Sind Mobbing-Opfer selbst schuld?

Hallo.

Der Anlass zu meiner Frage war neulich im TV zu sehen.
Eine Gymnasiastin, hübsch und selbstbewusst, wurde in der Schule und im Internet gemobbt.

Als sie die Schule verließ, ging es auf der neuen Schule genauso weiter.

Nun ist Mobbing ja ohne Zweifel ein soziales Verhalten, das schon bei Ratten bekannt ist.

Meine Frage ist, was löst dieses Verhalten aus.
Wieweit liegt die Ursache dafür eventuell beim Opfer selbst?
Wie sollten sich Menschen verhalten, damit sie nicht zum Opfer werden?

Rein Interesse halber.

mfg

Hallo Nemo.

Die Freundin eines früheren Bekannten hat sich Anfang der 1990er bei mir mal ausgeheult, weil sie in ihrer Berufsschule (irgendwas mit Blumengestrüpp - Floristik?) gemobbt würde.

Es seien etwa 30 Mädchen und wohl keine Jungs in der Klasse.

Zwei der Mädchen geben den Ton an, sie sind die Queens und sie halten zusammen wie Pech und Schwefel. Mit ihnen befreundet zu sein ist eine Auszeichnung. Für die, die diesen Rang nicht erreichen, gilt, dass alle Anweisungen der Führungsriege zu befolgen sind.

Wer sich dem widersetzt, hat zu leiden. So auch die besagte Bekanntenfreundin. Die hat eben einfach ihr Ding gemacht.

Ihr würden die schriftlichen Hausaufgaben weggenommen, sodass sie diese bei Kontrolle nicht vorzeigen könne. Als die dem Lehrer schilderte, wie es dazu kam, bekamen die Übeltäterinnen zwar einen Rüffel, aber danach hatte die Bekanntenfreundin noch viel mehr auszustehen.

Regelmäßig wurde sie von 2 Mitläuferinnen festgehalten, damit sie den Bus nicht besteigen konnte, der sie heimbringen sollte. Sie musste dann ein oder zwei spätere Busse nehmen und war erst mehrere Stunden später zu Hause.

Es wurde Wasser, Zigarettenasche und Unrat in ihre Schultasche gekippt, und in ihre Getränkeflaschen wurde Urin gefüllt.

In der Klasse gab es noch eine, die auf diese Art gemobbt wurde. Sämtliche Bestrebungen, sich das Wohlwollen der Queens zuzuziehen, scheiterten. Ebenso jene, sich mit der Mitleidenden zu verbünden oder Mitläuferinnen der unteren Chargen „abzuwerben“.

Sie war den Quälerinnen machtlos ausgeliefert. Die Lehrer interessiert das nicht, die alleinerziehende Mutter ist in der Sache nicht zu involvieren gewesen und der Bekannte, ihr Freund, arbeitete auswärts und kam nur alle 2 Wochen heim.

Ob sie selbst für die Situation kann? Sie ist eine freundliche Person mit guten Umgangsformen, geistig nicht allzuweit her, aber das dürfte in dieser Klasse keiner gewesen sein. Die soziale Situation ist prekär (Sozialhilfeniveau), aber das allein kann es nicht sein.

Es wird wahrscheinlich nie so richtig zu erforschen sein, was einen zum Opfer macht. Eine eineindeutige Antwort wird es nicht geben. Es ist wohl die klitzekleine Nuance, die unterbewusst wahrgenommen wird und sofort zur Disqualifikation führt.

So kann sich jemand wie die besagte Bekanntenfreundin zum Opfer machen, aber auch eine von dir beschriebene hübsche und selbstbewusste Person.

Wenn ich zurückdenke, hatte ich auch eine Situation, wo durch alle Hierarchien hindurch gemobbt wurde.
Ich war irgendwo zwischendrin.
Einer musste in Socken in einer Pfütze stehen, auf dem Besenstiel Gitarre spielen und andere pinkelten in diese Pfütze rein.
Ich habe den Text verfasst, für das Lied, was er dazu singen musste.
An dem Typ war nichts! Er war geistig nicht ganz so behende, sportlich auch nicht, und das reichte wohl.

5 Jahre später geschah etwas. Ich war auf einem OpenAir und betrat das Toilettenhäuschen. Als ich so da stand und verrichtete, trat einer neben mich. 2 Meter groß, Muskeln wie Arnold Schwarzenegger und der schaute beim Pinkeln auf mich hinab. Als wir fertig waren und die Hände wuschen, sprach er mich an. „Na, kennen wir uns nicht?“ Ich schaute ihn an, und da dämmerte es. Der Holzgitarrenspieler. Au weia. Jetzt muss ich sterben.

