Warum 'buenas dias'?

Hallo André, hallo Immo,

also weiter gehts:

ich möchte nochmal kurz auf die oben erwähnte Flasche eingehen. Mit der von Dir zitierten Regel p=k lässt sich somit über p=f und k=c dann sogar das spanische Wort „calabaza“ (Kürbis) damit auch abdecken. Und mit viel Fantasie sogar den „Kürbis“ über R=L ebenfalls. Allerdings wäre m.E. ziemlich erklärungsbedürftig, warum dieser Umlaut und hinten der helle Vokal erscheint. Andererseits hätte man mit „Falschenkürbis“ wiederum eine perfekte Tautologie.

Aber um das abzuschließen und Dir zu zeigen, dass ich (hoffentlich) doch was begriffen habe, von dem, was Du mir versuchtest begreiflich zu machen:

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann sagst Du (überspitzt): „Diese Zusammenstellungen sind schön und gut, aber an dem Punkt, wo Du aufhörst, fängt die Wissenschaft erst an, weil Du - resp. „man“ - beweisen musst, warum das so ist und nicht anders und welche sprachgeschichtlichen Gesetze dahinter stehen.“
Soweit glaube ich, dass ich Dich verstanden habe. Und genau hier bin ich natürlich „mit meinem Latein vollkommen am Ende“. Mir fehlen dazu einfach die Kenntnisse.

Aber an diesem Punkt möchte ich Dich noch was fragen:
ich denke, dass meine Vorgehensweise nicht die dümmste ist. Mir ist mittlerweile klar, dass das weniger als die halbe Miete ist - die Wissenschaft fängt dort an, wo ich ende. Aber warum um alles in der Welt machen die Wissenschaftler nicht diese Schritte wie ich um dann wissenschaftlich zu untermauern, warum das so geht/geworden ist und nicht anders? Ich habe halt den Eindruck, dass die Wissenschaftler zuerst die wissenschaftlichen Gesetze anwenden und erst dann schauen, „was könnte denn da als Sinn rauskommen?“. Also genau andersrum wie ich es vorschlage. Und ich bin mir auch sicher, dass wenn „die Wissenschaftler“ zuerst nach einem Sinn und dann nach einer Regel suchen würden, ich glaube, dann käme bei so manchem Wort eine andere Lösung raus. Ich denke auch, dass das mit dem was ich als „vielschichtige Entwicklung“ bezeichnet habe, besser in Übereinklang zu bringen wäre als zuerst die Theorie und dann die Praxis einzusetzen. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.

Allerdings kann man von einem rekonstruierten Protowort
zumindest theoretisch (wenn man die Lautverschiebungen kennt)
zum tatsächlichen heute benutzten Wort kommen — aber wie du ja
bereits sagtest, ist das ein Zirkelschluss. Aber das macht
nichts, denn niemand versucht ja, von den mit Sternchen
versehenen Protoformen auf die heutigen Wortformen zu kommen.

??? versteh ich nicht. Im Kluge und im Pfeiffer ist das doch zu hunderten der Fall. Gut, sie formulieren es in die umgekehrte Richtung, aber ein wissenschaftliches Ergebnis sollte doch in alle Richtungen „lesbar“ sein, ohne dass eine Richtung davon ein falsches Ergebnis liefert. Aktiv-Passiv-Verhältnis. Aus der Grammatik kennst Du das ja zur Genüge selbst (Aktiv-Satz umgebaut zu Passivsatz und umgekehrt). Besonders extrem ist es ja in der Mathematik mit ihren Gleichungen.
Das deutsche Wort fängt

unerklärlicherweise mit einem „F“ an, das baskische „il“ ist
verschwunden, ohne Begründung. Sicherlich haben die
unabhängigen Wissenschaftler aber sich was ausgedacht, wie das
zustande kam. Und vielleicht haben sie ja auch ein oder zwei
weitere Wörter, bei denen das der Fall ist.

siehe oben. Du hast mich überzeugt, dass dort, wo ich aufhöre, die (Sprach-)Wissenschaft erst anfängt.

Das ist total willkürlich. Fische sind auch nass — da könnte
das Wort Fisch auch vom baskischen „hezea“ kommen (da haben
wir sogar 'nen f-ähnlichen Anlaut).

Primär sind sie das meines Erachtens nicht. Die „Nässe“ ist ein Zufallsprodukt, bedingt durch die Lebensumgebung. Auch ein Frosch ist in dieser Lebensumgebung und somit ebenfalls meist „feucht“ oder „nass“. Aber der Frosch heißt eben nicht Fisch, weil er im Unterschied zu ihm sehr deutlich Laute von sich gibt.

Oder von Ungarisch „finom“
(lecker)

was hat denn „lecker“ mit „Fisch“ zu tun?

oder von Ungarisch
„víz“ (Wasser)

da sehe ich aber mehr Zusammenhang mit slawisch „jez.“ = See.

, weil Fische ja dort leben.

aber eben nicht nur Fische.

Mit dem englischen
Wort „fin“ (Flosse) hat’s auch 2 Phoneme gemeinsam, sogar am
Wortanfang, also könnten diese auch verwandt sein?

Gibt es eine Regel, wonach n=s/sch werden kann? Davon habe ich noch nie was gehört.

Du musst da Lautgesetze postulieren
Du willst sicher sagen, dass aus einem /f/
ein /h/ werden kann (japp), und ein /h/ leicht verschwinden
kann (auch). Das kannst du aber für jeden Laut aufstellen.

Überzeugt. Hier sind wir eindeutig wieder bei meinem rudimentärsten Kenntnisstand.

Zähl mal nach, wie viele solche Wörter mit nahen Bedeutungen
du fürs Baskisch-Deutsche aufstellen kannst. Dann probier mal,
wieviele du für ein beliebiges Paar an indo-europäischen
findest.
Das ist, was ich mit statistischer Relevanz meine.

Und hier missverstehst Du mich. Ich habe nie behauptet, dass ALLE deutschen Wörter aus dem Baskischen (resp. Vaskonischen) kämen, dafür gab es viel zu viele Einflüsse im Laufe der Jahrtausenden.

Mir fällt da gerade die Swadesh-Liste ein. Eine Wortliste mit
Worten, die es in (fast) jeder Sprache gibt, die selten
entlehnt werden und nachgewiesenermaßen recht gute Kandidaten
zur Erkennung von Sprachähnlichkeit sind. Das sind v.A. ganz
banale Wörter wie „ich“, „Auge“, „Baum“, „Stein“, „Sonne“,
„neu“, „sehen“, „Hand“, „zwei“, und so weiter. Die
Swadesh-Liste umfasst 100 bzw. 200 Wörter (gibt beide
Versionen). Wenn man diese 100 Wörter in allen Sprachen der
Welt sammelt und in Lautschrift aufschreibt, und dann vom
Computer vergleichen lässt, lässt sich der „Abstand“ der
Sprachen in Bezug auf ihr Grundvokabular messen. Deutsch und
Niederländisch sind da sehr sehr nah beieinander. Deutsch und
Russisch etwas weiter, Deutsch und Hindi sogar ziemlich weit.
Deutsch und Pitjantjatjara (aus Australien) natürlich extrem
weit, nur so als Beispiel.
Ich arbeite bei so einem Projekt mit, wo wir das tun. Die
Ergebnisse sind natürlich nicht 100% verlässlich, aber geben
gute Anhaltspunkte und zeigen die Ähnlichkeiten gut an. Sie
geben die bereits etablierten Sprachfamilien oftmals recht
präzise an.

klingt spannend. Dennoch kann ich mir nicht verkneifen, sowohl auf Kluge/Pfeiffer als auch auf das Computerprogramm einzugehen.
Kluge und Pfeiffer bringen ich - wie könnte es anders sein - als idg. Dabei ist ja das Lateinische völlig unstrittig (ego) und auch gut nachvollziehbar als mit dem Deutschen (ich) verwandt. Nur sehe ich keine Evidenz darin, wenn dann angegeben wird (Pfeiffer) Ie. „eg(h)om“ ‚ich‘ ist vielleicht als ein Neutrum mit der Bedeutung ‚(meine) Hierheit‘ zu betrachten (Zitat Ende). Im Kluge wird die ahd. Form „ihha“ genannt. Nun habe ich aber gelernt, dass dieses ahd. Doppel-H zwischen zwei Vokalen regelhaft aus „c“ entstanden ist. Nun geht „c“ und „g“ von der erschlossenen Form „eg(h)om“ noch recht gut zusammen. Aber dann wird im Kluge die Schlussfolgerung gezogen: „werden seit alter Zeit von dem Stamm *me gebildet (-> siehe „mein“)“ (Zitat Ende) (ähnlich im Pfeiffer). Warum - so frage ich Dich - schaut man nicht einfach in Wöbü von anderen Sprachen nach, insbesondere dann, wenn man, wie der Pfeiffer, schon eine Vermutung hat, was die wahre Bedeutung sein könnte. Zumal: mit Ausnahme des Kürzels „ie.“ ich nicht nur die Bedeutung sondern auch die abgeleiteten Formen für richtig halte. Nur eben nicht die Etymologie. Im Baskischen Wöbu steht „egon“ als „sein, sich befinden, existieren“. Also ganz genau das, was oben als Bedeutung „(meine) Hierheit“ bezeichnet wird. Aber offenbar hat der Autor sich nicht getraut, zu schreiben, dass vermutlich ein Wort aus einer vorindogermanischen (wenn man diesen Begriff denn unbedingt brauchen will) Substratsprache und dort vermutlich aus dem Vaskonischen anzunehmen ist. Vermutlich wäre er sonst gefeuert worden.

das mit den „banalen Wörtern“ wie Du diesen Grundwortschatz nennst, ist sehr einleuchtend.

Frage: kann man sich diese Swadesh-Liste runterladen (am besten kostenlos) oder zumindest - ähnlich wie LEO - online benutzen? Daran wäre ich sehr interessiert.

Du merkst hoffentlich, dass ich wissensdurstig bin und gar nicht soooo verstockt und stur, wie Du möglicherweise zwischenzeitlich gedacht hast.

Wir haben inzwischen knapp 2500 Sprachen in unserer Liste, und
haben mehrere „World Trees“ damit erstellt, die natürlich
nicht die wahre Verwandtschaft anzeigen (denn dann wären ja
*alle* Sprachen miteinander verwandt und die historische
Linguistik könnte einpacken), sondern einfach die lexikalische
Ähnlichkeit. Da kommen zum Beispiel alle indo-europäischen
Sprachen zusammen, also alle romanischen auf einen Haufen,
alle germanischen auf einen Haufen, die slawischen auch, und
auch die indo-arischen (Hindi und Co., Persisch und Co.), auch
Griechisch und Albanisch und Armenisch sind dabei. Wo sie
hingehören. Natürlich auch die keltischen Sprachen. Wir haben
sogar einige alte ausgestorbene Sprachen mit einbezogen.
Latein ist natürlich bei den romanischen Sprachen,
Altgriechisch direkt neben Griechisch, Altkirchenslawisch
irgendwo bei den slawischen Sprachen. Wo Hethitisch ist, weiß
ich nicht mehr… weiß nicht, ob wir das dabei hatten. Auch
egal.
Worauf ich hinaus will, ist Baskisch… Baskisch befindet sich
an einer völlig anderen Stelle. Irgendwo zwischen zwei
isolierten Sprachen aus Brasilien oder neben den australischen
Sprachen. Jedenfalls nirgendwo auch nur in der Nähe von
möglicherweise verwandten Sprachen (aus Europa oder Asien oder
Nordafrika).
Das beweist natürlich nicht, dass Baskisch isoliert ist. Es
beweist aber, dass das baskische Grundvokabular keiner
Sprachen mehr ähnelt, als man durch Zufall herauskriegen würde
(wenn man z.B. zufällige Pseudowörter erzeugen würde).

das zwiefele ich an. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass es mehr Wörter sind, als Dein Projektcomputer ausspuckt. Eben weil der bedienende Mensch dem Gerät erst Prämissen geben und setzen muss. Und wenn aber diese Annahmen in Teilen unzutreffend sind, so verzerrt es das Ergebnis. Und es merkt noch nicht mal einer.

Mit
anderen Worten: allein schon die statistische Auswertung der
phonetischen Ähnlichkeit der Grundwörter zeigt, dass die
indo-europäischen Sprachen alle recht ähnlich sind.

Ja und Nein gleichzeitig. Natürlich ist die Sprachverwandtschaft dieser Sprachen recht groß. Aber dennoch können doch einzelne Wortgruppen sei es als Superstrat oder als Substrat in diese sich erst später entwickelnden Sprachen eingeflossen sein. Die Sprachverwandtschaft schließt doch eine Herkunft einzelner Teile aus Vorgängersprachen, die eben eine andere Struktur hatten, nicht aus.

Es beweist
nicht, dass diese verwandt sind. Es beweist aber, dass sich
*alle* indo-europäischen Sprachen untereinander mehr ähneln
als das Baskische einer beliebigen indo-europäischen Sprache.

Bitte, bitte: mir klingt bei solchen Sätzen immer wieder durch, dass Du glaubst, dass ich behaupten würde: „Außer Vaskonisch nichts gewesen auf diesem Kontinent“. Das ist aber bei weitem nicht so. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass der Einfluss von Altsprachen meines Erachtens deutlich höher ist, als das landläufig (und auch von Dir) angenommen wird. Es hat bei den verschiedenen Wanderungen immer Verdrängungsprozesse von den alteingesessenen Einwohnern gegeben. Als Substrat sind aber doch Relikte davon erhalten geblieben, bis heute. Nimm meinetwegen die Art und Weise des Zählens her: Frankreich hat noch heute teilweise ein 20er-System. Auch im Deutschen war es bis in die Mitte des letzten Jh zumindest auf dem Land durchaus noch bekannt, in „Schock“ zu rechnen. Oder schaue Dir die alten Dokumente (bis ins Beginn des 19. Jh. hinein) in den Archiven an, in denen Wertangaben gemacht werden. Versuchst Du diese nach heutiger 10er-Methode zusammenzuzählen, so kommst Du NIE auf das richtige Ergebnis.

Immer, wenn ein neuer „World Tree“ rausgekommen ist (aller
paar hundert Neuzugänge machen wir das), bei unserem Projekt
(ASJP heißt es), habe ich dort im Baum die verschiedenen
isolierten Sprachen (Baskisch, Sumerisch, Japanisch, Pirahã,
Burushaski, Koreanisch, Ainu, usw.) angeguckt und geschaut, in
welcher „Nachbarschaft“ sie sich aufhielten. Baskisch war
bisher *immer* sonstwo.

Du weißt, dass mir die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen. Trotzdem/Daher/Geradedeshalb eine dumme Frage: ich habe ein paar Sätze weiter oben von den „Prämissen“ geschrieben, mit denen der Computer gefüttert werden muss.
Welche dieser „Prämissen“ müsste denn verändert werden, damit das Programm „ich“ lat. „ego“ mit bask. „egon“ in Verwandtschaft setzt?
Warum sollte „egon“ und „ego“ (bzw. „ich“) nicht miteinander verwandt sein?

Irgendwo im Baum muss es ja sein, also
z.B. bei einer anderen isolierten Sprache, die keinen
„Partner“ gefunden hat.

aber ich stelle mir so eine Arbeit total spannend vor. Echt, da beneide ich Dich.

Also wie gesagt: Das Projekt zeigt nebenbei, dass Baskisch dem
Deutschen nicht mehr ähnelt als eine x-beliebige andere
Sprache der Welt. Die Ähnlichkeit dürfte unter 1% liegen, ich
könnte für dich gerne den Wert erfragen und gerne auch noch
den Wert für Deutsch und eine beliebige indo-europäische
Sprache.

bitte, bitte, nicht so pauschal.

Hinzu kommt, dass sich für die IE-Sprachen eine Art
Kontinuum bilden lässt, mehr oder weniger: Hindi ähnelt dem
Persischen, Persisch ähnelt dem Armenischen, Armenisch ähnelt
dem Griechischen, das wiederum ähnelt dem Lateinischen, und so
weiter…

wie sortiert Euer Programm Lehnwörter aus, von solchen, die auf einer „Verwandtschaftsbasis“ beruhen? Gibt es da zuverlässige Möglichkeiten?

Verstehst du, worauf ich hinaus möchte? Es gibt in der
Sprachwissenschaft mehrere Methoden, wie man Sprachen
vergleichen kann. Baskisch könnte unterschiedlicher als die
IE-Sprachen kaum sein. Baskisch und Kaukasisch? Schon eher,
aber auch da ist die Evidenz nicht sehr hoch.
Dass die Urform für Fisch irgendwas
mit *pesk- oder *pisk- ist, ist zweifelsfrei klar, man sehe
sich nur die anderen Sprachen an. Die Protoform sollte wohl
auch einen Konsonanten am Anfang enthalten,

das nimmst Du einfach mal so an. Aber mit welchem Recht? Drehe
den Spieß doch um und sage, dass der Plosiv später
dazugekommen ist.

Welchen Grund könnte ich dafür haben, wenn die meisten der
indoeuropäischen Wörter für Fisch vorn eben ein P haben? Man
nimmt nicht „einfach so“ Dinge an, man muss schon Gründe dafür
haben. Durch Lautwandel lässt sich sehr gut beschreiben, wie
das P in den germanischen Sprachen zu F wurde, denn das tat es
SEHR oft. Wenn also dieses P irgendwann mal dazugekommen sein
sollte, zu einer Wurzel *isk-, dann muss dies logischerweise
passiert sein, bevor es Proto-Indo-Europäisch gab. Und selbst
dann hast du nur zwei Wörter verknüpft, die höchstens mit viel
Phantasie semantisch ähnlich sind. Das baskische Wort für
Fisch ist anscheiend „arrain“.

Heute, ja, aber das weißt Du doch selbst und sogar besser als ich, dass die Wörter einem Bedeutungswandel unterworfen sind und Lehnwörter kommen und und und. Also kannst Du doch nicht mit dem heutigen Wort „arrain“ kommen und darauf pochen „Das heißt Fisch“. Wenn es um nicht um die Übersetzung sondern um die Deutung des Begriffes geht. Da steckt übrigens „greifen“ drin, abgewandelt und abstrakt be-greifen. Man sagt noch heute „was Handfestes“. Das moderne Fremdwort dafür ist „Charakteristika“. Und da kommst Du mit dem Abstrakta „arrain“. Also, jetzt bin ich schon ein bisschen enttäuscht.

also wohl auch
„p“. Das wäre dann im Vaskonischen wie auch im
Keltischen/Irischen („iasc“) weggefallen.

Ich denke eben in die entgegengesetzte Richtung. Beide
Annahmen, sowohl Deine als auch meine, sind Ausgangspunkte und
Denkansätze. Letztlich kann keiner von uns seinen beweisen.

alle
Protosprachen und damit *direkten* Hinweise auf eine

Aufspaltung von Sprachfamilien sind längst tot. Man kann

nichts mehr zu 100% beweisen, man kann nur Thesen vorbringen,
sie mit statistischen Methoden und durch Skepsis hinterfragen
und testen. Dadurch lässt sich nie beweisen, dass sie wahr
sind. Aber man kann zeigen, wie wahrscheinlich sie sind, bzw.
wie groß der Zufallsfaktor sein müsste, um *dieses* Ergebnis
zu erzeugen.

das stimmt.

Wenn du deine These („Fisch/isil“ und noch einige mehr von
solchen Wortgleichungen) solchen Tests unterziehen würdest,
kann ich dir sagen, würden sie haushoch dem Sprachmaterial
unterliegen, das wir von den indo-europäischen Sprachen haben.
Und du kannst einem Computer nicht vorwerfen, er wäre
voreingenommen. Schließlich programmiert man in solche
Programme nicht ein, dass möglichst „Indo-Europäisch“ als
Ergebnis rauskommen soll. :wink:

vielleicht doch? vielleicht sogar, ohne es zu wollen.

Das reicht aber
nicht. Du musst noch einige hundert andere Wörter finden, bei
denen genauso das anlautende p- aus der Protosprache entfallen
ist, und bei der ein indoeuropäisches/lateinisches -sk einem
einfachen -s (oder -si) im vaskonischen entspricht.

oder umgekehrt - dass bei so und so vielen Wörtern vor einen Vokal ein Konsonant vorangefügt wurde. Als Beispiel kann ich die Probleme schildern, die der Computer an meiner Arbeitsstelle mit griechischen Namen hatte. Da wurde - aufgrund der anderen Schriftzeichen - beim Übertragen in unser Schriftsystem aus dem Familiennamen einmal „Poumpi“ und einmal „Mpompoy“. Da war dann nur noch menschliches Gehirnschmalz gefragt, beide als ein und den selben Kunden zu identifizieren. Und solcher (insbesondere griechischer Namen) gab es mehrere. Ich möchte nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn wir mehr Kunden im arabischen Raum gehabt hätten…

Warum sträubt man sich in der Sprachwissenschaft so sehr, Vokale am Wortbeginn zuzulassen? doch nur weil es nicht idg. ist, oder? Ich lasse es dabei gut sein, Beispiele hatten wir in dieser Diskussion schon mehrere.
Schließlich passt diese Denkweise ja nicht in die
Indogermanistik. Von daher könnte ich mir schon denken, dass
bisher niemand danach gesucht hat.

Das hat damit nicht das geringste zu tun. Es gab früher oft
solche Listen, vielleicht auch für Baskisch/Deutsch. Ich kenne
einige im Netz, die große Listen von „Wortgleichungen“
Baskisch-Sumerisch haben, oder Sumerisch-Ungarisch, oder
Ungarisch-Türkisch. Irgendwo gibt’s auch eine Spaß-Liste mit
an die 200 Wörtern als Vergleich Quechua-Baskisch. Ich selbst
habe mal Klingonisch mit Ungarisch verglichen und viele
„ähnliche“ Wörter gefunden.
Fisch ist übrigens auch Bestandteil
der Swadesh-Liste.

was schreibt die dazu? Interessiert mich wirklich.

Von Vater gehst du auch von gewagten Theorien aus. Nur weil
die gewagtesten Annahmen einer großen Theorie unwahrschenlich
sind, heißt das nicht, dass die ganze Theorie ad absurdum
geführt ist.

o.k., wo Du Recht hast, hast Du Recht.

Die meisten der Quellen gehen von einem Lallwort
als Ursprung für die Wörter für „Mama“ und „Papa“ aus. Das ist
bei weitem die plausibelste, nicht nur für mich, sondern für
die meisten Etymologen, Spracherwerbsforscher (m, p und a sind
die einfachsten und zuerst erworbenen Laute aller Kinder der
Welt; und Mama und Papa eben die wichtigsten Konzepte in den
ersten Lebensmonaten).

Lallwörter sind per se nicht plausibel!

So gibt’s in einer australischen
Sprache das Wort für Hund „dog“, das nix mit dem Englischen zu
tun hat; Persisch hat „bad“ in der gleichen Bedeutung wie das
englische „bad“ (auch unverwandt); das Pirahãwort für ‚er‘ ist
„hi“, genauso wie Englisch „he“, keine Verwandtschaft. Ich hab
über 50 davon gesammelt.

Ach so, solche Dinge meinst Du. Hochinteressant. Hast Du die
auf Word/Excel? Oder nur manuell.

Weder noch, ich hab sie im StudiVZ in einer Gruppe gepostet…
aber ich werd sie mal in einer Liste zusammenstellen und dann
(vermutlich) in meinem Blog posten, so dass ich darauf
verlinken kann. Dann werd ich dir bescheid sagen. Leider kann
man als Nichtmitglied im StudiVZ nichts lesen… Es sind viele
interessante Sachen dabei, sind aber „nur“ 50 Wörter. Nach
Aufforderung eines anderen Gruppenmitglieds hab ich dort dann
irgendwann ab Wort #30 oder so angefangen, zu erklären, warum
diese Wörter *nicht* verwandt sein können. Das hat viele
verschiedene Gründe.

das finde ich total spannend. Es wäre sehr, sehr toll, wenn Du mir das zugänglich machen könntest.

Ja, wohl wahr. Sicherlich gab es früher noch mehr Sprachen,
die mit dem Baskischen verwandt waren. Das Gebiet dieser
Sprachen war sicherlich auch größer. Es gibt ja auch
onomastische Theorien, die deutsche Gewässer- und Städtenamen
(auch „München“ wohl) aus dem Baskischen her abgeleitet wissen
wollen. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht. Ich steh
dem sehr skeptisch gegenüber, habe mich damit aber nicht
eingehend befasst.

Den letzte Nebensatz empfinde ich persönlich als seeeehr versöhnlich. Aber nochmals deutlich gesagt: ich gehe auch nicht mit allem dieser vaskonischen Theorie überein. So bin ich persönlich z.B. davon überzeugt, dass die Erklärung, woher und warum und was überhaupt das „-ing“ bzw. „-ingen“ bei Toponymen und auch Gebietsbezeichnungen (z.B. Thüringen), die dort gegeben wird, nicht stichhaltig ist. Ich bin dabei, etwas auszuformulieren, was ich dann dem Professor vorlegen werde. In den wenigen kurzen Kontakten, die wir bisher miteinander hatten, hat er mich zumindest nicht völlig „niedergemäht“ und mir sogar geantwortet.

kaukasischen Sprachen

hast Du einen Tipp für mich, gibt es da ein Wöbu (möglichst Deutsch-xyz). Das wäre eine prima Ergänzung zu meinen was weiß ich wie vielen Wöbü aller möglichen Klein- und Exotisch-Sprachen.

Wieso? Wie kommst du eigentlich auf Vogel? Das eine hat doch
mit dem anderen nichts zu tun. Ich hoffe, du möchtest mir
nicht weismachen, „Vogel“ und „Fisch“ seien irgendwie
‚Begriffspaare‘ (also Antonyme). Ebenso wie mit Katze und Hund
sind beides Tiernamen von Tieren, die sich in einigen
Merkmalen unterscheiden. Es gibt keinen Grund, warum die
Etymologie des einen Wortes irgendwie strikt mit der
Etymologie des anderen Wortes verbunden sein müsste.

warum eigentlich nicht? Ist der Lebensraum Wasser und der Lebensraum Luft nicht gegensätzlich genug? Es sind immerhin zwei der vier Elemente.

wenn ich mich recht entsinne, liegt diese
Grenze bei irgendwo zwischen 5000 und 7000 Jahren. Sogar wenn
man also wüsste, dass zwei Sprachfamilien vor z.B. 10.000
Jahren mal zusammen waren (also eine Sprachfamilie oder gar
eine Sprache bildeten), ist das heute nicht mehr feststellbar,
da sich die lautlichen und semantischen Verschiebungen in
dieser Zeit so immens angesammelt haben, dass die Möglichkeit
des Zufalls größer wird, als die Wahrscheinlichkeit selbst.

das glaube ich wiederum nicht. Gerade die Elementarwörter, die wohl in der Swadesh-Liste enthalten sind, dürften doch ein entsprechend hohes Alter haben. Da ist man doch mit 3000 oder 4000 Jahren deutlich zu jung dran. Vor ca. 10.000 Jahren endete bekanntlich die letzte Eiszeit. Bekannt ist auch, dass damals weite Teile Europas vergletschert waren. Allerdings vergessen manche, dass eben bei weitem nicht GANZ Europa sondern nur der überwiegende Teil unter Eis lag. Aus diesem Grunde behaupte ich sogar, dass wir bei dieser Art Wortgut damit rechnen müssen, auf Sprachrelikte vor der letzten Eiszeit zu treffen. Und dass die damals vor 15.000 Jahren oder noch länger schon idg. gewesen sein könnten, das glaube ich nicht. Vielleicht kannst Du mir da sogar zustimmen.

Daher kann man sich von solchen Methoden, wie unserem
ASJP-Projekt auch nicht erhoffen, den Weltbaum
herauszubekommen, der uns zeigt, wie *alle* Sprachen der Welt
miteinander verbunden sind. Das geht auch nicht mit
althergebrachten Methoden des typologischen und
lexikologischen Vergleichs. Dazu bräuchte man eine
Zeitmaschine.

Das wäre natürlich das Optimalste. Aber menschliches Gehirnschmalz kann dieses noch nicht erfundene Wundergerät zumindest zum Teil ausgleichen… Ich brauche nur an Einstein zu denken und was er nicht alles „erdacht“ = herausgefunden hat. Oder Darwin. Auch wenn das eine oder andere Detail eben nicht so war, wie er es angenommen hatte. Aber ihrer Zeit waren diese und andere Personen auf alle Fälle weit voraus. Und das ohne eine Zeitmaschine.

Stell dir vor, du möchtest wissen, wo Fisch
herkommt, und dann findest du im Lexikon (das dann vermutlich
600 Bände umfasst) eine Erklärung von ca. 20 Seiten, wo das
deutsche Wort „Fisch“ mit schätzungsweise 300 oder 400
verschiedenen Sprachen der Welt willkürlich verbunden wird.
Ich hatte ja oben ein paar aufgelistet aus dem Ungarischen und
was-weiß-ich. Auf Klingonisch heißt Fisch „bIQDep“, also muss
auch die Theorie B=P=F, Q=K=C=S, usw. mit rein.
So ein Buch bringt dann nichts mehr, es ist weder
wissenschaftlich, noch interessant.

Vielleicht hast Du Recht. Ich habe ja schließlich (noch) nicht die Probe auf’s Exempel machen können.

nicht behaupten, du hast
dich ja nicht damit auseinandergesetzt (in den Kluge oder
Pfeifer gucken zählt da nicht)

Hoppala, warum denn das jetzt? Jeder beruft sich doch auf just
diese beiden Werke *erstaunt guck*

Nachgucken kann jeder, klar. Aber das heißt nicht „sich mit
Etymologie auseinandergesetzt haben“. Du könntest das gesamte
Buch (oder beide) auswendig lernen, aber du wüsstest trotzdem
nichts darüber, *wie* die Experten auf diese Herleitungen
kamen.
Dazu müsstest du dich eingehend damit beschäftigen, wie man
überhaupt darauf kommt, dass zwei Sprachen miteinander
verwandt sind.
Ich finde, du solltest dich viel mehr mal damit befassen und
dann auch nicht vor Büchern zurückschrecken, in denen von
Indo-Europäisch ausgegenagen wird (nämlich alle minus sehr
sehr wenige). Ich denke, irgendwann kannst du vielleicht
nachvollziehen, weswegen kaum ein Forscher ernsthaft an der
IE-„Theorie“ zweifelt. Dann siehst du auch, dass das nichts
mit stumpfen Nach-dem-Mund-reden oder Skepsislosigkeit zu tun
hat.

Du hast eine unbeschreibliche Art, jemand „weich zu klopfen“. Selbst wenn man am Beginn felsenfest von seiner Meinung überzeugt war, sobald man das liest, was Du schreibst, schon kommen einem Zweifel. Ja, vermutlich hast Du Recht und ich müsste wirklich mal in den sauren Apfel beißen. Schmecken wird er mir bestimmt nicht *grins*

da müsstest du schon die
Levenshtein-Distanz klingt kompliziert, ist eigentlich nur die
Anzahl der „Umwandlungen“ von einem Wort A zu einem Wort B.
Als Umwandlung zählen dabei: Weglassung, Hinzufügung und
Änderung von Lauten. Sozusagen der kürzeste Abstand zwischen
zwei Wörtern. Ein Computerprogramm kann das leicht ausrechnen
— diese Methode ist auch die Grundlage von unserem
ASJP-Projekt, wo wir die Grundlexik vergleichen. Die folgenden
Wortpaare haben jeweils die Levenshtein-Distanz von 1:
„Land-Hand“ (Änderung), „Haus-Aus“ (Weglassung), „All-Ball“
(Hinzufügung).
„Fisch-isil“ hätte eine Levenshtein-Distanz von 4:
fiš > iš > is > isi > isil

Vielen Dank für die Erklärung. Es ist sehr plausibel und auch für mich gut nachzuvollziehen.

Zurzeit ist der Abstand zwischen zwei völlig unterschiedlichen
Lauten (z.B. „k“ und „a“) noch genauso groß wie zwischen zwei
sehr ähnlichen Lauten (z.B. „f“ und „v“), aber wir sind dabei,
zu implementieren, phonetische Unterschiede verschieden zu
gewichten, so dass „f“ und „v“ eine viel kleinere Distanz
erzeugen als z.B. „k“ und „a“.

Logisch. Gehört sich auch so. In wie weit man dann alle Frikative und insbesondere den etwas problematischen „th“-Laut zusammenrückt, muss Diskussionspunkt im Grad aber nicht in der Sache sein. Meines Erachtens zumindest.

Wir wissen aber noch nicht, ob dadurch das Ergebis wirklich
besser wird. Man wird sehen.

Da könnte ich richtig heiß drauf werden! Das klingt alles so faszinierend.

wie soll das gehen, wenn das Baskische eine so isolierte
Sprache ist, wie Du und die Indogermanisten behaupten? Und
wenn sie nicht isoliert ist, dann kann ich ja vergleichen.

Man kann alle Sprachen der Welt miteinander vergleichen, egal
wie verwandt oder unverwandt sie sind. Das ist, was die
Typologie macht.
und dich genaustens mit den Regeln der baskischen Phonetik und
Wortbildung vertraut machen, um darüber überhaupt ein Urteil
fällen zu können.

da kommt wieder der André durch, den ich gar nicht mag. Nase
hoch; Du kleiner, nicht Gschdudierter, Du kannst ja gar nicht
mitreden.

Sorry, so sollte das ja auch nicht rüber kommen.

kein Thema. Ich bin froh, hier mit Dir so offen schreiben zu können, und wie Du sicher schon gemerkt hast: ich will ja schließlich selber auch weiter kommen und was dazu lernen. Natürlich kenne ich auch den Spruch des alten Griechen: „ich weiß, dass ich nichts weiß“. Und irgend ein Deutscher (weiß nicht mehr wer) hat mal gesagt: Nur der Dumme hat keine Zweifel. Somit bin ich mir auch sicher, dass meine Zweifel mit zunehmendem Kenntnisstand eher zunehmen als abnehmen werden. Leider ist man ja heute weiter als früher von dem Punkt entfernt, dass man „alles“ wissen kann. Zu explosionsartig vermehrt sich das Wissen. Und da ist es halt wirklich gut, von diesem und jenem und drittem und viertem schon gehört zu haben.

Aber ich denke, dass du den
überbewertest. Der „gesunde Menschenverstand“ führt dazu, dass
wir zig Hunderte an Religionen auf der Welt haben — vielleicht
ist eine davon wahr, vielleicht nicht, vielleicht hat die
Wissenschaft recht, vielleicht nicht. Niemand weiß es sicher.
Mein gesunder Menschenverstand sagte mir damals in der 7. oder
8. Klasse, dass das Wort „Sanskrit“ (für die Sprache) wohl aus
dem Französischen kommen und ‚ohne Schrift‘ heißen müsse.
Putzig, ne?

*schmunzel* diese Assoziation hatte ich komischerweise nie.

Mein gesunder Menschenverstand sagte mir auch mal,

dass „empor“ sicher ein lateinisches Lehnwort ist. Und wenn
nicht das, dann griechisch. Hier habe ich mich ebenfalls
geirrt. Der gesunde Menschenverstand irrt sich so oft, wie er
recht hat.

na, ob ich jetzt da soooo überzeugt bin, nachdem ich in beiden (Kluge/Pfeiffer) nachgelesen hatte??? Da überwiegt wieder mal meine Skepsis. Habe aber jetzt weder Zeit noch Muse, mich näher damit zu beschäftigen. Ehrlich gesagt: ich möchte jetzt dann endlich Deine Antwort beantwortet haben, und nicht noch mal unterbrechen. Daher kommt dieses „empor“ vielleicht irgendwann einmal dran. Aber sicher nicht heute.

Aber ich sehe wie gesagt keinen Grund, dem Bauchgefühl mehr zu
vertrauen als dem, was in der Wissenschaft als „längst klar“
gilt. Egal ob’s dein oder mein Bauchgefühl ist. Wenn’s mein
Bauchgefühl wär, dass mir sagt, IE kann nicht stimmen, dann
belese ich mich so lange auf dem Gebiet (indo-europäische
Sprachen, historische Linguistik, Statistik), bis ich entweder
von der Meinung der Wissenschaftler überzeugt bin, oder aber
bis ich wirklich überzeugt bin, dass sie falsch liegen — dann,
denn ich habe ja viel gelesen, kann ich versuchen, andere
Leute, v.A. ebenjene Wissenschaftler, zu überzeugen, dass sie
falsch liegen. Ihnen zeigen, warum ich trotz vielem vielem
Lesen immer noch der Meinung bin, ihre Theorie ist falsch —
oder wie in diesem Fall: sehr unwahrscheinlich

echt sympatisch, Deine Zeilen.

— das kann ich
erst, wenn ich so viel gelesen habe, dass ich es mit meinen
Argumenten und meinem Wissen (vielleicht auch mit der
Erfahrung) mit diesen Wissenschaftlern aufnehmen kann. Ich
studiere, um vielleicht irgendwann einmal so weit zu sein und
in der Wissenschaft mitzureden, mir irgendwann einen Namen zu
machen (nicht nur in Internetforen und auf Esperantotreffen).
Vorher würde ich mir kaum erlauben, so etwas wie IE als
„Erfindung“ darzustellen, das ist unglaublich anmaßend.

o.k., wieder mal überzeugt (dass es anmaßend ist), insbesondere dann wenn man nicht „ich finde“, „ich glaube“, „ich meine“ o.ä. davor setzt.

die Theorie einer einzelnen Person wäre, meinetwegen… aber
die Theorie praktisch aller Forscher? Hmm… sehr gewagt,
gelinde ausgedrückt.

Ich wiederhole meine Frage von oben: warum drehen die Forscher ihre Forschungsstruktur nicht rum? Zuerst der Inhalt (stumm)- dann das Formale (gibt es einen Weg von ixo, isil, isi etc. zu „Fisch“?).
Ich bin mir sicher, dass dann die Akzeptanz auch in der Bevölkerung deutlich größer wäre.

Doch doch, ich hab einen. :wink:
Aber ich weiß, dass ich ihm nicht *immer* vertrauen kann.
Gerade in Sachen, bei denen ich weiß, dass sich andere Leute
mehr auskennen als ich. Der Hauptgrund, warum ich mich aus
Politik und Geschichte raushalte, übrigens.
Man könnte jetzt sagen, wenn mein Verstand mir manchmal sagt,
meinen Verstand zu ignorieren, höre ich doch eigentlich immer
auf meinen Verstand, oder? Philosophisch, hm… aber du weißt,
was ich meine. Ich vertraue in Sachen, in denen ich mich nicht
gut auskenne, eben den Experten.

Das kann aber unter Umständen fatal sein. Meine Frau z.B. hat sich auf „die Experten“ (Ärzte) verlassen und ist - um beim Wortspiel zu bleiben - tatsächlich verlassen. Sie kämpft mit der Berufsunfähigkeit, da sie eine Krankheit hat, die es offiziell gar nicht gibt und mit der sich weltweit höchstens ein paar hundert Ärzte so halbwegs auskennen. Wenn sie sich da als Laie nicht selbst so kundig machen würde resp. gemacht hätte, wäre sie heute schon lange im Rollstuhl. So kämpft sie „nur“ gegen die drohende Berufsunfähigkeit. Vielleicht kommt auch daher ein Stück weit meine (vielleicht überzogene) Skepsis gegenüber diesen sogenannten „Experten“, die - Klischee ein - immer nur ihren Erfahrungshorizont übersehen und alles andere ausblenden - Klischee aus.

Das Bauchgefühl ist oft richtiger als jede sogenannte
„reiflich überlegte“ Entscheidung - in jeder Lebenslage. In
manchen Situationen ist das Bauchgefühl sogar
überlebenssichernd. Liest man von Zeit zu Zeit immer wieder
mal in der Zeitung mit einem dann gerade aktuellen Fall.

Da fällt mir der Tsunami von vor einigen Jahren ein: Die Eingeborenen hatten ihr Bauchgefühl und hatten fast keine Opfer.

Oft, aber statistisch gesehen vermutlich viel seltener. Nicht
umsonst hat es sich früher gelohnt, im Spielcasino Karten zu
zählen.

Vermutlich eine Bildungslücke: ich war nie in einem Casino. Wieso zählt man da Karten? Ich denke, beim Kartenspiel bekommt jeder gleich viel?

Mir ist tatsächlich noch eines eingefallen: Tasse und Teller
(beides aus dem hamito-semitischen). Nur damit Du siehst, dass
ich wirklich nicht auf das Vaskonische fixiert bin.

Tasse und Teller gehören tatsächlich zusammen, semantisch.
Viel viel mehr als Vogel+Fisch oder Hund+Katze. Da ich nicht
die Diskussion herauszögern möchte, gucke ich jetzt nicht in
den Pfeifer und auch nicht ins Hebräisch- oder
Arabischwörterbuch. Dass „Tasse“ aus dem semitischen kommen
mag, meine ich auch schon gehört zu haben.
Dann sind wir ja letztlich mit unseren Ansichten gar nicht
soooo weit auseinander. Allerdings frage ich mich dann schon,
warum Du weiter oben schreibst, dass (sinngemäß) „es zu weit
führen würde, alle Vorschläge / Theorien zu einem Begriff zu
bringen“.

Weil es einfach übermäßig viel wäre, es würde den Rahmen jedes
Lexikons sprengen. Es kann faktisch gar nicht alles
aufgenommen werden.
Am Umfang kann es wohl nicht liegen. Wer daran
interessiert ist, kauft sich auch ein zwei oder dreibändiges
Werk. Oder man macht es per IN online zugänglich, mit einer
nutzungsabhängigen Gebühr. Das wäre ja auch eine Möglichkeit.

Genau am Umfang liegt es. Und daran, dass man eben keinen
Grund hat, der Meinung einzelner Fachfremder genauso zu
vertrauen, wie Experten, die ihr ganzes Leben lang auf dem
Gebiet forschten.
Im Internet gibt’s ähnliche Datenbanken schon:
http://starling.rinet.ru/cgi-bin/main

Starostin war ein recht berühmter historischer Linguist, aber
seine Arbeiten sind sehr umstritten. Kein Dozent oder Linguist
sagt, Starostin hätte Müll fabriziert, es heißt eher, man
solle sehr vorsichtig sein bei den Theorien und
Rekonstruktionen Starostins, man solle nicht alles für bare
Münze nehmen, sondern lieber hinterfragen und selbst gucken.
Schließlich liest man diese Werke ja nur punktuell und nicht
von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend. Fairerweise
muss ich aber dazusagen, dass mir die Papierform wesentlich
angenehmer ist, da man sich dann noch eigene Notizen dazu
machen kann, was online deutlich schwieriger ist.

Das kann ich voll unterstützen. Mir ist ein Papierlexikon auch viel lieber.

Eben nicht. Ein Totschlagargument, das auf falschen Annahmen
beruht. Auch siehe oben.
Ja, stimmt schon. Aber Linguistik hat auch sehr viel mit
Statistik zu tun, so werden heute viel mehr
Wahrscheinlichkeiten ausgerechnet als früher. Auch in einem so
scheinbar unmathematischen Feld wie der Sprachwissenschaft.

Das wusste ich tatsächlich nicht. Die Frage ist aber, welche
Berechnungsmethoden man zugrunde legt. Stichwort: Traue keiner
Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast! Sprich: nur
derjenige, der die Statistik aufgebaut und geführt hat, weiß,
wie „Schulen-lastig“ diese wirklich ist. Skepsis sehe ich also
auch hier angebracht.

ich merke, wir wiederholen uns. Ich mich genauso wie Du.

