Übereltern

Hallo,

angeregt durch folgenden Thread /t/zuckerfreie-kinderkekse/6896271

Jetzt mal abgesehen davon, dass auch Zucker aus Früchten Zucker ist, und die Werbelügen vom ach so gesunden „Zucker aus Früchten“ uns in Wirklichkeit mehr schadet, als es der bewusste und angemessene Einsatz von ganz normalem Haushaltszucker je könnte, und auch mal beiseite gelassen, dass Zucker auch rein technisch zum Backen notwendig ist: Wie kommt man - und das will ich hier jetzt mal loslösen von dieser ganz konkreten Frage - dazu, Kinder so „künstlich“ ernähren zu wollen, wie ich das leider im Umfeld zunehmend beobachte?

Nein, Chips, Cola, Mäckes und Co. stellen für sich genommen sicher keine kindgerechte Ernährung dar. Aber was ist an geschmacksneutralen Reiswaffeln, zuckerfreien Vollkornkeksen und Rohkost um der Rohkost Willen kindgerechter? Welche Eltern sind so von ihren eigenen Eltern misshandelt und asketisch groß gezogen worden? Wer musste unter einem kompletten „Essverbot“ bei Großeltern und Kindergartenfreunden leiden, wie ich es schon in der Nachbarschaft erlebt habe?

So langsam fühle ich mich einsam damit, dass wir unseren Kindern neben einer ausgewogenen, täglich normalerweise frisch gekochten Küche mit extrem geringen Anteil an Convenience-Produkten, in Maßen auch ganz normale Süßigkeiten geben, und unsere Kinder sich ihren Rohkostanteil nur aus eigener Begeisterung während des Gemüseputzens abholen. Gelegentlich wird auch mal eine kleine Flasche Cola mitgebracht. Im Urlaub gibt es natürlich auch mal ein Hotdog, und Burger und Pommes werden gelegentlich selbst ganz klassisch frisch gemacht. Und wenn Oma kommt, dann darf die natürlich auch Kuchen mitbringen, mit den Au-Pairs werden gelegentlich Blinis gebacken, Papa macht alle paar Wochen mal ein Eis, Mama kocht mit den Kindern Marmelade (die natürlich gleich reichlich probiert wird), …

Und nein, die Kleinen platzen nicht aus allen Nähten, die Zähne sind OK, und gemessen an dem was es hier an „vernünftigen“ und gesunden Dingen gibt, sind das alles natürlich vernachlässigbare Dinge, zumal man bei den selbstgemachten Dingen ja keine Industrierezepturen verwendet, sondern „echte Ware“ an den Start geht. Und zwar nicht, um ein nicht vorhandenes schlechtes Gewissen zu beruhigen, sondern weil mehr Frucht, … einfach besser und natürlicher schmeckt, als z.B. das für meinen Geschmack regelmäßig vollkommen übersüßte Eis aus dem Supermarkt.

Jetzt mal abgesehen davon, dass ich es in keinem Fall erlebt habe, dass sich diese ganzen Wahnsinnsasketekonzepte nicht spätestens zu Schulzeiten in Luft aufgelöst haben: Denkt eigentlich niemand darüber nach, was für ein gestörtes Essverhalten man damit produziert, und was man damit den Kindern an positiver Kindheitserinnerung vorenthält?

Die Erinnerungen an das gelegentliche „geschlagene Ei“ mit viel Zucker, was es bei Oma gab, die gemeinsam gebackenen Waffeln, die Obstorgien direkt im Garten, das erste eigene halbe Hähnchen, die Rekorde beim Reibekuchenessen, … gehören doch mit zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Wem geht es noch so?

Gruß vom Wiz

Wem geht es
noch so?

Mir.

Den Geruch, wenn meine Oma Apfelstrudel gebacken hat, werde ich nie vergessen.

Und wie ich mit einem fernen Verwandten, wohl Vetter höheren Grades, in gleichem Alter wie ich, einmal ein ganzes Blech Apfelstrudel zusammengefuttert haben.

Der Punkt ist heute, dass man ganz schnell auf eine Schiene gefahren wird. Unbewusst wird permanent Druck ausgeübt. Jeder 4. Deutsche sei zu dick, heißt es.

