Warum? 18 Tote in Erfurter Schule

einige Gedanken
Hi,
Es ist nicht zu verstehen und nicht zu verzeihen…
Zum Nachdenken möchte ich euch zwei Gedichte geben:

Vergessen

Mathematik.
Schreiben.
Geometrie.
Algebra.
Deutsch.
Englisch.
Alles gelernt
in neun Jahren.
Alles brauchst du
fürs spätere Leben.
Nur ein Fach
hat man vergessen:
Menschlichkeit.

Das Lied vom Menschen

Er träumt vom Guten
und tut Böses.
Er spricht vom Frieden
und stinkt vom Krieg.
Er will ein Paradies bauen
und zerstört es Stück für Stück.
Er schreit nach Freiheit
und versklavt sich selbst.
Er sucht die Gerechtigkeit
und ist die Ungerechtigkeit selbst.
Er fragt
und wartet nicht auf die Antwort.
Er ist wach
und doch schläft er.

Beide Texte sind von Beat Rusterholz, der sie im Alter von 15 Jahren geschrieben hat.

Übrigens habe ich in den letzten Jahren als Mutter von drei Kindern extrem gute, engagierte Lehrer erlebt (mehrere) und eine ganze Schule, an der eine Ansammlung von nicht mehr tragbaren Lehrern war. Schließlich half nur noch die Flucht in eine andere Schule.

In einem Kommentar im Radio habe ich gehört: In der heutigen Schule ist ein Versagen nicht mehr eingerechnet. Alles ist auf Leistung und Erfolg gerichtet.
Davon bin ich auch betroffen. Wie oft habe ich meine Kinder angehalten, sich anzustrengen…
Ich werde in Zukunft mehr darauf achten, ihnen auch die wichtigen Dinge beizubringen: Selbstvertrauen, Menschlichkeit,…
Erfolg ist nicht nur der berufliche, sondern, wenn man sein Leben meistert: eine Ehe durchhält und nicht bei der ersten Schwierigkeit hinschmeißt, wenn man Kinder hat und erzieht…

Viele Grüße
Cirwalda

Viele Grüße
Cirwalda

Hi,

und wie kommt Ihr von der Theorie der Worte in die Praxis der
Taten?

Tolles TOFU. Was soll diese komische Frage? Indem man seine Meinung nicht nur im Forum kundtut, sondern auch danach lebt. Wie machst Du das denn so?

Fritze

PS: http://www.learn.to/quote

Hi,

was ist TOFU? Kenne nur Sojabohnen.

Tolles TOFU. Was soll diese komische Frage?

Ich finde meine Frage nicht komisch, höchstens etwas provokant. Hier werden Meinungen geäußert, was gut und wünschenswert ist. Was ich allerdings schade finde, wenn es auch menschlich ist, jeder ist in seinem Extrem. Und ich sehe hier keine Annäherung in puncto Kooperation.

Ja, es ist hier ein Meinungsaustausch und möglicherweise geht der Eine oder Andere nun etwas anders mit Lehrern / Schülern um. Was ich jedoch vermisse, ist ein Wir-Gefühl, daß Lehrer-Schüler-Eltern kooperieren wollen. Daß hier etwas versucht wird an gemeinsam daran zu arbeiten?

Die Stimmen nach Sozialarbeiter und Schulpsycholgen wird laut. Das finde ich grundsätzlich sehr, sehr gut. Doch wie ist unsere Meinung zu Psychologen? Wieviele Menschen schämen sich, zum Psycholgen zu gehen? Wir müssen doch alle funktionieren? Sicherlich ist der Weg der Psychologen, Sozialarbeiter, Mediatoren, Supervisoren… der Richtige, doch hier müssen auch erstmal Vorurteile bei den Schülern, Eltern und teils wohl auch Lehrern abgebaut werden. Man ist nicht verrückt oder psychopathisch, wenn man psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nimmt. Ich kenne genug Leute, die wenn ich ihnen mal eine professionelle Hilfe nahegelegt habe, diese sich aufregten und meinten, sie seien doch nicht verrückt.

Psychotherapie wird scheinbar gerne mit „Verrücktsein“ gleichgesetzt. Dies liegt meines Erachtens teils auch an den Filmen, die ausgestrahlt werden. Dort drehen Psychopathen durch, haben keine Gründe, brauchen keine Gründe, um Unheil und Tod zu verbreiten.

Möglicherweise hast Du andere Erfahrungen. Die meisten Menschen die mir begegnet sind, haben Angst vor Psychotherapie, haben Angst vor dem was andere dann über sie denken könnten, haben Angst sich selbst mal anzuschauen und sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Nun sind einige Dinge im Ungleichgewicht und es sollen z.B. Schulpsychologen dran. Doch muß hier nicht erstmal das Bild des Schulpsychologen etwas positiver / realistischer vermittelt werden?!

Sicherlich sollten auch Lehrer besser ausgebildet werden, auch psychologisch mehr Wissen sich aneignen, um manche Probleme im Vorfeld erst gar nicht entstehen zu lassen. Allerdings wenn es mal Konflikte gibt, würde ich diese nicht mit den Lehrern, die auch Noten geben, mich beurteilen, besprechen wollen. Es gibt einfach eine Lehrer-Schüler-Front,auch wenn man gelegentlich ein paar Lehrer mag. Das heißt, ich für meinen Teil würde mir an Schulen oder bei vermittelnden Institutionen zusätzlich als Alternative eine neutrale, unabhängige Vermittlungsstelle wünschen, Mensch.

Im Grunde möchte ich nur sagen, daß es viel zu tun gäbe. Ich würde mich freuen, würden hier mehr zusammenarbeiten wollen. Und das vermisse ich. Jeder zieht scheinbar nur für sich Konsequenzen. Was bringt das?

Ciao,
Romana

Indem man seine

Meinung nicht nur im Forum kundtut, sondern auch danach lebt.
Wie machst Du das denn so?

