The Day After
Ja, und vermutlich mehr als Du. Deshalb ist mir auch nicht
ganz klar, wieso Du die knapp zehn Kreditinstitute, die
gestützt worden sind, als Basis Deiner „Argumentation“
verwendest.
Du weißt aber auch (sicherlich besser als ich), dass (fast)
alle anderen Banken durch die Rettung dieser zehn schwarzen
Schafe vor Schlimmerem bewahrt worden sind und somit davon
profitiert haben.
Ja, das war ja auch Sinn der Veranstaltung.
Von den Risikozinsen, die die Kreditinstitute im Moment auf
Staatsanleihen kassieren, deren Risiko sie aber offensichtlich
nicht tragen, mal ganz zu schweigen.
Das hat ja nun mit dem Soffin nichts zu tun.
Dass wir durch eine Bankenpleite wieder in die Steinzeit
zurück katapultiert werden, kannst du mir leider auch nicht
verkaufen.
Es ist ein bißchen aufwendig, das Szenario einer großen Bankpleite bis zum Ende und im Detail durchzuspielen, aber für den Anfang sei mal folgendes erwähnt: Kreditinstitute finanzieren sich zu einem nicht unwesentlichen Teil über andere Kreditinstitute. Aufgrund der bisherigen Regelungen gab es für diese Kreditbeziehungen keine betragsmäßigen Obergrenze wie bei anderen Krediten. Aus diesem Grunde haben die Banken untereinander Beträge geliehen, die im Falle eines Ausfalls das kreditgebende Institut problemlos mit in den Abgrund reißen können.
Fiele eine der großen Landesbanken aus, wäre das das sofortige Ende des gesamten S-Finanzverbundes (also aller Sparkassen und Landesbanken).
Die ausgegebenen Derivate spielen ebenfalls eine große Rolle, weil einzelne Institute zehnstellige Beträge im Umlauf haben. Ein Ausfall eines großen Emittenten hätte massiven Abschreibungsbedarf zur Folge haben, der zu weiteren Insolvenzen führen würde.
Ich vermute, daß am ehesten noch einige genossenschaftliche Banken und Privatbanken überleben würden, weil diese sich relativ autark im Markt bewegen und regelmäßig über hohe Liquiditätspositionen verfügen. Falls diese nicht gerade bei einer anderen Bank ausgelöscht wurden.
Kommt ein Institut ins Wanken, verhängt die Aufsicht ein Moratorium, d.h. das Kreditinstitut darf nicht mehr auszahlen. Damit muß es regelmäßig den Zahlungsverkehr einstellen.
Die Bargeldversorgung der Bevölkerung und des Handels bräche innerhalb von einer Woche zusammen. Da sämtliche Einlagensicherungssysteme in einem solchen Szenario überfordert wären, braucht sich der Anleger aber sowieso keine Sorgen mehr um die Auszahlung seiner Guthaben zu machen.
Eingestellter Zahlungsverkehr heißt aber leider auch, daß Gehälter, Rechnungen, Miete und Materiallieferungen nicht mehr bezahlt werden können. Nach spätestens 30 Tagen steht die Wirtschaft komplett still und auf den Straßen herrscht der Tauschhandel vor.
Es empfiehlt sich also, nicht nur immer etwas Appel im Haus zu haben, sondern auch ein paar Vorräte und Gaskartuschen. Silber in handlicher Form muß auch nicht unbedingt schaden, wie man hört.
Das ganze System existiert im Moment nur noch, weil die Zentralbanken unbegrenzt Geld hineinpumpen. Das treibt die Aktien- und Anleihekurse und bremst damit auch die Kosten für die Finanzierung der meisten Staaten.
Über kurz oder lang wird man die Wahl haben, die Zinsen zu erhöhen und die Liquidität zu kürzen oder Inflation zu riskieren. In Ungarn steht der Notenbankchef vor dem Rauswurf, weil er den ersten Weg vorzog. Ein Nachfolger wird sich schwer finden lassen, weil die Regierung die Gehälter der Notenbanker massiv gekürzt hat.
In Griechenland regt sich eine gewaltige Protestbewegung gegen die Sparmaßnahmen; Räte sprießen aus dem Boden, Mautstationen werden besetzt, Busse gekapert. Ausfallversicherungen für Kredite an Griechenland sind so teuer wie nie (1030 Basispunkte).
In den USA wächst immer mehr Bundesstaaten und Städten der Schuldenberg über den Kopf; deutsche Banken sind dort angeblich nur mit 57 Mrd. engagiert (vor allem übrigens wieder die Landesbanken).
In Spanien werden wohl 120 Mrd. gebraucht, um allein die Sparkassen zu sanieren und um Portugal soll es ja auch nicht so gut bestellt sein, wie man hört.
Eigentlich ist nur die Frage, wo als nächstes der Deckel vom Ventil fliegt. Ob beim nächsten oder übernächsten mal spielt keine Rolle aber irgendwann wird den Staaten das Geld ausgehen, um eine Lücke nach der nächsten zu stopfen.
Dann brauchen wir uns um den Ausfall großer Kreditinstitute zwar keine großen Sorgen mehr zu machen, aber wir können zumindest zuschauen, während wir unsere Konserven auf dem Gaskocher heißmachen.
Und wenn es doch glimpflich ausgeht: es gab ja schlimmeres als vor zwei Jahren in Silber zu investieren.
Gruß
Christian