Servus,
ich finde schon die Überlegung Autoabgase seien vergleichbar mit Zigaretten(ab)gasen grundlegend falsch.
Wenn ich die Wette richtig verstanden habe steht dahinter doch die Überlegung: Wenn ein Raucher sein Auto stehen lässt, dann spart er deutlich mehr Abgase ein, als ein Nichtraucher, der ständig zum Arbeitsplatz fährt. Daher belastet der Nichtrauchende Autofahrer seine Umwelt mehr als der rauchende Nichtfahrer.
Diese Gegenüberstellung hinkt jedoch gleich an mehreren Stellen:
Ottomotoren produzieren überwiegend Aldehyde, Benzol und andere einfache Aromaten sowie Kohlenmonoxid CO, PAK, Blei und organische Bleiverbindungen. Dieselmotoren hauptsächlich Rußpartikel ebenso PAK und Aldehyde.
Nicht gesund, aber im Vergleich zu Tabakrauch, der laut Auskunft der Weltgesundheitsorganisation WHO bislang ungefähr 4.000 Chemikalien enthält, von denen 40 als krebserregend eingestuft werden, vergleichsweise harmlos.
So enthält Passivrauch giftige und krebserregende Substanzen wie die Reizgase Blausäure und Ammoniak, das Nervengift Nikotin, sowie das Atemgift Kohlenmonoxid. Karzinogen wirken Schadstoffe wie Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, N-Nitrosamine, aromatische Amine, das schon bei Hautkontakt wirkende Benzol, Vinylchlorid, Arsen, Cadmium, Chrom, Trockenkondensat (Teer) und das radioaktive Isotop Polonium 210. Des Weiteren finden sich auch die Dioxine, das schleimhautreizende Formaldehyd, das Allergen Nickel und freie Radikale, welche den Alterungsprozess beschleunigen.
Hinzu kommt, dass Zigarettenrauch durch einen rauchenden Mitarbeiter im Büro zu sehr viel höheren Schadstoffkonzentrationen führt, als dies Autoabgase selbst in der Großstadt herbeiführen können. Es sei denn man würde direkt in Straßenhöhe neben einer vielbefahrenen Straße bei offenem Fenster arbeiten.
Wir reden schließlich von einer Gesundheitsbelastung am Arbeitsplatz und nicht von einer globalen Belastung durch Umweltschädigungen.
Dabei soll auch nicht vergessen werden, dass im Automobilbereich durch Katalysatoren, neue Brennprozesse und EURO-Normen die Abgaswerte ständig verbessert werden. Im Gegensatz dazu ist die „Abgasbelastung“ von Rauchwerk seit Beginn des Rauchens im Grunde unverändert geblieben (wenn man mal von den elektronischen Zigaretten absieht).
Allein schon deshalb kannst Du mit ein bisschen „Auto stehen lassen“ die Belastung am Arbeitsplatz durch rücksichtsloses Rauchen nicht aufwiegen.
Darüber hinaus sollte man nicht den Gestank vergessen, den ein Raucher ständig ausdünstet. Gerade bei einem Mitarbeiter, der täglich mit vielen anderen Mitarbeitern zu tun hat (wie z.B. der Systemadmin einer Firma) gebietet es allein schon die Rücksichtnahme. Ebenso wie z.B. ausreichende Körperhygiene.
Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass Rauchen lediglich der eigenen Suchtbefriedigung dient, also das Rauchen keinerlei nützliche Aspekte aufweist, lässt sich eigentlich keine vertretbare Begründung mehr für das Rauchen am Arbeitsplatz finden.
Natürlich wäre der nichtrauchende, nicht-Autofahrende Mitarbeiter der umweltfreundlichste. Aber das eine hat nun einmal mit dem anderen nur recht wenig zu tun.
Den Vogel schießt aber die Argumentation ab, die Nichtraucher seien „intolerant“ oder „dumm“ weil sie noch nicht einmal bereit wären für kurze Strecken auf ihr Auto zu verzichten, wohingegen dem Raucher, der sein Auto 5 Jahre stehen lässt, nicht einmal ein bisschen Rauch am Arbeitsplatz zugestanden wird.
Das ist in etwa so dreist als würde ein Bankräuber sich darüber aufregen, die anderen seien „intolerant“ oder „dumm“, da er schließlich in den letzten 5 Jahren auf Zinsen der Bank verzichtet habe, während die anderen noch nicht einmal bereit waren auf einen Prozentpunkt zu verzichten und ihm nun noch nicht einmal der kleine Banküberfall zugestanden würde…
Gruß,
Sax