Hallo,
ich sehe nur, dass Deutschland jetzt in einem Dilemma steckt - es geht ums Gas.
Sollte man wegen dieser Sache tatsächlich die Pipeline nicht mehr vollenden, es sind noch ca. 150 Kilometer und kein Gas aus Russland beziehen, dann gibt es ja wohl eindeutig nur einen Gewinner
und der heißt nicht Putin - deshalb kann ich mich der Frage im Eingangsthread nur anschließen „Ist Putin doof ?“ - Man sollte doch meinen, dass er die Macht hatte, die Behandlung in Deutschland zu verhindern, wenn seine Leute da „schlampig“ gearbeitet haben , wenn sie es denn überhaupt waren.
Gruss
Czauderna
Natürlich ist das so und deswegen ist das Bild vom in der Küche tanzenden Putin auch so richtig. Er weiß doch genau, daß der ganze Diplomatiequatsch am Ende zu nichts führt, das für ihn persönlich zum Problem wird. Es gibt halt genug Russen, die ihn wählen, weil er der starke Mann ist, der im Zweifel auch mal einen Bären persönlich totbeißt. Und jedes mal, wenn eine Merkel oder eine Maas da steht und Aufklärung und Rechtfertigung fordert und Putin a) eine Beteiligung abstreitet, b) das ganze als ungerechtfertigte und unbewiesene Anschuldigungen abtut und c) sich Einmischungen in innere Angelegenheiten verbittet, gewinnt er wieder Stimmen dazu.
Verlieren kann er nicht.
Gruß
C.
Hallo,
das mag ja sein, aber was nützen ihm die Wähler, wenn er wirtschaftlich, z.B. beim Gas durch solche Machenschaften abgehängt wird - für mich ist das unlogisch.
Gruss
Czauderna
Ich würde gerne mal, selbstverständlich völlig off-topic, fragen, was die Redner hier bewegt sich auf eine Erklärungsform einzuschiessen und stringent dabei zu bleiben.
Das finde ich viel interessanter, als die Antworten selber.
Dass niemand hier weiss, was genau passiert ist, darüber müssten sich doch alle einig sein.
Wir wissen es nicht.
Nun kann man ja verschiedene Szenarios durchdiskutieren, um sie sich zu merken und später vielleicht einmal in ein Mosaik einzufügen. Vielleicht geben ja die Nebenteile dieses Mosaikstückchen später mehr Auskunft.
Fast alles, was ich hier lese ist plausibel.
Ich neige selbstverständlich auch dazu, das Eine für wahrscheinlicher zu halten, als das Andere.
Aber, das bedeutet rein gar nichts. Hat mehr mit den Voreinstellungen meiner internen Festplatte zu tun.
So wie bei allen anderen auch.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass zumindest die EntscheiderInnen in den höheren Ebenen so viel wissen, dass sie sich nicht sicher sein können.
Und man sich auch darum schwer tut mit Konsequenzen.
Hoffentlich.
Was ich bisher nirgends lese, mich aber viel mehr interessiert, als das „wie“ ist das „wird er wieder gesund?“
Oder habe ich das überlesen?
Hallo,
ich meine, solange er im Koma liegt - https://www.n-tv.de/politik/Russischer-Arzt-widerspricht-deutschem-Befund-article22015818.html
kann darüber auch nur spekuliert werden wie bei allen anderen Themen, rund um diesen Fall.
Natürlich, und ich meine, darüber muss doch nicht diskutieren, wird er hoffentlich wieder gesund und bleibt ohne Schäden.
Gruss
Czauderna
Danke farout, für deinen klugen Beitrag!
Wir wissen vielleicht nicht alles, aber ein paar Dinge eben schon.
