Hallo Borbah,
Damit ich versuchen wollen könnte in Kontakt mit einem göttlichen Wesen zu treten, müsste ich es nicht nur zuerst für möglich halten, dass ein Gott existiert, ich müsste es auch für möglich halten, dass ich mit ihm in Kontakt treten kann, und ich müsste eine mögliche Methode der Kontaktaufnahme kennen, und vor allem müsste ich irgendeine Vorstellung von diesem Gott haben können.
Das musst du alles nicht, m.E. solltest du das alles auch gar nicht, denn damit würdest du lediglich die Weichen so stellen, dass du mit deiner eigenen Vorstellung in Kontakt treten würdest.
Wie du selbst sagst, erzeugen Vorstellungen Bilder, die einer Wahrheitsfindung eher im Wege stehen.
Dein Vorschlag, mich vom Wunsch der Kontaktaufnahme ganz durchströmen zu lassen, ist für mich nicht nur nicht möglich, ich halte das sogar für einen sehr schlechten Weg der Wahrheitsfindung.
Auch hier stimme ich dir aus o.g. Gründen zu, obgleich WiSon den Wunsch nach Beantwortung der Frage meinte. Aber auch die Beantwortung dieser Frage obsessiv zu verfolgen, führte vielleicht auf ähnliche Fehlleistungen hinaus.
kann ich es wahrscheinlich überall entdecken - ich muss nur danach suchen… z.B. auch in der Kloschüssel.
Ja gut, die Deutung von Fäkalien hat vielleicht in der Eso-Szene noch ungeahntes Kult-Potential.
Und von wem soll ich mir wünschen eine Antwort zu bekommen? Vom Osterhasen?
Ja warum denn nicht!
Der Osterhase ist in seiner Symbolik eine Offenbarung unserer kollektiven lebenserhaltenden mythologischen Fantasie.
Was wir wirklich können, ist über Gottesvorstellungen etwas über uns selbst erfahren.
Soweit ich ohne tiefere Fachkenntnis weiß, können z.B. den Entwicklungen zum Monotheismus hin, durchaus kulturhistorische Gründe zugeordnet werden.
Du könntest also ebensogut an einen oder mehrere unzulängliche(n) oder eifersüchtige(n), spielsüchtige(n) oder sadistische(n) Gott/Götter glauben, das wäre schlimmstenfalls nicht zeitgemäß.
Was ich aber allen mir soweit bekannten theistisch-religiösen Bestrebungen immanent empfinde, das ist dieser Schutzgedanke gekoppelt mit dem Beschwichtigungsgedanken, der für so viele Menschen eine wichtige Instanz von Zuversicht und (geglaubter) Kontrollmöglichkeit bietet.
So als ob die Menschheit in ihrem Glauben an einen idealisierten Gott noch in einem frühen Kindheitsstadium befindlich wäre, parallel zu der beim Individuum beobachtbaren Identitätsentwicklung und der des sogenannten „Über-Ich“.
Ich müsste mich fragen, ob in der Bildung dieser Gottes-Instanz nicht ein lebenserhaltendes „evolutionäres“ Programm enthalten ist, dessen ersatzloses Wegfallen (bei einem unumstößlichen Beweis der Nicht-Existenz) einen existentiell gefährdenden „psychischen“ Absturz der Menschheit ins Bodenlose zur Folge hätte.
Ich vermute, dass auch Menschen die sich als Atheisten bezeichnen öfter diesen „magischen“ Glauben an eine wie auch immer geartete schützende Instanz in sich tragen, wenn auch nicht ganz so bewusst.
Selbst du wünschtest dir ja scheinbar auch eher den Gottesbeweis anstatt den Beweis dass es „ihn“ nicht gibt.
Wäre ja auch irgendwie so endgültig enttäuschend.
Im Grunde ist für mich die Frage nach einem Gottesbeweis eine reaktionäre.
Viel entwickelter wäre, wenn wir uns an die Erkenntnis herantasten könnten, dass wir kollektiv durch unser eigenes Verhalten und Denken die Geschicke und Ereignisse der äußeren Welt lenken. Das kann auch Schutz und Kontrolle bedeuten, aber wir müssten in einer anderen Weise auf uns selber sehen.
Insofern hat viktorel mit seinem unbewussten Bibelwissen schon recht.
Gruß
Heidi