ja, das tut es, denn es ist schlichtweg unerträglich, dass das
millionenfache Leid von Menschen, die unter einem
Unrechtsregime systematisch mit dem Ziel der Vernichtung
verfolgt wurden, hier ständig als Vergleich herangezogen
werden soll.
Der Vergleich ist hier nur in einem bestimmten Aspekt gezogen
worden, wo er durchaus vergleichbar ist. Aber man muss nur
heftig genug und unsachlich sich „auskotzen“, um sich dann der
Diskussion an diesen Sachpunkten entziehen zu können. DAS ist
geschmacklos!
Die Stigmatisierung der Juden hatte in der breiten Bevölkerung
rein wirtschaftliche Gründe! Es ging um Diskriminierung und
Ausgrenzung einer schwächeren Minderheit. Ohne mit der Wimper
zu zucken haben es große Teile der Bevölkerung hingenommen
oder gar befürwortet, dass eine Bevölkerungsgruppe zunehmend
in ihren Rechten beschnitten wird. Erst ein bisschen, nachher
immer mehr. Das, was da passiert ist, an Diskriminierung wurde
nicht erst durch die Konzentrationslager verachtenswert! Es
wird dem, was passiert ist, nämlich gerade nicht gerecht, wenn
ich die Grenze erst am Tor von Auschwitz ziehe!
Damals wurden Menschen verfolgt und sogar gezielt vernichtet aufgrund ihrer Abstammung, Religion, Volkszugehörigkeit- Das ist unmenschlich und Niemand möchte so etwas zurück.
Solche Vergleiche, wie die gezogenen nur aufgrund von Gutscheinen oder Ähnlichem, sind grade deswegen ziemlich geschmacklos. Und respektlos. Wie kann man Menschen, die ihr Leben lassen mussten und Opfer eines Unrechtsregimes waren mit Menschen vergleichen, für die der Staat sorgt und die schlicht einige Sanktionen hinnehmen müssen?
Man wird nicht als AlgII Empfänger geboren, es ist nichts was eine Person beschreibt oder ausmacht, niemand wird vefolgt!
Es ist einfach nur eine Leistung, die der Staat erbringt. Wenn man diese nicht möchte, nimmt man sie nicht an. Es gibt keinen Zwang und keine Stigmatisierung.
Wenn man bedürftig ist, bekommt man Wohnraum, Nahrung und eine Krankenversicherung, unter anderem. Dafür erbringt man keine Gegenleistung. Wenn der Staat dann bestimmt, dies in Sachleistungen zu erbringen (Lebensmittelgutscheine z.B) mag das vielleicht unangenehmer sein als eine festen Betrag überwiesen zu bekommen, aber dennoch hat der Staat das zum Leben notwendige bereit gestellt.
Nur, das geschieht im Moment ja nocht gar nicht. Und wenn, irgendwann, passt es immer noch nicht mit diesen haarsträubenden Vergleichen. Da wurden Menschen getötet, hier geht es um Leute für die der Staat sorgt, ob nun mit einem Gutschein oder Bargeld.
Nur um diesen Aspekt geht es mir, wenn ich diesen Vergleich
hier heranziehe. Offenbar hast du (und andere hier) mit dem
Gedanken, dass eine sozial schwache Gruppe mit einem
sichtbaren Zeichen herumlaufen oder sich anderweitig in der
Öffentlichkeit als zu dieser Gruppe zugehörig ausweisen muss
(per Gutschein für Lebensmittel), ja keine Probleme.
Ich finde, Du bewegst dich auf dünnem Eis.
In keinem Posting in diesem Thread hab ich sowas gelesen, willst Du Recht haben um jeden Preis und bedienst dich solcher Mittel?
Unfair und destruktiv.
Ich finde diesen Gedanken entsetzlich! Nicht nur, aber auch
weil es das Dritte Reich gegeben hat. Hätte es damals nicht so
viele Menschen gegeben, die diese Stigmatisierung als Mittel
zum Zweck völlig in Ordnung gefunden hätten, dann wäre es
nämlich gar nicht so weit gekommen! Genau diese Leute haben
doch erst den Nährboden für die krankhaften Auswüchse
gebildet. Was du machst, ist, dass du weite Teile der
damaligen Bevölkerung mal ganz schnell aus der
Mitverantwortung ziehst. DAS ist zum Kotzen und wird dem Leid
mit Sicherheit nicht gerecht.
Übrigens: Wir hatten Donnerstag wieder unseren
Diskussionskreis. Dort trifft sich in regelmäßigen Abständen
ein Kreis von Christen, Muslimen und Juden, um über das ein
oder andere Gesellschaftsthema zu diskutieren. Wir haben auch
dieses Thema gestreift (zwar nicht direkt an das Lottothema
geknüpft, es ging eher um Fluppen und Alkohol). Drei Mal
darfst du raten, welche Religionszugehörigkeit derjenige
hatte, der als Erster diesen Vergleich gezogen hat!
Was für eine Heuchelei, sich derart hier zu echauffieren!