Aber das Gegenteil geschah. Er sagte, dass er mir verziehen hat. Wir tranken Bier, das er ausgab, und ich sollte dem damaligen Rädelsführer ausrichten, dass er sein blaues Wunder erleben kann, wenn die beiden einmal zusammentreffen sollten.

Mobbingstrukturen sind zu kompliziert, um deren Funktion einfach mal so aufzuschließen. Es handelt sich nicht um ein Kinderfahrrad.

Das Opfer ist zum gewichtigen Teil schuld, ja, aber wodurch es diese Verantwortung auf sich zieht, muss man im Einzelfall anschauen.

Mittlerweile achten in den Schulen die Lehrer darauf und hinterfragen Kinderbeziehungen bei den Eltern. So hab ich das gestern gehört. Die Öffentlichmachung des Phänomens in den Medien hat dies wohl bewirkt.

Hallo,

ich vermute: ja und nein. Wobei ein Wort wie „Schuld“ wohl nicht angemessen ist.

Ja insofern, als sie in irgendeinem Bereich anders sind. Sich nicht widerspruchslos anpassen. „Aufmucken“ - ohne (ersichtlich) imstande zu sein, sich mit einer anderen Meinung oder Haltung oder Stil durchzusetzen.
Nein, insofern, als sie nicht in irgendeiner Weise provozieren oder Negatives tun müssen, um zu Mobbing-Opfern ausgewählt zu werden.

Diejenigen, die mobben, sind meist in irgendeiner Weise seelisch beschädigt oder geschwächt. Entweder relativ charakterschwache Mitläufer oder Angsthasen, -„besser der als ich“ - oder Leute, die zuvor selbst einmal gequält wurden, oder - die Anführer - Leute mit sadistischen Tendenzen.
Wenn im Berufsleben gemobbt wird - Büros sind da ein fruchtbares Feld - sind es nicht immer die tüchtigsten Mitarbeiter, die zum Mobben neigen. Vermutlich führt auch ein heimliches Gefühl von Minderwertigkeit zu Kompensationsversuchen durch Mobbing eines anderen.

Manche Gewerkschaften bieten Schulungen zum Umgang mit Mobbing an. Was man dazu wissen kann - wie man sich wehren kann - Ausbildungen zu Beratern von Mobbing-Opfern. Daß ein Vorgesetzter, dem „Mobbing“ angezeigt wird (daß es in seiner Abteilung stattfindet), sich strafbar macht, wenn er darauf nicht reagiert, sollte hier einmal erwähnt werden.

S.I.

Hi!

Meine Frage ist, was löst dieses Verhalten aus.
Wieweit liegt die Ursache dafür eventuell beim Opfer selbst?

Ich würde glaub ich auf gar keinen Fall von Schuld sprechen (siehe deine Überschrift). Klar gibt es immer auch personenbezogene Faktoren, die irgendwie ein Risiko darstellen, aber das sind nicht unbedingt Dinge, für die ein Opfer auch etwas kann. Ich habe mich, auch aus persönlicher Betroffenheit während der Schulzeit, oft mit dem Thema beschäftigt. Meine Beobachtung ist, dass zum Beispiel häufig Personen betroffen sind, die eher „einzelgängerisch“ sind. Nicht im Sinne von einsamer Wolf. Aber zum Beispiel Mädchen, die eine klare Meinung haben, und diese unabhängig von der Gruppenmeinung auch vertreten, sich eben nicht einer bestehenden Gruppendynamik unterordnen.
Häufig reicht es aber auch schon aus, wenn jemand einfach bloß irgendein Merkmal hat, das ihn anders macht. Das ist dann ein klassischer Fall von ein Opfer wurde sowieso „gesucht“ und dann eben - weil man durch irgendwas auffiel - gefunden.
Insgesamt sind gibt es aber glaube ich unglaublich viele verschiedene Faktoren, die bei der Entstehung von Mobbing eine Rolle spielen. Personenbezogene auf der Seite des Opfers und des Täters, umgebungsbedingte Faktoren wie z.B. Klassenklima, Stresslevel, aber auch ob Lehrer hinschauen oder wegschauen, situative Faktoren usw… Da wird in den seltensten Fällen e i n e klare Ursache benennbar sein.