Ja, man kann viele Statistiken zu seinen Gunsten auslegen,
aber die Programme, mit denen irgendwas bewiesen wurde, sind
eigentlich immer öffentlich zugänglich (für andere
Wissenschaftler, tw. auch ganz öffentlich) und in modernen
Büchern wird auch genau beschrieben, wie man was ausgerechnet
hat. Oft sind das eher einfachere Dinge, bei denen man nicht
viel fälschen kann, ohne dass es jedem 2. Wissenschaftler, der
das Paper liest, sofort auffallen würde. Auch unser
ASJP-Projekt ist in allen Einzelheiten nachles- und
nachprobierbar. Zumindest wird es das irgendwann sein.

klingt gut. Und wird bestimmt auch gut.

;Und noch erstaunlicher ist - wenngleich natürlich
lautlich viel weiter entfernt - , dass es das gleiche
Sprichwort auch im Baskischen gibt. Und wenn man nur flüchtig
hinhört, klingt es dem Deutschen recht ähnlich. „tutik ere ez
daki“ (= er hat von Tuten und Blasen keine Ahnung).

Und was bedeutet dieses Sprichwort wörtlich übersetzt?

ich habe es schlicht aus dem Wöbu abgeschrieben. Die Übersetzung, die daneben steht ist „er hat keinen blassen Schimmer, er weiss rein gar nichts“.
Da auch Immo gefragt hat, welches Wort was bedeutet, möchte ich - soweit ich es herausfinden kann - das beantworten: daki = 3. Pers. Präs. Indikativ vom Verb „jakin“ = wissen. ez = nicht, nein, außer (Verneinung). ere = in verneinendem Zshang: ebensowenig, auch nicht, tutik = kann ich nicht erklären, aber es gibt nur 2 Wörter im Lexikon, welche mit „tut“ anfangen, somit gehe ich von einer engen verwandtschaftlichen Bedeutung aus: tutu = Horn, Rohr, Röhre, Blasrohr. Warum ich von hinten angefangen habe: Baskisch ist eine agglutinierende Sprache, daher bietet es sich in aller Regel vom Sinn her an, wenn man von hinten anfängt zu übersetzen (vgl. Türkisch: Hausmein)

Hast du
nachgeforscht (beim deutschen oder baskischen), wie dieses
Sprichwort zustandekam, seit wann es belegt ist, wo die erste
Belegstelle war und worauf es sich bezog?

soweit kennst Du mich doch mittlerweile, dass ich dazu gar nicht die Möglichkeiten habe. Im Wöbu steht diesbezüglich natürlich nichts. Und die Basken selbst sind ja - leider - immer noch so sehr von der Franco-Ära traumatisiert, dass sie sich selbst noch immer nicht trauen, mal so richtig auf den indogermanischen Putz zu hauen.

Oder noch so eine Tautologie. Die findest Du ebenfalls in
keinem der etymologischen Wöbü (zumindest nicht in den zweien,
die ich habe):

„fuchsteufelswild“. Was hat ein Fuchs mit „wild“ oder gar mit
„Teufel“ zu tun? In unserem Kulturkreis gilt der Fuchs als
listig und schlau. Vielleicht noch als rothaarig, des Fells
wegen. Schaust Du aber ins baskische Wöbu, so steht dort
„fuxiz(tu)“ = wütend werden. Und ich brauche wieder einmal
keinerlei Asterisken.

Du machst mir Spaß. =)
Du weißt so gut wie ich, dass „x“ im Baskischen nicht „ks“
gesprochen wird. Ich wage sogar zu behaupten, dass „fuxiz“
ursprünglich ein Lehnwort ins Baskische sein könnte. Mein
Bauchgefühl sagt mir, es gibt keine original-baskischen Wörter
mit „f“. Ich würde dazu gerne einen Baskischexperten fragen,
denn ich könnte wetten, dass das tatsächlich der Fall ist.

Um Dich zu beruhigen: ich habe die Variante hergenommen, die unserem bayerischen „do werd i fuxad“ am nächsten kommt. Natürlich hast Du Recht, dass das „f“ als Anfangskonsonant im Baskischen eine junge Erscheinung ist. Das Baskische hat weit über 2/3 aller Worte, die mit einem Vokal beginnen (wovon „a“ wiederum der häufigste ist). Die ältere Form des „fuxiz“ ist mit Sicherheit „uxu“ = wild. MMan findet in unmittelbarer Nachbarschaft noch Wörter mit ähnlichem Wortgehalt: uxa: erschrecken, verscheuchen, uxakaitz: unruhig, unbändig, uxar: wühlen.

da stolpere ich gerade über „uzki“. Ein derbes Schimpfwort, das ich besser nicht übersetze. Aber da frage ich mich dann ganz spontan (habe bisher nie darüber nachgedacht!): Was ist ein „Fuzzi“? Ist doch auch ein Schimpfwort, oder? Kluge und Pfeiffer lassen sich darüber nicht aus. Ehrlich: ich weiß nicht so genau, was denn nun ein „Fuzzi“ ist.

Und von Slang/Gossensprache ist doch bekannt, dass diese Wörter in aller Regel eine Bedeutungsverschlechterung hinnehmen mussten und schließlich zu Schimpfworten wurden. Das unterlag oftmals einem Superstrat-Einfluss, der einen neuen Begriff als „schick, vornehm“ kreierte. Der alte, übliche Begriff sank dann im Ansehen herab (bekanntestes Beispiel: Weib - Frau). Somit stehen doch gerade diese Schimpfwörter im Verdacht, aus einer älteren Sprache zu stammen.

Ich habe keine Ahnung, woher „fuchsteufelswild“ kommt, aber
gut möglich, dass es eine volksetymologische Bildung zu einem
– möglicherweise jiddischen? – Wort ist. Das war ja so ähnlich
auch bei „mutterseelenallein“ und „Armbrust“ und „Hängematte“
so — diese Wörter haben nichts mit Mutter, Seele, Arm, Brust,
Hängen und Matte zu tun. Zumindest nicht ursprünglich. Oder
das berühmte „Guten Rutsch!“ ist ja auch ursprünglich
Hebräisch.

Ja, das habe ich selbst erst vor ein paar Tagen gelernt.
Du hast Recht, ich weiß, dass wir viele Wörter in unserer heutigen Sprache haben, die aus dem Jiddischen kommen. Deshalb aber alles aus dem Jiddischen zu bezeichnen wäre deshalb noch lange nicht richtig. Und unbestritten kommen gerade in Sprichwörtern viele Tautologien vor. Unabhängig davon, welche Ursprungssprache man jetzt annimmt.

Uff, das war viel. Ich glaube fast, die Diskussion wird kein
Ende nehmen.

So sehr mich das Thema interessiert, so ziemlich bin ich davon überzeugt, dass wir beide ausführlich unsere eigenen Meinungen und Gedanken dargestellt haben und dass ich von Dir allein durch diese Diskussion etliches dazugelernt habe. Wie gesagt: nicht lichter Sonnenschein aber zumindest blinzelt die Sonne durch den Nebel.

Ja, das stimmt in der Tat, v.A. mit dem Sorbischen wird hier
viel gearbeitet. Ist aber auch die richtige Region. Ich denke
aber, die Ableitungen aus dem Slawischen sind meist
nachvollziehbar, grad bei Ortsnamen die jetzt irgendwie
Wiederitzsch, Großtzschocher, Eutritzsch, Leipzig, Schkeuditz,
Plagwitz, Torgau, usw. heißen. Derer gibt’s massigst hier. Die
sind wirklich alle slawischen Ursprungs.

Ja, zweifelsfrei. In Eurer Region ist das schon angebracht, insbesondere bei Ortsnamen. Aber man sollte sich halt davor hüten, deutsche Familiennamen zu sehr auf slawisch trimmen zu wollen. Heißt deren Chef nicht „Udolph“? Oder habe ich das falsch im Gedächtnis?

Mein Heimatdorf
„Engelsdorf“ offensichtlich nicht. :>
Mit Familiennamen habe ich mich wenig beschäftigt — ich heiße
Müller, das ist sehr langweilig. „TZ“ kommt ja im Baskischen
häufiger vor, ich hoffe aber, du hast jetzt nicht für jeden
der obengenannten Orte einen möglichen baskischen Ursprung,
oder?

Also… wo denkst Du hin. Ich denke ich habe oft genug von der Vielfalt der Einflüsse geschrieben. Nur ausschließen sollte man es halt nicht.

bislang habe ich mich aus der Diskussion herausgehalten, da
ich mich mit dem Baskischen nicht auskenne und bei der
Linguistik André immer die treffenden Antworten gegeben hat.
Vorab: Ich habe Linguistik nicht studiert, aber reichlich
Literatur darüber gelesen. Die Indogermanische Sprachfamilie
ist mir als Standard vertraut und erscheint mir auch
plausibel. Die vaskonische Hypothese ist mir leider nur
unzureichend vertraut, weshalb ich mir darob kein Urteil
erlaube. Pfeifer und Kluge habe ich nicht, verlasse mich da
auf das, was in dieser Diskussion bereits geschrieben wurde.
Hier möchte ich nur auf einige Deiner Punkte möglichst
unvoreingenommen eingehen und sehe dies als Denkanstoß, der
vielleicht zur Ausreifung der vaskonischen Hypothese (durch
Dich? man weiß es ja nie, etliche alte Schriften wurden auch
von Ungelernten entziffert) führt.
Auch das habe ich schon mal geschrieben: wenn Du „Katze“ als
Beispiel hernimmst, dann ist es in meinen Augen absolut
zwingend den zweiten Teil des Begriffspaares, den Hund, aus
genau der gleichen Sprache ebenfalls sinnvoll und
charakteristisch erklären zu können.

Erst einmal zu solchen Wortpaaren:
Was macht „Katze“ und „Hund“ zu einem Wortpaar? Dass sie heute
beide Haustiere sind (wie auch z.B. Meerschweinchen)? Dass sie
beide Raubtiere sind (wie auch z.B. Marder)? Dass sie in
unserem Kulturkreis nicht gegessen werden?
Was ich damit sagen will, ist, dass es gar nicht so
offensichtlich ist, dass „Katze“ und „Hund“ ein Wortpaar
bilden. In manchen ost- und südostasiatischen Ländern gehört
Hund zu den gewöhnlichen Speisen, während die Katze nicht auf
dem Speisezettel steht. Im Islam ist der Hund ein unreines
Tier und würde deshalb, im Gegensatz zur Katze, nicht als
Haustier gehalten. Was wissen wir schon über die
Gepflogenheiten unserer Urahnen? Seit wann werden in Europa
Katzen gehalten, und wann haben sich die Sprachen
auseinanderentwickelt?
Der Hund ist eine Zuchtform des (europäischen) Wolfs, die
(Haus-)Katze eine Zuchtform der ägyptischen Falbkatze. Da läge
es nahe, dass „Hund“ ein indoeuropäisches / vaskonisches /
„ureuropäisches“ Wort ist, während „Katze“ aus dem Ägyptischen
entlehnt wurde.

Alles was Du hier schreibst, Immo, findet meine Zustimmung. Ich hatte mittlerweile auch ein wenig gegoogelt, da ich - wie ich ja schrieb - mich nicht mit diesen beiden Appelativa auseinandergesetzt hatte. Das Ergebnis hatte ich gestern schon geschrieben, dass man sich eigentlich ja gar nicht so sicher ist, woher (geographisch gesehen) beide Tiere ursprünglich stammen, geschweige denn seit wann sie als Haustiere gehalten werden. Aber wie Du schon gemerkt hast, bin ich ein kleiner Fan von Sprichwörtern. Und wenn es heißt „die sind wie Hund und Katz“, dann ist das für mich gleichbedeutend mit einer sehr alten Zusammengehörigkeit.

Und was macht „Vogel“ und „Fisch“ zu einem Wortpaar, außer
dass sie beide (wie lange schon?) als Nahrung dienen? Der eine
schwimmt, der andere fliegt. Der eine ist stumm, der andere
macht Lärm (besonders morgens im Sommer vorm Aufstehen). Der
eine hat Schuppen, der andere Federn. Nicht sehr überzeugend.

Sie taugen m.E. daher als Antonyme, da sie in zwei unterschiedlichen Elementen ihren Lebensraum haben.

Da Du nicht schreibst, worin genau der Zirkelschluss des
Redners lag,

habe ich in dieser Antwort weiter oben nachgeholt. Es ging um Pasing, Stadtteil von München und einen erfundenen „Paso“, der diese Siedlung gegründet haben soll, wobei nirgends ein „Paso“ nachgewiesen ist, schon gar nicht im Zusammenhang mit dieser Siedlung.

Šiaulys niedergelassen, deren Urahn ein (guter?) Schütze war.

wie wäre es denn mit einer kleinen Umdeutung von „Schütze“ auf „geschützt“ (nämlich geschützte Lage)? Das ist aber eine reine Mutmaßung, da ich keine Ahnung habe, wo und vor allem WIE dieser alte Ortskern liegt.

Ähnliche Erklärungen lassen sich auch für die meisten Dörfer
finden, in denen mit etwas Glück auch noch die Familie mit dem
entsprechenden Familiennamen ansässig ist.

Es dürfte in aller Regel in vor- und frühgeschichtlicher Zeit die Person nach der Ortscharakteristika bezeichnet worden sein und nicht umgekehrt. Hier im Deutschen kannst Du das schön nachvollziehen: Effenberg, Adenauer, Ramsauer, Leuthäuser-Schnarrenberger, aber auch bei polnischen/tschechischen Namen: Lesniak, Vrba etc.

Dies entspricht
übrigens durchaus der Besiedlungsgeschichte Litauens, in denen
sich jeder Mann bevor er heiratete ein Haus irgendwohin baute
(und in dem Land war und ist immer noch dafür ausreichend
Platz).

aber dennoch hat dann diese Mini-Siedlung (Einöde) wohl in aller Regel nicht den Mannesnamen sondern den Flurnamen bekommen, der in der übrigen Bevölkerung eh schon bekannt war, oder sollte ich mich da wirklich täuschen? Die umgekehrte Benennungsweise (Ort nach der Person) ist erst sehr jungen Datums, z.B. St. Petersburg, Karlsfeld bei München und weitere Orte, die nachgewiesenermaßen kaum älter als 300 Jahre sind.

Wenn ich dagegen ins baskische Wöbu
schaue, dann brauche ich keine Erfindungs-Sternchen, sondern
finde dort „aita“ als „Vater“ und aitor(tu) als (be)zeugen.
Und „Erzeuger“ macht für „Vater“ wesentlich mehr Sinn als ein
Viehüter.

Dieses Beispiel zeigt erst einmal nur, dass das sich das
baskische Wort „aita“ aus dem baskischen Wort „aitor“
herleiten lässt. Du hast also die Erklärung innerhalb einer
einzelnen Sprache geliefert. Auf die Verwandtschaft zu anderen
Sprachen gehst Du hier gar nicht ein (was bei diesem Beispiel
äußerst schade ist,
s.u.).

dann lasse ich mich mal auf unten überraschen. Teilweise habe ich es ja auch selbst schon weiter oben geschrieben.

Denn letztlich -
siehe oben - bräuchte ein Wissenschaftler auch für den
Brückenschlag zwischen „ixo“, „isil“ u.ä. (nachgewiesene
Wörter) und dem lateinischen „piscis“ (nachgewiesenes Wort) zu
unserem heutigen Wort „Fisch“ (resp. den verwandten Wörtern in
den anderen heutigen sogenannten idg. Sprachen des
europäischen Kontinentes) Zwischenformen, welche vermutlich
nicht belegt werden können und somit auch Asterisken
bräuchten.

Mit Deinen „Zwischenformen“ habe ich bislang das größte
Problem. Gehst Du tatsächlich davon aus, dass die baskische
Sprache so, wie sie heute existiert, schon existiert hat, als
sich das Lateinische ausbildete?

nein, sicher nicht. Natürlich war es eine archaische Form davon. Natürlich ist dann die Frage: Um welchen Grad hat sich diese archaische Form bis zum heutigen Baskisch verändert? So wie mhd zu nhd? oder so wie ahd zu nhd? oder gar got. zu nhd? Diese Frage habe ich mir auch schon mehrfach gestellt. Und ich habe dabei noch keinen Weg entdeckt, woran ich versuchen könnte, das fest zu machen (hier wieder: festmachen: Handfestes, Anschauliches, Plausibles; siehe oben).

Wenn nicht, dann brauchst Du zur wissenschaftlichen Fundierung
leider keine „Zwischenformen“, sondern „Urformen“,

ja, davon hat mich André auch schon überzeugt.

denn Du
sagst ja: Es gab einmal eine Sprache, in der ein Wort
existierte (welches von mir aus sogar „Fisch“ bedeutete), aus
welchem sich das baskische Wort „isil“ und das lateinische
Wort „piscis“ entwickelt haben.
Nun musst Du noch (wohlgemerkt: vom wissenschaftlichen
Standpunkt aus – für Dein Bauchgefühl brauchst Du’s natürlich
nicht) eine Hypothese darüber machen, wie dieses uralte Wort
geheißen haben mag und nach welchen Gesetzen sich die anderen
Sprachen daraus entwickelt haben, und schon bist Du auch bei
Asterisken gelandet.

ja, leider. Ich sehe es ja ein, auch wenn ich diese Dinger wirklich nicht mag.

Dies
trifft sowohl beim Fisch als erschlossene „Nahrung“ oder
„Zutat zum Brot“ (vs. schweigsam, still) zu, als auch beim
Vater als „Viehhüter“ oder „Lallwort“ (vs. Erzeuger).

Warum zeichnet einen Fisch die eigenschaft „schweigsam, still“
eher aus als die Eigenschaft „Nahrung“? Unsere Vorväter haben
sich sicher kein Aquarium ins Wohnzimmer gestellt, sondern
kannten Fische wohl nur zum Essen. Vielleicht haben sie ihnen
nicht einmal Leben zugebilligt

Du, die waren auch nicht dumm! Gerade, was Leben und Überleben anbetraf, wussten die mit Sicherheit mehr als wie wir heute (ich denke da nur an die ganzen Kenntnisse über die Heilkräfte der Pflanzen

(man kennt das ja aus den
slawischen Sprachen, in denen es ein Deklinationsparadigma für
unbelebte und eines für belebte männliche Substantive gibt.
Belebt sind dabei nur Menschen und allenfalls noch Haustiere).
Und wenn ich so weit bin, ist die Eigenschaft, die z.B. einen
Fisch von einer Rübe unterscheidet, nicht „still“,
„stromlinienförmig“ oder „Nahrung“, sondern „schnell“ oder
„bewegt“.
Und würdest Du die vaskonische Hypothese verwerfen, wenn Du
eine Sprache fändest, in der das Wort für „Schuppe“ oder
„Flosse“ so ähnlich klingt wie „Fisch“, weil das Tier dadurch
ja noch besser charakterisiert ist ais durch „still“?

Zumindest käme ich schwer ins Grübeln. Denn „Flosse“ oder „Schuppe“ ist tatsächlich so einzigartig, dass es eben genau so gut als Charakterisierung passen würde.

Lautgesetze sind niemals Gleichheiten, sondern immer
sprachbezogene Entwicklungen. Du hast sicher recht, wenn Du
behauptest:
(lat.) F -> (altsp.) H -> (sp.) Nullphonem.
Wenn ich das Lateinwörterbuch unter f oder das
Spanischwörterbuch unter h aufschlage, finde ich dafür tausend
Beispiele.
Will ich dies nun lediglich am heutigen Stand ablesen, bekomme
ich schon verfälschte Ergebnisse (es gibt z.B. genügend
spanische Wörter, die mit h beginnen, aber im Latein auch
schon mit h begannen, z.B.
(lat.) homo -> (sp.) hombre;
und deshalb kann ich nicht einfach sagen, dass
(sp.) h = (frz.) f
gilt.)

Zweifelsfrei hast Du Recht. Zum Einen ist diese meine Darstellung stark verkürzt, Du magst sogar mit Recht sagen „falsch“, zum Anderen habe ich ziemlich am Anfang mal geschrieben, dass ich zwar schon einiges über das Thema gelesen habe, mir aber sich bei weitem nicht alles erschließt und ich somit mit Sicherheit auch das eine oder andere Detail/die eine oder andere Regel falsch interpretiere, weil ich diesen oder jenen Aspekt nicht beachte. (Stichwort: Lautumgebung, Quantitäten). Das hat sicher sehr viel mit fehlender Kenntnis von mir zu tun.

Hätte ich nun das Latein nicht (also kennte ich den
gemeinsamen Vorfahren von Spanisch und Französisch nicht), so
würde ich feststellen, dass im Französischen dort, wo im
Spanischen ein h geschrieben und nichts gesprochen wird, mal
ein f und mal ein h steht. Aber, und das ist das
Entscheidende, ich würde das nicht nur an einem oder zwei
Wörtern sehen, sondern an min. 90% aller Wörter, die im
Spanischen mit h beginnen.
Postulierst Du also für das Baskische:
(bask.) Nullphonem = (lat.) p = (dt.) f,
so hast Du bislang nur zwei Beispiele dafür:
isil = piscis = Fisch;
aitha = pater = Vater.
Das reicht noch nicht.

dann nehme noch uxu = fuchs(teufelswild) her, dann hast Du schon ein Drittes. Gerade was Vokal im Baskischen mit Frikativ im Deutschen angeht, denke ich, dass wenn Du wirklich suchen würdest, dass Du dann durchaus etliche finden würdest.
alde - Halde (Abhang) ist auch noch so ein Beispiel, vielleicht sogar
izen - heißen (Name)
estu - fast (beinahe; baskische Bedeutung: „eng“)
oilar - Breuler (= ostdeutsch: Brathänchen; baskische Bedeutung: Hahn)
urki - Birke (Baum mit weißer Rinde; in beiden Sprachen gleiche Bedeutung)

das nur so auf die Schnelle, beim Durchblättern des baskischen Teils des Wöbu’s.

Und an dieser Stelle noch etwas zur Reihenfolge der
Lautwandlungen:
Gemeinhin heißt es ja:
(idg.) *sk -> (dt.) sch.
Dass es nicht umgekehrt ist:
(idg.) *ʃ -> (lat.) sc,
lässt sich schon schön am Schriftbild des Deutschen erkennen.
Wie käme man denn auf so etwas Verrücktes wie s+c+h für
[ʃ] (bzw. mhd. sc), wenn es nicht irgendwann einmal so
geklungen hätte? Die Entwicklung zugunsten des ʃ ist
also belegt. Natürlich wäre es denkbar, dass es sich zuvor
andersherum entwickelt hat und im Deutschen wieder zurück,
aber warum sollte man unnötige Entwicklungsstufen einbauen?

Habe ich das behauptet? Aber vielleicht bin ich nur zu müde, um das noch wirklich zu verstehen. Dass „sch“ die jüngere und „sk“ bzw. „sc“ die ältere Form ist, ist mir durchaus klar. Wahrscheinlich hatte ich mich schlecht ausgedrückt.

„Der hat ja von Tuten und Blasen keine Ahnung“ (sagst Du
vielleicht/wahrscheinlich über mich:wink:). Du wirst mir zugeben,
dass man „tuten“ und „blasen“ weitgehend bedeutungsgleich
setzen kann. Somit ist tuten = blasen. Schaut man nun ins
baskische Wöbu, so stolpert man förmlich über „tutu“ in der
Bedeutung „Rohr, Röhre, Horn“. Und zweifelsfrei bläst man in
ein Horn.

Das ist, mit Verlaub, wenig überraschend: Was macht denn das
Horn, wenn man hineinbläst? Tuuuuuuuuut! Und ich kenne keine
Sprache, die nicht hie und da Lautmalereien in ihr Vokabular
einfließen lassen würde. Im Baskischen ist da halt das Ding
rausgekommen, was „Tuuuu! Tuuuu!“ macht, während im Deutschen
die Tätigkeit, der Akt der Klangerzeugung mit „tut“ +
typisches Infinitivmorphem beschrieben wird.

Aber nicht mehr, wenn man dann zu den Ortsnamen geht und sich die „Tut-“. „Tot-“, „Deut(en)-“ und ähnliche Orte vornimmt und sich ansieht, WIE diese liegen: Da liegt dann der Verdacht einer „Schilfzone“ (= Rohr, Röhricht) sehr, sehr nahe.

„tutik ere ez
daki“ (= er hat von Tuten und Blasen keine Ahnung).

Das wäre in der Tat erstaunlich. Aber gibst Du hier bitte noch
eine Wort-für-Wort-Übersetzung? Ich erkenne ja nicht einmal,
was hier die Verben sind. Abgesehen davon glaube ich nicht,
dass die sprichwörtliche Redensart „von Tuten und blasen keine
Ahnung haben“ so alt ist wie die Ursprünge unserer Sprache,
über die wir hier ja wohl diskutieren.

siehe oben.

„fuchsteufelswild“. Was hat ein Fuchs mit „wild“ oder gar mit
„Teufel“ zu tun?

Wenn einige Landstriche sogar das Eichhörnchen mit dem Teufel
in Verbindung bringen, kann ich mir das bei dem Fuchs sehr
wohl vorstellen. Der Teufel hat für mich Hörner, einen
Schwanz, einen Ziegenfuß und ist Rot. Wenn sich allerdings
jemand im Gesicht komplett rot schminkt, bin ich schon bereit,
in ihm einen Teufel zu sehen. Und der Fuchs ist schließlich
(wie auch das Eichhörnchen) ebenfalls rot.
Wild ist er sowieso, in zweierlei Hinsicht: Erst einmal ist er
ein wildes Tier, was sich nicht zähmen lässt (oder hast Du
schon einmal von einem Hausfuchs gehört?), und zweitens reißt
er Nutztiere (Gänse, Hühner), was ihn bei Bauern höchst
unbeliebt macht.

Föüchse gelten gemeinhin als schlau! „Schlauer Fuchs“ - wieder so ein Sprichwort. Siehe auch Maskottchen einer großen Bausparkasse

Allerdings kann ich mir sogar noch eine weitere Erklärung
vorstellen: „Teufel“ könnte eine Verschleifung von „Tollwut“
sein, und dann heißt „fuchsteufelswild“ nichts anderes als
„wild wie ein tollwütiger Fuchs“. Was sagt denn der Kluge? :smile:
„fuxiz(tu)“ = wütend werden.

„auch als „fuchswild“ nachgewiesen. schriftlich ab 16. Jh. belegt. Vermutlich Verstärkungswort.“ (Zitat Ende; Kluge)
„schriftlich belegt ab 18. Jh. Älter „fuchswild“ ab 16. Jh. „sehr wütend“, Adjektiv“ (Pfeiffer.
Also eigentlich schreiben beide gar nichts - so gesehen.

Abgesehen davon, dass ich hier den Teufel auch nicht sehe,
spricht sich, soweit ich es erkennen kann, fuxiz wie „Fuschis“
aus. Für das Lautgesetz
(bask.) [ʃ] = (dt.) oder [k]
hätte ich auch gerne mehr Beispiele, bevor ich darin den Fuchs

auch das verstehe ich nicht so ganz. Ich sage ja eben, dass der Fuchs (im deutschen Sinne) nicht in dem Ausspruch steckt. Wieso willst Du dann den Fuchs (im deutschen Sinne) darin finden?
Aber wahrscheinlich ist es einfach zu spät.

wiedererkenne.

Ich gehe jetzt dann auch ins Bett - Gott sei Dank haben wir morgen - äh heute - Feiertag, somit muss ich nicht raus.
Gleichzeitig bin ich froh, endlich meine Antwortschuld erledigt zu haben.

Zwar würde ich mich von Euch über Antwort freuen, doch muss ich gleichzeitig gestehen, dass ich glaube, dass wir ausgiebig unsere Ansichten dargelegt haben, ich habe viel von Euch gelernt und wenn ich Euch umgekehrt ein wenig ins Grübeln bringen konnte/gebracht hätte, so würde ich das schon als winzig kleinen Erfolg für mich ansehen.
Ich hoffe auch, dass Ihr durchaus seht, dass ich mich nicht nur dafür interessiere sondern auch schon das eine oder andere darüber gelesen habe.

Liebe Leute, gute Nacht, bis demnächst mal wieder.

Liebe Grüße

Alexander

André, Immo,

ich wollte ja noch einen Link rein hängen, hatte ich fast vergessen:

http://www.evolution-mensch.de/specials/aftericeage/…

Hallo André, hallo Immo,

zuerst einmal Euch beiden im Besonderen und allen anderen im
Allgemeinen ein Gutes Neues Jahr 2009 und dass es Euch Euere
Wünsche und Hoffnungen erfüllen möge. Bleibt allzeit gesund
und kritisch gegenüber allem und jedem.

Hallo Alexander,
Dir auch ein fröhliches Neues Jahr! Freut mich, wieder von dir zu hören. Ich hoffe, die Diskussion verschwindet nicht zu schnell im Archiv… aber nicht wundern, wenn ich einiges aus- oder weglasse oder auf manches (weniger wichtige oder inzwischen geklärte) nicht nochmal eingehe, aber sonst wird ja das Posting *noch* länger.

o.k. Da hast Du mit Sicherheit Recht. Auch Vennemann hat sie.
Dennoch habe ich eine große Skepsis ihnen gegenüber. Irgendwie
versuche ich halt immer „Handfestes“ zu finden.

Deine Skepsis ist ja auch nicht unberechtigt. Die „gesternten“ Wörter sind ja wirklich nicht nachgewiesen, aber wie gesagt sind sie auch nicht bloße Erfindung. Und für das Gebiet der historischen Linguistik sind sie eben unerlässlich, da man ohne sie nicht wirklich weiterforschen kann. Kritik an einzelnen Rekonstruktionen sind also durchaus gut und angebracht, aber das ganze System zu verteufeln und das Rad neu erfinden zu wollen ist wohl nicht angebracht bzw. nicht hilfreich.

Und mit diesen
rekonstruierten Wörtern versucht man halt von einem Symptom
auf die Ursache zu kommen.

Das ist richtig, ganz genau. Aber es geht ja auch nicht anders. Wir haben keine Aufzeichnungen von damals, müssen aber beim Vergleichen damalige Formen benutzen, daher ist es angebracht, sie zu rekonstruieren — je nach Sprachfamilie geht das leichter oder schwieriger und ist entsprechend mehr oder weniger plausibel (die einzelnen Rekonstruktionen, meine ich).

Dummes Beispiel:
Deutsch: Flasche - französisch: flacon.
Dass beides die selbe Wurzel hat, ist eindeutig (behaupte ich
einfach mal).

Ja, ich denke, davon kann man ausgehen. Soweit ich weiß, ist dieses „-on“ in den romanischen Sprachen oftmals eine Augmentativendung, also eine „große (Flasche)“, aber ich bin nicht sicher, ob das auch hier der Fall war, da ich unter dem Wort Flacon (das franz. Lehnwort im Deutschen) eher ein Fläschchen verstehe. Wenn man bedenkt, dass im Französischen das -s- zwischen Vokal und Konsonant oft verschwunden ist (hôtel, hôpital, fenêtre, bête, août…) könnte man annehmen, dass das auch hier passiert ist. Also vielleicht: flacon lora (wenn ich mich nicht irre). Ich bin immernoch der Meinung, das „f“ ist im Baskischen ein entlehntes Phonem und hat ursprünglich dort nicht existiert. Daher denke ich, „flaska“ dürfte ein relativ neues Lehnwort sein. Allerdings nicht aus dem Spanischen oder Französischen… die Basken hatten einst Kontakt mit den Isländern, vielleicht haben sie das Wort von dort (die Isländer sagen auch „flaska“)… oder es ist über die Franken dort hingekommen. Kann ich nicht sagen. Es ist zumindest mit ziemlicher Sicherheit kein „urbaskisches“ Wort sondern ein Lehnwort. Daher muss auch nichts rekonstruiert werden. Man könnte höchstens untersuchen, wie sehr oder eben nicht sehr das Wort „eingebaskischt“ wurde.

Der
Kluge stellt dieses Appelativ ja zu „flechten“, als
„umflochtenes Gefäß“. Außerdeutsch bringt er anord. und g.
Ebenso der Pfeiffer, dieser bringt noch asächs. und aengl.

Jetzt guck ich auch mal in den Pfeifer (nur ein f übrigens :wink:)… ja, da steht das mit dem *flahs-kô(n) als Ursprung, also irgendwas mit ‚flechten‘. Dazu kann ich nichts weiter sagen. Leider steht in den etymologischen WB ja nicht, wie gesichert die Herleitungen sind. Man kann also nicht herauslesen, ob es nur „so eine Idee“ ist, dass es mit flechten zu tun hat, oder ob’s ziemlich eindeutig ist, wenn man sich die Datenlage anguckt. Für mich gibt’s keinen Grund, den Ausführungen des Pfeifers hier zu misstrauen.

Aber befriedigt das das Charakteristikum einer Flasche? etwas
Umflochtenes? für mich nicht.

Ich glaube, du gehst die Frage von der falschen Seite an. Die alten Germanen oder Indogermanen haben sich nicht gefragt: „Welches Charakteristikum ist für dieses Ding das ausschlaggebendste?“, es können viele Bedeutungsverschiebungen passiert sein und auch das Ding an sich ist nicht mehr das gleiche. Glasflaschen gibt’s ja noch nicht soooooo lange. Früher waren sie aus Metall oder Ton, vielleicht auch mal aus Holz oder Leder. Umflochten waren diese Gefäße in der Tat oft. Es ist also nicht unplausibel, dass die alten Germanen dafür sowas wie „Flechtling“ sagten. Heute sieht eine Flasche anders aus, aber das Wort ist geblieben.

Für mich ist eine - sofern
intakte - Flasche vor allem eines: Flüssigkeitsundurchlässig.
Danach: Aufbewahrungsort von zumeist Flüssigkeiten, evtl. noch
von Puder, Staub, Sand.

Das ist dein Gedankengang. Aber die Sprachen sind (bis auf einige Ausnahmen) nicht entwickelt worden, sondern entstanden; niemand hat sich überlegt, wie dieses oder jenes heißen könnte oder sollte, es hat sich einfach eine Bezeichnung durchgesetzt, die sich mal eingebürgert hat. Vielleicht war das Korbartige an der Flasche so evident, dass „Flechtling“ (ich hab’s jetzt mal so genannt) irgendwie eingängiger war. Und eine Flasche hat ohnehin viele Eigenschaften, man hätte es auch „Hohlteil“ oder „Träger“ oder so nennen können.
Annahmen darüber, wie man heute so ein Ding nennen würde, sind nicht ausreichend, eine Etymologie in den Wind zu schießen.

Somit ist mein Gedankengang: Es gibt’s
im Germanischen, es gibts im Romanischen

Vorsicht: in den romanischen Sprachen herrschen Wörter vor, die was mit „bottle“ zu tun haben, das Englische ist auch ein Lehnwort aus den romanischen Sprachen. Bei „flaska“ handelt es sich also nur um ein germanisches Wort. Dass es das auch im Slowakischen und Baskischen gibt, ist viel wahrscheinlicher auf Entlehnung zurückzuführen. Ich finde bei http://www.logosdictionary.org/pls/dictionary/new_di… und in meinem Wörterbuch allerdings „botila“ als Wort, was natürlich ein spanisches Lehnwort ist.

es gibt’s im
Baskischen. Also schau ich doch mal ins Keltische - resp. ins
Irische Wöbu. Und siehe da: da finde ich „fleasc“ in der
Bedeutung von Band, Reifen, Ring.

Man sollte aber nicht von Einzelquellen ausgehen. Nach diesem Fund sollte man im Schottisch-WB, im Manx-WB, im Kornisch-WB, im Bretonisch-WB und im Walisisch-WB nachschlagen, ob man da was ähnliches findet, denn die Sprachen waren – bevor sie sich vom Rest abspalteten – nachweislich verwandt miteinander. Ich habe außer Irisch leider nur ein Walisischwörterbuch und finde dort „fflasg“ mit der Übersetzung flask, basket. Das englische flask bedeutet Flasche, Flacon, Kolben oder Behälter. Den Hinweis mit „basket“ finde ich sehr interessant, denn ein basket ist ein Korb und damit wieder etwas geflochtenes. Das walisische „fflasg“ ist also wahrscheinlich mit dem germanischen Wort Flasche (und Co.) verwandt und unterstützt auch die Annahme im Pfeifer, dass es was mit geflochtenem zu tun hat. Das Irische hat noch „flaigín“ und „flagún“, die beide Flasche heißen. Ob es sich hier um Lehnwörter handelt, weiß ich allerdings nicht, aber zumindest haben sie etwas mit dem germanischen Wort zu tun.
Ob „fleasc“ was damit zu tun haben kann, kann ich nicht sagen.

Dazu fällt mir dann sofort
der FahrradSCHLAUCH ein. Und dann das Sprichwort „alter Wein
in neuen SCHLÄUCHEN“. Da Sprichwörter oft seeeeehr alt sind,
stelle ich fest: Das passt!

Ja, große lederne Gefäße für Wein nannte man Schlauch. Dass Sprichwörter sooooo alt sind, kann ich nicht bestätigen, es gibt viele neuere und viele sind auch Lehnübersetzungen aus der Bibel. Aber das mit den Schläuchen stimmt schonmal. Nur kann ich bei „Band, Reifen, Ring“ (der Übersetzung von „fleasc“) nix wirklich schlauchartiges herauslesen. Bedenke, dass es Fahrradschläuche erst seit einigen Hundert Jahren gibt, wenn überhaupt. Damals war ein Schlauch ein ledernes Hohlgefäß und nicht band-, reifen- oder ringförmig. Ich kann also keine besondere semantische Ähnlichkeit zwischen „fleasc“ und einem Weinschlauch entdecken. Eine Ähnlichkeit zu Flasche wäre noch viel weiter entfernt.

So, jetzt machen wir noch die Probe
auf’s Exempel und schauen ins arabische Wöbu., ob wir dort
einen ähnlichlautenden Begriff finden, welcher ebenfalls die
Bedeutung „Band, Ring, Schlauch, Reifen“ hat. lazqa =
Umschlag

Ich weiß nicht, wie gut du dich mit dem Arabischen auskennst, aber semitische Sprachen basieren auf Wurzeln. Das sind meist drei Konsonanten, um die herum die Vokale in bestimmten Mustern gebildet werden und wo die Wörter dann entsprechend andere Bedeutungen haben. Das klassische Beispiel ist „kataba“ (schreiben), das bei Umstellung zu „kitab“ (Buch), „yaktub“ (ich schreibe [glaube ich]), „maktaba“ (Buchhandlung [oder Bibliothek?]) usw. wird. Ebenso sind z.B. Salam und Islam und Muslime verwandte Wörter, dort ist die Wurzel SLM, im vorhergehenden Wort KTB.
Bei „lazqa“ sollte die Wurzel LZQ sein. Diese steht nach meinen Recherchen für „klebrig, haftend“, hat also nicht wirklich was mit Flaschen, Schläuchen oder Flechtungen zu tun.

farag = Leere, Vakuum; faraga = leer sei, hohl sein

(mit l=r).

Die Wurzel von faragha ist FRΓ (ich benutze jetzt mal ein Gamma für den Reibelaut), die Wurzel bedeutet „leer, unbesetzt“. Ich finde, das passt nun gerade nicht auf Flaschen, aber gut. Im Arabischen heißt Flasche allerdings „shisha“ bzw. „zudjâdja“. Wenn man meint, Flasche/flaska sei ein arabisches Lehnwort, müssten die Araber ja auch irgendwie so ein Wort haben, was Flasche (oder etwas stark ähnliches) bedeutet. Leider finde ich da nichts.

Dass ein Schlauch immer hohl ist, passt auch. Also,
schlussfolgere ich: Flasche ist in allen Sprachen ein Lehnwort
aus dem Arabischen mit der Ursprungsbedeutung „hohl sein“.

Nur nicht im Arabischen. :wink:
Es wäre also der Fall, dass die Germanen das Wort für „leer“ aus dem Arabischen entlehnt und ihrerseits für das Konzept der Flasche gebraucht haben. Die Kelten haben das Wort dann übernommen und die Bedeutung auch auf geflochtene Behälter ausgeweitet, wobei das altgermanische Wort für flechten zufällig sehr sehr ähnlich wie das angebliche Lehnwort für Flasche klingt. Die Romanischsprecher, die mit den Arabern und den Germanen in Kontakt standen, haben sich allerdings ein anderes Wort für Flasche „überlegt“.

Mir scheint diese Geschichte höchst(!) unplausibel. Viel plausibler erscheint mir, dass Flasche tatsächlich von flechten kommt, ein germanisches Wort war, dann von den Kelten (vermutlich über die Franken) übernommmen wurde und in der damaligen Bedeutung eines geflochtenen flaschenähnlichen Behälters ins Irische usw. übernommen wurde.

Wenn du dir die keltischen Sprachen anguckst, entspricht dort
oft ein /p/ einem /k/

das habe ich nicht gewusst. Offenbar gibt es somit p=k. Naja,
mit einer langen Kette habe ich es vielleicht schon gewusst:
p=b=f=h=ch=g=k, aber das ist dann doch schon eine sehr alte
Sprachverwandtschaft, oder? Ähnlich dem b=m, wobei mir hier ja
immer der JakoB = GiaccoMo und Biarritz = Miarritze als
Symptome dienen.

Es ist nicht ganz so einfach; das „p“ ist aus einem labialisierten „k“ entstanden… in dem Falle: *kw > p. Das geht in die eine Richtung, in die andere ist’s aber extrem unwahrscheinlich.

und ohne da auf eine Protoform

zurückzugreifen, kannst du das nicht erklären.

Vielleicht schreibe ich jetzt was ganz Dummes: ist das laut
Theorie nicht die erste germanische Lautverschiebung?

Erst dann wird

deutlich, dass zugrundeliegend ein /kʷ/ (labialisiertes
k) anzunehmen ist, das sich beim P-Keltischen zu einem /p/ und
beim Q-Keltischen

was ist Q-Kletisch?

Q-Keltisch sind diejenigen keltischen Sprachen, bei denen das *kw so blieb (also kw, kv, cw o.Ä.) und P-Keltisch diejenigen, bei denen das *kw zu einem p wurde. „Fünf“ heißt auf Walisisch (QK.) „pump“ und auf Irisch „cúig“. Leicht kannst du hier sowas wie *kwi(n)kw rekonstruieren, und wenn du ins Lateinische schaust, siehst du dort: quinque, fast identisch mit dem gerade mal schnell von mir rekonstruierten „protokeltischen“ Wort. Mit den Fragewörtern geht das ähnlich. „Wer“ ist auf Walisisch „pwy“ und auf Irisch „cé“, man könnte hier vielleicht sowas wie *kwe oder *kwi rekonstruieren. Und was heißt „wer“ auf Latein? Richtig: quis. Das „-s“ dürfte meiner Ansicht nach der fürs PIE rekonstruierte Nominativ-Maskulin-Marker sein, der an vielen maskulinen Wörtern im Nominativ haftete, in vielen Sprachen aber schnell verschwand, in den baltischen Sprachen blieb er, so auch im Gotischen, in den nordgermanischen Sprachen wurde er zu -r (im Isländischen ist davon noch die Endung -ur übrig); würde mich nicht Wundern, wenn die deutsche typisch maskuline Endung „-er“ auch daher kommt.

na ja, da habe ich aber für Irisch resp. Keltisch auch schon
anderes gelesen. Aber auch hier gilt: Die Indogermanisten
versuchen einfach alles zu vereinnahmen. Ich glaube da eher,
dass es eine - zwar relativ weite aber so doch -
Verwandtschaft zu der hamito-semitischen Sprachfamilie hat,
welche ja durch Seefahrerbegriffe recht gut auf
Verwandtschaften hin untersucht ist.