Fritze

PS: http://www.learn.to/quote

Ich konnte mir jetzt nicht alles durchlesen, aber ich möchte gerne auch mal schreiben was ich dazu denke.
Ich bin selber Schüler und habe durch Schulwechsel schon viele Lehrer kennengelernt, unfähige wie fähige. Die meisten in meinen Augen sind (sorry) unfähig. Es wird immer wieder verkannt, dass Lehrer meiner Meinung nach in erster Linier Pädagogen sein sollten und erst in zweiter Linie auch für die Bildung der Schüler verantwortlich sind. Ich finde auch, dass die meisten Lehrer nicht mal versuchen, sich in den Schüler hineinzuversetzen und ich habe auch den Eindruck, dass eher Lehrer zu racheakten (in form von zensuren und verweisen) neigen und ihre position ausnutzen. Jetzt wo weitesgehend über den tathergang geklärt ist, frage ich mich nicht mehr, was ging in dem jungen vor, sondern ich frage mich eher, was ging in den lehrern vor, die ihn verwiesen haben. Ich finde selbst einem Straftäter ( hier hatten wir es nur mit einem urkundenfälscher zu tun) hat ein recht auf einen ihm angemessenen Schulabschluss. Man darf doch niemandem wegen seinem Verhalten seine Zukunft versuaen, oder etwa doch? Jeder mensch hat eine gewisse einschätzung von sich, und sobald diese selbsteinschätzung nicht mehr mit der anderer konform geht, entsteht ein gewisser Konflikt. Dies war offensichtlich hier der Fall. Der Schüler hat sich übermäßig ungerecht behandelt gefühlt. Jeder der sich ungerecht behandelt fühlt ärgert sich, aber wenn dieser „Irrtum“ dazu führt, dass die eigene Zukunft von heute auf morgen zerstört ist, dann denke ich, ist man so getroffen, dass man nicht mehr klar dneken kann und nur noch wut und zorn im bauch hat. was man dann daraus macht, leigt sicherlich an jedem selbst, aber halt den ausbruch dieser gefühle denke ich ist schon der schule zuzuschreiben. ich musste mir das mal von der Seele schreiben, mir wurden auch schon mutwillig Steine in den Weg gelegt und ich weiß nicht, wie ich dagestanden hätte, wenn ich nach dem Schulgesetz nicht eine zweite chance gehabt hätte. Was da passiert ist, ist für die opfer dort sicher shcrecklich und lebensbeschneidend aber das opfer in erster linie ist für mich der täter und das in doppelter hinsicht.
Ich finde, (bitte killt mcih dafür nicht) der Junge wurde mutwillig in den Tod gerissen. ich habe das Interview des Lehrers gesehen, der ihn eingeschlossen hat und finde, das hätte auch anders ausgehen können. Als der lehrer den jungen in den raum lockte, wollte dieser zunächst ohne waffe hineni, wenn cih das recht verstanden hab, er sollte sie aber mitnehmen. Erstens häte man ihn auch ohne waffe einsperen können und 2. finde ich wurde das vertrauen des jungen missbraucht, ich glaube dass er in diesem moment schon seine tat bereut hatee und sich diesem lehrer anvertrauen wollte. Ich verstehe aber auch, dass der lehrer sich in einer unheimlichen Drucksitutation befand und sicherlich nicht anders handeln konnte.
Ich bedanke mich fürs Lesen

Liebe Grüße hanna

Hallo Cirwalda,

nun bist Du mir mit einem Gedanken zuvor gekommen, der mir die ganze Zeit seit dem schrecklichen Vorfall in Erfurt durch den Kopf ging: Menschlichkeit.
Das ist auch gut so, es war höchste Zeit dies in dem Zusammenhang mitzuerwähnen, so finde ich. :smile:

Vor einigen Jahren habe ich einen Vortrag von einem Schulpsychologen gehört, der beklagte, dass die meisten seiner jungen „Patienten“ keine Skrupel mehr kennen, weil es ihnen an Idealen fehlt, die das Zusammenleben anbetrifft - die soziale Intelligenz ist verkümmert.
Ist es aber nicht so, dass wir (damit meine ich uns alle Erwachsenen, die irgendwie Einfluß auf unsere Kindergeneration haben) den Kindern keine menschlichen Ideale mehr vorleben und es von ihnen auch nicht einfordern?
Wir geben andere Wertemaßstäbe vor. Aber sie sind für einen großwerdenen Menschen nicht besonders geeignet. Es ist, als ob für eine noch kleine Pflanze verkehrte Pflegemaßnahmen angewendet werden.
Konkret: was nützt es einem Schüler ihn zu Fleiß, Pünktlichkeit, Zielstrebigkeit… aufzuforderen, und die Auffordernden nehmen ihn nicht als Individuum wahr. Warum soll er sich daran halten, wenn nur Zielvorgaben aber keine Bestätigung, keine Verschnaufpausen als Mensch (Zeit zum Überprüfen ob Ziel noch sinnvoll ist - Abitur um jeden Preis), kein Raum mehr für eigene Phantasien usw. da sind. Warum sollen die Kinder uns den Gefallen tun, ihre Karriereleiter schon als Teenager zu betreten, wenn sie als Menschen noch gar keine Zeit hatten sich selber einzuschätzen zu lernen. Und dazu brauchen sie uns Erwachsenen, als wohlmeinende, freundlich gesonnene, geduldige Menschen, die Idoleigenschaften einnehmen könnten, die „die Jugendlichen“ bedenkenlos und mit Freude in unsere Gemeinschaft integrieren.
Doch scheinen sie keinen rechten Platz in unserer Mitte zu haben. Sie sind schlecht in der Schule (Pisa), haben ungute Aussichten auf das Berufsleben (nur wer Abi hat Chancen, Eltern schufften sich müde - wozu eigentlich?, Jobs sind dank mieser Wirtschaftspolitik nicht sicher…), sind übersättigt, zu dick, faul (es gibt gerade für Jugendliche viel zu wenig angemessene und bezahlbare Freizeitangebote). So reden und denken wir über sie. Das wirft übrigens ein sehr schlechtes Licht auf uns Erwachsenen.
Und genau das hilft keinem Menschen gesunde Wurzeln für sein Leben zu entwickeln, seinem Stamm (Lebensbasis) Stabilität zu geben, und dann einmal gesunde und widerstandsfähige Früchte zu entwickeln. Wir nehmen unseren Kindern das „großer Baum-Dasein“ vorweg, überdüngen sie mit Unmengen von Nachmittagskursen und Nachhilfeunterricht. Aber in Wirklich kümmern wir uns viel zu wenig um unsere nachkommende Generation, weder Eltern, die für ein teures Leben schuften müssen, noch die Lehrer, die mit ihren Riesenklassen und Mordpensum nur noch Routinearbeit schaffen können.

Der Vorfall in Erfurt ist mir sehr nahe gegangen, und ich habe Zukunftsängste, weil sich das Rad einer zunehmenden gesellschaftlichen Verrohung anscheinend nicht mehr bremsen läßt.
Meiner Ansicht nach braucht es keine spektakuläre Maßnahmen, sondern unsere Bereitschaft für unsere Kinder mehr Sensibilität zu entwickeln, was sie wirklich brauchen könnten. Da wird einiges dabei sein, was man nirgendwo kaufen kann. Z.B. statt einem sorgenvollen Blick in die ferne Zukunft von Noch-nicht-Erwachsenen, einen gut gelaunten Blick in das Gesicht von Noch-Kindern. Ich geb´s zu, es ist nicht immer leicht, aber das erscheint mir als eine Möglichkeit zum Thema Menschlichkeit.

liebe Grüße
Claudia

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Hi Thomas,
…, daß sich die Schule sehr verändert hat, auch wenn ich
mit ihr nichts mehr zu tun habe.