Ein Kind soll da aber nicht mitmachen. Es soll bloß nicht in den Leistungen hinter anderen zurückstehen, vor allem nicht in der Leibertüchtigung.
Man möchte als guter Elter glänzen, seinem Kind kein Fett, Zucker und Kunststoffe von E001 bis E999 zuführen.
Hat es 2kg zuviel Gewicht, wird es schnell auf die Eltern geschoben und man unterstellt ihnen grausame Misshandlungen durch Duldung stundenlangen Fernsehens oder Konsolenzockens, anstatt es hinaus in die Welt zu schicken, unter Beachtung der elterlichen Aufsichtspflicht, denn hinter jeder Ecke lauert ein Kinderfänger.

Hola,

Kirschenmännle! Ich sag nur Kirschenmännle!!!

Hach ja…

Grüße
Susanne

Das verwächst sich …
mit solch ‚hehren‘ Vorsätzen hantieren in der Regel doch nur Eltern noch recht kleiner Kinder. Werden die Kids erst älter, hat sich das häufig ohnehin in Nichts aufgelöst - oder wer isst mit 10 noch selbstgebackene zuckerfreie Apfelkekse während die Kumpels zu MC gehen?
Und dann muss man nach meiner Erfahrung noch ganz stark unterscheiden zwischen dem, was die ‚Übereltern‘ vorgeben zu tun und der Realität.
Außerdem vergessen solche Eltern vor lauter Verantwortung gelegentlich, dass auch bewusstes Genießen zu gesunder Lebensführung gehört. Und dazu gehört eben auch mal etwas Fettiges oder Zuckriges. Oder will etwa jemand allen Ernstes behaupten, dass fettarmer Käse oder zuckerfreier Joghurt mit Süßstoff wirklich leckerer sind?
Oftmals sind es gerade die zu Hause in der Hinsicht ‚kurz‘ gehaltenen Kinder, die bei Freunden dann die Süßigkeiten plündern.
Es kommt - wie bei allem - auf die gesunde Dosis an.
Gruß florestino

Bauchgefühl und Ratgeber
Lieber Wiz,

ich bin auch Eltern :smile: eines Kleinkindes, das gerade entdeckt, das irgendwas anders ist an dem, was die Großen essen, als an dem, was er essen sollte…

Mit 12 Monaten gab es die erste Schokolade. Er holte sich einen Kinderriegel aus dem Osternest, packte ihn vorsichtig aus und biss ein Stück ab. „Mmmmh!“, sagte er, legte den Riegel hin und ging wieder spielen. Wenn wir ein Eis schlecken oder an der Kaffeetafel sitzen, dann möchte er auch was von dem haben, was wir essen, und das bekommt er auch. Denn sein Appetit ist ausgesprochen gering, und nach anfänglicher Skepsis bin ich zu dem Entschluss gekommen: Wenn wir den kleinen Appetit zwischendurch stillen, kommt vielleicht der große Heißhunger nicht. Keine Ahnung, ob das so stimmt. Bei mir klappt’s auf jeden Fall :wink:

Natürlich gibt es nicht immer und jederzeit Kekse. Kekse gibt es am Nachmittag oder wenn wir unterwegs sind. Besondere Mahlzeiten erfordert besondere Ereignisse. Mal eben einen Schokoriegel zum Frühstück - no way!

Neben Süßem darf unser Kind alles essen, was es will. Vieles probiert er und vieles lehnt er dann ab. V.a. Obst. Er kann mehrere Äpfel am Tag verdrücken, aber an andere Früchte geht er nicht ran. Stört mich nicht, Äpfel sind eh günstiger und mehr hatten wir früher auch nicht, auch wenn anderes Obst vielleicht noch viel, viel besser wäre.

Ich musste diese Gelassenheit in den letzten Monaten aber auch erst lernen. Eltern geht - so habe ich das Gefühl - heutzutage oft so ein wenig das Bauchgefühl ab. Ich habe auch zwei Ratgeber zur Einführung der Beikost gelesen, bevor mein Kind den empfohlenen Möhrenbrei einfach boykottierte und nur Zucchini wollte (die nicht sooo gesund wie Möhren sein soll). Dann habe ich meine Bücher zur Seite gelegt und einfach das Kind entscheiden lassen. Manches biete ich ihm an, anderes holt er sich einfach selbst. Natürlich wird jedes Kind früher oder später mit allen Genüssen in Berührung kommen. Ich gebe meinem Kind zum Beispiel keinen Saft. Den kennt er nicht, also braucht er ihn auch nicht. Er trinkt nur Wasser. Damit ist er zufrieden und ich pumpe keinen sinnlosen Zucker in ihn rein. Wenn er mal eines Tages was von meinem Saft will, kann er gern welchen haben.