Es gibt nicht wenige Sprachwissenschaftler, die das auch annehmen. Die Grammatik der beiden Sprachfamilien (also Indoeuropäisch und Afroasiatisch) ist zwar sehr verschieden, aber es gibt viele Gemeinsamkeiten. Eine Verwandtschaft läge aber so weit zurück, dass mit bloßen Kognaten (also vermeintlich verwandten Wörtern) nicht viel zu machen wäre. Die Verwandtschaft wird also immer im Dunkeln liegen, aber vielleicht wird sie ein wenig wahrscheinlicher mit der Zeit.
Ich halte es aber für unmöglich, dass die Annahme der indoeuropäischen Sprachverwandtschaft plötzlich und unerwartet unwahrscheinlicher werden sollte. Dafür spricht ja nichts.

warum? Ich habe bewusst das Beispiel oben „Flasche“
ausgewählt, um eben die auffällige Ähnlichkeit zwischen
Keltisch und Arabisch zu zeigen. Komischerweise fand ich in
der Vergangenheit noch alle Wörter aus dem Irischen n meinem
Mini-Arabisch-Wöbu (9000 Stichwörter!) in ähnlicher Bedeutung
wieder. Soviele Zufälle???

Ich habe die angeblichen Ähnlichkeiten recht schnell widerlegen können. Von der Flaschentheorie ist leider nichts mehr übrig. Vielleicht aber von den anderen vielen Wörtern, die du gefunden hast, aber man muss dann immer genau die arabischen Wurzeln untersuchen.
Übrigens habe ich vllt. das gleiche Arabisch-WB wie du (Langenscheidt). :wink: Ist aber nicht mein einziges Arabisch-WB.

Aber Theorien zur Verbindung von Indo-Europäisch und den
afroasiatischen Sprachen (zu denen die hamito-semitischen
gehören) gibt es soweit ich weiß auch; es gibt einige
strukturelle Ähnlichkeiten dabei. Doch wie überall, reicht das
natürlich nicht aus.

Unbedarfte Frage: wer legt das anhand welcher Kriterien fest,
was „ausreicht“ und was eben „nicht ausreicht“? Hier kommt
wieder meine Skepsis bis Ablehnung gegen die Indogermanisten,
die alles versuchen zu vereinnahmen.

Das legt niemand fest, also es gibt keine feste Grenze. Aber wenn es nur ein paar kleine Hinweise sind, sind die (mit Statistik) viel leichter, plausibler und wahrscheinlicher durch Zufall oder aber durch vereinzelte Entlehnungen oder Onomatopoetika/Lallwörter (Mama, Papa, zwitschern usw.) zu erklären als durch Verwandtschaft der Sprachen. Gerade wenn in den Grundwörtern (Swadesh-Liste) kaum Ähnlichkeiten zu verzeichnen sind, sollte einem das schon zu denken geben… sind doch diese Wörter die stabilsten.
Das stabilste Wort ist übrigens lustigerweise „Laus“. Warum auch immer. :smile:

Weder Wortgleichungen noch strukturelle

Ähnlichkeiten reichen aus, um eine Sprachfamilie zu
postulieren.

Mir ist schon klar, dass Du mir hier kein Grundseminar
Linguistik, Philologie o.ä. bieten kannst, will ich auch gar
nicht, aber über ein paar Infos wäre ich schon dankbar.

Nur so viel: Alles (oder sehr viel) muss zusammenpassen: Lautwandelgesetze, eine mögliche gemeinsame Protosprache, eine gemeinsame Geschichte (also die Völker sollten Kontakt gehabt haben), eine plausible Erklärung für die Geschichte wenn die Völker nicht mehr in Kontakt stehen oder großer Sprachwandel stattgefunden hat, strukturelle Ähnlichkeiten in der Grammatik der Sprachen und die so genannten „shared quirks“ — das sind seltene Eigenschaften von Sprachen, die auf der Welt selten vorkommen. Wie die Klicklaute der Sprachen im Süden Afrikas, die große Anzahl der Kasus im Kaukasus, das Nominalklassensystem der Bantusprachen, das sonst auf der Welt nirgendwo vorkommende System der Wurzelflexion in den semitischen Sprachen u.ä. — wenn zwei Sprachen solche Eigenschaften teilen und sie nicht gerade extremst weit von einander entfernt liegen kann das entweder auf Sprachkontakt oder aber auf Verwandtschaft zurückzuführen sein.

— es gibt keinen

Grund, warum man hier „Hund“ noch mitbetrachten müsste.
Erstens ist „Hund“ in keinster Weise das Gegenteil von
„Katze“, zweitens kommen die Tiere aus anderen Kulturkreisen
bzw. Erdteilen.

ich habe gerade ein wenig gegoogelt und ich fand es
erstaunlich schwer, irgendwo was darzu zu lesen, WOher der
Hund resp. Wolf kommt. In Wiki wird von Russland gesprochen,
in einem anderen Google-Treffer von Nordamerika. In Wiki heißt
es bei der Katze „zuerst in Afrika und in Asien“. Also ist
erstens offenbar gar nicht gesichert, woher denn nun Hund und
Katz tatsächlich ureingeboren her stammen und zweitens scheint
es - Wiki folgend - durchaus denkbar, dass beide eben doch in
der gleichen Region beheimatet sind. Auch hier wieder mein
Bezug zu unseren Sprichwörtern: „die sind wie Hund und Katz“
(= sie verstehen sich überhaupt nicht). Was wohl auch daher
kommt, dass der eine ein Strahlenflüchter, die andere aber ein
Strahlensucher ist. Also ich sehe zumindest noch nicht so
ganz, warum man diese beiden Tiere nicht als Wortpaar sehen
sollte - und damit deren Namen in der gleichen Sprache suchen
sollte.

Gut, aber auch wenn Hund und Katze vielleicht beide schon immer da waren oder aus der selben Gegend kommen mögen (was ich nicht glaube) — es gibt einfach keinen Grund, warum Katze das Gegenteil oder Gegenstück zu Hund sein sollte. Wie Immo schon sagte, es könnte jedes andere Tier sein. Ich sehe nichts, was einen Hund eher als das Gegenstück zur Katze auszeichnen könnte als z.B. ein Fisch, ein Vogel, ein Kaninchen, eine Mücke oder ein Elefant.

Und auch die Sache mit den Gegenstück-Wörtern finde ich nicht einleuchtend. Wenn eine Sprache ein Lehnwort übernimmt, wieso sollte er dann das Lehnwort für das Gegenteil auch übernehmen. Das könnte sie machen, aber wieso sollte das wahrscheinlicher sein.
Ehrlich, diese Idee ist nicht sehr ausgereift und auch gar nicht nachvollziehbar für mich (und Immo). Aber wenn du’s irgednwie nachweisen kannst, dass Gegenteilwörter besonders häufig zusammen entlehnt werden, dann nur zu…

Übertragen auf dieses Sich-die-Möglichkeit-offen-lassen ist
das in meinen Augen das Eingeständnis des Nicht-Wissens, des
Ratens.

Nicht-Wissen bedeutet nicht gleich raten. In der Wissenschaft rät man nicht. Man trifft Annahmen, überprüft diese und die Masse der Wissenschaftler erklärt dann (indirekt und tw. unbewusst) die wahrscheinlichere zur dominierenden Theorie. Mit Raten hat das soviel zu tun wie Überschlagsrechnungen mit Zufallszahlgeneratoren.

Wäre es alles so sicher, dann sollten die Idg doch
sagen: So ist es Punkt. Dann kann ein anderer kommen und
argumentieren und sagen: Weil es Ableitungsprobleme bei diesem
oder jenem Buchstaben gibt, kann das nicht sein, es muss
so-und-so sein. Dann entwickelt sich fruchtbare Wissenschaft.
Ein Widerstreit ohne Scheuklappen. Auch wenn Du mir weiter
unten sagst, dass heute eigenes Denken der Studenten gefragt
sei.

So ist’s doch auch, oder? Nur dass seriöse Wissenschaftler sich mit „Basta!“-Aussagen eher zurückhalten.

somit im Endeffekt nichts anderes als das, was Du mir
versuchst klar zu machen: „Ab, zurück in die Vergangenheit und
Protowörter konstruieren“, oder?

Ja, ganz genau. Das geht natürlich dann nur für die saharanischen Sprachen, nicht fürs Sumerische, da wir dort nur eine Sprache haben (allenfalls noch Dialekte).

das war vielleicht etwas arg drastisch ausgedrückt. Aber ich
kenne es halt von den Onomasten. Da geht man zu Hr. Prof. Dr.
Dr. YX in Vorlesung und schaltet sein eigenes Gehirn aus um
dann logischen Überlegungen (Stichwort Vergleichende
Sprachwissenschaft - hier insbesondere Vergleichende
Onomastik) mit völlig irrationalen - aber gelernten -
(Pseudo-)Argumenten zu kommen. Mir selbst schon bei LEO im
Forum passiert.

Ja, da kenn ich mich nicht so aus in der Onomastik. Ich habe einen Kommilitonen, der auch Onomastik studiert… es wird über ihn gesagt, er denkt sich manchmal Etymologien aus. Vielleicht ist das irgendwie typisch für Onomasten, ich weiß es nicht.

Bitte hilf mir: was ist Typologie? ich habe bei Wiki geschaut,
dort steht „Klassifikation“, wobei ich mir aber nicht sicher
bin, ob ich das richtig verstanden habe.

Ja, Typologie ist v.A. die Klassifikation, Einordnung und der Vergleich von Sprachen, aber auch die sprachenübergreifende Analyse der grammatischen Strukturen und Eigenheiten. Dazu gehört auch Arealtypologie, die sich anguckt, ob sich gewisse Eigenschaften in bestimmten Gebieten sammeln (Sprachbünde und so). Es gehört noch mehr dazu, aber das hier genannte ist so das wichtigste. Die ganzen anderen Teildisziplinen wie Syntax, Morphologie, Phonologie, Psycholinguistik, Soziolinguistik, Computerlinguistik, Phonetik, Semantik spielen da alle auch mit rein. Vielleicht mag ich die Typologie deswegen so.

wenn Du mich hier lobst, so tut das mir wohl, gleichzeitig
aber verstehe ich die Argumentation dann doch nicht so ganz:
Einerseits sagst Du (überspitzt): „Vergiss die heutigen Wöbü,
Du musst die Asteriskenkunde lernen“, zum Anderen sagst Du
hier eigentlich genau das Gegenteil: „Es ist gut, in dieses
Lexikon und jenes und drittes und viertes etc. zu schauen und
zu vergleichen“.

Hm, sagte ich das mit dem „Vergiss die WB“? Ich glaube nicht, dass ich das so meinte… man muss sie natürlich mit Vorsicht genießen und ich denke, gerade fürs Indoeuropäische gibt’s so viel, dass sich Vergleiche der einzelnen Einträge lohnen. Allgemein denke ich aber, Pfeifer und Kluge sind recht vertrauenswürdig… ich habe bisher wenig (eigentlich nichts) schlechtes drüber gehört.
Aber gar nicht trauen, das wäre zu viel… dann bräuchte man solche Bücher ja nicht.

Im baskischen
findest Du übrigens: „kraska“ (= (zer-)brechen).

Ich habe hier viel weggekürzt, du schriebst über die Herleitung eines Familiennamens auf „Gries“ und so… klang recht einleuchtend, deine Erklärung, auch die Verwandtschaft zu „crash“, aber die hab ich jetzt nicht nachgeprüft. Ich vertrau dir da mal. Bei „kraska“ werd ich unsicher… das Wort sieht alles andere als Baskisch aus, es gibt dort soweit ich weiß keine Konsonantencluster am Wortanfang; alle Wörter mit „kr“ in meinem WB sind Lehnwörter. Eins ist sicher: ein echtes baskisches Wort ist das nicht.

gerade wenn ich im Kluge oder Pfeiffer lese „Lallwort“, dann
krieg ich schon zuviel. Ich halte gerade diese Form der
Erklärung als in keinster Weise stichhaltig. Für mich hat
JEDES Wort eine charakteristische Bedeutung.

Lallwort klingt komisch, aber ich finde es sehr zutreffend. Die einfachsten Laute, die ein Kind machen kann, sind /m/ (mit zuem Mund brummen) und /a/ (mit offenem Mund brummen). Zusammen ergibt das „Mama“. Ein /p/ (mit zuem Mund brummen und dabei den Mund aufmachen) liegt auch nahe.
Wie sonst willst du erklären, dass auf der ganzen Welt alle Mamas ähnlich heißen? Sogar im Chinesischen heißt Mama nichts anderes als „mama“ (妈妈). Dort ist’s auch kein Lehnwort und die einzelnen Silben haben auch keine eigene Bedeutung (außer eben die Mutter zu bezeichnen).
Wenn es Lallwörter gibt, und die gibt es, dann ja wohl Mama und Papa.

Aber hier liegt m.E. ein grober Fehler der Sprachwissenschaft:
Gerade solche Wörter - für mich sind es ja eben KEINE
Lallwörter - dürfen keinesfalls aus der Untersuchung
herausgelassen werden.

Unter den Annahmen der Sprachwissenschaftler schon, denn da ist man sich relativ einig, dass Mama und Papa Lallwörter sind. Anders ist die Häufigkeit dieser Wörter nicht zu erklären. Ein ähnliches Wort (diesmal ein Onomatopoetikum) ist noch das Wort für Katze, dass in vielen Sprachen der Welt einfach „mao“ oder „miao“ heißt… der Ursprung ist ja offensichtlich. Deswegen eine Verwandtschaft zwischen dem Chinesischen und dem Altägyptischen (oder was auch immer) annehmen zu wollen wäre unbegründet.

Das „aita“ im Baskischen überrascht mich daher gar nicht.

Mich auch nicht, da es mit „(be)zeugen“ mit
BEdeutungseinschränkung aus ursprünglich „zeugen“ eine absolut
charakteristische Eigenschaft eines Vaters wiedergibt.

Ich finde auf Deutsch den Bedeutungszusammenhang zwischen „etwas bezeugen“ und „ein Kind zeugen“ schon sehr weit. Es wäre fast sensationell, wenn auch auf Baskisch diese beiden Wörter das gleiche hießen. Kann das von dir gemeinte Wort für „bezeugen“ auch fürs „Kinder machen“ verwendet werden?

Wenn du aber guckst, woher das Wort Athabasca kommt, findest
du, dass es sich von einem See in Canada ableitet, und in der
dort ansässigen Sprache Cree bedeutet er „[where] there are
plants one after another“ — ich denke, hier würde ausnahmslos
jeder zustimmen, dass diese Etymologie viel
einleuchtender, glaubwürdiger, und leichter zu überprüfen ist

ist es wirklich leicht zu überprüfen? Ist es sicher, dass es
sich um keine Volksetymologie à la Aventinus handelt? Ich kann
zwar so leidlich Englisch - zur Fachliteratur reicht es aber
nur mit Wöbu - aber bitte: übersetze ich richtig mit „dort, wo
es eine Pflanze hinter der anderen gibt“? Wenn ich den Sinn
auch nur halbwegs richtig erfasst haben sollte, so klingt mir
das doch mehr als volksetymologisch. Genau so wie München mit
den Mönchen.

Ja, deine Übersetzung des Englischen ist korrekt. Ich habe nur leider kein Cree-Wörterbuch, man müsste sich die genaue Glossierung (=Aufsplittung in Morpheme) angucken. Die stand leider nicht dabei. Aber mal ganz ehrlich: Was ist denn wahrscheinlicher — das „Athabasca“, die Bezeichnung für einen See im Indianerland, von einem indianischen Wort herkommt, der eine Landschaft beschreibt, oder die Erklärung, dass die Bezeichnung für den See eigentlich aus einer mehrere 10.000 km entfernten kleinen Sprache herrührt und irgendwie bedeutet (und das auch noch fast völlig ohne Lautverschiebungen): „Vater der Basken“ (wobei die Basken sich selbst ja nicht als Basken bezeichnen). Sozusagen ist das baskische Wort für Vater (aita) irgendwie auf die andere Seite des Globus gelangt, zusammen mit dem indoeuropäischen Wort für die Leute, aus der das Wort für Vater stammt… und zusammen ergaben sie dann den Namen eines Sees?
Also bitte. :wink:

Auf Klingonisch heißt „‚aD’a‘ bachqa’“ = „Er schießt nochmal auf die große Ader“… man kann in etwa das ähnlich plausibel als den Ursprung für den See und die Sprachfamilie annehmen. Schließlich war der Erfinder des Klingonischen (ich hab ihn selbst kennenlernen dürfen!) ein Linguist, der sich mit noramerikanischen Sprachen beschäftigt hatte.

als die Annahme, es könnte „Vater des Baskischen“ (o.Ä.)

Du denkst zu kurz: Im Bayerischen (wieder so ein Sympotom von
mir!) haben wir den Ausdruck „oid“ oder auch „oit“. Meint
„alt“. Somit gingen meine Gedanken in die Richtung auf
„Alt-baskisch“, wissenschaftlich ausgedrückt „paläo-baskisch“.

Das Bayerische „oid“ ist auf „alt“ zurückzuführen, regelmäßig. Rundung des a-Vokals und das l wird zu i am Silbenende, so wie bei „Fium“, „Wäut“ usw.; ich kenn das auch aus dem Berndütschen.
Dass das baskische Wort „aita“ (Vater) mit dem deutschen Wort „alt“ verwandt sein sollen, möchtest du damit hoffentlich nicth ausdrücken. Das wäre nämlich offen gesagt lächerlich.
Deine Erklärung zum Athabasca-See macht sie auch nicht wahrscheinlicher. Zumal die Region dort und die Sprachen kaum weniger mit dem Baskenland zu tun haben könnten.

traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!
Das Ergebnis hängt ganz davon ab, welche Parameter Du wie
setzt. Und das wiederum hängt von Deiner Intention ab, was Du
rauskriegen willst.

Wir haben’s hier mit Linguisten zu tun. Hier gibt’s keine willkürlich veränderbaren Parameter und man kann auch nichts so drehen, dass es niemand anderes merken würde. Die Schritte sind auch für jeden Wissenschaftler offen einsehbar (sonst wär’s keine Wissenschaft). Mit bewusster oder unbewusster Statistikfälschung kannst du hier nicht kommen.

Das ist der Begriff als
solches, der m.E. falsche Assoziationen weckt. Er legt - als
Begriff - nahe, dass es eine große Sprachfamilie von Indien
bis zu den Britischen Inseln (mit ein paar weißen Flecken
drin) gäbe.

Ja, das ist ja auch der Fall. Es gibt zwei Begriffe: Indogermanisch und Indoeuropäisch. Sie bedeuten dasselbe.

Familie ist für mich „blutsverwandt“. Und dagegen
sträube ich mich. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass
keinerlei „Blutsverwandtschaft“ zwischen einem Inder und einem
Spanier besteht.

Jetzt enttäuschst du mich. Ich dachte, dir wäre klar, dass Sprachverwandtschaft nichts mit Blutsverwandtschaft heißen müsste. Erstens sind alle Menschen auf diesem Planeten mehr oder weniger verwandt miteinander, also auch Inder und Spanier, wenn auch sehr entfernt. Zweitens hängen die beiden „Familien“-Begriffe aber nicht zusammen, sodass zwei Gruppen, die die gleiche Sprache sprechen, genetisch sehr weit entfernt verwandt sein können (Spanier vs. Südamerikaner) und zwei Gruppen, die genetisch eng verwandt sind, können völlig unterschiedliche Sprachen sprechen (die meisten Finnen und Schweden).

Die Wortverwandtschaften, welche man in der
Tat nicht leugnen kann (klassisches Beispiel: „rot“), sind
aber für mich auf anderem Wege in die jeweils andere
Sprachwelt eingedrungen: Über Entlehnungen. Entlehnungen
finden ja immer dort statt, wo reger Kontakt zwischen den
verschiedenen Kulturen (und somit Sprachen) gegeben ist/war.
Vom Gyros unserer Tage, über den „kindergarden“ bis hin zu -
wie ich behaupte - „Flasche“ in prähistorischer Zeit.

Entlehnungen sind hierbei so gut wie ausgeschlossen, es ist einfach zu viel eindeutige Sprachverwandtschaft festzustellen. Irgendwelche Entlehnungen müssten dann stattgefunden haben, als die Indoeuropäer noch allesamt in der Ukraine hausten. Und dann müssten sie einander fast die gesamte Sprache samt Strukturen und Lauten entlehnt haben — das ist so gut wie unmöglich.
Die Alternative der Verwandtschaft geht nicht von solchen extremst unwahrscheinlichen und utopischen Prämissen aus. Und die genetische Verwandtschaft zwischen Spaniern und Indern (mit Zwischenschritten über die dazwischenliegenden Völker) bestreitet auch niemand.
Bitte fang nicht damit an, auch noch die Genetik in Zweifel zu ziehen.

Gleichzeitig ist für mich damit aber auch klar, dass dieser
Kontakt über Kleinasien//Naher Osten gelaufen sein muss.
Spätere Wanderungsbewegungen inner- und außerhalb Europas
lasse ich einfach mal so außen vor. Erstens habe ich mich
damit noch zu wenig beschäftigt, zum Anderen - siehe oben -
habe ich immer noch die Wissens-Weiterentwicklungs-Phase
(Italer am Niederrhein etc.)

Man geht heute davon aus, dass die Urheimat der alten Indoeuropäer etwa in der Ukraine bzw. nördlich vom Kaukasus war. Von dort verbreiteten sie sich nach Indien, Pakistan, Iran, Irak, Anatolien (Hethitisch!) einerseits, und Europa andererseits, von wo aus sie dann zum Teil wieder in Richtung Asien marschierten (Slawen).
Im Groben stimmt das soweit; über die genauen Details ist man sich noch nicht sicher.

dazu fällt mir spontan das polnische Wort für „See“ ein,
welches immer und überall mit „jez.“ abgekürzt wird
(ausgeschrieben glaube ich, heißt es jezeri (habe gerade kein
polnisches Wöbu da).

Ja, so ähnlich, See heißt „jezioro“ auf Polnisch (laut WB). Ich kenne das im Russischen als озеро (ozero). Laut dem etym. WB von Vasmer ist das mit litauisch „ẽžeras“ (See) und altpreußisch „аssаrаn“ (See) verwandt.
Eine Ähnlichkeit zu „Wasser“, „víz“, „vesi“ oder so erschließt sich mir allerdings nicht. Es ist ja nur ein Konsonant (z/s) ähnlich, mehr nicht.

genau: oder umgekehrt. Denn: warum wollen die Idg. alles
vereinnahmen. Die Indogermanen sind nicht die besseren
Menschen gegenüber den Nicht-Indoeuropäern.

Wollen sie nicht. Die Indogermanisten haben davon doch nix. Niemand will etwas vereinnahmen. Die Indogermanisten kommen ja auch nicht mit haufenweise Theorien, dass allemöglichen abstrusen Sprachen der Welt, mit dem Indoeuropäischen verwandt sein sollen…
Das Bild, dass du von den Indogermanisten hast, teile ich ganz und gar nicht.

Lieber führe ich „Fisch“ auf „Fisch“ zurück, als auf
„schweigsam“. :wink:

Ja, bitte, wo ist er denn, Dein „Fisch“? ich kann in „Zubrot
zur Nahrung“ kein Charakteristika von „Fisch“ entdecken.
Liefere mir was Plausibles und gut ist’s.

Ich führe „Fisch“ auf „Fisch“ zurück. „Zubrot zur Nahrung“ oder sonstwas ist ein Vorschlag eines Indogermanisten gewesen. Es gibt sicher mehr Vorschläge für weitere Rückbildungen bzw. Ausklamüserungen dieses Wortes. Ich behaupte nicht, dass „Zubrot zur Nahrung“ die Grundbedeutung oder Etymologie von Fisch ist… da müsstest du schon Pfeifer oder Kluge oder Pokorny oder Grimm oder sonstwen fragen.

*schnipps*

[hier scheint deine Antwort zu Ende zu sein, es folgten Zitate von Immos Antworten, ich hoffe, ich habe nichts verpasst, wenn ich den Rest nicht nochmal gelesen habe]

Den Rest mach ich morgen oder so. Liebe Grüße!

  • André

ich möchte nochmal kurz auf die oben erwähnte Flasche
eingehen. Mit der von Dir zitierten Regel p=k lässt sich somit
über p=f und k=c dann sogar das spanische Wort „calabaza“
(Kürbis) damit auch abdecken. Und mit viel Fantasie sogar den
„Kürbis“ über R=L ebenfalls. Allerdings wäre m.E. ziemlich
erklärungsbedürftig, warum dieser Umlaut und hinten der helle
Vokal erscheint. Andererseits hätte man mit „Falschenkürbis“
wiederum eine perfekte Tautologie.

Ich weiß gerade nicht genau, worauf du hinauswillst. Du kannst doch nicht willkürlich irgendwelche Lautverschiebungsregeln, die es irgendwo auf der Welt gibt, für eine Sprache anwenden, die durch diese Verschiebungen gar nicht durchgelaufen ist.
Soweit ich weiß, ist „calabaza“ wirklich mit Kürbis verwandt. In den slawischen Sprachen heißt dieser nämlich „arbuz“ (o.Ä.) und in einigen kaukasischen Sprachen (die das vermutlich aus dem Türkischen oder Arabischen entlehnt haben) „qarbuz“. Von da ist’s nicht weit bis „Kürbis“ und auch nicht weit bis „calabaza“. Aber das ist nur eine Vermutung. Eine Verbindung zu „Flasche“ kann ich hier nicht einmal mit der größten Fantasie feststellen. Der Pfeifer gibt Als Ursprung mittellateinisch „curbita“ an.
Jetzt habe ich gerade ins WB geguckt und gesehen, das russische „арбуз“ (arbuz) bedeutet Wassermelone, nicht Kürbis. Vasmer (russ. etym. WB) gibt als verwandte Wörter ukr. „гарбуз“ (harbuz), poln. „harbuz“ an, türk. „karpuz“ und als deren Ursprung persisch „xarbûza“ (Melone, Zuckermelone) an, das mögl. von deren Bezeichnung für „Eselgurke“ kommen soll. Außerdem die lateinische Bezeichnung „Cucurbita citrullus“, die zumindest zeigt, dass eine Bedeutungsübertragung zwischen Melone und Kürbis möglich ist. Ich kenne aus dem Tsesischen (eine unverwandte nordostkaukasische Sprache) noch das Wort „къалпуз“ (q’alpuz), das aufgrund seiner lautlichen Struktur ebenfalls ein Lehnwort ist. Eine Lautverschiebung von r>l ist im Tsesischen nicht selten.

Ich weiß nicht, was der Kluge sagt, aber meiner Ansicht nach sind „Kürbis“ und „karpuz“ (etc.) verwandt. Vielleicht auch „calabaza“. Das Wort haben wir im Deutschen ja auch als Kalebasse (steht leider nicht im Pfeifer).

Aber an diesem Punkt möchte ich Dich noch was fragen:
ich denke, dass meine Vorgehensweise nicht die dümmste ist.
Mir ist mittlerweile klar, dass das weniger als die halbe
Miete ist - die Wissenschaft fängt dort an, wo ich ende. Aber
warum um alles in der Welt machen die Wissenschaftler nicht
diese Schritte wie ich um dann wissenschaftlich zu
untermauern, warum das so geht/geworden ist und nicht anders?

Nur eine Vermutung: Vielleicht erkennen sie viel schneller als ich (da sie sich ja besser auskennen in dem Thema), dass solche Vorgehensweisen und solche Wortverbindungen zu nichts führen? Sicher sind einige Etymologien genauso hergeleitet worden. Aber wenn denen, die die Lautgesetze genau kennen, von vornherein klar ist, dass „Flasche“ und „calabaza“ nicht verwandt sein können, oder „flaska“ eben kein baskisches Urwort sein kann, dann brauchen sie dort auch gar nicht weiterzugucken.

Ich habe halt den Eindruck, dass die Wissenschaftler zuerst
die wissenschaftlichen Gesetze anwenden und erst dann schauen,
„was könnte denn da als Sinn rauskommen?“. Also genau
andersrum wie ich es vorschlage. Und ich bin mir auch sicher,
dass wenn „die Wissenschaftler“ zuerst nach einem Sinn und
dann nach einer Regel suchen würden, ich glaube, dann käme bei
so manchem Wort eine andere Lösung raus.

Das wäre ein bisschen Zeitverschwendung, oder nicht? Die Lautgesetze, die fürs Indoeuropäische aufgestellt wurden, sind klar und längst als gegeben angenommen. Sie machen Sinn und leiten Wörter korrekt ab. Warum sollte man sich da hinsetzen, diese Gesetze ignorieren und einfach mal mit ein paar Wörtchen spielen, indem man sie durch selbst erfundene Lautgesetze wandern lässt?
Insofern sind deine Etymologien viel eher „Erfindungen“ als die etablierten Rekonstruktionen mit dem Asterisk.

Ich denke auch, dass
das mit dem was ich als „vielschichtige Entwicklung“
bezeichnet habe, besser in Übereinklang zu bringen wäre als
zuerst die Theorie und dann die Praxis einzusetzen. Ich hoffe,
Du verstehst, was ich meine.

Nein, deine Theorie dieser Entwicklung ist viel mehr ein großes Tohuwabohu von zusammengewürfelten Lautgesetzen, die teilweise falsch angewendet sind, teilweise von falschen Annahmen ausgehen, viele wichtige Schritte und Formen nicht beachten und willkürlich die Semantik eines Wortes ändern.
Du machst du viele große Sprünge auf einmal und siehst die Sprachgeschichten nicht im Zusammenhang. Daher pickst du dir fast willkürlich kleine Proben heraus, die zufällig ähnlich aussehen, aber meist semantisch völlig verschieden sind. Ich denke, dass ist das Hauptproblem in deiner Methode.

??? versteh ich nicht. Im Kluge und im Pfeiffer ist das doch
zu hunderten der Fall. Gut, sie formulieren es in die
umgekehrte Richtung, aber ein wissenschaftliches Ergebnis
sollte doch in alle Richtungen „lesbar“ sein, ohne dass eine
Richtung davon ein falsches Ergebnis liefert.

Nein, sie formulieren es in die entgegengesetzte Richtung, und das ist natürlich legitim. So funktioniert die historische Sprachwissenschaft, und sie funktioniert tatsächlich. Und das Ergebnis *ist* in alle Richtungen lesbar. Ich kann von *flahs-kô(n) durch die Anwendung der germanischen Lautverschiebungen regelmäßig auf „Flasche“ kommen, das klappt in den meisten Fällen, aber nicht immer, da oftmals andere Einflüsse (Analogiebildungen, zusätzliche Morpheme, Metathesen usw.) eine Rolle spielten. Daher kann man nicht 100% genau vorausberechnen, was aus einem Protowort in jeder Sprache wurde.

Aktiv-Passiv-Verhältnis. Aus der Grammatik kennst Du das ja
zur Genüge selbst (Aktiv-Satz umgebaut zu Passivsatz und
umgekehrt). Besonders extrem ist es ja in der Mathematik mit
ihren Gleichungen.

Passivsätze enthalten oft keinen Agens („Er wurde geküsst.“), da fällt die Herleitung des Aktivsatzes, der ja ein Subjekt benötigt, schon schwer. Keine gute Analogie.

Das ist total willkürlich. Fische sind auch nass — da könnte
das Wort Fisch auch vom baskischen „hezea“ kommen (da haben
wir sogar 'nen f-ähnlichen Anlaut).

Primär sind sie das meines Erachtens nicht. Die „Nässe“ ist
ein Zufallsprodukt, bedingt durch die Lebensumgebung. Auch ein
Frosch ist in dieser Lebensumgebung und somit ebenfalls meist
„feucht“ oder „nass“. Aber der Frosch heißt eben nicht Fisch,
weil er im Unterschied zu ihm sehr deutlich Laute von sich
gibt.

Wenn ein Frosch auch nass sein kann, kann man auch Faultiere, Hasen, Schildkröten, Kaulquappen, Spinnen o.Ä. als „stumm“ bezeichnen. Stumm ist weißgott keine primäre Eigenschaft der Fische, sie ist genauso Zufallsprodukt des Im-Wasser-Lebens wie die Nässe. Auch hier wieder nur ein fadenscheiniges Argument als Begründung für die Verwandtschaft zu einem x-beliebigen Wort mit einer völlig anderen Bedeutung in einer anderen Sprache.

Oder von Ungarisch „finom“
(lecker)

was hat denn „lecker“ mit „Fisch“ zu tun?

Wenn du sagst, Fische sind stumm, sage ich, sie sind lecker. Ich esse Fisch nämlich gerne und die alten Indogermanen habenn dies auch getan. Lecker beschreibt einen Fisch ebensogut wie nass oder stumm. Alles sind Eigenschaften dieser Tiere.

oder von Ungarisch
„víz“ (Wasser)

da sehe ich aber mehr Zusammenhang mit slawisch „jez.“ = See.

, weil Fische ja dort leben.

Wie im Vorposting beschrieben, sind diese Wörter „jezioro/ozero“ und „víz/vesi“ kaum ähnlich. Die Etymologie des Wortes für See weist auf andere Ursprünge hin.

aber eben nicht nur Fische.

Und Fische sind nicht die einzigen stummen Tiere.

Kluge und Pfeiffer bringen ich - wie könnte es anders sein -
als idg. Dabei ist ja das Lateinische völlig unstrittig (ego)
und auch gut nachvollziehbar als mit dem Deutschen (ich)
verwandt. Nur sehe ich keine Evidenz darin, wenn dann
angegeben wird (Pfeiffer) Ie. „eg(h)om“ ‚ich‘ ist vielleicht
als ein Neutrum mit der Bedeutung ‚(meine) Hierheit‘ zu
betrachten (Zitat Ende).

Wohlgemerkt „vielleicht“! Das *eghom kenne ich auch als Protowort, das ist ebenfalls unstrittig. Wie der Herr Pfeifer (oder wer auch immer) auf „meine Hierheit“ kommt, kann ich aber nicht nachvollziehen, keine Ahnung. Ich würde das anzweifeln, gerade weil Personalpronomen nicht gerne entlehnt werden (fast nie) und ich „meine Hierheit“ nicht plausibel finde. Wenn du also (wie ich) an „meiner Hierheit“ zweifelst, ist’s dein gutes Recht, diesen Hinweis zu ignorieren und lieber die viel sichere Herleitung aus *eghom zu betrachten.

Warum - so frage ich Dich - schaut man nicht
einfach in Wöbü von anderen Sprachen nach, insbesondere dann,
wenn man, wie der Pfeiffer, schon eine Vermutung hat, was die
wahre Bedeutung sein könnte.

Weil man einen Grund haben müsste, zu erklären, warum jemand ein Personalpronomen entlehnt hat. Das passiert so gut wie nie. Nicht umsonst sind „ich“ und „du“ auch Bestandteile der Swadesh-Liste und dazu noch unter den 40 stabilsten davon.

Nur eben nicht die
Etymologie. Im Baskischen Wöbu steht „egon“ als „sein, sich
befinden, existieren“. Also ganz genau das, was oben als
Bedeutung „(meine) Hierheit“ bezeichnet wird. Aber offenbar
hat der Autor sich nicht getraut, zu schreiben, dass
vermutlich ein Wort aus einer vorindogermanischen (wenn man
diesen Begriff denn unbedingt brauchen will) Substratsprache
und dort vermutlich aus dem Vaskonischen anzunehmen ist.
Vermutlich wäre er sonst gefeuert worden.

Unsinn, hier geht’s um Wissenschaft, nicht um die Vorherrschaft des Indogermanischen. Ich weiß nicht, was der Grund ist, warum man „egon“ und „eghom“ nicht verbunden hat. Vermutlich wäre das zu weit hergeholt und unwahrscheinlich und unbegründet. Das Wort *eghom ist dazu so alt, dass die Indoeuropäer vermutlich noch im der Ukraine hausten. Man müsste sich fragen, wo die Basken zu der Zeit waren — ich glaube, das weiß niemand so genau, aber wenn sie ein so essentielles Wort wie „egon“ übernehmen und damit ihr eigenes Personalpronomen ersetzen, so müssten die beiden Völker schon in ganz ganz starkem Kontakt gestanden haben.

Frage: kann man sich diese Swadesh-Liste runterladen (am
besten kostenlos) oder zumindest - ähnlich wie LEO - online
benutzen? Daran wäre ich sehr interessiert.

Ja, die Swadesh-Wortliste gibt’s z.B. hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Swadesh_list

Das beweist natürlich nicht, dass Baskisch isoliert ist. Es
beweist aber, dass das baskische Grundvokabular keiner
Sprachen mehr ähnelt, als man durch Zufall herauskriegen würde
(wenn man z.B. zufällige Pseudowörter erzeugen würde).

das zwiefele ich an. Ich bin nach wie vor der Überzeugung,
dass es mehr Wörter sind, als Dein Projektcomputer ausspuckt.
Eben weil der bedienende Mensch dem Gerät erst Prämissen geben
und setzen muss. Und wenn aber diese Annahmen in Teilen
unzutreffend sind, so verzerrt es das Ergebnis. Und es merkt
noch nicht mal einer.

Ich habe mir die Bäume (also die Weltbäume mit allen Sprachen) angeguckt und geschaut, womit Baskisch so im Baum landet — das ist dann entsprechend die lautlich-grundvokabularisch ähnlichste Sprache. Ich habe das in den Bäumen überprüft, die ich aus aktuellen und früheren Versionen unseres Projektes noch habe:

  1. Tiv (Niger-Congo; Afrika)
  2. Rikbaktsa (Macro-Gê; Südamerika)
  3. Cheyenne & Wiyot (Algisch; Nordamerika)
  4. Shabo (Nilo-Saharanisch; Afrika)

Baskisch streunt also immer herum, je nachdem welche neuen Sprachen wir dazubekommen. Das zeigt, dass die Sprache keine besondere lexikalisch-phonetische Ähnlichkeit zu einer anderen Sprache zeigt, sonst würde sie sich eher in der Nähe des z.B. Indoeuropäischen aufhalten. Die Ähnlichkeiten zu den obengenannten Sprachen ist im Übrigen extrem minimal. Alle anderen indoeuropäischen Sprachen finden sich zusammen im Baum, so wie es lange bekannt ist.

Natürlich ist die
Sprachverwandtschaft dieser Sprachen recht groß. Aber dennoch
können doch einzelne Wortgruppen sei es als Superstrat oder
als Substrat in diese sich erst später entwickelnden Sprachen
eingeflossen sein. Die Sprachverwandtschaft schließt doch eine
Herkunft einzelner Teile aus Vorgängersprachen, die eben eine
andere Struktur hatten, nicht aus.

Das ist natürlich richtig. Hier geht’s aber um einzelne Wörter. Ich verstehe dein Anliegen nicht ganz: Mal behauptest du, du traust der angeblichen Verwandtschaft der IE-Sprachen allgemein nicht, mal sagst du, das Baskische hatte eben nur ein bisschen die IE-Sprachen beeinflusst (das ist bei einzelnen Sachen ja möglich), und dann seien die IE-Sprachen (die laut dir gar nicht alle verwandt sind) mit den afro-asiatischen Sprachen (bzw. Hamito-Semitisch) verwandt. Deine Annahmen widersprechen sich scheinbar selbst… sie können nicht alle zutreffen.

Du weißt, dass mir die wissenschaftlichen Grundlagen fehlen.
Trotzdem/Daher/Geradedeshalb eine dumme Frage: ich habe ein
paar Sätze weiter oben von den „Prämissen“ geschrieben, mit
denen der Computer gefüttert werden muss.
Welche dieser „Prämissen“ müsste denn verändert werden, damit
das Programm „ich“ lat. „ego“ mit bask. „egon“ in
Verwandtschaft setzt?
Warum sollte „egon“ und „ego“ (bzw. „ich“) nicht miteinander
verwandt sein?

Solche Prämissen können nicht berücksichtigt werden, da es lediglich um die exakte Entsprechung der Wörter geht. Also ich=ich, Fisch=Fisch, trinken=trinken. Keine semantischen Abweichungen sind gestattet, diese würden das Projekt zu willkürlich und die Datenmenge zu groß machen. Baskisch „egon“ kommt in der Swadeshliste auch nicht vor.

Also wie gesagt: Das Projekt zeigt nebenbei, dass Baskisch dem
Deutschen nicht mehr ähnelt als eine x-beliebige andere
Sprache der Welt. Die Ähnlichkeit dürfte unter 1% liegen, ich
könnte für dich gerne den Wert erfragen und gerne auch noch
den Wert für Deutsch und eine beliebige indo-europäische
Sprache.

bitte, bitte, nicht so pauschal.

Für die 40 Wörter der Swadesh-Liste trifft meine Aussage zu. Verwandt sind die Sprachen schonmal nicht. Natürlich negiert das aber nicht die Möglichkeit, dass einige wenige Lehnwörter aus dem Baskischen ins IE eingeflossen sein mögen. Andersrum ist’s ja auch der Fall gewesen (flaska, kraska, lore, eskola…).

Hinzu kommt, dass sich für die IE-Sprachen eine Art
Kontinuum bilden lässt, mehr oder weniger: Hindi ähnelt dem
Persischen, Persisch ähnelt dem Armenischen, Armenisch ähnelt
dem Griechischen, das wiederum ähnelt dem Lateinischen, und so
weiter…

wie sortiert Euer Programm Lehnwörter aus, von solchen, die
auf einer „Verwandtschaftsbasis“ beruhen? Gibt es da
zuverlässige Möglichkeiten?

Schwer zu erklären. Zum einen markieren wir bekannte Lehnwörter (wie etwa „mountain“ im Englischen) selbst, zum anderen gibt es einen Algorithmus, der erkennt, wenn ein Wort einer ganz anderen Sprachgruppe verwandter erscheint als der, in der sich die Sprache befindet. Wenn z.B. „mountain“ den romanischen Wörtern für Berg ähnlicher ist als den germanischen Wörtern dafür, so wird das als mögliches Lehnwort markiert und dann kann man das einbeziehen oder auch nicht. So funktioniert’s grob gesagt.
Romanisch und germanisch habe ich hier benutzt, das Programm weiß aber natürlich nicht, was zusammen gehören *soll*, aber die germanischen und romanischen Sprachen sammeln sich natürlich zusammen, weil sie ja sehr sehr ähnlich sind.

Das baskische Wort für
Fisch ist anscheiend „arrain“.

Heute, ja, aber das weißt Du doch selbst und sogar besser als
ich, dass die Wörter einem Bedeutungswandel unterworfen sind
und Lehnwörter kommen und und und. Also kannst Du doch nicht
mit dem heutigen Wort „arrain“ kommen und darauf pochen „Das
heißt Fisch“.

Aber genau das muss man tun! „arrain“ ist das heutige Wort für Fisch, es sieht nicht nach einem Lehnwort aus und es hat auch keine weiteren Bedeutungen, die darauf schließen lassen könnten, dass es ursprünglich etwas anderes geheißen haben könnte. Daher muss man sogar „arrain“ hernehmen, wenn man es vergleichen will. Denn nichts im Baskischen beschreibt einen Fisch mehr als „arrain“. Da es im Baskischen keine Wörter gibt, die mit R anfangen, und diese oft mit „ar-“ beginnen, kann man mit Fug und Recht annehmen, dass es im Altbaskischen vielleicht „rain“ geheißen haben könnte. Wohlgemerkt könnte. Von dort muss ich also ausgehen.
Du kannst also nicht behaupten, es wäre pauschal und falsch, zu sagen „arrain“ heiße Fisch. Denn „arrain“ heißt Fisch. Es sei denn mein Wörterbuch hat sich geirrt.

Und da kommst Du mit dem Abstrakta
„arrain“. Also, jetzt bin ich schon ein bisschen enttäuscht.

