Hallo,
Nach diesem Schock ging es irgendwie bergab. Hatte ich Angst,
bekam ich Schläge, weil ich weinte. Meine Mutter hat einmal
(da war ich wohl 4 Jahre alt), weil ich Angst vor dem
Gasboiler hatte und weinte, wenn ich nachts auf Tiolette
musste, so lange mich angebrüllt, bis mein Vater wach war. Der
hat mir so eine geknallt, dass die Nase blutete.
Danach lernt man seine Ängste nicht mehr zu zeigen!Das kann ich mir gut vorstellen! Deine Oma ist dann wohl
wieder zurückgeflogen, und blieb so auch nicht als
Bezugsperson erhalten?
Leider nicht,sie ist wieder zurückgeflogen.
Ich stehe da nicht wirklich drüber. Den Schwachkopf habe ich
mir dann vorgenommen und bin auch zum Chef. Er hat eine
Abmahnung bekommen und hat sich dann entschuldigt.Find ich auch gut, dass du dir sowas nicht gefallen lässt.
Ging weniger darum, dass ich mir das nicht hab gefallen lassen wollen, sondern darum, wie pervers diese Aussage war und wie locker er das gesagt hatte. Er sollte wissen, dass sowas kein Kavaliersdelikt ist!
Angezeigt habe ich ihn nicht. Wie auch?
Das hätten meine Eltern nicht zugelassen. Dann wäre ja ganz
offiziell ihre Tochter entehrt gewesen. Meine Eltern wissen
wohl bis heute nichts.Ist dir das nicht wichtig, um besser damit abschließen zu
können?
Irgendwie nicht!
Deinen Eltern das auch mal vorwerfen zu können und den
Nachbarn womöglich jetzt noch anzuzeigen? Du hast ja
geschrieben, dass du deinen Eltern im Grunde die größte Schuld
an dem Missbrauch gibst und inzwischen keinen Kontakt mehr zu
ihnen hast. Du hast dein erstes Posting in diesem Thread mit
WUT betitelt. Ich denke, diese Wut richtet sich zu einem sehr
großen Teil gegen deine Eltern. Ich stelle mir vor, dass man
diese Wut auch den Eltern mal entgegenschleudern will, ihnen
ins Gesicht sagen, was sie einem da eigentlich angetan
haben… Hast du dieses Bedürfnis nicht, oder gibt es andere
Gründe, warum du es nicht tust / getan hast?
Es ist mir nicht wichtig gewesen. Es hilft mir auch nicht weiter, wenn er bestraft wird. Er würde im schlimmsten Fall für wenige Jahre ins Gefängnis gehen, wenn überhaupt nach so langer Zeit.
Meine Eltern sind mit meinem „Durchbrennen“ gut „bestraft“ gewesen.
Außdem bin ich eigentlich nicht eine nachtragende Person.
Ich versuche logisch zu sein, wie soll ich das jetzt ausdrücken?
Beispiel (vielleicht nicht das Beste): Fällt mir ein Stein auf den Kopf,versuche ich lieber die Wunde zu behandeln. Der Stein ist nun mal gefallen und ich kann das nicht mehr ändern, selbst wenn ich den Stein in Trümmer schlagen würde, ich hätte die Wunde dennoch am Kopf.
Ich glaube, ich habe einfach gelernt, die Wunden zu schließen und weiter zu machen. So nach dem Motto: hingefallen? Aufstehen, Staub von den Klamotten klopfen und weiter gehen.
Was soll ich auch sonst machen?
Jahrelange Gerichtsverhandlungen, solche Dinge vor Polizei und Staatsanwaltschaft erzählen mag ich nicht. Sie sind fremde und ich traue ihnen nicht, weil ich niemandem in den Kopf schauen kann.
Es bringt ja nichts auch noch darüber nach zu denken:was wäre
wenn.
Ich habe gelernt meine Energie so effizient wie möglich zu
nutzen.
Denn viel hatte ich bisher nicht zur Verfügung.Tolle Einstellung! Ehrlich!