Und doch gibt es nichts schöneres als diese strahlenden Augen meines Kleinkindes, wenn es „Mmmmmhhhh!“ macht und den Schnabel für den nächsten Löffel Vanillepudding aufsperrt (in den ich manchmal eine kleine Erdbeere hineinschneide, der Vitamine wegen…).

Grüße,
sonne

Hallo!

Oftmals sind es gerade die zu Hause in der Hinsicht ‚kurz‘
gehaltenen Kinder, die bei Freunden dann die Süßigkeiten
plündern.

Das erinnert mich an den Kindergeburtstag meines kleinen Bruder - Jahre her, er wurde vielleicht sieben oder acht - da saß dieses etwas füllige Mädchen mit am Tisch, die mit vollem Mund erzählte, sie dürfe nämlich zu Hause keine Süßigkeiten essen, und zupfte alle Gummibärchen vom Gummibärchenkuchen, und alle Kinder hatten tiefstes Mitleid mit ihr und ließen sie gewähren.

Damals putzig, heute einleuchtend.

Hallo,

das hier fand ich sehr lustig, und merke, bei uns trifft das ziemlich gut die Veränderungen vom 1. zum 2. Kind.

_Was unterscheidet Einkindmütter von
Mehrfachmüttern ???

Mutter zu sein ändert alles.

Je mehr Kinder man hat, um so mehr verändert
sich das Verhalten.

Hier sind ein paar Beispiele:_

Deine Klamotten:

1.Kind:
Du kaufst Umstandskleidung, sobald
der Test positiv ist.

2.Kind:
Du trägst normale Sachen so lange wie
möglich.

3.Kind:
Deine Umstandsklamotten SIND deine
„normalen“ Sachen.

Geburtsvorbereitungen:

1.Kind:
Deine Atemübungen werden täglich
geübt.

2.Kind:
Keine Lust zu üben, da es eh nichts
bringt.

3.Kind:
Du fragst, ob du eine PDA haben
darfst ab dem 8. Monat.

Kinderzimmer:

1.Kind:
Alles wird vorher gewaschen,
gebügelt, farbig sortiert, und sehr
ordentlich in Babys
Wickeltisch gelegt.

2.Kind:
Du überprüfst, ob alles sauber ist
und nur die mit den dunkelsten Flecken
werden weggeschmissen.

3.Kind:
„Jungs können pink tragen,
oder?“

Sorgen:

1.Kind:
Bei den ersten Anzeichen von
Unwohlsein, Grimassen oder Blähungen, wird
das Kind auf den Arm genommen.

2.Kind:
Wird nur auf den Arm genommen, wenn
du Angst hast, das Schreien könnte das
1.Kind aufwecken.

3.Kind:
Der 3jährigen wird gezeigt, wie sie
den Schaukelsitz anschubsen kann.

Zu Hause:

1.Kind:
Den ganzen Tag verbringst du damit
das Kind anzusehen.

2.Kind:
Du verbringst ein wenig Zeit täglich
damit, zuzusehen, ob der Ältere das Baby,
kneift, beisst usw.

3.Kind:
Du verbringst ein wenig Zeit täglich
damit, dich vor den Kindern zu verstecken.

Schnullies:

1.Kind:
Falls er auf denn Boden fällt, wird
er aufgehoben und erst wieder gegeben,
nachdem man zuhause ist und er
sterilisiert worden ist.

2.Kind:
Schnulli wird von Boden abgehoben und
mit ein bisschen Saft von der Flasche
bespritzt oder abgeleckt.

3.Kind:
Schnulli wird am Hemd einfach
abgewischt und wieder in den Mund gesteckt.

Windeln:

1.Kind:
Wird jede Stunde gewechselt, ob nötig
oder nicht.

2.Kind:
Werden jede 2-3 Stunden gewechselt,
wenn nötig.

3.Kind:
Wird gewechselt, wenn andere Leute
anfangen über den Geruch zu meckern,
oder wenn du merkst, dass sie um
die Knie hängt.

Frühförderung:

1.Kind:
Geht zur „Babymassage“,
„Mutter und Baby Treff“,
„Still Treff“

2.Kind:
„Mutter und Baby Treff“

3.Kind:
Wird zum Einkaufen mitgenommen.

Babysitter:

1.Kind:
Das erste Mal wenn du weg bist, rufst
du jede Stunde an, um zu fragen,
ob alles in Ordnung ist.

2.Kind:
Eine Telefonnummer wird
hinterlassen.

