Hallo,
Die Krokodilstränen, die in diesem Thread vergossen werden,
sind schon peinlich.
Du hättest das sachlicher einleiten können, dann hätte man dir abnehmen können, dass du an einer sachlichen Auseinandersetzung interessiert bist. Trotzdem will ich mal versuchen, einigermaßen sachlich zu antworten.
Dabei sind die Dubiositäten in diesem Fall unübersehbar.
Da gebe ich dir Recht. Mit diesen Dubiositäten kann man aber ganz unterschiedlich umgehen und verschiedene Rückschlüsse ziehen. Welche das sind, hängt davon ab, wie viel man selbst mitbringt. Ist man jemand, der sich mit den psychischen Folgen solcher Taten auskennt, weil er Fachmann oder Opfer ist und sich weiß wie das anfühlt oder ist es jemand Außenstehendes, der so etwas nur aus der Zeitung kennt.
Wenn sich jemand gar nicht auskennt, sollte er fragen, bevor er Rückschlüsse zieht! Fragt er nicht und verurteilt trotzdem, dann muss derjenige sich gefallen lassen, dass man ihn nicht ernst nehmen kann.
Sie bittet
sich eine Minute allein am Sarg von Priklopil aus, sie weint
an seinem Sarg, sie speichert ein Foto des Sargs auf ihr
Handy, sie legt rote Rosen auf sein Grab und sie kauft das
Haus Priklopils, um dort in Ruhe zu lesen und entspannt vor
sich hin zu dösen. Sie ließ mehrere Fluchtmöglichkeiten
ungenutzt.
Du verstehst nicht, warum sie das gemacht hat. Warum fragst du nicht, welche Erklärung es für ihr Verhalten gibt? Warum ziehst du daraus den Rückschluss, dass ihre Geschichte nicht stimmt?
Der Mann ist 8 Jahre lang die einzige Bezugsperson gewesen. Das Mädchen hat 8 Jahre lang ein Martyrium erlebt, ohne Hilfe! Hast du mal den Versuch gemacht, dich selbst in deine Kindheit zurückzuversetzen? Jeder kennt eigentlich das Gefühl, verloren zu sein, wenn überraschend der Kontakt zu den Eltern abbricht. Die Welt geht unter. Das passiert normalerweise schon nach Minuten, Stunden. Dieses Mädchen war aber nicht Stunden abgeschnitten, sondern Tage, Wochen, Monate, Jahre.
Weißt du, was du von einem Kind erwartest, wenn du verlangst, dass sie ständig in Abruf hätte stehen müssen, fliehen zu können?
Typisch für Traumaopfer ist auch, dass sie tatsächlich fliehen. Wenn man nicht nach außen fliehen kann, flieht man nach innen. Die Hülle bleibt sichtbar, tatsächlich ist man innendrin aber gar nicht mehr da. Das haben hier auch schon einige geschrieben und ich weiß auch, wie das ist.
Ich weiß auch, wie „bescheuert“ man sich verhält. Es ist einfacher, sich ein verqueres Bild von heiler Welt aufzubauen, als sich das Grauen einzugestehen und zu ertragen, was man selbst erlebt hat. Das macht meistens übrigens von ganz alleine, ohne dass man darauf einen Einfluss hat.
Ein paar Tage nach der Flucht schreibt sie,
unterstützt vom Psychiater Max Friedrich, einen „Brief an die
Weltöffentlichkeit“, dessen sehr unglückliche Adressierung bei
vielen gar nicht gut ankam.
Abgesehen davon, dass der Öffentlichkeit nicht zusteht, so über diesen Brief zu werten. Wieso wirfst du das Kampbusch vor? Man kann dem Psychiater das vielleicht vorwerfen. Obwohl ich selbst da vorsichtig bin. Der Fall Kampbusch ist auch für einen normalen Psychiater eine ziemlich große Nummer! Da muss jemand nicht nur fachlich super sein, solche Fälle gibt es schließlich nicht oft, sondern der muss auch noch tauglich sein, mit der Medienmeute umzugehen. Also auch so etwas wie ein PR-Berater.
Kampbusch hatte doch überhaupt kein Gefühl dafür, was es heißt, eine vertrauensvolle Beziehung zu einem Menschen zu haben. Wie auch? Das hat sie sehr wahrscheinlich bis heute noch nicht. Um mit einem Therapeuten einigermaßen arbeiten zu können, braucht man aber Vertrauen und das braucht Zeit. Diese Zeit hat man aber von Anfang an weder Kampbusch noch dem Therapeuten gegeben.
Stattdessen wurde von beiden erwartet, dass sie alles richtig zu machen haben und dabei die Öffentlichkeit auch noch auf dem Laufenden zu halten haben. Die haben schließlich ein RECHT darauf! *Kotz!
Dieser Neidvorwurf ist lächerlich, weil allzu vordergründig.
Dieser Neidvorwurf ist nur einer von vielen Vorwürfen. Warum pickst du dir den heraus und sagst zu den anderen nichts? Außerdem ist der Neidvorwurf nicht vordergründig, wenn offen unterstellt wird, die ganze Geschichte sei inszeniert, um an einen Wikipediaeintrag und einen Bestseller zu kommen.
Vielmehr geht es den allermeisten Skeptikern um das
Missverhältnis zwischen der höchst erfolgreichen
Marketingkampagne der „Firma“ Kampusch und dem Schicksal
anderer Gewalt-Opfer , die noch Schlimmeres erlebten als die
Kampusch und z.T. gravierende bleibende Schäden davontrugen.
