Hallo,
welchen religiösen Sinn hat die Vetreibung Adams aus dem
Paradies?
Hallo,
auf diese Frage wird jeder Gläubige selbst nach einer Antwort suchen. Religiöser Sinn, das steckt quasi inhärent im Wort, ist welchen Sinn man für seinen Glauben daraus ziehen kann. Und Glauben ist eine individuelle Sache. Da kann einer von der Kanzel oder jemand der Studiert hat vielleicht eine Hilfestellung geben, aber glauben tut am Ende jeder für sich.
falls Adam und Eva ein einzelnes Menschenpaar war, warum
werden wegen einer Übertretung eines für sie unverständlichen
Verbotes anschließend Milliarden von Menschen bestraft?
Also ich habe extra nochmal die Stelle in der Bibel (Neue Evangelische) nachgelesen. Nach meinem Verständnis sind zum Zeitpunkt der Geschichte Adam und Eva die EINZIGEN Menschen auf der Erde. Weiterhin ist für mich klar, dass die Fähigkeiten die Adam und Eva durch das Essen der Frucht erlangen, auch auf ihre Nachkommen übergehen. Natürlich sind dann also auch deren Nachkommen von der Sünde ihrer Eltern und damit auch von der Strafe Gottes betroffen. Ich sehe da kein Verständnisproblem. Weiterhin bedeuteten die Nachkommen den Menschen früher im Nahen Osten weit mehr als uns heute, glaube ich. Die Menschen haben sich mehr als Teil des ganzen und weniger als Individuen begriffen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Strafe die Gemeinschaft trifft.
falls die Vertreibung aus dem Paradies sinnbildlich für die
Abwendung der Menschheit von Gott zu verstehen ist, dann ist
die Frage, warum die Bestrafung so generell erfolgt. Es
wandten sich ja nicht alle von Gott ab. Gerade damals waren
die Menschen sehr religiös, strenge Priesterschaften regierten
die Welt. Doch sie alle trifft die Strafe.
Auch hier gilt wieder: es waren noch keine weiteren Menschen da. Aber ich glaube, du fragst nach dem Sinn für das Erfinden dieser Geschichte (wenn ich die Antworten auf dieses Thema richtig in Erinnerung hab, war ziemlich viel). Meiner Ansicht nach ist Sinn einer „Schöpfungsgeschichte“ die Frage zu beantworten, wo man herkommt und warum alles so ist, wie es ist. Und genau das macht die Geschichte doch. Sie erklärt, wie Mann und Frau erschaffen wurden und zeigt, dass die Menschen von Anfang an in Koexistenz mit Gott, ihrem Schöpfer lebten. Weiterhin wird von einer Utopie, dem Paradies ausgegangen, in das der Mensch ursprünglich gehörte. Und nun wird die einfachste aller Rechnungen aufgemacht: es gibt eine einfache Regel, der Mensch widersetzt sich ihr und erfährt dadurch Bestrafung. Dass die Bestrafung nicht der sofortige Tod ist, könnte man als Gnade Gottes verstehen. Das Problem ist, dass zuvor nicht klar war, ob Menschen überhaupt sterblich sind. Haben sie vielleicht ihre Unsterblichkeit gegen die Erkenntnis ausgetauscht? Das lässt sich nicht abschließend klären, jedenfalls nicht nur mit dem Text. Und die Strafe MUSS ja alle treffen, so finden wir es ja heute auch vor. Niemand würde eine Geschichte glauben, die nicht zu den heutigen Begebenheiten passt.
falls es ein Sinnbild ist, dann ist es ein Sinnbild dafür,
dass Gott uns Menschen keine Bildung zubilligt (Baum der
Erkenntnis) und dass er uns das ewige Leben verwehrt (Baum des
Lebens). Er verwehrt es uns ohne Angabe von Gründen, nur weil
er nicht will, dass wir gottähnlich würden.
Ja, würde ich soweit zustimmen. Du legst aber glaub ich deinen Bewertungsmaßstab zugrunde, dass Bildung etwas erstrebenswertes ist und du auf keinen Fall sterben willst. Wir sprechen aber von einem Paradies. Unter diesem Paradigma stelle ich mir vor, dass die Menschen vollkommen glücklich waren und den Tod nicht fürchteten. Alles ist im Einklang. Die Frucht vom Baum der Erkenntnis hingegen lässt die Menschen von einer Art kindlicher Glückseligkeit erwachen. Sie haben nun Scham und Ängste (was sie eben vorher nicht hatten), dafür haben sie aber auch ein Bewusstsein für das Gute. Durch die Erkenntnis können sie das Gute wertschätzen, sind aber nun dazu gezwungen den Tod als Böse zu verstehen. Das ist vielleicht ein Zustand, den Gott nicht als erstrebenswert angesehen hatte. Und was wäre nun, wenn wir ewig Leben würden während um uns herum weiterhin alles irgendwann stirbt? Wäre das nicht noch viel grausamer? Da wirft Gott den Menschen lieber aus dem Paradies. Die Strafen (schwere Schwangerschaft, schwere Feldarbeit, …) sind natürliche Reaktion auf das Verstoßen gegen Regeln.
beschreibt das das Verhältnis der Menschen zu Gott? Zu Mose
Zeiten bestraft Gott selektiv, nur diejenigen, die gegen ihn
sind. Den anderen verspricht er das gelobte Land und den Sieg
über alle ihre Feinde. Gott hilft seinem Volk, er vertreibt
sie nicht. Das kann also nicht das Verständnis des
Verhältnisses Mensch/Gott sein.
Was also will dieser Bericht über Adam und Eva aussagen?
Danke für alle Antworten, Gruß FraLang.
Ich denke die Geschichte demonstriert die Allmacht Gottes und die Tatsache, dass Regelverstoß Strafe nach sich zieht - auch bei Gott. Die Geschichte taugt aber auch im gewissen Sinne um das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zu beschreiben. Er wandelt im Paradies unter ihnen, scheint mit ihnen in Koexistenz zu „leben“. Er ist nicht abgehoben in irgendeiner Sphäre sondern direkt bei ihnen. Eine wichtige Botschaft um jemanden eine Religion näher zu bringen: du bist nicht allein, Gott ist da.
Ich hoffe, dass meine Antworten hilfreich für dich waren. Mit der tatsächlichen Intention des Autors kann mangels Quellen sicher niemand dienen.
MfG BigBob