Vier Tage Randale in UK, auch bei uns mögl.?

Auf welche Quellen stützt Du Dich denn?

Offenkundig auf mehr als Du, denn ich habe festgestellt, dass
es sich widersprechende Aussagen gibt.

Es ist mir bekannt, daß Freunde und Familie das anders sehen. Allein: ich glaube denen nicht unbesehen.

finden, wenn sie tagtäglich mit Diskriminierung und
gesellschaftlicher Verachtung aufwachsen müssen, dann stirbt
irgendwann die Hoffnung.

Ah, ein Naturgesetz.

Ah - und wer genau wird jetzt unsachlich?

Ich meinte nicht, daß Du unsachlich wirst, sondern daß Du immer gleich persönlich wirst.

Hier noch einmal den Gesamtzusammenhang, extra und nur für
dich:

Und es gibt Menschen, die den Fehler immer nur beim Individuum suchen und auf gar keinen Fall bei der Gesellschaft bzw. der Politik.

(oder das eben stellvertretend machen, so wie Du gerade).

So, wie du das hier regelmäßig tust.

Wie gesagt: daß Du das so siehst, wundert mich, weil Du mich vorher genau des Gegenteils bezichtigt hast. Kann aber auch sein, daß Du gar nicht verstanden hast, was ich mit „stellvertretend“ meinte.

Aber, es mag Dich überraschen, es ist mir auch gleichgültig.

Guten Abend,

es handelt sich um hunderte und damit um einen Bruchteil
dessen, was in jeder größeren Stadt nach einem Fußballspiel
durch die Straßen zieht. Niemand käme in diesem Fall auf den
Gedanken, davon zu reden, daß es sich bei den sich dabei
regelmäßig entwickelnden Krawallen um einen Ausdruckstanz von
unterdrückten und vernachlässigten Gesellschaftsschichten
handelt.

Eben, deswegen kann man das auch nicht miteinader vergleichen. Bei den Hools handelt es sich um erlebnisorientierte Leute, die sich mit angetrunkenen Fussballprolls mischen und die feindliche Stimmung zwischen den Fanlagern für Eskalation und Randale instrumentalisieren.

Bei den Londoner Ausschreitungen (und auch in Griechenland, Spanien, Frankreich, Tunesien, Ägypten usw.) sind Systemverlierer unterwegs, deren sozialer Sprengstoff aus Hoffnungslosigkeit und Lebensenttäuschung nun hochgegangen ist.

Insofern sind Hooligans ein anderes Phänomen, das man nicht vergleichen kann.

Daß da nicht mehr passiert ist, liegt daran, daß es für solche
Anlässe Konzepte gibt; es werden landesweit Polizisten und
andere Einsatzkräfte zusammengezogen, Urlaube gestrichen und
der ganze Einsatz wird durch Stäbe über Wochen hinweg
vorbereitet.

Eine mehr oder weniger gute Polizeitaktik gegen Ausschreitungen mag das Ausmaß der Zerstörung beeinflussen, hat aber nichts mit den Ursachen, warum überhaupt sowas passiert, zu tun.

Will sagen: das, was uns als außergewöhnliches Ereignis
verkauft wird, ist nichts ungewöhnliches und genau das
gleiche, was sich hier anläßlich von Fußballspielen,
Demonstrationen usw. auch immer wieder abspielt: zwischen
denen, die friedlich demonstrieren und feiern, gibt es ein
paar, die randalieren. Kommt so etwas für die Einsatzkräfte
überraschend, kann das auch hier leicht mal eskalieren.

Wir hatten aber ja festgestellt, dass die Motivation der Randalierenden unterschiedlich ist… Das hat nichts damit zu tun wie geschickt oder ungeschickt die Polizei solche Heraisforderungen bewältigt.

Wo es zur Sache geht, wird nicht zwischen allen potentiellen
Beteiligten bei einem Täschen Mate-Tee ausdiskutiert, sondern
von einigen wenigen entschieden. Ob das ganze dann per Twitter
oder Telefonkette weitergegeben wird, ist lediglich eine Frage
der Effizienz und der Kosten.

Das denke ich nicht. Es bedarf keines Organisators, der plant und die Massen an eine bestimmte Stelle lotst. Es reicht wenn die Lage irgendwo an einer beliebigen Stelle kippt, diese Information in Sekundenschnelle verbreitet wird und der restliche Mob sich dann dorthin bewegt, wo es hoch her geht. Gerade deswegen hat(te) die Polizei ja auch Probleme sich schon im Vorfeld an neuralgischen Punkten vorzubereiten, denn es gibt keine anzunehmenden Lokalitäten.