Sei nicht künstlich enttäuscht. Ich habe „arrain“, das angebliche Abstraktum, genommen. Du hast „Fisch“ benutzt, ein genauso abstraktes Wort. Ich finde beide Wörter übrigens überhaupt nicht abstrakt, denn sie bezeichnen konkret einen Fisch. Da ist nix abstraktes. Bei keinem Wort ist die Möglichkeit der Verwandtschaft zu „Fisch“ größer als bei einem anderen Wort, dass Fisch heißt. Wenn du also ein Kognat zu „Fisch“ suchst, so musst(!) du auch beim Wort für Fisch beginnen.

Schließlich programmiert man in solche

Programme nicht ein, dass möglichst „Indo-Europäisch“ als
Ergebnis rauskommen soll. :wink:

vielleicht doch? vielleicht sogar, ohne es zu wollen.

Nein. Wie auch, man vergleicht nur die Ähnlichkeiten der Phoneme der Wörter. Da ist überhaupt kein Platz, ein „Ziel“ einzuprogrammieren. Und das ist auch nicht das, was man möchte.

oder umgekehrt - dass bei so und so vielen Wörtern vor einen
Vokal ein Konsonant vorangefügt wurde.

Das ist höchst selten der Fall. In den IE-Sprachen gibt es manchmal ein S-Präfix, dass die Bedeutung leicht ändert, das ist aber v.A. bei Verben der Fall. Ich glaube, „cry“ vs. „schreien“ ist so ein Beispiel, bin aber nicht sicher. Anderswo ist es extrem selten, dass einfach ein Konsonant vorangestellt wird. Und wenn, dann sicherlich kein P, sondern eher etwas die Aussprache erleichterndes, ein epenthetischer Konsonant, also eher „h“ oder etwas ähnliches.

Warum sträubt man sich in der Sprachwissenschaft so sehr,
Vokale am Wortbeginn zuzulassen? doch nur weil es nicht idg.
ist, oder? Ich lasse es dabei gut sein, Beispiele hatten wir
in dieser Diskussion schon mehrere.
Schließlich passt diese Denkweise ja nicht in die
Indogermanistik. Von daher könnte ich mir schon denken, dass
bisher niemand danach gesucht hat.

Diese Theorie kenne ich nicht, also dass keine Wörter mit Vokalen beginnen könnten. *eghom beginnt mit einem Vokal. Es kann aber sein, dass ein glottaler Plosiv ([ʔ]) angenommen wird, der wird in der Indogermanistik oft als „h“ mit einer tiefgestellten Zahl geschrieben (es gibt mehrere angenommene h-ähnliche Laute). Gut möglich, dass jemand die Etymologie lieber als *h2eghom angeben möchte. Es gibt für die noch weiter zurückgehende Etymologie des PIE noch andere Theorien, z.B. die, dass es Ejektive gab, oder dass sie nur 2 Vokale hatten, u.Ä. Aber das sind wirklich nur Theorien, die noch etwas in den Kinderschuhen stecken und nicht überall akzeptiert sind.

was schreibt die dazu? Interessiert mich wirklich.

Wer? Die Swadesh-Liste? Die sagt, dass Fisch auf Deutsch „fiS“ heißt (wir benutzen eine vereinfachte auf ASCII basierte Lautschrift dafür), auf Englisch „fiS“, auf Niederländisch „fis“ oder „vis“ (weiß nicht mehr genau), auf Latein „piskis“ und auf Baskisch „arain“ (Doppel-r ist ja nur ein r-Phonem)…

Lallwörter sind per se nicht plausibel!

Für dich. Aber du bist auch kein Sprachwissenschaftler. Lallwörter für Mama und Papa sind absolut plausibel.

So gibt’s in einer australischen
Sprache das Wort für Hund „dog“, das nix mit dem Englischen zu
tun hat; Persisch hat „bad“ in der gleichen Bedeutung wie das
englische „bad“ (auch unverwandt); das Pirahãwort für ‚er‘ ist
„hi“, genauso wie Englisch „he“, keine Verwandtschaft. Ich hab
über 50 davon gesammelt.

Ach so, solche Dinge meinst Du. Hochinteressant. Hast Du die
auf Word/Excel? Oder nur manuell.

Ja, habe ich im StudiVZ. Ich werd’s wirklich mal dieser Tage versuchen, in eine Word-Datei zu schreiben und dir dann mal zu mailen. Deine Adresse habe ich ja jetzt.

kaukasischen Sprachen

hast Du einen Tipp für mich, gibt es da ein Wöbu (möglichst
Deutsch-xyz). Das wäre eine prima Ergänzung zu meinen was weiß
ich wie vielen Wöbü aller möglichen Klein- und
Exotisch-Sprachen.

Ja, habe ich. Es gibt ein tolles Buch, das aber auf Russisch ist. 7000 Wörter von Russisch in alle(!) kaukasischen Sprachen übersetzt. Das ist das Словарь кавказских языков von Г.А. Климов М.Ш. Халилов. Ich habe es einst geschenkt bekommen, weiß also nicht, wie man das in Deutschland bekommen kann.

warum eigentlich nicht? Ist der Lebensraum Wasser und der
Lebensraum Luft nicht gegensätzlich genug? Es sind immerhin
zwei der vier Elemente.

Aber Vogel und Fisch sind einfach nur zwei x-beliebige Tiere, sie bilden kein Gegenteilpaar.

das glaube ich wiederum nicht. Gerade die Elementarwörter, die
wohl in der Swadesh-Liste enthalten sind, dürften doch ein
entsprechend hohes Alter haben. Da ist man doch mit 3000 oder
4000 Jahren deutlich zu jung dran.

Die Grenze liegt bei 5000 bis 7000 Jahren, habe ich jetzt nachgelesen. Man ist sich da nicht ganz sicher. Fakt ist, dass Sprachverwandtschaften, die länger zurückliegen, durch lautliche Ähnlichkeiten und Kognate nicht mehr feststellbar sind, da in dieser großen Zeit so viel vor sich gegangen ist, dass der Prozentsatz der möglichen Verwandtschaft kleiner wird als der Zufallsfaktor. Man kann also dann nichts mehr mit Kognaten beweisen, weil es dann wahrscheinlicher ist, dass der Zufall eine Rolle spielt.

Vor ca. 10.000 Jahren
endete bekanntlich die letzte Eiszeit. Bekannt ist auch, dass
damals weite Teile Europas vergletschert waren. Allerdings
vergessen manche, dass eben bei weitem nicht GANZ Europa
sondern nur der überwiegende Teil unter Eis lag. Aus diesem
Grunde behaupte ich sogar, dass wir bei dieser Art Wortgut
damit rechnen müssen, auf Sprachrelikte vor der letzten
Eiszeit zu treffen.

Die wären aber bis zur Unkenntlichkeit „entstellt“ durch die ich-sag-mal „Erosion“ der Laute. 10.000 Jahre liegt mehr als doppelt so weit zurück wie die Annahme von *eghom, schätze ich mal. Zufällige Wörter wären bei so einer Zeitspanne im Durchschnitt genauso ähnlich wie echte Kognate.

Und dass die damals vor 15.000 Jahren oder
noch länger schon idg. gewesen sein könnten, das glaube ich
nicht. Vielleicht kannst Du mir da sogar zustimmen.

Ich weiß es nicht genau. Aber selbst 10.000 Jahre ist schon mehrere tausend Jahre zu früh, als dass man noch irgendwas mit Kognaten feststellen könnte.

Ich wiederhole meine Frage von oben: warum drehen die Forscher
ihre Forschungsstruktur nicht rum? Zuerst der Inhalt (stumm)-
dann das Formale (gibt es einen Weg von ixo, isil, isi etc.
zu „Fisch“?).

Es gibt zu viele Konzepte, die einen Fisch beschreiben könnten, an manche denkt man vielleicht gar nicht. In den slawischen Sprachen ist das Wort für Bär abgeleitet von „Honigfresser“, weil man früher dachte, man dürfe seinen waren Namen nicht sagen, sonst kommt er. Ich glaube, auch in den germanischen Sprachen heißt „Bär“ eigentlich „Brauner“. Es wäre hinderlich, wirklich ALLE möglichen Wörter durchzugehen, die verwandt sein könnten.
Aber ich denke, hin und wieder machen das auch die Etymologen.

Ich bin mir sicher, dass dann die Akzeptanz auch in der
Bevölkerung deutlich größer wäre.

Die weite Bevölkerung ist nicht wirklich die Zielgruppe der Etymologie, und ich bezweifle, dass die Akzeptanz geringer ist. Die meisten vertrauen wohl den etym. WB.

Da fällt mir der Tsunami von vor einigen Jahren ein: Die
Eingeborenen hatten ihr Bauchgefühl und hatten fast keine
Opfer.

Es gibt genügend Beispiele von Bauchgefühlen, die falsch waren. Nur sind diese oft nicht erwähnenswert und so gewinnt man den falschen Eindruck, dem Bauchgefühl könne man mehr vertrauen als logischer Herangehensweise oder der Wissenschaft, auch wenn die nicht immer richtig liegt.

Oft, aber statistisch gesehen vermutlich viel seltener. Nicht
umsonst hat es sich früher gelohnt, im Spielcasino Karten zu
zählen.

Vermutlich eine Bildungslücke: ich war nie in einem Casino.
Wieso zählt man da Karten? Ich denke, beim Kartenspiel bekommt
jeder gleich viel?

Karten zählen bedeutet, man zählt die Werte der Karten, die gespielt wurden. So kann man im Prinzip berechnen, wie hoch die Chance ist, dass man die Karte bekommt, die man braucht. Wenn man dann längere Zeit spielt, ist die Wahrscheinlichkeit auf seiner (warum kann man nicht „mans“ sagen? hmpf) Seite und man gewinnt mehr Geld, als man gesetzt hat. Das ist sehr kompliziert, aber viele haben das so gemacht. Es gibt einen tollen Film, „21“ heißt der, da geht’s darum. Heute ist Kartenzählen nicht mehr möglich, da die Karten anders gegeben werden, so dass sich Zählen/Rechnen dort nicht mehr lohnt.

Übersetzung, die daneben steht ist „er hat keinen blassen
Schimmer, er weiss rein gar nichts“.
Da auch Immo gefragt hat, welches Wort was bedeutet, möchte
ich - soweit ich es herausfinden kann - das beantworten: daki
= 3. Pers. Präs. Indikativ vom Verb „jakin“ = wissen. ez =
nicht, nein, außer (Verneinung). ere = in verneinendem Zshang:
ebensowenig, auch nicht, tutik = kann ich nicht erklären, aber
es gibt nur 2 Wörter im Lexikon, welche mit „tut“ anfangen,
somit gehe ich von einer engen verwandtschaftlichen Bedeutung
aus: tutu = Horn, Rohr, Röhre, Blasrohr.

Eine Vermutung, aber man sollte dann doch einen Basken oder ein größeres Lexikon fragen. Laut http://www1.euskadi.net/morris/resultado.asp heißt „tut“ = Ding, Bisschen. Das Wörterbuch listet auch das Beispiel auf: „thing, bit; ez daki ~ ik ere he doesn’t know a thing“
Dann hat das schonmal nichts mit Tuten zu tun, außer wir hätten dieses eine einzelne Wort von den Basken, mit denen wir kaum in Kontakt standen, irgendwie übernommen, und zwar aus deren Sprichwort, ohne auf die Bedeutung und den Rest zu achten. Mehr als unwahrscheinlich.

Um Dich zu beruhigen: ich habe die Variante hergenommen, die
unserem bayerischen „do werd i fuxad“ am nächsten kommt.
Natürlich hast Du Recht, dass das „f“ als Anfangskonsonant im
Baskischen eine junge Erscheinung ist. Das Baskische hat weit
über 2/3 aller Worte, die mit einem Vokal beginnen (wovon „a“
wiederum der häufigste ist). Die ältere Form des „fuxiz“ ist
mit Sicherheit „uxu“ = wild.

Glaube ich nicht. Wieso sollte das so sein, wenn „F“ doch ein Lehnphonem ist? Man fügt doch nicht willkürlich fremde Phoneme an die eigenen Wörter an. „Fuxiz“ steht leider nicht im Online-Wörterbuch. Ich kann also dazu nichts sagen, außer dass „fuxiz“ sicher nicht von „uxu“ kommt (oder ist es normal, dass man ein „f“-Präfix hat?) und auch kein rein baskisches Wort sein kann.

MMan findet in unmittelbarer
Nachbarschaft noch Wörter mit ähnlichem Wortgehalt: uxa:
erschrecken, verscheuchen, uxakaitz: unruhig, unbändig, uxar:
wühlen.

Dass diese mit „uxu“ verwandt sind, glaube ich dir.

da stolpere ich gerade über „uzki“. Ein derbes Schimpfwort,
das ich besser nicht übersetze. Aber da frage ich mich dann
ganz spontan (habe bisher nie darüber nachgedacht!): Was ist
ein „Fuzzi“? Ist doch auch ein Schimpfwort, oder? Kluge und
Pfeiffer lassen sich darüber nicht aus. Ehrlich: ich weiß
nicht so genau, was denn nun ein „Fuzzi“ ist.

Verwandtschaft kann man ausschließen, da die Wörter erstens kaum ähnlich sind, und zweitens es kaum neueren Sprachkontakt mit den Basken gab. Du kannst ja mal bei Grimm oder so gucken, seit wann das Wort „Fuzzi“ belegt ist — für mich hört sich das Wort relativ modern an, kaum älter als 19. Jh.

Somit stehen doch gerade diese Schimpfwörter im
Verdacht, aus einer älteren Sprache zu stammen.

Nein, meist nimmt man dann andere eigensprachliche Wörter her (Frau ist ja auch germanisch) oder aber etwas seltener Entlehnungen aus Sprachen, die in engem Kontakt stehen (heute Englisch, damals Französisch, Jiddisch und Latein und seltener Griechisch).

Ja, zweifelsfrei. In Eurer Region ist das schon angebracht,
insbesondere bei Ortsnamen. Aber man sollte sich halt davor
hüten, deutsche Familiennamen zu sehr auf slawisch trimmen zu
wollen. Heißt deren Chef nicht „Udolph“? Oder habe ich das
falsch im Gedächtnis?

Genau, der Herr Udolph (oder Udolf?). Er hat auch einige Bücher herausgebracht.

Und wenn es heißt „die sind wie Hund
und Katz“, dann ist das für mich gleichbedeutend mit einer
sehr alten Zusammengehörigkeit.

Kann, aber muss nicht so sein. Nicht alle Sprichwörter sind sehr alt.

Sie taugen m.E. daher als Antonyme, da sie in zwei
unterschiedlichen Elementen ihren Lebensraum haben.

[Fisch & Vogel] — Das erklärt immer noch nicht, warum ein Volk *beide* Wörter aus einer Nachbarsprache entlehnen sollte.

Šiaulys niedergelassen, deren Urahn ein (guter?) Schütze war.

wie wäre es denn mit einer kleinen Umdeutung von „Schütze“ auf
„geschützt“ (nämlich geschützte Lage)? Das ist aber eine reine
Mutmaßung, da ich keine Ahnung habe, wo und vor allem WIE
dieser alte Ortskern liegt.

Du kannst doch nicht das deutsche Wort umdeuten, wenn es sich um ein lettisches/litauisches (entschuldigung, ich kann die beiden immer noch nicht auseinanderhalten) Wort handelt. Nur weil „schützen“ und „Schütze“ im Deutschen verwandt sind, müssen sie’s in den baltischen Sprachen nicht sein.

aber dennoch hat dann diese Mini-Siedlung (Einöde) wohl in
aller Regel nicht den Mannesnamen sondern den Flurnamen
bekommen

Ausnahmen gibt’s dennoch: Alexandria, Leningrad, Stalingrad, Saint Paul, Washington (obwohl das vllt. umgekehrt wieder auf einen Ortsnamen zurückgeht), Annaberg-Buchholz (vielleicht?), Marienbrunn…

Dieses Beispiel zeigt erst einmal nur, dass das sich das
baskische Wort „aita“ aus dem baskischen Wort „aitor“
herleiten lässt.

Wie wäre es mit andersrum, wäre das nicht eine Idee? „Aitor“ als Ableitung von (einem Lallwort für) Vater?

Du, die waren auch nicht dumm! Gerade, was Leben und Überleben
anbetraf, wussten die mit Sicherheit mehr als wie wir heute
(ich denke da nur an die ganzen Kenntnisse über die Heilkräfte
der Pflanzen

Andererseits ist man früher an Grippe, Pest und Cholera und allenmöglichen einfachen Krankheiten gestorben. Heute ist die medizinische Versorgung und das Wissen unabstreitbar besser als damals, auch wenn man das ein oder andere Heilkräutlein kannte.

Zumindest käme ich schwer ins Grübeln. Denn „Flosse“ oder
„Schuppe“ ist tatsächlich so einzigartig, dass es eben genau
so gut als Charakterisierung passen würde.

Weißt du noch, wie ich von engl. „fin“ (Flosse) schrieb? Du könntest nach deiner Theorie doch annehmen, dass s=h=nichts, und „-n“ irgendwie als Genitiv (von den „Fischen“) analysieren… dann könntest du von „Fischen“ auf „fin“ kommen, denn Flossen sind ja die Arme von den Fischen.
So oder so ähnlich könntest du dir das ausmalen.

Achja: Ich habe erst jetzt „uzki“ im Online-WB gefunden, mit der Übersetzung „anus (Anat.)“, „eye of a needle“ und eben als Schimpfwort. Es ist also nicht ein bloßes Schimpfwort, sondern auch die anatomische Bezeichnung für das, äh, Arschloch.

alde - Halde (Abhang) ist auch noch so ein Beispiel,

Alde heißt Seite oder Platz auf Baskisch. Halde kommt von einem Wort, was Neigung oder Abhang bedeutete. Zwischen Neigung/Abhang und Seite/Platz besteht kein unmittelbarer Zusammenhang.

izen - heißen (Name)

Interessant, „izen“ heißt Name… mein erster Gedanke war jetzt, dass es ein arabisches Lehnwort sein könnte. Dort heißt Name „ism“, und deren „s“ ist näher am baskischen „z“ als am baskischen „s“. Die Araber waren ja Langezeit auf der iberischen Halbinsel, sicherlich hatten sie da auch Kontakt mit den Basken. Dass „Name“ ein Lehnwort ist, ist nicht zu selten — die Indonesier haben „nama“ aus dem Sanskrit entlehnt.
Aber ob es wirklich ein arabisches Lehnwort ist, vermag ich nicht zu sagen. Mit „heißen“ hat’s aber wenig gemein, da man das Wort erst zurückverfolgen muss, zumindest bist zum Wortstamm *het- oder *heit-. Das „-en“ ist ja ein Suffix, also kann man das erstmal ignorieren.
Übrigen bleiben *he(i)t- und „izen“ — ich finde die Wörter nun nicht gerade sehr ähnlich.

estu - fast (beinahe; baskische Bedeutung: „eng“)

Ja, „eng“ finde ich dort auch. „Fast“ hat sich in den germanischen Sprachen wenig verändert. Aber wenn man „fast“ mit „estu“ vergleicht, sehe ich da eigentlich auch keine besondere Ähnlichkeit.

oilar - Breuler (= ostdeutsch: Brathänchen; baskische
Bedeutung: Hahn)

Das war jetzt sicherlich nur ein Witz, oder? Broiler kommt aus dem Englischen, „to broil“ = braten.

urki - Birke (Baum mit weißer Rinde; in beiden Sprachen
gleiche Bedeutung)

Was der Pfeifer für die Birke schreibt, ist sehr interessant. Hier würde ich eine Verwandtschaft der Wörter (d.h. ein altes Lehnwort) nicht ausschließen. Du müsstest aber irgendwie erklären, wie im Baskischen das anlautende „b-“ bzw. „bh-“ entschwunden ist, oder aber wieso es im Indoeuropäischen hinzugekommen ist (jenachdem woher das Wort kommt).

das nur so auf die Schnelle, beim Durchblättern des
baskischen Teils des Wöbu’s.

Ähnliches hab ich mal in einem Forum mit Klingonisch und Ungarisch gemacht, wo ja von vornherein klar ist, dass sie nicht verwandt sein können. Klingonisch ist ja eine erfundene Sprache (aus Star Trek). Ich finde’s leider grad nicht… erinner mich nochmal dran, es war wirklich lustig, weil ich relativ viel gefunden habe.

„tutik ere ez
daki“ (= er hat von Tuten und Blasen keine Ahnung).

Wie oben bewiesen heißt das wörtlich „Er weiß kein Ding.“ (wie im Englischen). Also keine Lautmalerei und auch keine Lehnwörter hier drin.

So… phew… dann bis zur nächsten Antwort, oder wenn ich dir die Liste per Mail schicke.
Liebe Grüße,

  • André
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Hallo Alexander!

Da Deine Mail nun mittlerweile ein riesenhaftes Ausmaß angenommen hat, spare ich mir jegliche Zitate und schreibe Dir, was mir dabei besonders aufgefallen ist.

  1. Lallwörter

Dass Du deren Existenz anzweifelst, kann ich nicht wirklich verstehen; allerdingst habe ich auch den Eindruck, dass Andrés Antwort Dich vom Gegenteil überzeugen kann.
Stell Dir vor, Du hast ein Kind. Stell Dir am besten zunächst zusätzlich vor, Du bist weiblich, da ja traditionell zuerst die Mütter auf ihre Kinder aufpassen. Nun wartest Du natürlich sehnsüchtig darauf, dass Dein Kind „mit Dir“ – oder zumindest zu Dir – spricht. Es lacht Dich ja nach ein paar Monaten an, brabbelt irgendetwas vor sich hin, und nach noch ein paar Monaten sagt es „Mama“. Das sagt es immer, egal ob man es ihm vorspricht oder nicht. Es trainiert einfach seinen Artikulationsapparat. Als Mama bist Du jetzt überglücklich, sofern – ja, sofern Deine Sprache genau dieses „Mama“ mit der Mutter verbindet. Weil alle Mütter dieser Welt nun gerne dieses Glückserlebnis spüren wollen, haben die meisten Sprachen sich auch in die Richtung entwickelt, dass es das Wort „Mama“ für die Mutter gibt, oder zumindest ein ähnlich rudimentäres (z.B. ung. anya).
Nun darfst Du wieder männlich sein, kommst von der Arbeit (Jagd) nach Hause, aber siehst Dein Kind seltener als Deine Frau. Diese berichtet Dir ganz stolz, dass Kind habe „Mama“ gesagt, und Du freust Dich natürlich für sie, schäkerst mit Deinem Kind: „Kennst Du denn auch schon den Papa?“ Natürlich geht das noch nicht, aber zwei, drei Tage später, während Du noch darauf wartest, da ist das Kind soweit, „Papa“ zu formen, und nun bist auch Du glücklich, wenn Deine Sprache es zulässt.
Das ist, grob gesagt, die Entstehung von Lallwörtern. Aber dass sich damit das Wort „Mutter“ – mit t und r – erklären lässt, dass in allen indogermanischen Sprachen so ähnlich vorkommt (engl. mother, lat. mater, russ. mat’ – Gen. materi, lit. mótina – Frau = móteris usw. usf.), das wage ich auch zu bezweifeln.

  1. litauische Ortsnamen

Das „Šiauliai“ von „geschützt“ kommen könnte, ist nicht haltbar:
schießen = šiáuti, šiáudyti
Schütze = šiaulỹs
schützen = saugóti
geschützt = saugótas, saugójamas.
Bis auf das „au“ keine Gemeinsamkeit. Aber wenn Dir dieses Beispiel nicht genügt, habe ich noch ein lebhafteres: Die Endung -inkas macht aus einem Substantiv jemanden, der damit zu tun hat, z.B. giria (Forst) -> girininkas (Förster); Lietuva (Litauen) -> lietuvininkas (obsolet: Litauer); bitė (Biene) -> bitininkas (Imker). Solche Beispiele lassen sich zu Tausenden finden, und dieses Suffix dient zu nichts Anderem und hat auch (zumindest soweit sich das belegen lässt) zu nichts Anderem je gedient, als Personen zu bezeichnen.
Nun gibt es das Wort trãkas = ausgebrannte Heidefläche, Lichtung. Es gibt auch die Stadt Trãkai nahe Vilnius, unbestreitbar ein prototypischer Flurname. Allerdings gibt es im Memelland nahe Tilsit auch ein Trakinìnkai, und was immer ein „trakininkas“ sein mag (ein Waldroder? Jemand, der auf einer Lichtung siedelt?), es ist ganz klar eine Person. Es soll auch irgendwo – ich kenne die Orte jedoch nicht – ein Girininkai (Förster) und ein Klumpakojai (Schuhplattler) geben, die auch wohl leichter mit Personen als mit Flurspezifika in Verbindung zu bringen sind.
Allerdings – Pasing von einem *Paso (was ist das denn fürn Name?!) abzuleiten sähe ich nur dann als legitim an, wenn dies für andere Ortsnamen auf -ing(en) belegbar oder zumindest naheliegend ist. Schaun wir mal: Schwabing (Schwabe – von mir aus), Petting (???), Dingolfingen (Dingolf könnte ein alter Name sein: Thing + Ulf? Da kennst Du Dich besser aus), Sindelfingen (?), Donaueschingen (klingt eher nach Bäumen)… mehr fallen mir grad nicht ein.

  1. Fuchs ist primär schlau

Schließt das denn aus, einen Fuchs auch als Teufel oder als wild anzusehen? Ersteres schon mal gar nicht, denn auch der Teufel ist ja oft schlau, zumindest gerissen. Und selbst alles erdenklich andere nicht, denn einem Tier kommen schließlich mehrere Eigenschaften zu. So ist der Rabe in der Fabel vom Fuchs und den Trauben eitel und dumm; Odins Raben Hugin und Munin sind dafür sehr weise; die Sieben Raben in Grimms Märchen zeichnet wahrscheinlich gar nichts besonders aus, denn sie sind ja verzauberte Menschen; mitunter besitzen Hexen Raben, dann sind diese Unheilbringer. Alles ganz verschiedene Sachen.
Und dass ich den Lautwandel fuxiz -> Fuchs[teufelswild] erklären können möchte, heißt nicht, dass ich fuxiz mit dem Fuchs als solchem in Verbindung bringen will. Aber es heißt eben nicht fusch-teufelswild!

Liebe Grüße
Immo

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Hallo Immo,

  1. Lallwörter […]

Die Beschreibung der Entstehung von „Mama“ hatte ich ja auch so im Kopf, allerdings kamen mir dann auch kleinere Zweifel: Nämlich die Frage, ob Kinder auch „Mama“ sagen, wenn die Mütter es nicht ständig vorsagen („Ei ei, jetzt kommt die Mama!“, „Na, gibt der Kleine der Mama einen Kuss?“ und „Ja wo ist denn die Mama?“)… ich kann das nicht überprüfen. Ich habe meine Mutter immer „Mutti“ genannt und sage das auch heute noch. Ich weiß also nicht, ob ich jemals „Mama“ gesagt habe… müsste ich mal nachfragen.

Ansonsten stimme ich dir zu.

Grüße,

  • André

Nochmal ich,
Hier als kleiner Nachtrag etwas aus der Linguistik das Proto-Indo-Europäische betreffend; ein Zitat aus einem Paper von Johanna Nichols von 2007:

„On several kinds of linguistic evidence, Indo-European is about 6000 years old. Its earliest attested daughters – Hittite, Sanskrit, and Mycenaean Greek – are transparently similar to one another and unlikely to have diverged for more than two or three millennia before their attestations: Hittite is attested from the 17th century BC, Mycenaean Greek from the 13th, and Vedic Sanskrit from the 6th, though it reflects the codified and carefully transmitted language of about 1000-1500 BC. The reconstructable Proto-Indo-European vocabulary includes words for ‘wool’, ‘yoke’, and other aspects of ox traction, and the large subclade that excludes the Anatolian branch also has a series of words for wheeled transport and a word for ‘horse’ (Anthony 1995; Darden 2001). The family must have originated in an area where wool and ox traction were known before wheels and horses, and where wheeled transport was known early, all of which points clearly to the Pit-Grave Culture of the Black Sea Steppe, where wheeled transport first appeared about 5500 years ago (Mallory 1989; Anthony 1995; Darden 2001) and wool somewhat before that.“

Das untermauert nochmal das, was ich über die Herkunft und die Zusammenhänge des §IE schrieb und es zeigt auch, dass andere Bereiche, wie Archäologie und Anthropologie hier eine große Rolle spielen. Die erwähnte Schwarzmeersteppe ist in etwa der Bereich, den ich im Kopf hatte und mit „in der heutigen Ukraine bzw. nördlich vom Kaukasus“ meinte.
Es ist auch anzumerken, dass Johanna Nichols eben keine Indogermanistin ist, sondern Typologin (Typologie hatte ich ja erklärt).

Die Liste mit den weltweiten Pseudo-Kognaten folgt bald. Vielleicht krieg ich sie am Sonntag fertig.

Viele Grüße,

  • André

P.S.:
Vorsicht beim Kopieren der Antwortkommentare in Word oder ein E-Mail-Programm: Dort sieht man dann offenbar nicht mehr, wer was geschrieben hat, weil die Einschübe und Markierungen dann verschwinden. Zur Not einfach 'nen neuen Thread hier im Brett aufmachen, bevor alles im Archiv verschwindet.

Hallo André

da wir beginnen, nicht mehr weiter zu kommen, fällt meine Antwort viel kürzer aus, als Du vielleicht erwartest/erhoffst.

Ich hoffe, die Diskussion verschwindet nicht zu
schnell im Archiv… aber nicht wundern, wenn ich einiges aus-
oder weglasse oder auf manches (weniger wichtige oder
inzwischen geklärte) nicht nochmal eingehe, aber sonst wird ja
das Posting *noch* länger.

dito

Deine Skepsis ist ja auch nicht unberechtigt. Die „gesternten“
Wörter sind ja wirklich nicht nachgewiesen, aber wie gesagt
sind sie auch nicht bloße Erfindung.

weißt Du, wenn man halt immer wieder hört und liest, dass ca. 30% aller Wörter keine oder zumindest keine gute Etymologie durch das idg. haben, so fängt man halt an zu überlegen. Und das bei so einfachen Begriffen wie „Haus“ (habe ich vor wenigen Tagen erst wieder gelesen).

Und mit diesen
rekonstruierten Wörtern versucht man halt von einem Symptom
auf die Ursache zu kommen.

Das ist richtig, ganz genau. Aber es geht ja auch nicht
anders. Wir haben keine Aufzeichnungen von damals, müssen aber
beim Vergleichen damalige Formen benutzen, daher ist es
angebracht, sie zu rekonstruieren — je nach Sprachfamilie geht
das leichter oder schwieriger und ist entsprechend mehr oder
weniger plausibel (die einzelnen Rekonstruktionen, meine ich).

Und genau hier möchte ich meinen - wie ich mir vorgenommen habe - einzigen längeren Einwand ansetzen:
Ihr, (d.h. die allermeisten und somit auch „etablierten“ Sprachwissenschaftler), fangt mit der Ursache an und nähert Euch dann dem Symptom. Also Ihr erschließt, rekonstruiert zuerst und schaut dann, ob die Bedeutung hinkommen könnte.

Und dadurch, dass Du weiter unten den umgekehrten Weg (Semantik vor Rekonstruktionen) als unwissenschaftlich verwirfst, ohne jedoch einleuchtende Gründe dafür zu nennen, kann ich dann letztlich doch nicht so ganz das annehmen, was Du mir da beibringen (positiv) / weiß machen (negativ) willst. Zumal ich vor ein paar Tagen mit meiner Dozentin (festangestellt an einer Uni, Anglistin und von der indogermanischen Theorie vollkommen überzeugt) telefoniert hatte und in Kurzform unsere Diskussion hier geschildert habe und ihr die Frage stellte: Warum um alles in der Welt kann man nicht mit der Semantik beginnen und erst dann mit Hilfe der Rekonstruktionsregeln den zweiten Teil der wissenschaftlichen Arbeit erledigen? Das ist im Grunde genau das Gleiche, was ich hier Dirgegenüber neulich als „mathematische Gleichung“ formulierte, welche in beide Richtungen gangbar sein müsse. Aber auch das hattest Du ja abgelehnt. Zur Info: Ihre Antwort im ersten Moment war: Ja, so könnte man es auch machen (Semantik vor Rekonstruktion), schränkte dann aber sofort - idg beeinflusst - ein, dass es halt so nicht gemacht wird. Also bestimmt die Theorie die Methodik und somit das Ergebnis. Aber so eine Antwort befriedigt mich genau so wenig, wie Deine.

Ach ja, als ich ihr von Dir erzählte (Student Uni Leipzig) meinte sie, das sei zu wenig Information für sie.
Wenn Du es nicht zu persönlich empfindest, würde ich mich freuen, wenn Du mir schreiben könntest, welchen Bereich der „Sprachwissenschaft“ Du dort studierst. Idg?

Weniger einzeln von beiden, sondern eher mithilfe aller
offensichtlich verwandten Wörter der Sprachen

da sind wir wieder beim gleichen Thema: wenn Du einen Sinnzusammenhang - um bei der Flasche zu bleiben - zwischen Flasche und „hohl“ nicht erkennen kannst, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Und Du selbst hattest mich beim „Fisch“ gefragt, ob ich bei „Flosse“ oder „Schuppe“ an meinem „isi“ zweifeln würde, was ich - bei entsprechender Buchstabenähnlichkeit unter Berücksichtigung der Lautwandel-Regeln - sofort bejahte. Nur kam dann von Dir keine entsprechende Antwort mehr: in welcher Sprache (gab es Kontakte mit dem Baskischen und gleichzeitig mit dem Germanischen, mit dem Keltischen?? etc.) und welches dortige Wort „Flosse“ (bzw. Schuppe) bedeutet und mit den Lautwandel-Gesetzen zu „isi“ bzw. „Fisch“ werden kann. Somit muss ich annehmen, das mit der „Flosse“ oder der „Schuppe“ waren Test- oder Blindballons, leider. Schade, ich möchte ja dazulernen! Natürlich wäre dann eine Sprache aus Papua-Neuguinea deutlich unwahrscheinlicher (Kontaktproblem) als die eines Volkes, von dem man annehmen kann, dass es mit den „Alteuropäern“ Kontakt hatte. Hier kommt wieder der Einfluss zahlreicher Kulturquellen zum Tragen (auch schon mehrfach angesprochen).
Mir ist auch klar, dass engl. „bottle“ an ein anderes Alt-Wort angeknüpft werden muss als „Flasche“.

Ich glaube, du gehst die Frage von der falschen Seite an. Die
alten Germanen oder Indogermanen haben sich nicht gefragt:
„Welches Charakteristikum ist für dieses Ding das
ausschlaggebendste?“, es können viele Bedeutungsverschiebungen
passiert sein und auch das Ding an sich ist nicht mehr das
gleiche. Glasflaschen

ich habe nirgens von Glasflaschen gesprochen.

Heute sieht eine Flasche anders (nicht mehr umflochten) aus, aber
das Wort ist geblieben.

aber hohl ist sie immer noch…

Aber die Sprachen sind (bis auf
einige Ausnahmen) nicht entwickelt worden, sondern entstanden;
niemand hat sich überlegt, wie dieses oder jenes heißen könnte
oder sollte, es hat sich einfach eine Bezeichnung
durchgesetzt,

die charakteristisch für ein Apellativa ist. Und Charakteristika sind in den heutigen Sprachen zumeist Adjektive (erweitert vielleicht mit Adverben). Und das war sicher in der prehistorischen Zeit und deren Sprachen genau so. Also hat man allen Grund, in den meisten Apellativa veränderte (alte) Adjektive zu suchen. Und von dieser Meinung kannst Du mich auch trotz Engelszungen und guter Überzeugungskraft nicht abbringen.

Bei „flaska“ handelt es
sich also nur um ein germanisches Wort. Dass es das auch im
Slowakischen und Baskischen gibt, ist viel wahrscheinlicher
auf Entlehnung zurückzuführen.

sag ich ja: Keltisch (ich spreche von „Flasche“, nicht von „bottle“)

Irische Wöbu. Und siehe da: da finde ich „fleasc“ in der

Ebenso sind z.B. Salam und Islam und
Muslime verwandte Wörter, dort ist die Wurzel SLM,

bekannt

Im Arabischen heißt Flasche allerdings
„shisha“ bzw. „zudjâdja“.

Ich bleibe dabei, dass man keinesfalls heutige Wörter Eins-zu-Eins im Wöbu der anderen Sprache suchen darf. S.o.: Adjektive, welche für mich die Wurzel zu wirklich guten Etymologien sind.

Wenn man meint, Flasche/flaska sei
ein arabisches Lehnwort, müssten die Araber ja auch irgendwie
so ein Wort haben, was Flasche (oder etwas stark ähnliches)
bedeutet. Leider finde ich da nichts.

Denkfehler (oder nicht Verstehen-wollen): Die Sprachentwicklung hat den Wörtern einen Bedeutungswandel „eingebrockt“, so dass man sie eben NICHT Eins-zu-Eins in der anderen Sprache suchen gehen kann. Und eine Flasche war, ist und bleibt hohl. Da gibt es nichts dran zu deuten. Und weshalb Du da keine semantische Ähnlichkeit zwischen dem arabischen Wort und dem Wort „Flasche“ siehst/sehen kannst, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Obwohl ich jetzt Deine Antwort mehrfach durchgelesen habe.

Nur nicht im Arabischen. :wink:
Es wäre also der Fall, dass die Germanen

wieso denn die Germanen? Die Kelten (ursprüngliches Superstrat über die Vorgängerbevölkerung) waren doch deutlich früher da als die Späteinwanderer „Germanen“ (späteres Superstrat) Die Reihenfolge muss doch heißen: hamito-semitisch -> keltisch -> germanisch -> Deutsch
WEnn Du die Reihenfolge rumdrehst, ist wieder die Idg-lastigkeit da!

zufällig sehr sehr ähnlich wie das angebliche Lehnwort für
Flasche klingt.

so was sind mir die allerliebsten Erklärungen „Zufälligerweise …“
Nee, sorry, das glaube ich einfach nicht.

Wenn du dir die keltischen Sprachen anguckst, entspricht dort
oft ein /p/ einem /k/

das habe ich nicht gewusst. Offenbar gibt es somit p=k. Naja,
mit einer langen Kette habe ich es vielleicht schon gewusst:
p=b=f=h=ch=g=k, aber das ist dann doch schon eine sehr alte
Sprachverwandtschaft, oder? Ähnlich dem b=m, wobei mir hier ja
immer der JakoB = GiaccoMo und Biarritz = Miarritze als
Symptome dienen.

Es ist nicht ganz so einfach; das „p“ ist aus einem
labialisierten „k“ entstanden… in dem Falle: *kw > p. Das
geht in die eine Richtung, in die andere ist’s aber extrem
unwahrscheinlich.

Aber bei Dir alles unter der Prämisse, dass auf alle Fälle das Wort (egal welches) mit einem Konsonanten begonnen haben muss. Weil das halt einfach typisch für die idg. Sprachwelt ist (sei). Mit dem gleichen Recht kann man aber auch den Spieß rumdrehen und fragen: Ja warum MUSS denn das Ursprungs-Wort mit einem Konsonanten beginnen? Kann denn der Konsonant nicht später hinzugefügt worden sein? (nämlich zu der Zeit als die Römer oder noch später die Germanen aufkreuzten, im Licht - na ja - der Geschichte). Auch diese Frage stellte ich meiner schon oben genannten Dozentin in diesem Telefonat. Ihre Reaktion war etwas verblüfft und sagte nur - was halt ein guter Anhänger der Idg.-Theorie sagt: Ja, davon geht halt die Sprachwissenschaft aufgrund zahlreicher Beispiele aus! Sinngemäß: So wird es halt gelehrt. - Für mich nicht überzeugend. Ich denke, mit dem gleichen Recht wie man einen Wegfall eines Konsonanten am Wortbeginn annehmen kann um zu Wörtern zu kommen, welche heute mit einem Vokal beginnen, kann man annehmen, dass der Konsonant erst später angefügt wurde. Schönes Beispiel: Samstag: Entstanden aus „(de)s Ambeth’s Tag“, so mehrfach noch in der frühen Neuzeit in Urkunden nachweisbar (Ambeth ist ja bekanntlich eine der drei Bethen, woraus sich ja wiederum unser Wort „beten“ = zu Gott sprechen ableitet). Diese Zusammenziehung ist nichts anderes als die Anfügung eines Konsonanten am ursprünglich vokalischen Wortbeginn. Und so oder so ähnlich dürfte es in einer ganzen Reihe von Wörtern gelaufen sein. Ich hatte Immo ja eine kleine Aufstellung an Wörtern (waren es 5 oder 6? ich weiß´es nicht mehr) gemacht, an die in den modernen Sprachen ein Konsonant angefügt wurde.

Q-Keltisch sind diejenigen keltischen Sprachen,

vielen Dank für die Erklärung. Mit sowas komme ich wirklich weiter. Ich verstehe es, kann es nachvollziehen und - vermutlich - mir auch merken.

wenn die deutsche typisch maskuline Endung
„-er“ auch daher kommt.

meinst Du die von Berufen? Müller, SChneider, Maier, Huber etc.? Das kommt lt. „dtv-Atlas Namenkunde“ aus einer Abwandlung der lateinischen Endsilbe „-arius“ (= der Handelnde). Meinst Du aber das „-er“ aus Herkunftsnamen (Hamburger, Schweinsteiger, Adenauer etc.), so kann ich darin eigentlich nichts „männliches“ erkennen und der dtv-Atlas Namenkunde leitet diese Endung von lateinisch „-vari“ (= der dort Lebende) ab

Es gibt nicht wenige Sprachwissenschaftler, die das auch
annehmen. Die Grammatik der beiden Sprachfamilien (also
Indoeuropäisch und Afroasiatisch) ist zwar sehr verschieden,
aber es gibt viele Gemeinsamkeiten. Eine Verwandtschaft läge
aber so weit zurück,

hier missverstehst Du mich. Ich glaube nicht, dass das Idg (was ich nach wie vor generell in seiner Existenz in Zweifel ziehe; sagen wir lieber „Urgermanische“) und das Hamito-semitische miteinander verwandt sind. Beide Sprachfamilien haben sich natürlich durch engen Kontakt gegenseitig beeinflusst, aber ich glaube nicht, dass sie verwandt sind, demgegenüber bin ich überzeugt, dass das Keltische sich aus einer hamito-semitischen Wurzel entwickelt hat.

Komischerweise fand ich in
der Vergangenheit noch alle Wörter aus dem Irischen n meinem
Mini-Arabisch-Wöbu (9000 Stichwörter!) in ähnlicher Bedeutung
wieder. Soviele Zufälle???

Ich habe die angeblichen Ähnlichkeiten recht schnell
widerlegen können.

… aber nicht in einem einzigen Punkt.

Übrigens habe ich vllt. das gleiche Arabisch-WB wie du
(Langenscheidt). :wink:

Genau. Mein einziges dieser Sprache.

Das stabilste Wort ist übrigens lustigerweise „Laus“. Warum
auch immer. :smile:

Jetzt bin ich aber entsetzt! Du kannst doch sonst immer alles so gut begründen. Hier schreibst Du „warum auch immer“ *zwinker, grins, wohlwollende Ironie-Wink-mit-dem-Zaunpfahl*

Nur so viel: Alles (oder sehr viel) muss zusammenpassen:
Lautwandelgesetze, eine mögliche gemeinsame Protosprache, eine
gemeinsame Geschichte (also die Völker sollten Kontakt gehabt
haben), eine plausible Erklärung für die Geschichte wenn die
Völker nicht mehr in Kontakt stehen oder großer Sprachwandel
stattgefunden hat, strukturelle Ähnlichkeiten in der Grammatik
[…]kann das entweder auf Sprachkontakt
oder aber auf Verwandtschaft zurückzuführen sein.

