Hallo Rainer!
Ein Weg besteht darin, Arbeit reisgünstiger zu machen, :indem Steuern und Kosten der :sozialen Sicherung gesenkt :werden.
Das halte ich schlicht für :einen Irrglauben… Als Folge :jammert der Einzelhandel über
Umsatzrückgänge.
Arbeit billiger zu machen soll nicht heißen, Kaufkraft zu senken, sondern das genaue Gegenteil! Heute ist jeder Stundenlohn mit 40% Sozialabgaben belastet, die sich AG und AN teilen. Damit zahlen AG und AN z. B. den Irrwitz von über 200 gesetzl. Krankenkassen. AG und AN zahlen dafür, daß jeder Leistungserbringer im Gesundheitswesen unkontrolliert Leistungen in Rechnung stellen kann. AN und AG zahlen mit ihrer Lohn- und Einkommensteuer für 4,8 Millionen Bedienstete im ÖD und zwar auch für diejenigen, die keine erkennbare Dienstleistung für das Gemeinwesen erbringen oder entbehrliche Reglementierungen überwachen.
Auch über Mehrarbeit für gleiche Entlohnung wird Arbeit billiger, ohne Kaufkraft zu mindern. Das kann man gerne den Marktmechanismen überlassen. Ich halte eben nichts von Reglementierungen.
Wir brauchen mehr :Selbständige.
Nein, denn das, was die neuen :Unternehmer produzieren wird
nicht gekauft, wenn Arbeit :‚preisgünstiger‘ wird.
Wie Arbeit preisgünstiger wird, ohne Kaufkraft zu mindern, sagte ich bereits. Woher willst Du wissen, was zukünftige neue Unternehmen prodizieren? Das ist ja gerade der Witz der Sache: Wir brauchen Innovationen, also Sachen, für die wir noch gar keinen Namen haben, mit denen sich neue Bedürfnisse generieren lassen. Das ist nur Fortschreibung der technischen Entwicklung.
…eine Aufgabe der Familien, :von deren Verhältnis zur
Bildung abhängt, was aus den :Kindern wird.
Zusammen mit obigen Szenario :schafft das nur arbeitslose
Akademiker, löst aber keine robleme.
Mangelhafte Schulbildung vieler Menschen ist Teil des Arbeitsmarktproblems. Ich glaube nicht, daß sich der Wert von Bildung ernsthaft in Zweifel ziehen läßt.
Damit verbunden ist die :Erkenntnis, daß sich
viele der heute arbeitslosen :Menschen mit dem Zustand
abzufinden haben.
Das mag ich jetzt nicht :kommentieren. Es klingt …
Mir ist klar, daß einige Einsichten weder bequem noch populär sind. Sie werden dadurch aber nicht falsch.
Es gibt sogar einige Leute, :vermutlich Millionen, die zu
anderem nicht in der Lage :sind, nie waren. Meinst Du, :jeder Mensch wäre in der :Lage, z.B. das Abitur zu :machen, wenn nur
die Umstände danach wären?
Natürlich nicht. Wenn aber ein Mensch einfach keinen Bock hat, lieber gammelt und deshalb nicht einmal einen Hauptschulabschluß zustande bringt, hat das etwas mit Werten und Prioritäten zu tun und diese Dinge werden nun einmal wesentlich vom Elternhaus geprägt.
Mal ein Beispiel. Zwei :Familien mit Kind. Ein :Ärzteehepaar, ein Ehepaar, in :dem kein Elternteil eine :gültigen Schulabschluß hat.
Bei normalem Verlauf studiert :das Akademikerkind, das :andere macht den :Hauptschulabschluß. Du :meinst, wenn die Kiunder im
Krankenhaus vertauscht :würden, würde das jeweils :andere studieren b.z.w. von :der Hauptschule abgehen?
In aller Regel wird das Kind studieren, das in einem Elternhaus mit Bildungsbewußtsein aufwächst. Gesunder Kopf durchschnittlicher Intelligenz und Begabung vorausgesetzt, ist es weitgehend eine Frage der Förderung, was aus dem kleinen Windelscheißer wird. Das beginnt schon bei Prägungen wie dem Wortschatz. Bereits bei der Einschulung sind die durch das Elternhaus bedingten Unterschiede unübersehbar. Etliche Kinder bringens nur auf wenig mehr als 100 Worte, kaum ausreichend für ganze Sätze und nicht mehr, als ein Hund unterscheiden kann. Das nur schwer behebbare Defizit wurde von Eltern hervorgerufen, die selbst kaum zu ganzen Sätzen und nachvollziehbarem, folgerichtigen Handeln in der Lage sind. Vom Kind, dessen wichtigste Bezugspersonen die Eltern sind, ist über deren Niveau Hinausgehendes kaum zu erwarten. Frühzeitig einsetzende qualifizierte und ganztägige Betreuung in Kindergärten und Grundschulen halte ich für geeignet, herkunftsbedingte Unterschiede etwas zu mildern. Würden wir mit solcher Förderung heute flächendeckend beginnen, dauert es 20 Jahre, sis sich am durchschnittlichen Bildungsniveau, an Wertvorstellungen und Prioritäten Spürbares bewegt. Vorher werden nennenswerte Veränderungen am Arbeitsmarkt nicht stattfinden können und u. a. deshalb müssen wir 5 Mio Arbeitslose für die absehbare Zukunft als Festlage betrachten.