Kosten sind auch kein Thema; Internet-Flatrates gibt es für kleine Taschengeldbeträge, ins Internet kommt man heute schon mit einfachsten Handys. Aber selbst Smartphones sind kein Problem: wenn man nicht irgendwen abzieht und so in den Besitz eines iPhones kommt ist man auch mit einem 100 EUR-Android-Gerät ganz vorne dabei. Aber selbst ein 20 EUR-Prepaid-Handy würde schon reichen um jederzeit voll informiert zu sein. Das ist also das kleinste Problem…

In Frankreich sind die gesinnungsbrüder auf der Flucht vor der
Polizei in ein Trafohäuschen geflohen und haben sich dabei an
den falschen kabeln festgehalten. Der Gesinnungsbruder aus
Großbritannien war Drogendealer und prominentes Gangmitglied,
trug eine Waffe und geriet in dieser Gemengelage in Kontakt
mit einer Spezialeinheit, die sich mit Schußwaffendelikten und
Gangkriminalität beschäftigt. Was sich da genau abgepielt hat,
ist noch unklar, aber daß es sich bei den drei
Gesinnungsgenossen um harmlose Passanten handelte, läßt sich
wohl ausschließen.

So differenziert eine sich benachteiligt fühlende Unterschicht aber nicht. Man betrachtet die Getöteten als Opfer der Polizei, egal ob es eine konkrete Tötungshandlung durch Polizisten gab oder nicht und wenn ja, ob das aus Notwehr geschah oder auch nicht. Allein die Tatsache, dass Mitglieder der eigenen Gruppe im Rahmen eines Polizeieinsatzes zu Tode kommen reicht für die Wahrnehmung, dass es nicht mal mehr einen Respekt vor dem Leben gibt und man sich spätestens jetzt wehren müsse gegen eine Gesellschaft, die nicht mehr nur kapitalistisch ausbeutet, sondern sogar beginnt Seinesgleichen konkret zu töten.

Kann wohl sein, nur ist es dann nicht ein Kampf der
Perspektivlosen und Ausgestoßenen, sondern eine Veranstaltung
von Mitgliedern einer Subkultur, die den Staat als
übergeordnete Struktur nicht akzeptieren, was auch schon heute
den Sicherheitsbehörden das Leben schwermacht.

Aber diese Subkulturen, egal ob migrantische Großfamilien, einheimische Verlierer, wer auch immer, sind doch schon Ergebnisse eines gesellschaftlichen Versagens seit Jahrzehnten. Würde die Gesellschaft funktionieren dürfte es gar keine Outlaws in Vorstädten geben und dann wären auch keine No-go-areas vorhanden.

Man sollte die Veranstaltung schlicht nicht glorifizieren und
als Teil des Kampfes des Proletariats gegen den Kapitalismus
oder so ähnlich interpretieren.

Natürlich haben diese Jugendlichen sich nicht mit den verschiedenen Gesellschaftsformen auseinander gesetzt und nun einen Kampf für eine Weltordnung in ihrem Sinne begonnen. Jeder für sich folgt einem banalen Trieb nach Action, kostenfreiem Konsum durch Plünderung, Randale als Abwechslung vom tristen Alltag oder was auch immer. Will man das Phänomen aber erfassen und in Zukunft verhindern braucht es eine Analyse, was schief gelaufen ist um solche Gedankengänge und asoziale Verhaltensweisen, Gewaltbereitschaft etc. auszulösen. Und da greift es eben zu kurz alles nur als Wunsch nach ein bisschen Action zu betrachten.

Gelegenheit macht Diebe oder eben auch Plünderer. Wenn es dann
einen Anlaß gibt und einer das Eis bzw. die erste Scheibe
bricht, entlädt sich die angestaute Energie eben auf diese
unerfreuliche Art und Weise.

Aber da muss ja dennoch erstmal ein asoziales Gedankengut und Bereitschaft zur Teilnahme an solchen Umtrieben latent vorhanden sein. Ich nehme mal an, dass du genauso wie ich nicht geplündert und gebrandschatzt hättest, auch wenn du vor Ort gewesen wärst und die Möglichkeit zr Teilnahme gehabt hättest. Wir haben diese latente Bereitschaft zur Teilnahme an Krawallen nicht weil wir auch nicht seit Jahren gesellschaftliche Underdogs sind.

