Sind Mobbing-Opfer selbst schuld?

Der Anlass zu meiner Frage war neulich im TV zu sehen.
Eine Gymnasiastin, hübsch und selbstbewusst, wurde in der
Schule und im Internet gemobbt.

Als sie die Schule verließ, ging es auf der neuen Schule
genauso weiter.

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule
weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon
mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das
Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi
informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Nein! Das wäre wohl bei weitem zu einfach gedacht. Es war, neben Tokeis Anmerkung im Liebesbrett, nur der Anlass zu einer Frage, die mir nun schon seit längerer Zeit im Kopf herum geht.

(Eigentlich seit der Zeit, seit Branden hier mal schrieb, dass es immer die gleichen wären, die gemobbt würden.)

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im Kollegenkreis anstandslos einordneten, während man bei anderen schon nach ein paar Sätzen sagen konnte, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen würden. (Typ Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung mit leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Mich würde interessieren, was dieses Mobben, das ja ein Gruppenphänomen ist, auslöst.

Dass es im Prinzip böse ist und man es nicht tun sollte, ist schon klar, das bringt mich nur nicht weiter.

Hallo.

Der Anlass zu meiner Frage war neulich im TV zu sehen.
Eine Gymnasiastin, hübsch und selbstbewusst, wurde in der
Schule und im Internet gemobbt.

selbstbewusst glaube ich der Betroffenen nicht.
Warum?
Ich war auf meiner Schule immer Außenseiterin - was mir lustigerweise erst kürzlich von einer Schulkameradin bestätigt wurde, die sich offenbar auch noch nach über 30 Jahren daran erinnert.

Nur: Es war mir immer egal.
Hohn und Spott brauchen einen Widerhall.
Mobbingopfern, das habe ich auch später im Beruf gesehen, fehlen zwei Dinge:

  1. Das Bewusstsein, dass die Anderen schlicht im Unrecht sind
  2. Die Fähigkeit, in der richtigen Weise zurückzuschießen

Ich wusste schon als Teenager im Zweifelsfall immer eine Antwort, auf die die Gegenseite keine mehr wusste
Ein Gegenschlag wirkt immer.

ALLERDINGS NUR, wenn er bei der allerersten Attacke sofort und ohne zu Zögern erfolgt.

Nun ist Mobbing ja ohne Zweifel ein soziales Verhalten, das
schon bei Ratten bekannt ist.

Wer den A… in der Hose hat, zurückzubeißen, mit dem ist man vorsichtig.
Dieses Verhalten müssen aber Eltern ihren Kindern antrainieren
und wie man weiß, funktioniert das über den sozialen Status.
Bist Du Sohn/Tochter des Rattenkönigs der Bank, kriegst Du das richtige Rollenverhalten vorgelebt. Du darfst alle beißen.
Und war egal, ob Deine Zähne kräftig sind oder nicht.
Das ist ja der Witz.

Meine Frage ist, was löst dieses Verhalten aus.

Kommt ein Neuling in die Gruppe, wird er abgecheckt.
Wehrt er sich sofort, wissen alle Oha! mit dem ist nicht zu spaßen.
Wehrt er sich nicht, zwicken ihn alle so lange, bis er sich verzieht.
Im Idealfall für immer.
Ein kämpfendes Rattenpack braucht keine Looser.
Das ist ein Drei-Musketiere-Ding.
Lies mal nach, was Athos, Porthos und Aramis mit D’Artagnan gemacht haben.
Verbale Angriffe und dann haben sich die Jungs geprügelt.
Danach wussten alle, wo sie standen.

Wieweit liegt die Ursache dafür eventuell beim Opfer selbst?

Ich habe beruflich viel mit jungen Menschen zu tun. Doch ist stelle fest, dass die Fähigkeit, Niederlagen einzustecken, von Jahr zu Jahr sinkt.
Heute wird leider Jedem vorgegaukelt, er sei ein Superstar. Das führt notwendigerweise dazu, dass ein einziger Misserfolg als Katastrophe erlebt wird, statt dass der, dem das passiert sagt: So, what? Nächster Versuch!

Wie sollten sich Menschen verhalten, damit sie nicht zum Opfer
werden?

Da gibt es leider absolut kein Patentrezept. Nicht in der Ellbogengesellschaft, die wir haben. Natürlich waren die starren gesellschaftlichen Regeln von früher ein Korsett. Doch in der Regel - dafür sind Normen da - schützten sie die Schwächeren einer Gruppe vor zu andauernden Angriffen.