Wie sollten sich Menschen verhalten, damit sie nicht zum Opfer
werden?

Zu dem Aspekt bin ich auch sehr auf Antworten gespannt. Grundsätzlich geht es dabei aber wahrscheinlich eher um gute Mobbingprävention, und die liegt nie nur bei potentiellen Opfern, sondern bei der gesamten Gemeinschaft. Ich persönlich bin absolut dagegen, jungen Menschen irgendwie nahezulegen, wie sie sein sollen, damit sie nicht gemobbt werden. Ganz unabhängig von moralischen Aspekten führt das auch einfach immer zu Unsicherheit, weil ich damit ja implizit einem jungen Menschen auch sage, er sei nicht gut, so wie er ist. Und unsichere Jugendliche bilden erst recht eine Zielscheibe für Mobbing, weil sie sich nicht wehren, und suchen dann womöglich auch noch die Schuld bei sich selbst.

Es gibt übrigens einen ganz interessanten Filmbeitrag zum Thema, eine Dokumentation unter der ZDF-Reihe 37°. In der Doku werden 3 Jugendliche, die gemobbt werden/wurden portraitiert, der Film begleitet die Jugendlichen aber auch z.B. in der Arbeit mit der Sozialpädagogin, wo in einem Fall, wie ich finde, ein wirklich bemerkenswertes Ergebnis erreicht wird, nämlich dass das ehemalige Mobbingopfer wieder echter Teil der Klassengemeinschaft ist. Zu finden in der ZDF Mediathek unter der Rubrik 37°.

Liebe Grüße!
Inka

Mobbing - Nein Danke!
Schwer ist dazu etwas zu sagen, zu vielschichtig die Anlässe sind.

Aus meiner Sicht trifft es die „Gemobbten“ immer von Jenen, die sich benachteiligt fühlen oder aber, die sich einen „Hund zu Treten“ ausgesucht haben.

Vielleicht liegt da die Crux des Ganzen: Ich mobbe Jemanden, weil ich ihn fertig machen will aus persönlichen Gründen oder ich mobbe ihn, weil er etwas vertritt, das ich nicht haben will oder an das ich selbst nicht herankomme. Oder ich mobbe ihn, weil meine Existenz durch ihn, durch seine Einstellung bedroht wird. So ich es so sehe und daran glaube …

Für mich ist der oder die Mobbende immer ein armes Würstchen: Die eigenen Ängste, die eigenen Befürchtungen werden so auf andere übertragen, auf dass ich immer der Schillernde bin.

Klasse, ich vernichte, um mich zu erheben. Es stimmt mich traurig, dass Menschen dessen bedürfen! Und ich frage mich immer wieder, wie arm muss man im Geiste sein, um diesem Gefühl zu folgen!

Und dennoch: Es gibt viele Menschen, die diesem Gefühl folgen. In dieser, unseren Zeit, wo Jeder glaubt, etwas darstellen zu müssen, kommt es zu Konkurrenzkämpfen. Die subtile Art scheint, einen Anderen fertig zu machen, um sich auf sich selbst, auf das scheinbar „Bessere“ aufmerksam zu machen. Und wieviel vergeben sich manche Menschen damit!

Ich wünschte mir, dass Diejenigen, die zum Mobben neigen, sich einfach mal die Frage vorlegen: Was möchte ICH? Und was muss ich tun, damit Andere mich wahrnehmen, mich begreifen als das, was ich bin. Dazu müsste man sich selbst einmal definieren. Und hier scheint es mir zu hapern …

Ich selbst halte es mit dem Spruch: „Dem Weisen ist jeder Mensch gleich gültig!“ Ich bitte auf das Leerzeichen zwischen „gleich“ und „gültig“ zu achten!

Es würde einfach ausreichen, wenn jeder Mensch den anderen achet und respektiert …

Ich wünsche Euch und Uns mehr Toleranz, mehr Achtung!
Gruß
Dieter

Der Anlass zu meiner Frage war neulich im TV zu sehen.
Eine Gymnasiastin, hübsch und selbstbewusst, wurde in der
Schule und im Internet gemobbt.

Als sie die Schule verließ, ging es auf der neuen Schule
genauso weiter.

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule
weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon
mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das
Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi
informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Nein! Das wäre wohl bei weitem zu einfach gedacht. Es war, neben Tokeis Anmerkung im Liebesbrett, nur der Anlass zu einer Frage, die mir nun schon seit längerer Zeit im Kopf herum geht.