Und wahrscheinlich auch die
einzig richtige, um damit umzugehen.Im Grunde bin ich eine Kämpfernatur. Früher habe ich mich für
meine Geschwister eingesetzt. (Hab mal nen älteren Jungen
verprügelt, weil er meinen Bruder geschubst hat:smile:)
Für mich selbst habe ich mich allerdings selten eingesetzt.Ja, dass du eine Kämpfernatur bist, merkt man.
Umso
besser, dass du inzwischen anscheinend auch gelernt hast, dich
für dich selber einzusetzen.
Jein, es fällt mir teilweise recht schwer, „nein“ zu sagen…
Zum Schluss noch das hier:
Was ist es, das dich so suchen lässt? (Musst nicht darauf
antworten, erst recht nicht öffentlich)
Ich weiß nicht recht, mir kommts vor, als gäbe es viele
verschiedene Gründe, die da mit rein spielen. Vielleicht hab
ich aber auch den einen, auf den alles rausläuft, noch nicht
entdeckt.
Ich bin allerdings sicher, dass es nicht am Thema
Missbraucht liegt. Auch wenns blöd klingt, deine Geschichte
erinnert mich an die Art Romane, die mich schon immer
fasziniert haben: Romane über Menschen, die mit ihrer schweren
Vergangenheit auf eine bewundernswerte Art und Weise umgehen.
Da deine Geschichte echt ist, ist sie eben umso bewegender.
Ok, kann ich nicht nachvollziehen (nicht negativ gemeint), akzeptiere ich aber!
Irgendwie hängt es aber auch damit zusammen, dass ich mich in
den letzten zwei Jahren sehr verändert hab. Ich hab Seiten an
mir entdeckt, die ich früher nicht kannte, oder nicht
zugelassen hab. Man könnte sagen, ich hab ein wenig meine
soziale Ader entdeckt und festgestellt, wie gerne ich anderen
helfe, zuhöre, Verständnis habe… Im RL gelingt mir sowas
aber noch sehr wenig, weil ich da noch viel mehr Angst habe,
zu neugierig, zu aufdringlich zu sein. Da hab ich ja nicht die
Zeit, mir genau zu überlegen, was ich wie frage. Da frag ich
dann lieber gar nicht und ärgere mich nachher über mich
selber. Ich bin es von klein auf einfach kaum gewöhnt, mit
anderen über persönliche, belastende Dinge zu sprechen. Was
mich betrifft, hab ich immer alles eher in mich rein
gefressen, und mich auch in Bezug auf die Probleme anderer
immer möglichst rausgehalten (wohl aus Unsicherheit). Erst als
ich vor zwei Jahren eine langjährige Beziehung beendet hab,
hab ich das nach und nach ein wenig gelernt weil ich jemanden
gefunden hab, dem ich mich anvertrauen konnte. Ich bin seither
viel empfindsamer und offener für das, was andere bewegt, weiß
damit aber noch nicht immer richtig umzugehen. Man könnte
vielleicht auch sagen, ich möchte das, was ich da geschenkt
bekommen hab (die Möglichkeit zu reden, mich zu öffnen, zu
vertrauen…) weitergeben. Wobei das alles jetzt sehr danach
klingt, als würde ich irgendwie mein Helfersyndrom an dir
abarbeiten. So ist es nicht. Ich denke nur, dass daher eben
dieses gesteigerte Interesse an anderen Menschen kommt.
Ich verstehe; du lernst die Beweggründe der Menschen kennen.
So hab ich das auch immer gemacht.
Verstehe ich die Menschen, verstehe ich mich selbst.
Ging allerdings umgekehrt besser: Erst habe ich versucht mich kennen zu lernen, danach war es einfacher die Menschen zu verstehen!
Dafür brauchte ich aber eine Psychotherapie.
Ganz liebe Grüße
M.
Lieben Gruß zurück
Ayse
P.S.: ich kann wieder schlafen!!!
Hat ja nicht lang gedauert, bis ich wieder ok war!