Ich kann dir aber trotzdem aus aktueller Eigenerfahrung sagen, dass sich die Perspektiven schnell verändern. Auch wenn sich meine Grundeinstellungen noch nicht wesentlich verändert haben, aber manche Dinge sieht man aus anderen Blickwinkeln wenn man arbeitslos wird. Das tolle Sozialsystem ist nur noch halb so schön wenn man plötzlich darauf angewiesen ist, und du wirst auch anders angeschaut wenn du nicht mehr „mitten im Leben stehst“ sondern den Verlierer-Stempel abbekommst.

Erst sagst du dir noch, dass eine betriebsbedingte Kündigung nicht deine eigene Schuld ist, dass du etwas kannst und Eigeninitiative hast. Wenn dir dann aber halb so alte Schlaumeier in der Arbeitsagentur oder bei Vorstellungsgesprächen sagen (natürlich nur indirekt), dass du eigentlich ein unfähiger Idiot seist, bleibt das auf Dauer nicht ohne Einfluss auf das Denken und Empfinden des eigenen Selbstwerts.

Wer dann sogar in die allerunterste Kathegorie rutscht - bei uns Hartz IV - und über kurz oder lang auch räumlich in den entsprechenden Wohngegenden und Millieus landet, muss sich dann innerlich irgendwie arrangieren um zu überleben. Sehr oft mündet es in einer inneren Verweigerungshaltung, Frust, Wut und einer generellen „Dagegen“-Einstellung. Die teilt derjenige mit anderen, man ist wieder Teil einer Gruppe, die einen versteht und die das gleiche Schicksal teilt. Die einen nicht verurteilt, nicht schief anguckt und deren „Werten“ man sich anpasst. Diese Werte sind dann oft asozial, von außen betrachtet…

Gruß,

MecFleih

-D

das sieht mein Austauschpartner anders :smile:
Wie du schon sagtest…
Die Unis können selbst entscheiden^^

Es ist mir bekannt, daß Freunde und Familie das anders sehen.
Allein: ich glaube denen nicht unbesehen.

Aber irgendwelchen obrigkeitlichen Behörden oder konservativen Medien glaubst du unbesehen?

Ich meinte nicht, daß Du unsachlich wirst, sondern daß Du
immer gleich persönlich wirst.

Nur, weil du das immer wieder behauptest wird das nicht wahrer. Tatsächlich habe ich genau die gegenteilige Beobachtung gemacht - nicht nur in den Antworten auf meine Beiträge.

Hier noch einmal den Gesamtzusammenhang, extra und nur für
dich:

Und es gibt Menschen, die den Fehler immer nur beim Individuum suchen und auf gar keinen Fall bei der Gesellschaft bzw. der Politik.

(oder das eben stellvertretend machen, so wie Du gerade).

So, wie du das hier regelmäßig tust.

Wie gesagt: daß Du das so siehst, wundert mich, weil Du mich
vorher genau des Gegenteils bezichtigt hast. Kann aber auch
sein, daß Du gar nicht verstanden hast, was ich mit
„stellvertretend“ meinte.

*kopfschüttel* Du musst mich mit jemandem verwechseln - ich habe dich nichts bezichtigt.

Hier noch einmal zum Mitdenken: Du meintest, es gäbe Leute, die immer die Schuld bei anderen suchen würden und nicht bei ihrem individuellen Selbst (so wie ich das gerade stellvertretend täte). Woraufhin ich erwidert habe, dass es wiederum Leute gäbe, die die Schuld immer nur bei den einzelnen Individuen suchen und nicht in Gesellschaft und Politik (so wie du das hier regelmäßig tust).

Das ist doch wirklich nicht sooooooo schwer.

Aber, es mag Dich überraschen, es ist mir auch gleichgültig.

Es mag dich überraschen, aber in Diskussionen geht es eigentlich um Inhalte, nicht um die jeweiligen Diskutanten.

Ok, fangen wir von vorne an

das sieht mein Austauschpartner anders :smile:
Wie du schon sagtest…
Die Unis können selbst entscheiden^^

Zitat:

On 3 November 2010 the government responded to the review by making a number of adjustments to the recommendations, the main one being the rejection of Browne’s recommendation that the cap to Universities be completely lifted, instead agreeing a £9,000 per year cap.

[…]

The earnings limit at which loans would begin to be paid back would rise in line with the Browne recommendations from £15,000 to £21,000.