(Eigentlich seit der Zeit, seit Branden hier mal schrieb, dass es immer die gleichen wären, die gemobbt würden.)

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im Kollegenkreis anstandslos einordneten, während man bei anderen schon nach ein paar Sätzen sagen konnte, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen würden. (Typ Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung mit leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Mich würde interessieren, was dieses Mobben, das ja ein Gruppenphänomen ist, auslöst.

Dass es im Prinzip böse ist und man es nicht tun sollte, ist schon klar, das bringt mich nur nicht weiter.

Hallo.

Der Anlass zu meiner Frage war neulich im TV zu sehen.
Eine Gymnasiastin, hübsch und selbstbewusst, wurde in der
Schule und im Internet gemobbt.

selbstbewusst glaube ich der Betroffenen nicht.
Warum?
Ich war auf meiner Schule immer Außenseiterin - was mir lustigerweise erst kürzlich von einer Schulkameradin bestätigt wurde, die sich offenbar auch noch nach über 30 Jahren daran erinnert.

Nur: Es war mir immer egal.
Hohn und Spott brauchen einen Widerhall.
Mobbingopfern, das habe ich auch später im Beruf gesehen, fehlen zwei Dinge:

  1. Das Bewusstsein, dass die Anderen schlicht im Unrecht sind
  2. Die Fähigkeit, in der richtigen Weise zurückzuschießen

Ich wusste schon als Teenager im Zweifelsfall immer eine Antwort, auf die die Gegenseite keine mehr wusste
Ein Gegenschlag wirkt immer.

ALLERDINGS NUR, wenn er bei der allerersten Attacke sofort und ohne zu Zögern erfolgt.

Nun ist Mobbing ja ohne Zweifel ein soziales Verhalten, das
schon bei Ratten bekannt ist.

Wer den A… in der Hose hat, zurückzubeißen, mit dem ist man vorsichtig.
Dieses Verhalten müssen aber Eltern ihren Kindern antrainieren
und wie man weiß, funktioniert das über den sozialen Status.
Bist Du Sohn/Tochter des Rattenkönigs der Bank, kriegst Du das richtige Rollenverhalten vorgelebt. Du darfst alle beißen.
Und war egal, ob Deine Zähne kräftig sind oder nicht.
Das ist ja der Witz.

Meine Frage ist, was löst dieses Verhalten aus.

Kommt ein Neuling in die Gruppe, wird er abgecheckt.
Wehrt er sich sofort, wissen alle Oha! mit dem ist nicht zu spaßen.
Wehrt er sich nicht, zwicken ihn alle so lange, bis er sich verzieht.
Im Idealfall für immer.
Ein kämpfendes Rattenpack braucht keine Looser.
Das ist ein Drei-Musketiere-Ding.
Lies mal nach, was Athos, Porthos und Aramis mit D’Artagnan gemacht haben.
Verbale Angriffe und dann haben sich die Jungs geprügelt.
Danach wussten alle, wo sie standen.

Wieweit liegt die Ursache dafür eventuell beim Opfer selbst?

Ich habe beruflich viel mit jungen Menschen zu tun. Doch ist stelle fest, dass die Fähigkeit, Niederlagen einzustecken, von Jahr zu Jahr sinkt.
Heute wird leider Jedem vorgegaukelt, er sei ein Superstar. Das führt notwendigerweise dazu, dass ein einziger Misserfolg als Katastrophe erlebt wird, statt dass der, dem das passiert sagt: So, what? Nächster Versuch!

Wie sollten sich Menschen verhalten, damit sie nicht zum Opfer
werden?

Da gibt es leider absolut kein Patentrezept. Nicht in der Ellbogengesellschaft, die wir haben. Natürlich waren die starren gesellschaftlichen Regeln von früher ein Korsett. Doch in der Regel - dafür sind Normen da - schützten sie die Schwächeren einer Gruppe vor zu andauernden Angriffen.

Bloß - nicht angegriffen werden und am Rand einer Gruppe als Niemand zu existieren, ist genauso schmerzhaft. Es sei denn, und damit bin ich wieder am Anfang: wenn es Dir total egal ist, was die Gruppe von Dir denkt, kannst Du damit leben. Einsamer Wolf, eben.

viele grüße
Geli

Heute wird leider Jedem vorgegaukelt, er sei ein Superstar.
Das führt notwendigerweise dazu, dass ein einziger Misserfolg
als Katastrophe erlebt wird, statt dass der, dem das passiert
sagt: So, what? Nächster Versuch!