Alles einverstanden, verständlich und nachvollziehbar. Ich sag ja auch nichts Anderes, nur meine Reihenfolge ist eine andere: Ich setzt die Semantik (Praxis) vor die Lautwandelgesetze (Theorie).

Sprichwörtern: „die sind wie Hund und Katz“
(= sie verstehen sich überhaupt nicht). Was wohl auch daher
kommt, dass der eine ein Strahlenflüchter, die andere aber ein
Strahlensucher ist. Also ich sehe zumindest noch nicht so
ganz, warum man diese beiden Tiere nicht als Wortpaar sehen
sollte - und damit deren Namen in der gleichen Sprache suchen
sollte.

Auf Deine Skepsis verweise ich nochmals auf die Eigenschaften (sic!) Strahlensucher - Strahlenflüchter

Ja, Typologie ist

Danke auch hier für Deine Erklärung.

Arealtypologie, die sich anguckt, ob sich gewisse
Eigenschaften in bestimmten Gebieten sammeln

das, was ich mit „Seefahrersprache“ in einem früheren Teil unseres Gedankenaustausches bezeichnet habe, oder?
(Sprachbünde und

kraska […] ein echtes baskisches Wort ist das nicht

Du solltest nicht den Fehler machen, a priori der baskischen Sprache Wörter abzusprechen, welche mit einem Doppelkonsonant beginnen, es gibt sie durchaus. Aber Du hast natürlich Recht, wenn Du sagst, dass ca. 30% aller baskischen Wörter mit einem Vokal beginnen.

Lallwort klingt komisch, aber ich finde es sehr zutreffend.
Die einfachsten Laute, die ein Kind machen kann,

Alles was Recht ist, aber seit wann richtet sich eine Gesellschaft - weder heute noch früher - nach Kleinstkindern? Und übernimmt gar deren Brabbel-Laute als „Wörter“. Das glaubst Du doch selbst nicht. Du (oder Immo?) hast/hat doch selbst geschrieben, dass dies vom Baby nur deshalb gemacht wird, um den Stimmapparat zu trainieren…

Ein ähnliches Wort (diesmal ein Onomatopoetikum) ist
noch das Wort für Katze, dass in vielen Sprachen der Welt
einfach „mao“ oder „miao“ heißt… der Ursprung ist ja
offensichtlich.

wieder eine Eigenschaft! WIE macht die Katze? - Bestätigung meiner These von oben, dass man sich bei der Etymologie bevorzugt auf die Adjektivinhalte konzentrieren sollte.

Bezeichnung für den See eigentlich aus einer mehrere 10.000 km
entfernten kleinen Sprache herrührt und irgendwie bedeutet

Du verstehst offenbar meine Gedankengänge überhaupt nicht. Natürlich kommt der Seename NICHT vom heutigen Baskisch. Aber es könnte doch eine Überlegung wert sein, ob es nicht vor langer Zeit eine gemeinsame Wurzel gab. Und dieses „langer Zeit“ sehe ich durchaus deutlich länger an als Du. Du sagst, alles was über 5000 Jahre hinausgeht hat nicht mehr Wahrscheinlichkeit wie der Zufallsfaktor.
Diese Aussage bezweifle ich sehr stark. Möglicherweise haben wir es hier sogar mit einer - wie auch an anderer Stelle von mir angesprochen - Sprachverwandtschaft zu tun die aus der Zeit vor der letzten Eiszeit liegt. Und möglicherweise ist ja auch der amerikanische Kontinent die Urheimat der Basken, wer weiß? Ich sage nicht, dass es so ist, ich sage nur, dass das eine Überlegung und Überprüfung wert ist. Auch um unsere eigenen Wurzeln besser kennen und verstehen zu lernen.

Bitte fang nicht damit an, auch noch die Genetik in Zweifel zu
ziehen.

Nie und nimmer. Das ist in meinen Augen eine exakte Wissenschaft mit JA-NEIN Lösungen, wie beim Computer (dort halt Nullen und Einsen). Woraus deutest Du, dass ich die Genetik in Zweifel ziehen würde? *erstaunt guck*

Man

Sprachwissenschaftler oder Archäologen oder Genetiker oder … oder alle zusammen? Oft sagt ja ein Wissenschaftszweig was ganz anderes wie ein anderer…

geht heute davon aus, dass die Urheimat der alten
Indoeuropäer etwa in der Ukraine bzw. nördlich vom Kaukasus
war. Von dort verbreiteten sie sich nach Indien, Pakistan,
Iran, Irak, Anatolien (Hethitisch!) einerseits, und Europa
andererseits, von wo aus sie dann zum Teil wieder in Richtung
Asien marschierten (Slawen).
Das Bild, dass du von den Indogermanisten hast, teile ich ganz
und gar nicht.

Weiß ich. Ich wollte eigentlich mit diesem Wortwechsel Dir die Sichtweise eines interessierten Laien darlegen, seine Denkweise, seine Schlüsse. Dass ich Dich nicht überzeugen kann, war ja von Anfang an klar. Aber dass ich soooo wenig meine Denkart vermitteln konnte, frustriert mich dann doch.

ich möchte nochmal kurz auf die oben erwähnte Flasche
eingehen. Mit der von Dir zitierten Regel p=k lässt sich somit
über p=f und k=c dann sogar das spanische Wort „calabaza“
(Kürbis) damit auch abdecken. Und mit viel Fantasie sogar den
„Kürbis“ über R=L ebenfalls. Allerdings wäre m.E. ziemlich
erklärungsbedürftig, warum dieser Umlaut und hinten der helle
Vokal erscheint. Andererseits hätte man mit „Falschenkürbis“
wiederum eine perfekte Tautologie.

Ich weiß gerade nicht genau, worauf du hinauswillst. Du kannst
doch nicht willkürlich irgendwelche Lautverschiebungsregeln,
die es irgendwo auf der Welt gibt, für eine Sprache anwenden,
die durch diese Verschiebungen gar nicht durchgelaufen ist.

Mag sein, dass hier meine fehlenden Kenntnisse eine falsche Anwendung der Lautgesetze zur Folge haben.

Soweit ich weiß, ist „calabaza“ wirklich mit Kürbis verwandt.

Das ist ja interessant. Und warum lehnst Du dann eine Sprachverwandtschaft mit „flaska“ (bask.) resp. „Flasche“ (dt.) so rigoros ab?

„qarbuz“. Von
da ist’s nicht weit bis „Kürbis“

zweifelsfrei.

und auch nicht weit bis
„calabaza“.

sehe ich aus so.

Eine Verbindung
zu „Flasche“ kann ich hier nicht einmal mit der größten
Fantasie feststellen.

??? calabaza -> clabaza -> flabaza -> fla(b)haza (mit diesem hochgestellten „h“) -> flahaza -> flahza -> flasza -> flaska
Für mich ganz klar.

[russisch] bedeutet Wassermelone, nicht Kürbis.

Mensch, wir wissen doch beide, dass es ständig irgend welche Bedeutungsverschiebungen gibt. da kannst Du doch nicht sagen Wassermelone ist ungleich Kürbis, also passt es nicht.

dass eine Bedeutungsübertragung zwischen Melone und
Kürbis möglich ist.

sag ich doch.

Nein, sie formulieren es in die entgegengesetzte Richtung,

siehe oben - Mathematik muss in beide Richtungen stimmen.

Ich weiß nicht, was der
Grund ist, warum man „egon“ und „eghom“ nicht verbunden hat.
Vermutlich wäre das zu weit hergeholt und unwahrscheinlich und
unbegründet. Das Wort *eghom ist dazu so alt, dass die
Indoeuropäer vermutlich noch im der Ukraine hausten. Man
müsste sich fragen, wo die Basken zu der Zeit waren

Genau da sind wir an der Basisfrage: Wer lebte wann wo. Und wenn ich Europa - Afrika - Asien aus dem Vaskonischen übersetze, dann ist der Lebensraum der Paläobasken schon mal klar: von Gibraltar bis (mindestens) zum Ural. … Wo der Kaukasus ja nicht weit ist, und auch diese Sibirische Kleinsprach (wie hieß die? Tesisch, oder?). Jetzt kommt sicher Deine Frage: Wann? Schwierig. Sicher vor der Zuwanderung Deiner Indogermanen. Weitere Details siehe oben.

glaube, das weiß niemand so genau, aber wenn sie ein so
essentielles Wort wie „egon“ übernehmen und damit ihr eigenes
Personalpronomen ersetzen, so müssten die beiden Völker schon
in ganz ganz starkem Kontakt gestanden haben.

Genau. Substrat (vaskonisch) - Superstrat anfangs (hamitosemitisches Keltisch) später selbst Substrat - Superstrat (urgemanisch).

Ja, die Swadesh-Wortliste gibt’s z.B. hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Swadesh_list

Vielen Dank.

Das ist natürlich richtig. Hier geht’s aber um einzelne
Wörter. Ich verstehe dein Anliegen nicht ganz: Mal behauptest
du, du traust der angeblichen Verwandtschaft der IE-Sprachen
allgemein nicht, mal sagst du, das Baskische hatte eben nur
ein bisschen die IE-Sprachen beeinflusst (das ist bei
einzelnen Sachen ja möglich), und dann seien die IE-Sprachen
(die laut dir gar nicht alle verwandt sind) mit den
afro-asiatischen Sprachen (bzw. Hamito-Semitisch) verwandt.
Deine Annahmen widersprechen sich scheinbar selbst… sie
können nicht alle zutreffen.

Entschuldige meine laienhafte Ausdrucksweise. Genau diesen Punkt habe ich ein paar Zeilen höher nochmals versucht zu verdeutlichen. Aber nach all dem Schriftwechsel zwischen uns bezweifele ich stark, dass es mir diesmal gelungen ist. Offenbar denke und fühle ich halt einfach ganz, ganz anders wie Du. Ungeachtet irgend einer „Richtigkeit“ oder „Falschheit“ der Aussagen.

Also
ich=ich, Fisch=Fisch, trinken=trinken. Keine semantischen
Abweichungen sind gestattet, diese würden das Projekt zu
willkürlich und die Datenmenge zu groß machen. Baskisch „egon“
kommt in der Swadeshliste auch nicht vor.

aber „ich“, wie Du schreibst. Und da Baskisch ja ohnehin bisher immer übersehen wurde, ist es doch auch nicht verwunderlich, dass baskische Wörter in solchen Untersuchungen prinzipiell fehlen. Frei nach dem Motto: das gesamte baskische Sprachmaterial sind restlos alles Entlehnungen aus anderen (Superstrat-)Sprachen.

eskola…)

Wie kommst Du denn gerade auf eskola? - Vorsicht! Ein Wort mit Vokal am Wortbeginn!!!
wie wäre es denn mit esku-helda = dort, wo die Hand reift (= lernt!)
Aber lassen wir es. Du wirst wieder antworten, wie unsinnig das sei und und und. Ich kenne es mittlerweile. Auch bei mir ist es immer wieder die gleiche Schiene: Zuerst die Semantik (Praxis), dann schauen, ob man phonetisch ähnliche Wörter finden kann in alten Sprachen (Theorie). Und wenn man nichts im arabischen und im keltischen (wen wundert’s da!) findet, im Slawischen nichts gut passendes, aber im heutigen Baskisch einen Volltreffer semantischer Art hat, und es dann auch noch gut mit den Buchstabenverschiebungen hin geht, was will ich mehr. Ich fühle mich bestätigt. Für Immo: esku = Hand, heldu = reif (Adjektiv!)(+sein, werden).

Und da kommst Du mit dem Abstrakta

sollte natürlich Apellativa heißen. Die Nachtstunde war schuld. Tschuldigung

kaukasischen Sprachen

hast Du einen Tipp für mich, gibt es da ein Wöbu (möglichst
Deutsch-xyz). Das wäre eine prima Ergänzung zu meinen was weiß
ich wie vielen Wöbü aller möglichen Klein- und
Exotisch-Sprachen.

Ja, habe ich. Es gibt ein tolles Buch, das aber auf Russisch
ist.

ich habe mir zwar als Teenager die kyrillischen Schriftzeichen während eines Urlaubes in Bulgarien angeeignet und kann sie auch bis heute noch - wenn auch langsam aber so doch - aussprechen, aber was ich da spreche - also die Sprache - davon habe ich keinerlei Ahnung. Somit nützt mir ein xx-russisch WöBu herzlich wenig. Leider. es müsste schon was sein was zumindest xx-französisch, oder (nächstschlechtere Fremdsprache) xx-englisch hätte.

Vor ca. 10.000 Jahren
endete bekanntlich die letzte Eiszeit. Bekannt ist auch, dass
damals weite Teile Europas vergletschert waren. Allerdings
vergessen manche, dass eben bei weitem nicht GANZ Europa
sondern nur der überwiegende Teil unter Eis lag. Aus diesem
Grunde behaupte ich sogar, dass wir bei dieser Art Wortgut
damit rechnen müssen, auf Sprachrelikte vor der letzten
Eiszeit zu treffen.

Die wären aber bis zur Unkenntlichkeit „entstellt“ durch die
ich-sag-mal „Erosion“ der Laute. 10.000 Jahre liegt mehr als
doppelt so weit zurück wie die Annahme von *eghom, schätze ich
mal. Zufällige Wörter wären bei so einer Zeitspanne im
Durchschnitt genauso ähnlich wie echte Kognate.

oder auch nicht.

Und dass die damals vor 15.000 Jahren oder
noch länger schon idg. gewesen sein könnten, das glaube ich
nicht. Vielleicht kannst Du mir da sogar zustimmen.

kann ich absolut. Die Zeitangaben mit 3000 BC oder ähnlich, denke ich, dürften im Großen und Ganzen soweit schon stimmen. Soweit ich weiß, wird dieser Zeitraum ja auch von der Archäologie in etwa gestützt.

[Fisch & Vogel] — Das erklärt immer noch nicht, warum ein Volk
*beide* Wörter aus einer Nachbarsprache entlehnen sollte.

weil Zusammengehöriges von den gleichen Personen als zusammengehörig empfunden wird. Sei es als Substrat oder als Superstrat. Sogar als Instrat wäre es denkbar (aber in meinen Augen deutlich unwahrscheinlicher)

Ausnahmen gibt’s dennoch: Alexandria, Leningrad, Stalingrad,
Saint Paul, Washington (obwohl das vllt. umgekehrt wieder auf
einen Ortsnamen zurückgeht), Annaberg-Buchholz (vielleicht?),
Marienbrunn…

Ausnahmen wird es schon deshalb immer geben, weil es zu allen Zeiten (mehr oder minder intensive) Ortsgründungswellen gegeben hat. Gutes Beispiel ist Karlsfeld bei München, welches erst nach der Trockenlegung des Moores am Beginn des 19. Jh (nach Anweisung des bayerischen Kurfürstes Karl-Theodor) gegründet werden konnte!.
Die Städte in den USA sind ja ebenfalls allesamt nachweislich sehr jungen Datums und daher mit dem heutigen Benennungskonzept versehen: oft Personennamen. Leningrad und Stalingrad, Karl-Marx-Stadt und etliche weitere Ortsnamen sind ja nach dem Ende der jeweiligen Herrscher wieder in ihre alte Form umbenannt worden und können somit ebenfalls nicht zählen (kaum längere Namensexistenz als 2 Menschenleben - für einen Ort ein Nichts an Zeit). Was bei Leningrad alt und wieder neu St. Petersburg zutrifft, ist wie bei „Karlsfeld“ gut mit schriftlichen Urkunden gesichert, somit auch eine junge Siedlung. Das von Dir erwähnte Marienbrunn (und viele ähnlich klingenden Orte - oft kleinster Art) hat dahingehend eine Sonderstellung, dass es sich hier nicht um eine Person („Maria“) als Mensch handelt, sondern um einen Kultplatz, welcher in nahezu allen Fällen aus vorchristlicher Zeit datiert und lediglich durch die jetzt vorherrschende christliche Religion umgedeutet (wieder einmal! Im Prinzip gleiches Spiel wie bei den Wörtern auch!) wurde.

Zumindest käme ich schwer ins Grübeln. Denn „Flosse“ oder
„Schuppe“ ist tatsächlich so einzigartig, dass es eben genau
so gut als Charakterisierung passen würde.

Weißt du noch, wie ich von engl. „fin“ (Flosse) schrieb? Du
könntest nach deiner Theorie doch annehmen, dass s=h=nichts,
und „-n“ irgendwie als Genitiv (von den „Fischen“)

von einer Genitiv-Regel habe ich noch nie gehört! Bin neugierig! Schreib mir drüber! Danke im Voraus.

izen - heißen (Name)

Interessant, „izen“ heißt Name… mein erster Gedanke war
jetzt, dass es ein arabisches Lehnwort sein könnte. Dort heißt
Name „ism“, und deren „s“ ist näher am baskischen „z“ als am
baskischen „s“.

Was ist ein „ß“ (in „heißen“)? Es ist ein „sz“ - stimmhaft. Da hast Du doch auch in unserem Wort den stimmhaften Zusammenhang mit „izen“

Da es jetzt doch schon wieder viiiiel zu spät ist und ich morgen raus muss, suche ich es mir nicht oben raus, sondern korrigiere es hier: wenn ich es richtig im Kopf habe, habe ich oben irgendwo eine Zahl verdreht. Es muss heißen: ca. 30% aller baskischen Wörter beginnen mit einem Konsonant (ich glaube, ich hatte oben irgendwo geschrieben „30 % beginnen mit einem Vokal“)

so, Schluss für heute.

Kleine Bitte noch: ich denke, wir beide haben wirklich genug Meinungsaustausch betrieben, von daher musst Du auch nicht mehr näher auf z.B. „eskola“ eingehen. Wenn Du willst, schreib einfach das Wort „Quatsch“ und gut ist’s. Auch sonst, wir sollten wirklich versuchen, die Länge erneut zu halbieren, oder vielleicht sogar zu zehnteln, aber wenn Du mir auf meine konkreten Fragen antworten würdest, wäre ich Dir doch dankbar.

Liebe Grüße, bis demnächst.

Alexander

P.S.: anders als es sonst meine Gewohnheit ist, lese ich mir mein Geschreibsel auch nicht nochmal zur Korrektur durch. nicht böse sein.

Hallo Immo,

auch Dir möchte ich herzlich für Deine Mühe danken, einem Laien wie mir ein paar Sandkörner der Sprachwissenschaft beizubringen.

Auf vieles habe ich ja schon in meinem letzten Beitrag an André geantwortet, daher kann hier die Antwort recht kurz ausfallen.

  1. Lallwörter

Dass Du deren Existenz anzweifelst, kann ich nicht wirklich
verstehen; allerdingst habe ich auch den Eindruck, dass Andrés
Antwort Dich vom Gegenteil überzeugen kann.
Stell Dir vor, Du hast ein Kind. Stell Dir am besten zunächst
zusätzlich vor, Du bist weiblich, da ja traditionell zuerst
die Mütter auf ihre Kinder aufpassen. Nun wartest Du natürlich
sehnsüchtig darauf, dass Dein Kind „mit Dir“ – oder zumindest
zu Dir – spricht. Es lacht Dich ja nach ein paar Monaten an,
brabbelt irgendetwas vor sich hin, und nach noch ein paar
Monaten sagt es „Mama“. Das sagt es immer, egal ob man es ihm
vorspricht oder nicht. Es trainiert einfach seinen
Artikulationsapparat. Als Mama bist Du jetzt überglücklich,
sofern – ja, sofern Deine Sprache genau dieses „Mama“ mit der
Mutter verbindet. Weil alle Mütter dieser Welt nun gerne
dieses Glückserlebnis spüren wollen, haben die meisten
Sprachen sich auch in die Richtung entwickelt, dass es das
Wort „Mama“ für die Mutter gibt, oder zumindest ein ähnlich
rudimentäres (z.B. ung. anya).
Nun darfst Du wieder männlich sein, kommst von der Arbeit
(Jagd) nach Hause, aber siehst Dein Kind seltener als Deine
Frau. Diese berichtet Dir ganz stolz, dass Kind habe „Mama“
gesagt, und Du freust Dich natürlich für sie, schäkerst mit
Deinem Kind: „Kennst Du denn auch schon den Papa?“ Natürlich
geht das noch nicht, aber zwei, drei Tage später, während Du
noch darauf wartest, da ist das Kind soweit, „Papa“ zu formen,
und nun bist auch Du glücklich, wenn Deine Sprache es zulässt.
Das ist, grob gesagt, die Entstehung von Lallwörtern. Aber
dass sich damit das Wort „Mutter“ – mit t und r – erklären
lässt, dass in allen indogermanischen Sprachen so ähnlich
vorkommt (engl. mother, lat. mater, russ. mat’ – Gen. materi,
lit. mótina – Frau = móteris usw. usf.), das wage ich auch zu
bezweifeln.

Diese Laute eines Babys kommen ja wohl daher, wie leicht oder schwer ein Laut auszusprechen ist. Ich habe mal eine Grafik gesehen (weiß sogar noch wo: Europa Vasconica - Europa Semitica von Th. Vennemann, de Gruyter 2003, Seite 158), in der wird dargestellt, dass die Vokale die am einfachsten zu artikulierenden Laute sind, die Plosive diejenigen Laute sind, welche die größte Kraft haben. Näher an den Vokalen liegen demnach die Gleitlaute sowie die Buchstaben r und l. Und genau aus diesen Lauten bestehen die „Äußerungen“ der Babies. Wenn Deine These zutreffen würde, weshalb ist dann aus der al- bzw. la-Lautfolge von Babies nicht auch eines der maßgeblichen Wörter unserer Sprache geworden. Aber „lalalal“ oder „alalala“ ist sinnfreies Gerede von Babies, genau wie Du ja beschrieben hast, um ihren Stimmapparat zu trainieren. Aber Mama, Papa und alle anderen angebliche Lallwörter sind erlernt und haben nichts mit der Babysprache zu tun.

  1. litauische Ortsnamen

Das „Šiauliai“ von „geschützt“ kommen könnte, ist nicht
haltbar:
schießen = šiáuti, šiáudyti
Schütze = šiaulỹs
schützen = saugóti
geschützt = saugótas, saugójamas.
Bis auf das „au“ keine Gemeinsamkeit. Aber wenn Dir dieses
Beispiel nicht genügt, habe ich noch ein lebhafteres: Die
Endung -inkas macht aus einem Substantiv jemanden, der damit
zu tun hat, z.B. giria (Forst) -> girininkas (Förster);
Lietuva (Litauen) -> lietuvininkas (obsolet: Litauer);
bitė (Biene) -> bitininkas (Imker). Solche Beispiele
lassen sich zu Tausenden finden, und dieses Suffix dient zu
nichts Anderem und hat auch (zumindest soweit sich das belegen
lässt) zu nichts Anderem je gedient, als Personen zu
bezeichnen.
Nun gibt es das Wort trãkas = ausgebrannte Heidefläche,
Lichtung. Es gibt auch die Stadt Trãkai nahe Vilnius,
unbestreitbar ein prototypischer Flurname. Allerdings gibt es
im Memelland nahe Tilsit auch ein Trakinìnkai, und was immer
ein „trakininkas“ sein mag (ein Waldroder? Jemand, der auf
einer Lichtung siedelt?), es ist ganz klar eine Person.

Du denkst deutlich zu kurz. Trankininkai als Ortsname ist schlicht und einfach die litauische Form der europaweit vorkommenden Ortsnamen, welche im Deutschen auf „-ing“ bzw. „-ingen“ enden. Ich habe mittlerweile auch schon ein wenig den Überblick verloren, ob wir in der Diskussion schon auf das „-ing(en)“ eingegangen waren oder nicht. Kurz und gut: Für mich sind Ortsnamen, welche auf diese Silbe enden allesamt aus dem alteuropäischen Wortschatz gebildet, lange bevor die Urgermanen da waren. Ich habe den Verdacht, dass es sich um einen alten Kopf (nicht im Sinne von menschlichem Körperteil, sondern in sprachwissenschaftlichem Sinn) handelt, dem ein Spezifikator vorangestellt wurde. Ich bin mir selbst ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Zusammensetzung aus einem Relativpronomen „-en-“ und dem eigentlichen Kopf (wenn Du willst "Zentrum, um das sich wortmäßig alles dreht) „gune“ (woraus offenbar unser heutiges Wort „Zone“ herkommt - mit identischer Bedeutung). Somit kann man alle „-ing(en)“-Orte im Kopf übersetzen mit „Der Bereich/Bezirk, der … (hier kommt der Spezifikator) ist“ Auch hier hat man wieder das von mir schon mehrfach angesprochene Adjektiv, ggf. eine adjektivische Konstruktion. Dass das im Litauischen in junger Zeit zufällig mit der Berufsendung -inka zusammen fällt, ist wohl ziemlich offensichtlich. Demgegenüber ist ja die typische Berufsendung im Deutschen mit „-er“ und den Nachbarsprachen mit „-or“, „-eur“ und ähnlichem ja ganz anders. Und dass es bei einer begrenzten Anzahl an Lauten/Buchstaben immer mal irgendwo wieder zu einem Gleichklang kommt, ja kommen muss, ist eh klar. Das beste Beispiel dafür ist im Deutschen die eben erwähnte Endung „-er“. Sie kommt bei den Berufen vor, im süddeutschen Raum auch bei der Herkunftsbezeichnung („Augsburger“, „Hamburger“ etc.), im Bereich vom André auch bei Charakteristikabezeichnungen (Adjektiv „kurz“ -> „Kurzer“ als Person, „Kleiner“, „Brauner“, „Langer“ etc -> jeweils als Personenbezeichnung.)
Sogar als genealogische Identifikation kommt dieses „-er“ vor: Johannser, Kathreiner, etc.
Und alle diese „-er“ haben mit Sicherheit alle zusammen ganz unterschiedliche Ursachen. „-arius“ = der Handelnde, lat.; „-varii“ = der Zugehörige, lat.; die beiden anderen „-er“-Verwendungen weiß ich jetzt nicht auswendig, und es ist ja im Prinzip auch gar nicht wichtig. Denn ich bin mir sicher, dass Du mir ja sowieso zustimmen kannst, dass „gleiches Erscheinungsbild“ nicht bedeuten muss „gleiche Ursache = gleiche Bedeutung“. Ein klassisches Beispiel dafür, welches ja immer wieder zitiert wird, ist „Mutter“: Einmal als Person, einmal als Gegenstück zur Schraube.

Es
soll auch irgendwo – ich kenne die Orte jedoch nicht – ein
Girininkai (Förster) und ein Klumpakojai (Schuhplattler)

hier (Schuplattler) wird der Erklärungsversuch mit einer Person geradezu lächerlich.

geben, die auch wohl leichter mit Personen als mit
Flurspezifika in Verbindung zu bringen sind.
Allerdings – Pasing von einem *Paso (was ist das denn fürn
Name?!) abzuleiten sähe ich nur dann als legitim an, wenn dies
für andere Ortsnamen auf -ing(en) belegbar oder zumindest
naheliegend ist. Schaun wir mal: Schwabing (Schwabe – von mir
aus), Petting (???), Dingolfingen (Dingolf könnte ein alter
Name sein: Thing + Ulf? Da kennst Du Dich besser aus),
Sindelfingen (?)

All diese soeben von Dir genannten Ortsnamen leiten die Anhänger der „Ortsnamen-aus-Personennamen“-Theorie (von anderen als „Lokalisten“ betitelt) von Rufnamen ab. Die Anhänger dieser Theorie sehen jeden Ortsnamen einzeln an, ohne nach gleichen oder ähnlichen Ortsbegriffen in anderen Teilen Europas zu suchen. So gibt es beispielsweise ein „Freising“ bei München, aber auch ein „Freiseng“ in Luxemburg. Wenn das keine gleiche Bedeutung haben soll, na, dann weiß ich es auch nicht.
Jeder einzelne dieser Orte hat aber von dem behaupteten Namensgeber keine entsprechende Urkunde vorzuweisen. Entweder per Sternchen erfunden (ach wie liebe ich diese Asterisken!) oder aber - wenn irgendwo nachgewisen, dann - nicht für diesen Ort in der Zeit seiner Gründung nachzuweisen. Hin und wieder erscheinen einige Jahrhunderte nach der Erstnennung des Ortes dann in in diesem Ort tatsächlich Personen mit diesem Rufnamen. Aber dann liegt eben genau der - logische - Benennungsweg vor: Mensch wird nach seiner Herkunft bezeichnet, welche eben der Ortsname ist. Dabei ist natürlich das Wort „Ort“ in diesem Zusammenhang nicht zwangsläufig als Wohnort, sondern viel eher als „Stelle der Lebensumgebung“ zu verstehen. Ganz nach dem Schema „Adenauer aus der Au an der Aden“. Man beschreibt ja noch heute einem Fremden den Weg, in dem man markante Geländemarken angibt: „Bei der 1. Ausfahrt von … raus, an der 3. Ampel links, beim Supermarkt rechts und hinter der Tankstelle 200 m weiter wieder scharf rechts“. Und nicht „Beim Haus vom Georg rechts, wenn Sie beim Wolfgang sind links und beim Balthasar wieder scharf rechts.“ Der arme Fremde würde 5 Stunden länger brauchen als mit der ersten Beschreibung.

Aber vielleicht hast

  1. Fuchs ist primär schlau

Schließt das denn aus, einen Fuchs auch als Teufel oder als
wild anzusehen? Ersteres schon mal gar nicht, denn auch der
Teufel ist ja oft schlau, zumindest gerissen. Und selbst alles
erdenklich andere nicht, denn einem Tier kommen schließlich
mehrere Eigenschaften zu.

aber doch in unterschiedlichen Kulturkreisen. Wenn bei uns in Mitteleuropa ein Fuchs als „schlau“ gilt, heißt das doch nicht, dass dieses Tier die gleichen Assoziationen in z.B. Russland weckt. Vgl. die Assoziation „Kuh“ mit „dumm“. In anderen Kulturen sind Kühe „heilig“.

So ist der Rabe in der Fabel vom
Fuchs und den Trauben eitel und dumm; Odins Raben Hugin und
Munin sind dafür sehr weise; die Sieben Raben in Grimms
Märchen zeichnet wahrscheinlich gar nichts besonders aus, denn
sie sind ja verzauberte Menschen; mitunter besitzen Hexen
Raben, dann sind diese Unheilbringer. Alles ganz verschiedene
Sachen.

Alles richtig, aber alles Kultureinfluss und somit nicht ausschlaggebend für „fuxert“ (bayerisch) = „wild“ (hochdeutsch). Denn im Deutschen hat nun mal ein Fuchs die Konnotation „schlau“ und nicht „wild“. Für „fuxiz“ ist jedoch die Denotation eindeutig „wild“. Der Wechsel von Denotation zu Konnotation ist ja seinerseits bereits wieder ein Hinweis auf einen Überlagerung/Verdrängungsprozess, wobei aus einem ursprünglichen Superstrat ein Substrat wurde. Es geht von der Semantik sehr gut überein, auch die Phonetik gibt einem entsprechende Regeln für den entsprechenden Lautwandel an die Hand, also: Herz, was willst Du mehr.

Und dass ich den Lautwandel fuxiz -> Fuchs[teufelswild]
erklären können möchte, heißt nicht, dass ich fuxiz mit dem
Fuchs als solchem in Verbindung bringen will.

Brauchst Du ja auch gar nicht. Um einen modernen Begriff zu bringen, handelt es sich ja hierbei um einen „false friend“ par excellence.

Aber wie gesagt: Es ist eigentlich genug geschrieben und gegen-geschrieben worden. Lösen werden wir drei diese Fragestellung eh nicht können, und vom Kenntnisstand her ist es einfach sehr ungleichgewichtig: Ihr habt es studiert, ich nicht. Per Konsequenz könnt Ihr fachlich argumentieren, ich nicht. Dennoch oder aber gerade deshalb: ich habe sicher viel durch Euch beide gelernt und wäre auch froh, wenn Ihr mir auf irgendwelche anderen Beiträge in der Zukunft auch antworten würdet, wenn Ihr mir widersprechen oder mir zustimmen wollt. Für mich wäre es ziemlich frustrierend, wenn Ihr beide mich „links liegen lassen“ würdet (wieder so ein Sprichwort, welches sich sicher lohnen würde, näher zu untersuchen. Links mit „die falsche Hand“, welche Völker schreiben/schrieben von rechts nach links = Linkshänder, wo leb(t)en diese Völker etc.). Dieser Satz soll Dich aber nicht „abwürgen“, d.h., wenn Du den Drang verspürst, hierauf wieder zu antworten, so werde auch ich diese Antwort (höchstwahrscheinlich)nicht ignorieren.

Ich wünsche Dir (und auch André, da er sicher auch mitliest)
ein schönes Wochenende und seid nicht allzu frustriert, dass Ihr es nicht geschafft habt, aus mir einen eingefleischten Idg zu machen.

Liebe Grüße aus dem oberbayerischen Voralpenland, in dem es immer noch nicht geschneit hat (und für die kommenden Tage ist Regen (!!!) angekündigt, so ein Mist. Langlaufen kann man wohl wieder vergessen…)

Alexander

da wir beginnen, nicht mehr weiter zu kommen, fällt meine
Antwort viel kürzer aus, als Du vielleicht erwartest/erhoffst.

Hi Alexander!
Kann ich nur begrüßen, kein Problem.

Und genau hier möchte ich meinen - wie ich mir vorgenommen
habe - einzigen längeren Einwand ansetzen:
Ihr, (d.h. die allermeisten und somit auch „etablierten“
Sprachwissenschaftler), fangt mit der Ursache an und nähert
Euch dann dem Symptom. Also Ihr erschließt, rekonstruiert
zuerst und schaut dann, ob die Bedeutung hinkommen könnte.

Nein, das hast du falsch verstanden. Ich weiß nicht genau, wie du darauf kommst. Aber es ist immer der 1. Schritt, die Protosprache zu rekonstruieren. Das geht „rückwärts“, wenn du’s so willst. Aber dann wird nicht mehr mit der Ursache angefangen. Ab da wird verglichen. Vorwärts geht’s höchstens mal zum Überprüfen von Lautwandelgesetzen.
Aber das mit der Bedeutung ist nicht der Fall. Diese wird zusammen mit der Phonetik rekonstruiert.

Und dadurch, dass Du weiter unten den umgekehrten Weg
(Semantik vor Rekonstruktionen) als unwissenschaftlich
verwirfst, ohne jedoch einleuchtende Gründe dafür zu nennen,
kann ich dann letztlich doch nicht so ganz das annehmen, was
Du mir da beibringen (positiv) / weiß machen (negativ) willst.
Zumal ich vor ein paar Tagen mit meiner Dozentin
(festangestellt an einer Uni, Anglistin und von der
indogermanischen Theorie vollkommen überzeugt) telefoniert
hatte und in Kurzform unsere Diskussion hier geschildert habe
und ihr die Frage stellte: Warum um alles in der Welt kann man
nicht mit der Semantik beginnen und erst dann mit Hilfe der
Rekonstruktionsregeln den zweiten Teil der wissenschaftlichen
Arbeit erledigen? Das ist im Grunde genau das Gleiche, was ich
hier Dirgegenüber neulich als „mathematische Gleichung“
formulierte, welche in beide Richtungen gangbar sein müsse.
Aber auch das hattest Du ja abgelehnt. Zur Info: Ihre Antwort
im ersten Moment war: Ja, so könnte man es auch machen
(Semantik vor Rekonstruktion), schränkte dann aber sofort -
idg beeinflusst - ein, dass es halt so nicht gemacht wird.
Also bestimmt die Theorie die Methodik und somit das Ergebnis.
Aber so eine Antwort befriedigt mich genau so wenig, wie
Deine.

Mein Antwort hier ist vielleicht auch wenig befriedigend: Man kann es natürlich so machen. Es wird aber deswegen nicht gemacht, weil man Phonetik immer zusammen mit der Semantik rekonstruiert. Man nimmt nicht willkürlich ähnlich klingende Wörter her, sondern sie müssen auch semantisch identisch (oder wenigstens sehr ähnlich) sein. Natürlich kannst du, wenn du für ein Wort kein Kognat mit der gleichen Bedeutung in einer anderen Sprache findest, die Semantik hernehmen und erstmal nach semantisch ähnlichen Wörtern gucken. Ich glaube, das leuchtet ein. Ich wüsste jetzt nicht, warum man mit der Semantik beginnen sollte. Es geht ja darum, die alten Wörter phonetisch zu rekonstruieren, die Semantik ist dabei quasi die „Übersetzung“ dieser Wörter, die sich möglichst wenig unterscheiden sollte.

Ach ja, als ich ihr von Dir erzählte (Student Uni Leipzig)
meinte sie, das sei zu wenig Information für sie.
Wenn Du es nicht zu persönlich empfindest, würde ich mich
freuen, wenn Du mir schreiben könntest, welchen Bereich der
„Sprachwissenschaft“ Du dort studierst. Idg?

Kein Problem. Ich studiere „Allgemeine Sprachwissenschaften“ auf Magister. Mein Schwerpunkt ist die Typologie (hab ich ja schonmal erzählt), und allgemein sind meine Interessenschwerpunkte Phonetik, Morphologie, Typologie, kaukasische Sprachen, Kunstsprachen. Historische Linguistik nicht hauptsächlich, aber auch (bin ja in diesem ASJP-Projekt involviert).

Und Du selbst hattest mich beim „Fisch“ gefragt, ob ich bei
„Flosse“ oder „Schuppe“ an meinem „isi“ zweifeln würde, was
ich - bei entsprechender Buchstabenähnlichkeit unter
Berücksichtigung der Lautwandel-Regeln - sofort bejahte. Nur
kam dann von Dir keine entsprechende Antwort mehr: in welcher
Sprache (gab es Kontakte mit dem Baskischen und gleichzeitig
mit dem Germanischen, mit dem Keltischen?? etc.) und welches
dortige Wort „Flosse“ (bzw. Schuppe) bedeutet und mit den
Lautwandel-Gesetzen zu „isi“ bzw. „Fisch“ werden kann. Somit
muss ich annehmen, das mit der „Flosse“ oder der „Schuppe“
waren Test- oder Blindballons, leider.

Das hat mit irgendwelchen Blindballons nichts zu tun, es war nur eine Gegenfrage. Ich hatte „fin“ als Beispielwort benutzt, das heißt Flosse und ist dem Wort „Fisch“ ebenso ähnlich wie „isi“.

Aber die Sprachen sind (bis auf
einige Ausnahmen) nicht entwickelt worden, sondern entstanden;
niemand hat sich überlegt, wie dieses oder jenes heißen könnte
oder sollte, es hat sich einfach eine Bezeichnung
durchgesetzt,

die charakteristisch für ein Apellativa ist. Und
Charakteristika sind in den heutigen Sprachen zumeist
Adjektive (erweitert vielleicht mit Adverben). Und das war
sicher in der prehistorischen Zeit und deren Sprachen genau
so. Also hat man allen Grund, in den meisten Apellativa
veränderte (alte) Adjektive zu suchen. Und von dieser Meinung
kannst Du mich auch trotz Engelszungen und guter
Überzeugungskraft nicht abbringen.

Eine nette Idee, finde ich ja nicht direkt schlecht und kann ich auch nicht abstreiten. Aber das müsstest du wie schon oft gesagt nachweisen, sonst bleibt’s nur eine nette Idee. Aber das kann leider schwierig werden…

Bei „flaska“ handelt es
sich also nur um ein germanisches Wort. Dass es das auch im
Slowakischen und Baskischen gibt, ist viel wahrscheinlicher
auf Entlehnung zurückzuführen.

sag ich ja: Keltisch (ich spreche von „Flasche“, nicht von
„bottle“)

Ja, Keltisch kann sein. Über Kontakt weiß ich da nichts, man müsste untersuchen, ob das möglich gewesen sein kann (also wie lange es „flaska“ und „fleasc“ in den jeweiligen Sprachen gab und ob ein Kontakt zwischen den beiden Sprachen stattgefunden haben kann bevor es die Wörter in beiden Sprachen gab).

Wenn man meint, Flasche/flaska sei
ein arabisches Lehnwort, müssten die Araber ja auch irgendwie
so ein Wort haben, was Flasche (oder etwas stark ähnliches)
bedeutet. Leider finde ich da nichts.

Denkfehler (oder nicht Verstehen-wollen): Die
Sprachentwicklung hat den Wörtern einen Bedeutungswandel
„eingebrockt“, so dass man sie eben NICHT Eins-zu-Eins in der
anderen Sprache suchen gehen kann. Und eine Flasche war, ist
und bleibt hohl. Da gibt es nichts dran zu deuten. Und weshalb
Du da keine semantische Ähnlichkeit zwischen dem arabischen
Wort und dem Wort „Flasche“ siehst/sehen kannst, wird mir
immer ein Rätsel bleiben. Obwohl ich jetzt Deine Antwort
mehrfach durchgelesen habe.

Du hast es nicht verstanden. Wieso sollte Sprache B ein Adjektiv von Sprache A entlehnen und es für ein Objekt benutzen, für das Sprache A bereits ein Wort kennt? Zumal es das Wort nicht als Adjektiv in Sprache B gibt. Das ist völlig implausibel und gründet sich lediglich auf Phantasie.

Nur nicht im Arabischen. :wink:
Es wäre also der Fall, dass die Germanen

wieso denn die Germanen? Die Kelten (ursprüngliches Superstrat
über die Vorgängerbevölkerung) waren doch deutlich früher da
als die Späteinwanderer „Germanen“ (späteres Superstrat) Die
Reihenfolge muss doch heißen: hamito-semitisch -> keltisch
-> germanisch -> Deutsch

Wenn du möchtest, gut. Nur wo siehst du bitte (nach meiner Darlegung der wirklichen Bedeutungen der arabischen Wurzeln) nun die Verbindung zwischen den Wörtern für Flasche in den genannten Sprachen.

so was sind mir die allerliebsten Erklärungen „Zufälligerweise
…“
Nee, sorry, das glaube ich einfach nicht.

Tja, wenn du an so etwas wie Zufall nicht glaubst, musst du lernen, darauf zu vertrauen, dass der Zufall einiges bewirken kann. Ich habe angefangen, die Liste mit den Pseudokognaten in eine Word-Datei zu schreiben… es sind in den vergangenen Tagen noch 2 oder 3 hinzugekommen. Man kann berechnen, wie groß die Auswirkungen des Zufalls sein können und wie wahrscheinlich es ist, dass ein Wort in Sprache A und B nur zufällig verwandt erscheint.

Es ist nicht ganz so einfach; das „p“ ist aus einem
labialisierten „k“ entstanden… in dem Falle: *kw > p. Das
geht in die eine Richtung, in die andere ist’s aber extrem
unwahrscheinlich.

Aber bei Dir alles unter der Prämisse, dass auf alle Fälle das
Wort (egal welches) mit einem Konsonanten begonnen haben muss.
Weil das halt einfach typisch für die idg. Sprachwelt ist
(sei).

Was soll der Quatsch denn? Wenn ich in allen Sprachen für ein Wort am Anfang *kw- rekonstruieren kann, wieso sollte ich dann überhaupt auf die Idee kommen, es könnte noch ein Vokal davorgestanden haben? Über die Sache mit dem P- und Q-Keltisch brauchen wir aber nicht zu diskutieren. Ich habe erklärt, was es damit auf sich hat. Es sei denn, du hast da noch fragen.

Mit dem gleichen Recht kann man aber auch den Spieß
rumdrehen und fragen: Ja warum MUSS denn das Ursprungs-Wort
mit einem Konsonanten beginnen?

Wieso sollte es denn mit einem Vokal beginnen, wenn keine der möglichen Tochtersprachen mit einem Vokal beginnt? Du kannst von mir aus für jedes PIE-Wort sagen, es fängt mit 'nem „i“ an, und dann eine Lautregel dir ausdenken, die besagt, dass das dann in allen(!) Tochtersprachen verschwunden ist. Aber dafür sprechen die Daten einfach nicht und diese Annahme wäre auch irgendwie nicht sinnvoll.

