sollen/müssen. Diese Argumentation ist seltsam asymmetrisch.

Hoppala! Also, ich denke, Lehrer dürfen durchaus Fehler machen. Nur zugeben müssen sie diese. Und genau das, denke ich, ist der Knackpunkt. Schüler bekommen für Fehler Zensuren. Lehrer aber dürfen Fehler machen und keiner kann etwas dagegen tun.

Ich denke, Lehrer sollten endlich lernen, Fehler zuzugeben. Aber das wird ihnen gleich von Anfang an genommen. Bereits im Referendariat werden ihnen so viele Fehler vorgeworfen, die sie nicht einmal zugeben können, dass sie Angst bekommen. Fehler sind schlecht, Fehler führen zu einer schlechten Beurteilung. Und das kratzt am Selbstbewusstsein. Also gebe ich keine Fehler zu. Und da liegt der Hase im Pfeffer begraben, denke ich.

Beurteilt wird, ob ein Schüler etwas beherrscht? Warum wird nicht beurteilt, ob ein Lehrer etwas beherrscht? Warum kann ein Lehrer nicht auch beurteilt werden?
Ich hatte eine Englisch- und Französisch-Lehrerin, die immer ausflippte, wenn wir Schüler ihr einen Fehler nachwiesen (leider machte sie viele Fehler). Wir wurden immer mit extrem vielen Hausaufgaben dafür bestraft. Dieses Verhalten hat sie auch noch heute drauf, wie ich von heutigen Schülern von ihr erfahren musste. Meine eigenen Erfahrungen sind 20 Jahre her.

1 Like

Ich
denke mir aber immer, wer das Ref überlebt, hat zumindest
einiges dazu gelernt.

Ne, ich habe so manchen erlebt, der diese Phase überlebt hat, aber danach der totale Versager war.
Und ich habe so manchen kennengelernt, der das Handtuch geworfen hat und trotzdem ein super Lehrer geworden ist. Wenn auch nicht da, wo man ihn nicht haben wollte, weil vielleicht unbequem oder sonst nicht ins Schema passend.

Halli,

traurig, aber wahr und: mich ärgert so etwas - und nicht nur das.

Ist die Auswanderungsrate in Deutschland nicht in den letzten drei Jahren gestiegen? …wen wundert’s…

Kim

Halli,

kann man auch nicht wieder pauschalisieren.

Auch wenn ich deine Erfahrungen bestätigen kann. Aber ich kenne auch einige, wo ich sagen kann „Klasse, dass die noch im Lehrerberuf geblieben sind!“ Und das bestätigen mir immer wieder ehemalige Schüler, denen ich begegene und dir mir sagen, dass die neuen Lehrer, die in die Schule gekommen seien, auch wirklich klasse sind.

Und die sind es ja letztlich, die damit direkt auskommen müssen.

Aber wie gesagt, wir können jetzt weiter Erbsen zählen…

Kim