Und es sind hier ja nicht alle Theorien gleich schlüssig und man kann die Wertigkeit einer Theorie sehr schon daran ableiten, wie auf Widersprüchliches reagiert wird. Bisher konnte mir beispielsweise noch keiner, der an eine Unschuld Russlands glaubt, erklären, wieso Moskau nach wie vor behauptet, dass die eigenen Ärzte keinerlei Vergiftung nachgewiesen hätten. Stattdessen scheint die offizielle Schiene zu sein, dass Nawalny seit zwei Wochen im Koma liegt, weil er zu wenig gegessen hat…
Solange dieser Widerspruch nicht aufgeklärt wird, fällt für mich jede Verteidigung Moskau in sich zusammen.
Wenn in Deutschland aber ohne jegliche Beweise ein gesamter Staat für einen Mordversuch verurteilt wird frage ich mich schon, wie demokratisch unser Land garade agiert und wie objektiv die Massenmedien sind, die scheinbar noch nie von den Prinzipien des Rechtsstaates gehört haben.
Hab ich irgendwo Schröders Beurteilung zur russischen Demokratie und zu Putin geteilt?
Putin ist genau so wenig ein Demokrat und Humanist wie Saddam Hussein. Aber genau so wenig wie die Verschwörungsgeschichte von den irakischen Massenvernichtungswaffen gestimmt hat glaube ich daran, dass Putin auf die schlechtmöglichste Art zu der schlechtmöglichsten Zeit jemanden aus dem Weg räumen und diesen auch noch nach Deutschland ausreisen läßt damit dort Beweise gefunden werden können.
Wenn Putin die Pipeline so egal ist wie Du behauptest - wieso läßt er sie dann überhaupt bauen? Wenn ihm alles egal ist könnte er sein Erdgas auch einfach als Methan in die Atmosphäre entweichen lassen…
Wer hinter dem Mordversuch steckt weiß ich genau so wenig wie die westlichen Medien oder deutsche Regierungsvertreter. Es könnte auch eine lokale Mafia oder sonstwer dahinter stecken - wenn das so ist, rechne ich allerdings damit, dass demnächst ein paar russische Mafiagrößen bei diversen Unfällen ums Leben kommen…
Also in den Medien gibt es keine große Diskussion ob Putin dahinter steckt - es wird einfach so getan, als ob es Beweise gäbe und daraufhin werden Sanktionen, wie z.B. ein Baustopp der Pipeline, gefordert.
Die Botschaft an die Oppossition wäre genauso verstanden worden, wenn ein Kritiker Putins bei einem „Unfall“ im Straßenverkehr stirbt.
Über die Gründe des Handelns Rußlands kann nur spekuliert werden, also mache ich mal das:
Putin erfährt von der Krankenhausaufnahme. Eine Vergiftung scheint wahrscheinlich oder wurde sogar festgestellt. Sein erster Gedanke ist, dass ihm das jemand in die Schuhe schieben will und versucht es zu vertuschen. Wegen dem internationalen Druck muss er ihn aber doch ausreisen lassen.
Alternativ könnte ich mir auch vorstellen, dass die Klinikärzte in einer Pandemie nicht ihre gesamte Zeit für den prominenten Patienten aufgewendet haben - vor allem, weil sie sich bei der Regierung damit nicht gerade beliebt machen - und auch nicht bei der Bevölkerung die nicht behandelt wird weil die Ärzte ständig mit der Untersuchung dieser einen Person beschäftigt sind.
War gestern nicht online, möchte das aber heute noch einmal aufgreifen. Zum einen, weil solch ein „Argument“ durch ständige Wiederholung nicht richtiger wird und zum anderen, weil es ein gutes Beispiel dafür ist, wie Verschwörungstheorien konstruiert werden bzw. wie seitens nicht ganz unparteiischer Medien bestimmte Interpretationen suggeriert werden.
Zunächst einmal:
… wer ist hier „Russland“? Der dankenswerterweise mitgelieferte Link macht deutlich, dass es sich mitnichten um Aussagen russischer staatlicher Stellen handelt (was zumindest nach meinem Verständnis die pauschale Bezeichnung „Russland“ suggeriert). Es handelt sich im wesentlichen um die Einschätzung von Dr. Alexander Murachowski, dem Chefarzt der Städtischen Klinik Nr. 1 in Omsk, wo Nawalny nach seinem Zusammenbruch aufgenommen wurde.