Hallo Romana,

ich muss der Vollständigkeit halber anmerken, dass ich Lehrer an einer Musikschule bin, früher aber 4 Jahre Grundschullehrer war, meine Eltern selbst Lehrer sind (Grundschule), mein Schwiegerpapa ebenfalls (Gymnasium). An den Gymnasien herrschen strenge Regeln und ein recht raushes Klima. Ich möchte da heute nicht mehr durch. Überhaupt dieses Zwei-Klassen-System, ob Gym oder nicht. Andererseits liegt viel an den Eltern. Ich habe auch Regelschüler, die sehr harmonisch ausgeprägt sind, aber meine Schüler wollen ja auch, sie müssen nicht.

Hast Du mal nachgefragt, wie Deine Bemühungen, bei Deinen
Schülern ankommen? Bei wenigstens ein paar der Schüler müßten
Deine Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen.

Meistens kommt doch ein kleiner Lichtblick - dann erzählen sie von Schule und Problemen. Aber eines habe ich mir zur Angewohnheit gemacht: ich frage sie zuerst immer: wie war es in der Schule?

Es geht darum, daß Menschen, :auch wenn sie in gewisser Weise an zwei Fronten stehen (Schüler - Lehrer - Eltern) dennoch lernen GEMEINSAM an einem Strang zu ziehen.

Ich stelle mir das soo schwer vor für einen heutigen Regelschullehrer. Da gibt es Schüler, die ihre Laufbahn mit der Meinung durchziehen: ich krieg doch sowieso keine Lehrstelle, was soll ich mich da anstrengen. Und Sozialhilfe gibts doch immer. Finster!! So weit dürfte es nie gekommen sein.

Viele Grüße Thomas

Hi Grilla,

was sollte all dieser Scheiß hier andere interessieren? Die meisten sind aus der Schule, also was geht es sie an? Sie haben genug Probleme. Also, macht Euch vom Acker mit der Scheiße. Ist halt dumm gelaufen. Pech. Und dann könnte man noch ein paar grausame positive Aspekte daran aufführen.

So könnte man denken.

Doch genau so denken Menschen viel zu kurz.

Heute abends kam parallel zu dem Amoklauf neben diverser Spielfilme und Sendungen z.B. auch ein Bericht über Pflegefälle, Demmenzkranke in Altenheimen.

Was hat das mit den Schülern zu tun? Erstmal nichts.

Und wenn es auch noch soviele gute und liebe Kinder gibt, die ihre Eltern ehren, ich weiß nicht mal ob ich es Verrohung nennen mag, doch eine Gleichgültigkeit den Menschen gegenüber nimmt auf alle Fälle zu.

Was wird sein, wenn diese Menschen dann in den von uns für sie gewünschten Positiionen ihre Macht innehaben, doch auf den Weg dahin ihre Menschlichkeit verloren haben bzw. nie erlernt haben?

Die Schüler von heute, die Politiker, die Altenpfleger, die Lehrer… von morgen? Mich ängstigt das etwas.

Wie soll man von einem Jugendlichen bzw. später Erwachsenen in Machtpositionen Verständnis, Menschlichkeit, Toleranz, Konfliktbewältigung… und, und, und erwarten können, hat man sie ihm nicht oder viel zu wenig entgegen gebracht bzw. beigebracht?

Unsere Gesellschaft ist krank. Solange viel zu wenig Menschen das ein-sehen und für eine heilere Welt eintreten, wird es sich wohl weiterhin negativ entwickeln.

Ciao,
Romana

Jetzt erschießt ein Irrer 13 Lehrer und als Erklärung wird
angeboten, dass die Lehrer ihn vermutlich zu dieser Tat
provoziert hätten. Allgemeines Nicken macht sich breit. Das
finde ich grotesk und im höchsten Maße zynisch.

Ja, jetzt verstehe ich erst mal richtig, was du gemeint hast.

…Genau das habe ich doch gesagt. Aber als Lehrer muss man ja
nicht unbedingt lesen können :wink:

Na na na, nicht frech werden. Ich habe nicht mit so einer Flut von Antworten gerechnet (mein erstes Diskutieren in dieser Art im Internet) und bin immer noch etwas aufgeregt, ich versuche auch jedem zu antworten. Da habe ich deine Mail 5x gelesen habe dich heute morgen echt nicht verstanden.

Hinzu kommt das immer stärker werdende Gefühl der Versagens-
und Zukunftsangst unter Jugendlichen. Heute hat doch niemand
mehr das Gefühl, er würde gebraucht. Eher wird man als Teil
eines Problems angesehen. Das ist fatal.

Genau… jeder ist das Problem des andern. In einer Gesellschaft, wo es um das vollste Portmonnaie geht, wo man nur seine Ruhe hat, wenn man alle Mittelverdiener hinter sich läßt, da ist jeder im Weg, immer. Ich war dreimal ausserhalb Deutschlands im Urlaub. Jedes Mal, wenn ich zurück kam, habe ich gedacht: scheisse, so ein enges Land, und alle beobachten sich gegenseitig, wer von irgendetwas mehr hat (Neid) oder weniger (Frohlocken), alle hupen, schreien, drängeln… das ist Gesetz bei so dichtem Bevölkerungswachstum. Und dazwischen immer überall Werbung - wie halten wir das eigentlich aus und woran glauben wir überhaupt? Solang man einer geregelten Arbeit nachgeht und einen lieben Menschen an seiner Seite hat, kann man das wegstecken, sieht es kaum. Aber der arme Irre hatte wahrscheinlich weder noch, auch nicht in seinen Visionen.

Aber deshalb zum ganz großen Menschenschlächter zu werden,
dafür kann es nicht als Begründung dienen.

Gruß

Fritze

Viele Grüße Thomas

Hi,

Da gibt es die „scheiß Ausländer“. Es gibt die Kinder, die
sich „In-Klamotten“ leisten können, und welche die halt dann
angeblich, wenn sie keine Designer-Klamotten und kein Handy
haben, gleich als assozial gelten.

Es war früher auch schon wichtig, dazu zu gehören, doch das
schien mir nicht so abhängig vom Geld zu sein wie es nun heute
der Fall zu sein scheint.

Ich denke, dass diese „werte“ ersatzwerte sind für fehlende tiefere Befriedigung. es ist auch viel „mache“ dabei, was die clique halt gerade so vorgibt, die werbung so bringt. Die nächsten kunden wollen schliesslich immer schneller aufs kaufen-wollen vorbereitet werden. die idealen verbraucher sind ja die, die nicht merken, dass sie nur verbraucher sind (ein abscheuliches wort in menschlicher Zielbedeutung - hat mein vater zuletzt im werkunterricht gebraucht, als er die heizspirale in den einfachen stromkreis integrierte)

Es gibt sicherlich an allen Schulen unterschiedliche und
unterschiedliche große und kleine Probleme. Dennoch dürfte es
gewisse gemeinsame Themen geben, z.,B. TOLERANZ, die Werte und
positiven WERTE anderer KULTUREN ANERKENNEN. Das sollte gerade
in einem vereinigten Europa ein Thema sein.