Bloß - nicht angegriffen werden und am Rand einer Gruppe als Niemand zu existieren, ist genauso schmerzhaft. Es sei denn, und damit bin ich wieder am Anfang: wenn es Dir total egal ist, was die Gruppe von Dir denkt, kannst Du damit leben. Einsamer Wolf, eben.

viele grüße
Geli

Heute wird leider Jedem vorgegaukelt, er sei ein Superstar.
Das führt notwendigerweise dazu, dass ein einziger Misserfolg
als Katastrophe erlebt wird, statt dass der, dem das passiert
sagt: So, what? Nächster Versuch!

Ja, das stimmt wohl!

Du schließt aus dem Umstand, dass es auf der neuen Schule
weiter ging, dass das Opfer schuld ist? Du hast aber schon
mitbekommen, dass dieses Mobbing im Wesentlichen auch über das
Internet ablief und daher die neuen Mitschüler quasi
informiert waren, bevor das Mädel überhaupt angekommen war?

Schläu mich mal bitte über den Fall (Link).

Nein! Das wäre wohl bei weitem zu einfach gedacht. Es war,
neben Tokeis Anmerkung im Liebesbrett, nur der Anlass zu einer
Frage, die mir nun schon seit längerer Zeit im Kopf herum
geht.

Jetzt bin ich wieder schuld oder wie? :wink:
Schuld abladen verboten!

(Eigentlich seit der Zeit, seit Branden hier mal schrieb, dass
es immer die gleichen wären, die gemobbt würden.)

Es ist sicher immer der gleiche Typ.

Genauso wie komische Menschen auch komische Autos fahren. Daihatsu Coure. Da muss man zu passen.

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in
Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im
Kollegenkreis anstandslos einordneten, während man bei anderen
schon nach ein paar Sätzen sagen konnte, dass sie
wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen würden. (Typ
Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung mit
leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Ja, das ist definitiv so.

Manchmal stellt sich sowas auch leider erst später heraus.
Ich hab einen Subunternehmer, der, anfangs freundlich und umgänglich, entwickelt sich zur wahren Geheimwaffe, Kundenvertreibung betreffend. Das Problem ist, dass ich den jetzt so einfach nicht loskriege.

Mich würde interessieren, was dieses Mobben, das ja ein
Gruppenphänomen ist, auslöst.

Dass es im Prinzip böse ist und man es nicht tun sollte,

Warum ist das böse? Warum sollte man das nicht tun? *

Wenn jemand nicht in eine Gruppe passt, passt er nicht. man darf aber nicht sagen, dass er nicht passt. Es ist nicht erlaubt. Deshalb sucht sich die führende Mehrheit einen anderen Kanal.

Und der 2-Meter-Schrank aus meinen Memoiren, der wäre doch ewig ein kleines Weichbrot gewesen. So aber hat er dafür gesorgt, dass ihm solches nie wieder passiert, hat trainiert und bodygebuildet.

Jedes Kind macht in seiner Entwicklung Dinge mit, die es an seine Grenzen führen.

* Das bedeutet nicht, dass ich die Methoden gut heiße. Es ist, Gott sei es geklaget, hier leider notwendig, das mit Ausdruck zu betonen.

ist
schon klar, das bringt mich nur nicht weiter.

**Ich bringe dich weiter

  • Dein Führer und Leiter.**
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…hier findet er ein Aktuelles.

/t/warum-gucken-frauen-eigentlich-nicht/6796223

Hallo Geli,

klasse Kommentar!

cu

Ein Satz
Zitat aus dem verlinkten Artikel: " Etliche laufen ja so-
gar extrem nuttig herum, fühlen sich dann aber unwohl wenn Mann
hinguckt (auch 3-4 Mal) und erwidern auf keinen Fall seinen Blick"

Dieser Satz sagt allerdings auch schon einiges über die Haltung des Anfrägenden aus.

Also, wenn behauptet wird, dass sich eine „nuttig“ anzieht, ist damit schon eine Wertung verbunden.

Nuttig sein bedeutet dann ja wohl, dass die für alle und billig zu haben zu sein hätte.
Eine, die mit Jutekleid ausgeht, ist dann im Gegenteil extremst frigide.

