Nicht 'Opferlike' genug?

Aktuelle SPIEGEL-Kolumne zu dem Thema: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sibylle-be…

Hallo

Es ist schon komisch, ich versuche hier auf die Frage des UP zu antworten und irgendwie wird mir ständig unterstellt, ich würde Frau Kampusch kritisieren.

Vielleicht deswegen:

wie ich jetzt beim Überfliegen der Internet Nachrichten erfahren habe, versucht oder versuchte sie ja, ihr Schicksal möglichst publikumwirksam zu vermarkten. Unter anderem sogar als Moderatorin einer Fernsehshow. Dass das viele Menschen dann schon wieder als geschmacklos empfinden wundert mich nicht.

??

Wie soll man das denn sonst verstehen als Kritik an Frau Kampusch (neben einer Äußerung von Verständnis für ihre Kritiker)?

Viele Grüße

Hallo,

im Alter von 10 Jahren wurde Kampusch entführt. Sie ging damals in die 4. Klasse der Hauptschule und hatte den Sprachgebrauch eines 10-jährigen Kindes. Unter diesen Qualen, Vergewaltigungen, diesem Marthyrium, 8 Jahre lang, bis zum 18. Lebensjahr, wundert mich folgendes:

1998 mit 10 Jahren in einer Kellerverlies entführt
2006 die Flucht
29.05.2008 der 1. Auftritt im Fernsehen
Im Juni 2008 trat sie als Gastgeberin in ihrer eigenen Fernsehsendung auf.

Reines Hochdeutsch, gute Mimik, grammatikalisch perfekte Sprache, Fremdwortgewandt, Erklärungsgewandt,redegewandt, rhetorisch einwandfrei.
Die Jahre zwischen 10 und 18 sind wichtige Jahre eines Kindes.
Dies nach diesem Marthyrium in 2 Jahren (zwischen 2006 und 2008) nachzuholen ist fast unmöglich.

Für mich stellt sich die Frage: Hat Prikjopil, ein arbeitsloser Nachrichtentechniker, neben der Folter, sie auch in Wort und Schrift perfekt unterrichtet oder wer hat das getan? Hatte sie neben dem Marthyrium noch die Kraft zu lernen? Oder hat sie von ihrem Entführer in tiefschürfenden, grammatikalisch wichtigen Gesprächen diese Sprache gelernt?

Systematisch wurde Kampusch seit Juni 2008 hochgepuscht oder vielmehr: Ließ sich hochpuschen.
Perfekte Auftritte in Talk-Shows
Perfekte Interviews
Das Highlight: Ein Bestseller-Buch über ihr Marthyrium
Eines paßt für mich ganz und gar nicht:
Ihr Bild auf der Titelseite erinnert an einen Schlagerstar, der seine Memoiren geschrieben hat. Perfekt gestylt, geschminkt, frisiert.
Wenn jemand Leid erfahren und dazu etwas zu sagen hat, läßt er sich niemals in hellen, schönen Farben in dieser Art auf den Einband setzen!

Ihr Erfolg:
Sie ist ein Star
Sie ist in Wiki präsent - da müssen andere viel tun!
Sie verdient Millionen

Wissen wir, was Prikjopil hätte erzählen können, wenn er sich nicht umgebracht hätte und war es überhaupt Selbstmord?

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

Gruß
Karin

Wenn ich negative Reaktionen auf bestimmte Verhaltensweisen erklären möchte, dann muss ich diese Verhaltensweisen angeben, oder?

Das heißt nicht automatisch, dass ich dieses Verhalten selbst auch negativ finde.
Und auch wenn ich verstehe, zu verstehen versuche, warum manche Menschen so und so handeln, heißt das nicht automatisch, dass ich diese Leute nun gut und richtig handelnd finde.

Wenn Frau K., als Ausgleich für ihre verpfuschte Kindheit nun ein wenig Geld verdient, dann habe ich nicht das Geringste dagegen.

Ob das dann auf Dauer gut für sie ist, ist wieder eine ganz andere Frage.

mfg

Hallo,

Du hast Schlimmes erlebt und nach 25 Jahren noch nicht darüber hinweg.
Du hast WUT! Zu Recht!
Vergewaltigt, mißbraucht, gedemütigt, immer wieder.