3.Kind:
Dem Babysitter wird gesagt, sie solle
NUR anrufen, wenn Blut zu sehen ist.

Geld geschluckt:

1.Kind:
Wird sofort ins Krankenhaus gebracht,
am besten im Krankenwagen.

2.Kind:
Du passt täglich auf, ob es wieder da
ist.

3.Kind:
Das Geld wird vom Taschengeld
abgezogen!!!

Und ja, Schokolade, Pommes und Burger sind gut für Kinder! Nicht immer, aber hin und wieder kann es auch mal ungesund und lecker sein. Je mehr man verbietet, desto größer wird der Reiz.

Haelge

Ich hab oft das Gefühl, dass sind Eltern mit nur einem Kind. :smile:

Gerade beim essen wird doch so ein Hype veranstaltet.
Beikost mit 4 Monaten. Bitte mit Pastinake, Karotte oder Kürbis anfangen. Außer Karotte esse ich heute davon gar nichts.

Wehe das Kind ißt keine 120 gr!!
Fisch, helles Brot, Süßes, oder gar Meeresfrüchte sind absolut Tabu. Kein Ei, keine Gewürze und ja nichts gesalzenes geben.

Erstaunlich, dass meine Tochter groß wir.d
Beim ersten Kind haben wir dieses Theater zum Teil mitgemacht. Weil wir es nicht besser wussten. Da gab es auch nur Brei und wir haben extra für das Kind gekocht.

Natürlich auch schön nach Kinderkochbuch gekocht…

Jetzt beim 2. habe ich einfach keine Lust mehr. Die Kleine mag keinen Brei, also bekommt sie eben von unserem Teller. Gut sie ist erst 6 Monate alt und hat erst 2 Zähne aber dann bekommt sie halt nicht grad die fette Kartoffel sonden ich drück es etwas klein.

Ich denke man hat vor 25 Jahren hat man auch nicht so ein Theater ums Essen gemacht und wir sind alle groß geworden.

Der Große jetzt bekommt sehr wenig Süßigkeiten. Es soll was Besonders bleiben. Aber wenn wir einen Ausflug machen, bekommt er auch mal Pommes und gestern gab es auch ein Eis.
Er bekommt zum Frühstücken aber z.B. kein Nutella. Dann doch lieber Honig oder Marmelade ( selber gemacht)
Nutella heben wir noch etwas auf. :smile:

Aber heute Eltern machen nicht nur ein Theater ums Essen, das geht beim Schlafen oder der " Bildung" direkt weiter.
Was da für ein Theater bei Säuglingen gemacht wird…

…unglaublich…

Gruß

Hallo Wiz,

ich gebe dir im Großen und Ganzen recht. Ein wenig differenzieren würde ich aber schon:

Im Kleinst- und Kleinkindalter prägt man Geschmacksempfindungen. Und da macht es durchaus einen Unterschied, ob ein Kind Mineralwasser oder Eistee zu trinken kriegt, ob es Erdbeeren mampft oder Fruchtzwerge löffelt.

Wenn du in einem durchschnittlichen Kindergarten beim Frühstücken zuschaust, finden sich folgende Dinge bevorzugt in den Brotzeittaschen der Kinder: Fruchtzwerge, Milchnschnitte, süßes Gebäck vom Bäcker, Kuchen und (Weiß-)Brot ohne Rinde, vorzugsweise mit schokohaltigen Belägen. Von den Erzieherinnen angesprochen, folgt gerne mal die Begründung der Eltern, dass das Kind sonst überhaupt nichts essen würde.

Nicht ohne Grund bieten die meisten Kindergärten Getränke an und bitten die Eltern keine eigenen mitzugeben. Viele Einrichtungen gehen im Lauf der Zeit dazu über, ein eigenes Frühstücksbuffet zu gestalten. Und nicht selten müssen sie einen Großteil ihrer Kinder erst mühsam daran gewöhnen, z.B. selbstgemachten Quark mit frischen Früchten nicht angewidert stehen zu lassen, weil er nicht genug nach „Frucht“ schmeckt.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Suchen nach zuckerfreien Kinderkeksen vielleicht doch nicht die schlechteste Alternative :wink:. Die Zahl der Eltern, die nicht auf Convenience-Produkte zurückgreifen, scheint leider nicht wirklich groß zu sein.