Jetzt erdreistet sich die Nutte e.h. (ernennungshalber), 3…4 Blicke nicht mit einer angemessenen Grundlüsternheit zu erwidern und dann passiert das Gleiche, wie wenn ein Modedesigner einer Frau sein Kleid nicht verkaufen will, weil er der Meinung ist, dass sie darin ausieht wie ein Zementsack in der Zwangsjacke.

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Hi,

Dieses Verhalten müssen aber Eltern ihren Kindern antrainieren

und wie man weiß, funktioniert das über den sozialen Status.
Bist Du Sohn/Tochter des Rattenkönigs der Bank, kriegst Du das richtige Rollenverhalten vorgelebt. Du darfst alle beißen.

Das ist falsch. Ich wurde als Tochter eines Mittelständlers (würde man heute so formulieren) von Kindern gemobbt, die, vorsichtig formuliert, schon ihre Gründe hatten, mangelnde Fürsorge seitens der Eltern zu kompensieren.

die Franzi

So einfach ist das nicht
Hallo Geli,

Ich war auf meiner Schule immer Außenseiterin …Nur: Es war mir immer egal.

Solche Kinder gibt es. Und zweifelsohne prallen Ausgrenzungsversuche an ihnen ab. Sie stehen ja bereits draußen und signalisieren damit den anderen, dass sei keinen Wert auf ihre Gesellschaft legen. Ein solches Verhalten ist aber nicht das, was zwischen Kindern üblich ist. Als soziale Wesen, die sie nunmal sind, gehört es zu den primären Bedürfnissen von Kindern, zu einer sozialen Gruppe dazuzugehören.

Je jünger Kinder sind, desto wichtiger ist ihnen das. Aus diesem Grund ist bei jungen Kindern auch ein starker Hang zum Konformismus zu erkennen. Sie wollen weder auffallen noch anders sein. Sie wollen die gleichen Klamotten und Statussymbole haben, weil diese das äußerliche Zeichen von Dazugehörigkeit bilden. Die Fähigkeit, sich davon zu distanzieren, einen eigenen Stil zu entwickeln und gegen den Strom zu schwimmen, entwickeln Kinder in aller Regel erst mit dem Ende der Pubertät. Je unangepasster übrigens die Eltern der Kinder, desto stärker ist oft bei den Kindern zu beobachten, dass diese erst recht nicht auffallen wollen.

Das war früher übrigens nicht anders als heute. Damals hat das nur keinen Erwachsenen interessiert. Gelitten haben die Betroffenen nicht weniger, aber die Tatsache, dass man darüber nicht redete, ließ den Anschein entstehen, dass es keine derartigen Probleme gab. Und nein: Kinder waren damals nicht grundsätzlich robuster und besser im Einstecken. Sie zeigten nur nicht, was los war, weil sie keine Hilfe zu erwarten hatten.

In der Arbeit mit Mobbingsituationen bei Kindern und Jugendlichen zeigen die Ansätze die besten (kurz- und langfristigen) Ergebnisse, die sich um Integration bemühen und dabei auf Schuldzweisungen verzichten. Sie funktionieren deswegen so gut, weil man den sozialen Bedürfnissen Rechnung trägt, die die meisten Kinder und Jugendlichen haben: Dazuzugehören.

Es zeigt sich dabei, dass die Mehrzahl der mobbenden (aktiv und als „Mitläufer“) Kinder dankbar zugreift, wenn sich die Möglichkeit bietet, aus der Nummer wieder raus zu kommen. Oft durchaus zögernd zu Anfang, weil das Beenden des Mobbens die Angst vor eigener Schwäche auslöst. Mit der Erfahrung, dass sie nichts verlieren, steigt auch die Bereitschaft, das ehemalige Opfer zu integrieren, zumindest aber in Ruhe zu lassen - ohne sich postwendend das nächste zu suchen.

Was die Opfer betrifft, so berichten viele, dass es lange Zeit ihr sehnlichster Wunsch war, in die Gruppe aufgenommen zu werden. Der Wunsch nach Bestrafung der Täter kam häufig erst dann, wenn ein gewisses Maß an Demütigung und Niederlage überschritten war. Und: In aller Regel zieht die Bestrafung der Täter keine Integration des Opfers nach sich, im Gegenteil: Das Mobbing geht - oft subtiler - erst recht weiter.