Zusammenfassend: Maximal 9000 Pfund/Jahr (ja, ist deftig), zurueckzuzahlen nach dem Studium (und nicht etwa waehrend des Studiums durch einen Nebenjob, und das war ja Dein Argument), ab 21000 Pfund Jahresgehalt. Das sind knapp 33000 Euro. In etwa die Summe, die man hierzulande als WiMi an einer oeffentlichen Forschungseinrichtung verdient, als Doktorand sogar noch deutlich darunter. Finde ich eigentlich ein faires Modell, ueber den Jahresbeitrag kann man sicher streiten. Und vor allem eben nicht das gleiche wie „ich muss als Student von meinem kargen Studentenjoblohn auch noch 10000 Pfund per Anno zahlen, damit ich studieren kann“. Das scheint eben nicht der Fall (oder Wikipedia luegt, kann natuerlich auch sein) zu sein.

Aber, Rolle rueckwaerts, eigentlich geht es ja auch gar nicht darum. Oder glaubst Du ernsthaft, unter den englischen Randalierern ist ein nennenswerter Anteil aus rein finanziellen Gruenden verhinderter Studenten dabei?

Gruss
Paul

Tatsächlich ist die britische Gesellschaft aufgrund ihrer
Vielfältigkeit deutlich weniger ausländerfeindlich als manch
andere Gesellschaft in Europa.

Verglichen mit welcher? Tatsächlich ist Rassismus in Großbritannien durchaus noch weit verbreitet - und im Wachsen begriffen: http://www.thefreelibrary.com/Britain+skin+colour+st…

Farbige werden deutlich häufiger von der Polizei kontrolliert als Weiße: http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/7856787…

Außerdem ist die soziale Durchlässigkeit deutlich geringer als in anderen westlichen Staaten: http://www.guardian.co.uk/business/2010/mar/10/oecd-…

Genau (Zitat):

" Früher war das wirklich Belästigung durch die Polizei, die vor 30 Jahren noch viel rassistischer war als heute"

Schlussfolgerung: Es sind die Ghettos der Kolonialbewohner, von denen die Rede ist. Gegenüber der urbritischen Unterschicht gibt es keinen Polizeirassismus. Zu schwierig?

Gewaltsame Plünderungen oder auch nur Aufstände sind in der
deutschen Geschichte und im Heiligen Reich Deutscher Nationen
deutlich seltener als in Frankreich oder England.

Nein, sie waren nur nicht erfolgreich, weil die Staatsmacht hier schon immer dezentral organisiert war. Es gab eben kein Paris, kein London, das man nur revolutionieren musste um ganz Frankreich, ganz England im Griff zu haben. Ich erinnere aber an den von Deutschland ausgehenden Protestantismus, an die darauf folgenden Bauernkriege, an die nationale Erhebung 1813, Revolution 1848, Revolution 1918. Dass es im 17. und 18. Jahrhundert nichts nennenswertes gab, liegt am Trauma des 30-jährigen Krieges (des wahrhaft ersten Weltkrieges, jedenfalls den exorbitanten Opferzahlen nach zu urteilen).

Ein guter Bekannter brachte es mal auf den Punkt: Wenn heute
in Deutschland ein Gesetz verabschiedet wird, dass am Montag
jeder aufs Amt gehen und sich mit einem Holzstock auf den Kopf
schlagen lassen muss, dann werden es alle tun.

In manchen Gegenden schon, ja. In anderen wiederum eher nicht. Es gibt in diesem Sinne kein „Deutschland“. Nicht umsonst haben die Länder die Kulturhoheit: Weil die deutschen Stämme in ihrer Mentalität sehr verschieden sind und auch von ihrer bis 1871 unterschiedlichen Geschichte verschieden geprägt wurden.

smalbop

*örks*

Schlussfolgerung: Es sind die Ghettos der Kolonialbewohner,
von denen die Rede ist. Gegenüber der urbritischen
Unterschicht gibt es keinen Polizeirassismus. Zu schwierig?

Das ist mir jetzt zu mühsam. Sag doch einfach deutlich was Du meinst.

Die Aussage des zitierten Artikels belegt, dass es sich bei den Zentren der Krawalle um Einwandererghettos handelt und nicht einfach um Wohngebiete der ebenfalls verarmten autochthonen btitischen Unterschicht. Die Krawalle haben infolgedessen keine wirtschftlichen Ursachen, sondern resultieren aus ethnischen Unterschieden und einer unterschiedlichen Einstellung zum Staat, in dem man lebt.

Die Aussage des zitierten Artikels belegt, dass es sich bei
den Zentren der Krawalle um Einwandererghettos handelt und
nicht einfach um Wohngebiete der ebenfalls verarmten
autochthonen btitischen Unterschicht.

Das steht zwar nur zwischen den Zeilen, aber wenn Du Dich in den Krisenvierteln von Tottenham, Hackney, Birmingham, Manchester, Bristol etc. so gut auskennst, glaub ich Dir mal.