Nun streitet auch Dr. Murachowski keine Vergiftung ab - er hat gesagt, dass in seiner Klinik keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden wurden, was schon etwas anderes ist. Wobei bei Einlieferung eine Verdachtsdiagnose einer Vergiftung mit Neuroleptika gestellt wurde - weswegen Nawalny dort auch in die toxikologische Abteilung eingewiesen wurde.
Wie lange war Nawalny in der Klinik in Omsk? Eingeliefert am 20.08. gegen 10.00 Uhr, Weitertransport nach Deutschland am frühen Morgen des 22.08. - dass nun binnen maximal 40 Stunden kein Nachweis einer Vergiftung vorlag, ist bei der nun mittlerweile festgestellten Substanz Nowitschok so überraschend nicht.
Dass nun die Berliner Charité ebenfalls ca. 40 Stunden brauchte (vom Vormittag des 22.08. bis zur Presseverlautbarung am 24.08.) um zunächst zu einer Verdachtsdiagnose einer Vergiftung zu kommen (man sprach da relativ vorsichtig von „Hinweisen“) kann bei solch einer schwierigen Diagnose nicht überraschen. Auch wenn die Charité - anders als das städtische Krankenhaus von Omsk - im Ruf steht, eine der weltweit besten Kliniken zu sein. Dass die Charité an die Vorarbeit der Omsker Klinik anknüpfen konnte, dürfte hilfreich gewesen sein. Übrigens: was konkret festgestellt wurde, war eine Störung der Cholestinerase, was dann mit hoher Sicherheit auf eine einschlägige Vergiftung als Ursache schließen lässt. Aber auch unter die Kategorie ‚Stoffwechselstörung‘ fällt, die in Omsk (wenn auch sehr unspezifisch) diagnostiziert wurde. Für die Identifizierung von Nowitschok als Ursache musste dann allerdings auch die Charité auf die Fachkompetenz einer militärischen Einrichtung zurückgreifen.
Übrigens - dass die Klinikleitung in Omsk den Transport eines im Koma liegenden Patienten nicht so einfach im Schnellverfahren durchgewunken hat, ist zumindest für mich nachvollziehbar. Angesichts der genannten ca. 40 Std. bis zum Weitertransport nach Deutschland von einem „langen Hin und Her“ zu sprechen, ist bei Freunden und Verwandten von Herrn Nawalny sicherlich verständlich. Sauberer Journalismus ist das allerdings nicht.
Kommen wir noch mal auf
zurück. Es gab ja nun tatsächlich auch eine offizielle staatliche Verlautbarung „Russlands“ - und zwar durch den Regierungssprecher Dimitry Peskow. Und zwar am 21.08. - wenige Stunden, bevor Nawalny nach Deutschland ausgeflogen wurde. Peskow sagte, es sei noch unklar, welche Ursache vorliege und dass eine Vergiftung (entsprechend der Vorwürfe aus Nawalnys Umkreis) zunächst durch Labortests bestätigt werden müsse. „Abstreiten“ geht irgendwie anders … Übrigens gibt es mittlerweile auch ein Rechtshilfeersuchen der russischen Staatsanwaltschaft an Deutschland - offensichtlich geht man auch dort mittlerweile von einem Verbrechen aus.
Ich denke, es geht weniger um Lügen als darum, mittels Verschweigen, Simplifizierungen und Verzerrungen bestimmte Interpretationen des Geschehens zu suggerieren. Wobei ich nicht bestreite, dass es in solch einem Informationskrieg immer wenigstens zwei Seiten gibt, die sich in der Wahl ihrer Mittel nicht wirklich unterscheiden. Um da nicht zu einem zivilen Kollateralschaden zu werden empfiehlt es sich, an seiner Medienkompetenz zu arbeiten.