Schöne Grüße,
Jule

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Ein Beispiel für …?
Hi,

…hier findet er ein Aktuelles.

/t/warum-gucken-frauen-eigentlich-nicht/6796223

Geh ich recht in der Annahme, daß du damit den UP als Beispiel für ein Mobbingopfer meinst?

Gruß
Metapher

Hallo Nemo,

ich spreche bewusst mal nur von Kindern und Jugendlichen, weil ich mit diesen die meiste Erfahrung habe. Mobbing ist eine strukturelle Erscheinung und in nahezu allen Gruppen zu finden. Ob es zum Problem wird, hängt in aller Regel von einer rechtzeitigen Intervention - meist von außen - ab. Es gilt also, die Eskalation zu vermeiden.

Betroffen sind bei Kindern häufig die, die ängstlich sind, wenig Selbstbewusstsein haben oder besonders angepasst sind. Ich habe oft beobachtet, dass gemobbte Schüler aus Familien kamen, wo Gewalt verachtet wurde und die Eltern großen Wert auf gewaltfreies Verhalten ihres Kindes legten. Körperliche Unzulänglichkeiten, wie Unsportlichkeit, Aussehen oder Ungeschicktheit bieten ebenso Anlässe zum Mobbing, wie Eifersucht und Konkurrenz - Letztere vor allem bei den älteren Schülern.

Lehrer sind unbedingt mitverantwortlich für Mobbingprozesse. Häufig geben sie selbst den Auslöser, indem sie Schüler vor der Klasse bloßstellen oder sich in Abwesenheit von Schülern abwertend über diese äußern („Ist der Robert mal wieder krank“). Ähnliches kann man sogar schon in Kindergärten beobachten, wenn Erzieherinnen immer wieder das selbe Kind öffentlich maßregeln. Es wird nicht lange dauern, und die anderen Kinder, werden dieses Kind als Sündenbock benutzen, um von eigenen Verfehlungen abzulenken. In der Folge wird zunehmend die Ausgrenzung dieses Kindes erfolgen.

Lehrer tragen ebenfalls zum Erfolg des Mobbings bei, wenn sie dieses ignorieren oder - noch schlimmer - nicht ernst nehmen. Äußerungen wie etwa, das Opfer sei „selbst schuld“, es solle „sich nicht so anstellen“ oder „da mussten wir früher auch durch“ bestärken die Mobber in ihrem Tun, weil sie damit ja quasi von höchster Instanz die Berechtigung für ihr Verhalten attestiert bekommen. Die Opfer hingegen suchen die Schuld (was sie ohnehin tun) noch stärker bei sich und verlieren damit mehr und mehr Selbstbewusstsein. Das treibt Mobbbende und Gemobbte in einen Teufelskreis, der mehr und mehr eskaliert.

Die Opfer geraten zunehmend in die Isolation und die fehlende Intervention von außen verhindert, dass die Täter eine Rückmeldung über die Auswirkung ihres Verhaltens bekommen. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass gerade die „Dulder“ von mobbendem Verhalten überhaupt keine Vorstellung davon hatten, was beim Opfer tatsächlich passiert. Sie sahen wohl das Weinen, die hilflose Wut, das Weglaufen - aber von dem, was das beim Opfer außerdem ausgelöst hat, hatten sie nicht die Spur einer Vorstellung.

Selbst bei den aktiven Tätern endet das Wissen um die Folgen ihres Tuns häufig bei den beobachtbaren Reaktionen des Opfers. Diese reichen aus, um sich in ihrer Macht bestätigt zu fühlen, um Konkurrenz auszuschalten oder (vermeintliche) Gefahr von sich selbst abzuwehren. Ich habe nicht selten in ehrlich erschrockene Gesichter geblickt, wenn ich bei Interventionsgesprächen davon erzählt habe, dass XY sich nicht mehr in die Schule traut oder nicht mehr schlafen/essen kann, weil er/sie soviel Angst hat.

Heißt: Lehrer, Erzieher, Jugendleiter…haben eine immense Verantwortung und vor allem eine entscheidende Funktion beim Zulassen oder Verhindern von Mobbing. Schulen sind in der Pflicht, durch Präventionsarbeit zum einen für ein gutes Klima zwischen Lehrern und Schülern und Schülern und Schülern zu sorgen. Sie müssen aber gleichzeitig wachsamen Auges beobachten, was passiert.