Die Krawalle haben
infolgedessen keine wirtschftlichen Ursachen, sondern
resultieren aus ethnischen Unterschieden und einer
unterschiedlichen Einstellung zum Staat, in dem man lebt.

Und das sagt er eben gerade nicht, es ist Deine freie und eigene Interpretation, dessen was Bloom sagt.

Er sagt folgendes:
Bloom: Wir haben eine Wirtschaftskrise. Jeder ist davon betroffen, wenn auch auf seine eigene Art. Die, die jetzt randaliert haben, drücken auf ihre Art aus, dass sie kein Geld haben. Sie sind nicht assimiliert - nicht im Sinne von Religion oder Werten , sondern im Sinne davon, was man sich leisten kann. Die abgehängten Jugendlichen sehen auch die Mächtigen und sehen die Korruption. Wir hatten ja zuletzt sehr viel Korruption in Großbritannien: Journalisten, Polizisten, Politiker haben sich als korrupt gezeigt. Die Kids schauen auf die Mächtigen und sagen: Warum sind die besser als ich?

Schere im Kopf

Die Aussage des zitierten Artikels belegt, dass es sich bei
den Zentren der Krawalle um Einwandererghettos handelt und
nicht einfach um Wohngebiete der ebenfalls verarmten
autochthonen btitischen Unterschicht.

Das steht zwar nur zwischen den Zeilen, aber wenn Du Dich in
den Krisenvierteln von Tottenham, Hackney, Birmingham,
Manchester, Bristol etc. so gut auskennst, glaub ich Dir mal.

Nicht erforderlich. Er kennt sich da gut aus, wie du selbst behauptet hast. Ich schließe mich an und glaube ihm.

Die Krawalle haben
infolgedessen keine wirtschftlichen Ursachen, sondern
resultieren aus ethnischen Unterschieden und einer
unterschiedlichen Einstellung zum Staat, in dem man lebt.

Und das sagt er eben gerade nicht, es ist Deine freie und
eigene Interpretation, dessen was Bloom sagt.

Er sagt folgendes:
Bloom: Wir haben eine Wirtschaftskrise. Jeder ist davon
betroffen, wenn auch auf seine eigene Art. Die, die jetzt
randaliert haben, drücken auf ihre Art aus, dass sie kein Geld
haben. Sie sind nicht assimiliert - nicht im Sinne von
Religion oder Werten , sondern im Sinne davon, was man sich
leisten kann.

Das wiederum ist eine Behauptung für eine diffuse Motivationslage der Täter, die Bloom schwerlich wird belegen können. Mehr noch: Es fällt nachgerade auf, wie immer wieder die Rassenproblematik ins Spiel kommt. Er bestreitet zwar pflichtschuldigst, dass die Krawalle irgendwelche ethnischen Ursachen hätten, aber man darf sich schon fragen, wieso das immer betont werden muss. Eventuell, weil es bei den autochthonen Briten keine solchen Krawalle gab, obwohl es ihnen wirtschaftlich ebenfalls schlecht geht - und dem unvoreingenommenen Beobachter in GB dieser Unterschied durchaus auffällt?

smalbop

… weil es bei den
autochthonen Briten keine solchen Krawalle gab, obwohl es
ihnen wirtschaftlich ebenfalls schlecht geht

Das kann sein, ich kann nicht beurteilen, wer genau an den jetzigen Krawallen beteiligt ist. Was man so hört, ist aber immerhin die rechte, militante Unterschicht mit auf der Straße.
Allerdings aus „ethnischen“ Gründen, wie Du das so schön sagst…
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,779489,…

Aber die studentischen Mittelschichtskids haben vor ein paar Wochen auch ganz ordentlich losgelegt
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,7338…

Sicher anders motiviert aber eindeutig auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Anlass: Sparmaßnahmen der Regierung in Folge der Wirtschaftskrise und Einführung von massiven Studiengebühren.
Sicher nix ethnisches…

MacG

Hallo Paul,

kleiner Hinweis.

Aber, wir schweifen hier vom Thema ab, denn eigentlich ging es
ja nicht um Studenten sondern um Hauptschulabbrecher…

Hauptschulen oder Vergleichbares, also das dreigliedrige Schulsystem gibt es weltweit nur in deutschsprachigen Ländern und Nordirland. Es handelt sich also allenfalls um Schulabbrecher.

