Hallo Wolfgang,
Obwohl mir klar ist, niemanden überzeugen zu können, will ich
wenigsten versuchen, die Logik von Argumenten 'rüber zu
bringen. Mir geht es ein wenig gegen den Strich, wenn
Gedankengänge als „neoliberal“ vom Tisch gewischt und
überhaupt nicht mehr näher beleuchtet werden.
Das mache ich doch gar nicht. So pauschal urteile ich nicht, nur wenn der Markt als Allheilmittel gepriesen wird, dann geht das mir gegen den Strich.
Neue Bedürfnisse nützen bei :Massenarmut nichts. Die
Marktmechanismen würden aber :genau das erzeugen.
Ähnliche Sichtweisen werden von allen möglichen Leuten
vertreten, um letztlich daraus zu schließen, daß Innovationen
nichts bringen.
Da habe ich ja Glück gehabt, daß Du mir das nicht unterstellst und ich mich wehren muß.
Also: Ein Mensch erdenkt/erfindet/entwickelt ein neues
Produkt, das es in dieser oder ähnlicher Weise vorher noch
nicht gab. Der Mensch analysiert den Markt. Jetzt mußt Du
tapfer sein, es kommt nämlich knüppeldick . Die Millionen
armer Leute ohne Geld interessieren bei der Marktanalyse
überhaupt nicht.
Da muß ich gar nicht tapfer sein, das ist mir auch so klar.
Ferraris kann man auch bei Massenerbeitslosigkeit verkaufen. Die Käufer müssen nur aufpassen, daß es nicht zu einer Massenarmut kommt, sonst kann es lebensgefährlich werden, Ferrari zu fahren.
Interessant sind nur potentielle Käufer, also
Leute mit Geld. Nun wird hoffentlich niemand behaupten, alle
Bewohner der Bundesrepublik und der EU wären so verarmt, daß
es niemanden mehr gibt, der auch nur über einen Cent freies
Geld verfügt.
Weiß ich nicht, ob das jemand behauptet, ich bin’s jedenfalls nicht. Es würde mich aber freuen, wenn das auch so bliebe. Reden wir nicht uber die Maßnahmen, das zu erreichen? Ich habe das gedacht. Ich rede doch nicht davon, die Verarmten verhungerten aus den Slums zu holen, ich rede davon, die Umstände auch in der Zukunft so zu gestalten, daß sich keine Slums bilden. Wenn Vollbeschäftigung und allgemeiner Wohlstand erreicht werden könnte, wäre mir das noch lieber, aber kleine Schritte in die richtige Richtung würden mir schon reichen.
Trotz vorhandener Armut ist der Markt riesig.
Nur darauf ist der Blick des Unternehmers gerichtet. Der
Unternehmer generiert ein neues Bedürfnis, produziert,
verkauft und beschäftigt Menschen. Das isses doch wohl, was
wir wollen und brauchen- oder?
Ja, natürlich! Genau das!
So funktioniert das Spiel und so lassen sich Menschen in
Arbeit bringen. Wir brauchen deshalb Leute mit Produktideen
und Vermarktungsfähigkeiten, die sich natürlich an die
kaufkräftigen Schichten wenden.
Richtig.
Es bringt überhaupt nichts,
ALGII-Empfänger zum Maß aller Dinge zu erheben, um dann die
Unmöglichkeit jeglicher Vermarktung zu postulieren. Auf diese
Weise wird ein düsteres Bild gezeichnet, daß so gar nichts mit
der Realität zu tun hat.
Ich bin immer noch Deiner Meinung. Was spricht dagegen, die ALHII-Empfänger auch wieder in das System aufzunehmen und den Markt zu vergrößern?
Wir haben einen Inlandsmarkt mit über
80 Millionen Menschen und gigantischer Kaufkraft. Das ist
einer der attraktivsten Märkte auf dem Globus! Mit der EU
haben wir einen Markt mit 450 Millionen Menschen. Solche
traumhaften Zustände gabs hierzulande noch nie zuvor.
Ja, lassen wir das doch so, oder bauen es noch aus! Ich sehe keinen grund, das kaputt machen zu wollen.
Es ist unsinnig und geradezu ärgerlich, alles kaputt zu
jammern und jeglicher Initiative die Chance abzusprechen, weil
es fraglos Menschen gibt, denen es nicht besonders gut geht.
Porsche könnte nicht ein einziges Auto verkaufen, wenn sich
die Marketingleute heulend in den Armen lägen, weil es
Bevölkerungsschichten gibt, die sich das Produkt nicht leisten
können. Ja, Himmelarschundzwirn, dann wendet man sich eben an
die Schichten, die das nötige Geld haben und zwar zum Nutzen
aller!
Du bekommst jetzt ab, was eigentlich Frank verdient hat, der
nämlich auch dauernd jammert, daß jegliche Innovation völlig
aussichtslos sei, weil die irgendwo geschaffene Arbeit an
anderer Stelle Löcher reißt. Hirnriß!
Ich bin nicht Frank und ich bin auch nicht der Meinung, daß Innovationen schädlich sind. Daß Innovationen die Produktivität steigern, ist ebenfalls positiv. Daß dadurch der Anteil menschlicher Arbeit geringer wird und der Gewinn (Frank hätte Profit gesagt) steigt, ebenfalls. Nur, daß dem AN, der diese Innovationen schafft, daraus ein Nachteil erwächst, ist nicht in Ordnung.
Wenn der Arbeitsaufwand sinkt, muß die Arbeitszeit verkürzt und nicht verlängert werden, sonst bleiben zwangsläufig Einige ‚übrig‘. Auf die dann den Druck zu verstärken um bei den noch beschäftigten die Angst zu schüren, als Vorbereitung auf Lohnsenkungen, Arbeitszeitverlängerungen, halte ich, vorsichtig ausgedrückt, für hinterhältig.
Ich bin immer noch davon überzeugt, daß sich die AG langfristig damit selbst schaden.
Nein, ich behaupte nicht, daß die Deutschen ab morgen verarmen. Ich finde nur, daß die Entwicklung in die falsche Richtung geht. Schröder hat die Weichen falsch gestellt.
Gruß, Rainer