Hättest Du damals coole Interviews geben können? Oder hättest Du vor lieber vor Wut geschrien?
Hättest Du 2 Jahre später, nachdem Deine Vergewaltigungen öffentlich gemacht waren, Gastgeberin in Deiner eigenen Fernsehsendung mit Stars sein können?
Hättest Du auf den Einband Deines Buches über Dein Leid, Deine Schmach, Deine Demütigung Dich als gutaussehende, gestylte, tuffe Schönheit in fröhlichen Farben setzen lassen?

Du hast Leid erlebt.
Die Geschichte von Kampusch ist für mich völlig unglaubwürdig.

Karin

hi

29.05.2008 der 1. Auftritt im Fernsehen

Der erste Fernsehauftritt fand schon sehr viel früher statt und bis 2008 folgten noch einige weitere.
Bei den Interviews konnte man feststellen, daß sich Natascha weiterentwickelte.

Wenn jemand Leid erfahren und dazu etwas zu sagen hat, läßt er sich niemals in hellen, schönen Farben in dieser Art auf den Einband setzen!

Hm, und woher weißt Du das so genau? Hast Du mit allen Menschen gesprochen, die Leid erlebt haben? Jeder geht mit Erfahrungen (seien es gute oder schlechte) anders um.

Gruß
Edith

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Mal ne Antwort!
Hallo,

auch wenn ich nicht Ayse bin:

Hättest Du damals coole Interviews geben können?

Meine Überlebensstrategie (auch was spätere Unerquicklichkeiten angeht, an denen mein Leben reich ist) war und ist, alles in eine Geschichte zu verwandeln. Ich kann dich im Zweifelsfall stundenlang mit amüsierenden bis schockierenden Geschichten aus meinem Leben unterhalten, locker und wohlformuliert - aber es sind eben Geschichten. Geschichten, die zwar wahre Begebenheiten erzählen, aber dadurch, dass sie quasi zu Literatur geworden sind, nichts mit mir, meinen Gefühlen zu tun haben.

Oder hättest
Du vor lieber vor Wut geschrien?

Meine Wut hat sich gegen mich selbst gerichtet, in Form von Depressionen, die ich aber dank einer perfekten Maske gekonnt vor meiner Umwelt verbergen konnte.

Hättest Du 2 Jahre später, nachdem Deine Vergewaltigungen
öffentlich gemacht waren, Gastgeberin in Deiner eigenen
Fernsehsendung mit Stars sein können?

Nein, ich möchte lieber mein Leben und meine Familiengeschichte zu einem großen Jahrhundertroman verabeiten, aber ich sammle erst einmal noch ein bisschen Material. ^^

Hättest Du auf den Einband Deines Buches über Dein Leid, Deine
Schmach, Deine Demütigung Dich als gutaussehende, gestylte,
tuffe Schönheit in fröhlichen Farben setzen lassen?

Ich bin größere Teile meines Lebens so jeden Tag live und in Farbe herumgelauufen. ^^ Es musste ja niemand zwingendermaßen mitbekommen, dass ich in meinem Innern ein kleines verängstigtes Kind war, dass sich am liebsten in einer Ecke unter einer Deecke verstecdkt hätte.

Abgesehen davon: Warum sollte jemand, der Leid, Schmach und Denütigung erlebt hat, auch nach deren Ende den Rest seines Lebens noch leidend und gedemütigt aussehen? Warum darf sie nicht gut aussehen, sich stylen, intelligent und eloquent sein? Warum darf sie nach dem Ende ihres Leidens nicht ihr leben selbst in die Hand nehmen?

Die Geschichte von Kampusch ist für mich völlig unglaubwürdig.

Und was, meinst du, wäre glaubwürdiger? Dass eine selbstbewusste Zehnjährige mit ihrem angeblichen Entführer irgendeinen Geheimplan geschmiedet und die Entführung nur vorgetäuscht hat?

Gruß

Billi

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Hallo,

Reines Hochdeutsch, gute Mimik, grammatikalisch perfekte
Sprache, Fremdwortgewandt, Erklärungsgewandt,redegewandt,
rhetorisch einwandfrei.

sie hatte einen Fernseher und Zugang zu Büchern und Zeitungen. Und sie ist sehr intelligent.