Gruß
Carlos

Hallo,

Bei den Londoner Ausschreitungen (und auch in Griechenland,
Spanien, Frankreich, Tunesien, Ägypten usw.) sind
Systemverlierer unterwegs, deren sozialer Sprengstoff aus
Hoffnungslosigkeit und Lebensenttäuschung nun hochgegangen
ist.

ich möchte jetzt nicht neue Fässer aufmachen, sondern bei Großbritannien bleiben. Außerdem muß man zwischen der ersten Nacht und den Folgenächten unterscheiden. In der ersten Nacht ging es zunächst um den Todesfall.

Die späteren Krawalle sind mitnichten Protestaktionen der Benachteiligten, sondern - wie ich schon schrieb - Veranstaltungen von Leuten, die sich in ihrer Freizeit auf etwas aktivere Art betätigen wollen.

_"Doch auch das krasse soziale Gefälle kann die massive Gewalt auf englischen Straßen nicht wirklich erklären. Die Krawallmacher kamen mitnichten nur aus der Unterschicht, das waren nicht alles Arme. Unter den ersten Plünderern, die verurteilt wurden, sind Millionärskinder und Jugendliche aus der Mittelschicht. Leute, die aus Elektronikmärkten Flachbildfernseher geklaut haben, obwohl in ihrem Kinderzimmer schon einer hängt.

Kirchenvertreter sehen die Ursache des Übels in einer verkorksten Bildungspolitik. In einem maroden Schulsystem, das Kindern aus bildungsfernen Schichten keine Chance gibt, auszubrechen. An dem Argument ist viel Wahres dran - doch es zieht ebenfalls nur bedingt. Dazu haben viel zu viele Leute mit guter Bildung randaliert und geplündert: Designer, Lehrer, Sozialarbeiter."_

http://www.tagesschau.de/ausland/kommentar496.html

Wo es zur Sache geht, wird nicht zwischen allen potentiellen
Beteiligten bei einem Täschen Mate-Tee ausdiskutiert, sondern
von einigen wenigen entschieden. Ob das ganze dann per Twitter
oder Telefonkette weitergegeben wird, ist lediglich eine Frage
der Effizienz und der Kosten.

Das denke ich nicht. Es bedarf keines Organisators, der plant
und die Massen an eine bestimmte Stelle lotst. Es reicht wenn
die Lage irgendwo an einer beliebigen Stelle kippt, diese
Information in Sekundenschnelle verbreitet wird und der
restliche Mob sich dann dorthin bewegt, wo es hoch her geht.

Das ist ja gerade nicht Inhalt der Botschaften gewesen, sondern die Aufforderungen, sich irgendwo zum Randalieren zu treffen, liefen schon Stunden vorher um - also bevor die Randale des jeweiligen Tages überhaupt schon begonnen hatte.

Kosten sind auch kein Thema; Internet-Flatrates gibt es für
kleine Taschengeldbeträge, ins Internet kommt man heute schon
mit einfachsten Handys.

Die Kommunikation lief über den hierzulande nur wenig bekannten Blackberry Messanger. Ein Vertrag (und der ist zur Benutzung hilfreich; klauen hilft also nicht viel) kostet ab etwa 40 Euro aufwärts (monatlich).

Weißt Du, ich würde ja gerne glauben, daß da ein Protest im Gange war, bei dem das Ziel Gerechtigkeit und Veränderung das Ziel war und nicht Spaß an Gewalt und persönliche Bereicherung. In dem Fall wäre ich kein Befürworter, aber ich hätte Verständnis.

Nur deutet leider nur wenig darauf hin, daß in den Nächten 2-x Protest im Vordergrund stand. Natürlich sind die Geschichten, die ich seit Jahren von Polizisten und anderen Leuten „an der Quelle“ erzählt bekomme, auch nicht dazu geeignet, Sozialromantik aufkommen zu lassen.

Die Quintessenz lautet, daß Elend so lange nicht randaliert. Zumindest nicht so lange, bis es wirklich existentiell wird.

Was hingegen zu Randale führt, sind Langeweile, asoziale Grundeinstellung, Respektlosigkeit, Gelegenheit bzw. Anlaß und Führung.

Gruß
Christian

P.S.
Noch ein paar Zitate:

" ‚He’s a good boy. He’s not from a bad home," said his mother. "They can’t always blame the parents. He has a job, he plays football. He’s a good kid. I don’t know what is going to happen to him now.(…)‘ "

"Two hours later, the M&G heard how another 18-year-old boy – Mario Quiassaca – had joined a hooded gang near the upmarket Sloane Square in central London and attacked a trendy Hugo Boss store, and tried to force open an ATM machine.

The clothing they stole was worth up to £350, and the gang was accused of throwing missiles at the police.