In vielen Fällen werden sie Mobbing dennoch nicht mitbekommen, weil viele Dinge so subtil passieren, dass sie auch offenen Lehreraugen verborgen bleiben. Gerade bei Internet-Mobbing stehen Lehrer öfter außen vor. In jedem Fall sollten sie immer wieder dazu ermutigen, dass Opfer sich ebenso Hilfe holen können, wie Schüler, die Mobbing beobachten, aber es nicht wagen, selbstständig zu intervenieren.

Das funktioniert nach meiner Erfahrung dann am besten, wenn die Interventionsmethode ohne Schuldzuweisungen und Bestrafungsaktionen passiert, sondern stattdessen Möglichkeiten zur Integration und Wiedergutmachung bietet, bei denen auch die Täter ihr Gesicht nicht verlieren. Bei der von mir verwendeten Methode des „no blame approach“ liegt die Erfolgsquote zwischen 70 und 85 Prozent - mehr als bei jedem anderen mir bekannten Ansatz.

Die größten „Störfaktoren“ dabei sind übrigens nicht selten die Eltern der Opfer, die unbedingt Köpfe rollen sehen wollen und es ihrem Kind durch ihre eigene Abwehrhaltung unmöglich machen, sich mit dem Täter zumindest soweit auszusöhnen, dass eine friedliche Koexistenz möglich ist.

Schöne Grüße,
Jule

(sorry, zu früh geclickt)

Natürlich gibt es neben denen, die schon beschrieben wurden, auch diesen Typus von Mobbingopfern: Geisterfahrer, die sich darüber beschweren, oder darunter leiden, daß sie permanent vom Gegenverkehr angeblinkt werden.

Und auch solche, die, ohne es allerdings selbst zu durchschauen, darauf anlegen, auf diese Weise, wenn auch negativ, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehn.

Beidem unterliegt allerdings ein ganz anderer Psycho-„Mechanismus“ als den armen Wichten, die - in der Erscheinung oder im Verhalten - einen Trigger vor sich hertragen, der in der jeweiligen Umgebung latent vorhandene sadistische Aktionen oder Re-Aktionen in der Umgebung auslöst.

Daneben gibt es noch eine schier unendliche Anzahl von Gruppendynamiken, in denen eine Kleinigkeit zum Kristallisationskeim für ein Mobbingszenarium werden kann.

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Eintopf
Hallo Nemo,

du wirst da einiges in einen Topf, auch in deine Postings weiter unten im Baum. Nicht jeder Koflikt innerhalb einer Gruppe ist ein Mobbingfall, nicht jeder, der kritisiert wird, ein Mobbingopfer.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im Kollegenkreis :anstandslos einordneten, während man bei anderen schon nach ein paar :Sätzen sagen konnte, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen :würden. (Typ Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung :mit leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Das kann von deiner Seite aus durchaus Mobbing sein, wenn deine Einschätzung zum Beispiel auf Klischees oder Vorurteilen beruht und du den Kollegen „abstempelst“, ohne ihn wirklich kennzulernen. Und dann wird deine Einschätzung auch zur selbsterfüllenden Prophezeihung. Aber: Es gibt natürlich auch Idioten, die es schaffen, sich mühelos innerhalb von zehn Minuten mit einer Gruppe von 80 Leuten anzulegen. Habe ich neulich auf einer mailingliste erlebt - demjenigen wurden von der Gruppe echt goldene Brücken gebaut, aber er hatte innerhalb kürzester Zeit den größten Teil der Leute massiv beleidigt.

Gruß,
M.

Hallo,

ja, bedingt. Sofern die Opfer kapituliert haben.

Je besser es den Mobbingopfern gelingt, die Täter bloß zu stellen oder einfach nur zu isolieren, um so schneller hört der Spuk auf.

Mehr oder weniger gemobbt wird, dem es an Selbstvertrauen fehlt oder der sich am falschen Ort zur falschen Zeit aufhält.

Versucht wird´s mit jedem. Ständig. In jeder Gemeinschaft (Familie, Verein, Verbände, Institutionen, Parteien, Gruppe sozial/ethnisch/religiös usw.), Monopole.

Die widerwärtigste Form sind äußerst menschenverachtende Übergriffe (aktuell durch die Nazis und ihr gesellschaftlicher Arm, die NPD). Sehr häufig findet Mobbing auf perfide Weise statt. Siehe Harz IV. Kinderarmut. Altersarmut. Unterversorgung weltweit, Steuerbetrug, Boni, „Ehren“-Sold.

