Das ist ein Argument, wenn insbesondere Argument 3 vorgebracht wird, wenn sich Argument 2 als falsch herausstellt. Wer behauptet, daß Schwedens Wirtschaft durch den Corona-Kurs geschützt wird, muß akzeptieren, wenn sich das als falsche Annahme herausstellt, denn daß Schwedens Wirtschaft auch vom Export abhängt (und zwar nicht in besonderem Maße), war vorher bekannt und auch in dem Moment bekannt, als sich herausstellte, daß die Wirtschaft auch stark gelitten hat. Ein einfaches „oh, da haben wir uns geirrt“ wäre besser gewesen, als nach dem nächsten Argument zu greifen, das gerade vorbeischwimmt, aber keines ist.
Das ist volle Elle in die Hose gegangen und das hätte man vorher ahnen können, weil es nämlich nicht möglich ist und offensichtlich auch nicht war, Krankenhäuser und Altenheime im Hinblick auf Bewohner und Mitarbeiter vom Rest der Bevölkerung zu trennen. Insofern war klar, daß es Eintragungseffekte geben würde, die aufgrund der höheren Fallzahlen in Bezug auf die Bevölkerungsgröße auch häufiger als bspw. bei uns.
Wenn nur der Lockdown in anderen Ländern eine Rolle spielte, dann hätten alle Staaten, die besonders vom Export abhängig sind, stärker einbrechen müssen und zwar umso mehr je stärker die Rolle des Exports ist. Das ist aber mitnichten der Fall. Schöne Beispiele dafür sind die Niederlande und Litauen (einfach so in die Tüte gegriffen und nicht bewußt ausgewählt), die weitaus stärker vom Export abhängen (Anteil des Exports am BIP: 78 bzw. 60%).
Das ist nur richtig gerechnet, wenn man die Zahlen zur Hand nimmt. Ich hatte aber bereits dargestellt, daß die Bereinigungen eine ganz große Rolle spielen und zwar - vor dem Hintergrund der höheren Inflation in Schweden - insbesondere die Preisbereinigung, aber auch die Saison- und Kalenderbereinigung.
Das auseinanderzurechnen führt aber für dieses Medium zu weit.
Ich habe mich nicht mit Fachkreisen beraten, aber mir erscheint die Schlußfolgerung logisch: in Schweden bestehen die Einschränkungen in stärkerem Maße fort als bei uns, was u.a. Auswirkungen auf den Tourismus hat, von dem Schweden viel stärker profitiert als Deutschland (die Einnahmen sind 1/3 so hoch wie in Deutschland bei 1/8 der Bevölkerung). Hinzu kommt, daß die Deutschen in normalen Jahren mehr für Auslandsurlaub ausgeben als die Schweden und so (im Vergleich zu Schweden) mehr Kaufkraft im Inland frei geworden sein dürfte, die sonst im Ausland untergebracht wird.
Und nicht zuletzt schrieb ich ja schon, daß durch den anderen Jahreszeitverlauf in Schweden viel eher Dinge nicht mehr möglich sein werden, die in Deutschland noch möglich sind (Außengastronomie, Veranstaltungen aller Art, Bauaktivitäten usw.) bzw. die Zahl der Infektionen, die ja jetzt schon viel höher ist als in Deutschland, dadurch eher zu strengeren Maßnahmen führen wird.
Dinge abschließend zu beurteilen ist a) sowieso nie zukunftsgerichtet möglich und b) bei so komplexen Sachverhalten im Zweifel sogar nie. Dennoch ist es möglich, Prognosen abzugeben. Aufgrund der nun bekannten Sachverhalte und den sonstigen gegebenen Umständen kann man schon mit einiger Sicherheit festhalten, daß die Wirtschaft in Schweden am BIP gemessen nicht weniger gelitten haben wird als die Deutsche. Der Einbruch ist schon jetzt so stark wie in Deutschland und - um das „Argument“ noch einmal aufzugreifen - stärker als in anderen, stärker exportorientierten Ländern.