ich glaube, ihr habt mich ein bischen mißverstanden. Ich finde
es gut, daß Autos heutzutage mehr Sicherheit bieten. Und wenn
ein Teenager mit seinen Inlinern rumrast, und dazu vielleicht
noch im Verkehrsgewühl, sollte er sich auch schützen.
Nicht nur im Verkehrsgewühl!
Ein Kind kann doch ruhig im Hof Skaten bzw. Rollschuhfahren,
ohne wie ein Profisportler ausgerüstet zu sein. Mein Gott, wie
oft bin ich hingefallen.
Ich habe von einem Skate-Unfall als Kind eine Gelenkverletzung davongetragen, die mir dann Schlussendlich mit noch nicht einmal 30 Jahren ein künstliches Gelenk beschert hat, nach diversen OPs. Der wäre mit Gelenkschützern schlicht nicht passiert. Und weil man bei den Gelegenheiten mit einigen Leidensgenossen in Kontakt kommt, kann ich sagen: Kein Einzelfall. Da habe ich mit künstlichem Gelenk noch Glück gehabt. So ein versteiftes Sprunggelenk oder gar Knie ist eine wenig lustige Angelegenheit!
Es ist schlicht und ergreifend Schwachsinn, wenn es so Dinger wie Schützer für wenig Geld gibt, sie nicht auch anzuziehen. Cool ist ohne nicht. Genauso wie es völlig uncool ist, keinen Helm auf dem Kopf zu haben, wenn man die Kiddies mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren lässt. Denn - WENN etwas passiert, sind die Verletzungen enorm. Und die gab es auch früher schon. Man darf das nur nicht verdrängen. Ich habe mit eigenen Augen als Kind (13? 14?) einen Jungen aus der weiteren Nachbarschaft gesehen, der in der Nähe von unserem Haus von einem Linksabbieger umgenietet worden war. Der offene Schädelbruch, den ich da sehen „durfte“, ist eines der üblen Bilder, die ich wohl mein Leben nicht vergessen werde. Der Junge schwerbehindert, sein Leben lang (wenn er überhaupt noch lebt!)
Natürlich gehören Kinder nicht in Watte gepackt. Und auf den Baum klettern sollen sie auch, ohne Sicherheitsgurt. Und an schwingenden Ästen ins Wasser schleudern…
Aber dieses verklärte: Früher war alles ja soooo coool und hat uns so gar nicht geschadet, ist das, was es ist: völlig verklärend, idealisierend.
Mein Gott, was haben wir als Kinder alles angestellt.
Fallgruben im Wald gegraben, auf umgeknickte Bäume geklettert,
um wie im Fahrstuhl mit denen nach unten zu rauschen, im Moor
gespielt und dabei eingebrochen. Auf dem Eis sowieso.
Auf dem Eis eingebrochen, wie cooooool! Die Kindergartenspielkameradin meines Sohnes hats ins Koma versemmelt, später gestorben, die ist gerade mal 6 geworden.
Eis ist saugefährlich und außer in wirklich extrem kalten Wintern völlig tabu. Und wenn, dann nur an gut ausgesuchten und kontrollierten Stellen, von denen es nicht viele gibt. Enormes Risiko, lebensgefährlich, keine Diskussion!
Als ich 10 war, durfte ich unter Papas Aufsicht mit dem kleinen
Beil Holz hacken. Ärger gabs erst, als ich ohne ihn mit der
großen Axt zugange war (und mit 13 mit der Kettensäge). Und
Rasenmähen war ab 10 eine meiner häuslichen Pflichten.
usw. - alles kein Thema. Kann auch früher anfangen. Ich wusste auch schon mit 6 ein echtes Taschenmesser zu bedienen und hab im Urlaub Zierschnitzerei auf Wanderstöcken gemacht - unter Aufsicht. Dadurch wussten wir früh, wie wir mit so etwas umgehen sollten. Genau so habe ich das auch weitergegeben. Mit nicht mal 10 den Fuchsschwanz und die Laubsäge bedient, etc.; echte Klettertouren gemacht - aber angeseilt! Mit Karabiner und allem drum und dran. DAS ist cool - und nicht, ungesichert aus der Wand zu fallen.
Cool ist, echte Risiken zu identifizieren und wo möglich sich auch entsprechend abzusichern. Uncool ist sicher, solcher Aktivitäten dann ganz bleiben zu lassen. Aber uncool oder richtig gehend bescheuert ist, das Risiko völlig unnötig herauszufordern!