Deswegen liegt das Problem zum einen nicht bei den Eltern, die es in eurem Sinne handhaben, sich und ihre Kinder zu ernähren. Zum anderen aber auch nicht bei denen, die sich darum bemühen, zumindest von ihrem Kleinkind bestimmte Dinge ausreichend lang freizuhalten, dass es einen Geschmack entwickeln kann, der nicht im Alter von 3 Jahren schon auf Zucker, Salz und Geschmacksverstärker geprägt ist.

Schöne Grüße
Jule

ot,aber danke für MILCHNSCHNITTEN von Maulwurfen? brüll!!!

Hallo Jule,

ich halte es gerne mit: „Die Dosis macht das Gift“. Auch vollkommen ohne große konkrete Verbote lassen sich mE gerade bei kleinen Kindern solche Dinge recht problemlos steuern. Wenn irgendwer im Umfeld mal wieder auf die Fruchtzwergewerbung reingefallen ist, und eines meiner Kinder so ein Ding dort bekommt und isst, dann bricht für mich keine Welt zusammen. Deshalb kaufe ich das Zeug noch lange nicht, und damit bleibt es eine extreme Ausnahme, was nicht heißt, dass es mal in einer konkreten Einkaufssituation unter Beteiligung des Nachwuchses doch mal in den Einkaufskorb wandern könnte. Aber angesichts ansonsten großer Begeisterung für selbst gemachten Joghurt mit Früchten aus dem heimischen Garten, oder von den Plantagen in der Nachbarschaft, sehe ich auch darin keinen Beinbruch. Und ohne die nächste konkrete Anforderung wird das Zeug auch nicht wieder gekauft (die letzte von insgesamt vielleicht fünf Packungen von dem Zeug fand vor Jahren den Weg in unseren Kühlschrank).

Die diversen Schoko- und Nuss-Brotaufstriche stehen hier auch schlicht und ergreifend einfach nicht auf dem Frühstückstisch. Aber wenn es so etwas bei Freunden mal gibt, und dann auch mal hier gewünscht wird, dann ist nach einem Glas auch wieder Schluss (ich glaube das letzte ist jetzt schon über ein Jahr her). Die überhaupt erste und einzige Packung des ach so wertvolle Pseudo-Kakao mit so viel wahnsinnig wertvollem Traubenzucker muss ich mir bei nächster Anforderung erst einmal bzgl. des MHD ansehen, ob das Zeug überhaupt noch ausgeschenkt werden darf :wink: Das wird alle paar Wochen mal für einen Becher nachgefragt, und steht ansonsten so hoch und weit hinten im Schrank, dass es nicht ständig ins Auge fällt.

Burger, Pommes und Co. lieben wir alle. Aber eben auch eher selten, und dann selbst frisch zubereitet, und nicht aus dem Gasthaus zum goldenen M. Da waren wir noch nie mit den Kindern, weil wir selbst da auch nicht hingehen, und nicht, weil wir es den Kleinen mit guter/böser Absicht vorenthalten würde. Wenn das Thema Burger/Pommes mal wieder angesprochen wird, dann gibt es die eben am nächsten Samstag aus der heimischen Küche und gut ist. Aber natürlich wird auch der Tag kommen, wo es zwingend der Big Irgendwas sein muss, und dann wird es auch den mal geben, und ich bin mir sicher, dass wird kein Dauerthema. Und insoweit sehe ich da auch kein Risiko, dass solche seltenen Ausnahmen bzgl. eher fragwürdiger Lebensmittel gleich grundsätzliche Auswirkungen auf die Geschmacksentwicklung hätten. Hier wird jedenfalls Papas Erdbeersorbet aus reiner Frucht mit dem gerade so technisch/geschmacklich nötigen Zuckerzusatz immer noch deutlich jeder Fertigware gegenüber bevorzugt. Und der lauwarme Pilzsalat aus Sohnemanns selbst gezogenen Pilzen als auch die damit zubereiteten Nudeln brauchten auch alles andere als Überredungskünste. Und bei selbst gerührter Nudelsauce aus den eigenen Tomaten kommt auch keine Frage nach Ketchup auf.