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die
Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

Was wäre denn deiner Ansicht nach ein plausibles Alternativszenario?

Gruß

=^…^=

1 Like

Hallo Karin,

Eines paßt für mich ganz und gar nicht:
Ihr Bild auf der Titelseite erinnert an einen Schlagerstar,
der seine Memoiren geschrieben hat. Perfekt gestylt,
geschminkt, frisiert.
Wenn jemand Leid erfahren und dazu etwas zu sagen hat, läßt er
sich niemals in hellen, schönen Farben in dieser Art auf den
Einband setzen!

So so!
Das weißt du woher?
Die Maske muss aufrecht erhalten werden!! Es ist fast unerlässlich für jemanden in ihrer Lage, dass nicht jeder Volldepp sofort sieht, was mit ihr los ist.
Gerade wenn man sein Inneres verbergen will, achtet man sehr genau auf sein Äußeres!!
Das sag ich aus Erfahrung!

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die
Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

Jeder kann glauben, was er will. Da will ich dir nicht reinreden.

Es gibt Ungereimtheiten. Vielleicht erinnert sie sich gar nicht an alles. Vielleicht haben die Eltern sogar auch noch die Entführung „bewilligt“? Alles Mutmaßungen!
Wir wissen, dass Missbrauchsopfer vieles unfreiwillig verdrängen.
Ich könnte jetzt auch nicht jede Minute chronologisch geordenet wiedergeben.
Dass man aber soweit geht und diese 8 Jahre Gefangenschaft in Frage stellt, kann ich nicht nachvollziehen!

Gruß
Karin

Grüße
Ayse

1 Like

Hallo,

Hättest Du damals coole Interviews geben können? Oder hättest
Du vor lieber vor Wut geschrien?

Ich war 14, sie ist bereits 18 gewesen.

Hättest Du 2 Jahre später, nachdem Deine Vergewaltigungen
öffentlich gemacht waren, Gastgeberin in Deiner eigenen
Fernsehsendung mit Stars sein können?

Das kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich sogar ja!!!

Hättest Du auf den Einband Deines Buches über Dein Leid, Deine
Schmach, Deine Demütigung Dich als gutaussehende, gestylte,
tuffe Schönheit in fröhlichen Farben setzen lassen?

Natürlich!!! Ich will nicht Mitleid, sondern mich mitteilen.
Wer will schon schäbig aussehen, damit der Mop zufrieden ist?

Du hast Leid erlebt.
Die Geschichte von Kampusch ist für mich völlig unglaubwürdig.

Das ist sie nicht.
Sie ist diejenige, die am wenigsten was für den Hype kann.
Es sind eher ihre Anwälte, Sozialarbeiter usw.
Wer verdient wohl an ihrer Popularität?

Karin

Liebe Karin, ich kann mir schon sehr gut vorstellen, was da „abgeht“.
Sie kommt frei, in eine Welt, die sie nie wirklich erlebt hat und lässt sich wahrscheinlich leiten.
Sie macht das, was man eben normaler Weise macht. Was ihr als Normal vorgesetzt wird.
Man selbst ist doch nicht in der Lage zu entscheiden, was „normal“ und was unnormal ist.
Man will einfach nur noch „Normalität“! Das ist dann hoffentlich nicht zuviel verlangt!

Grüße
Ayse

1 Like

Eine Frage:

Wenn jemand Leid erfahren und dazu etwas zu sagen hat, läßt er
sich niemals in hellen, schönen Farben in dieser Art auf den
Einband setzen!

Woher nimmst du das Recht und die Fähigkeit zu beurteilen, wie sich jemand zu verhalten hat, der solch ein Leid erfahren hat?

Wenn du dich intensiver mit Kampbusch befasst hättest, wüsstest du, dass sie sich über Radio „gebildet“ hat. Das ist eine der Erklärungen dafür, warum ihre Sprachwahl und -art so ist wie sie ist.

Ihr Erfolg:
Sie ist ein Star

Neid!

Sie ist in Wiki präsent - da müssen andere viel tun!