Ja, das stimmt wohl!

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule
weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon
mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das
Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi
informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Schläu mich mal bitte über den Fall (Link).

Nein! Das wäre wohl bei weitem zu einfach gedacht. Es war,
neben Tokeis Anmerkung im Liebesbrett, nur der Anlass zu einer
Frage, die mir nun schon seit längerer Zeit im Kopf herum
geht.

Jetzt bin ich wieder schuld oder wie? :wink:
Schuld abladen verboten!

(Eigentlich seit der Zeit, seit Branden hier mal schrieb, dass
es immer die gleichen wären, die gemobbt würden.)

Es ist sicher immer der gleiche Typ.

Genauso wie komische Menschen auch komische Autos fahren. Daihatsu Coure. Da muss man zu passen.

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in
Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im
Kollegenkreis anstandslos einordneten, während man bei anderen
schon nach ein paar Sätzen sagen konnte, dass sie
wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen würden. (Typ
Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung mit
leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Ja, das ist definitiv so.

Manchmal stellt sich sowas auch leider erst später heraus.
Ich hab einen Subunternehmer, der, anfangs freundlich und umgänglich, entwickelt sich zur wahren Geheimwaffe, Kundenvertreibung betreffend. Das Problem ist, dass ich den jetzt so einfach nicht loskriege.

Mich würde interessieren, was dieses Mobben, das ja ein
Gruppenphänomen ist, auslöst.

Dass es im Prinzip böse ist und man es nicht tun sollte,

Warum ist das böse? Warum sollte man das nicht tun? *

Wenn jemand nicht in eine Gruppe passt, passt er nicht. man darf aber nicht sagen, dass er nicht passt. Es ist nicht erlaubt. Deshalb sucht sich die führende Mehrheit einen anderen Kanal.

Und der 2-Meter-Schrank aus meinen Memoiren, der wäre doch ewig ein kleines Weichbrot gewesen. So aber hat er dafür gesorgt, dass ihm solches nie wieder passiert, hat trainiert und bodygebuildet.

Jedes Kind macht in seiner Entwicklung Dinge mit, die es an seine Grenzen führen.

* Das bedeutet nicht, dass ich die Methoden gut heiße. Es ist, Gott sei es geklaget, hier leider notwendig, das mit Ausdruck zu betonen.

ist
schon klar, das bringt mich nur nicht weiter.

**Ich bringe dich weiter

  • Dein Führer und Leiter.**
1 Like

…hier findet er ein Aktuelles.

/t/warum-gucken-frauen-eigentlich-nicht/6796223

Hallo Geli,

klasse Kommentar!

cu

Ein Satz
Zitat aus dem verlinkten Artikel: " Etliche laufen ja so-
gar extrem nuttig herum, fühlen sich dann aber unwohl wenn Mann
hinguckt (auch 3-4 Mal) und erwidern auf keinen Fall seinen Blick"

Dieser Satz sagt allerdings auch schon einiges über die Haltung des Anfrägenden aus.

Also, wenn behauptet wird, dass sich eine „nuttig“ anzieht, ist damit schon eine Wertung verbunden.

Nuttig sein bedeutet dann ja wohl, dass die für alle und billig zu haben zu sein hätte.
Eine, die mit Jutekleid ausgeht, ist dann im Gegenteil extremst frigide.

Jetzt erdreistet sich die Nutte e.h. (ernennungshalber), 3…4 Blicke nicht mit einer angemessenen Grundlüsternheit zu erwidern und dann passiert das Gleiche, wie wenn ein Modedesigner einer Frau sein Kleid nicht verkaufen will, weil er der Meinung ist, dass sie darin ausieht wie ein Zementsack in der Zwangsjacke.

1 Like

Hi,

Dieses Verhalten müssen aber Eltern ihren Kindern antrainieren

und wie man weiß, funktioniert das über den sozialen Status.
Bist Du Sohn/Tochter des Rattenkönigs der Bank, kriegst Du das richtige Rollenverhalten vorgelebt. Du darfst alle beißen.

Das ist falsch. Ich wurde als Tochter eines Mittelständlers (würde man heute so formulieren) von Kindern gemobbt, die, vorsichtig formuliert, schon ihre Gründe hatten, mangelnde Fürsorge seitens der Eltern zu kompensieren.

die Franzi

So einfach ist das nicht
Hallo Geli,

Ich war auf meiner Schule immer Außenseiterin …Nur: Es war mir immer egal.

