Papst

Hallo Ralf,

warum geiferst du so?

Im Allgemeinen schätze ich Deine Beiträge als sehr sachlich und fundiert, aber bei diesem Thema scheinen Dir auch noch die letzten Fitzelchen von Rationalität abhanden zu kommen.

Sehr irritierte Grüße

Billi

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Zeichen der Zeit

Aus Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist Fanziskus I. geworden.
Ein Papst aus Südamerika. Was sagt ihr denn dazu?

Die Vorurteile der Ahnungslosigkeit schlagen wieder erbarmungslos los. Dabei hat er sein Amt noch nicht mal so recht an- oder gar aufnehmen können.

Ich war und bin auch in vielen Angelegenheiten misstrauisch, aber ich warte ab, ob sich meine Erwartungen erfüllen. Später kann ich noch ausreichend, verbunden mit den Ergebnissen, urteilen.

Franz

Moin Tyllmesz,

wenn man die Suchbegriffe etwas erweitert, erhält man sehr viel mehr Ergebnisse. Mit der Suche Bergoglio arzobispo OR obispo OR cardenal „de los pobres“ waren es 496.000.
[(arz-)obispo = (Erz-)Bischof]
Da erschien dann mehrfach auch defensor de los pobres.
http://www.google.de/search?hl=de&as_q=Bergoglio&as_…

Grüße
Pit

Hi,

Interessensfrage:
Nachdem man quasi in jedem Bericht unfehlbar über „der, der
‚Kardinal der Armen‘ genannt wird“ stolpert, frage ich mich
seit gestern:

Ja, vom wem wird er denn so genannt?

Vermutung:
von denen die so arm sind, dass sie kein Internet haben?

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Hallo Billi,
die „letzten Fitzelchen von Rationalität“ vermisse ich vor allem bei Leuten, die Bergoglio zur Lichtgestalt hochjubeln, nur weil er auf den originellen PR-Gag verfallen ist, sich künftig Franziskus zu nennen und gerne öffentliche Nahverkehrsmittel benutzt. Statt mal hinzuschauen, was er eigentlich während der blutigen Militärdiktatur 1976-1982 getan hat. Insbesondere während des sog. „schmutzigen Krieges“, als in seinem Land ca. 30.000 Menschen gefoltert und ermordet wurden. Gab es da von Herrn Bergoglio auch nur ein kritisches Wort wegen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die Militärjunta verübte? Gab es von ihm wenigstens Trost und Unterstützung z.B. für die Madres de la Plaza de Mayo, die seit 1977 mutig öffentlich gegen das mörderische Regime demonstrierten? Nichts. Es gab auch Priester, die da den persönlichen Mut zeigten, der dem Karrieristen Bergoglio abging - sogar einen Bischof, der dafür mit seinem Leben bezahlte: Enrique Ángel Angelelli. Auch dazu - kein öffentliches Wort von Herrn Bergoglio.

Nun ist es womöglich von einem Prälaten zu viel verlangt, Zivilcourage zu zeigen und gegen Staatsterror und Mord öffentlich zu protestieren. So viel Mut findet Herr Bergoglio erst bei wirklich wichtigen Themen - etwa wenn eine demokratisch gewählte Regierung die staatliche Diskriminierung Homosexueller beseitigt. Dann entdeckt der Herr seine pastorale Verantwortung und mutiert zum wortgewaltigen Regierungskritiker.

Schau dir mal Matth. 25, 31-46 an. Was meinst Du - würde dieser Mann zu den Schafen oder zu den Böcken gezählt?

ebenfalls irritierte Grüße,
Ralf

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Die Vorurteile der Ahnungslosigkeit schlagen wieder
erbarmungslos los.

In der Tat. Und diese Ahnungslosigkeit wird dann damit kompensiert, dass man den von ihm angenommenen Papstnamen zum Anlass von Prognosen nimmt.

Dabei hat er sein Amt noch nicht mal so
recht an- oder gar aufnehmen können.

Oh - der Mann bekleidet schon seit langem diverse Ämter. Wobei ich diese Amtsführung schon für aussagekräftiger halte als die Wahl des Namens ‚Franziskus‘.