Ja, aber da muss ich mich erst mal selber akzeptieren, das kann ich nur, wenn ich an meine grenzen stosse - die habe ich aber nicht, wenn mir eine welt aufgezeigt wird, in der ich alles haben kann, wenn ich nur genug geld habe und ein braver verbraucher bin - und da brauchen heranwachsende auch eine straffe hand, die ihnen ihr eigenes denken bewußt macht, ihre einzigartigkeit. Ich finde deinen idee mit dem essen sehr gut - so etwas wie nahrungsbedarf ist international und es stimmt: immer nur gegen etwas opponieren, was zäh und aggressiv ist, wie gewalt, zehrt einen selbst aus.

Ich hatte mal sehr intensiven Kontakt mit einem Griechen.
Dieser Grieche erzählte mir gerne, was alles so toll an :Griechenland sei. Ich denke, er versuchte damit, seine Kultur :sich zu bewahren.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Das ist etwas sehr aufrichtiges und heimatverbundenes. Zwischen den Lagern , wie er wohl war, konnte er sich wenigstens seine herkunft immer wieder vor augen halten.

da kommt mir gleich wieder das rätsel vor: warum hat niemand gemerkt haben wollen, wie sich der Amokschütze im Laufe der Jahre entwickelt hatte?

Viele Grüße
Thomas

Hallo Hanna,

Ich konnte mir jetzt nicht alles durchlesen, aber ich möchte
gerne auch mal schreiben was ich dazu denke…

Ja das Posting ist schon recht lang geworden, ich versuche auch, jedem zu antworten.

Ja, die Lehrer wieder. Sie sind für so viele Sachen verantwortlich. Ich frage mich immer: warum wollen denn so wenige junge menschen lehrer werden? weißt du eine antwort?

ich glaube, ganz gut einschätzen zu können, was lehrer so tag für tag durchmachen. das kann aber zu schulzeiten von keinem schüler gesehen werden, denn lehrer müssen aufrecht gehen, optimistisch motivierend auf ihre schüler einwirken, jeden zum klassenziel bringen, aber schüler sind in ihren augen die einzig leidtragenden, weil der blöde heini da vorn uns immer soviel stoff an den kopf knallt und laufend arbeiten schreibt. daraus gibt es keinen ausweg, ausser, man bekommt das erklärt und kann sich dadurch auf seine eigene kleine minilaufbahn konzentrieren, die man dann (zugegebenermassen mit kleinen minischeuklappen) geradezu anvisiert.

leider gibt es auch viele gewissenlose eltern, die ihr kind scheinbar aus einem versehen heraus auf die welt gebracht haben und nun ausser den grundnahrungsmitteln und vorwürfen am laufenden band jegliche moralische und ethische nabelschnur verstümmelt haben. vom eigenen blut in den adern des kindes zu schweigen.

Ich war 4 Jahre Grundschullehrer, meine Eltern sind es ein Leben lang. Mein Schwiegervater ist Gymnasiallehrer. Ich habe viele Kontakte zur jetzigen Schule und Kollegen. Dieser Beruf ist so angesäuert mit Ausgebranntheit - vom Verdienst rede ich gar nicht. Kein Wunder, das einige nur noch Dienst nach Vorschrift machen. Ich selbst hatte das Glück, eine Stelle an einer städtischen Musikschule zu finden. Mein größter Lottogewinn!!

In welche Schule gehst Du? In welcher Klasse?
Wie ist bei euch die stimmung nach dem erfurter massaker?
Was tut ihr gegen die Gewöhnung an solche Gewaltausübung bzw. für ein aufrichtiges Miteinander?

fragt Th. Sehnert
viele Grüße

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Hallo!

Zuerst einmal muss ich hier erwähnen, dass ich mich wirklich sehr gefreut habe, dass du dich mit meinem Artikel so auseinandergesetzt hast. Das mir gleich jemand bei meiner These, dass in jedem von uns ein potentieller Amokläufer steckt, recht gibt, damit habe ich nicht gerechnet. Ich persönlich finde diese Erkenntnis irgendwie bedenklich und wirft bei mir einmal wieder die Frage auf, ob wir Menschen wirklich solch eine herausragende Stellung gegenüber den Tieren haben (als selbstbezeichnender „Biologe" habe ich mich das wirklich schon oft gefragt; welches Tier zerstört schon bewusst seine Umwelt?).

Nein, das stimmt nicht. So wollte ich das auch nicht
verstanden wissen. Ich spielte damit nur darauf an, daß wir es
uns doch jahrelang nicht vorstellen konnten, wie ein Blutbad
in unserer unmittelbaren Nähe, in unserem „System“, zwischen
uns, passieren konnte. Hast Du Dich schon daran gewöhnt? Ich
finde, wir haben zu DDR-Zeiten viel unbekümmerter
zusammenleben „können“.

Nein, ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, zum Glück! Allerdings kann ich schon, auch bei mir, eine Tendenz dahingehend feststellen, dass einen solche Meldungen immer mehr kalt lassen, vorallem wenn sie weit weg von einem passieren. Erfurt aber hat mich wieder mehr sensibilisiert. Ich glaube, dass hat damit etwas zu tun, dass der Mensch sich irgendwann abschotten muss, um nicht völlig an den Grausamkeiten seiner Umwelt zugrunde zu gehen. Heute erfahren wir, durch die modernen Medien, im Prinzip von jedem umgefallenen Reissack und das macht viele wahrscheinlich stumpf. Goethe hat einmal sinngemäß gesagt: Der Mensch ist nur im begrenzten Maße fähig Leid zu ertragen. Alles was über dieses Maß hinausreicht bringt ihn entweder um, oder er ist nicht mehr in der Lage dieses Leid vollständig zu erfassen.
Zu der „Ossi“-Problematik sei nur so viel gesagt. Erstens bin ich zu jung um genau Bescheid zu wissen, wie die Verhältnisse vor der Wende im „Osten" waren. Zweitens wird mir dein Standpunkt nun klarer und damit wäre die Sache auch bereinigt.

Ich denke einserseits, dass ein
wirtschaftlich orientiertes Gesellschaftssystem gar nicht in
der Lage sein kann, ein tolerantes Miteinander der Menschen
hervorzubringen, was die zunehmenden aggressiven Tendenzen
unseres gesamten „Sozialglobus“ deutlich abbauen könnte,
andererseits kann es für mein Empfinden keinen Staat, frei von
krimineller Energie, geben.

Ich würde vielleicht sogar noch weiter gehen. Im Grunde ist der Mensch doch so geschaffen, dass es zwischen einzelnen Menschen und Menschengruppen zu Streitereien kommen muss. Zum Glück ist doch jeder verschieden vom anderen und das schafft automatisch die Situation, dass zwei so einander unterscheiden, dass sie zwangsläufig aneinandergeraten müssen. Das würde auch erklären, warum es überhaupt nicht möglich erscheint die Welt völlig frei von Kriminalität zu machen. Auch besitzt der Mensch von jeher eine Eigenschaft, die ihn erst zu dem gemacht hat, was er heute ist, die aber auch solche Spannungen hervorruft. Der Drang zu immer neuen Dingen, vermeintlich besseren, schafft immer auch Konflikte. Der Drang sich immer weiter entwickeln zu müssen, der ja in der heutigen Wirtschaft ganz extrem ausgeprägt ist, ist immer mit der Sprengung irgendwelcher moralischen und ethischen oder traditionellen Vorstellungen gekoppelt und schafft daher Konfliktpotential. Jede Neuerung hat Vor- und Nachteile und es gibt immer eine Gruppe von Menschen, die profitiert und eine die eben nicht profitiert.