Die Stärke der Täter ist teils die Anonymität, die ihnen zugestanden wird, teils unhinterfragte Legitimität. Die Masse (Verbraucher, Beschäftigte, Besitzende, unbelehrbar Selbstgereichte, Kriminelle, Extremisten), in der sich die Täter mit Mitteln der Selbstverleugnung und Verachtung für andere bewegen, bietet ihnen genügend Schutz. („Das ist gewollt oder so üblich. Andere machen das doch auch“.)

Je mehr den Tätern zugestanden wird, zu mobben, um so wahrscheinlicher erliegen die Opfer der Gefahr, gemobbt zu werden. Die Höchststufe der Erniedrigung ist erreicht, wenn die Täter den Opfern jedes Recht absprechen, sich wehren zu dürfen.

Das einzig garantierte Gegenmittel ist Eigencourage , sich nie damit abfinden, sich neue Bereiche im Bereiche der Bildung, der Kultur, des Sports usw. erschließen, um dem Teufelskreis täglicher Erniedrigungen zu entkommen oder sich zumindest behaupten zu können.

Grüße _ mki _

Hallo Max.

Hallo Nemo,

du wirst da einiges in einen Topf, auch in deine Postings
weiter unten im Baum. Nicht jeder Koflikt innerhalb einer
Gruppe ist ein Mobbingfall, nicht jeder, der kritisiert wird,
ein Mobbingopfer.

Dass es Unterschiede gibt und im Grunde jeder Fall seine eigenen Seiten hat, ist mir schon klar. Mir kam es darauf an, eventuell vorhandene Grundtendenzen zu erkennen.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im Kollegenkreis :anstandslos einordneten, während man bei anderen schon nach ein paar :Sätzen sagen konnte, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen :würden. (Typ Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung :mit leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Das kann von deiner Seite aus durchaus Mobbing sein, wenn
deine Einschätzung zum Beispiel auf Klischees oder Vorurteilen
beruht und du den Kollegen „abstempelst“, ohne ihn wirklich
kennzulernen. Und dann wird deine Einschätzung auch zur
selbsterfüllenden Prophezeihung.

Nee, ich bin gar nicht so, auch wenn es manchmal so ausschaut. Es war mir auch meistens durchaus bewusst, dass ein Urteil von meiner Seite, „Der ist doof.“ schwerwiegende Folgen für den betreffenden haben konnte.

Aber: Es gibt natürlich auch
Idioten, die es schaffen, sich mühelos innerhalb von zehn
Minuten mit einer Gruppe von 80 Leuten anzulegen. Habe ich
neulich auf einer mailingliste erlebt - demjenigen wurden von
der Gruppe echt goldene Brücken gebaut, aber er hatte
innerhalb kürzester Zeit den größten Teil der Leute massiv
beleidigt.

Ja siehst du, das ist es, was ich in etwa meine.
Ich habe mich gelegentlich so einem potentiellen Mobbingopfer an die Seite gestellt. Die allgemeine Erkenntnis war, dass man eigentlich das Opfer öfter in seinen Reaktionen korrigieren musste, als die Angreifer. Irgendwie scheint bei bestimmten Menschen, die soziale Anpassung völlig versagt zu haben.

Gruß, Nemo.

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in
Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Provokativer, aber auch ziemlich gefährlich. Denn so etwas setzt sich fest.

Ich weiß aus Erfahrung, dass sich manche Neulinge im
Kollegenkreis anstandslos einordneten, während man bei anderen
schon nach ein paar Sätzen sagen konnte, dass sie
wahrscheinlich Schwierigkeiten kriegen würden. (Typ
Besserwisser ohne Hintergrund-Kenntnisse, in Verbindung mit
leicht beleidigter Leberwurst, würde ich das einmal nennen.)

Das ist aber nicht die klassische Mobbingkonstellation! Natürlich kann es vorkommen, dass ein Mobbingopfer deshalb zum Mobbingopfer wird, weil es solches Verhalten zeigt. Aber noch öfter kommt es vor, dass so ein Verhalten KEIN Mobbing nach sich zieht. Dass jemand, der sich so verhält, vielleicht nicht gemocht und auch gemieden wird, ist kein Mobbing!