Auch demokratisch gewählte oder legitimierte Politiker können lügen, Unsinn erzählen oder keine Ahnung haben - vgl. Trump, Scheuer, Seehofer und unser Bürgermeister.
Im übrigen: es ist ja nicht so, daß sich hier alle sicher wären, daß Putin bzw. Russland hinter der Sache nicht steckt, nur gibt es - inkl. der von Dir aufgeführten - bisher keine Argumente dagegen, aber sehr viele dafür.
Außerdem stehen wir wieder vor dem gleichen Problem, wie sehr oft, daß nämlich hier einige Leute aus irgendeinem Grunde zu glauben scheinen, daß alle nachrichtendienstlichen, medizinischen und sonstigen Erkenntnisse, über die die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und ihre Behörden verfügen, doch freundlicherweise unmittelbar öffentlich gemacht werden sollte. Völlig absurder Gedanke.
Wenn also - und da greife ich Dein Argument gerne wieder auf - die Regierung der des Rechtsstaates Bundesrepublik Deutschland in Form der deutschen Bundeskanzlerin und des deutschen Außenministers derart schwere Anschuldigungen erheben, darf man getrost davon ausgehen, daß sie über mehr Hinweise verfügen als Du oder ich.
Wenn sich Frau Merkel und Herr Maas hinstellen und Russland sehr deutlich eines Mordversuches bezichtigen, gehe ich sehr wohl davon aus, daß die Informationslage der Regierung deutlich besser ist als die der Öffentlichkeit. OK, sagen wir es mal so: bei Herrn Maas bin ich mir nicht ganz so sicher, bei Frau Merkel aber sehr. Wenn die mal mit so deutlichen Worten um sich wirft, dann hat das etwas zu bedeuten. Macht sie ja sonst oft nicht, wenn es noch viel angebrachter wäre.
Bei den Konsequenzen ist das Problem, daß es keine zielführenden gibt. Russland hat schon mehrfach bewiesen, daß es sich von Sanktionen, der Ausweisung von Diplomaten usw. nicht beeindrucken läßt. Das liegt nicht zuletzt daran, daß dem Regime das Wohlbefinden seiner Menschen reichlich egal ist und auch egal sein kann, denn Putin wird ja trotz aller Repressalien und der schlecht wirtschaftlichen Entwicklung immer wieder gewählt und mutmaßlich nicht wegen. Mit weitergehenden Sanktionen riskiert Deutschland seine Energieversorgung und ein militärisches Vorgehen der Bundesrepublik gegen Russland scheidet wohl auch eher aus.
Was also will man machen, außer gewichtige Worte mit entschlossener Miene in die Kamera zu sprechen?
Nun, es gibt ja nicht nur diesen einen Artikel dazu:
“When Alexey Navalny was admitted to the in-patient clinic, he was examined for a wide range of narcotics, synthetic substances, psychedelic drugs and medical substances, including cholinesterase inhibitors. The result was negative,” said Sabayev, chief of the acute poisoning unit at the Omsk emergency care hospital where Navalny was treated before being airlifted to Germany.
Der Cheftoxikologe von Omsk sagt also, man habe gezielt nach Cholinesterasehemmer gesucht und nichts gefunden. Damit widerspricht er eindeutig den Ärzten der Charité:
Das Ärzte-Team hat den Patienten nach seiner Ankunft eingehend untersucht. Die klinischen Befunde weisen auf eine Intoxikation durch eine Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer hin. Die konkrete Substanz ist bislang nicht bekannt und es wurde eine weitere breitgefächerte Analytik initiiert. Die Wirkung des Giftstoffes, d.h. die Cholinesterase-Hemmung im Organismus, ist mehrfach und in unabhängigen Laboren nachgewiesen.