Eigentlich versuche ich bloss, den Durchgedrehten irgendwie zu
verstehen, um die abscheuliche Bluttat zu verarbeiten.

Auch ich versuche diesen Menschen zu verstehen. Deshalb kann ich ihn auch nicht hassen, weil ich irgendwo begreife, dass es Situationen gibt in denen man keinen Ausweg mehr sieht. Wenn ich aber damit den Täter zum Opfer werden lasse, frage ich mich wiederum ob das richtig so ist.

stell Dir doch mal vor, es wäre
Dein Lieblingslehrer oder Dein Vater, der da gestorben ist
(meine Eltern sind beide Lehrer).

Eben genau das hat mich wachgerüttelt.

:Leider gibt es aber präventiv wenig Mittel, weitere Taten

dieser Art zu verhindern.

Man kann die Menschen nur für ihr Umfeld sensibilisieren. Ist es nicht häufig so, dass wir einfach denken: Was gehen mich denn schon die Probleme anderer an? Wenn es uns gelingt diesen Egoismus und diese Ellenbogengesellschaft wieder freundlicher werden zu lassen, dann sind wir der Lösung des Problems ein ganzes Stück näher. Nur die Mittel wie wir dies erreichen können sind hier das Problem. Da helfen keine Gesetze, sondern da hilft nur im Alltag praktizierte „Nächstenliebe" (ich verwende diesen Begriff, obwohl ich kein Christ bin).

Findest Du nicht auch, dass diese Art des Problem beseitigens
(Lehrer zu beseitigen, andere aus dem Weg zu räumen), gar
nicht uns Menschen entspricht?

Schwer zu sagen. Ich weiß nur das viele Menschen, leider auch diejenigen in verantwortungsvollen Positionen, es sich oft leicht machen und nur die Symptome der eigentlichen Ursachen beseitigen. Ob das eine generelle menschliche Eigenschaft ist oder nicht möchte ich nicht beurteilen.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Dich auch weiterhin nichts
davon abbringen kann. Uns allen wünsche ich ein gutes
Miteinander - menschlich, hochachtungs- und würdevoll. Lassen
wir den anderen unantastbar.

Schön „gesagt".

Steve

Hi Thomas,

Ich denke, dass diese „werte“ ersatzwerte sind für fehlende
tiefere Befriedigung. es ist auch viel „mache“ dabei, was die
clique halt gerade so vorgibt, die werbung so bringt.

Ja, doch wann wird dieser Kreislauf durchbrochen? Wann lernen diese Menschen selbständig zu denken und zu entscheiden. Es mag ein gewisser Gruppenzwang in einem gewissen Alter unabdingbar zu sein. Doch wann und wie werden diese jungen Menschen heute selbstbestimmt?

Ein Stück weit können Lehrer helfen: siehe „Club der toten Dichter“ mit Robin Williams.

Die

nächsten kunden wollen schliesslich immer schneller aufs
kaufen-wollen vorbereitet werden. die idealen verbraucher sind
ja die, die nicht merken, dass sie nur verbraucher sind (ein
abscheuliches wort in menschlicher Zielbedeutung - hat mein
vater zuletzt im werkunterricht gebraucht, als er die
heizspirale in den einfachen stromkreis integrierte)

.
Wenn der Wert Geld wäre bzw. ist, was sollten wir uns noch wundern?

Ja, aber da muss ich mich erst mal selber akzeptieren, das
kann ich nur, wenn ich an meine grenzen stosse - die habe ich
aber nicht, wenn mir eine welt aufgezeigt wird, in der ich
alles haben kann, wenn ich nur genug geld habe und ein braver
verbraucher bin - und da brauchen heranwachsende auch eine
straffe hand, die ihnen ihr eigenes denken bewußt macht, ihre
einzigartigkeit.

Menschen scheinen zumeist aus negativen Erfahrungen lernen, doch es ginge auch aus positiven. Beispielsweise, wenn Dir die Idee mit dem Essen taugt, verbinde das mit Musik, mit Spielen aus dem Land, mit etwas aus der Kultur der anderen…

Wenn dann das Eis schmilzt, weil die Vorurteile abgebaut werden, könnten sich auch neue Beziehungen knüpfen lassen. Und diese könnte man gleich gut fördern. Die Schüler könnten beispielsweise zusammen ihre Hausaufgaben machen. Wer in Mathe schlecht ist (ich war grottenschlecht), ist meist in Sprachen gut bzw. wenigstens besser (jep) und so kann man sich gegenseitig helfen. Das soll natürlich kein Abschreiben werden. Doch die Leute könnten a, schneller mit ihren Aufgaben fertig werden, b, soziales Verhalten lernen, c, es genießen, etwas zu können, das sie anderen vermitteln können, d, erfahren, daß auch ihnen selbst geholfen wird usw. usf.

Ich finde deinen idee mit dem essen sehr gut

  • so etwas wie nahrungsbedarf ist international und es stimmt:
    immer nur gegen etwas opponieren, was zäh und aggressiv ist,
    wie gewalt, zehrt einen selbst aus.

Ich bin ja kein Sportfreak, doch ich war amüsiert, als ich die Tage hörte, das erste Mal würde nun die deutsche Fußballmannschaft mit 11 Ausländern antreten. Nun, beim Fußball geht es, bei den Schaupspielern geht es, in der Musik geht es… wieso sollte es nicht auch in den Klassen klappen können?!

Ich hatte mal sehr intensiven Kontakt mit einem Griechen.
Dieser Grieche erzählte mir gerne, was alles so toll an :Griechenland sei. Ich denke, er versuchte damit, seine Kultur :sich zu bewahren.

Fairerweise möchte ich noch erwähnen, daß ich wenig Verständnis damals, Anfang 20, dafür hatte. Er sprach sooft davon. Sobald etwas hier in Deutschland war, war es in Griechenland gleich viel besser. Das begann mich zu nerven und ich fragte ihn, was er denn dann hier wolle? Da wurde er traurig. Er führte dann durchaus wirtschaftliche Gründe auch auf. Doch er trauerte auch um die Kultur, die er zurückließ, auch wenn er dort keine Chance hatte, Geld zu erwerben. Heute sehe ich das rückblickend so, daß er eben mit seinem „Griechen-Tick“ wie ich es damals teils abtat, sich seine Wurzeln bewahren wollte.

