Hi canding,
Korrektur: „Nehmen wir mal an, das Kind sei wirklich HB. …“
ist zu allgemein konstruiert.
Jep. Bevor wir uns jetzt wieder „zerfleischen“ oder die Diskussion vollends unübersichtlich wird, sollten wir vielleicht einen anderen Weg beschreiten. Im Gegensatz zu der vorherrschenden Stimmung im „HB-Lager“, daß HB _oft_ zu Problemen führt, neige ich zu einer etwas anderen Auffassung. Denn ein HB-Test wird häufig erst dann gemacht, wenn es Probleme gibt. Somit sammeln sich in den HB-Vereinen wohl doch mehr Problemfälle an als es in Wirklichkeit gibt.
Die Eigenschaft HB ist für mich eine ganz individuelle Eigenschaft, die mit dem Umfeld der Person nichts zu tun hat. Aber in der Schule treffen ja 3 verschiedene Partner aufeinander, die den Lebensweg des Individuums beeinflussen:
Schule (Lehrer), Eltern, Peer-Groups
_http://grundschule.bildung.hessen.de/Paedagogik/Bega…
Wesentliche Ergebnisse des Marburger Hochbegabtenprojekts besagen, dass
- die weitaus meisten hochbegabten Kinder und Jugendlichen nicht konflikt- und problembelastet, sondern im Gegenteil gut bis sehr gut sozial und schulisch integriert sind,
* in der Sekundarstufe I und II Hochbegabte und Hochleistende recht unterschiedliche Zielgruppen darstellen, was sich teilweise auch in unterschiedlichen Intelligenz- wie auch Notenwerten ausdrückt,
* es innerhalb der Hochbegabten eine kleine Gruppe hochbegabter Minderleister (sogenannte hochbegabte „Underachiever“) gibt, deren Angehörige zum Teil ein problematisches Persönlichkeitsbild aufweisen und dann zu einer unglücklichen Schulkarriere neigen können, wenn sie nicht frühzeitig identifiziert und in besonderer Weise – pädagogisch, psychologisch und im Bedarfsfall auch therapeutisch – betreut werden,
* Lehrkräfte in der Regel hohe Begabungen dann übersehen, wenn diese nicht mit entsprechend guten Schulleistungen gekoppelt sind („Underachiever“-Problem), sie also dazu neigen, Begabungspotenzial (unzulässigerweise) mit bereits realisierter Schulleistungsexzellenz gleichzusetzen,
* Lehrkräfte daher im Einzelfall auf die Zusammenarbeit mit psychodiagnostisch ausgewiesenen Diplom-Psychologinnen und -Psychologen angewiesen sind,
* für Hochbegabte in erster Linie ein flexibler Unterricht, bei dem die Lehrkräfte den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben auf die Leistungsfähigkeit der Einzelnen und die persönlichen Lernfortschritte abstimmen, vonnöten ist._
Ich finde, er hat das Thema gut umrissen.
Wobei im Einzelfall darauf zu achten ist, daß in Schulen evtl. bestimmte Denkweisen sich herausgebildet haben, von völliger Ablehnung bis hin zur fast euphorischen Anbetung der HB. All das haben wir in den vielen jahren kennen gelernt, naja, die Anbetung ist uns nicht untergekommen.
Daß wir Eltern auch nicht ohne sind, habe ich auch nie bestritten. Aber für die Beurteilung in Hinblick auf den IQ spielen wir keine Rolle, wohl aber im Hinblick auf das, was mit diesem Potential vollbracht werden könnte oder wird, wobei wir die anderen Partner nicht vergessen dürfen.
Ein kleines Wort am Rande zum Thema Mode:
Wenn es, böse gesagt, mal irgendwann chic ist, Kinder mit einem Arm einzuschulen, dann kämen wohl einige Eltern auf den Gedanken, ihrem Kind absichtlich einen Arm amputieren zu lassen, um im Mainstream der Gruppenglückseligkeit mitschwimmen zu können. (Bitte jetzt nicht so doll auf mich einprügeln:wink:)
Das mag sehr bitter klingen, aber es scheint solche Wellenbewegungen, solche Moden zu geben. Was aber nichts daran ändert, daß es wirklich und echt Betroffene gibt, die dann unter den Trittbrettfahrern leiden müssen. Andererseits ist das der Vorteil der Öffentlichkeit: man kümmert sich um dieses Problem.
Ich kann aber auch die Lehrer verstehen: wenn 50 Eltern dir die Ohren volljaulen ob der ach so tollen HB und Begabung und überhaupt, dann schaltest du auf stur und das 51. Kind wird übersehen. Das würde mir auch so passieren.
Ein kleines Schmakerl aus dem Leben unseres größeren Sohnes (kommt jetzt in die 11. Klasse, 1 Klasse übersprungen):
In der 6. Klasse hatte er mal eine zeitlang die Angewohnheit, absichtlich schlechte Noten zu schreiben, um den anderen Klassenkameraden zu zeigen, daß er eben kein Streber ist. Er wollte so sein wie die anderen. Mit Erziehung hat das nichts zu tun.
Wer also _nur_ auf die Noten schaut, der kann viele Dinge übersehen.
mfg Ulrich
ps: http://www.psychologie.uni-regensburg.de/Lst_Hammerl…