Hallo Niels!
Schlicht geht es im Höchstfall in etwa darum, abends sein Essen mit
der Energie zu kochen, die die Solarzellen tagsüber gesammelt haben.
Sind wir hier im Campingbrett? Mit solchen Vorstellung kann man nicht an die Energieversorgung eines Industrielandes heran gehen. Auch die Vorstellungen autarker Kleinversorger sind allenfalls für die Versorgung einer Berghütte tauglich, ansonsten indiskutabel. Es geht bei solarer Energieversorgung ganz sicher nicht um den heimeligen Traum vom autarken Leben als Öko-Einsiedler.
Kleinlagen können Sinn machen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausscheiden. Sowas ist nichts Neues und wird mit allen erdenklichen Techniken vom kleinen Wasserrad bis zur Batterie-gepufferten Solar-Versorgung einer Wochenendhütte in der Heide realisiert. Wenn man aber anbietet, mit solcher Technik eine Werkzeugmaschinenfabrik, eine Stadt mit kompletter Infrastruktur oder ein Krankenhaus zu versorgen, kann man sich nur lächerlich machen und eine sehr sinnvolle Technik gründlich diskreditieren. Über kWh braucht man abseits von im Sonderfall zweckmäßigen Inselanlagen gar nicht erst nachzudenken. Es geht schon beim Betrieb eines Kleinwagens um hunderte kWh und ansonsten geht es mindestens um Gigawattstunden, nicht um Spielkram.
Die solare Erzeugung solcher Größenordnungen ist möglich. Aber man darf sich nichts vormachen, das ist ganz große Kraftwerkstechnik. Um entsprechende Volumina unterhält man sich auch bei Energiespeichern bzw. bei Stoffen, die als Energieträger dienen. Wenn Du 50 Liter Diesel tankst, hast Du 50 x 10 kWh, also eine halbe MWh im Tank. Mit Wasserstoff braucht man weniger Energie für den gleichen Effekt, weil ein Antrieb mit Brennstoffzelle und E-Motor einen besseren Wirkungsgrad als ein Diesel- oder Ottomotor bringt, aber an Zehnerpotenzen des Energieeinsatzes ändert sich nichts. Wenn ein Schiff mit 10.000 PS-Antrieb hunderte oder tausende t Schweröl braucht und wir müssen den gewohnten Energieträger mit einer geeigneten Alternative ersetzen, sind erschreckend viele GWh bereit zu stellen. Das sind die Größenordnungen, die solar zu erzeugen sind. Über kleinere Sachen müssen wir nicht mehr reden, weil sie seit langer Zeit laufen.
Sobald wir uns darüber unterhalten, Solartechnik nur zum Aufwärmen eines Süppchens zu benutzen, waren alle Mühen seit Jahrzehnten für die Katz. Seit Jahrzehnten existieren die Konzepte, die Energiewirtschaft der Menschheit (das laß Dir bitte auf der Zunge zergehen!) auf eine Kombination aus Solartechnik und Wasserstoff umzustellen. Dabei kann und muß an etlichen Stellen bisheriger Energieeinsatz reduziert werden, z. B. durch besser isolierte und intelligent belüftete Gebäude, aber dennoch geht es letztlich um den Aufbau gigantischer Industrieanlagen für die Energieversorgung aus der Sonne. Natürlich fängt man in Versuchsanlagen klein an und freut sich über das Leuchten eines Lämpchens und über einen erwärmten Schluck Kaffee. Aber diese Phase liegt bereits seit einer Menschengeneration hinter uns. Nun muß noch an besser praktikablen Methoden zur Speicherung/chemischen Bindung von Wasserstoff gearbeitet werden und Wirkungsgrad sowie Kosten der Solarzellen sind zu optimieren. Aber dann sind große Anlagen fällig, richtig große Anlagen. Die Entwicklung nimmt einen ähnlichen Verlauf wie bei Windkraftanlagen. Von den in Hinterhofbutzen zusammengebastelten winzigen Windrädern mit Leistungen im einstelligen kW-Bereich ist nichts mehr übrig. Sie waren dennoch wichtig, um erste Erfahrungen zu sammeln. Inzwischen wurden die Anlagen um das Tausendfache größer und erzeugen in Windparks Leistungen, die so langsam in den Bereich der Relevanz für die Energieversorgung kommen.
Gruß
Wolfgang