Solche Kinder gibt es. Und zweifelsohne prallen Ausgrenzungsversuche an ihnen ab. Sie stehen ja bereits draußen und signalisieren damit den anderen, dass sei keinen Wert auf ihre Gesellschaft legen. Ein solches Verhalten ist aber nicht das, was zwischen Kindern üblich ist. Als soziale Wesen, die sie nunmal sind, gehört es zu den primären Bedürfnissen von Kindern, zu einer sozialen Gruppe dazuzugehören.

Je jünger Kinder sind, desto wichtiger ist ihnen das. Aus diesem Grund ist bei jungen Kindern auch ein starker Hang zum Konformismus zu erkennen. Sie wollen weder auffallen noch anders sein. Sie wollen die gleichen Klamotten und Statussymbole haben, weil diese das äußerliche Zeichen von Dazugehörigkeit bilden. Die Fähigkeit, sich davon zu distanzieren, einen eigenen Stil zu entwickeln und gegen den Strom zu schwimmen, entwickeln Kinder in aller Regel erst mit dem Ende der Pubertät. Je unangepasster übrigens die Eltern der Kinder, desto stärker ist oft bei den Kindern zu beobachten, dass diese erst recht nicht auffallen wollen.

Das war früher übrigens nicht anders als heute. Damals hat das nur keinen Erwachsenen interessiert. Gelitten haben die Betroffenen nicht weniger, aber die Tatsache, dass man darüber nicht redete, ließ den Anschein entstehen, dass es keine derartigen Probleme gab. Und nein: Kinder waren damals nicht grundsätzlich robuster und besser im Einstecken. Sie zeigten nur nicht, was los war, weil sie keine Hilfe zu erwarten hatten.

In der Arbeit mit Mobbingsituationen bei Kindern und Jugendlichen zeigen die Ansätze die besten (kurz- und langfristigen) Ergebnisse, die sich um Integration bemühen und dabei auf Schuldzweisungen verzichten. Sie funktionieren deswegen so gut, weil man den sozialen Bedürfnissen Rechnung trägt, die die meisten Kinder und Jugendlichen haben: Dazuzugehören.

Es zeigt sich dabei, dass die Mehrzahl der mobbenden (aktiv und als „Mitläufer“) Kinder dankbar zugreift, wenn sich die Möglichkeit bietet, aus der Nummer wieder raus zu kommen. Oft durchaus zögernd zu Anfang, weil das Beenden des Mobbens die Angst vor eigener Schwäche auslöst. Mit der Erfahrung, dass sie nichts verlieren, steigt auch die Bereitschaft, das ehemalige Opfer zu integrieren, zumindest aber in Ruhe zu lassen - ohne sich postwendend das nächste zu suchen.

Was die Opfer betrifft, so berichten viele, dass es lange Zeit ihr sehnlichster Wunsch war, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Der Wunsch nach Bestrafung der Täter kam häufig erst dann, wenn ein gewisses Maß an Demütigung und Niederlage überschritten war. Und: In aller Regel zieht die Bestrafung der Täter keine Integration des Opfers nach sich, im Gegenteil: Das Mobbing geht - oft subtiler - erst recht weiter.

Schöne Grüße,
Jule

2 Like

Ein Beispiel für …?
Hi,

…hier findet er ein Aktuelles.

/t/warum-gucken-frauen-eigentlich-nicht/6796223

Geh ich recht in der Annahme, daß du damit den UP als Beispiel für ein Mobbingopfer meinst?

Gruß
Metapher

Hallo Nemo,

ich spreche bewusst mal nur von Kindern und Jugendlichen, weil ich mit diesen die meiste Erfahrung habe. Mobbing ist eine strukturelle Erscheinung und in nahezu allen Gruppen zu finden. Ob es zum Problem wird, hängt in aller Regel von einer rechtzeitigen Intervention - meist von außen - ab. Es gilt also, die Eskalation zu vermeiden.

Betroffen sind bei Kindern häufig die, die ängstlich sind, wenig Selbstbewusstsein haben oder besonders angepasst sind. Ich habe oft beobachtet, dass gemobbte Schüler aus Familien kamen, wo Gewalt verachtet wurde und die Eltern großen Wert auf gewaltfreies Verhalten ihres Kindes legten. Körperliche Unzulänglichkeiten, wie Unsportlichkeit, Aussehen oder Ungeschicktheit bieten ebenso Anlässe zum Mobbing, wie Eifersucht und Konkurrenz - Letztere vor allem bei den älteren Schülern.