Es gab schon noch ein paar andere Wortmeldungen von russischer Seite:
Peskow behauptete andererseits, bevor Nawalny nach Deutschland ausgeflogen worden sei, habe man kein Gift in seinem Körper gefunden.
Würdest du diese Aussage als ‚abstreiten‘ bezeichnen?
Okay - er hat nichts gefunden, die Charité hingegen schon. Da ist das dann doch ein sinnvolles Angebot von ihm:
“As was already said earlier, we are ready to share with our German colleagues samples of Alexey Navalny’s biomaterial for their comprehensive study.”
Da können ihm ja dann die Berliner Kollegen erklären, was er wo übersehen oder falsch gemacht hat. Da diese ja jetzt Nawalny behandeln, wird man ihnen ja kein gefälschtes Biomaterial unterschieben können - das würde mit einem vergleichenden Gentest sofort auffliegen. Ich vermute(!) mal, Dr. Sabayev sieht seine Fachkompetenz zu Unrecht in Zweifel gezogen - da halte ich diese Reaktion für nachvollziehbar. Ich würde da an seiner Stelle auch nicht einfach den Mund halten.
Sag doch mal konkret, was Du meinst. Nicht das halbgare Geschwalle über „Giftgas in Syrien, der Abschuss von MH17, die Anschläge auf Skripal, im Tiergarten“ bis hin zu „systematisches Doping“ nach dem Motto ‚viel hilft viel‘ sondern ganz konkret zu Nawalny.
Angesichts gerade dieses Artikels finde ich übrigens Frau Sacharowas Wortwahl „Informationskampagne gegen Russland“ völlig zutreffend. Ansonsten wäre es vielleicht hilfreich gewesen, die selbsternannten Faktenfinder hätten dies:
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte einerseits, Russland sei bereit zur Zusammenarbeit, allerdings hätten die deutschen Behörden bisher auf Anfragen der Generalstaatsanwaltschaft und der russischen Ärzte Nawalnys nicht reagiert und keine Informationen weitergegeben.
mit ein paar Fakten widerlegt. Da waren bzw. sind wohl vermutlich gerade keine zur Hand … Was nun das angeht:
Peskow behauptete andererseits, bevor Nawalny nach Deutschland ausgeflogen worden sei, habe man kein Gift in seinem Körper gefunden.
so deckt sich das genau mit dem, was die Ärzte in Omsk verlautbart haben. Vermutlich ist Herr Peskow medizinisch nicht hinreichend qualifiziert, um den Ärzten, die die Erstbehandlung Nawalnys durchgeführt haben und ihren in dieser Zeit gewonnenen Erkenntnissen zu widersprechen. Auch Frau Merkel beispielsweise hält sich ja daran, was die Ärzte der Charité herausgefunden haben und stellt keine eigenen Diagnosen.
Was nun Lugowoj angeht, so ist der zwar Duma-Abgeordneter, aber kein Regierungsmitglied. Der spricht nur für sich selbst. Profilierungsneurotiker von der Sorte haben wir auch im Bundestag ein paar. Da kannst Du auch z.B. Beatrix von Storch zitieren und dann sagen „von deutscher Seite“ hört man … Wäre zwar nicht falsch, aber irrelevant.
Nein, würde ich nicht. Es ist ein Unterschied, ob ein offizieller Sprecher sagt, man (= die behandelnden Ärzte in Omsk) habe kein Gift gefunden oder ob er sagt, der Patient sei nicht vergiftet worden.
Offensichtlich unterstellst Du, die Vergiftung sei im Krankenhaus Omsk festgestellt worden und auf Betreiben der russischen Regierung von den dortigen Ärzten vertuscht worden. Genau so etwas nennt man eine Verschwörungstheorie - die ist zunächst mal auch nicht besser als die Lugowojs, Nawalny sei erst in Deutschland oder auf dem Flug dorthin mit Nowitschok vergiftet worden. Ein wenig plausibler vielleicht (auch wenn sie nicht erklärt, warum man dann überhaupt den Transport nach Berlin zuließ), aber trotzdem nicht mehr als eine Verschwörungstheorie.
