Ich war 41 Jahre alt, es ist drei Jahre her. Viele hier im
Forum haben das Sterben meines Mannes und meine Trauer über
meine Beiträge mit verfolgen können. Ich denke schon, dass ich
nie einen Zweifel habe aufkommen lassen, dass ich meinen Mann
sehr geliebt habe und dass ich nicht auf „schnellen Ersatz“
aus bin.
Als erstes möchte ich dir mein ganz herzliches Beileid ausdrücken.
Und ich finde es schön zu lesen, dass es dir nach dem Verlust deines Mannes wieder besser zu gehen scheint.
Dass ich noch täglich an ihn denke, ist keine Schuldigkeit,
sondern ein „Automatismus“, den ich manchmal gerne abschalten
möchte. Ich bin auch froh, dass ich mittlerweile einen
STOPP-Schalter gefunden habe, der mich davor bewahrt, wieder
zu tief in die Trauer zu stürzen.
Es ist doch schön, dass du noch jeden Tag an ihn denkst, warum möchtest du das abschalten? Das hab eich jetzt nicht so ganz verstanden? Ist der Schmerz noch zu groß wenn du an ihn denkst oder warum möchtest du das gerne abstellen können?
Denn irgendwann hält man diesen Schmerz nicht mehr aus.
Irgendwann möchte man diesen Film einfach anhalten. Irgendwann
möchte man einfach mal wieder schlafen. irgendwann möchte man
mal mit nicht so verquollenen Augen in den Spiegel gucken
können.
Diesen Wunsch kann ich nur zu gut nachvollziehen. Nach dem Tod von meinem Opa ging es meiner Oma auch so und ich hätte mir gewünscht, wenn es so eine Art Aus-Schalter gegeben hätte. Einfach um sie nicht mehr leiden und weinen sehen zu müssen. Einfach um ihr ein paar Stunden zu geben, wo es ihr besser geht.
Meine Oma so leiden zu sehen war schrecklich für uns alle. Zumal man sich dann so hilflos vorkommt, weil man eben nichts tun kann damit es ihr besser geht.
Wenn dann die Phase eintritt, in der Kleinigkeiten wieder aus
der Tiefe der Bedeutungslosigkeit, die allumfassend scheint,
hervortreten - dann fängt die Hoffnung an, dass man eventuell
wirklich wieder „leben“ kann. Soll ich jetzt ein schlechtes
Gewissen haben?
Nein. Sollst du und musst du nicht. Es ist doch gut, wenn es dir wieder besser geht.
Du weißt nicht, wie froh man ist, wenn man mit der schlimmsten
Trauer so weit durch ist, dass man überhaupt mal wieder ein
Bedürfnis nach irgendwas verspürt!
Doch das weiß ich allerdings.
Aber dann fängt das Problem an, dass man darüber nachdenkt,
wie man sich denn die Zukunft ohne diesen Mann, mit dem man
nun einmal alt werden wollte, vorstellt, was man möchte. Nein,
sicherlich benötigt man dazu nicht unbedingt einen neuen
Partner, aber gerade wenn man eine schöne Partnerschaft
geführt hat, tut es umso mehr weh, wenn man z.B. glückliche
Paare um sich herum sieht. Wenn man eine schöne Partnerschaft
geführt hat, wird es schwer sein, eine „gleichwertige“
aufzubauen. Wenn man eine schöne Partnerschaft geführt hat,
ist man sicherlich nicht bereit, sich mit Halbherzigkeiten und
Oberflächlichkeiten abzugeben.
Kann ich nachvollziehen. Vollkommen
Aber, wenn ich mich jetzt noch einmal in einen Mann verlieben
sollte, werde ich diesem Gefühl allen Raum der Welt geben -
bis auf den einen Platz, den mein Mann immer einnehmen wird,
Und genau das ist das wo ich sage das könnte ich nicht. Ich könnte mich nicht neu verlieben.
Dazu ist und war die Liebe zu meinem Mann einfach zu groß.
Ist es denn wirklich so verwerflich, dass ich sage: ich könnte das nicht, weil ich meinen Mann dafür zu sehr geliebt habe und dass ich auch für mich das selbe erwarte oder erhoffe, dass auch ich so sehr geliebt wurde, dass mein Mann nach mir nicht mehr leiben kann. Oder so lieben kann?
Ich sage ja nicht, dass mein Mann mir ewig hinterher trauern soll, aber ich würde mir wieder einen Neuen Mann suchen.
Sondern ich würde das selbe tun. Ich würde keinen neuen Mann in meinem Leben wollen und erwarte das selbe von meinem Mann, eben dass auch er mich so sehr geliebt hat, dass eine neue Partnerschaft für ihn desahlb nicht in Frage kommt.
Ich lebe und er ist tot - das ist ungerecht genug! Ich habe
lange genug gelitten - und ich bin froh, dass es mir endlich
wieder besser geht! Wie ich in Zukunft mit den Männern umgehe,
entscheide allein ich - und keine Menschen, die mir aus einer
falsch verstandenen Liebe heraus auch noch ein schlechtes
Gewissen einreden wollen.
Ich habe niemals versucht irgendwem ein schlechtes Gewissen ein zu reden. Ich habe auch nie gesagt, dass alle so handeln müssen wie ich in dieser Situation.
Ich habe doch lediglich gesagt dass ich das nicht könnte und das einzig und allein von dem Menschen erwarte, für den ich das selbe aufgeben würde. Eben meinen Mann.
Ich habe das niemals von irgendwem anderes erwartet, oder habe gesagt, dass jemand ein schlechtes gewissen haben muss, weil er es nicht so macht.