Hure oder Heilige…passt schon
Hallo José,
seit Jahren hieß es, Frauen seien weniger promisk als Männer.
Nun entlarvt sich diese Aussage wohl als Lüge:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,256345,00.html
Wie paßt das in das Bild der starken Frau? Sich an vorgegebene
gesellschafliche Vorstellungen anpassen, und das auch dann,
wenn die Umfragen anonym sind?
Das ist eine schwierige Frage.
Ich vermute hinter diesem Verhalten eine gedankliche Trennung von Frauen in Huren (die billig, verachtenswert sind und die jeder haben kann) und Heilige (die Mann heiratet, die Kinder großziehen und das Heim bewahren). Zwar ist mir diese Einteilung offen hauptsächlich nur bei Männern begegnet, aber ich vermute sehr stark, dass diese männliche Erwarungshaltung sich auch auf die Frauen und ihre Selbstreflektion übertragen hat.
Nach landläufiger Meinung schließen sich diese beiden Gruppen gegenseitig aus (Frau ist entweder Hure oder Heilige). Das heisst, auch rein gedanklich ordnen sich viele Frauen von ihrem Selbstverständnis her bewusst oder unbewusste einer der beiden Gruppen zu, und da die Gruppe „Hure“ nun nicht allzu viele Vorteile zu bringen scheint, nimmt frau dann eben das geringere Übel, also die „Heilige“. Natürlich finden sich in der Realität diese beiden Typen heutzutage dann selten in ihrer Reinform wieder, aber sie dominieren vermutlich immer noch bei vielen Frauen das Selbstverständnis und somit auch Aussagen, die Frauen über sich selbst machen.
Die Frageaktion war anonym, klar, aber ich denke, je offener Frauen sich zu ihrer Promiskuität bekennen, desto mehr gerät auch das eigene Selbstverständnis von der „Heiligen“ und sei es noch so „unbedeutend“ ins Wanken. Es geht hier also weniger darum, was andere von der Frau denken könnten (dsa erfährt bei anonymen Interviews ja eh keiner) sondern eher darum, ob ihr eigenes Selbstbild durch eine derartige Offenheit nicht in Frage gestellt wird.
Wenn dann ein vermeintlicher Lügendetektor angeschlossen wird, relativiert sich das Ganze wieder. Dann wird obiges aufgewogen durch die Gefahr, u.U. von jemand anderem als Lügnerin entlarvt zu werden.
Bei Männern gibt es übrigens meines Wissens kein Äquivalent zum „Heilige“-„Hure“ Konzept. So erklärt sich dann auch, dass dort kaum Unterschiede zu beobachten sind.
Aber obiges von mir ist eher als Diskussionsanregung gemeint, da es tatsächlich bei mir nur auf Vermutungen beruht. Würd mich interessieren, wie andere, insbesondere auch Frauen von ihrem Selbstvertsändnis her das sehen. Bei mir spiel(t)en solche Überlegungen sicher eine Rolle.
Gruss
Marion