Ralf

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Herrschaftswissen
Mir will da immer ein Zitat Brechts aus „Leben Eduards des Zweiten von England“ (Zweite Fassung) einfallen:

Erzabt: ‚Die Kirche war, mit wem Gott war.‘
Mortimer: ‚Mit wem war Gott?‘
Erzabt: ‚Mit dem, der siegte, Mortimer.‘

~//~

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Unterschied
Hallo,

zu deinem hoch-lobenswerten Artikel zur politischen Aufklärung, möchte ich noch eine kleine Anmerkung machen:

Ich denke, dass die Herren Rockträger, die den neuen „Manager Gottes“ zur obersten Führungsfigur ihres Glaubens wählten, nicht nach denselben Kriterien urteilten, wie du sie und andere zu Recht oder Unrecht kritisieren. Ich denke, dass die wahlberechtigten Kardinäle als die Führungsspitze der größten „privaten“ Organisation der Welt nicht nach humanistischen Maßstäben ihr neues Oberhaupt wählten, sondern nach den von „Franziskus“ erwarteten Führungsfähigkeiten, die der mächtigsten Religion der Welt einen erwünschten strategisch-politischen Nutzen verschaffen.

Von dieser Perspektive her hat alles miteinander zu tun, das macht einen Unterschied.

CJW

Moin Ralf,

Nun ist es womöglich von einem Prälaten zu viel verlangt,
Zivilcourage zu zeigen und gegen Staatsterror und Mord
öffentlich zu protestieren.

Soweit ich gehört habe, muss ein Kardinal für seinen Glauben auch mit seinem Leben eintreten. Vielleicht hat er es nicht getan, weil er noch kein Kardinal war, vielleicht auch weil es seine Glaubensgrundsätze nicht berührte?

Gruss
Laika

Moin,

Die Vorurteile der Ahnungslosigkeit schlagen wieder
erbarmungslos los. Dabei hat er sein Amt noch nicht mal so
recht an- oder gar aufnehmen können.

jeh nuh, der Mann ist ja keinem UFO entstiegen, sondern hat eine Vorgeschichte, an der er sich nun mal messen lassen muss.

Ich war und bin auch in vielen Angelegenheiten misstrauisch,
aber ich warte ab, ob sich meine Erwartungen erfüllen. Später
kann ich noch ausreichend, verbunden mit den Ergebnissen,
urteilen.

Wieder jeh nuh.
Es wird nun mal kein Tabula Rasa gemacht, er ist jetzt zwar Franziskus I, aber trotzdem auch noch Jorge Mario Bergoglio, mit allem, was er bisher unter diesem namen gemacht hat.
Auch daran muss er sich messen und kritisieren lassen.

Zumal diese Vorwürfe nicht neu sind.

Gandalf

Zumal diese Vorwürfe nicht neu sind.

Gandalf

andererseits, wie schon weiter unten gesagt: die Kardinäle und Bergoglio selber dürften intelligent genug sein, sich da keine tickende Bombe ins Nest zu legen. Wenn da irgendetwas wäre, das über die bisher genannten Punkte hinausginge, hätten sie ihn nicht gewählt und er hätte sich nicht wählen lassen. Abgesehen davon kann auch ein Katholik klüger werden…

Besser als Gauck, der bis 1989 seiner Staatsregierung in den Hinter kroch.

Moin,

die Kardinäle und
Bergoglio selber dürften intelligent genug sein, sich da keine
tickende Bombe ins Nest zu legen.

solche Sachen sind leider oft genug abstrus irrational.
Ich wünsche solch eine Situation nicht, aber würde mich überhaupt nicht wundern, wenn da noch was käme.

Beispiele gibt es ja genug, nicht nur in der Kirche, auch in anderen Umgebungen, wo Macht kultiviert wird.

Gandalf

Hallo!

wenn man die Suchbegriffe etwas erweitert, erhält man sehr
viel mehr Ergebnisse. Mit der Suche Bergoglio arzobispo OR
obispo OR cardenal „de los pobres“
waren es 496.000.

Das hatte ich auch probiert.
Mir ist vorgestern abend eben zu meiner Verblüffung aufgefallen, dass die Wendung „cardenal des los pobres“ ca. 180.000 Treffer brachte, welche aber immer auf andere Kardinäle bezogen waren als auf den, der angeblich „‚Kardinal der Armen‘ gennant wird“.

Da erschien dann mehrfach auch defensor de los pobres.

Danke, darauf bin ich nicht gekommen.
Die Wendung bringt in Bezug auf Bergoglio zur Zeit 25000 Treffer, allerdings zumindest auf den ersten 20 Seiten auch nur aktuelle Meldungen.

Gruß
Tyll

dürften intelligent genug sein,

Nun!?
Die Geschichte zeigte, dass die Kurie
jede noch so laut tickenden Bombe,
mit den Werkzeugen der Unfehlbarkeit
und des Vergebens oder einfach der
Ignoranz zu entschärfen im Stande sind.