Kann denn der Konsonant nicht
später hinzugefügt worden sein? (nämlich zu der Zeit als die
Römer oder noch später die Germanen aufkreuzten, im Licht - na
ja - der Geschichte).

Kann. Aber nicht grundlos. Konsonanten entstehen nicht einfach ohne Grund. Entweder es sind Morpheme gewesen, die eine Bedeutung trugen, oder aber epenthetische Konsonanten, die die Aussprache erleichtern. Letzteres fällt weg, denn keine europäische Sprache hat ein Constraint gegen vokalisch anlautende Wörter. Wieso sollte man das also für irgendeine ältere Sprachstufe oder Protoform annehmen (wie gesagt, ich wusste nicht, dass das fürs PIE mal angenommen wurde). Ersteres kann sein, und in den germanischen Sprachen ist das ab und zu passiert, mit einem „s-“ (allerdings eher vor konsonantischen Stämmen).
Es gibt aber keine Lautregel, die besagt, dass man einfach mal so ein „P“ oder sowas vor einen Vokal setzt, ohne das das P eine spezifische Bedeutung hat. Das wäre wieder völlig implausibel, wird durch die Datenlage nicht gestützt und wäre eine unnötig komplizierte Annahme.

Auch diese Frage stellte ich meiner
schon oben genannten Dozentin in diesem Telefonat. Ihre
Reaktion war etwas verblüfft und sagte nur - was halt ein
guter Anhänger der Idg.-Theorie sagt: Ja, davon geht halt die
Sprachwissenschaft aufgrund zahlreicher Beispiele aus!

Bist du sicher, dass sie sich überhaupt mit historischer Linguistik auskennt? Wenn sie denn „nur“ Anglistin ist, hat sie das möglicherweise nicht in ihrem Studium gehabt. Nicht einmal wir hatten so etwas wie „Indogermanistik“ im Studium.

Sinngemäß: So wird es halt gelehrt. - Für mich nicht
überzeugend. Ich denke, mit dem gleichen Recht wie man einen
Wegfall eines Konsonanten am Wortbeginn annehmen kann um zu
Wörtern zu kommen, welche heute mit einem Vokal beginnen, kann
man annehmen, dass der Konsonant erst später angefügt wurde.

Nein, eben nicht. Du kannst durch phonologische Regeln begründen, dass und warum ein Konsonant wegviel (ein „h“ fällt leicht weg, ein „w“ oder „y“ wird leicht zu einem Vokal, ein „s“ kann zu einem „h“ werden, dass dann wegfallen kann), aber der Umkehrschluss ist nicht so leicht. Wie du weißt, kann ein „s“ in vielen Sprachen zu einem „h“ werden, dafür gibt es viele Beispiele in den Sprachen der Welt und auch Europas. Aber umgekehrt tritt dieser Lautwandel praktisch nie auf. Warum sollte er auch?
Ähnlich mit den Konsonanten — warum sollte einfach so ein Konsonant entstehen. Ohne Erklärung, warum da ein Konsonant dazugekommen sein sollte, v.A. am Anfang, ist deine Theorie leider wertlos.

Schönes Beispiel: Samstag: Entstanden aus „(de)s Ambeth’s
Tag“, so mehrfach noch in der frühen Neuzeit in Urkunden
nachweisbar (Ambeth ist ja bekanntlich eine der drei Bethen,
woraus sich ja wiederum unser Wort „beten“ = zu Gott sprechen
ableitet).

Bitte? Du weißt schon, dass sich dieses „Sam(s)“ von Sabbath ableitet, wie in praktisch ALLEN Sprachen Europas auch, oder? Ahd: sambaztag, Russ. суббота, Rum. sîmbătă, Vulgärgriech. σάμβατον. Diese gehen auf eine Entlehnung aus dem Hebräischen „shabbat“ zurück. Das geht so klar und deutlich aus den Wörtern hervor. Deine Theorie mit Ambeth scheint mir arg an den Haaren herbeigezogen. Hier ein Zitat aus der englischen Wikipedia:

It was stated by Schöll that three contiguous days of the week were sacred to them, Saturday, Sunday and Monday. The association of Sunday and Monday with sun and moon is undoubted. An association between Saturday and Ambet could not yet be proven.

Deine Theorie fußt also auf der Annahme eines Einzelnen, der selbst zugibt, dass seine Ideen keine wirklich wissenschaftlichen Studien sind. Nennt man es noch Volksetymologie, wenn sie von einer einzelnen Person kommt?

Das Wort „beten“ (ahd. „beta“) hat mit den drei Heiligen (die ja nur sehr regional bekannt sind) nichts zu tun. Es ist nachweislich verwandt mit dt. „bitten“ (semantisch ebenso), das Wort ist belegt seit mind. dem 8. Jahrhundert.
Aber vielleicht leiten sich die Namen der Heiligen von „beten“ ab (eine heißt anscheinend ja „Fürbet“).

Diese Zusammenziehung ist nichts anderes als die
Anfügung eines Konsonanten am ursprünglich vokalischen
Wortbeginn. Und so oder so ähnlich dürfte es in einer ganzen
Reihe von Wörtern gelaufen sein. Ich hatte Immo ja eine kleine
Aufstellung an Wörtern (waren es 5 oder 6? ich weiß´es nicht
mehr) gemacht, an die in den modernen Sprachen ein Konsonant
angefügt wurde.

Wie gesagt ist dem bei diesem Wort nicht so. Im PIE gab es aber anscheinend ein Präfix „s-“, dass die Stammbedeutung geringfügig änderte. Dazu kann ich aber nicht mehr sagen, weil ich nicht mehr darüber weiß.
Dieses „s-“ hatte aber eine Bedeutung, es ist nicht einfach so hinzugekommen.

wenn die deutsche typisch maskuline Endung
„-er“ auch daher kommt.

meinst Du die von Berufen? Müller, SChneider, Maier, Huber
etc.? Das kommt lt. „dtv-Atlas Namenkunde“ aus einer
Abwandlung der lateinischen Endsilbe „-arius“ (= der
Handelnde). Meinst Du aber das „-er“ aus Herkunftsnamen
(Hamburger, Schweinsteiger, Adenauer etc.), so kann ich darin
eigentlich nichts „männliches“ erkennen und der dtv-Atlas
Namenkunde leitet diese Endung von lateinisch „-vari“ (= der
dort Lebende) ab

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich meinte… vielleicht dachte ich an „Kater“, „Adler“, „Marder“, die mir zumindest nicht von Verben oder Orten abgeleitet zu sein scheinen. Dagegen spricht allerdings „die Leber“ und „das Wasser“, die auch auf „-er“ enden und nicht maskulin sind.
Wer weiß, was ich mir dabei dachte…

Es gibt nicht wenige Sprachwissenschaftler, die das auch
annehmen. Die Grammatik der beiden Sprachfamilien (also
Indoeuropäisch und Afroasiatisch) ist zwar sehr verschieden,
aber es gibt viele Gemeinsamkeiten. Eine Verwandtschaft läge
aber so weit zurück,

hier missverstehst Du mich. Ich glaube nicht, dass das Idg
(was ich nach wie vor generell in seiner Existenz in Zweifel
ziehe; sagen wir lieber „Urgermanische“) und das
Hamito-semitische miteinander verwandt sind. Beide
Sprachfamilien haben sich natürlich durch engen Kontakt
gegenseitig beeinflusst, aber ich glaube nicht, dass sie
verwandt sind, demgegenüber bin ich überzeugt, dass das
Keltische sich aus einer hamito-semitischen Wurzel entwickelt
hat.

Das hat man vor Jahrhunderten auch mal in Betracht gezogen. Aber es ist längst klar, dass das nicht der Fall ist. Ich bitte dich, mach nicht den Fehler der etymologischen Quacksalber von damals. An eine Verwandtschaft des Keltischen mit dem Semitischen glaubt heute wirklich niemand mehr. Einfluss und Sprachkontakt ist was anderes.

… aber nicht in einem einzigen Punkt.

Und welcher ist das?

Übrigens habe ich vllt. das gleiche Arabisch-WB wie du
(Langenscheidt). :wink:

Genau. Mein einziges dieser Sprache.

Ich habe noch 5 oder 6 andere Arabischwörterbücher.

Das stabilste Wort ist übrigens lustigerweise „Laus“. Warum
auch immer. :smile:

Jetzt bin ich aber entsetzt! Du kannst doch sonst immer alles
so gut begründen. Hier schreibst Du „warum auch immer“
*zwinker, grins, wohlwollende Ironie-Wink-mit-dem-Zaunpfahl*

Tja, so ist es eben. Ich kann nicht sagen warum, vielleicht kann es ein Lexikostatistiker oder historischer Linguist. Aber offengesagt finde ich die Frage auch nicht soooooooo interessant. Die anderen Wörter der Swadesh-Liste sind ähnlich stabil, nur etwas weniger.

Auf Deine Skepsis verweise ich nochmals auf die Eigenschaften
(sic!) Strahlensucher - Strahlenflüchter

Na und? Das hat eigentlich überhaupt nichts damit zu tun. Weißt du wieviele Tiere Strahlenflüchter und -sucher sind? Du suchst hier wirklich nur nach Strohhalmen.

Arealtypologie, die sich anguckt, ob sich gewisse
Eigenschaften in bestimmten Gebieten sammeln

das, was ich mit „Seefahrersprache“ in einem früheren Teil
unseres Gedankenaustausches bezeichnet habe, oder?
(Sprachbünde und

Naja… nicht direkt. Aber Sprachen, die in Kontakt stehen, tauschen nicht nur Wortmaterial aus, sondern – bei größerer Zeitdauer – auch Grammatik. Nimm z.B. mal den Balkansprachbund: dort haben sich das Bulgarische, das Rumänische und das Albanische sehr stark aneinander angepasst. Bulg. und Rum. haben aus dem Altalbanischen die Artikel-Suffixe übernommen, die es sonst in keiner anderen slawischen oder romanischen Sprache gibt. Das ist auf Sprachkontakt zurückzuführen, da diese Sprachen schon seit ewigen Jahrhunderten oder -tausenden in regem Kontakt standen.

kraska […] ein echtes baskisches Wort ist das nicht

Du solltest nicht den Fehler machen, a priori der baskischen
Sprache Wörter abzusprechen, welche mit einem Doppelkonsonant
beginnen, es gibt sie durchaus. Aber Du hast natürlich Recht,
wenn Du sagst, dass ca. 30% aller baskischen Wörter mit einem
Vokal beginnen.

Es fängt mit „kr“ an. Es kann kein baskisches Wort sein. KEIN baskisches Wort fängt mit einem „kr“ an. Baskische Wörter fangen nie mit einem Konsonantencluster an. Da besteht kein Zweifel. Das ist hinlänglich bekannt und ich kann in meinem Baskisch-WB (das vermutlich kleiner als deins ist) keine solchen Wörter entdecken. Eine augenscheinliche Ausnahme ist „tx“, allerdings ist das ein Konsonant, nicht zwei, da es die Affrikate [ʧ] umschreibt.

Lallwort klingt komisch, aber ich finde es sehr zutreffend.
Die einfachsten Laute, die ein Kind machen kann,

Alles was Recht ist, aber seit wann richtet sich eine
Gesellschaft - weder heute noch früher - nach Kleinstkindern?
Und übernimmt gar deren Brabbel-Laute als „Wörter“. Das
glaubst Du doch selbst nicht. Du (oder Immo?) hast/hat doch
selbst geschrieben, dass dies vom Baby nur deshalb gemacht
wird, um den Stimmapparat zu trainieren…

Komisch. Dann irren sich 95% aller Wissenschaftler zusammen mit mir und Immo. Sorry, aber wenn du dich einfach nur aus Prinzip dagegen erwehrst, kann ich es dir auch nicht deutlicher machen.

Ein ähnliches Wort (diesmal ein Onomatopoetikum) ist
noch das Wort für Katze, dass in vielen Sprachen der Welt
einfach „mao“ oder „miao“ heißt… der Ursprung ist ja
offensichtlich.

wieder eine Eigenschaft! WIE macht die Katze? - Bestätigung
meiner These von oben, dass man sich bei der Etymologie
bevorzugt auf die Adjektivinhalte konzentrieren sollte.

Seit wann ist „miau“ ein Adjektiv? Ich bitte dich. So viel Wissen über Sprache habe ich dir zugetraut, dass du das als Onomatopoetikum erkennst. Es bestätigt also in keinster Weise deine Theorie.

Bezeichnung für den See eigentlich aus einer mehrere 10.000 km
entfernten kleinen Sprache herrührt und irgendwie bedeutet

Du verstehst offenbar meine Gedankengänge überhaupt nicht.
Natürlich kommt der Seename NICHT vom heutigen Baskisch. Aber
es könnte doch eine Überlegung wert sein, ob es nicht vor
langer Zeit eine gemeinsame Wurzel gab. Und dieses „langer
Zeit“ sehe ich durchaus deutlich länger an als Du. Du sagst,
alles was über 5000 Jahre hinausgeht hat nicht mehr
Wahrscheinlichkeit wie der Zufallsfaktor.
Diese Aussage bezweifle ich sehr stark.

Du als Laie ja. Aber es ist erwiesen, dass es so ist. Übers Wochenende war ich auf einer Konferenz über Glottochronologie/Lexikostatistik/Sprachrekonstruktion und dort wurden eher 6000 Jahre genannt. Dass du daran nicht glaubst, tut nichts zur Sache, denn das ist nachweislich der Fall. Ob’s nun 5000 oder 6000 oder vllt. 7000 Jahre sein mögen, sei mal dahingestellt. Fakt ist – und das haben Berechnungen erwiesen, die Forscher sind sich da auch einig, auch wenn’s viele trotzdem versuchen (meist mit wenig Erfolg) – weiter zurückliegende Zusammenhänge lassen sich mit der komparativen Methode (also Vergleich von Wörtern) nicht mehr nachweisen.

Möglicherweise haben
wir es hier sogar mit einer - wie auch an anderer Stelle von
mir angesprochen - Sprachverwandtschaft zu tun die aus der
Zeit vor der letzten Eiszeit liegt.

Diese liegt 20.000 Jahre zurück, das ist ca. 3× so viel wie die Grenze der komparativen Methode. Mit deinen Wortvergleichen kannst du da also gar nichts machen, zumal es ja nicht systematisch ist.

Und möglicherweise ist ja
auch der amerikanische Kontinent die Urheimat der Basken, wer
weiß? Ich sage nicht, dass es so ist, ich sage nur, dass das
eine Überlegung und Überprüfung wert ist. Auch um unsere
eigenen Wurzeln besser kennen und verstehen zu lernen.

Vielleicht stammen wir auch alle vom Mars? Eine, ich sag mal, Inbetrachtziehung mag das durchaus wert sein, aber da nützt die Linguistik herzlich wenig, da muss Humangenetik, Anthropologie und Archäologie ran. Aber wie stellst du dir das Szenario vor?
Wahrscheinlicher ist eher, dass die Nordamerikaner und die Basken gemeinsame Vorfahren haben, die sich aufspalteten, und eine Hälfte ging über die Beringstraße, während der Rest nach Europa auswanderte. Aber dafür gibt es keine Evidenz.

Bitte fang nicht damit an, auch noch die Genetik in Zweifel zu
ziehen.

Nie und nimmer. Das ist in meinen Augen eine exakte
Wissenschaft mit JA-NEIN Lösungen, wie beim Computer (dort
halt Nullen und Einsen). Woraus deutest Du, dass ich die
Genetik in Zweifel ziehen würde? *erstaunt guck*

So exakt mit Nullen und Einsen ist auch die Genetik nicht. Gerade bei der Untersuchung von Völkern lässt sich aufgrund der oft großen Vermischung des Genmaterials nicht immer genau sagen, woher sie stammen. Man kann auch dort nur Vermuten und sich ansehen, was wahrscheinlicher ist. Theorien über Völkerwanderungen und damalige Heiratssysteme aufstellen.
Ist der historischen Linguistik also gar nicht so unähnlich. Die Zusammenarbeit dürfte da auch vieles neues aufzeigen. Man wird sehen.

Man

Sprachwissenschaftler oder Archäologen oder Genetiker oder
… oder alle zusammen? Oft sagt ja ein Wissenschaftszweig
was ganz anderes wie ein anderer…

Ja, alle. Die Archäologen haben dort Hinweise auf eine alte Kultur gefunden, die in ungefähr der Zeit gelebt haben muss, wie die Linguisten das Alter des PIE berechnet/eingeschätzt haben. Ob das mit der Genetik übereinstimmt, kann ich nicht sagen, ich hab da zumindest nichts gegenteiliges gehört. Mit Genetik kenne ich mich am wenigsten aus.

geht heute davon aus, dass die Urheimat der alten
Indoeuropäer etwa in der Ukraine bzw. nördlich vom Kaukasus
war. Von dort verbreiteten sie sich nach Indien, Pakistan,
Iran, Irak, Anatolien (Hethitisch!) einerseits, und Europa
andererseits, von wo aus sie dann zum Teil wieder in Richtung
Asien marschierten (Slawen).
Das Bild, dass du von den Indogermanisten hast, teile ich ganz
und gar nicht.

Weiß ich. Ich wollte eigentlich mit diesem Wortwechsel Dir die
Sichtweise eines interessierten Laien darlegen, seine
Denkweise, seine Schlüsse. Dass ich Dich nicht überzeugen
kann, war ja von Anfang an klar. Aber dass ich soooo wenig
meine Denkart vermitteln konnte, frustriert mich dann doch.

Vermitteln ist eine Sache. Aber wenn so wenig dafür spricht und so viel dagegen, naja… dann ist’s und bleibt’s eben nur die Idee eines Laien, der nicht wahr haben will, was die Wissenschaftler längst akzeptiert haben. So ist’s ja im Endeffekt, grob abstrahiert.
Da kann ich dann auch nicht viel machen, als zu lesen und zu sagen, warum dieses und jenes nicht sein kann…

Das ist ja interessant. Und warum lehnst Du dann eine
Sprachverwandtschaft mit „flaska“ (bask.) resp. „Flasche“
(dt.) so rigoros ab?

Das weiß ich jetzt nicht mehr, ich müsste alles nochmal nachgucken und nachlesen. Klar ist, dass „flaska“ im Baskischen ein Lehnwort ist.

Eine Verbindung
zu „Flasche“ kann ich hier nicht einmal mit der größten
Fantasie feststellen.

??? calabaza -> clabaza -> flabaza -> fla(b)haza
(mit diesem hochgestellten „h“) -> flahaza -> flahza
-> flasza -> flaska
Für mich ganz klar.

Schöne Spielerei. :smile:
Leider vergisst du dabei, zu erklären, wie das „k“ (bzw. „c“) zu einem „f“ werden konnte. Von einem velaren Plosiv ist’s schon ein beträchtlicher Sprung zum labiodentalen Frikativ. Und bist du auch sicher, dass das eine regelmäßige Lautverschiebung ist? Lautverschiebungen haben nämlich praktisch keine Ausnahmen, sie gelten nicht für einzelne Wörter oder einen Teil des Wortschatzes, sondern für ALLE Wörter der Sprache. Dann verschwindet in deiner Kette noch ein „b“ ohne dass es dafür eine ersichtliche und für die genannten Sprachen passende Regel zu geben scheint, und und und…

Deine Kette mag für dich ersichtlich erscheinen, für die Anforderungen, die eine solche Rekonstruktion mit sich führen muss, ist sie jedoch nicht zureichend.

Nein, sie formulieren es in die entgegengesetzte Richtung,

siehe oben - Mathematik muss in beide Richtungen stimmen.

Hist. Ling. funktioniert nicht in beide Richtungen identisch.

Genau da sind wir an der Basisfrage: Wer lebte wann wo. Und
wenn ich Europa - Afrika - Asien aus dem Vaskonischen
übersetze, dann ist der Lebensraum der Paläobasken schon mal
klar: von Gibraltar bis (mindestens) zum Ural. …

Du kannst aber alle Wörter der Welt aus dem Baskischen übersetzen, irgendwie kriegst du das schon hin. Vielleicht ist auch Australien baskisch? „Auskalo“ heißt laut WB ‚wer weiß?‘ — kann doch sein, dass die Basken damals nicht wussten, wie der Kontinent heißt und was er zu bieten hat und daher „Auskalo“ sagten… auskalo > austalo > australo (usw.). Oder „auzo“ (Nachbar) + „txar“ (schlecht), weil die Ureinwohner dort so böse zu ihnen waren. Oder „Mars“ könnte von „marraztu“ (zeichnen) kommen, wegen der schönen Zeichnungen auf der Oberfläche (Marsgesichter, Vallis Marineris, die Polkappen)…
Dir wird sicher noch mehr einfallen. Das ist aber kein Grund, anzunehmen, die Basken wären in Australien oder auf dem Mars gewesen oder hätten dort ihren Ursprung.

Wo der
Kaukasus ja nicht weit ist, und auch diese Sibirische
Kleinsprach (wie hieß die? Tesisch, oder?). Jetzt kommt sicher
Deine Frage: Wann? Schwierig. Sicher vor der Zuwanderung
Deiner Indogermanen. Weitere Details siehe oben.

Tsesisch, aber die war aus dem Kaukasus. Dass die Basken vor der Einwanderung der Indogermanen in Europa waren, das ist ja in der Tat sehr plausibel. Wie groß ihre Verbreitung war, weiß man nicht und man kann es schlecht erschließen, leider.

Genau. Substrat (vaskonisch) - Superstrat anfangs
(hamitosemitisches Keltisch) später selbst Substrat -
Superstrat (urgemanisch).

Keltisch ist mit den semitischen Sprachen nicht verwandt, das weiß man längst. Sonst hast du mit dem Substrateinfluss Recht. Ich las neulich, dass die Verschiebung von f>h im Spanischen (fabulare > hablar, usw.) auf den Einfluss des Baskischen zurückzuführen sei, denn im Portugiesischen gibt’s das f (fabulare > falar). Das nur zur Untermauerung nochmal des Fakts, dass es im Baskischen kein „F“ gab und das alles neuere Lehnwörter sind.

Also
ich=ich, Fisch=Fisch, trinken=trinken. Keine semantischen
Abweichungen sind gestattet, diese würden das Projekt zu
willkürlich und die Datenmenge zu groß machen. Baskisch „egon“
kommt in der Swadeshliste auch nicht vor.

aber „ich“, wie Du schreibst. Und da Baskisch ja ohnehin
bisher immer übersehen wurde, ist es doch auch nicht
verwunderlich, dass baskische Wörter in solchen Untersuchungen
prinzipiell fehlen. Frei nach dem Motto: das gesamte baskische
Sprachmaterial sind restlos alles Entlehnungen aus anderen
(Superstrat-)Sprachen.

Sie fehlen nicht. Baskisch haben wir dabei. Baskisch zeigt in seinem Grundvokabular nicht die geringste Ähnlichkeit zum Grundvokabular der anderen Sprachen Europas. Das kann entweder daran liegen, dass sie nicht verwandt sind (sehr plausibel) oder aber die Verwandtschaft weit mehr als 7000 Jahre zurückliegt. Das ist nicht unmöglich, kann aber mit der komparativen Methode nicht überprüft oder widerlegt werden. Da müssen andere Methoden ran.

Zuerst die Semantik
(Praxis), dann schauen, ob man phonetisch ähnliche Wörter
finden kann in alten Sprachen (Theorie).

Aber du musst natürlich beginnen, die gleichen Wörter zu vergleichen und dann langsam dich in der Semantik vorzuarbeiten. Da hast du viel größere Chancen auf echt Funde.

Ja, habe ich. Es gibt ein tolles Buch, das aber auf Russisch
ist.

ich habe mir zwar als Teenager die kyrillischen Schriftzeichen
während eines Urlaubes in Bulgarien angeeignet und kann sie
auch bis heute noch - wenn auch langsam aber so doch -
aussprechen, aber was ich da spreche - also die Sprache -
davon habe ich keinerlei Ahnung. Somit nützt mir ein
xx-russisch WöBu herzlich wenig. Leider. es müsste schon was
sein was zumindest xx-französisch, oder (nächstschlechtere
Fremdsprache) xx-englisch hätte.

Für Tsesisch gibt’s so etwas leider noch nicht. Mein Russisch ist auch nicht grad das beste. Georgischwörterbücher gibt’s aber auf Deutsch, da musst du „nur“ das georgische Alphabet lernen.

Vor ca. 10.000 Jahren
endete bekanntlich die letzte Eiszeit.

Oh, ich schrieb oben 20.000. Mein Fehler. Nunja, ist trotzdem 3000-5000 Jahre länger her als wie man mit der komparativen Methode „graben“ kann.

[Fisch & Vogel] — Das erklärt immer noch nicht, warum ein Volk
*beide* Wörter aus einer Nachbarsprache entlehnen sollte.

weil Zusammengehöriges von den gleichen Personen als
zusammengehörig empfunden wird. Sei es als Substrat oder als
Superstrat. Sogar als Instrat wäre es denkbar (aber in meinen
Augen deutlich unwahrscheinlicher)

Nur weil du sie zusammengehörig findest, müssen das nicht auch alle anderen. Immo und ich finden Fisch und Vogel überhaupt nicht zusammengehörig. Wenn du also nicht eine bessere Erklärung dafür findest, hat dein Argument keine sonderlich hohe Aussagekraft.

Zumindest käme ich schwer ins Grübeln. Denn „Flosse“ oder
„Schuppe“ ist tatsächlich so einzigartig, dass es eben genau
so gut als Charakterisierung passen würde.

Weißt du noch, wie ich von engl. „fin“ (Flosse) schrieb? Du
könntest nach deiner Theorie doch annehmen, dass s=h=nichts,
und „-n“ irgendwie als Genitiv (von den „Fischen“)

von einer Genitiv-Regel habe ich noch nie gehört! Bin
neugierig! Schreib mir drüber! Danke im Voraus.

izen - heißen (Name)

Interessant, „izen“ heißt Name… mein erster Gedanke war
jetzt, dass es ein arabisches Lehnwort sein könnte. Dort heißt
Name „ism“, und deren „s“ ist näher am baskischen „z“ als am
baskischen „s“.

Was ist ein „ß“ (in „heißen“)? Es ist ein „sz“ - stimmhaft. Da
hast Du doch auch in unserem Wort den stimmhaften Zusammenhang
mit „izen“

Ein „ß“ ist ein [s] und das ist stimmlos, genau wie auch das „z“ im Baskischen. Aber was machst du mit der Endung? Der Wortstamm von heißen ist „heiß-“, das „-en“ ist eine Infinitivendung. Ist das „izen“ im Baskischen monomorphemisch oder bedeutet „-en“ dort auch irgendwas? Was sagst du zu meiner Frage, ob „izen“ nicht vllt. ein Lehnwort aus dem Arabischen „ism“ sein könnte?

Kleine Bitte noch: ich denke, wir beide haben wirklich genug
Meinungsaustausch betrieben, von daher musst Du auch nicht
mehr näher auf z.B. „eskola“ eingehen. Wenn Du willst, schreib
einfach das Wort „Quatsch“ und gut ist’s.

Leider zu spät. Ich werd meine Ausführungen dazu wieder löschen. Dass „eskola“ ein Lehnwort aus dem Griechischen (übers Spanische) ist, steht ja völlig außer Frage.

Auch sonst, wir
sollten wirklich versuchen, die Länge erneut zu halbieren,
oder vielleicht sogar zu zehnteln, aber wenn Du mir auf meine
konkreten Fragen antworten würdest, wäre ich Dir doch dankbar.

P.S.: anders als es sonst meine Gewohnheit ist, lese ich mir
mein Geschreibsel auch nicht nochmal zur Korrektur durch.
nicht böse sein.

Keine Sorge, mache ich auch nicht. Und über etwaige Schreibfehler sehe ich eigentlich *immer* drüberweg. :smile:

Liebe Grüße,

  • André

Für „fuxiz“ […] Es geht von der
Semantik sehr gut überein, auch die Phonetik gibt einem
entsprechende Regeln für den entsprechenden Lautwandel an die
Hand, also: Herz, was willst Du mehr.

„fuxiz“ und welches Wort noch gleich? Fuchs kannst du ja nicht gemeint haben. Semantisch gesehen ist das ja nicht grad sehr nah und phonetisch schon gleich gar nicht, fassen wir das noch einmal zusammen:
• „fuxiz“ wird ‚fušis‘ gesprochen.
• „Fuchs“ wird ‚fuks‘ gesprochen.
• Baskisch hatte kein f → alle Wörter mit f sind Lehnwörter.

Und wie erklärst du, dass aus „fušis“ > „fuks“ wurde, wenn das *wirklich* das entlehnte Wort sein soll? Ich kenne kein Lautgesetz in den germanischen oder IE Sprachen, bei denen ein sch-Laut irgendwie zu einem k-Laut wird. Aber vielleicht kennst du so eine Regel ja und kannst sie mir nennen und mir einige Beispiele dazusagen.

Für mich wäre es ziemlich frustrierend, wenn Ihr beide mich
„links liegen lassen“ würdet (wieder so ein Sprichwort,
welches sich sicher lohnen würde, näher zu untersuchen. Links
mit „die falsche Hand“, welche Völker schreiben/schrieben von
rechts nach links = Linkshänder, wo leb(t)en diese Völker
etc.).

Ich wär mir nicht so sicher, dass rechts-nach-links schreibende Völker mehr Linkshänder haben als Rechtshänder. Leider habe ich dazu auf die Schnelle keine Studie finden können.

Dieser Satz soll Dich aber nicht „abwürgen“, d.h., wenn
Du den Drang verspürst, hierauf wieder zu antworten, so werde
auch ich diese Antwort (höchstwahrscheinlich)nicht ignorieren.

Ich behandle eigentlich alle Fragesteller hier im WWW gleich. Und auf weitere Fragen von dir bin ich gespannt. =)

Ich wünsche Dir (und auch André, da er sicher auch mitliest)
ein schönes Wochenende und seid nicht allzu frustriert, dass
Ihr es nicht geschafft habt, aus mir einen eingefleischten Idg
zu machen.

Macht nix, wir sind ja auch keine. Lieben Gruß zurück!

  • André

Entschuldigung, ich muss doch nochmal kurz auf „eskola“ eingehen… ich weiß nicht, ob du das mit „esku-“ usw. ernst meintest, aber falls ja, ist das sehr leicht zu widerlegen.

Und zwar gibt’s das Wort ja praktisch in allen europäischen Sprachen, auch ins Finnische wurde das Wort entlehnt (als „kuoli“, glaube ich; da dort auch Konsonantencluster am Anfang nicht möglich sind, ist das „s“ verschwunden). Im Deutschen heißt es „Schule“, im Englischen „school“, im Spanischen „escuela“, im Lateinischen „schola“ und im Altgriechischen σχολή, also gesprochen etwa /skʰoˈlɛː/ mit „s“ und aspiriertem „k“ am Anfang. Wir wissen (anhand dutzender Beispiele), dass die Lateiner viele griechische Fremdwörter benutzten und sie in ihrem Alphabet transkribierten, so wurde aus dem „Chi“ (der im Agr. ja ein aspiriertes „k“ war) ein „ch“ und die weibliche Endung auf Eta wurde der lateinischen auf „-a“ angepasst. Daher hieß es „schola“. Die Betonung hat sich auch gemäß der lateinischen Regeln verschoben.
Von dort ging das Wort durch Europa, im Deutschen gab es eine Lautregel, in der „sk-“ zu „sch-“ wurde, daher sprechen wir Schule heute als „Schule“ aus und nicht als „skule“. Viele andere germanische Sprachen haben das nicht durchgemacht (vgl. engl. /skuːl/).
Ins Spanische ist das Wort natürlich auch gekommen, dort sind „sk“-Anlaute auch sprachwidrig, weswegen ein epenthetisches „e-“ davorgesetzt wurde, auch dafür gibt’s zahllose Beispiele. Zudem gab es im Spanischen eine Lautverschiebung, bei der betontes „-o-“ zu „-ue-“ wurde, das kannst du z.B. sehen bei „poder“ > „puedo“. Das galt nicht für alle betonten "-o-"s, die Regel war irgendwie kontextspezifisch, aber ich weiß leider nicht wie. Jedenfalls griff sie auch hier, wodurch aus „schola“ > „escuela“ wurde. Das „h“ verschwand natürlich in den Rechtschreibreformen, da das Spanische keine aspirierten Plosive hat.

Von hier haben auch die Basken das Wort, als „eskola“ übernommen. Das „o“ ist entweder auf eine Regel im Baskischen zurückzuführen, die „ue“ nicht erlaubt, oder aber die Entlehnung geschah vor dem Lautwandel o>ue im Spanischen. Beides wäre möglich, ich kann das nicht genau sagen.

Diese Erklärung ist viel logischer und geht von viel weniger Prämissen aus, als ein Versuch, zu erklären, dass das Wort *aus* dem Baskischen irgendwie in die romanischen Sprachen kam, dort das anlautende „e“ verlor und in schon grauester Vorzeit ins Griechische entlehnt wurde, in dem das „k“ warum auch immer plötzlich zu einem „chi“ wurde. Und von dort ging das Wort dann wieder herum in Europa?
Diese Erklärung ist nicht stichhaltig und es gibt keinen Grund, von ihr auszugehen. Nichts spricht dafür.

Auf die Semantik von deinem vorgeschlagenen „Hand-führen“ bin ich nicht eingegangen, da sie doch sehr abwegig ist. Laut Pfeifer geht das griechische σχολή auf ein Verb σχειν/εχειν zurück, mit Aorist-Suffix, das wohl „besitzen, (zurück)halten, haben“ bedeutet.
Das ist wie gesagt keine Rekonstruktion, sondern im Altgriechischen nachweisbar. Also hat sich das niemand ausgedacht. Ich habe noch nicht einmal Sternchen benutzen müssen.

Das nur zu diesem einen Wort.

Viele Grüße,

  • André

Hallo Alexander,

wieder gebe ich mir nicht die Mühe, irgendwas zu zitieren, sondern komme sofort zur Sache:

  1. Onomastik

In einer Antwort an André hast Du geschrieben, dass Du „zufällige Ähnlichkeiten“ zwischen dem arabischen Wort für „hohl“ und dem deutschen Wort „Flasche“ nicht hinnehmen kannst, sondern lieber nach einer Begründung suchst.
Und ich soll hinnehmen, dass das im heutigen Litauisch ausschließlich für Personenbezeichnungen gebrauchte Suffix -ininkas zufällig mit einem älteren Suffix für Ortsbezeichnungen übereinstimmt? ÜBEREINSTIMMT, nicht nur Ähnlichkeiten aufweist?!

Die Schützen und Förster vermögen Dich nicht zu überzeugen, und den Schuhplattler willst Du ad absurdum führen, da niemand „Schuhplattler“ heißt. Diesen hatte ich aber nur als Beispiel dafür anbringen wollen, dass sich nicht alle Ortsnamen aus Flurcharakteristika herleiten lassen: Wie muss denn eine Gegend aussehen, damit sie „Schuhplattler“ genannt wird?

Und weiters suchst Du zu begründen, dass Wegbeschreibungen nach dem Prinzip „Geradeaus bis zum Bach, dann am Ufer entlang bis zur großen Birke, dort über das steinige Feld…“ sinnvoller sind als Bezeichnungen nach Personen. Das mag schon sein; jedoch haben unsere Altvorderen ja nicht immer unbedingt nur das getan, was wir als sinnvoll betrachten.
Fahr mal in ein Dorf und frag nach irgendeinem Straßennamen (die meisten Dörfer haben so etwas ja mittlerweile). Da wird man Dich in den meisten Fällen seltsam ansehen und bedauern, Dir nicht helfen zu können. Enttäuscht sagst Du: „Aber ich muss doch mit dem Herrn Gfatterhofer noch besprechen…“, woraufhin Dein Gegenüber einfällt: „Ach, zum Herrn Gfatterhofer möchten Sie! Da müssen Sie diese Straße hinauf bis zum Sieberer, dann links und beim Faltinger wieder links, und dann sehn Sie’s schon.“
Das hab ich wirklich so erlebt. Darüber, dass der Zugereiste mit dieser Information nichts anfangen kann (so nicht am entsprechenden Haus der Familienname in großen Lettern prangt), denken die meisten Einheimischen nicht nach.

  1. Lallwörter

Hast Du ein Kind? Oder hast Du wenigstens mal eins beobachtet? Die Reihenfolge des Lauterwerbe ist Ma-Pa-Ta-Ka, wobei es sich bei den Plosiva um unbehauchte Formen handelt, die den deutschen stimmhaften Lauten näherstehen (also ba, da, ga). Danach läuft die Experimentierphase ziemlich ungeordnet ab, und wenn das l erlernt wird, kommt sicher auch ein anderer Vokal ins Spiel. Die Tochter einer Bekannten hat das r (das deutsche r, also uvular frikativ) zuerst mit einem langen offenen ö artikuliert.
Warum nun diese Reihenfolge? Die einfachsten Laute sind: Mund auf, Mund zu. Wenn ich dabei weitersumme, dann kommt Mama raus. Wenn ich erkenne, wie ich den Nasenraum verschließe, dann kommt Baba raus. Dann trainiere ich die Zunge, und je nachdem, welchen Teil der Zunge ich entdecke, kriege ich da oder ga, evtl. auch na oder nga.
La ist deutlich schwieriger, denn dafür muss ich die Zunge genau so an den Zahndamm legen, dass die Spitze diesen berührt, aber die Seiten weit genug weg sind, um einen Nähelaut zuzulassen. Falls Du darin ungeübt bist, probier doch einfach mal, ein L mit dem Zungenrücken zu sprechen (velar), und Du wirst feststellen, dass solche Kontrolle der Zunge jede Menge Feingefühl benötigt, welches beim Kleinstkind nicht vorhanden ist.
Und erst ra! Was denn überhaupt für ein r? Ein englisches (also Approximant)? Das fällt selbst vielen erwachsenen Deutschen schwer. ein Deutsches (also Frikativ)? Reibelaute sind überhaupt die schwersten, da der Artikulator so positioniert werden muss, dass kein Verschluss entsteht, aber Verwirbelungen. Das ist eine ziemlich genaue Position in der Mundhöhle, und ich kann es den polynesischen Sprachen nicht verdenken, dass die meisten von ihnen solche Laute nicht produzieren. Oder gar ein gerolltes r (Vibrant)? Dafür muss die Zunge nicht nur recht genau positioniert werden, sondern überdies locker bleiben! Schier unmöglich!
Natürlich gibt es auch Sprachen, die Lallwörter mit anderen primitiven Silben etablieren, z.B. im Englischen Daddy = Papa, im Litauischen lėlė = Puppe. Aber die ersten Lautäußerungen sind prädestiniert für die Benennung der Eltern.
Und Andrés Bedenken, dass diese Lautfolgen durch Vorsprechen der Erwachsenen begünstigt würden, kann ich auch zerstreuen. Es gab Untersuchungen an Kindern eines Aborigine-Stammes (bei denen Koka = Mama heißt), die ergab, dass diese Babys die gleichen ersten vier Silben artikulieren.
Hinzu kommt übrigens, dass auch in der Phase des aktiven Spracherwerbs, wo g zu den schwierigsten Lauten gehört, Mama und Papa einfach auszusprechen bleiben. Die Aborigine-Kinder sagen also irgendwann in der Lallphase „Koka“, was später plötzlich schwerfällt. Diesen „Rückschlag“ wollen sich die Mamas der meisten Sprachen eben nicht leisten.

  1. Verschiedenes

Die Liste baskischer Wörter, vor die Du Konsonanten gefügt hast, weist leider eine Schwäche auf (ich wollt’s eigentlich nicht mehr ansprechen, aber Deine weiteren Ausführungen verleiteten mich dazu): Sie hat zu viele mögliche Konsonanten angefügt. Selbst wenn ich das Beispiel " 's Ambeths Tag" akzeptiere, dann habe ich nur das s- erklärt und nichts weiter. Vielleicht könnte ich noch m-, n- oder r- auf diese Art erklären, aber niemals p- oder k-!

Dann Deine hartnäckigen Versuche, semantische Herleitungen zu finden: Wir stellen uns mal kurz vor, wir befinden uns im Tier-Mensch-Übergangsfeld und sind dabei, eine Sprache für unseren Stamm zu entwickeln. Da gebe ich dann erst einmal allen Nahrungsmitteln und allen Bedrohungen Namen: Fisch, Vogel, Kuh, Schwein; Löwe, Donner…
Wozu ich zunächst gar keine Wörter brauche, sind so nebensächliche Eigenschaftswörter wie stumm oder hohl. Die einzigen wichtigen Adjektive, die für die Kommunikation unerlässlich sind, sind gut/schlecht, groß/klein…, also solche, die Gegensatzpaare bilden. Wenn Du jetzt aber das Gegenteil von stumm oder hohl suchst, musst Du feststellen, dass Du auf Ableitungen angewiesen bist.
Was ich damit sagen will, ist: Du brauchst das Wort für Fisch überhaupt nicht aus einem Adjektiv abzuleiten, weil Du für den Fisch schon viel länger ein Wort besitzt. Der Fisch ist so etwas Wichtiges, nach dem musst Du fragen können, wenn Du Hunger hast. Ob er indessen einen Laut von sich gibt, kann Dir erst einmal egal sein. Allenfalls müsste sich „stumm“ von „Fisch“ herleiten lassen („so, wie Fische sind“).
Einräumen kann ich allerdings, dass es in moderner Zeit durchaus üblich ist, Adjektive aus Fremdsprachen für andere Zwecke zu „missbrauchen“, z.B. Handy; aber dabei handelt es sich auch um eine Neuerfindung, die noch keinen deutschen Namen hatte.

Und schließlich Dein schlauer Fuchs: Du sagst jetzt also, dass Du mit einem Fuchs die Schläue verbindest. Ich glaube Dir zwar nicht unbedingt (ich stell mir gerade vor, wie Du einen Fuchs, der eine Deiner Gänse gestohlen hat, einzufangen suchst und dabei denkst: „Der ist aber schlau!“), aber die Abhängigkeit vom Kulturkreis lässt sich ja leicht überprüfen mit einem Assoziationstest. Ich kann Dir hier z.B. eine Liste von Tieren oder Gegenständen geben (oder Du kannst Dir von irgendwem so eine Liste schreiben lassen). Nun schreibst Du zu jedem Begriff innerhalb von, sagen wir, 2 Sekunden ein Adjektiv auf, welches Du spontan damit verbindest. Dann gibst Du die Liste (natürlich ohne Deine Adjektive) jemandem aus Deiner näheren Verwandtschaft, bei dem ja der kulturelle Einfluss kein anderer als Deiner sein dürfte, und bittest ihn, jeweils ein Adjektiv zu den Begriffen aufzuschreiben. Du wirst erstaunt sein, wie weit das auseinandergeht!

Liebe Grüße
Immo

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Hallo André

schön von Dir zu lesen

„k“ am Anfang. Wir wissen (anhand dutzender Beispiele), dass
die Lateiner viele griechische Fremdwörter benutzten und sie
in ihrem Alphabet transkribierten, so wurde aus dem „Chi“ (der
im Agr. ja ein aspiriertes „k“ war) ein „ch“

klar

im Deutschen gab es eine
Lautregel, in der „sk-“ zu „sch-“ wurde, daher sprechen wir
Schule heute als „Schule“ aus und nicht als „skule“. Viele
andere germanische Sprachen haben das nicht durchgemacht (vgl.
engl. /skuːl/).

klar

Das „h“ verschwand natürlich in
den Rechtschreibreformen, da das Spanische keine aspirierten
Plosive hat.

klar

in dem das „k“ warum
auch immer plötzlich zu einem „chi“ wurde.

versteh ich nicht, da fehlen mir offenbar die Kenntnisse.