Lehrer sind unbedingt mitverantwortlich für Mobbingprozesse. Häufig geben sie selbst den Auslöser, indem sie Schüler vor der Klasse bloßstellen oder sich in Abwesenheit von Schülern abwertend über diese äußern („Ist der Robert mal wieder krank“). Ähnliches kann man sogar schon in Kindergärten beobachten, wenn Erzieherinnen immer wieder das selbe Kind öffentlich maßregeln. Es wird nicht lange dauern, und die anderen Kinder, werden dieses Kind als Sündenbock benutzen, um von eigenen Verfehlungen abzulenken. In der Folge wird zunehmend die Ausgrenzung dieses Kindes erfolgen.

Lehrer tragen ebenfalls zum Erfolg des Mobbings bei, wenn sie dieses ignorieren oder - noch schlimmer - nicht ernst nehmen. Äußerungen wie etwa, das Opfer sei „selbst schuld“, es solle „sich nicht so anstellen“ oder „da mussten wir früher auch durch“ bestärken die Mobber in ihrem Tun, weil sie damit ja quasi von höchster Instanz die Berechtigung für ihr Verhalten attestiert bekommen. Die Opfer hingegen suchen die Schuld (was sie ohnehin tun) noch stärker bei sich und verlieren damit mehr und mehr Selbstbewusstsein. Das treibt Mobbbende und Gemobbte in einen Teufelskreis, der mehr und mehr eskaliert.

Die Opfer geraten zunehmend in die Isolation und die fehlende Intervention von außen verhindert, dass die Täter eine Rückmeldung über die Auswirkung ihres Verhaltens bekommen. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass gerade die „Dulder“ von mobbendem Verhalten überhaupt keine Vorstellung davon hatten, was beim Opfer tatsächlich passiert. Sie sahen wohl das Weinen, die hilflose Wut, das Weglaufen - aber von dem, was das beim Opfer außerdem ausgelöst hat, hatten sie nicht die Spur einer Vorstellung.

Selbst bei den aktiven Tätern endet das Wissen um die Folgen ihres Tuns häufig bei den beobachtbaren Reaktionen des Opfers. Diese reichen aus, um sich in ihrer Macht bestätigt zu fühlen, um Konkurrenz auszuschalten oder (vermeintliche) Gefahr von sich selbst abzuwehren. Ich habe nicht selten in ehrlich erschrockene Gesichter geblickt, wenn ich bei Interventionsgesprächen davon erzählt habe, dass XY sich nicht mehr in die Schule traut oder nicht mehr schlafen/essen kann, weil er/sie soviel Angst hat.

Heißt: Lehrer, Erzieher, Jugendleiter…haben eine immense Verantwortung und vor allem eine entscheidende Funktion beim Zulassen oder Verhindern von Mobbing. Schulen sind in der Pflicht, durch Präventionsarbeit zum einen für ein gutes Klima zwischen Lehrern und Schülern und Schülern und Schülern zu sorgen. Sie müssen aber gleichzeitig wachsamen Auges beobachten, was passiert.

In vielen Fällen werden sie Mobbing dennoch nicht mitbekommen, weil viele Dinge so subtil passieren, dass sie auch offenen Lehreraugen verborgen bleiben. Gerade bei Internet-Mobbing stehen Lehrer öfter außen vor. In jedem Fall sollten sie immer wieder dazu ermutigen, dass Opfer sich ebenso Hilfe holen können, wie Schüler, die Mobbing beobachten, aber es nicht wagen, selbstständig zu intervenieren.

Das funktioniert nach meiner Erfahrung dann am besten, wenn die Interventionsmethode ohne Schuldzuweisungen und Bestrafungsaktionen passiert, sondern stattdessen Möglichkeiten zur Integration und Wiedergutmachung bietet, bei denen auch die Täter ihr Gesicht nicht verlieren. Bei der von mir verwendeten Methode des „no blame approach“ liegt die Erfolgsquote zwischen 70 und 85 Prozent - mehr als bei jedem anderen mir bekannten Ansatz.

Die größten „Störfaktoren“ dabei sind übrigens nicht selten die Eltern der Opfer, die unbedingt Köpfe rollen sehen wollen und es ihrem Kind durch ihre eigene Abwehrhaltung unmöglich machen, sich mit dem Täter zumindest soweit auszusöhnen, dass eine friedliche Koexistenz möglich ist.

