Hallo,
angeregt durch folgenden Thread /t/zuckerfreie-kinderkekse/6896271
Jetzt mal abgesehen davon, dass auch Zucker aus Früchten Zucker ist, und die Werbelügen vom ach so gesunden „Zucker aus Früchten“ uns in Wirklichkeit mehr schadet, als es der bewusste und angemessene Einsatz von ganz normalem Haushaltszucker je könnte, und auch mal beiseite gelassen, dass Zucker auch rein technisch zum Backen notwendig ist: Wie kommt man - und das will ich hier jetzt mal loslösen von dieser ganz konkreten Frage - dazu, Kinder so „künstlich“ ernähren zu wollen, wie ich das leider im Umfeld zunehmend beobachte?
Nein, Chips, Cola, Mäckes und Co. stellen für sich genommen sicher keine kindgerechte Ernährung dar. Aber was ist an geschmacksneutralen Reiswaffeln, zuckerfreien Vollkornkeksen und Rohkost um der Rohkost Willen kindgerechter? Welche Eltern sind so von ihren eigenen Eltern misshandelt und asketisch groß gezogen worden? Wer musste unter einem kompletten „Essverbot“ bei Großeltern und Kindergartenfreunden leiden, wie ich es schon in der Nachbarschaft erlebt habe?
So langsam fühle ich mich einsam damit, dass wir unseren Kindern neben einer ausgewogenen, täglich normalerweise frisch gekochten Küche mit extrem geringen Anteil an Convenience-Produkten, in Maßen auch ganz normale Süßigkeiten geben, und unsere Kinder sich ihren Rohkostanteil nur aus eigener Begeisterung während des Gemüseputzens abholen. Gelegentlich wird auch mal eine kleine Flasche Cola mitgebracht. Im Urlaub gibt es natürlich auch mal ein Hotdog, und Burger und Pommes werden gelegentlich selbst ganz klassisch frisch gemacht. Und wenn Oma kommt, dann darf die natürlich auch Kuchen mitbringen, mit den Au-Pairs werden gelegentlich Blinis gebacken, Papa macht alle paar Wochen mal ein Eis, Mama kocht mit den Kindern Marmelade (die natürlich gleich reichlich probiert wird), …
Und nein, die Kleinen platzen nicht aus allen Nähten, die Zähne sind OK, und gemessen an dem was es hier an „vernünftigen“ und gesunden Dingen gibt, sind das alles natürlich vernachlässigbare Dinge, zumal man bei den selbstgemachten Dingen ja keine Industrierezepturen verwendet, sondern „echte Ware“ an den Start geht. Und zwar nicht, um ein nicht vorhandenes schlechtes Gewissen zu beruhigen, sondern weil mehr Frucht, … einfach besser und natürlicher schmeckt, als z.B. das für meinen Geschmack regelmäßig vollkommen übersüßte Eis aus dem Supermarkt.
Jetzt mal abgesehen davon, dass ich es in keinem Fall erlebt habe, dass sich diese ganzen Wahnsinnsasketekonzepte nicht spätestens zu Schulzeiten in Luft aufgelöst haben: Denkt eigentlich niemand darüber nach, was für ein gestörtes Essverhalten man damit produziert, und was man damit den Kindern an positiver Kindheitserinnerung vorenthält?
Die Erinnerungen an das gelegentliche „geschlagene Ei“ mit viel Zucker, was es bei Oma gab, die gemeinsam gebackenen Waffeln, die Obstorgien direkt im Garten, das erste eigene halbe Hähnchen, die Rekorde beim Reibekuchenessen, … gehören doch mit zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Wem geht es noch so?
Gruß vom Wiz