Heute telefonierte ich mit jemanden u.a. auch über dieses Thema. Und sie meinte, etwas Ähnliches hätte sie auch vor gar nicht so langer Zeit mit einer Italienerin erlebt. Sie wußte nicht, ob sie nun Deutsche oder Italienerin sei.

Letztes Jahr - oder so - (habe kein Zeitgefühl) haben hier ausländische Studenten mit einem Essen zwecks Vorstellung der eigenen Kulturen eingeladen. Doch die Resonanz der deutschen Kommilitonen war recht mässig. Die ausländischen Studenten, aus unterschiedlichen Ländern, meinten, sie würden teils von deutschen Mit-Studenten geschnitten werden. Und das bei Menschen mit einer sozusagen „höheren“ Schulbildung.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Das ist etwas sehr
aufrichtiges und heimatverbundenes. Zwischen den Lagern , wie
er wohl war, konnte er sich wenigstens seine herkunft immer
wieder vor augen halten.

da kommt mir gleich wieder das rätsel vor: warum hat niemand
gemerkt haben wollen, wie sich der Amokschütze im Laufe der
Jahre entwickelt hatte?

Ich weiß nicht, da wird es wohl nie eine rechte Antwort geben. Erschreckend finde ich, wenigstens ist das meine Wahrnhemung, das scheinbar es gerade immer wieder die unauffälligen Menschen sind, die dann die übelsten Greueltaten begehen. Das fiel mir gerade in den letzten Jahren im Zusammenhang mit sexuellem Mißbrauch an, der ja auch eine traurige Entwicklung nahm, und teils schon zur Tagesordnung gehört, auch wenn nicht alles von den Medien ausgeschlachtet wird oder öffentlich gemacht wird.

Ciao,
Romana

Viele Grüße
Thomas

Hallo!

Zuerst einmal muss ich hier erwähnen, dass ich mich wirklich
sehr gefreut habe, dass du dich mit meinem Artikel so
auseinandergesetzt hast.

Hallo Steve,
…Danke, wofür ich mich auch wieder freue!!

Nein, ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, zum Glück!
Allerdings kann ich schon, auch bei mir, eine Tendenz
dahingehend feststellen, dass einen solche Meldungen immer
mehr kalt lassen, vorallem wenn sie weit weg von einem
passieren.

Ja, Amerika ging mir weniger nah als Erfurt (Städtenamen für Trauergrade??!!??)
Ich ballere ab und zu gern im Computer. Da kann ich irgenwie entspannen. Aber nach den letzten Tagen verging mir die Lust. Vor Jahren verurteilte ich aufs schärfste das Spiel „Wolfenstein“ (du kennst?) im Beisein von Kindern, wenn sie davon erzählten. Heute sage ich, ist doch eigentlich harmlos. Wahrscheinlich sind nurnoch die Dichter permanent leidvoll und schreiben sich ihr Gefühl jeden Morgen an den Spiegel. Aber andererseits geht unsere Moral den Bach runter. Z. Zt. verfolge ich Erich Fromms Ansichten über Moral und Rücksichtnahme, sehr scharf verurteilt er den sittlichen Verfall der kapitalistischen Gesellschaft.
Wir sind mittendrin und noch so voller Hoffnung!!

Goethe hat einmal sinngemäß gesagt: Der Mensch ist nur
im begrenzten Maße fähig Leid zu ertragen. Alles was über
dieses Maß hinausreicht bringt ihn entweder um, oder er ist
nicht mehr in der Lage dieses Leid vollständig zu erfassen.

So kommts mir auch vor. Ich habe so eine Vermutung: was, wenn der medienpolitik nur deshalb freien lauf gelassen wird, damit wir die flucht nach vorn antreten: hinein in ein scheuklappenleben ohne aufmucken, hinein in die einkaufstempel, wo wir uns zuhause fühlen sollen, weg von belastenden gedanken. das machen doch die politiker schon. aber das individuum muß sich einfach seiner selbst bewußt werden und liebe entfalten (kennst du den Psychologen und autor peter lauster? er formuliert diese hoffnung sehr plausibel in seinen büchern. seine gedanken sollten sich in einem unterrichtsfach manifestieren).

… Der Drang sich immer weiter entwickeln zu müssen, der ja :in der heutigen Wirtschaft ganz extrem ausgeprägt ist, ist :immer mit der
Sprengung irgendwelcher moralischen und ethischen oder
traditionellen Vorstellungen gekoppelt und schafft daher
Konfliktpotential. Jede Neuerung hat Vor- und Nachteile und es
gibt immer eine Gruppe von Menschen, die profitiert und eine
die eben nicht profitiert.

Ja, so allmählich blicke ich in dieser Demokratie auch durch.
Aber du schreibst so schön zuversichtlich, dass ich das schon gut finde.

Da helfen keine Gesetze, sondern

da hilft nur im Alltag praktizierte „Nächstenliebe" (ich
verwende diesen Begriff, obwohl ich kein Christ bin).

Auf das wir nicht einschlafen in unseren auto.wohn.geld.denkschablonen, ich glaube, dass echte betroffenheit gezeigt werden sollte, das ist auch bei unserem forum hier eine kleine gefahr, man schreibt sich in dimensionen, die einen das ereignis irgendwie verarbeiten lassen, aber trauern kann ich nur im „wirklichen Leben“ richtig.

Jetzt muss ich aber in die Koje
viele grüße thomas

Zu dumm, das solcherlei begonnene Postings immer in derselben Sackgasse enden: MIT DEM FINGER AUF ANDERE ZEIGEN.

Gute Nacht und weiterhin viele Veler allen mänschen
Thomas

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Hallo Th. Sehnert,

entschuldige bitte. ich weiß sehr wohl wie schwer Lehrer es haben. Ich komme aus dem Osten und wir haben immer Lehrermangel und schlecht bezahlt sind sie ja sowieso überall. Das wirkt sicher nicht sehr motivierend, immer Überstunden zu halten, dann noch für einen Hungerlohn, im vergleich dazu was sie leisten müssen. ich rechne das schon hoch an, finde aber dass sie damit überfordert sind. diese sogenannte Kuschelpädagogik halte ich für die einzig richtige und finde, dazu braucht zumindest jeder Lehrer eine psychologische Grundausbildung, denn wenn man sich anzatzweise das Verhalten eines Schülers erklären kann, versteht man ihn auch besser.
Du hast schon recht, ich würde auch nicht Lehrer werden wollen, höchstens in der Erwachsenenbildung, da wo auch jeder das hören will was ich sage. das ist sicher auch das größte Problem der Lehrer, dass die Schüler gar nichts von ihnen hören wollen. Tja naja es ist ein ewiger verrückter Kreislauf, man könnte soviel darüber schreiben.
Also ich gehe in die 10. Klasse aufs Gymi in der Nähe von Rostock, heute ist der erste Schultag seid dem Vorfall, aber wir haben Wandertag. ich denke dass einige wenige Lehrer am Dienstag mit uns darüber sprechen werden.

