Hello again,
(Achtung, ist lang geworden)
Interessante Fragen hast du da.
Meine Frage betraf eher die Psyche, aber das dürfte dir
wahrscheinlich zu intim sein, was ich natürlich verstehe.
Die zum Beispiel ist interessant. Ich wurde vor Jahren schon gefragt, ob ich mich als Modell zur Verfügung stellen würde. Ich war damals auf der Theaterakademie und in der Nähe war eine Zeichenschule. Also fragten die Maler von dort uns, weil die wohl dachten, Leute, die auf der Bühne alles mögliche spielen (und auch manchmal nackt sein müssen), haben damit vielleicht keine Probleme. Damals habe ich auch schon überlegt, es dann aber nicht gemacht. Damals hätte ich das so nicht gekonnt. Da ruhte ich nicht so sehr in mir wie heute.
Jahre später hatte ich wieder die Möglichkeit, da war ich schon fast 30. Ich dachte, warum eigentlich nicht. Ich kam da hin und dachte erst: Oh mein Gott, so viele Leute! Dann habe ich mich ausgezogen, bin auf das Podium hoch und gut wars. Man wird da sehr zuvorkommend behandelt, die haben mir sogar so einen kleinen Heizlüfter hingestellt, als es mal kühler war. Alle paar Minuten wirst du gefragt, ob es dir gut geht. Das Modell hat die Macht. Was du nicht willst, tust du nicht, du bietest an, die Maler nehmen an, was du denen gibst. Das ist nicht wie bei einem Fotoshooting, wo etwas erwartet wird, weil die Marke, für die fotografiert wird, es so haben will. Bei Malern bist du eine Muse, die selber anbietet.
Hier mal ein Artikel, der es gut beschreibt. Ist übrigens nicht die Schule, an der ich gearbeitet habe. Kam mir aber alles sehr bekannt vor.
http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/student…
Z.B. war mal, ist lange her, im TV eine Frau, die als
Aktmodell, auch einzeln arbeitete. Ihre Vorgabe war, keine,
wie sie sich ausdrückte, „Pussyfotos“. Wobei sie damit, was
sie auch betonte, viel mehr hätte verdienen können.
Siehe den verlinkten Artikel und meine bisher geschriebenen Antworten. Keine Erotik, nichts sexuelles und definitiv nichts pornografisches. Wobei natürlich das ein oder andere Bild am Ende durchaus einen gewissen erotischen Charme hatte. Ist ja auch verständlich, wenn da eine nackte Frau drauf ist. Aber die Erotik kommt vom Maler, ich habe nur inspiriert. Ich hätte nie und nimmer nicht eine Pose eingenommen, die pornografisch gewesen wäre!
Meine Fragen sind eher, natürlich ohne jeden Anspruch auf
Antwort!
Wie kommt man, überhaupt, aber auch speziell als Frau zu
diesem Job.
Reiner Zufall. Bin gefragt worden. Siehe oben. Oft machen das auch Studenten, das hängt dann am schwarzen Brett.
Macht man (Frau) das gerne, aus Freude am eigenen Körper,
wegen Geld, gezielt oder mehr oder weniger zufällig.
Es ist in erster Linie ein Job. Den bekommt man meistens zufällig und man muss ihn gerne machen, sonst geht das nicht. Du kannst dich da ja nicht verklemmt hinstellen. Damit bist du keine Inspiration.
Ich arbeite schon lange nicht mehr als Aktmodell, würde es aber unter bestimmten Voraussetzungen wieder tun. Es macht Spaß, eine Muse zu sein. Ich hatte da immer ein gutes gefühl bei. Und nochmal zur Klarstellung: Das gute Gefühl kam nicht von der Nacktheit! Siehe dazu meine Antwort mit dem Exibitionisten. Das gute Gefühl war, den Malern etwas zu geben.
Fühlt Frau sich dabei eher ausgenutzt, oder eher als
Gewinnerin?
Wer sich ausgenutzt fühlen würde, macht diesen Job nicht. Das ist totaler Schwachsinn. Auch hier nochmal die ganz klare Ansage, dass es da völlig fasche Vorstellungen gibt. Ausgenutzt wird vielleicht in der Fotobranche, aber nicht bei Malern.
Man muss unterscheiden zwischen einem Aktmodell für Maler und einem Fotomodell, das zurecht gemacht, geschminkt und angezogen wird und dann tun muss, was der Fotograf sagt. Ich denke auch, dass ist in dieser ganzen Diskussion das Problem. Ich habe aus der Sicht eines Aktmodells für Maler geschrieben. Bei Fotomodellen ist das vielleicht was ganz anderes.
Ich fühlte mich, um auf deine Frage zu antworten, als Gewinnerin - wenn man dieses Wort überhaupt hier verwenden will. Aber wie gesagt, die Frage an sich ist schon Schwachsinnig (ich will dich nicht angreifen, nur zeigt deine Frage eine fasche Vorstellung). Ich fühlte mich gut, weil ich die Hauptrolle hatte, nicht weil ich nackt war, sondern weil ich denen etwas gegeben habe. Und was, das habe ich entschieden und somit eklatant das Ergebnis beeinflusst.
Wo ist die Schamgrenze? Der Übergang von der (dilettantischen)
Kunst zur Pornografie?
Mir guckte da unter keiner rein, basta! Keine gespreizten Beine! Ansonsten auch hier wieder die Ansage, dass man nur das Modell ist. Wenn ich z.B. eine in sich zusammengesackte Pose einnahm, haben die Maler eine traurige Frau gemalt. Aber du zeigst da keine echten Gefühle. Du bist ja nicht als Schauspielerin da. Von daher gibt es da auch keine Scham, weil man keine Gefühle zeigt, sondern nur eine Position. Emotion kommt von den Malern, das ist dann die Kunst. Gespreizte Beine und das eins zu eins abmalen sind Pornografie.
Und, noch Fragen?
LG IA