So lässt sich die ganze Geschichte doch vollkommen entspannt und natürlich regeln, ohne dass man Kindern den Spaß am Essen vorenthält, und das Thema negativ mit Verboten vorbelegt. Und einem Kind, was zuviel von den ganzen bösen Dingen bekommt, kommt man sicherlich auch erheblich besser und schneller mit einer entsprechend differenzierten Herangehensweise bei, als mit Verboten und nur noch Dinkelkeksen und Wasser. Aber da sind wir natürlich bei einem Grundproblem: Einfache Geister - einfache Lösungen. Und wenn Eltern selbst schon der Hintergrund fehlt, um für sich selbst ausgewogene und differenzierte Herangehensweisen zu entwickeln, wie soll das dann bei den Kindern funktionieren.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

vielleicht war es bei uns die Gnade der späten Elternschaft, dass wir schon bei #1 so entspannt an das ganze Thema ran gegangen sind. Ja, dem Großen habe ich damals auch noch das ein oder andere Breichen selbst gekocht, aber als der mit knapp einem Jahr anfing, sich erst eine halbe Schüssel über gebliebenen Lasagne rein zu schaufeln, kurz drauf eine Erwachsenenportion Kartoffelgratin wegputzte, und dann bei ungeplanter Teilnahme an einer Einladung mit Freunden spät abends noch eine riesige Portion Nudeln mit richtig scharfer Sauce lediglich mit „scharf aber lecker“ kommentierte, war das Thema „gegessen“. Wäre da bloß nicht der blöde Kindergarten dazwischen gekommen, wo man von anderen Kinder lernt, dass Fisch ungenießbar ist, wenn er nicht in Quaderform paniert auf dem Tisch kommt, … würde er heute noch alles mit Begeisterung essen, so wie es die Kleine auch bislang noch tut, die gleich Gläschen und extra gekochten Brei beiseite geschoben, und sich keinen Deut um den angeblich ach so wichtigen „Aufbau“ der Ernährung mit so dramatisch gefährlichen Sachen wie Obst und Gemüse geschert hat.

Und was gibt es Schöneres als in strahlende Kinderaugen zu blicken, wenn statt der klein geschnittenen Häppchen der Griff zur ganzen Wurst gegangen ist, und die genüsslich mit den ersten Zähnchen bearbeitet wird.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

grandios! Wobei wir schon bei #1 sehr entspannt waren, und bei #2 in vielen Dingen schon bei deiner #3 angekommen sind :wink:

Wir waren auf beiden Seiten damals auch drei Kinder, und sind auch in solchen Dingen trotz anderer Widrigkeiten sehr entspannt groß geworden. Es wurde bewusst und aus konkretem Anlass eher zuckervermeidend gekocht, aber eben nicht so, dass es eine Einschränkung bedeutet hätte. Der Geburtstagskuchen wurde eben so berechnet, dass auch mein Vater ein Stück davon essen konnte, wir Kinder durften aber natürlich auch drei nehmen, … Und wenn wir Kinder unsere „Phasen“ hatten, dann gab es auch mal zwei Wochen Honigkuchen, Cornflakes, Nußnougatcreme, … und dann war auch wieder gut, ohne dass es ausdrückliche Verbote brauchte.

Gruß vom Wiz

Moin,

Und was gibt es Schöneres als in strahlende Kinderaugen zu
blicken, wenn statt der klein geschnittenen Häppchen der Griff
zur ganzen Wurst gegangen ist, und die genüsslich mit den
ersten Zähnchen bearbeitet wird.

Zum Beispiel den späteren Blick der Erkenntnis, wenn erstmal verstanden wurde was in so einer Wurst alles drin ist, wie sie hergestellt wurde, und sie darob mit einem leisen Ekel links liegen gelassen wird.

Nichts für ungut, aber hast du heute Rosamunde Pilcher gefrühstückt? Deine Postings triefen ja nur so vor Selbstbeweihräucherung und guter alter Zeit.

Gruß
M.

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Moin,

Wenn du in einem durchschnittlichen Kindergarten beim
Frühstücken zuschaust, finden sich folgende Dinge bevorzugt in
den Brotzeittaschen der Kinder: Fruchtzwerge, Milchnschnitte,
süßes Gebäck vom Bäcker, Kuchen und (Weiß-)Brot ohne Rinde,
vorzugsweise mit schokohaltigen Belägen. Von den Erzieherinnen
angesprochen, folgt gerne mal die Begründung der Eltern, dass
das Kind sonst überhaupt nichts essen würde.

Und nicht zu vergessen die strahlenden Kinderaugen, wenn die lieben Kleinen mit ihren Zähnchen an dem Süßkram nagen.

Mir ist das was du oben beschreibst auch bestens bekannt, von dem, was Wiz beschreibt, jedoch kein einziger Fall. Zwar kenn ich Leute mit Abneigung gegen raffinierten Rübenzucker, aber statt dessen gibts dann eben Leckereien mit Honig oder Fruchtzucker. Ja und?