Grüße Hanna

Hallo Johanna

Ich bin selber Schüler und habe durch Schulwechsel schon viele
Lehrer kennengelernt, unfähige wie fähige. Die meisten in
meinen Augen sind (sorry) unfähig.

Wieviele, mal ehrlich!!, kennst du? 50 oder weniger oder mehr? Und dann schreibst du „die meisten“? Unter diesem Gesichtspunkt sieht dein Posting weiter unten auch anders aus.

Es wird immer wieder
verkannt, dass Lehrer meiner Meinung nach in erster Linier
Pädagogen sein sollten und erst in zweiter Linie auch für die
Bildung der Schüler verantwortlich sind.

Pädagogen sind die, die das Versagen vieler Elternhäuser, Mangel an Erziehung, übermäßigen Computerkonsum, mangelnde Bewegung und Aggressivität mit der Pflicht zu geregeltem Lernen verbinden müssen.
Du erscheinst mir sehr intelligent und ich habe mich gefreut, dein Posting hier zu lesen. Ich möchte dir mal einen Buchtipp geben, der ein bisschen zum Thema passt. Lies mal von Petra Gerster das Buch „Erziehungsnotstand“.

Ich finde auch, dass
die meisten

…schon wieder " die meisten"…!Bitte nicht immer pauschalisieren!

Lehrer nicht mal versuchen, sich in den Schüler
hineinzuversetzen und ich habe auch den Eindruck, dass eher
Lehrer zu racheakten (in form von zensuren und verweisen)
neigen und ihre position ausnutzen. Jetzt wo weitesgehend über
den tathergang geklärt ist, frage ich mich nicht mehr, was
ging in dem jungen vor, sondern ich frage mich eher, was ging
in den lehrern vor, die ihn verwiesen haben.

Welche Möglichkeiten haben denn bestanden?? Gleich zum Gericht? Dann hätte er jetzt ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung am Hals, das ist nämlich eine Straftat. Dann wäre er vorbestraft und das betrifft seine Zukunft auch. Mal ehrlich, wer stellt einen vorbestraften Lehrling ein, wenn dutzende andere zur Verfügung stehen. Mit dem Schulverweis hatte er die Chance zu bereuen und anderswo einen neuen Versuch zu wagen. Oder hättest du noch eine andere,bessere Idee. Vor einem Schulverweis läuft ein längeres Verfahren. Das geht nicht so hopplahop. Da muss sich einiges ansammeln, bevor ein Schulverweis ausgespochen wird.

Ich finde selbst
einem Straftäter ( hier hatten wir es nur mit einem
urkundenfälscher zu tun) hat ein recht auf einen ihm
angemessenen Schulabschluss.

Das nimmst du aber leicht: Nur Urkundenfälschung! Natürlich hatte er ein Recht auf einen Schulabschluss. Aber vergiss nicht, dass er volljährig ist, also in vollem Umfang rechtsfähig für sein Handeln. Dazu gehört auch die Einschätzung der Verantwortung. Jeder von euch ist doch völlig scharf darauf, endlich volljährig zu sein. Schau dich mal in deinem Freundeskreis um und überleg mal, wer davon wirklich erwachsen ist. Bist du es selber, wenn du bald 18 wirst?

Man darf doch niemandem wegen
seinem Verhalten seine Zukunft versuaen, oder etwa doch? Jeder
mensch hat eine gewisse einschätzung von sich, und sobald
diese selbsteinschätzung nicht mehr mit der anderer konform
geht, entsteht ein gewisser Konflikt.

Da hast du völlig Recht. Und je nach Größe des Konfliktes entstehen Probleme.Die waren hier offenbar ganz mächtig groß. Das sie nicht erkannt wurden, kann man nicht allein den Lehrern anlasten. Eltern und Mitschüler kennen ihre Freunde und Klassenkameraden oft viel besser als der Lehrer, der vielleicht für eine Stunde Unterricht in die Klasse kommt.

Dies war offensichtlich
hier der Fall. Der Schüler hat sich übermäßig ungerecht
behandelt gefühlt. Jeder der sich ungerecht behandelt fühlt
ärgert sich, aber wenn dieser „Irrtum“ dazu führt, dass die
eigene Zukunft von heute auf morgen zerstört ist, dann denke
ich, ist man so getroffen, dass man nicht mehr klar dneken
kann und nur noch wut und zorn im bauch hat. was man dann
daraus macht, leigt sicherlich an jedem selbst, aber halt den
ausbruch dieser gefühle denke ich ist schon der schule
zuzuschreiben.

Über die Ursachen in diesem Fall kann man nur spekulieren. Das es welche gibt,darüber besteht kein Zweifel. Dieser Fall kann nun keine Hilfe mehr für diesen Täter bringen, aber vielleicht oder hoffentlich für andere, die in ähnlichen Zwangslagen sind.Vielleicht achten ab jetzt alle mehr auf Anzeichen, vielleicht machen sich manche Eltern auch mal Gedanken, womit sich Jugendliche heutzutage beschäftigen. Ich habe selber einen 16-jährigen Sohn, den ich ziemlich bewache, was den Computer - und Fernsehkonsum angeht. Ich gehöre dafür bisweilen zu den „doofen“ Müttern, aber es ist mit die Sache wert und bisher komme ich mit meinen Söhnen auch ganz gut klar.

Ich finde, (…) der Junge wurde
mutwillig in den Tod gerissen. ich habe das Interview des
Lehrers gesehen, der ihn eingeschlossen hat und finde, das
hätte auch anders ausgehen können. Als der lehrer den jungen
in den raum lockte, wollte dieser zunächst ohne waffe hineni,
wenn cih das recht verstanden hab, er sollte sie aber
mitnehmen. Erstens häte man ihn auch ohne waffe einsperen
können und 2. finde ich wurde das vertrauen des jungen
missbraucht, ich glaube dass er in diesem moment schon seine
tat bereut hatee und sich diesem lehrer anvertrauen wollte.

Ich habe das Gleiche wie du gedacht, als ich das Interview gelesen habe, aber ich glaube, keiner von uns kann sich diese Stresssituation des Lehrers in diesem Moment nach dem Tod von bereits 12 - 13 Kollegen vorstellen. Ich glaube eigentlich, dass man reflexartig und nicht wirklich überlegt handeln kann.
Aber auch darüber kann man nur spekulieren und ich bin überhaupt keine Freundin von öffentlichen Spekulationen

Liebe Johanna, ich habe dein Posting mit Freude gelesen und finde es super, wenn sich junge Menschen wie du so aufmerksam mit dem Zeitgeschehen auseinander setzen.
Ich habe selber Lehramt studiert, bin heute an einer Musikschule tätig und gehöre zu denen, die heute sagen: „Ich möchts nicht machen!“. Diesen Ausspruch hört man vor allem von Leuten, die sich vorab lauthals über die Lehrer ausgelassen haben. Das tue ich nicht, ich habe allen Respekt vor Lehrern, die sich tagtäglich dem Stress aussetzen, gesellschaftliche Probleme mit Unterrichtspflichten zu verbinden. Ich weiß, dass es Lehrer gibt, die nicht mehr können oder wollen, aber ich weiß auch, dass es sehr viele gibt, die guten Unterricht machen.
Ich glaube nicht, dass irgendwer den Drill aus Japan an unseren Schulen haben will, die zwar ein gutes PISA-ergebnis haben, aber die höchste Selbstmordrate unter Schülern der Welt.