Seven items were found in Quiassaca’s possession and all were from Hugo Boss, the court heard. The clothing was brand new in appearance, its tags were removed but Metropolitan police said they were brand new. They also apparently found a pair of latex gloves with blood on it in the pockets of one of the pieces of clothing that were allegedly stolen.

Quiassaca told police he had heard there were gangs raiding London and he had joined in when the trouble began."

"The young boy in the dock with him, 17-year-old Charlie Burton, had also been in Sloane Square on Monday night, he said. He told police the gang wanted to create havoc , but „he had not wanted to steal“.

Burton had gone home and told his mother after he had joined in the gang raids, he said. His supporters were in the public gallery. „He’s not a bad lad. He just got caught up in it,“ said one of his friends."

"Some of the children appearing in court for looting and rioting were as young as 15, and the oldest person was 32.

The M&G watched in the public gallery as a judge heard compelling reasons why a 23-year old young man – Iannick Pinto – who was captured on film looting and stealing, should not be sent to prison. Pinto entered a Sports Direct shop in London and stole clothing valued at up to £300.

" You have not been in trouble before. You have part time work and you are studying ," said senior district court judge, Howard Riddle, who made the extradition recommendation that Shrien Dewani should be sent back to South Africa."
http://mg.co.za/article/2011-08-12-where-are-all-the…

Ein paar Einzelfälle:
http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/8699804…

Bilder von einigen fröhlichen Menschen beim Einkaufen:
http://www.met.police.uk/disordersuspects/

Hallo Christian,

ganz klar, die Randale in GB ist nicht politisch motiviert. Da soll keine ‚Botschaft‘ unterstrichen werden.

Was hingegen zu Randale führt, sind Langeweile, asoziale
Grundeinstellung, Respektlosigkeit, Gelegenheit bzw. Anlaß und
Führung.

Und da kannst Du keinen Zusammenhang zu Arbeitslosigkeit entdecken?

Mit einen Job hat man zum Einen weniger Zeit und wenn es dann doch mal langweilig wird auch die finanzielle Möglichkeit, die Freizeit anders aktiv zu verbringen und das macht ganz sicher mehr Spaß.

Die Leute randaalieren nicht, weil sie sich über Arbeitslosigkeit beklagen. Trotzdem gäbe es die randale in dieser Form kaum, wenn die alle einen gut bezahlten Job hätten.

Gruß Rainer

Hallo,

Die Leute randaalieren nicht, weil sie sich über
Arbeitslosigkeit beklagen. Trotzdem gäbe es die randale in
dieser Form kaum, wenn die alle einen gut bezahlten Job
hätten.

nun haben aber nicht wenige der bereits verurteilten Randaleure einen mehr oder minder gutbezahlten Arbeitsplatz, studieren oder kommen (als Kind/Jugendlicher) aus einer gutbehüteten Familie.

Ob sich der Mob am Ende als Spiegel der Gesellschaft erweist oder stärker in die eine oder andere Richtung gewichtet ist, wird sich noch herausstellen, aber sicher ist schon jetzt, daß sich darunter nicht weniger ganz normale Menschen befanden, die nicht die wirtschaftliche Not oder jahrelange Benachteiligung zu den Taten getrieben hat.

Im Link zur Tagesschau stehen ja einige Berufe und den englischsprachen Quellen kann man auch entnehmen, daß sich normale Angestellte nun vor dem Richter wiederfinden.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Die Leute randaalieren nicht, weil sie sich über
Arbeitslosigkeit beklagen. Trotzdem gäbe es die randale in
dieser Form kaum, wenn die alle einen gut bezahlten Job
hätten.

nun haben aber nicht wenige der bereits verurteilten
Randaleure einen mehr oder minder gutbezahlten Arbeitsplatz,
studieren oder kommen (als Kind/Jugendlicher) aus einer
gutbehüteten Familie.

Ob sich der Mob am Ende als Spiegel der Gesellschaft erweist
oder stärker in die eine oder andere Richtung gewichtet ist,
wird sich noch herausstellen, aber sicher ist schon jetzt, daß
sich darunter nicht weniger ganz normale Menschen befanden,
die nicht die wirtschaftliche Not oder jahrelange
Benachteiligung zu den Taten getrieben hat.

Im Link zur Tagesschau stehen ja einige Berufe und den
englischsprachen Quellen kann man auch entnehmen, daß sich
normale Angestellte nun vor dem Richter wiederfinden.

wie kommen dann einige Kommentatoren darauf, daß das eher die Ausnahme als die Regel ist? Das gezielte Herauspicken von Einzelfällen, die belegen was man zeigen möchte, funktioniert immer.