Du sagst das so daher, als gehe es um einen verlorenen Ohrring. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass russische Experten nicht in der Lage wären, einen russischen Kampfstoff nachzuweisen.
Und die Anfrage nach Biomaterial ist lächerlich. Wer soll denn bitte glauben, dass in Omsk nichts zurückbehalten wurde, das jederzeit nochmals getestet werden könnte?
Ich hab die Passage, auf die ich mich beziehe, doch extra zitiert. Was soll ich denn noch konkreter machen?
Lenk doch bitte nicht vom Thema ab. Du hast angezweifelt, dass von offizieller russischer Seite abgestritten wird, dass Nawalny vergiftet wurde. Den Gegenbeweis hast du jetzt auf der Hand, was du damit machst, ist deine Sache.
Das ist auch der Grund, wieso ich ihn hier nicht zitiert habe.
Verdreh hier bitte nicht die Fakten. Die russischen Ärzte behaupten, sie hätten Nawalny auf Cholinesterase-Hemmer untersucht und keine gefunden. Die Charité sagt jetzt genau das Gegenteil und da nicht beides zutreffen kann, muss jemand lügen.
Entweder das, oder es wurde gar nicht erst auf das Gift untersucht.
Wie du selber schreibst, gibt es genau drei Möglichkeiten:
- die russischen Ärzte lügen
- die deutsche Ärzte lügen
- Nawalny wurde auf dem Weg nach Deutschland vergiftet (wobei man sich dann aber aber fragen darf, wieso er überhaupt in Omsk eingeliefert wurde)
Offensichtlich bin ich (und so gut wie alle westlichen Regierungen, sowie EU und NATO) der Meinung, dass die erste Möglichkeit die wahrscheinlichste ist. Du kannst natürlich gerne anderer Meinung sein, mit einer ‚Verschwörungstheorie‘ hat das aber genau gar nichts zu tun.
So, und da wir nun beide unsere Standpunkte ausführlich dargelegt haben, sehe ich auch keinerlei Sinn mehr an einer Weiterführung unserer Diskussion. Wie heißt es so schön: Let’s agree to disagree.
Also - wenn wir von schon Verdrehungen sprechen …
Die russischen Ärzte behaupten, sie hätten Nawalny auf Cholinesterase-Hemmer untersucht und keine gefunden.
So weit, so richtig.
Die Charité sagt jetzt genau das Gegenteil und da nicht beides zutreffen kann, muss jemand lügen.
Mit Logik hast Du es irgendwie nicht so. „Genau das Gegenteil“ wäre, wenn seitens der Charité behauptet würde, die russischen Ärzte hätten entgegen ihrer Behauptung Cholinesterase-Hemmer gefunden oder finden müssen. Tut sie aber nicht. Sie sagen nur ‚wir haben welche gefunden‘.
Genau genommen haben auch die das nicht und sie haben das auch nicht behauptet - sie haben „Hinweise“ darauf gefunden. Gefunden hat den Cholinesterase-Hemmer Novitschok dann erst das Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr. Offenbar ein auf chemische Kampfstoffe spezialisiertes Labor. Und zwar am 03.09. - da war Nawalny mittlerweile schon 12 Tage in der Charité. In Omsk war er, nur zur Erinnerung, knapp 40 Stunden.
Was nicht beides zutreffen kann ist, dass bei Nawalny Cholinesterase-Hemmer nachgewiesen werden können und dass sie nicht nachgewiesen werden können. Was durchaus beides zutreffen kann ist, dass die Charité-Ärzte etwas gefunden haben, die russischen hingegen nichts. Ist ja nicht so, als ob so ein Nachweis so trivial wäre wie der einer Covid-19-Infektion. Darauf, dass da die Charité über andere Ressourcen hinsichtlich Technik und Fachkompetenz verfügt als das Stadtkrankenhaus einer 1,1 - Millionenstadt in Sibirien, hatte ich bereits hingewiesen.