Auf die Semantik von deinem vorgeschlagenen „Hand-führen“ bin
ich nicht eingegangen,

o.k.

da sie doch sehr abwegig ist.

wenn Du meinst.

Ich habe noch nicht einmal Sternchen benutzen
müssen.

Das macht diese Erklärung sehr sympatisch

Und genau hier möchte ich meinen - wie ich mir vorgenommen
habe - einzigen längeren Einwand ansetzen:
Ihr, (d.h. die allermeisten und somit auch „etablierten“
Sprachwissenschaftler), fangt mit der Ursache an und nähert
Euch dann dem Symptom. Also Ihr erschließt, rekonstruiert
zuerst und schaut dann, ob die Bedeutung hinkommen könnte.

Nein, das hast du falsch verstanden. Ich weiß nicht genau, wie
du darauf kommst. Aber es ist immer der 1.
Schritt, die Protosprache zu rekonstruieren. Das geht
„rückwärts“, wenn du’s so willst. Aber dann wird nicht mehr
mit der Ursache angefangen. Ab da wird verglichen. Vorwärts
geht’s höchstens mal zum Überprüfen von Lautwandelgesetzen.
Aber das mit der Bedeutung ist nicht der Fall. Diese wird
zusammen mit der Phonetik rekonstruiert.

wahrscheinlich habe ich mich schlecht ausgedrückt. So wie Du es beschreibst, habe ich das schon und durchaus gemeint.

Und dadurch, dass Du weiter unten den umgekehrten Weg
(Semantik vor Rekonstruktionen) als unwissenschaftlich
verwirfst, ohne jedoch einleuchtende Gründe dafür zu nennen,
kann ich dann letztlich doch nicht so ganz das annehmen, was
Du mir da beibringen (positiv) / weiß machen (negativ) willst.
Zumal ich vor ein paar Tagen mit meiner Dozentin
(festangestellt an einer Uni, Anglistin und von der
indogermanischen Theorie vollkommen überzeugt) telefoniert
hatte und in Kurzform unsere Diskussion hier geschildert habe
und ihr die Frage stellte: Warum um alles in der Welt kann man
nicht mit der Semantik beginnen und erst dann mit Hilfe der
Rekonstruktionsregeln den zweiten Teil der wissenschaftlichen
Arbeit erledigen? Das ist im Grunde genau das Gleiche, was ich
hier Dirgegenüber neulich als „mathematische Gleichung“
formulierte, welche in beide Richtungen gangbar sein müsse.
Aber auch das hattest Du ja abgelehnt. Zur Info: Ihre Antwort
im ersten Moment war: Ja, so könnte man es auch machen
(Semantik vor Rekonstruktion), schränkte dann aber sofort -
idg beeinflusst - ein, dass es halt so nicht gemacht wird.
Also bestimmt die Theorie die Methodik und somit das Ergebnis.
Aber so eine Antwort befriedigt mich genau so wenig, wie
Deine.

Vielleicht brachte dieser Abschnitt besser zum Ausdruck, was ich meinte.

Mein Antwort hier ist vielleicht auch wenig befriedigend: Man
kann es natürlich so machen. Es wird aber deswegen nicht
gemacht, weil man Phonetik immer zusammen mit der Semantik
rekonstruiert. Man nimmt nicht willkürlich ähnlich klingende
Wörter her, sondern sie müssen auch semantisch identisch (oder
wenigstens sehr ähnlich) sein. Natürlich kannst du, wenn du
für ein Wort kein Kognat mit der gleichen Bedeutung in einer
anderen Sprache findest, die Semantik hernehmen und erstmal
nach semantisch ähnlichen Wörtern gucken. Ich glaube, das
leuchtet ein. Ich wüsste jetzt nicht, warum man mit der
Semantik beginnen sollte. Es geht ja darum, die alten Wörter
phonetisch zu rekonstruieren, die Semantik ist dabei quasi die
„Übersetzung“ dieser Wörter, die sich möglichst wenig
unterscheiden sollte.

Da bin ich wieder völlig mit Dir einer Meinung. *freudigguck* Ich hatte schon befürchtet, wir würden uns jetzt - kurz vor Schluss unserer ungleichen Unterhaltung - doch noch ernsthafter in die Wolle kriegen, was ich sehr schade fände. Ich betone nochmals, dass ich Deine Beiträge hier im wer-weiss-was sehr schätze und Du durchaus auch von mir schon Sternchen bekommen hast. Und ich bin der Überzeugung, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann - insbesondere wenn ein derartiges Ungleichgewicht an fachlichen Vorkenntnissen vorliegt - ohne den Anderen völlig verachten zu müssen (auch wenn der sich in so Manchem, was Dir völlig sonnenklar erscheint, uneinsichtig oder nicht überzeugt zeigt). Wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn Du meine Gedanken zumindest versuchen könntest, nachzuvollziehen. Auch wenn Du meine laienhaften Schlüsse als wirr und nicht plausibel verwirfst: Letzteres macht mir nichts aus, damit musste ich von Anbeginn an rechnen, aber Ersteres (dass Du verstehst, wie ich denke), das wäre mir schon ein (gewisses) Anliegen.

Ach ja, als ich ihr von Dir erzählte (Student Uni Leipzig)
meinte sie, das sei zu wenig Information für sie.
Wenn Du es nicht zu persönlich empfindest, würde ich mich
freuen, wenn Du mir schreiben könntest, welchen Bereich der
„Sprachwissenschaft“ Du dort studierst. Idg?

Kein Problem. Ich studiere „Allgemeine Sprachwissenschaften“
auf Magister. Mein Schwerpunkt ist die Typologie (hab ich ja
schonmal erzählt), und allgemein sind meine
Interessenschwerpunkte Phonetik, Morphologie, Typologie,
kaukasische Sprachen, Kunstsprachen. Historische Linguistik
nicht hauptsächlich, aber auch (bin ja in diesem ASJP-Projekt
involviert).

Und Du selbst hattest mich beim „Fisch“ gefragt, ob ich bei
„Flosse“ oder „Schuppe“ an meinem „isi“ zweifeln würde, was
ich - bei entsprechender Buchstabenähnlichkeit unter
Berücksichtigung der Lautwandel-Regeln - sofort bejahte. Nur
kam dann von Dir keine entsprechende Antwort mehr: in welcher
Sprache (gab es Kontakte mit dem Baskischen und gleichzeitig
mit dem Germanischen, mit dem Keltischen?? etc.) und welches
dortige Wort „Flosse“ (bzw. Schuppe) bedeutet und mit den
Lautwandel-Gesetzen zu „isi“ bzw. „Fisch“ werden kann. Somit
muss ich annehmen, das mit der „Flosse“ oder der „Schuppe“
waren Test- oder Blindballons, leider.

Das hat mit irgendwelchen Blindballons nichts zu tun, es war
nur eine Gegenfrage. Ich hatte „fin“ als Beispielwort benutzt,
das heißt Flosse und ist dem Wort „Fisch“ ebenso ähnlich wie
„isi“.

aber in „fin“ ist doch kein Zischlaut (weder „s“ noch „sch“ noch „ch“). Da sehe jetzt ich wieder keinen phonetischen Weg von „n“ zu „sch“ (deutsch) oder „s“ bzw. „x“ (baskisch).

Aber die Sprachen sind (bis auf
einige Ausnahmen) nicht entwickelt worden, sondern entstanden;
niemand hat sich überlegt, wie dieses oder jenes heißen könnte
oder sollte, es hat sich einfach eine Bezeichnung
durchgesetzt,

die charakteristisch für ein Apellativa ist. Und
Charakteristika sind in den heutigen Sprachen zumeist
Adjektive (erweitert vielleicht mit Adverben). Und das war
sicher in der prehistorischen Zeit und deren Sprachen genau
so. Also hat man allen Grund, in den meisten Apellativa
veränderte (alte) Adjektive zu suchen. Und von dieser Meinung
kannst Du mich auch trotz Engelszungen und guter
Überzeugungskraft nicht abbringen.

Eine nette Idee, finde ich ja nicht direkt schlecht und kann
ich auch nicht abstreiten. Aber das müsstest du wie schon oft
gesagt nachweisen, sonst bleibt’s nur eine nette Idee. Aber
das kann leider schwierig werden…

Da hast Du wohl recht…

Bei „flaska“ handelt es
sich also nur um ein germanisches Wort. Dass es das auch im
Slowakischen und Baskischen gibt, ist viel wahrscheinlicher
auf Entlehnung zurückzuführen.

sag ich ja: Keltisch (ich spreche von „Flasche“, nicht von
„bottle“)

Ja, Keltisch kann sein. Über Kontakt weiß ich da nichts, man
müsste untersuchen, ob das möglich gewesen sein kann (also wie
lange es „flaska“ und „fleasc“ in den jeweiligen Sprachen gab
und ob ein Kontakt zwischen den beiden Sprachen stattgefunden
haben kann bevor es die Wörter in beiden Sprachen gab).

Wenn man meint, Flasche/flaska sei
ein arabisches Lehnwort, müssten die Araber ja auch irgendwie
so ein Wort haben, was Flasche (oder etwas stark ähnliches)
bedeutet. Leider finde ich da nichts.

Denkfehler (oder nicht Verstehen-wollen): Die
Sprachentwicklung hat den Wörtern einen Bedeutungswandel
„eingebrockt“, so dass man sie eben NICHT Eins-zu-Eins in der
anderen Sprache suchen gehen kann. Und eine Flasche war, ist
und bleibt hohl. Da gibt es nichts dran zu deuten. Und weshalb
Du da keine semantische Ähnlichkeit zwischen dem arabischen
Wort und dem Wort „Flasche“ siehst/sehen kannst, wird mir
immer ein Rätsel bleiben. Obwohl ich jetzt Deine Antwort
mehrfach durchgelesen habe.

Du hast es nicht verstanden. Wieso sollte Sprache B ein
Adjektiv von Sprache A entlehnen und es für ein Objekt
benutzen, für das Sprache A bereits ein Wort kennt? Zumal es
das Wort nicht als Adjektiv in Sprache B gibt. Das ist völlig
implausibel und gründet sich lediglich auf Phantasie.

mag sein, dass es nicht nachweisbar ist, aber implausibel halte ich es nicht.

Reihenfolge muss doch heißen: hamito-semitisch -> keltisch
-> germanisch -> Deutsch

Wenn du möchtest, gut. Nur wo siehst du bitte (nach meiner
Darlegung der wirklichen Bedeutungen der arabischen Wurzeln)
nun die Verbindung zwischen den Wörtern für Flasche in den
genannten Sprachen.

jede Flasche ist hohl. Ein Reifen (wörtliche Übersetzung des irischen Wortes) ist hohl. Und das arabeische Wort bedeutet (nuancenverschoben) „hohl“. Das ist mein Gedankengang. Und nicht nur dass es die Charakteristika der Flasche ist, nein, auch hier haben wir wieder das Adjektiv, siehe oben.

Kann denn der Konsonant nicht
später hinzugefügt worden sein? (nämlich zu der Zeit als die
Römer oder noch später die Germanen aufkreuzten, im Licht - na
ja - der Geschichte).

Kann. Aber nicht grundlos. Konsonanten entstehen nicht einfach
ohne Grund. Entweder es sind Morpheme gewesen, die eine
Bedeutung trugen, oder aber epenthetische Konsonanten, die die
Aussprache erleichtern. Letzteres fällt weg, denn keine
europäische Sprache hat ein Constraint gegen vokalisch
anlautende Wörter.

Das wundert mich jetzt ehrlich. Ich glaubte, mir angelesen zu haben, dass eine der Charakteristika der idg Sprachen sei, dass diese zum weit überwiegenden Teil (ich bilde mir ein, irgend was von 80% im Kopf zu haben) konsonantische Anlaute bevorzugen würden. Jetzt sagst Du, „nö, nö, die Idg haben durchaus viele vokalisch anlautende Wörter“. Somit bin ich jetzt wirklich total verunsichert.

Ersteres kann sein, und in den germanischen Sprachen ist das
ab und zu passiert, mit einem „s-“

so ähnlich stelle ich mir das vor

Es gibt aber keine Lautregel, die besagt, dass man einfach mal
so ein „P“ oder sowas vor einen Vokal setzt,

ich hatte das halt bisher so verstanden, dass man deshalb nicht soetwas in Erwägung zieht, da ja eben die Idg ohnehin alles (oder besser: fast alles) konsonantisch anlauten lassen, da gibt es natürlich tatsächlich keinen Grund, sich über so eine Möglichkeit Gedanken zu machen. Aber vielleicht waren die Texte, die ich ja auch schon vor einigen Jahren gelesen hatte, wirklich zu anspruchsvoll für meinen Kleingeist, weshalb ich es einfach nur falsch verstanden hatte (und mir in der Folge falsch gemerkt hatte).

Das wäre wieder völlig
implausibel, wird durch die Datenlage nicht gestützt und wäre
eine unnötig komplizierte Annahme.

siehe einen Satz vorher von mir.

Bist du sicher, dass sie sich überhaupt mit historischer
Linguistik auskennt? Wenn sie denn „nur“ Anglistin ist, hat
sie das möglicherweise nicht in ihrem Studium gehabt. Nicht
einmal wir hatten so etwas wie „Indogermanistik“ im Studium.

Sie betont in Gesprächen mit mir immer wieder, dass sie keine Indogermanistin sei und sich da nicht auskenne.

Sinngemäß: So wird es halt gelehrt. - Für mich nicht
überzeugend. Ich denke, mit dem gleichen Recht wie man einen
Wegfall eines Konsonanten am Wortbeginn annehmen kann um zu
Wörtern zu kommen, welche heute mit einem Vokal beginnen, kann
man annehmen, dass der Konsonant erst später angefügt wurde.

Nein, eben nicht. Du kannst durch phonologische Regeln
begründen, dass und warum ein Konsonant wegviel (ein „h“ fällt
leicht weg, ein „w“ oder „y“ wird leicht zu einem Vokal, ein
„s“ kann zu einem „h“ werden, dass dann wegfallen kann), aber
der Umkehrschluss ist nicht so leicht. Wie du weißt, kann ein
„s“ in vielen Sprachen zu einem „h“ werden, dafür gibt es
viele Beispiele in den Sprachen der Welt und auch Europas.
Aber umgekehrt tritt dieser Lautwandel praktisch nie auf.
Warum sollte er auch?

ich nehme das zur Kenntnis, auch wenn ich es nicht verstehe. Vermutlich fehlen mir hier wieder die Kenntnisse.

Schönes Beispiel: Samstag: Entstanden aus „(de)s Ambeth’s
Tag“, so mehrfach noch in der frühen Neuzeit in Urkunden
nachweisbar (Ambeth ist ja bekanntlich eine der drei Bethen,
woraus sich ja wiederum unser Wort „beten“ = zu Gott sprechen
ableitet).

Bitte? Du weißt schon, dass sich dieses „Sam(s)“ von Sabbath
ableitet, wie in praktisch ALLEN Sprachen Europas auch, oder?
Ahd: sambaztag, Russ.
суббота, Rum.

Diese gehen auf eine Entlehnung aus dem Hebräischen „shabbat“
zurück. Das geht so klar und deutlich aus den Wörtern hervor.

Darüber haben sich schon ganz andere - auch Professoren - drüber ausgelassen, dass dem eben nicht so ist. Unter anderem Prof. Zuberbühler, ehemals Uni Zürich, mittlerweile eremitiert. Da brauche ich nichts dazu sagen. Ich denke, der Unsinn mit „sabbat“ ist hinlänglich widerlegt. Von wirklichen Wissenschaftlern. Und das hat in dem Fall gar nichts mit Vaskonisch oder Baskisch zu tun.

Hier ein Zitat aus der englischen Wikipedia:

so gut Wiki in der Regel ist, aber nicht alles darin ist richtig.

Aber vielleicht leiten sich die Namen der Heiligen von „beten“
ab (eine heißt anscheinend ja „Fürbet“).

Ambeth - Gwerbeth/Worbeth (durch die Christen verfälscht zu „Fürbeth“) -Vielbeth

auch über diese drei weisen Frauengestalten gibt es genug wissenschaftliche Literatur. Mit all ihren Zusammenhängen und Umdeutungen, der Übernahme in den christlichen Glauben mit neuen Namen (Barbara-Margartha-Katharina) bis hin zur Vermännlichung in Form der Heiligen Drei Könige. Und und und. da findet sich überall, dass diese Figuren vorchristlicher Art sind und schon vor den Römern bei uns heimisch waren etc.

Na und? Das hat eigentlich überhaupt nichts damit zu tun.
Weißt du wieviele Tiere Strahlenflüchter und -sucher sind? Du
suchst hier wirklich nur nach Strohhalmen.

Nein, ich wollte nur zeigen, dass es auch außerhalb des Sprichwortes durchaus Gegensätze gibt, die beide Tiere zu einem Wortpaar machen (oder vorsichtiger ausgedrückt: machen können). Aber lassen wir es, ist nicht wirklich wichtig. Alles nur Beispiele. wie ich schon weiter oben geschrieben habe, wäre ich glücklich, wenn Du meine Gehirnwindungen verstehen könntest, auch wenn sie in den Augen der Idg falsch und wirr sind.

Arealtypologie, die sich anguckt, ob sich gewisse
Eigenschaften in bestimmten Gebieten sammeln

das, was ich mit „Seefahrersprache“ in einem früheren Teil
unseres Gedankenaustausches bezeichnet habe, oder?
(Sprachbünde und

Naja… nicht direkt. Aber Sprachen, die in Kontakt stehen,
tauschen nicht nur Wortmaterial aus, sondern – bei größerer
Zeitdauer – auch Grammatik. Nimm z.B. mal den
Balkansprachbund: dort haben sich das Bulgarische, das
Rumänische und das Albanische sehr stark aneinander angepasst.

das ist mir bekannt.

Das ist auf
Sprachkontakt zurückzuführen, da diese Sprachen schon seit
ewigen Jahrhunderten oder -tausenden in regem Kontakt standen.

Das ist klar und auch für mich logisch.

Seit wann ist „miau“ ein Adjektiv?

wo Du Recht hast, hast Du Recht. Es ist kein Adjektiv.

Und dieses „langer
Zeit“ sehe ich durchaus deutlich länger an als Du. Du sagst,
alles was über 5000 Jahre hinausgeht hat nicht mehr
Wahrscheinlichkeit wie der Zufallsfaktor.
Diese Aussage bezweifle ich sehr stark.

Du als Laie ja. Aber es ist erwiesen, dass es so ist. Übers
Wochenende war ich auf einer Konferenz über
Glottochronologie/Lexikostatistik/Sprachrekonstruktion und
dort wurden eher 6000 Jahre genannt. Dass du daran nicht
glaubst, tut nichts zur Sache, denn das ist nachweislich der
Fall. Ob’s nun 5000 oder 6000 oder vllt. 7000 Jahre sein
mögen, sei mal dahingestellt. Fakt ist – und das haben
Berechnungen erwiesen, die Forscher sind sich da auch einig,
auch wenn’s viele trotzdem versuchen (meist mit wenig Erfolg)
– weiter zurückliegende Zusammenhänge lassen sich mit der
komparativen Methode (also Vergleich von Wörtern) nicht mehr
nachweisen.

Jede Wissenschaft entwickelt sich weiter. Naive Frage: Wie wäre es, wenn man in diesen Satz das Wort „noch“ einfügen würde:

– weiter zurückliegende Zusammenhänge lassen sich mit der
komparativen Methode (also Vergleich von Wörtern)

hier das Wort „noch“

nicht mehr

(das „mehr“ dafür streichen)

nachweisen.

Und möglicherweise ist ja
auch der amerikanische Kontinent die Urheimat der Basken, wer
weiß? Ich sage nicht, dass es so ist, ich sage nur, dass das
eine Überlegung und Überprüfung wert ist. Auch um unsere
eigenen Wurzeln besser kennen und verstehen zu lernen.

Wahrscheinlicher ist eher, dass die Nordamerikaner und die
Basken gemeinsame Vorfahren haben, die sich aufspalteten, und
eine Hälfte ging über die Beringstraße, während der Rest nach
Europa auswanderte. Aber dafür gibt es keine Evidenz.

Auch hier würde ich gerne das Wort „noch“ (… noch keine Evidenz) lesen. Aber indirekt sagst Du ja damit eigentlich genau das Gleiche wie ich: „Nix Genaues weiß man nicht“ oder schöner formuliert „Es könnte schon sein, aber man kann es nicht nachweisen“.

Bitte fang nicht damit an, auch noch die Genetik in Zweifel zu
ziehen.

Nie und nimmer. Das ist in meinen Augen eine exakte
Wissenschaft mit JA-NEIN Lösungen, wie beim Computer (dort
halt Nullen und Einsen). Woraus deutest Du, dass ich die
Genetik in Zweifel ziehen würde? *erstaunt guck*

So exakt mit Nullen und Einsen ist auch die Genetik nicht.
Gerade bei der Untersuchung von Völkern lässt sich aufgrund
der oft großen Vermischung des Genmaterials nicht immer genau
sagen, woher sie stammen. Man kann auch dort nur Vermuten und
sich ansehen, was wahrscheinlicher ist. Theorien über
Völkerwanderungen und damalige Heiratssysteme aufstellen.
Ist der historischen Linguistik also gar nicht so unähnlich.
Die Zusammenarbeit dürfte da auch vieles neues aufzeigen. Man
wird sehen.

Auch hier sind wir völlig einer Meinung: auch ich setze große Erwartungen in die Forschung der Genetik um die Zusammenhänge des alten Europa (nicht politisch gemeint *grins*) besser zu verstehen. Aber jetzt drehe ich die Frage rum: Warum zweifelst DU an der Eindeutigkeit der Genetik (NULL und EINS)? Das verstehe ich nicht. Gen ist Gen. Sobald ich es isolieren kann, ist es etwas „Handfestes“ (auch wenn es mikrobisch klein ist).

Die Archäologen haben dort

meinst Du mit „dort“ im von Dir angesprochenen Nordkaukasus als Urheimat der Indogermanen?

Hinweise auf eine alte
Kultur gefunden, die in ungefähr der Zeit gelebt haben muss,
wie die Linguisten das Alter des PIE berechnet/eingeschätzt
haben. Ob das mit der Genetik übereinstimmt, kann ich nicht
sagen, ich hab da zumindest nichts gegenteiliges gehört. Mit
Genetik kenne ich mich am wenigsten aus.

ich finde das alles hochspannend!

[Gedankengänge] Vermitteln ist eine Sache. Aber wenn so wenig dafür spricht
und so viel dagegen, naja… dann ist’s und bleibt’s eben nur
die Idee eines Laien, der nicht wahr haben will, was die
Wissenschaftler längst akzeptiert haben. So ist’s ja im
Endeffekt, grob abstrahiert.

damit kann ich gut leben.

Leider vergisst du dabei, zu erklären, wie das „k“ (bzw. „c“)
zu einem „f“ werden konnte. Von einem velaren Plosiv ist’s
schon ein beträchtlicher Sprung zum labiodentalen Frikativ.

Gutes Stichwort: weißt Du für mich eine kostenlose IN-Seite, in denen solche fachbegriffe „labiodental“, „velar“ und viele mehr nicht nur mit Worten erklärt sind, sondern auch die dazugehörigen Buchstaben notieren. ich bin ja mittlerweile schon so weit, dass ich auswendig weiß, was ein Plosiv oder ein Frikativ ist (und vielleicht den einen oder anderen Fachbegriff mehr), aber mit so Zusatzbezeichnungen kann ich nie was anfangen. Und wenn ich Fachliteratur (z.B. abends im Bett) lese, dann habe ich halt kein Wiki mehr zur Verfügung, wo ich „mal schnell“ rüberklicken könnte… Hätte ich aber eine Seite, auf der alle diese ständig wiederkehrenden Begriffe laienverständlich erklärt würden (mit den dazugehörenden Buchstaben), so könnte ich mir die Seite (oder meinetwegen auch zwei oder drei) ausdrucken und das immer bei mir haben, auch wenn ich nicht online bin. Du weißt, ich sehe mich selbst immer noch tief in der Lernphase. An dieser Stelle möchte ich Dir auch nochmals wirklich von Herzen danken, dass Du in mich so viel Zeit investierst, ich habe durch Dich wirklich viel gelernt (auch wenn es für Dich vielleicht nicht so aussehen mag).

Und bist du auch sicher, dass das eine regelmäßige
Lautverschiebung ist? Lautverschiebungen haben nämlich
praktisch keine Ausnahmen, sie gelten nicht für einzelne
Wörter oder einen Teil des Wortschatzes, sondern für ALLE
Wörter der Sprache.

davon bin ich auch bisher ausgegangen.

Dann verschwindet in deiner Kette noch ein
„b“ ohne dass es dafür eine ersichtliche und für die genannten
Sprachen passende Regel zu geben scheint, und und und…

?? b=f=h=NICHTS. Das ist doch eine der Regeln, oder irre ich mich da?
Viel schwerer finde ich es, zu entscheiden, wann (nicht zeitlich sonder unter welcher Bedingung) b=m ist. Das scheint ja nicht immer zu gelten (JakoB = JaccoMo; Biarritz = Miarritze u.a.m.)

Nein, sie formulieren es in die entgegengesetzte Richtung,

siehe oben - Mathematik muss in beide Richtungen stimmen.

Hist. Ling. funktioniert nicht in beide Richtungen identisch.

das ist z.B. eine der Erkenntnisse, die ich aus unserem Gedankenaustausch mitnehme.

Genau da sind wir an der Basisfrage: Wer lebte wann wo. Und
wenn ich Europa - Afrika - Asien aus dem Vaskonischen
übersetze, dann ist der Lebensraum der Paläobasken schon mal
klar: von Gibraltar bis (mindestens) zum Ural. …

Du kannst aber alle Wörter der Welt aus dem Baskischen
übersetzen, irgendwie kriegst du das schon hin.

will ich doch gar nicht.

Dir wird sicher noch mehr einfallen. Das ist aber kein Grund,
anzunehmen, die Basken wären in Australien oder auf dem Mars
gewesen oder hätten dort ihren Ursprung.

Natürlich nicht, da gebe ich Dir völlig Recht. Es muss schon ein enger Kontakt vorgelegen haben (in meinen Augen) um irgend etwas Vernünftiges annehmen zu wollen. Australien denke ich persönlich hat wohl mit lateinisch zu tun (ich kann kein Latein, aber Austro (oder so ähnlich) war doch die Frühlingsgöttin, wenn ich nicht irre. Und Frühling wird ja landläufig gleichgesetzt (bedeutungsmäßig, nicht sprachwissenschaftlich) mit "neues, beginnendes Leben (nach der Winterszeit). Somit dürfte dann Austr… wohl aus lateinisch „neu“, „jung“ ableitbar sein. Ich bin gerade selbst erstaunt, weil ich in den zwei Latein-Wöbü, die ich besitze, weder die Göttin (obwohl sonst sehr wohl auch Gottheiten darin verzeichnet sind) noch die Bedeutung „neu“, „jung“ finde. Aber ich bin mir sicher, dass ich das irgendwo gelesen hatte (und da ich halt selbst nie Latein gelernt hatte, habe ich das halt so behalten und übernommen - vielleicht kannst Du ja einen Satz drüber verlieren? denn in aller Regel verlasse ich mich, wie Du mittlerweile weißt, ziemlich auf gedruckte Sprach-Wöbü.

wie hieß doch gleich wieder diese sibirische Kleinsprache, die am Aussterben ist? Tesisch?

Tsesisch,

Danke.

aber die war aus dem Kaukasus.

wie hieß dann die in Sibirien? Du hast Recht, die hat doch mit einem Vokal begonnen I…?

Dass die Basken vor
der Einwanderung der Indogermanen in Europa waren, das ist ja
in der Tat sehr plausibel. Wie groß ihre Verbreitung war, weiß
man nicht und man kann es schlecht erschließen, leider.

Auch hier würde mir das Wort „noch“ („noch schlecht erschließen“) sehr gut gefallen. *jubilier*

Genau. Substrat (vaskonisch) - Superstrat anfangs
(hamitosemitisches Keltisch) später selbst Substrat -
Superstrat (urgemanisch).

Keltisch ist mit den semitischen Sprachen nicht verwandt, das
weiß man längst. Sonst hast du mit dem Substrateinfluss Recht.

ich fühle mich fast glücklich über so viel Lob von Dir.

Ich las neulich, dass die Verschiebung von f>h im
Spanischen (fabulare > hablar, usw.) auf den Einfluss des
Baskischen zurückzuführen sei, denn im Portugiesischen gibt’s
das f (fabulare > falar). Das nur zur Untermauerung nochmal
des Fakts, dass es im Baskischen kein „F“ gab und das alles
neuere Lehnwörter sind.

richtig. Hatte ich irgendwo das Gegenteil behauptet? Dann entschuldige ich mich dafür, zumindest habe ich mich dann an der damaligen Stelle missverständlich ausgedrückt. Das gleiche, was für „f“ gilt, gilt übrigens im Anlaut auch für „r“.

Also
ich=ich, Fisch=Fisch, trinken=trinken. Keine semantischen
Abweichungen sind gestattet, diese würden das Projekt zu
willkürlich und die Datenmenge zu groß machen. Baskisch „egon“
kommt in der Swadeshliste auch nicht vor.

aber „ich“, wie Du schreibst. Und da Baskisch ja ohnehin
bisher immer übersehen wurde, ist es doch auch nicht
verwunderlich, dass baskische Wörter in solchen Untersuchungen
prinzipiell fehlen. Frei nach dem Motto: das gesamte baskische
Sprachmaterial sind restlos alles Entlehnungen aus anderen
(Superstrat-)Sprachen.

Sie fehlen nicht. Baskisch haben wir dabei. Baskisch zeigt in
seinem Grundvokabular nicht die geringste Ähnlichkeit zum
Grundvokabular der anderen Sprachen Europas. Das kann entweder
daran liegen, dass sie nicht verwandt sind (sehr plausibel)
oder aber die Verwandtschaft weit mehr als 7000 Jahre
zurückliegt. Das ist nicht unmöglich, kann aber mit der
komparativen Methode nicht überprüft oder widerlegt werden. Da
müssen andere Methoden ran.

Auch hier sind wir wieder einer Meinung, das freut mich seeeeehr!

Zuerst die Semantik
(Praxis), dann schauen, ob man phonetisch ähnliche Wörter
finden kann in alten Sprachen (Theorie).

Aber du musst natürlich beginnen, die gleichen Wörter zu
vergleichen und dann langsam dich in der Semantik
vorzuarbeiten. Da hast du viel größere Chancen auf echt Funde.

Da bist Du fast so weit, dass Du mich „weichgeklopft“ hast. Denn ich sehe ja selbst durchaus, dass wenn ich arabisch „faraga“ hernehme, dass ich dann sehr wohl schon die Buchstabenverschiebungsmöglichkeiten im Kopf habe (erstes „a“ entfällt, r=l, g=ch=sch, Wortschluss „verhellt“), ja haben muss, um mit meiner semantischen Bedeutung „leer, hohl“ einen Bogen zur „Flasche“ spannen zu können. Somit haben Deine Engelszungen durchaus was bewirkt, weil ich einsehen kann (muss), dass man die Semantik nicht so strikt (wie ich vielleicht möchte) von der Phonetik trennen kann. In einem früheren Beitrag in diesem Faden habe ich ja die Phonetik mit ihren Asterisken als Theorie und die Semantik als Praxis bezeichnet. Aber so einfach ist es halt tatsächlich nicht…

Für Tsesisch gibt’s so etwas leider noch nicht. Mein Russisch
ist auch nicht grad das beste. Georgischwörterbücher gibt’s
aber auf Deutsch, da musst du „nur“ das georgische Alphabet
lernen.

Ist das georgische Alphabet identisch mit den russischen Schriftzeichen?

Vor ca. 10.000 Jahren
endete bekanntlich die letzte Eiszeit.

Oh, ich schrieb oben 20.000. Mein Fehler. Nunja, ist trotzdem
3000-5000 Jahre länger her als wie man mit der komparativen
Methode „graben“ kann.

kein Thema. Auch ich habe ja schon mehrfach was anderes geschrieben, als ich gemeint hatte (Apellativ vs. Abstrakta - um nur eines zu nennen)

[Fisch & Vogel] — Das erklärt immer noch nicht, warum ein Volk
*beide* Wörter aus einer Nachbarsprache entlehnen sollte.

weil Zusammengehöriges von den gleichen Personen als
zusammengehörig empfunden wird. Sei es als Substrat oder als
Superstrat. Sogar als Instrat wäre es denkbar (aber in meinen
Augen deutlich unwahrscheinlicher)

Nur weil du sie zusammengehörig findest, müssen das nicht auch
alle anderen. Immo und ich finden Fisch und Vogel überhaupt
nicht zusammengehörig. Wenn du also nicht eine bessere
Erklärung dafür findest, hat dein Argument keine sonderlich
hohe Aussagekraft.

schade.

und „-n“ irgendwie als Genitiv (von den „Fischen“)

von einer Genitiv-Regel habe ich noch nie gehört! Bin
neugierig! Schreib mir drüber! Danke im Voraus.

izen - heißen (Name)

Interessant, „izen“ heißt Name… mein erster Gedanke war
jetzt, dass es ein arabisches Lehnwort sein könnte. Dort heißt
Name „ism“, und deren „s“ ist näher am baskischen „z“ als am
baskischen „s“.

Was ist ein „ß“ (in „heißen“)? Es ist ein „sz“ - stimmhaft. Da
hast Du doch auch in unserem Wort den stimmhaften Zusammenhang
mit „izen“

Ein „ß“ ist ein [s] und das ist stimmlos, genau wie auch das
„z“ im Baskischen. Aber was machst du mit der Endung? Der
Wortstamm von heißen ist „heiß-“, das „-en“ ist eine
Infinitivendung. Ist das „izen“ im Baskischen monomorphemisch
oder bedeutet „-en“ dort auch irgendwas? Was sagst du zu
meiner Frage, ob „izen“ nicht vllt. ein Lehnwort aus dem
Arabischen „ism“ sein könnte?

Superstrat-Einfluss, z.B. durch die Mauren. Duchaus überlegenswert. Heißen/Name sind ja Begriffe aus der (erweiterten) Amtssprache. Würde somit auf Herrschaft und Superstrat hindeuten. Das würde aber weiter bedeuten, dass man jetzt wieder im irischen Wöbu (= Spätkeltisch) nachsehen müsste, ob es dort ein Wort mit ÄHNLICHER Bedeutung und ähnlichem Klang gibt, was ich mir aber angesichts der Zeit (es ist schon wieder weit nach Mitternacht und ich muss morgen wieder raus und arbeiten) jetzt erspare. Ich bin mir sicher, ich würde fündig. Was dann wieder für meine Theorie - die Du ja eindeutig verworfen hast - spräche, dass die Kelten Hamitosemiten waren. Über die Kelten kams dann aufs Festland und zu den Urgermanen und schließlich ins Deutsche. So könnte ich mir das schon denken.

Keine Sorge, mache ich auch nicht. Und über etwaige
Schreibfehler sehe ich eigentlich *immer* drüberweg. :smile:

Danke und gute Nacht

Liebe Grüße,

  • André

Auch liebe Grüße von mir

Alexander
P.S.: auch hier habe ich wieder Deine zweite Antwort wieder hier rein kopiert und gleich mitbeantwortet.
P.P.S.S.: Immo, Dir werde ich natürlich auch noch antworten. Aber nicht mehr jetzt.

gute Nacht

Hallo André

schön von Dir zu lesen

Hallo, dito. :smile:

Ich betone nochmals, dass ich Deine Beiträge hier im
wer-weiss-was sehr schätze und Du durchaus auch von mir schon
Sternchen bekommen hast.

Und ich dachte, du magst Sternchen nicht? :smiley:
Kleiner Scherz. :smile:

aber in „fin“ ist doch kein Zischlaut (weder „s“ noch „sch“
noch „ch“). Da sehe jetzt ich wieder keinen phonetischen Weg
von „n“ zu „sch“ (deutsch) oder „s“ bzw. „x“ (baskisch).

Ja, da hast du Recht, so ein Lautwandel ist ebenso implausibel wie das grundlose Hinzukommen eines Konsonanten wie „f“ oder „p“ am Wortanfang. Aber ich hatte in meiner Erklärung ja auch die wagemutige (und natürlich rein fiktive) Hypothese aufgestellt, „fin“ könnte sich von der Genitiv-Plural-Form ableiten: fišən > fisən > fihən > fiən > fin.
So ein Lautwandel fand aber in diesen Sprachen nicht statt. Ich wollte nur eine alternative ähnlich aus der Luft gegriffene These aufstellen.

jede Flasche ist hohl. Ein Reifen (wörtliche Übersetzung des
irischen Wortes) ist hohl.

Das ist nicht richtig. „Reifen“ impliziert nicht, dass er hohl ist, hier denkst du an die moderne Bedeutung am Auto oder Fahrrad. Ein Armreif(en) ist nicht hohl und wenn man sich die anderen Bedeutungen anguckt, ist „hohl“ auch keine sehr deskriptive Bedeutung.

Und das arabeische Wort bedeutet
(nuancenverschoben) „hohl“. Das ist mein Gedankengang. Und
nicht nur dass es die Charakteristika der Flasche ist, nein,
auch hier haben wir wieder das Adjektiv, siehe oben.

Adjektive sind nicht deskriptiver als andere Wörter (Nomen, Partizipe). Aber was der Pfeifer (oder wer das was) als Etymologie vorschlug, nämlich „geflochten/umflochten“, ist doch so gesehen auch ein Adjektiv (bzw. Partizip). Wie gesagt, ob du eine Flasche nun eher hohl oder eher umflochten findest, ist völlig willkürlich. Es geht nicht darum, was du der Flasche für Attribute zuweisen würdest, sondern was die zu findende Etymologie nahelegt. Und da ist „hohl“ nun weißgott nicht nahe. Aber das schrieb ich ja bereits.

Kann. Aber nicht grundlos. Konsonanten entstehen nicht einfach
ohne Grund. Entweder es sind Morpheme gewesen, die eine
Bedeutung trugen, oder aber epenthetische Konsonanten, die die
Aussprache erleichtern. Letzteres fällt weg, denn keine
europäische Sprache hat ein Constraint gegen vokalisch
anlautende Wörter.

Das wundert mich jetzt ehrlich. Ich glaubte, mir angelesen zu
haben, dass eine der Charakteristika der idg Sprachen sei,
dass diese zum weit überwiegenden Teil (ich bilde mir ein,
irgend was von 80% im Kopf zu haben) konsonantische Anlaute
bevorzugen würden. Jetzt sagst Du, „nö, nö, die Idg haben
durchaus viele vokalisch anlautende Wörter“. Somit bin ich
jetzt wirklich total verunsichert.

Ist nur eine grobe Schätzung, aber 80% konsonantische Anlaute wären doch völlig gewöhnlich, oder? Wenn ich mir mal ganz naiv unser Alphabet angucke, besteht das ja auch aus 80% Konsonanten. Und wenn ich im Duden die Seitenzahlen zähle, so komme ich auch auf eine Quote von 80% Wörter, die mit Konsonanten anfangen. Ziemlich genau sogar.
Das mit den 80% kann also durchaus stimmen, aber wie gesagt weiß ich darüber nichts. Ich habe nicht gesagt, sie hätten viele vokalisch anlautende Wörter, ich sagte nur, ich kenne die Behauptung nicht, dass es keine oder extrem wenig Wörter mit Vokalen am Anfang gibt.
Ich kann dazu keine Aussage machen.

Es gibt aber keine Lautregel, die besagt, dass man einfach mal
so ein „P“ oder sowas vor einen Vokal setzt,

ich hatte das halt bisher so verstanden, dass man deshalb
nicht soetwas in Erwägung zieht, da ja eben die Idg ohnehin
alles (oder besser: fast alles) konsonantisch anlauten lassen,
da gibt es natürlich tatsächlich keinen Grund, sich über so
eine Möglichkeit Gedanken zu machen.

Ich kenne diese Theorie wie gesagt nicht. Mag sein, dass sie stimmt, kann aber auch sein, dass es nur eine kleine Theorie war, die eine einzelne Person hatte, die sich aber dann nicht durchsetzen konnte. Es ist in der Indogermanistik ja längst noch nicht alles klar — es wird noch viel über die Natur der Konsonanten diskutiert, da gibt’s z.B. die Laryngaltheorie und auch die Glottaltheorie und manche postulieren mehr Vokale als andere Leute und manche weniger…

Darüber haben sich schon ganz andere - auch Professoren -
drüber ausgelassen, dass dem eben nicht so ist. Unter anderem
Prof. Zuberbühler, ehemals Uni Zürich, mittlerweile
eremitiert. Da brauche ich nichts dazu sagen. Ich denke, der
Unsinn mit „sabbat“ ist hinlänglich widerlegt. Von wirklichen
Wissenschaftlern. Und das hat in dem Fall gar nichts mit
Vaskonisch oder Baskisch zu tun.

Da denkst du falsch. :wink:
Nur weil ein einzelner Professor eine kühne Idee hat und die altbekannte Etymologie in den Wind schießt, heißt das längst nicht, dass er Recht haben muss.
Ich habe mal nach dem Herrn Arnold Zuberbühler (ist er das) gegoogelt, da finden sich gerade einmal 7 Hits, in Verbindung mit Samstag lässt sich auch kaum etwas finden. Wenn es längst widerlegt wäre, würde sich deine Erklärung mit dem Samstag auch irgendwo finden lassen, aber such mal im Netz nach „Samstag Etymologie“ o.Ä. oder schlag’s in den Etym. WBs nach…
Es ist ziemlich eindeutig, dass diese Etymologie mit den „Beten“ nur ein Hirngespinst ist. Wie gesagt: nur weil ein einzelner Professor anderer Meinung ist, heißt es nicht, er habe Recht und alle anderen lägen falsch.

Hier ein Zitat aus der englischen Wikipedia:

so gut Wiki in der Regel ist, aber nicht alles darin ist
richtig.

Es sollte auch nur ein Hinweis sein, was andere Quellen über die Theorie denken, kein Beweis oder so.

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe,
wäre ich glücklich, wenn Du meine Gehirnwindungen verstehen
könntest, auch wenn sie in den Augen der Idg falsch und wirr
sind.

Das tue ich ja. Ich weiß (meist), worauf du hinauswillst, und du beschreibst’s ja auch recht nachvollziehbar. Nur gibt es eben (meist) einfach zu viel Evidenz, die dagegen spricht, bzw. gehst du von falschen Annahmen aus, etc.

Jede Wissenschaft entwickelt sich weiter. Naive Frage: Wie
wäre es, wenn man in diesen Satz das Wort „noch“ einfügen
würde:

– weiter zurückliegende Zusammenhänge lassen sich mit der
komparativen Methode (also Vergleich von Wörtern)

hier das Wort „noch“

nicht mehr

(das „mehr“ dafür streichen)

nachweisen.

Das hat nichts mit Fortschritt auf dem Gebiet zu tun. Es ist mathematisch nicht möglich, da die Wahrscheinlichkeiten keine Signifikanz in der Überprüfung mehr zulassen. Mit anderen Worten: Egal wie toll wir Wörter noch vergleichen können, mit der Methode kämen wir bei einer Dauer von 10.000 oder mehr Jahren definitiv nicht weiter.
Da müssen andere Zweige der Linguistik und andere Wissenschaften her. Dann hat man eine Chance…

Auch hier würde ich gerne das Wort „noch“ (… noch keine
Evidenz) lesen. Aber indirekt sagst Du ja damit eigentlich
genau das Gleiche wie ich: „Nix Genaues weiß man nicht“ oder
schöner formuliert „Es könnte schon sein, aber man kann es
nicht nachweisen“.