Neid!

Sie verdient Millionen

Neid!
Das ist es.

Du stehst aber immerhin offen dazu. Du gehörst doch zu denen, die erwarten, dass sich Kampbusch ganz anders verhalten müsste. Wie müsste sie sich denn verhalten?

Geduckt in Sack und Asche gehen?
Gram gebeugt? Zersaust? Mausgrau?
Stammelnd, bleich? Sprachlos?
Wimmernd? Immer wieder in Tränen ausbrechend, wenn sie auf ihr Martyrium angesprochen wird?
Darbend? Alle 3 Jahre kommt die Kronenzeitung vorbei und berichtet aus dem armseligen 1-Zimmer-Appartement, in dem die arme Natascha nach ihrer Entführung hausen muss?

Alles, was von diesem Bild abweicht ist „merkwürdig“ und ist Grund, die Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen?

Grüße Karin

5 Like

Hi,

nunja, Du glaubst ja auch, daß blonde Frauen ihre Männer puschen, wie Stefanie zu Guttenberg und Bettina Wulff.

Was daraus geworden ist…

Gruß
Tina

2 Like

Du hast WUT! Zu Recht!
Vergewaltigt, mißbraucht, gedemütigt, immer wieder.

Hättest Du damals coole Interviews geben können? Oder hättest
Du vor lieber vor Wut geschrien?

Du hast überhaupt keine Ahnung! Deine Zeilen mach mich erst richtig wütend. Du weißt doch überhaupt nicht, worüber du dich hier auslässt!

Weißt du, wie das ist, solches Leid zu erfahren? Kennst du den Zustand, diese Wut gar nicht empfinden zu können? Oder die Wut empfinden zu können, aber nicht rauslassen zu können? Dieser irrsinnige innere Schrei, der einen zum Zerreissen bringen kann.

Hättest Du auf den Einband Deines Buches über Dein Leid, Deine
Schmach, Deine Demütigung Dich als gutaussehende, gestylte,
tuffe Schönheit in fröhlichen Farben setzen lassen?

Du machst dich sehr an Äußerlichkeiten fest und scheinst dich gar nicht für das zu interessieren, was Opfer wirklich bewegt.

Wie sich das anfühlt, so seiner Würde beraubt zu werden, dass sie nur noch unter der Schuhsohle klebt, weißt du das? Ich weiß wie sich das anfühlt! Ich kenne die Tage, an denen ich mausgrau rumlaufe und mir alles egal ist. An diesen Tagen entspreche ich wohl dem Bild, das du von so Menschen wie mir und Kampbusch sehen willst. Viel öfter sind aber die Tage, an denen ich nicht so rumlaufe oder rumgelaufen bin. Das sind die Tage, wo ich die Maske gebraucht habe oder wo es mir einfach auch mal gut ging. Einem Opfer muss es nicht immer schlecht gehen. Wenn es einem schlecht geht, will man aber nicht, dass es jeder sieht. Dafür gibt es viele Gründe. Eine der Gründe ist, dass diese Fassade oft das Einzige Gerüst ist, was einen noch hält.

Es ist seine Scheißsituation, einerseits darum kämpfen zu müssen, als Opfer anerkannt zu werden, andererseits aber nicht nur als Opfer gesehen zu werden. Ich musste diesen Kampf im Kleinen auch führen, Kampbusch muss ihn bis heute führen.

Ich möchte wirklich nicht in ihrer Haut stecken. Und du neidest ihr das Geld, dass sie verdient. Das ist abscheulich!

Grüße

Karin

7 Like

Hallo,

im Alter von 10 Jahren wurde Kampusch entführt. Sie ging
damals in die 4. Klasse der Hauptschule und hatte den
Sprachgebrauch eines 10-jährigen Kindes. Unter diesen Qualen,
Vergewaltigungen, diesem Marthyrium, 8 Jahre lang, bis zum 18.
Lebensjahr, wundert mich folgendes:

1998 mit 10 Jahren in einer Kellerverlies entführt
2006 die Flucht
29.05.2008 der 1. Auftritt im Fernsehen
Im Juni 2008 trat sie als Gastgeberin in ihrer eigenen
Fernsehsendung auf.