Mich würde interessieren, was dieses Mobben, das ja ein
Gruppenphänomen ist, auslöst.

Mobbing ist etwas, das auf einem bestimmten Nährboden stattfindet (das ist die strukturelle Komponente) und bestimmte Eigenschaften bei den beteiligten Personen (Täter und Opfer) braucht.

Eine wichtige Rolle auf Opferseite spielt die Konfliktfähigkeit. Diese kann sich auf einer Skala zwischen konfliktscheu und konfliktfreudig bewegen. Beide Extreme sind nicht gut. Je konfliktscheuer jemand ist, desto anfälliger ist er / sie für Mobbing, bzw. wird das Ausweichen im Rahmen des Mobbings zum Hebel, dass die Situation verstärkt. Nun kann es passieren, dass jemand, der eigentlich eher in der Mitte steht, also nicht sonderlich konfliktscheu ist, aber auch nicht offen in den Konflikt rein geht.

Derjenige vermeidet also in gewissem Rahmen Konflikte. Das, was in vielen Situationen durchaus vernünftig ist, kann aber in bestimmten Situationen und bei geeignetem Nährboden zu Mobbing werden. Hat jemand erst die Erfahrung gemacht, dann ist - ohne Unterstützung -der Weg bereitet, sich weiter zurückzuziehen, was die Spirale verstärkt.

Ab einem gewissen Punkt der Spirale hilft dann ohne Intervention auch kein Strategiewechsel beim Opfer mehr. Es ist ohne Hilfe schlicht machtlos.

Wichtig für die Entstehung von Mobbing ist auch, dass manche Eigenschaften bei Täter wie Opfer gleichermaßen vorkommen, was auch erklärt, warum aus Opfern Täter werden können und umgekehrt. Mangelndes Selbstvertrauen bspw. oder persönliches unter Druck stehen kann beides aus einem machen. Das gilt vor allem dann, wenn der Druck in der Gruppe schon so groß ist, dass der Eindruck entsteht, sich für eine von beiden Seiten entscheiden zu müssen.

Auch das zeigt dann schon, dass das mit der Schuldfrage überhaupt nicht weiter führt. Das gilt auch für einen weiteren, wichtigen Punkt:

Ist es in einer Gruppe zu Mobbing gekommen, dann hilft es nicht, das Mobbingopfer aus der Gruppe herauszunehmen, weil die Ursachen und der Nährboden dadurch nicht beseitigt sind.

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von „Schuld“ kann man da natürlich nicht sprechen, aber sicherlich gehören zu den Mobbern auch Leute die sich mobben lassen.

Es gibt immer Leute, an der Schule, am Arbeitsplatz usw, die dazu neigen andere zu mobben. Dabei gehen sie herantastend vor um auszuloten, ob das vermeintliche Opfer geeignet ist. Es gibt gewisse Reaktionen seitens des Opfers, die den Mobber dazu ermutigen weiter zu gehen. Wer unsicher ist und sich nicht wehren kann, ist im Prinzip verloren.

Ich kennen jemanden, ein kleiner, etwas seltsam-lustig aussehender Mann, der in seinem ganzen Leben schon ein Aussenseiter war. Der hat zum Beispiel bei seinem Auto den Beifahrersitz ausgebaut, um Sprit zu sparen (bei ihm fährt schliesslich eh keiner mit - er hat keine Freunde).
Und sein Lebenslauf gleicht einer Oddysee. Überall wurde er aufs extremste gemobbt. Er zog das Mobbing geradezu an. Seine Arbeitskollegen verbündeten sich sogar mit seinen Nachbarn die ihn bespitzelten und die so gewonnenen „Informationen“ weiter gaben.

Jetzt ist er verständlicherweise ein psychischen Wrack und in Frührente.

hallo Nemo!

Mir kam es darauf an,
eventuell vorhandene Grundtendenzen zu erkennen.

Die Grundtendenzen beim Mobbing besteht gerade darin, daß es willkürlich, nahezu grundlos und ungerechtfertigt geschieht. Deswegen gibt es auch keine „Trigger“, die man irgendwie abstellen könnte. Im Gegenteil, das Mobbingopfer, das darauf hofft, sich aus der Situation lösen können, indem es irgendwelche „Forderungen“ seiner Peiniger werfüllt, gerät in der Regel noch tiefer hinein. Das einzige, was man allenfalls sagen könnte, daß bei den Opfern tendenziell ein geringes Selbstbewusstsein besteht - wobei man darüber streiten kann, ob das nun Ursache oder Folge des Mobbings ist. Es reproduziert sich jedenfalls selbst.