‚wirtschaftliche Not oder jahrelange Benachteiligung‘

Ich denke, das trifft es auch nicht. Da übertreibst Du. Das Blackberry spielt ja eine große Rolle und das Ding zeugt nicht von wirtschaftlicher Not. Eine negative Prognose schließt es aber auch nicht aus.

Gruß Rainer

Hallo,

wie kommen dann einige Kommentatoren darauf, daß das eher die
Ausnahme als die Regel ist? Das gezielte Herauspicken von
Einzelfällen, die belegen was man zeigen möchte, funktioniert

allgemeiner Konsens ist, daß es sich um Krawalle handelt, die durch die gesellschaftliche Fehlentwicklung begründet sind. Kirchen, Politik, Medien usw.: alle tuten nun in das gleiche Horn und versuchen, die Sache in ihrem Sinne auszuschlachten.

Daß es sich dabei nicht nur um arme Schweine handelt, die keinen anderen Weg fanden, um zu ihrem Recht zu kommen oder auf ihre Situation aufmerksam zu machen, wird in dem Umfeld nicht gerne gehört, so daß Kommentare in die Richtung ausgesprochen selten sind - zumindest in den Medien.

‚wirtschaftliche Not oder jahrelange Benachteiligung‘

Ich denke, das trifft es auch nicht. Da übertreibst Du.

Das sind doch nicht meine Worte. Hier war doch schon von 2-3 Generationen die Rede.

Gruß
Christian

Hallo Christian,

wie kommen dann einige Kommentatoren darauf, daß das eher die
Ausnahme als die Regel ist? Das gezielte Herauspicken von
Einzelfällen, die belegen was man zeigen möchte, funktioniert

allgemeiner Konsens ist, daß es sich um Krawalle handelt, die
durch die gesellschaftliche Fehlentwicklung begründet sind.
Kirchen, Politik, Medien usw.: alle tuten nun in das gleiche
Horn und versuchen, die Sache in ihrem Sinne auszuschlachten.

das stimmt sicher auch. Aber so ganz falsch werden sie wohl auch nicht liegen. Du weißt ja, daß das schon seit Jahren meine Prognose ist. Ich muss aber zugeben, daß ich etwas überrascht bin, daß ich diese Einschätzung plötzlich überall höre.

Daß es sich dabei nicht nur um arme Schweine handelt, die
keinen anderen Weg fanden, um zu ihrem Recht zu kommen oder
auf ihre Situation aufmerksam zu machen, wird in dem Umfeld
nicht gerne gehört, so daß Kommentare in die Richtung
ausgesprochen selten sind - zumindest in den Medien.

OK, ich bin leider nicht ‚die Medien‘. Klar stimme ich Dir da zu. Ich sehe da auch keinen ‚Protest‘ oder einen Versuch, auf eine Situation aufmerksam zu machen. Die Leute haben keine Botschaft, die randalieren und plündern nur. Eine entartete ‚Demo‘ ist das nicht. Da sind wir uns einig.

‚wirtschaftliche Not oder jahrelange Benachteiligung‘

Ich denke, das trifft es auch nicht. Da übertreibst Du.

Das sind doch nicht meine Worte. Hier war doch schon von 2-3
Generationen die Rede.

Doch. :smile: Das ist aus Deinem Text kopiert. :smile:
Aber ja, ich habe schon von 2-3 Generationen gesprochen.
Weite Teile der Leute, die da beteiligt sind, sehen sich wohl nicht als Teil der ‚Gesellschaft‘ und fühlen sich deshalb nicht an deren Normen gebunden. Daß es gesellschaftlicher Konsens ist, Eigentum, Gesundheit und vor allem Leben anderer zu achten, scheint Grund genug zu sein, genau das nicht zu tun. Es geht um ‚Ihr‘ und ‚Wir‘, um Identifikation. Und da passen dann auch die Bilder, die immer wieder aus deutschen U- und S-Bahnhöfen durch die Nachrichten flimmern mit ins Bild. Unmotivierte Gewalt um zu zeigen, wir gehören nicht dazu und wir wollen auch nicht dazu gehören. Daß die Ausgrenzung zuerst da war und die Ursache für das neue ‚Selbstbewusstsein‘ ist, werden die Leute vermutlich sogar von sich weisen. Das könnte sie zu Verlierern stempeln und genau so sehen sie sich eben nicht. Sie sehen ihre ‚Opfer‘ als Verlierer.

Gruß Rainer