Reines Hochdeutsch, gute Mimik, grammatikalisch perfekte
Sprache, Fremdwortgewandt, Erklärungsgewandt,redegewandt,
rhetorisch einwandfrei.

Man überlege, was man wohl machen kann, wenn man den überwiegenden Teil seiner Zeit alleine aber mit Zugang zu Medien/Literatur verbringt. Gerade angesichts der an ihr verübten Missbrauchshandlungen drängt sich eine Flucht in Medien-/Literaturwelt nahezu auf. Und ja, dabei kann man sich schon einen guten Wortschatz erarbeiten. Und wenn man jahrelang kaum Möglichkeiten hatte, sich gegenüber Dritten zu artikulieren, und so viel erlebt und zu erzählen hat, dann passt es doch eigentlich wie Faust auf Auge, dass sie entsprechend erzählt. Was die Mimik angeht: Da gibt es nun mal Naturtalente, und andere lernen es nie. Neid?

Die Jahre zwischen 10 und 18 sind wichtige Jahre eines Kindes.
Dies nach diesem Marthyrium in 2 Jahren (zwischen 2006 und
2008) nachzuholen ist fast unmöglich.

Wer sagt, dass sie diese bereits nachgeholt hat? Was kennst Du wirklich von ihr? Was weißt Du tatsächlich über sie? Auf den ersten Blick mag dieser Eindruck bestehen, weil sie aussieht, wie eine junge Frau in diesem Alter nun mal aussieht. Sie weiß sich auszudrücken, und kommt offenbar mit den lebenspraktischen Sachen ganz gut klar. Aber dafür braucht es nicht einmal zwei Jahre. Ich erlebe hier jedes Jahr russische Au-Pair, die mit mehr oder weniger mäßigen Sprachkenntnissen und dem großen P in den Augen vor der ersten Busfahrt in die Stadt zittern, und sich hier nach sechs Wochen bewegen, als ob sie hier geboren wären. Ich selbst bin nach einer Woche auch ohne Sprachkenntnisse allein in Tokio unterwegs gewesen. Ein intelligenter Mensch schafft das!

Für mich stellt sich die Frage: Hat Prikjopil, ein
arbeitsloser Nachrichtentechniker, neben der Folter, sie auch
in Wort und Schrift perfekt unterrichtet oder wer hat das
getan? Hatte sie neben dem Marthyrium noch die Kraft zu
lernen? Oder hat sie von ihrem Entführer in tiefschürfenden,
grammatikalisch wichtigen Gesprächen diese Sprache gelernt?

Das hat nichts mehr mit sachlichen Fragen zu tun, sondern geht mit seinem Sarkasmus klar in Richtung böswilliger Unterstellungen. Das es durchaus denkbar und sogar wahrscheinlich ist, dass es anders war, s.o.

Systematisch wurde Kampusch seit Juni 2008 hochgepuscht oder
vielmehr: Ließ sich hochpuschen.

Gerade ein paar Zeilen zuvor thematisierst Du noch, wieviel Jahre ihr in der Entwicklung fehlen, und dass sie diese unmöglich habe aufholen können. Und jetzt kritisierst Du, dass sie nicht über das perfekte Wissen und die langjährige Erfahrung mit Medien und mehr oder minder gut meinenden Beratern verfügt, um sich gegen das „Hochpuschen“ ihrer Person und Erlebnisse zur Wehr zu setzen. Ja, vielleicht ist genau daran zu erkennen, dass sie eben nicht so Herr der Lage ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Da wäre Verständnis ggf. eher angebracht als Anklage, oder?