Wie viele Opfer kennst du, die „noch Schlimmeres“ erlebt haben? Wie viele kennst du persönlich? Was weißt du von deren Schicksal? Außerdem bist du der Erste, der hier andere Opfer überhaupt ins Spiel bringt. Den „Skeptikern“ geht es doch keinen Deut um das Schicksal anderer Opfer! Im Gegenteil! Hier haben sich überraschend viele Opfer geoutet. Du hast von keinem dieser Opfer gehört, dass die Kampbusch verurteilt haben.
Findest du nicht merkwürdig, dass du dich hier zum Verteidiger anderer Opfer aufspielst, selbst aber gar nicht zur Kenntnis genommen hast, was andere Opfer hier geschrieben haben?
Was diese Opfer von Kampusch unterscheidet, ist ihr mangelndes
Talent der Selbstvermarktung und in vielen Fällen auch der
Mangel an Attraktivität für die Medien und das Publikum.
Medienprofis wissen schon lange, dass weibliche Opfer ein
relevantes Publikumsinteresse nur erregen, wenn sie sexy sind.
Ein Opfer ohne Sexappeal ginge vom Start weg medientechnisch
komplett leer aus.
Du wirfst Kampbusch vor, dass sie medienwirksam ist? Was für eine, ja viele Unterstellungen.
Die Medien waren es doch, die sich von Anfang an auf „den Fall“ und die junge Frau gestürzt haben. Zu unvorstellbar die Tat, zu groß das Ausmaß. Das war sicher nichts, was Kampbusch sich ausgesucht hat, die lieber in Ruhe gelassen worden wäre. Die Chance hat man ihr aber nie gegeben. Du wirfst ihr vor, dass sich die Medien auf sie stürzen, weil sie gut aussieht? Merkst du nicht, wie bekloppt das ist? Was kann sie denn dafür?
DAs ist doch genau das, was ich in meiner ersten Antwort geschrieben habe: Sie hat in der Erwartung der Öffentlichkeit, auch in deiner, mausgrau zu sein, ärmlich. Ist sie das nicht, muss etwas faul sein, ist sie kein Opfer. Wer lässt sich denn hier von Äußerlichkeiten manipulieren und wer manipuliert?
Und darin liegt die Heuchelei der Opferbeweiner (in erster
Linie der männlichen, auch in diesem Thread). Sie sind sich
gar nicht dessen bewusst, dass sie Opfer kategorisieren in
´attraktiv´ und ´unattraktiv´ und ihr Interesse am Opfer von
diesem Kriterium abhängig machen.
Und darin liegt deine Perversität und die der „Skeptiker“, mit denen du dich solidarisierst. Tatsächlich mache ich und andere hier den gleichen Vorwurf! Der Unterschied ist nur, dass du den Rückschluss ziehst, Kampbusch sei Schuld und die Geschichte faul, während ich und andere der Öffentlichkeit und den Medien sagen: Hört mit dieser Kategorisiererei auf und lasst die Frau in Ruhe.
Wer denkt jetzt mehr an das Opfer? Wer denkt mehr an andere Opfer?
Die Medienleute wissen das sehr gut: Sie entscheiden anhand
äußerlicher Kriterien, ob ein Opfer vermarktbar ist oder
nicht. Optimalerweise ist ein mediengerechtes Opfer
Erfüllt es eines dieser Kriterien nicht, ist es nur noch ein
Fall für die letzte Seite. Fehlen alle diese Merkmale, kommt
kaum eine Randnotiz heraus.
Und das wirfst du Kampbusch vor?
Ich könnte kotzen, wenn ich daran denke, dass das, was mir widerfahren ist, Null Öffentlichkeit bekommt. Es wird totgeschwiegen. Ich habe es versucht, weil ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin. Ich bin wütend, dass es für Betroffene wie mich keine Lobby gibt. Ich käme aber nie auf die Idee, dafür Kampbusch verantwortlich zu machen. Das ist doch nicht ihr Fehler. Schuld sind die Medien und Schuld sind Leute wie du, die sich unter dem Mäntelchen „Skeptiker“ zu sein mit Schund füttern lassen, den die Medien auf Bestellung liefern.
Lass mich raten: Der Berufsskeptiker ist aber immer nur kritisch gegenüber anderen und nie gegenüber sich selbst, oder?
Die
Ungereimtheiten in der Selbstdarstellung der Kampusch führten
allerdings schnell zu einer geteilten Meinung über den Fall.
Weißt du, was du gar nicht merkst? Du spielst dich hier souverän als der große Skeptiker auf. Tatsächlich fällt du mehr auf die Medienmasche und auf deine eigene Gier rein, als du dir selbst wahrhaben willst.
Bevor du entrüstest antwortest möchte ich dich noch einmal erinnern: Vergiss die, die du Heuchler nennst. Du hast hier Experten und Betroffene. Wenn du echtes Interesse hast, frag. Das ist eine gute Gelegenheit für den Skeptiker, seine Erkenntnisse zu erweitern. Fragst du nicht sondern bleibst einfach so bei deiner Haltung, beweist du nur, dass es dir um Erkenntnis nicht geht, sondern nur darum, eine vorgefertigte Meinung zu pflegen.
Viele Grüße
Karin