Zitat von dem obigen Link:
Routine laboratory test results are usually normal in patients with cholinesterase inhibitor toxicity. However, a few notable exceptions may confound the diagnosis.
(„Routinemäßige Labortestergebnisse sind normalerweise bei Patienten mit Cholinesterasehemmer-Toxizität normal. Einige bemerkenswerte Ausnahmen können jedoch die Diagnose verfälschen.“)
Zu den „bemerkenswerten Ausnahmen“ gehören u.a. ein erhöhter Glukosespiegel im Serum und im Urin sowie niedrige Blutfett-Werte (Serumlipide und Triglyceride) - was dann offensichtlich in Omsk zum Verdacht eines diabetischen Komas (ketoazidotischen Komas) führte. Bei allen Unterstellungen, die da von Laien geäußert wurden - genau das ist da zunächst die naheliegendste Diagnose. Bei Hufgetrappel denkt man erst einmal an Pferde und nicht an Zebras.
Vielleicht macht es im Rahmen soclher Gespräche durchaus auch Sinn, sich erstens zu fragen, wer Nawalny eigentlich ist, wofür er steht und was er für „den Westen“ bedeutet.
Und es macht in meinen Augen noch mehr Sinn sich zu fragen, in wessen Interesse ein Scheitern von Nord stream wäre und vor allem, was das für die deutsche Energiewende bedeuten würde…
Nicht nur für die Energiewende - schon die nur teilweise Kompensation der ausfallenden Lieferungen durch mit fracking produziertes LNG, das per Schiff über den Atlantik transportiert werden muss, wäre auch für die CO2 - Bilanz eine Katastrophe.
Eine Einstellung von Nord Stream 2 würde natürlich nicht nur Gazprom treffen.
„Im Falle eines Baustopps müssten Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro abgeschrieben werden“, sagt Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, einer Initiative der deutschen Gaswirtschaft. Zudem müssten bereits aufgelaufenen Kosten von vier Milliarden Euro für dann nicht genutzte Anbindungspipelines von den Gaskunden gezahlt werden.
„Ein Totalverlust beider Pipeline-Investitionen könnte für einzelne europäische Unternehmen zu Schäden in Milliardenhöhe führen und würde Arbeitsplätze vor allem in Ostdeutschland kosten“, sagt Oliver Hermes, Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. „Bei einem Stopp werden die Gaspreise in der EU spürbar ansteigen, da das knappere Angebot die Preise nach oben treiben wird“, sagt Kehler.
Die Einstellung würde nicht zuletzt den Endverbraucher in der EU mit höheren Gaspreisen belasten. Das erfordert natürlich eine massive propagandistische Vorbereitung - und genau das erleben wir derzeit in den meisten Medien. Dass es da letzlich dem Bürger an den eigenen Geldbeutel geht, erzählt man ihm freilich in der Regel nicht. Es ist schon erstaunlich, wie sich die veröffentlichte Meinung - dank Nawalny-Attentat - in nicht einmal einem Monat gewandelt hat:
Nun ja - und Gazprom müsste natürlich einige Milliarden an Investitionskosten abschreiben. Das Gas kann man trotzdem ins Ausland verkaufen - dann halt über die Ukraine oder die Türkei. Mit einem kleinem Aufpreis für den Transit und einem weiteren kleinen Aufpreis, um die Verluste durch das Projekt Nord Stream 2 zu kompensieren. Der Markt gibt das schon her. Wie gesagt - das muss man dem Verbraucher in der EU erst einmal richtig verkaufen.
Cui bono - wem das also letzlich nützt - ist ja durchaus schon seit längerem bekannt:
Ja, das sind freilich Informationen, die man dringend in eine Diskussion wie diese hier mit einbeziehen muss.
Mir sind immer die ein wenig unheimlich, die furchtbar klug argumentieren, aber nicht vielschichtig hingucken wollen.