Hallo,
wie ich schon am Freitag schrieb - wenn es Dir um ‚christliche Werte‘ als poltischer Kampfbegriff geht, dann wende Dich bitte an eines der Politikbretter. Hier ist das offtopic.
Trotzdem mal eine Gegenfrage - wie sieht denn so die ethische Bilanz von Staaten oder Ideologien aus, die sich bewusst auf eine säkulare Grundlage gestellt und auf humanistische Werte bezogen haben? Z.B. bei den sozialistischen Staaten?
Wie weiters angeführt wurde, gab es diese „christlichen Werte“
auch bereits vor dem „Christentum“, weshalb also kann sich das
„Christentum“ anmaßen, diese für sich zu reklamieren ?
Der Text war Dir wohl zu lang, um ihn gründlich zu lesen. Oder zu kompliziert, um ihn zu verstehen. Versuch es nochmal. Kleiner Hinweis - die Kardinaltugenden sind nicht die christlichen Werte, sie gehören lediglich dazu. Natürlich reklamiert das Christentum diese Werte nicht für sich - sonst würde der Katechismus ja nicht ausdrücklich auf deren Herkunft verweisen. Wenn es nicht für die Katz wäre, würde ich Dir empfehlen, einmal den Text einschließlich der von mir der besseren Lesbarkeit halber herausgekürzten Passagen zu lesen. Kann man z.B. auch etwas über Platons Ethik lernen dabei. Aber auch ohne das reicht mein Zitat aus, um zu lernen, dass die Kardinaltugenden bei den Kirchenvätern zwar aufgegriffen, aber anders begründet und abgeleitet wurden als im Platonismus oder in der Stoa.
Und wie kann das "Christentum, wie von einigen hier angeführt,
behaupten, es gäbe „keine Ethik oder Moral ohne Gott“, wenn es
selbst ebendiese „ethischen“ Vorstellungen von den „Heiden“
übernommen hat?
Tut „das Christentum“ ja nicht. Nochmals - lesen hilft. Das Zitat von mir belegt das genaue Gegenteil. Noch ein Tip: suche mal in dem Zitat nach „natürlicher Sittlichkeit“.
wie
also können dann „christliche Priester“
Usw. usf… Tja - da hat sich doch tatsächlich noch niemand Gedanken drüber gemacht, dankeschön dass Du die Menschheit endlich mal auf diesen bislang übersehenen Widerspruch zwischen theoretischem Anspruch und dessen Umsetzung aufmerksam machst. Vor Dir ist das noch nie jemandem aufgefallen.
Mal ohne Ironie - vielleicht liest Du einmal wenigstens die ersten beiden Sätze meines Zitates - da, wo von Entscheidungsfreiheit, Verantwortlichkeit und dem Anspruch des Gewissens die Rede ist - und versuchst, sie zu verstehen. Die habe ich nicht ganz grundlos zitiert. Im Übrigen - kein Christ, der seine Zwetschgen noch halbwegs beisammen hat, hat jemals behauptet, dass geweihte Priester kraft ihres Amtes dem erwähnten Anspruch eher gerecht werden als Laien.
wie aber kann
sich dann derselbe „fehlbare Mensch“ anmaßen festzustellen und
zu entscheiden, ja gar „verbindlich festzulegen“, was seines
„unfehlbaren Gottes“ Wille sei
Auch dazu - vielleicht liest Du einfach noch einmal die ersten beiden Sätze meines Zitates - da, wo von Gewissen die Rede ist. Dafür dürfte Deine Aufmerksamkeitspanne doch ausreichen. Und wenn Du dann dem Rest des Zitates doch noch Deine Aufmerksamkeit widmest, wirst Du sehen, dass da nichts als Gottes Wille „entschieden“ oder gar „verbindlich festgelegt“ wird.
Die angeführten „christlichen Werte“ und „Tugenden“, die sich
in der Theorie und in feingedrechselter rhetorischer
Phraseologie so schön präsentieren enden im Regelfall in der
Praxis dort, wo sie dem Eigennutz, dem persönlichen Streben
(in materieller Hinsicht), dem Machterhalt oder - gewinn
entgegenstehen, also eigentlich ständig;
Ja, so ist es. Und - bist Du jetzt sehr überrascht und enttäuscht, dass Christen auch nicht besser sind als andere Menschen? Und liegt das nun an den sog. christlichen Werten oder an der menschlichen Unzulänglichkeit, ethischen Idealen zu genügen? Wo liegt dann der Fehler - bei den ethischen Idealen oder bei den Menschen? Und vor allem - ist es denn bei Nicht-Christen in irgendeiner Weise besser?
denn sonst dürfte
kein „Christ“ an Kriegen teilnehmen, von „Sklavenarbeit“ in
„sweatshops“ gefertigte Kleidung tragen, den relativen
„Wohlstand“ des eigenen Landes, den „Vorzug“ der eigenen
(privilegierten) Geburt genießen, solange andernorts auf Erden
Menschen verhungern, ausgebeutet werden, an (heilbaren)
Krankheiten wegen unzureichender medizinischer Versorgung
sterben, usw., usf…
Ja, klar. Atheisten hingegen dürfen das, weil das zu den humanistischen ethischen Idealen nicht Widerspruch steht. Nee, warte mal, jetzt hab ichs - Atheisten tun so etwas selbstverständlich nicht, weil die natürlich immer ihren humanistischen Idealen gemäß handeln, während Christen ihre christlichen Werte immer verraten. Oder wie meinen?
Freundliche Grüße,
Ralf