Insofern kann ich in dem von der verlinkten Thread auch kein Mobbing erkennemn, selbst wenn einige Antworten beleidigend sind und manche eventuell in ihren Spekulationen über das Ziel hinaus geschosssen sind. Nicht jeder Konflikt in einer Gruppe ist gleich ein Mobbingfall, auch wenn diese Ansicht bei einigen Leuten momentan krassiert.

Ich habe mich gelegentlich so einem potentiellen Mobbingopfer
an die Seite gestellt. Die allgemeine Erkenntnis war, dass man
eigentlich das Opfer öfter in seinen Reaktionen korrigieren
musste, als die Angreifer.

Da gibt es viele Möglichkeiten, deren zwei Extreme ich im folgenden darstellen möchte.

  • Es handelt sich um keinen Mobbingfall. Die Erwartungen der Gruppe sind begründet und berechtigt, es gibt hier in der Tat etwas zu Lernen für den Betreffenden, und du hilfst ihm dabei.

  • Es handelt sich um einen Mobbingfall. Die Erwartungen der Gruppe sind willkürlich und ungerechtfertiogt, und als vermeintlicher „Freund“ bist Du Mittäter, weil Du dem Opfer vermittelst, daß die Täter recht haben.

Irgendwie scheint bei bestimmten Menschen, die soziale Anpassung :völlig versagt zu haben.

„Soziale Anpassung“ ist aber auch ein dehnbarer Begriff, der von „Man spuckt anderen nichts ins Essen“ bis zu „Man hat als Frau kein uneheliches Kind zu haben“ reichen kann. Deswegen bin ich mit solchen Aussagen vorsichtig. In der Schule die richtigen Klamotten zu tragen und mit allen anderen den Schwächsten zu verprügeln ist auch eine Form von „sozialer Anpassung“. In diesem Sinne kann es auch ein sehr positiver Zug sein, sozial unangepasst zu sein.

Gruß,
Max

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Gedankenlosigkeit
Hallo Nemo!

Wobei ich das „Schuld“ im Titel nur deshalb nicht in
Gänsefüßchen gesetzt habe, weil es so provokativer wirkt.

Da es der allgemein üblich Standardfall ist, daß Mobbingopfern von sich aelbst und der Umwelt die Schuld an allem gegeben wird, kann ich in deiner vermeintlichen „Provokation“ keine tieferen Nutzen für die Diskussion erkennen. Angesichts der Tatsache, daß sich das Millionen von Mobbingopfern tagtäglich anhören müssen, ist das ungefähr so provokativ wie „Heute nacht wird’s dunkel - das hat noch keiner gewagt zu sagen!“ Ich empfinde es eher als eine Gedankenlosigkeit, zumal Du ja, wie die Diskussion zeigt, von Mobbing relativ wenig Ahnung hast und Mobbingfälle fröhlich mit anderen Konflikten durcheinanderwürfelst.

Wenn Du dann im Erotikbrett schreibst „Eine gewisse Uneinsichtigkeit zeichnet ja, meiner Meinung nach, Mobbingopfer aus“, dann geht mir endgültig das Verständnis aus. Ich bitte Dich, lies einfach mal das folgende Posting:

/t/ehemalige-mobbingopfer/6770426/4

DAS ist Mobbing - nicht das, was Du im Erotikbrett vermeintlich dafür hältst. Ich habe das Hefühl, du hast bisher noch keine wirklichen Mobbingopfer getroffen, sondern nur welche, die sich vermeintlich dafür hielten, weil die böse Welt mal nicht auf ihrer Seite war. Anders kann ich mir deine Einschätzung nicht erklären, denn Böswilligkeit will ich Dir nicht unterstellen. Aber: Wenn man von einer Materie recht wenig Ahnung hat, sollte man sich vorher informieren, bevor man „provokante“ Thesen in die Luft zu bläst oder drüber schwadroniert, was „Mobbingopfer“ auszeichnet.

Gruß,
Max

Das, was Du hier so

Dass es im Prinzip böse ist und man es nicht tun sollte, ist
schon klar

Nein, ansche
das bringt mich nur nicht weiter.

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