Hallo Christian,
… Niemand bestreitet,
daß die sozialen Gruppen signifikant unterschiedlich stark in
den verschiedenen Schulen vertreten sind.
Nun kann man es sich einfach machen und behaupten, daß das so
gewollt ist, oder man kann nach den Ursachen suchen.
G e n a u _ d a r u m _ g e h t _ e s.
Wie KamikazeKatze in ihrem zweiten Link zeigte, hängt die Empfehlung für die weiterführende Schule nicht nur von der Leistungsfähigkeit der Kinder ab, sondern auch im hohem Maß von der Herkunft.
Um es überspitzt zu sagen, der Türkenjunge kann eine hohe Intelligenz mitbringen und dies durch sehr gute Leistungen in der Grundschule zeigen.
Er bekommt dennoch die Empfehlung für die Realschule oder sogar für die Hauptschule, wenn es schlecht kommt.
Es gilt NICHT das Leistungsprinzip, sondern die Ständegesellschaft.
Genau deswegen regt mich das Thema seit damals auf:
/t/herkunftsbedingte-selektion/2566080
Warum auch nicht? Das wird die Dame aber kaum am bloßen Wissen
über die „Herkunft“ des Kindes festgemacht haben, sondern eher
auch am Eindruck, den die Eltern bei den bisherigen
Begegnungen machten bzw. welches Interesse die Eltern bis
dahin an der schulischen Entwicklung hatten.
Ah ja, es geht also nicht darum, welche Tugenden wie
Motivation, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft das Kind erkennbar mitbringt, sondern welchen Eindruck die Eltern machen?
Übrigens hat die Dame darauf hingewiesen, dass es für die Kindern sehr schwierig wird, wenn sie nicht die entsprechende Förderung in ihrem Eltern erhalten. Die Lehrer schützen also die Kinder vor Überforderung und scheitern.
Du schriebst, daß dahinter ein System steckt. Da dieses System
nicht öffentlich gemacht wird, muß dahinter ein geheimer Plan
stecken. Vulgo: Verschwörungstheorie.
Hier wieder ein Zitat aus Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Systemimmanent
„Der Begriff bezeichnet eine Eigenschaft, die aus den Regeln eines Systems geboren wird, ohne von diesem explizit gewollt zu sein.“
Übrigens glaubeich zum Beispiel nicht, dass es eine kapitalistische Weltverschwörung gibt, die Welt mit Wirtschaftsblasen ständig in Rezessionen zu stürzen, aber ich glaube, dass irgendwo die nächste Blase wartet.
Die Erklärung, was die Grundschule mit dem mehrgliedrigen
Schulsystem zu tun hat, ist mir irgendwie entgangen.
Ist das dein Ernst? Das klassische deutsche mehrgliedrige Schulsystem beruht darauf, dass in im zarten Alter von 10-11 Jahren ein Kind nach seiner vermeintlichen schulischen Leistungsfähigkeit sortiert wird. Die Entscheidung wird von GrundschullehrerInnen getroffen und je nach Bundesland können die Eltern noch intervenieren.
Es ist
nun einmal wahrscheinlich, daß ein Kind, das in einem
Haushalt, der schon seit Jahren/Jahrzehnten ausschließlich
Transferleistungen bezieht, nicht täglich mit Tugenden wie
Motivation, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft
konfrontiert wird, während in Haushalten mit anderem Bildungs-
und Tätigkeitshintergrund mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit ein anderes Bildungsklima herrscht.
Machst du jetzt hier den Sarrazin? Seit Jahrzehnten landet ein hoher Anteil der Migrantenkinder auf der Hauptschule, unabhängig davon, dass ihre Eltern hart arbeiten arbeiteten (und sie haben wirklich hart gearbeitet). Sicherlich handelt es mehrheitlich um bildungsferne Familien, aber legitimiert dies, ihren Kindern ein adäquate Bildung vorzuenthalten?
Zum Abschluß
Das Thema Bildungbenachteiligung wird schon seit den 60er Jahren behandelt. Der Begründer dieser Verschwörungstheorie ist ein gewisser Ralf Dahrendorf (sagt der dir was?).
http://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Arbeitertoc…
Seit damals versuchen progressive Kräfte das Schulsystem irgendwie zu reformieren, um breiten Schichten eine höhere Bildung zu vermitteln.
Seit damals versuchen konservative Kräfte das Schulsystem so zu erhalten, dass eine klare Abgrenzung gesellschaftlicher Funktionen erhalten bleibt.
Gruß
Carlos