Schöne Grüße,
Jule

(sorry, zu früh geclickt)

Natürlich gibt es neben denen, die schon beschrieben wurden, auch diesen Typus von Mobbingopfern: Geisterfahrer, die sich darüber beschweren, oder darunter leiden, daß sie permanent vom Gegenverkehr angeblinkt werden.

Und auch solche, die, ohne es allerdings selbst zu durchschauen, darauf anlegen, auf diese Weise, wenn auch negativ, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehn.

Beidem unterliegt allerdings ein ganz anderer Psycho-„Mechanismus“ als den armen Wichten, die - in der Erscheinung oder im Verhalten - einen Trigger vor sich hertragen, der in der jeweiligen Umgebung latent vorhandene sadistische Aktionen oder Re-Aktionen in der Umgebung auslöst.

Daneben gibt es noch eine schier unendliche Anzahl von Gruppendynamiken, in denen eine Kleinigkeit zum Kristallisationskeim für ein Mobbingszenarium werden kann.

2 Like

Eintopf
Hallo Nemo,

du wirst da einiges in einen Topf, auch in deine Postings weiter unten im Baum. Nicht jeder Koflikt innerhalb einer Gruppe ist ein Mobbingfall, nicht jeder, der kritisiert wird, ein Mobbingopfer.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im Kollegenkreis :anstandslos einordneten, während man bei anderen schon nach ein paar :Sätzen sagen konnte, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen :würden. (Typ Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung :mit leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Das kann von deiner Seite aus durchaus Mobbing sein, wenn deine Einschätzung zum Beispiel auf Klischees oder Vorurteilen beruht und du den Kollegen „abstempelst“, ohne ihn wirklich kennzulernen. Und dann wird deine Einschätzung auch zur selbsterfüllenden Prophezeihung. Aber: Es gibt natürlich auch Idioten, die es schaffen, sich mühelos innerhalb von zehn Minuten mit einer Gruppe von 80 Leuten anzulegen. Habe ich neulich auf einer mailingliste erlebt - demjenigen wurden von der Gruppe echt goldene Brücken gebaut, aber er hatte innerhalb kürzester Zeit den größten Teil der Leute massiv beleidigt.

Gruß,
M.

Hallo,

ja, bedingt. Sofern die Opfer kapituliert haben.

Je besser es den Mobbingopfern gelingt, die Täter bloß zu stellen oder einfach nur zu isolieren, um so schneller hört der Spuk auf.

Mehr oder weniger gemobbt wird, dem es an Selbstvertrauen fehlt oder der sich am falschen Ort zur falschen Zeit aufhält.

Versucht wird´s mit jedem. Ständig. In jeder Gemeinschaft (Familie, Verein, Verbände, Institutionen, Parteien, Gruppe sozial/ethnisch/religiös usw.), Monopole.

Die widerwärtigste Form sind äußerst menschenverachtende Übergriffe (aktuell durch die Nazis und ihr gesellschaftlicher Arm, die NPD). Sehr häufig findet Mobbing auf perfide Weise statt. Siehe Harz IV. Kinderarmut. Altersarmut. Unterversorgung weltweit, Steuerbetrug, Boni, „Ehren“-Sold.

Die Stärke der Täter ist teils die Anonymität, die ihnen zugestanden wird, teils unhinterfragte Legitimität. Die Masse (Verbraucher, Beschäftigte, Besitzende, unbelehrbar Selbstgereichte, Kriminelle, Extremisten), in der sich die Täter mit Mitteln der Selbstverleugnung und Verachtung für andere bewegen, bietet ihnen genügend Schutz. („Das ist gewollt oder so üblich. Andere machen das doch auch“.)

Je mehr den Tätern zugestanden wird, zu mobben, um so wahrscheinlicher erliegen die Opfer der Gefahr, gemobbt zu werden. Die Höchststufe der Erniedrigung ist erreicht, wenn die Täter den Opfern jedes Recht absprechen, sich wehren zu dürfen.

Das einzig garantierte Gegenmittel ist Eigencourage , sich nie damit abfinden, sich neue Bereiche im Bereiche der Bildung, der Kultur, des Sports usw. erschließen, um dem Teufelskreis täglicher Erniedrigungen zu entkommen oder sich zumindest behaupten zu können.

Grüße _ mki _