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Hallo!

die „letzten Fitzelchen von Rationalität“ vermisse ich vor
allem bei Leuten, die Bergoglio zur Lichtgestalt hochjubeln,
nur weil er auf den originellen PR-Gag verfallen ist, sich
künftig Franziskus zu nennen

Dem schließe ich mich grunsätzlich gerne an.
Ich fand es geradezu ekelerregend, quasi live miterleben zu müssen, wie die Medien binnen Stunden ein ganzes Legendensystem hochgefahren haben.

Ich finde, das kann man aber nur bedingt dem Papst anlasten.
Seine Namenswahl halte ich nicht für einen billige PR-Gag.
Der Nachfolge-Bezug auf Franz Xaver liegt förmlich auf der Hand, das Bedürfnis im Namen (… der Erste) einen Neuanfang zu dokumentieren ebenso, und dass man dann Franz von Assisi, der immerhin vom persönlichen Habitus her vielleicht wirklich ganz gut zu Bergoglio passt (und der auch innerkirchlich ein recht geeigneter Namenspatron ist), vielsagend-nichtssagend gern noch mitnimmt … mei.
Diesen billigen Mitnahmeeffekt laste ich eher einem völlig durchgeknallten Mediensystem an.

Gruß
Tyll

Hallo!

Dabei hat er sein Amt noch nicht mal so
recht an- oder gar aufnehmen können.
aber ich warte ab

Er hat mehrere sukzessive Ämter ausgeführt.
Und zwar auf eine solche Weise, dass ihn die obersten Repräsentanten der Kath. Kirche für geeignet hielten, der alleroberste Repräsentant zu sein.

Das ist ein bereits vollständig vollzogener Vorgang, der all die Kritik, die z.B. Tychiades hier vorgebracht hat, vollkommen rechtfertigt (d.h. DASS er sie JETZT vorgebracht hat; inhaltlich kann man dem durchaus widersprechen).

Wenn die Kath. Kirche in persona der Auswahlberechtigten, Bergoglio gewählt HAT, dann HAT sie mit klarem Bewusstsein und ohne äußeren Zwang auch dessen Person, dessen Amtsführung und dessen politische Aktivitäten und Nicht-Aktivitäten gewählt.

Das ist ein Faktum im vollen Wortsinn, und nichts auf dessen Ankunft man noch zu warten hätte. Advent ist im Dezember.

Gruß
Tyll

Ich fand es geradezu ekelerregend, quasi live miterleben zu
müssen, wie die Medien binnen Stunden ein ganzes
Legendensystem hochgefahren haben.

Nun ja, andere Teile der Medien bzw. der mitteilungsfreudigen Öffentlichkeit verfallen dafür ins Gegenteil und dämonisieren den Mann geradezu.

Der Nachfolge-Bezug auf Franz Xaver liegt förmlich auf der
Hand,

Trotzdem hat er sich nach dem heiligen Franziskus benannt, wie inzwischen klar ist.

Und es hätte wahrlich schlimmere Vorbilder gegeben.

Grüße

Billi

Aus Kardinal Jorge Mario Bergoglio ist Fanziskus I. geworden.
Ein Papst aus Südamerika. Was sagt ihr denn dazu?

Erinnert an die Sowjetunion, wo zum Schluss auch noch ein paar Greise an die Macht durften, bevor sich was änderte.

Hallo!

Nun ja, andere Teile der Medien …
verfallen dafür ins Gegenteil und dämonisieren
den Mann geradezu.

Andere Seite, gleicher Mechanismus … das macht es nicht besser.
Ganz klar.

Dennoch die Frage: Welche Teile der Medien sind das, die ihn „dämonisieren“? Und womit/wie wird er denn „dämonisiert“?
Du wirst doch nicht ernsthaft die Hinweise und Vorwürfe bezüglich seiner Rolle von 76-83 als „Dämonisierung“ einordnen wollen?

Klar, so Stimmen wie „Die Fascho-Kirche hat nun ihren Fascho-Führer“ … aber das ist -zumindest massenmedial- doch nicht einmal ansatzweise so laut wie die dümmliche Franziskus-Kaffeesatzleserei und die unkritische Plärrerei vom „Kardinal der Armen“.

Der Nachfolge-Bezug auf Franz Xaver liegt förmlich auf der
Hand,

Trotzdem hat er sich nach dem heiligen Franziskus benannt, wie
inzwischen klar ist.

Und es hätte wahrlich schlimmere Vorbilder gegeben.

Mir ist seine Namenswahl durchaus recht sympathisch.

Gruß
Tyll