Weiterbildung kostet Zeit und :eine Unmenge Geld.
Es liegt bei den AG, die :Mitarbeiter fit zu halten!
Für unternehmensspezifische Belange steht selbstverständlich der Unternehmer in der Verantwortung. Diese Verantwortung in der Belegschaft durchzusetzen, ist nach meiner Erfahrung schon schwer genug. Jeder Mensch, jeder AN, muß zusätzlich ein eigenes Interesse an seiner individuellen Fortbildung haben. Dieser private Bereich kann nicht Aufgabe der AG sein.
Erspare mir bitte, Zahlen über die alljährlich gebuchten Pauschalreisen zu suchen. Erspare mir auch, Verkaufszahlen über alljährlich verkaufte Spurverbreiterungen, Alufelgen, Bohlen-Erinnerungen, Fußball-Eintrittskarten, Alkoholika, Tabakwaren, Premiere-Abos, Klingeltöne für Handys und tausenderlei anderes Zeug zu sammeln. Es ist eine Frage der Prioritäten, ob Geld und Zeit für Fortbildung vorhanden ist.
Zum Schluß meine eigene Erfahrung mit der Mitarbeiter-Fortbildung: Vor ungefähr 20 Jahren war das Thema Bildungsurlaub in aller Munde. In einigen Bundesländern gabs sogar einen gesetzlichen Anspruch auf eine Woche Bildungsurlaub alle 2 Jahre. Empfand ich als tolle Idee! Was mir aber fürchterlich gegen den Strich ging, waren die u. a. von Gewerkschaften organisierten Bildungsreisen der Art „Eine Woche an der Nordsee mit Vorträgen über die Rolle der Frau im ausklingenden Mittelalter“. Was die Leute im Jahresurlaub treiben, war mir egal, aber als vom Betrieb bezahlte Maßnahme wäre ich dagegen durch alle Gerichtsinstanzen gegangen. Dazu kam es nie. Statt dessen machte ich mir ganz viel Mühe und suchte Veranstaltungen mit wenigstens entferntem Bezug zum Berufsleben und anspruchsvollen Lehrplänen. Solche Veranstaltungen sind richtig teuer und ich wollte restlos alles bezahlen. Rhetorik, freie Rede, Buchhaltung, Programmiersprachen - die komplette Auswahl heftete ich ans Schwarze Brett und machte die Mitarbeiter auch im Gespräch darauf aufmerksam. Ich war unglaublich enttäuscht, als im Verlauf mehrerer Jahre nur ablehnendes Genöle kam. Die Einwände reichten von fehlender Bezahlung der Nachtstunden als Überstunden (man ist ja von zu Hause weg) bis zur Ablehnung, weil die Firma einen Vorteil hätte, wenn die Mitarbeiter zusätzlich etwas lernen. Ähnliche Erfahrungen machte ich Jahre zuvor schon aus dem Blickwinkel als Angestellter bei der Lufthansa. Das Unternehmen leistete sich auf dem Gelände der Luftwerft eine eigene Schule vom Feinsten. Die Anforderungen waren zwar hoch, ohne häusliche Nacharbeit gings nicht, aber alles fand bei voller Bezahlung statt. Man sollte meinen, solche Einrichtung würde von den Angestellten begeistert gestürmt. Ach du liebe Zeit! Nichts davon! Wieder ein paar Jahre später bei der AEG. Das Unternehmen ließ Arbeitsverträge ruhen, damit Mitarbeiter studieren können. Es konnte neben der Ausbildung zu anteilig vollen Bezügen und natürlich während der Semesterferien mit ungeschmälertem Gehalt gearbeitet werden. Mir ist genau ein einziger Mensch bekannt, der dieses Angebot annahm. Nimm die Angebote z. B. der Fernuniversität Hagen mit einem engen Netz von Studienzentren im ganzen Land. Man sollte meinen, die Institution würde angesichts Millionen Arbeitssuchender mit beliebig viel Zeit gestürmt. Das Gegenteil ist der Fall, die Zahl der immatrikulierten Studenten ist rückläufig. All diese Beobachtungen führen mich zur Erkenntnis, daß Bildung ein schwer verkäuflicher Ladenhüter ist. Jede noch so abwegige Ausrede muß herhalten, um die Unmöglichkeit geistiger Tätigkeit zu begründen.
Gruß
Wolfgang