Perfekte Auftritte in Talk-Shows
Perfekte Interviews

Was war daran perfekt? Das waren durchschnittlich banale Talkshow-Auftritte die viele Menschen hin bekommen, die mal mehr oder weniger kurz aufgrund einer konkreten Geschichte von einem Sender zum nächsten gereicht werden, und vermutlich Berater an der Seite haben, die Fragen vorher bekannt waren und durchgesprochen haben, …

Das Highlight: Ein Bestseller-Buch über ihr Marthyrium

Ist das Buch ein Bestseller, weil es so ein wahnsinniges literarisches Niveau hat, oder ist es einfach nur deshalb ein Bestseller, weil eine sensationsgeile Masse hofft, sich an darin erwarteten sexuellen Details aufgeilen zu können/gerne mitleidet? Bei so einer einmaligen und dazu auch noch sexuellen Geschichte kann man doch den größten Sch… schreiben, und es wird den Autoren aus den Händen gerissen, siehe Feuchtgebiete, …

Aber dass jemand mit so einer Geschichte diese niederschreiben möchte, um eben auch mehr aus subjektiver eigener Sicht dazu zu berichten, als es in kurzen Interviews möglich ist, ist auch verständlich. Wenn dann aus obigen Gründen extrem viele Leute so ein Buch lesen möchten, ist das wohl kein „Verschulden“ der Autorin.

Eines paßt für mich ganz und gar nicht:
Ihr Bild auf der Titelseite erinnert an einen Schlagerstar,
der seine Memoiren geschrieben hat. Perfekt gestylt,
geschminkt, frisiert.

Sie ist offenbar Mutter Natur recht gut geraten. Vielleicht ist ihr auch genau dies damals zum Verhängnis geworden. Was erwartest Du jetzt? Muss sie sich Narben ins Gesicht malen? Muss sie auf Titelbildern so erscheinen, als sei sie gerade eben von fünf Minuten zum letzten Mal vergewaltigt worden? Und Makeup, ordentliche Frisur für Titelbilder ist doch wohl die normalste Sache der Welt. Da möchte doch jeder gut aussehen. Steht ihr das als Opfer einer Straftat nicht zu? Kann man nicht verstehen, dass eine junge Frau nach den Jahren des Eingesperrt- und Opferseins da ggf. auch etwas Nachholbedarf hat? Und in den Medien eben genau so auftreten will, wie sie das immer nur an anderen sehen konnte? Kann man nicht nachempfinden, dass jemand, der immer nur alles passiv über sich erdulden lassen möchte, jetzt für das eigene Selbstwertgefühl die Demonstration von Stärke braucht?

Wenn jemand Leid erfahren und dazu etwas zu sagen hat, läßt er
sich niemals in hellen, schönen Farben in dieser Art auf den
Einband setzen!

S.o. Abgesehen davon: Woher nimmst Du diese Erfahrung?

Ihr Erfolg:
Sie ist ein Star

Um welchen Preis? Wollte sie das von sich aus sein? Oder macht sie nicht eine sensationsgeile Masse dazu? Welche Möglichkeiten hätte sie überhaupt nach so einer Geschichte? Sich verkriechen, auf dass man ihr ständig nachstellen würde, um jeden Preis versuchen würde an Details und Bilder heran zu kommen? Akzeptieren, dass anstelle eigener Tatsachenberichte Erfindungen der Medien treten? Oder vielleicht doch besser selbst aktiv werden, und offensiv mit der Geschichte umgehen?

Sie ist in Wiki präsent - da müssen andere viel tun!

Boah, ich bin beeindruckt. Schau Dir doch mal an, wer da alles für welche Lebensleistungen drin steht. Ein Wiki-Eintrag ist doch kein Bundesverdienstkreuz.

Sie verdient Millionen

Und welche Möglichkeiten hätte sich angesichts fehlendem Schulabschluss und fehlender Ausbildung, sich sonst aktuell ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und Rücklagen für Zeiten zu bilden, in denen die Geschichte dann niemand mehr interessiert? Und was von dem Geld bleibt wirklich bei ihr hängen? Was geht an das ganze Backoffice, was zu so einem Leben in den Medien dazu gehört?

Wissen wir, was Prikjopil hätte erzählen können, wenn er sich
nicht umgebracht hätte und war es überhaupt Selbstmord?

Nein, werden wir auch vermutlich nie erfahren, von daher ist es müßig darüber zu spekulieren.

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die
Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

Es gibt auch Menschen die nicht an die Mondflüge glauben, dafür an Aliens in Area 51. Es gibt Menschen, die hinter 9/11 die wahnwitzigsten Verschwörungstheorien sehen, und an die geheime Weltregierung der Nazis unter dem Eis des Nordpols glauben, … Was sagt uns das?

