Zurück zur Scholle!
Hallo,
Ich kann auch einen Lottoschein ausfüllen und eine Million
gewinnen.
Du übersiehst dabei aber nicht, daß da ungleich mehr Leute
scheitern müssen, damit einer davon reich werden kann.
nicht „um zu“. Es scheitern mehr als gewinnen, richtig. Aber das eine bedingt nicht das andere. Entscheidend ist, daß man vom Abwarten und Nichtstun nicht reich wird, sondern von Einsatz, Risikobereitschaft und/oder Zufall.
Oder man hat eine brilliante Idee und
wird über 30 Jahre zum Weltmarktführer.
Dazu muss er bereits über ein Vermögen verfügen, sonst machen
andere das Geld. Auch das weißt Du. Warum erzählst Du hier so
einen Unfug?
Werner von Siemens, Rudolf Diesel, Thomas Edison, George Stevenson, Guglielmo Marconi, Bill Gates, Dietmar Hopp. Alles Menschen, die durch eigene Arbeit und eigenes Risiko erfolgreich reich wurden. Das ist Unternehmertum. Insbesondere die ersten fünf standen zeitweise kurz vor dem Bankrott.
Die hervorgegangenen Unternehmen beschäftigen heute hunderttausende von Menschen.
Andere ziehen die Sicherheit eines Lebens als Angestellter
vor.
Falsch! Die Gehälter sind so bemessen, daß nie das nötige
Startkapital für einen eigenen Versuch zusammenkommt.
Da arbeiten Gewerkschaften und Arbeitgeber in einer unheiligen Allianz zusammen, von der ich nichts wußte. Ich dachte immer, daß sich die Gehälter durch Angebot und Nachfrage ergeben. Von einer geheimen Klausel, die Selbständigkeit verhindern soll, weiß ich nichts.
Ich weiß aber sehr wohl, daß die meisten Menschen genug Vermögen haben, um eine bescheidene Selbständigkeit zu beginnen. Man kann auch das halb abbezahlte Haus beleihen, um sich selbständig zu machen. Risiko, ich weiß. Darauf wollte ich aber genau hinaus.
Wer für
Lohn oder Gehalt arbeiten geht, bleibt auch dabei. Darauf
achtet schon sein Arbeitgeber, daß er von dem Job abhängig
bleibt.
Der Arbeitgeber weiß doch gar nicht, was Du mit dem Nettoeinkommen machst und wieviel Du sparst. Der Arbeitgeber nimmt auch keinen Einfluß darauf, wieviele Kinder der Arbeitnehmer bekommt, ob er ein Auto hat oder ein Haus kauft.
Mit 100 Euro im Monat kann man in einem überschaubaren Zeitraum genug Geld zusammensparen, um eine GmbH zu gründen, ein Patent anzumelden, Kunstwerke zu erstellen oder eine Maschine zu entwerfen. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich neben der Arbeit selbständig zu machen und letztere dann irgendwann aufzugeben, wenn sich die Selbständigkeit trägt.
Die meisten online-Shops sind so entstanden. Mit der Selbständigkeit kann man auch während des Studiums anfangen.
Neue Selbständigkeit entsteht um uns herum zighundertfach und die wenigsten davon beginnen mit ererbten oder geklautem Vermögen. Restaurants, Kioske, Friseursalons. Wobei das letzte Beispiel interessant ist: die meisten späteren Meister gehen sogar mit Wissen ihres Arbeitgebers auf die Meisterschule und daß Friseure nicht gerade fürstlich verdienen, ist ja wohl bekannt. An Deiner obenstehenden Theorie kann also so viel nicht sein.
Du hast Unternehmertum und Risikobereitschaft in Deiner
Aufzählung vergessen.
Stimmt, Gier habe ich vergessen. Wie es Dir immer wieder
gelingt, für niedere Instinkte eine wohlklingende Bezeichnung
zu finden. Tolle Leistung.
Es ist interessant, daß Du für normales menschliches Verhalten negative Bezeichnungen suchst. Gier ist die Triebfeder jedes wirtschaftlichen Handelns. Ohne Gier wären wir beide arbeitslos und die Menschheit würde Ackerbau und Viehzucht in der primivisten Form betreiben. Reine Naturalwirtschaft, kein Handel, kein Wohlstand, keine sozialen Sicherungsssysteme, keine Dienstleistungen und damit z.B. keine medizinische Versorgung.
Kriminelle Energie und einiges an Rücksichtslosigkeit oder
asoziale Mentalität? Du sprachst über die Leute, die als
einzige in diesem Land Arbeitsplätze außerhalb der
Staatswirtschaft schaffen können.
Ich spreche über die Leute, die dank ihres bereits
vorhandenen Vermögens die Möglichkeit haben, sich an der
Arbeit anderer zu bereichern. Daß für die dabei Arbeitsplätze
entstehen ist ein Nebeneffekt, der billigend in Kauf genommen
wird.
Ich rede von den Leuten, die sich eine Existenz aufbauen und deren Existenz irgendwann eine Dimension annimmt, die die Gründer alleine nicht mehr bewältigen können. Da kommen dann die Angestellten ins Spiel. Ich bin nicht der Ansicht, daß sich jemand dafür schämen muß, daß er anderen Menschen ein auskömmlicheres Leben ermöglicht.
Es gibt keinen Grund, diese Gier zu einer Leistung hoch zu
stilisieren.
Nicht die Gier an sich ist die Leistung, sondern die Risikobereitschaft und dsa Unternehmertum. Ohne diese beiden Eigenschaften gäbe es unsere Zivilisation nicht.
Gruß
Christian