Angesichts der Tatsache, dass es diesen raffinierten Zucker in großen Mengen erst seit ein paar Jahren gibt und die ganzen armen Kindern Jahrtausende darauf verzichten mussten kommen mir fast die Tränen.

Gruß
M.

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Alle Eltern sind unterschiedlich
Hi!
Die Extreme fallen eben besonders auf: Die Eltern, die hysterisch versuchen, auf jeden Fall nur und ausschließlich das Richtige zu füttern und die, die sich nicht die Bohne für gesunde Ernährung interessieren.

Ich denke, dass ein Großteil der Eltern es ebenso macht wie Ihr bzw. wahrscheinlich ein ganz klein bißchen anders.
Wir halten es auch mit einer „90%“-Regel: Wenn wir es schaffen, 80% des Essens und Trinkens einigermaßen gesund und vernünftig zu gestalten, dann dürfen doch die restlichen 10% auch mal im Fast-Food-Restaurant gegessen werden oder gegrillte Marshmallows oder Spezi bei irgendwelchen Festlichkeiten mal in Strömen fließen.

Wir sind also auch solche Rabeneltern.
Ich vermeide für uns alle völlig unnötig überzuckerte Produkte, aber eine Süßigkeit ist eben eine Süßigkeit und dem Kind statt Gummibärchen 2 Rosinen anzubieten halte ich irgendwie auch für ein wenig -naja, wie soll ich sagen - schräg.

Ich hab mal einer Erzieherin gesagt, ich würde Milchreis prinzipiell ohne Zucker kochen - den kann man ja dann drüber streuen. Da verzog diese das Gesicht und meinte „Aber das schmeckt doch nicht“. Nunja, wenn sie den mit dem angewiderten Gesicht anbietet, wird ganz sicher kein Kind den essen… :smile:

geschmacksneutralen Reiswaffeln, zuckerfreien Vollkornkeksen
und Rohkost um der Rohkost Willen kindgerechter? Welche Eltern
sind so von ihren eigenen Eltern misshandelt und asketisch
groß gezogen worden?

Naja, bei uns gab es keine Limo, auch keinen Saft, das war immer eine Ausnahme. Außerdem Tee immer ungesüßt. Wir haben das so übernommen. Mein Sohn trinkt freiwillig meist Leitungswasser gegen Durst, sonst natürlich auch gern mal ne Limo, wenn es eine gibt. Im übrigen stehen wir alle total auf die geschmacksneutralen Reiswaffeln :smile:

Denkt
eigentlich niemand darüber nach, was für ein gestörtes
Essverhalten man damit produziert, und was man damit den
Kindern an positiver Kindheitserinnerung vorenthält?

Das ist ein bißchen übertrieben, finde ich.

Die Erinnerungen an das gelegentliche „geschlagene Ei“ mit
viel Zucker, was es bei Oma gab, die gemeinsam gebackenen
Waffeln, die Obstorgien direkt im Garten, das erste eigene
halbe Hähnchen, die Rekorde beim Reibekuchenessen, … gehören
doch mit zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Wem geht es
noch so?

Hm, ich denke es ist eine Tatsache, dass unsere Lebensmittel (vor allem die speziell für Kinder) immer zuckerhaltiger, fettreicher und künstlicher wurden in den letzten 20 Jahren. Denk mal zurück an das Ausufern der Fruchtjoghurt-Regale - wie viele Sorten solcher Becher gab es vor 20 oder 30 Jahren und wie viele gibt es heute? Früher gab es z.B. die Milchschnitte, heute gibt es zig entsprechende Produkte auf dieser Schiene usw.
Oder all diese zuckersüßen Getränkesorten, also „Eistee“ im 5l-Pack gab es noch nicht als ich Kind war.
Und soviel übergewichtige Kinder (und Erwachsene) auch nicht.

All diese Versuchungen sind für die heutigen Kinder normal, sie wachsen damit auf. Und irgendwie muss man schon sehen, sie dafür ein wenig zu rüsten. Und manch einer schießt dabei eben übers Ziel hinaus. Manchmal anstrengend aber mir allemal lieber als die Leute, die ihre Kinder fettstopfen bis zum Anschlag.

Wir versuchen’s weiter mit dem Mittelweg :smile:

Grüße
kernig

Zum Beispiel den späteren Blick der Erkenntnis, wenn erstmal
verstanden wurde was in so einer Wurst alles drin ist, wie sie
hergestellt wurde, und sie darob mit einem leisen Ekel links
liegen gelassen wird.