Gruß vom Wiz

8 Like

Hallo,

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die
Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

klar, dass hat sie damals mit 10 Jahren selbst organisiert um jetzt den Reibach zu machen. Ganz bestimmt!!

Gruß
T.

5 Like

****OT
lach!

Die Milliarden, die sie verdient, kann sie gar nicht mehr ausgeben.

Hätt ich mal gewusst, dass man Billionen verdienen kann…
Danke für den Lacher

Grüße
Ayse

Hallo Ayse,

Sie war damals Hauptschülerin und ist deshalb zu doof, sich heute vernünftig ausdrücken zu können. Gleichzeitig war sie aber intelligent genug, im gleichen Alter zu planen, wie man 10 Jahre später an einen Wikipediaeintrag, eine Talkshow und einen Bestseller kommt. Kapiert?

Viele Grüße

Karin

2 Like

Hallo,

sie entsprach in ihrem Interview , das sie als erstes hab wohl am ehesten unserem perfekt gestylten Typ - sie war nämlich stark untergewichtig.! Mittlerweile ist sie normalgewichtig und sieht völlig normal aus. Natürlich war sie geschminkt, und auch aufgestylt… klar… jeder Depp in einer Talkshow ist das auch.

Zudem finde ich nicht, das sie sich typisch ausgedrückt hat für eine junge Frau, sondern sehr gebildet , wie jemand, der keinen Kontakt zu anderen Jugendlichen hat.

Und ob sie wirklich reich geworden ist… ganz ehrlich, wer will denn für ein bißchen Kohle seine Jugend verpassen und im Keller eingesperrt sein? Und womit soll sie denn sonst ihr Geld verdienen ? Wo jeder ihr Gesicht kennt ? Und vielleicht ist das auch einfach Teil der Verarbeitung, so wie es viele Promis auch machen, bücher schreiben, Interviews geben, etc.

Ich persönlich wünsche das keinem Kind, so etwas durchmachen zu müssen.

Mal davon ab, unterstellst du hier wirklich einer 10-jährigen, so etwas geplant zu haben??

lg brenna

Hallo,

Ich glaube nicht an die Entführung und nicht an die
Gefangenschaft und da bin ich nicht die Einzige.

klar, dass hat sie damals mit 10 Jahren selbst organisiert um
jetzt den Reibach zu machen. Ganz bestimmt!!

Hi,

richtig und er hat sich einfach so umgebracht, weil ja gar nichts war.

Gruß
Tina

Hallo Ayse,

Weh getan hast du mir nicht, wie auch?

Na ja, die Erinnerung an deinen Missbrauch tut dir offensichtlich und verständlicherweise weh. Durch das Beantworten meiner Fragen, bist du gezwungen, dich zu erinnern. Aber es beruhigt mich natürlich, wenn du das nicht so siehst.

Nach diesem Schock ging es irgendwie bergab. Hatte ich Angst,
bekam ich Schläge, weil ich weinte. Meine Mutter hat einmal
(da war ich wohl 4 Jahre alt), weil ich Angst vor dem
Gasboiler hatte und weinte, wenn ich nachts auf Tiolette
musste, so lange mich angebrüllt, bis mein Vater wach war. Der
hat mir so eine geknallt, dass die Nase blutete.
Danach lernt man seine Ängste nicht mehr zu zeigen!

Das kann ich mir gut vorstellen! Deine Oma ist dann wohl wieder zurückgeflogen, und blieb so auch nicht als Bezugsperson erhalten?

Ich stehe da nicht wirklich drüber. Den Schwachkopf habe ich
mir dann vorgenommen und bin auch zum Chef. Er hat eine
Abmahnung bekommen und hat sich dann entschuldigt.

Find ich auch gut, dass du dir sowas nicht gefallen lässt. :smile:

Angezeigt habe ich ihn nicht. Wie auch?
Das hätten meine Eltern nicht zugelassen. Dann wäre ja ganz
offiziell ihre Tochter entehrt gewesen. Meine Eltern wissen
wohl bis heute nichts.