Viele Grüße
Rabchen

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Hi,

Ich glaube nicht, dass irgendwer den Drill aus Japan an
unseren Schulen haben will, die zwar ein gutes PISA-ergebnis
haben, aber die höchste Selbstmordrate unter Schülern der
Welt.

Viele Grüße
Rabchen

Was weisst du über das Schulsystem in Japan? Nichts! Nur das, was andere dir erzählen. Wer sagt denn, das der Drill an der Schule das Problem ist? In Korea und China ist dergleichen zu finden. Ich habe hier eine Promotionsarbeit eines Inders vor mir liegen. Der Lebenslauf liest sich wie ein SciFi-Roman. Mit 5 in die Schule, mit 15 ins Studium, mit 21 fertig promoviert zum Physiker. In Deutschland werden zu diesem Zeitpunkt bei manchen noch die Windeln gewechselt.

Vielmehr ist beherrscht in Japan die Angst vor dem Versagen die Schüler. Der Ehrgeiz und Druck seitens der Wirtschaft/Gesellschaft ist dort so gross, das ein zweiter Platz nicht akzeptiert wird. Dieses Bild wandelt sich aber zur Zeit.

Man kann fernöstliche Philosophie mit westlicher nicht in einen Topf werfen.

Beth
http://my-japan.org

.

Nicht ihr habt versagt, sondern die Regierung. Natürlich ist auch eine geringe Mitschuld bei den „Pädagogen“ zu suchen, die mehr und mehr nur unterrichten, aber kaum mehr Pädagogen sind, sprich, sich um die Belange/Sorgen der Schüler zu kümmern. Wer von euch kennt die Hobbies/Interessen jedes einzelnen Schülers? Wer von euch weiss, wie es im Elterhaus aussieht. Wer von euch spricht mit den Schülern, wenn sie Probleme haben? Die meisten denken doch nur „Ein Glück, der Tag ist rum.“

Die größte Schuld würde ich der unfähigen Regierung zuschieben. Hat sich nicht derartiges schon in D. abgezeichnet? Immerhin gab es derartige Vorfälle/Übergriffe schon öfters. Was haben die Politiker gesagt? „Bei uns passiert sowas niiiie.“, „Wir wollen keine amerikanischen Verhältnisse an unseren Schulen.“, „Das ist ein Problem, das nur in Amerika existiert.“, „Wir sind unschuldig.“ Jetzt denkt man über gleiche Verhältnisse wie in Amerika nach. Wir sind ja soooo klug, adaptieren immer erst, wenn es zu spät ist.

Beth

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Hi

Was weisst du über das Schulsystem in Japan? Nichts! Nur das,
was andere dir erzählen. Wer sagt denn, das der Drill an der
Schule das Problem ist? In Korea und China ist dergleichen zu
finden.

Das ist nicht abhängig vom Land, von mir aus auch China oder Korea oder sonst wo. Das war für mich nur ein Beispiel. Dass dort Drill herrscht und ein immenser Leistungsdruck, schreibst du ja selber. Und genau darum ging es mir. Gute PISA-Ergebnisse, aber hohe Selbstmordrate und ein übermäßiger Ehrgeiz kann nicht sein, was ich mir für unsere Schulen wünsche. Du siehst ja, was die Gesellschaft für einen Aufschrei produziert ob der PISA-Ergebnisse. Und daran siehst du auch, wie groß der Einfluss der Gesellschaft auf Schule und damit auf unsere Kinder ist.

Vielmehr ist beherrscht in Japan die Angst vor dem Versagen
die Schüler.

Find ich nicht gut und würde ich auf keinen Fall für unsere Kinder wollen. Man muss nicht immer überall der Beste sein.

Der Ehrgeiz und Druck seitens der
Wirtschaft/Gesellschaft ist dort so gross, das ein zweiter
Platz nicht akzeptiert wird.
Dieses Bild wandelt sich aber zur
Zeit.

Das kann man ja dann nur hoffen.

Man kann fernöstliche Philosophie mit westlicher nicht in
einen Topf werfen.

Will ich auch gar nicht. Mir ging es nicht ums Detail.
Gruß
Rabchen

Hallo Th. Sehnert,

entschuldige bitte. ich weiß sehr wohl wie schwer Lehrer es
haben. Ich komme aus dem Osten und wir haben immer
Lehrermangel und schlecht bezahlt sind sie ja sowieso überall.

Ja, meine Eltern sind auf 50% runter gegegangen (Floating), um ihre Stelle zu behalten, andere, die gepokert haben, wurden nun entlassen. Sie verdienen zusammen so viel wie ich allein (Musikschule). Ich frage mich, wie lang eine Grundüberzeugung von einem Berufsideal so aufrechterhalten werden kann. Das riecht doch schon nach Streik. Aber die meisten Lehrer sind trotzdem brave Staatsdiener, und weil sie so selten das Maul aufmachen können, versuchen die so gut wie möglich mit ihren Schülern auszukommen. In meiner Schulzeit hatte ich rückblickend einige, die das ganz gut ausbalanciert hatten. Aber heute das ist irgendwie nur noch krass. Und nach einem Attentat dieser Größe scheint das Licht besonders hart darauf. Wo kann man eigentlich etwas positives wachsen sehen? Ich finde, das sollten wir uns bewußter machen und darüber mehr reden.
Im Posting hat eine gewisse Romana mehrfach dazu aufgerufen, sich untereinander auszutauschen und Interessengruppen zu bilden, ich möchte das an dieser Stelle unterstreichen. Hast Du eine Idee, kennst Du eine Plattform, wo es schon Bestrebungen dieser Art gibt?

ich würde auch nicht Lehrer werden
wollen, höchstens in der Erwachsenenbildung, da wo auch jeder
das hören will was ich sage. das ist sicher auch das größte
Problem der Lehrer, dass die Schüler gar nichts von ihnen
hören wollen.

Na ja, in der Grundstufe geht es noch recht gut, die kleineren sind noch aus sich heraus motiviert, ohne zu wissen, dass sie es sind. Da kann man ganz anders herangehen.

Also ich gehe in die 10. Klasse aufs Gymi in der Nähe von
Rostock, heute ist der erste Schultag seid dem Vorfall, aber
wir haben Wandertag. ich denke dass einige wenige Lehrer am
Dienstag mit uns darüber sprechen werden.

Ich spreche heute auch mit jedem meiner Schüler darüber, den Rest der Woche auch. Vielleicht sogar mit Schweigeminute.

Grüße Thomas, schönen Wandertag (hier unten weht mächtig der Wind)

Grüße Hanna