Jagut, aber das ist ein ziemlich banales Argument. Man kann immer behaupten, irgendwann wissen wir alles besser und dann könnten wir plötzlich alles mögliche herausfinden. Das macht es im Hier und Heute nicht wahrscheinlicher. Wir können ja nur vom derzeitigen Wissensstand ausgehen.

Warum zweifelst
DU an der Eindeutigkeit der Genetik (NULL und EINS)? Das
verstehe ich nicht. Gen ist Gen. Sobald ich es isolieren kann,
ist es etwas „Handfestes“ (auch wenn es mikrobisch klein ist).

Weil man in der Genetik nicht alles mit absoluter Sicherheit bestimmen kann. Es geht hier um die Genetik kompletter Völker, nicht um einzelne Individuen. Vermischungen mit Fremdvölkern gab’s zu Hauf, so dass kaum jemand in Eurasien absolut „reinrassisch“ ist. Man kann herausfinden, dass in einem Volk dieses und jenes Gen vorherrscht, dass die Y-Chromosomen auf dieses und jenes Volk hinweisen u.Ä., das sind aber keine 100%-Aussagen, sondern wieder nur Tendenzen. Komplette Sicherheit hat man allerhöchstens auf mikroskopischer Ebene (einzelne Gene), nicht aber auf makroskopischer (Erbgut ganzer Volksstämme).

Die Archäologen haben dort

meinst Du mit „dort“ im von Dir angesprochenen Nordkaukasus
als Urheimat der Indogermanen?

Ja, oder grob gesagt die Ukraine (ich weiß nicht, wie man den Landstrich nördlich des Schwarzen Meeres nennt). Also ein Stück nordwestlich vom Kaukasus.

Gutes Stichwort: weißt Du für mich eine kostenlose IN-Seite,
in denen solche fachbegriffe „labiodental“, „velar“ und viele
mehr nicht nur mit Worten erklärt sind, sondern auch die
dazugehörigen Buchstaben notieren. ich bin ja mittlerweile
schon so weit, dass ich auswendig weiß, was ein Plosiv oder
ein Frikativ ist (und vielleicht den einen oder anderen
Fachbegriff mehr), aber mit so Zusatzbezeichnungen kann ich
nie was anfangen.

Ich finde hier Wikipedia sehr praktisch, z.B. die Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Phoneti…
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_IPA-Zeichen

Im letzteren finden sich auch Hörbeispiele und auch transkribierte Wortbeispiele aus Fremdsprachen. Ich finde die Phonetik mit das spannendste Gebiet in der Linguistik. Ob’s wirklich so laienverständlich ist, weiß ich nicht genau. Müsstest du mal gucken.

An dieser Stelle
möchte ich Dir auch nochmals wirklich von Herzen danken, dass
Du in mich so viel Zeit investierst, ich habe durch Dich
wirklich viel gelernt (auch wenn es für Dich vielleicht nicht
so aussehen mag).

Ach ach, du musst mir nicht ständig danken. Ich rede gerne über sowas. Und ich finde unser Gespräch hier auch sehr inspirierend. Ich habe in letzter Zeit oft auch „offline“ darüber nachgedacht. Habe mich neulich mit einem Indogermanisten unterhalten (allerdings nicht speziell zu unseren Themen hier) und meine Freundin hat neulich auch einiges zu den Methoden der Etymologie und Sprachfamilien-Findung lernen müssen, für eine Klausur. Da habe ich quasi „mitgelernt“ und konnte dann hier auch einiges davon anwenden. Z.B. wusste ich vorher nicht, dass Lautwandelgesetze in Sprachen ausnahmslos funktionieren (scheinbare Ausnahmen sind durch andere Regeln bzw. Modifizierungen zu erklären).

?? b=f=h=NICHTS. Das ist doch eine der Regeln, oder irre ich
mich da?

Regeln sind nicht absolut und sprachübergreifend. Nur weil es eine Sprache gibt, die diese Regel durchlief, muss sie nicht überall gelten. Mit Istgleichen darf man aber da nicht arbeiten, sondern mit Pfeilen, da Lautwandel immer in bestimmte Richtungen funktioniert, es ist keine Gleichsetzung.

Viel schwerer finde ich es, zu entscheiden, wann (nicht
zeitlich sonder unter welcher Bedingung) b=m ist. Das scheint
ja nicht immer zu gelten (JakoB = JaccoMo; Biarritz =
Miarritze u.a.m.)

Das kann ich dir auch nicht sagen. Zu bedenken wäre, dass es sich hier um mehrere Sprachen handelt, es also auch unterschiedliche Regeln sein könnten: Jakob ist ein hebräisches Wort, Iaccomo ein italienisches, das sich direkt von lateinisch „Iacobus“ ableitet. Biarritz ist Baskisch und Miarritze… hm. Weiß nicht, sag du’s mir. Italienische Wörter enden immer auf Vokale (Ausnahme sind kleine grammatische Wörtchen), vielleicht gab es eine Regel, in der „-bus“ zu „-mo“ wurde. Aber keine Ahnung… da kenn ich mich nicht aus.

Natürlich nicht, da gebe ich Dir völlig Recht. Es muss schon
ein enger Kontakt vorgelegen haben (in meinen Augen) um irgend
etwas Vernünftiges annehmen zu wollen. Australien denke ich
persönlich hat wohl mit lateinisch zu tun (ich kann kein
Latein, aber Austro (oder so ähnlich) war doch die
Frühlingsgöttin, wenn ich nicht irre.

Ich glaube, „australis“ heißt soviel wie ‚südlich‘, früher hieß der Kontinent „terra australis incognita“ (unbekannte südliche Erde), aber für die weitere Etymologie des Wortes müsstest du wohl in den Pfeifer oder ins etymonline.com gucken. Gut möglich, dass das was mit Frühling zu tun hat.

wie hieß dann die in Sibirien? Du hast Recht, die hat doch mit
einem Vokal begonnen I…?

Oh, ach die! Itelmenisch. :smile:

Dass die Basken vor
der Einwanderung der Indogermanen in Europa waren, das ist ja
in der Tat sehr plausibel. Wie groß ihre Verbreitung war, weiß
man nicht und man kann es schlecht erschließen, leider.

Auch hier würde mir das Wort „noch“ („noch schlecht
erschließen“) sehr gut gefallen. *jubilier*

Da denke ich tatsächlich, dass sich das mit der Zeit noch herausfinden lassen könnte. Leider hatten die Basken damals keine Schrift und so können wir oft nicht genau sagen, wessen Volkes Gebeine und Töpfe wir da gerade ausgraben… deswegen dauert das alles so lange.

Aber du musst natürlich beginnen, die gleichen Wörter zu
vergleichen und dann langsam dich in der Semantik
vorzuarbeiten. Da hast du viel größere Chancen auf echt Funde.

Da bist Du fast so weit, dass Du mich „weichgeklopft“ hast.
Denn ich sehe ja selbst durchaus, dass wenn ich arabisch
„faraga“ hernehme, dass ich dann sehr wohl schon die
Buchstabenverschiebungsmöglichkeiten im Kopf habe (erstes „a“
entfällt, r=l, g=ch=sch, Wortschluss „verhellt“)

Ich hab jetzt das obere schon gelöscht, aber war’s nicht „faragha“, also nicht mit „g“, sondern mit „gh“ (IPA: [ɣ]), also der Stimmhaften Variante vom Ach-Laut? Ich denke nicht, dass man von da so schnell auf ein „sch“ kommen kann, zumal mir so eine Lautverschiebung in Europa oder den semitischen Sprachen völlig fremd ist. Aber ich kenn ja auch nicht alles.

Für Tsesisch gibt’s so etwas leider noch nicht. Mein Russisch
ist auch nicht grad das beste. Georgischwörterbücher gibt’s
aber auf Deutsch, da musst du „nur“ das georgische Alphabet
lernen.

Ist das georgische Alphabet identisch mit den russischen
Schriftzeichen?

Nee, die haben eine eigene Schrift, schön rund und ansehnlich, nicht schwer zu lernen, aber es sind doch 'ne Menge. Sieh selbst:

http://www.omniglot.com/writing/georgian2.htm

Mein Lieblingsbuchstabe ist die „Eistüte“, kannst du sie entdecken? :wink:

Ein „ß“ ist ein [s] und das ist stimmlos, genau wie auch das
„z“ im Baskischen. Aber was machst du mit der Endung? Der
Wortstamm von heißen ist „heiß-“, das „-en“ ist eine
Infinitivendung. Ist das „izen“ im Baskischen monomorphemisch
oder bedeutet „-en“ dort auch irgendwas? Was sagst du zu
meiner Frage, ob „izen“ nicht vllt. ein Lehnwort aus dem
Arabischen „ism“ sein könnte?

Superstrat-Einfluss, z.B. durch die Mauren. Duchaus
überlegenswert. Heißen/Name sind ja Begriffe aus der
(erweiterten) Amtssprache. Würde somit auf Herrschaft und
Superstrat hindeuten.

Das würde aber weiter bedeuten, dass man
jetzt wieder im irischen Wöbu (= Spätkeltisch) nachsehen
müsste, ob es dort ein Wort mit ÄHNLICHER Bedeutung und
ähnlichem Klang gibt, was ich mir aber angesichts der Zeit (es
ist schon wieder weit nach Mitternacht und ich muss morgen
wieder raus und arbeiten) jetzt erspare.

Das wäre völlig unsinnig, da das Irische mit dem Arabischen herzlich wenig zu tun hat und auch mit dem Baskischen nie in engerem Kontakt stand. Das mit dem Arabischen ist durchaus möglich, wie ich finde… aber meinerseits auch nur eine Vermutung. Das „-n“ könnte man erklären, weil anscheinend wenige baskische Wörter auf „-m“ enden (vllt. gar keine?), dafür aber einige auf „-n“. Aber keine Ahnung, ist nur ein Gedankengang.

Dann gute Nacht für heute.

  • André

Guten Abend André,

es ist eigentlich entgegen meiner Gewohnheit, andere Leute (in dem Fall Immo), die „ältere Rechte“ haben, länger warten zu lassen, als einen neu heinkommenden Artikel. Aber da ich denke, dass ich für die Antwort hier weniger Zeit brauche als für die Antwort auf Immo (und ich heute mal wirklich früher ins Bett will), arbeite ich jetzt einfach diese Antwort ab.

Adjektive sind nicht deskriptiver als andere Wörter

das finde ich nicht

(Nomen,
Partizipe).
Aber was der Pfeifer (oder wer das was) als
Etymologie vorschlug, nämlich „geflochten/umflochten“, ist
doch so gesehen auch ein Adjektiv (bzw. Partizip).

Da hast Du wiederum Recht.

Ist nur eine grobe Schätzung, aber 80% konsonantische Anlaute
wären doch völlig gewöhnlich, oder? Wenn ich mir mal ganz naiv
unser Alphabet angucke, besteht das ja auch aus 80%
Konsonanten. Und wenn ich im Duden die Seitenzahlen zähle, so
komme ich auch auf eine Quote von 80% Wörter, die mit
Konsonanten anfangen. Ziemlich genau sogar.

Sogesehen hast Du natürlich mich wieder ein Mal überzeugt…

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe,
wäre ich glücklich, wenn Du meine Gehirnwindungen verstehen
könntest, auch wenn sie in den Augen der Idg falsch und wirr
sind.

Das tue ich ja. Ich weiß (meist), worauf du hinauswillst, und
du beschreibst’s ja auch recht nachvollziehbar.

Da bin ich froh. Das ist mir nämlich wirklich wichtig, dass „man“ versteht wie ich denke (auch wenn Du/man es dann als falsch verwirfst)

Nur gibt es
eben (meist) einfach zu viel Evidenz, die dagegen spricht,
bzw. gehst du von falschen Annahmen aus, etc.

Mag sein, wahrscheinlich hast Du sogar Recht.

Egal wie toll wir Wörter noch vergleichen können, mit
der Methode kämen wir bei einer Dauer von 10.000 oder mehr
Jahren definitiv nicht weiter.
Da müssen andere Zweige der Linguistik und andere
Wissenschaften her. Dann hat man eine Chance…

Da gebe ich Dir Recht (wieder einmal) und hoffe auf die Entdeckungen der Zukunft

Wir können ja nur
vom derzeitigen Wissensstand ausgehen.

Das ist klar

Warum zweifelst
DU an der Eindeutigkeit der Genetik (NULL und EINS)? Das
verstehe ich nicht. Gen ist Gen. Sobald ich es isolieren kann,
ist es etwas „Handfestes“ (auch wenn es mikrobisch klein ist).

Weil […], so dass kaum jemand in Eurasien absolut
„reinrassisch“ ist.

Gott sei Dank, oder?

Man kann herausfinden, dass in einem Volk
dieses und jenes Gen vorherrscht, dass die Y-Chromosomen auf
dieses und jenes Volk hinweisen u.Ä., das sind aber keine
100%-Aussagen, sondern wieder nur Tendenzen. Komplette
Sicherheit hat man allerhöchstens auf mikroskopischer Ebene
(einzelne Gene), nicht aber auf makroskopischer (Erbgut ganzer
Volksstämme).

Wieder einmal überzeugt.

Gutes Stichwort: weißt Du für mich eine kostenlose IN-Seite,
in denen solche fachbegriffe „labiodental“, „velar“ und viele
mehr nicht nur mit Worten erklärt sind, sondern auch die
dazugehörigen Buchstaben notieren. ich bin ja mittlerweile
schon so weit, dass ich auswendig weiß, was ein Plosiv oder
ein Frikativ ist (und vielleicht den einen oder anderen
Fachbegriff mehr), aber mit so Zusatzbezeichnungen kann ich
nie was anfangen.

Ich finde hier Wikipedia sehr praktisch, z.B. die Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Internationales_Phoneti…
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_IPA-Zeichen

vielen Dank, habe sie mir schon in die Favoriten bei mir reinkopiert. Aber man tut sich halt so schwer Hörbeispiele auszudrucken… *grins*
Im Ernst: was ich da gesehen habe - so auf die Schnelle - hat mich tief beeindruckt. Allerdings habe ich beim Überfliegen den Eindruck, dass das keineswegs „leichte Kost“ ist, sondern eine echt intensive Beschäftigung damit erfordert. Ich hätte mir solche ähnlichen Listen gewünscht, aber irgendwie … na, wie soll ich sagen? übersichtlicher-einfacher? komprimierter? - Halt so was für die Westentasche, was man immer dabei haben kann (z.B. wenn man beim Arzt im Wartezimmer wartet und dann mal für eine halbe Std Fachliteratur lesen will). Für „übersichtlich“ finde ich das eigentlich schon wieder zu ausführlich. Aber lass mich es nicht schlecht machen, ich bin froh, dass Du mir diese Links geschickt hast.

Ob’s
wirklich so laienverständlich ist, weiß ich nicht genau.
Müsstest du mal gucken.

das kann ich erst beurteilen, wenn ich es wirklich intensiv durchgearbeitet habe (bisher noch nicht)

Ich rede gerne
über sowas. Und ich finde unser Gespräch hier auch sehr
inspirierend.

dito

Ich habe in letzter Zeit oft auch „offline“
darüber nachgedacht.

mache ich fast täglich, oftmals mehrmals am Tag. Über was, über was ich halt so gerade drüber stolpere. Aber dass ich mir schon viel Gedanken diesbezüglich gemacht habe, siehst Du schon allein daran, dass ich in unserer Beitragsserie schon etliche Wörter gebracht habe.

?? b=f=h=NICHTS. Das ist doch eine der Regeln, oder irre ich
mich da?

Regeln sind nicht absolut und sprachübergreifend.
Nur weil es
eine Sprache gibt, die diese Regel durchlief, muss sie nicht
überall gelten.

das habe ich schon lange befürchtet (ehrlich: ich wusste es schon ziemlich lange, wollte es aber eigentlich nie wahr haben. Frei nach dem Motto: Warum kompliziert, wenn’s auch einfach geht.)

Mit Istgleichen darf man aber da nicht
arbeiten, sondern mit Pfeilen, da Lautwandel immer in
bestimmte Richtungen funktioniert, es ist keine Gleichsetzung.

Auch das habe ich schon länger befürchtet. Gleiches „Motto“ wie oben.

Viel schwerer finde ich es, zu entscheiden, wann (nicht
zeitlich sonder unter welcher Bedingung) b=m ist. Das scheint
ja nicht immer zu gelten (JakoB = JaccoMo; Biarritz =
Miarritze u.a.m.)

Biarritz ist Baskisch und
Miarritze… hm. Weiß nicht, sag du’s mir.

Korrektur: Biarritz ist der französische Name der Stadt, Miarritze ist der baskische Name für die gleiche Stadt.

Bei dieser Gelegenheit eine Buchempfehlung:

Helmut Kühnel
Wörterbuch des Baskischen
Wiesbaden: Reichert 1999

An diesem Wöbu finde ich verschiedene Dinge toll:

  1. die zweite Sprache ist Deutsch, also meine Muttersprache.
  2. Aussprachehinweise (hätten m.E. ruhig ein wenig ausführlicher sein können)
  3. Wortbildung/grammatikalische Elemente: Das habe ich sonst noch in keinem Wöbu gesehen: da werden in alphabetischer Reihenfolge Präfixe, Infixe und Suffixe (alle drei in einem Alphabet) mit der entsprechenden Bedeutung aufgeführt. Aus diesem Teil stammt z.B. auch das Relativpronomen -en- und das Suffix -(g)une (unser Wort Zone = Gebiet), woraus ich in Kombination „-en-gune“ den Grundstock werden lasse für die Ortsendungen „-ing(en)“ (alt oft: -ingon, oder sogar -ingun Beispiele: Manching: Maendechingun, Fischen: Viskingun, Aying: Eigingon, Bqad Gögging: Gekingun, Barbing: Parpingun, Berbling: Perchuuillingun, Beyharting: Pihartingun, Böbing: Bebingoe, Edling: Etilingun, Eiselfing: Isaluingon, Eitting: Utingun, Emmering: Emheringon, Ering: Eringun, Erling: Erilingun, Finsing: Funsingon. Buchstaben A bis F sollen genügen. Alle Belege entnommen aus Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen)
  4. Da es mit 8500 Stichworten ein relativ kleines Wöbu ist, dürfte aber der Grundwortschatz enthalten sein.
    also ich bin mit diesem Wöbu sehr zufrieden (klar hat es nicht Antworten auf alle Fragen. So weiß ich bisher immer noch nicht, was im Baskischen der Unterschied von „Wald“ und „Wald“ ist „baso“ vs. „oihan“; ich hatte die Frage sogar mal im LEO spanisch im Forum gestellt, habe aber keine vernünftige Antwort bekommen).

Australien denke ich
persönlich hat wohl mit lateinisch zu tun (ich kann kein
Latein, aber Austro (oder so ähnlich) war doch die
Frühlingsgöttin, wenn ich nicht irre.

Kluge (Stichwort: Ostern): Eostre = germanische Frühlingsgöttin.

Ich glaube, „australis“ heißt soviel wie ‚südlich‘, früher
hieß der Kontinent „terra australis incognita“ (unbekannte
südliche Erde),

ja, deshalb war ich ja so verblüfft. Das fand ich auch bei mir im Lateinwöbu. Aber wenn natürlich die germanische Göttin zugrunde liegt, dann kann man im LateinWöbu lange suchen…

aber für die weitere Etymologie des Wortes
müsstest du wohl in den Pfeifer oder ins etymonline.com
gucken. Gut möglich, dass das was mit Frühling zu tun hat.

für mich ist Frühling = neu.
Macht auch für die „Osterseen“ (hier vor meiner Haustüre, nur 6 km weg) viel Sinn: Die Geologen sagen (was ich auch sofort glaube): Die Osterseen sind ein Relikt der letzten Eiszeit, sogenannte Toteislöcher: Das sind vom Gletscher abgerissene Gletscherzungenteile, welche ohne Kontakt zum eigentlichen Gletscher aufgrund spezieller geographisch-geologischer Gegebenheiten noch relativ lange gefroren waren. Als diese dann abschmolzen, blieb eine Seenlandschaft zurück. Und so macht für mich die Übersetzung „Oster = neu“ durchaus viel Sinn: Neuer, nach der Eiszeit entstandener See. So dürfte auch so mancher Ortsname, welcher mit „Ost-“ beginnt mehr Sinn erhalten als mit der heutigen Himmelsrichtung (zumal es mehrere Beispiele gibt, wo der „Ost-“-Ort westlich vom daneben liegenden „West-“-Ort liegt. wenn’s Dich interessiert, suche ich mal so ein Beispiel raus. Ich weiß, dass es hier in Bayern eines gibt (das habe ich selbst entdeckt!), Venneman zitiert eines aus einem anderen Bundesland (wenn ich mich recht erinnere RhPf).

Ach ja, „neu“ ist übrigens wieder ein Adjektiv.

Da denke ich tatsächlich, dass sich das mit der Zeit noch
herausfinden lassen könnte. Leider hatten die Basken damals
keine Schrift und so können wir oft nicht genau sagen, wessen
Volkes Gebeine und Töpfe wir da gerade ausgraben… deswegen
dauert das alles so lange.

Besser lange als nie. Die europäische Kultur(en) haben jetzt schon soooo lange exisitert, da kommt es auf 20 Jahre für weitere Forschungsergebnisse auch nicht mehr an. Zeit ist relativ…

arabisch
„faraga“ hernehme, dass ich dann sehr wohl schon die
Buchstabenverschiebungsmöglichkeiten im Kopf habe (erstes „a“
entfällt, r=l, g=ch=sch, Wortschluss „verhellt“)

Ich hab jetzt das obere schon gelöscht, aber war’s nicht
„faragha“, also nicht mit „g“, sondern mit „gh“ (IPA:
[ɣ]),

ja, ja, Du hast ja (wieder einmal) Recht! Es ist im Wöbu des (IPA:

[ɣ])-Lautzeichen (hab ich nur von 2 Zeilen höher kopiert, ich habe mir - immer - noch nicht die Mühe gemacht, diese Sonderzeichen in der Maschine zu suchen, Du beweist mir aber ständig, dass es sie gäbe), ich glaube (kann kein Griechisch) es ist das gleiche Lautschriftzeichen, wie im Griechischen bei gyneka (= die Frau)

Ist das georgische Alphabet identisch mit den russischen
Schriftzeichen?

Nee, die haben eine eigene Schrift, schön rund und ansehnlich,
nicht schwer zu lernen, aber es sind doch 'ne Menge. Sieh
selbst:

http://www.omniglot.com/writing/georgian2.htm

huch, das erinnert mich an … ja, wie hieß doch dieses Land in Asien? Burma? Hatten die auf ihren Briefmarken nicht aus solche „Rundungen“? Habe als Kind und Jugendlicher ziemlich intensiv Briefmarken gesammelt, daher weiß ich das noch.
Habe gar nicht gewusst, dass wir in Europa außer dem Kyrillischen und unseren Schriftzeichen sonst noch Buchstaben-Zeichensysteme besitzen (Runen außen vor gelassen, die gibt’s heute nur noch im Museum und bei den Runenforschern)

Mein Lieblingsbuchstabe ist die „Eistüte“, kannst du sie
entdecken? :wink:

dürfte „cil“ „c“ [ts’] sein. Kann’s leider offenbar nicht rauskopieren.

Ein „ß“ ist ein [s] und das ist stimmlos,

jetzt bin ich wieder verwirrt. Es ist noch gar nicht so lange her, da ging es hier im wer-weiss-was mal um diesen Buchstaben, woraus er entstanden sei/ist und was er eigentlich bedeutet. Ich hatte mich damals mit einem „Wissen“ aus der Schulzeit zu Wort gemeldet und gab von mir, es käme aus „hz“, also einer Dehnform (H mit Ober und Unterlänge) und dem z, daher verfälscht als „sz“ teilweise benannt. Und wurde korrigiert, dass es eben NICHT diese Ursache habe, sondern sehr wohl aus s+z herrühre, weil z eben stimmhaft sei/ist. Diese Stimmhaftigkeit sei dann im Laufe der Entwicklung des Deutschen mehr und mehr verloren gegangen, weshalb heute praktisch kein Unterschied mehr zwischen stimmhaft und stimmlos sei. Ich habe das damals als Fakt so hingenommen und mir - wie vor ein paar Jahrzehnten in der Schule - gemerkt. Jetzt scheint auch das wieder falsch zu sein.
*ungläubig kopfschüttel*

meiner Frage, ob „izen“ nicht vllt. ein Lehnwort aus dem
Arabischen „ism“ sein könnte?

Superstrat-Einfluss, z.B. durch die Mauren. Duchaus
überlegenswert. Heißen/Name sind ja Begriffe aus der
(erweiterten) Amtssprache. Würde somit auf Herrschaft und
Superstrat hindeuten.

Das würde aber weiter bedeuten, dass man
jetzt wieder im irischen Wöbu (= Spätkeltisch) nachsehen
müsste, ob es dort ein Wort mit ÄHNLICHER Bedeutung und
ähnlichem Klang gibt, was ich mir aber angesichts der Zeit (es
ist schon wieder weit nach Mitternacht und ich muss morgen
wieder raus und arbeiten) jetzt erspare.

Das wäre völlig unsinnig, da das Irische mit dem Arabischen
herzlich wenig zu tun hat

das kannst Du mir hundert mal sagen, allein ich glaube es nicht. Ich habe noch in allen Fällen Entsprechungen vom Irischen im Arabischen wiedergefunden (Beispiel: unser ausführlich besprochenes Wort Reifen = hohl = Flasche)

Das mit dem Arabischen ist durchaus
möglich, wie ich finde… aber meinerseits auch nur eine
Vermutung. Das „-n“ könnte man erklären, weil anscheinend
wenige baskische Wörter auf „-m“ enden (vllt. gar keine?),
dafür aber einige auf „-n“.

ich denke, bei „-en“ (von baskisch „izen“) dürfte es sich um ein Suffix handeln und somit wohl eine Anpassung - sofern es denn dann wirklich aus dem Arabischen kommt - an die baskische Aussprache. Das mit dem End-„m“ ist mir nie aufgefallen und habe ich auch nie überprüft, aber damit könntest Du Recht haben.

Aber keine Ahnung, ist nur ein
Gedankengang.

Es ist noch vor Mitternacht!
Gute Nacht,

bis die Tage - als nächstes bekommt Immo seine Antwort, also lass Dir mit Deiner ruhig Zeit.

Liebe Grüße

Alexander

Hallo Alexander,

ich möchte an dieser Stelle die Diskussion nicht weiter aufspalten, sondern nur ein paar oT-Hinweise geben.

Ich finde hier Wikipedia sehr praktisch, z.B. die Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Internat
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_de

vielen Dank, habe sie mir schon in die Favoriten bei mir reinkopiert. Aber man
tut sich halt so schwer Hörbeispiele auszudrucken… *grins*
Im Ernst: was ich da gesehen habe - so auf die Schnelle - hat mich tief
beeindruckt. Allerdings habe ich beim Überfliegen den Eindruck, dass das
keineswegs „leichte Kost“ ist, sondern eine echt intensive Beschäftigung damit
erfordert. Ich hätte mir solche ähnlichen Listen gewünscht, aber irgendwie …
na, wie soll ich sagen? übersichtlicher-einfacher? komprimierter? - Halt so was
für die Westentasche, was man immer dabei haben kann (z.B. wenn man beim Arzt im
Wartezimmer wartet und dann mal für eine halbe Std Fachliteratur lesen will).

Ich finde diese Sache eigentlich ganz übersichtlich. Druck Dir doch erst einmal die Zeichentabelle http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:IPA_… aus.
Dann willst Du ja eigentlich wissen, wie die Laute gebildet werden. Eine übersichtliche Tabelle hab ich leider auf die Schnelle nicht gefunden; aber wenn Du unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bilabial guckst, findest Du eine Grafik, die die entsprechende Mundstellung veranschaulicht. Rechts ist dann noch eine Tabelle „Artikulationsorte“, und da findet sich auf jeder Seite zwischen „bilabial“ und „retroflex“ sowie bei „velar“ eine entsprechende Grafik. Die kannst Du Dir dann einfach zusammenkopieren. Warum da „labial“ und „labiovelar“ stehen, weiß ich nicht; die gehören eigentlich nicht in die Liste. Die übrigen kann ich Dir kurz beschreiben:
Palatal ist dort, wo man ein j spricht, auch das „harte“ j in „jiddisch“; das frz./it. gn bzw. sp. ñ befindet sich dort ebenso wie das it. gl / sp. ll und das ungarische gy und ty sowie das griechische κ vor [e] und [i]. Vielleicht hilft Dir diese Beschreibung.
„Uvular“ heißt „mit dem Zäpfchen“. Das hochdeutsche r und der Ach-Laut werden dort gebildet; vielleicht kannst Du auch ein Zäpfchen-r rollen wie weiland Edith Piaf in „Je ne regrette rien“.
Für pharyngeale und epiglottale Laute muss man 'ne Weile üben, da wird halt der Rachenraum verengt oder mit dem Stimmdeckel ein r gerollt.
Glottal ist wieder einfach, da bilden wir ja vor jedem Vokal den entspr. Plosiv. Dieser unterscheidet auch das zustimmende „m-hm“ vom ablehnenden „m-m“.

Und hier noch eine Buchempfehlung, ist allerdings recht umfangreich und überdies englisch: Peter Ladefoged und Ian Maddieson: The Sounds of the World’s Languages, ISBN 978-0631198147 Buch anschauen, siehe hier:
http://books.google.de/books?id=h1byJz_rWUcC&dq=Lade….

[ɣ]… ich glaube (kann kein Griechisch) es ist das gleiche Lautschriftzeichen,
wie im Griechischen bei gyneka (= die Frau)

Da ich denke, dass André mitliest, hier auch gleich der Hinweis:
[ɣ] kommt im Neugriechischen vor, allerdings nur vor hinteren Vokalen (a,o,u) oder Konsonanten, also z.B. Milch = γάλα ['ɣala], süß = γλυκός [ɣli’kɔs];
aber Frau = γυνέκα [ji’nεka].

Hoffe, geholfen zu haben.
Liebe Grüße
Immo

Hallo Immo,

dann muss ich Dir jetzt schnell antworten, sonst ist Dein Beitrag im Archiv verschwunden.

wieder gebe ich mir nicht die Mühe, irgendwas zu zitieren,
sondern komme sofort zur Sache:

o.k.

  1. Onomastik

In einer Antwort an André hast Du geschrieben, dass Du
„zufällige Ähnlichkeiten“ zwischen dem arabischen Wort für
„hohl“ und dem deutschen Wort „Flasche“ nicht hinnehmen
kannst, sondern lieber nach einer Begründung suchst.
Und ich soll hinnehmen, dass das im heutigen Litauisch
ausschließlich für Personenbezeichnungen
gebrauchte Suffix -ininkas zufällig mit einem älteren Suffix
für Ortsbezeichnungen übereinstimmt? ÜBEREINSTIMMT, nicht nur
Ähnlichkeiten aufweist?!

Ich hatte es versucht zu erklären, in dem ich verschiedene Bedeutungen für die im Deutschen existierende Endung „-er“ aufgezeigt hatte. Ich bin der festen Überzeugung, dass man Etymologie für Apellativa und Erklärung für geographische Begriffe nicht in einen Topf werfen sollte. Es sind meiner Überzeugung nach zwei völlig unterschiedliche Gebiete, die nicht enger zusammenhängen als Spache und Soziologie. „Flasche“ ist ein Gegenstand, aber jeder Ortsname/Flurname ein geographischer Begriff.

Die Schützen und Förster vermögen Dich nicht zu überzeugen,
und den Schuhplattler willst Du ad absurdum führen, da niemand
„Schuhplattler“ heißt. Diesen hatte ich aber nur als Beispiel
dafür anbringen wollen, dass sich nicht alle Ortsnamen aus
Flurcharakteristika herleiten lassen: Wie muss denn eine
Gegend aussehen, damit sie „Schuhplattler“ genannt wird?

weil das zu Grunde liegende Wort eben nicht „Schuhplattler“ bedeutet sondern durch die Sprachentwicklung nur zufällig mit dem heutigen Begriff für Schuhplattler zusammengefallen ist oder - noch wahrscheinlicher - sehr ähnlich ist. Ich verstehe sowieso nicht warum Du formulierst „…niemand Schuhplattler heißt“ (Zitat Ende). Damit implizierst Du, dass der Örtlichkeitsname von einer Person („niemand“ ist die nicht-vorhandene Person) herrühren muss. Aber diese Annahme ist unzulässig.

Und weiters suchst Du zu begründen, dass Wegbeschreibungen
nach dem Prinzip „Geradeaus bis zum Bach, dann am Ufer entlang
bis zur großen Birke, dort über das steinige Feld…“
sinnvoller sind als Bezeichnungen nach Personen. Das mag schon
sein; jedoch haben unsere Altvorderen ja nicht immer unbedingt
nur das getan, was wir als sinnvoll betrachten.
Fahr mal in ein Dorf und frag nach irgendeinem Straßennamen
(die meisten Dörfer haben so etwas ja mittlerweile).

Du sagst es ja selbst: StraßenNAMEN. Sie sind nichts anderes wie PersonenNAMEN. Unspezifisch und austauschbar. Man denke nur an die zahllosen Umbenennungen während der Hitler-Diktatur und der SED-Diktatur. Dagegen sind Landschaftsmarken Fixpunkte, die nahezu unveränderlich sind.

Da wird
man Dich in den meisten Fällen seltsam ansehen und bedauern,
Dir nicht helfen zu können.

Genau: weil niemand etwas mit einem willkürlichem Namen anfangen kann.

Enttäuscht sagst Du: „Aber ich
muss doch mit dem Herrn Gfatterhofer noch besprechen…“,
woraufhin Dein Gegenüber einfällt: "Ach, zum Herrn
Gfatterhofer möchten Sie! Da müssen Sie diese Straße hinauf
bis zum Sieberer,

garantiert nicht. Denn „Sieberer“ ist genau so wenig aussagekräftig wie Hans-Sachs-Straße. Vermutlich würde man sagen (man spricht ja mit einem Fremden, nicht mit einem Einheimischen): …bis zur Rechtskurve, danach das 2. Haus auf der linken Seite. Kurve ist unveränderbar und für jeden Fremden (der dieser Sprache mächtig ist) eindeutig, ebenso „das zweite“ und ebenso „Haus“, genau so wie „links“. Mit Deiner Beschreibung muss der Ärmste nopch mehrfach fragen, bevor er den „Sieberer“ gefunden hat.

dann links und beim Faltinger

dito

wieder links,

das ist eindeutig!

und dann sehn Sie’s schon.

was soll denn das für eine Aussage sein??? Also ich als Fragender, ich würde mir denken, „ist der aber unfreundlich, mit der Antwort kann ich ja gleich gar nichts anfangen“

Das hab ich wirklich so erlebt. Darüber, dass der Zugereiste
mit dieser Information nichts anfangen kann (so nicht am
entsprechenden Haus der Familienname in großen Lettern
prangt), denken die meisten Einheimischen nicht nach.

wenigstens bist Du mit mir ob der Uneindeutigkeit der Aussage einer Meinung. Wenigstens etwas.

  1. Lallwörter
    dann kommt Baba raus. Dann trainiere ich die Zunge, und je
    nachdem, welchen Teil der Zunge ich entdecke, kriege ich da oder ga,
    evtl. auch na oder nga.

aber ein paar Sätze weiter sagst Du das Gegenteil, nämlich dass „ga“ von Babies schon ziemlich früh gesprochen werden kann:

Hinzu kommt übrigens, dass auch in der Phase des aktiven
Spracherwerbs, wo g zu den schwierigsten Lauten gehört,

Die Aborigine-Kinder
sagen also irgendwann in der Lallphase „Koka“,

da lieferst Du ja selbst die Erklärung par excellence, welche André gegeben hat: Mama wird vorgesprochen, Mama wird nachgelallt. Koka wird vorgesprochen, Koka wird nachgelallt. Damit wird genau die These der Lallwörter widerlegt.

was später
plötzlich schwerfällt.

und damit dieses Widerlegen sogar noch weiter gefestigt und bewiesen.

  1. Verschiedenes

Selbst wenn ich […] akzeptiere, dann habe ich nur das s- erklärt
und nichts weiter. Vielleicht könnte ich noch m-, n- oder r- auf
diese Art erklären, aber niemals p- oder k-!

warum? Das verstehe ich nicht. p und f und h und NULL steht in einer Reihe. Ebenso k und g und h und NULL.

Da gebe ich dann erst einmal
allen Nahrungsmitteln und allen Bedrohungen Namen: Fisch,
Vogel, Kuh, Schwein; Löwe, Donner…

… die unsere Altvorderen ja aber nicht so aus „göttlicher Eingebung“ erfunden haben, sondern diese Benennungen haben ja den Sinn gehabt, dieses von etwas anderem zu unterscheiden. Und unterscheiden kann ich nur durch Adjektive (resp. Adverbien, Partizipien oder ähnliche Konstruktionen).

Wozu ich zunächst gar keine Wörter brauche, sind so
nebensächliche Eigenschaftswörter wie stumm oder hohl.

Da kann ich überhaupt nicht mit Dir überein stimmen.

Die
einzigen wichtigen Adjektive, die für die Kommunikation
unerlässlich sind, sind gut/schlecht, groß/klein…, also
solche, die Gegensatzpaare bilden.

… Gegensatzpaare?? Kenne ich das nicht irgendwo her? *SCNR*

Wenn Du jetzt aber das
Gegenteil von stumm oder hohl suchst, musst Du feststellen,
dass Du auf Ableitungen angewiesen bist.
Was ich damit sagen will, ist: Du brauchst das Wort für Fisch
überhaupt nicht aus einem Adjektiv abzuleiten, weil Du für den
Fisch schon viel länger ein Wort besitzt

Dieser Meinung bin ich überhaupt nicht. Wie gesagt, wenn André, Du oder ein anderer kommt und mir ein lautlich ähnliches Wort anbietet, welches „Flosse“ oder „Schuppe“ bedeutet, damit könnte ich durchaus ins Wanken kommen mit meiner bisherigen Meinung, aber nicht mit der Aussage „Fisch“ (resp. Vorgängerformen von lat. piscis) gäbe es schon länger als Adjektive, welche Dinge charakterisieren.

Der Fisch ist so
etwas Wichtiges, nach dem musst Du fragen

wieso denn fragen? Glaubst Du ernsthaft, dass es damals schon Geschäfte gab (und wenn es nur nach Art des „Verleihnix“ wäre)? das ist ja wohl völlig unwahrscheinlich. Statt dessen sollte man doch dem Gegenüber mitteilen können, was man erjagen will. Und dazu muss man das Ding charakterisieren.

Und schließlich Dein schlauer Fuchs:
Assoziationstest. Ich kann Dir hier z.B. eine Liste von Tieren
oder Gegenständen geben (oder Du kannst Dir von irgendwem so
eine Liste schreiben lassen). Nun schreibst Du zu jedem
Begriff innerhalb von, sagen wir, 2 Sekunden ein Adjektiv auf,
welches Du spontan damit verbindest. Dann gibst Du die Liste
(natürlich ohne Deine Adjektive) jemandem aus Deiner näheren
Verwandtschaft, bei dem ja der kulturelle Einfluss kein
anderer als Deiner sein dürfte, und bittest ihn, jeweils ein
Adjektiv zu den Begriffen aufzuschreiben. Du wirst erstaunt
sein, wie weit das auseinandergeht!

In gewissem Maße hast Du damit sicher Recht. Sonst hätten Quizsendungen wie „was bin ich“ oder „die Montagsmaler“ keinen Unterhaltungswert, da ja jeder sofort wüsste, was gemeint ist. Das trifft jedoch in meinen Augen nur auf moderne Begriffe in allen Fällen zu, bei Basisbegriffen (wie „Fisch“) liegen Abweichungen in der Lebensumwelt bedingt - und somit in unserer heutigen Lebensweise: Ein Großstadtkind aus dem Unterschichtmilieu wird kaum jemals eine (um ein vielzitiertes Beispiel zu bringen) Kuh auf der Weide gesehen haben. Dagegen kennt sie aus dem Fernsehen jene Werbung, die der Kuh eine ganz bestimmte Farbe zuteilt. Und so geben diese Kinder (bis ins Jugendlichenalter!) den Kühen die entsprechende vierbuchstabige Farbzuweisung. Übrigens auch ein Adjektiv. So dürften sich die allermeisten Assoziationsunterschiede heutiger Menschen erklären lassen. Auch wir beide sind davon nicht ausgenommen. Bevor ich mich intensiver mit „Fisch“ und „Flasche“ beschäftigt hatte, wären mir die Charakteristika „stumm“ bzw. „hohl“ auch nicht so ohneweiteres eingefallen. Aber seien wir mal ehrlich: Was habe ich als Büromensch mit Fischen zu tun? vielleicht, dass ich 2x im Jahr einen geräucherten Fisch esse. Der lebt dann aber schon nicht mehr, wenn ich ihn kaufe (-> somit ist er mit Sicherheit stumm *grins, nicht ernst gemeint*) und „Flasche“ hat für mich nur einen Zweck wenn sie gefüllt ist (zum Trinken, bzw. Öl zum Braten). Wenn die Flasche leer ist (dann erst kommt die Eigenschaft „hohl“ richtig zum Tragen), dann hat sie für unsereins eigentlich keinen Wert mehr (abgesehen von möglichen Pfandflaschen und dem dahinter stehenden Pfandgeld). Somit fehlt mir (und ich möchte fast beinahe wetten, auch Dir) die Erfahrung, selbst Fische zu jagen bzw. etwas Hohles (Flasche) zu befüllen. Das was man als kleines Kind im Sandkasten mit Flaschen macht - mit Sand befüllen - gänge zwar schon in die richtige Richtung, ist aber nicht nachhaltig genug in der alltäglichen Lebensumwelt und zu sehr mit Urlaub/Freizeit verbunden).

Aber lassen wir es gut sein. wir sind an dem Punkt, an dem ich erkenne, dass Deine/Eure Meinung in diesem oder jenem Punkt nicht zu meiner eigenen Meinung werden kann. Vielleicht ist das sogar gut so. Denn ich bin nach wie vor überzeugt, dass nicht alles, was ich in dieser Beitragsfolge von mir gegeben habe, Blödsinn ist und umgekehrt, dass nicht alles was Du/Ihr geschrieben habt richtig ist (o.k.: seien wir vorsichtiger und verwenden den Konjunktiv: Blödsinn sein dürfte …richtig sein dürfte).

Ich denke, wir können somit die gegenseitigen Beiträge weiter verkürzen, kannst Du mir da zustimmen?

einen schönen Abend und ein schönes Wochenende wünscht

Alexander

André, Immo,

ich wollte jetzt gerade mir diese Antwort von Dir, Immo, ausdrucken, eben für die besagte „Westentasche“. Wenn ich oben rechts auf „Drucken“ gehe, druckt er mir genau die Überschrift „Re^18: […]“ aus, aber nicht den Text.

bitte helft einem technisch unbegabten Mittvierziger, wie ich diesen Text auf Papier bannen kann.

Vielen Dank im Voraus und gute Nacht.

den Rest mache ich morgen (nein, heute, da es ja wieder weit nach Mitternacht ist).

bis dann

Liebe Grüße

Alexander

Hallo Alex,

ich bin zwar technisch auch nur minder begabt, aber ich würde mir behelfen, indem ich den gesamten Text markiere, mit Strg+C kopiere und in irgendeine Textverarbeitung (z.B. Word) einfüge, dann ausdrucke. Das funktioniert auf jeden Fall.

Liebe Grüße
Immo