Hi,

das kann passieren muß aber nicht.

Gruß
Tina

Hallo,

ja, diese besonderen „Kinderlebensmittel“ sind mir auch ein massiver Dorn im Auge. Speziell dieses ganze Thema „Zucker aus Früchten“, hinter dem sich billige Getreidefructose verbirgt, die viel gefährlicher als der normale Haushaltszucker ist. Daher werden die eben von uns auch so gut es geht vermieden, was eben auch ohne Verbote sehr gut funktioniert. Aber das hängt eben vermutlich auch damit zusammen, dass wir auch insgesamt sehr zurückhaltend mit allen Fertigprodukten und speziell dem Thema Süße sind, ohne es gleich in Askese ausufern zu lassen. D.h. ich würde dem Milchreis schon ein dezentes Löffelchen Zucker gönnen :wink: aber auch nicht mehr, und den gibt es schließlich ja auch nicht jeden Tag.

Fertigjoghurt mit Fruchtzubereitungen sind so ein Spezialthema unserer Au-Pairs, und wenn die mal wieder entsprechend anfordern, wollen die Kinder natürlich dann auch mal wieder. Aber auch da gilt: Was nicht ausdrücklich angefordert wird, wird nicht gekauft. So regelt sich das ohne Stress normalerweise von selbst. Neutraler Joghurt und Obst sind immer da. Wenn das Thema spontan aufkommt, ist dass immer die sofort greifbare Variante. Da braucht es dann keine besondere Überzeugungsarbeit. Da kommt dann noch ein wenig Limettensaft und etwas aus Schotenresten selbst angesetzer Vanillezucker dran, und gut ist.

Gruß vom Wiz

Wir halten es auch mit einer " 90 %"-Regel: Wenn wir es
schaffen, 80 % des Essens und Trinkens einigermaßen gesund und
vernünftig zu gestalten, dann dürfen doch die restlichen 10%
auch mal im Fast-Food-Restaurant gegessen werden oder
gegrillte Marshmallows oder Spezi bei irgendwelchen
Festlichkeiten mal in Strömen fließen.

Jetzt warten wir gespannt auf die Beschreibung der noch immer verbleibenden 10%.

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Hallo du Rabenvater,

wir haben zum einen einen Information Overflow. Die Eltern (das sind nicht alle), die sich wirklich um das Wohl ihrer Kinder sorgen, versuchen ueber moderne Medien Informationen zu erhalten, die sie glauben zu benoetigen, um ihre Kinder richtig grosszuziehen. Immerhin weiss beim ersten Kind kein Elter wirklich, wie es funktioniert, da ist es keine dumme Idee, die Erfahrung anderer abzufragen. Dummerweise gibt es, Netz sei Dank, inzwischen Millionen Seiten darueber, jeder Schwachmat kann veroeffentlichen was er will. Und manche glauben eben alles, was sie lesen, wenn es nur serioes genug aufgemacht ist.

Zum anderen haben wir, auch bei Eltern, mehr und mehr peer pressure. Und wenn es dann von Nachbarn/Bekannten/Freunden/KiGa-Eltern heistt „Wie, dein Kind darf das nicht“ bekommt ein mancher sofort ein schlechtes Gewissen. Dem widerstehen und sich zu sagen dass, was ich mache, ist das richtige fuer mein Kind ist nicht einfach.

Schliesslich der zunehmende Leistungsdruck der Eltern. Man ist beruflich immer mehr eingespannt, an den Wochenenden sind KiGa-Ausfluege, Musikschulfeste, Sommerfeste des Sportvereins und daneben noch das bischen Haushalt, Einkaufen undsoweiterundsofort, da bleibt oftmals keine Zeit mehr.

Wenn dann noch staendige Berichte dazukommen, dass die Kinder immer dicker werden und dadurch immer kraenker, versucht man eben dem moeglichst entgegenzuwirken und schiesst manchmal mit Kanonen auf Spatzen.

Achja, bei weitem nicht jeder weiss das Fruchtzucker (natuerlicher) auch Zucker ist.

Also, gib deinen Kindern das zu essen, was du verantworten kannst und willst. Das ist das beste, was du tun kannst. Meine lieben selbstgekochte Marmelade, Naturjoghurt mit Obst, eine gelegentliche Schokolade. Und bei Kindergeburtstagen duerfen sie sich gerne reinstopfen was geht, es ist mir egal.

Ralph, 2 gesunde Kinder