Ist dir das nicht wichtig, um besser damit abschließen zu können? Deinen Eltern das auch mal vorwerfen zu können und den Nachbarn womöglich jetzt noch anzuzeigen? Du hast ja geschrieben, dass du deinen Eltern im Grunde die größte Schuld an dem Missbrauch gibst und inzwischen keinen Kontakt mehr zu ihnen hast. Du hast dein erstes Posting in diesem Thread mit WUT betitelt. Ich denke, diese Wut richtet sich zu einem sehr großen Teil gegen deine Eltern. Ich stelle mir vor, dass man diese Wut auch den Eltern mal entgegenschleudern will, ihnen ins Gesicht sagen, was sie einem da eigentlich angetan haben… Hast du dieses Bedürfnis nicht, oder gibt es andere Gründe, warum du es nicht tust / getan hast?

Es bringt ja nichts auch noch darüber nach zu denken:was wäre
wenn.
Ich habe gelernt meine Energie so effizient wie möglich zu
nutzen.
Denn viel hatte ich bisher nicht zur Verfügung.

Tolle Einstellung! Ehrlich! :smile: Und wahrscheinlich auch die einzig richtige, um damit umzugehen.

Im Grunde bin ich eine Kämpfernatur. Früher habe ich mich für
meine Geschwister eingesetzt. (Hab mal nen älteren Jungen
verprügelt, weil er meinen Bruder geschubst hat:smile:)
Für mich selbst habe ich mich allerdings selten eingesetzt.

Ja, dass du eine Kämpfernatur bist, merkt man. :smile: Umso besser, dass du inzwischen anscheinend auch gelernt hast, dich für dich selber einzusetzen.

Zum Schluss noch das hier:

Was ist es, das dich so suchen lässt? (Musst nicht darauf
antworten, erst recht nicht öffentlich)

Ich weiß nicht recht, mir kommts vor, als gäbe es viele verschiedene Gründe, die da mit rein spielen. Vielleicht hab ich aber auch den einen, auf den alles rausläuft, noch nicht entdeckt. Ich bin allerdings sicher, dass es nicht am Thema Missbraucht liegt. Auch wenns blöd klingt, deine Geschichte erinnert mich an die Art Romane, die mich schon immer fasziniert haben: Romane über Menschen, die mit ihrer schweren Vergangenheit auf eine bewundernswerte Art und Weise umgehen. Da deine Geschichte echt ist, ist sie eben umso bewegender.

Irgendwie hängt es aber auch damit zusammen, dass ich mich in den letzten zwei Jahren sehr verändert hab. Ich hab Seiten an mir entdeckt, die ich früher nicht kannte, oder nicht zugelassen hab. Man könnte sagen, ich hab ein wenig meine soziale Ader entdeckt und festgestellt, wie gerne ich anderen helfe, zuhöre, Verständnis habe… Im RL gelingt mir sowas aber noch sehr wenig, weil ich da noch viel mehr Angst habe, zu neugierig, zu aufdringlich zu sein. Da hab ich ja nicht die Zeit, mir genau zu überlegen, was ich wie frage. Da frag ich dann lieber gar nicht und ärgere mich nachher über mich selber. Ich bin es von klein auf einfach kaum gewöhnt, mit anderen über persönliche, belastende Dinge zu sprechen. Was mich betrifft, hab ich immer alles eher in mich rein gefressen, und mich auch in Bezug auf die Probleme anderer immer möglichst rausgehalten (wohl aus Unsicherheit). Erst als ich vor zwei Jahren eine langjährige Beziehung beendet hab, hab ich das nach und nach ein wenig gelernt weil ich jemanden gefunden hab, dem ich mich anvertrauen konnte. Ich bin seither viel empfindsamer und offener für das, was andere bewegt, weiß damit aber noch nicht immer richtig umzugehen. Man könnte vielleicht auch sagen, ich möchte das, was ich da geschenkt bekommen hab (die Möglichkeit zu reden, mich zu öffnen, zu vertrauen…) weitergeben. Wobei das alles jetzt sehr danach klingt, als würde ich irgendwie mein Helfersyndrom an dir abarbeiten. So ist es nicht. Ich denke nur, dass daher eben dieses gesteigerte Interesse an anderen Menschen kommt.

Ganz liebe Grüße
M.