Hi lotus,
ich glaube, Du wirfst zu viel in einen Topf:
Insbesondere
Freud verleitete Frauen dazu sich gegen eine recht undankbare
Rolle mit labilem Charakter wehren zu wollen.
Naja, Freud hat aber auch die Frau als defizitäres Wesen konzipiert, also als „kastriert“, „Penisneid-voll“, das kleine Mädchen will eigentlich den Penis, da es ihn aber nicht bekommen kann, will es dann ersatzweise ein Kind, etc.; aber das nur nebenbei erwähnt
Problematisch ist aber, dass Frauen nicht mehr der Rolle von
1920 bis vielleicht 1970 entsprechen.
Welche Kontinuität der Geschlecherrolle siehst Du von 1920 bis 1970?
während in den 20ern der Weimarer Republik bereits eine deutliche Lockerung der Geschlechterrollen zu finden ist, gerät die Geschlechterordnung ab 1936 geradezu klischeehaft wieder in sehr traditionelle Rollen, zumindest auf der Ebene des normativen Ideals, in der Praxis wurde dieses Ideal durch die Erfordernisse der Kriegswirtschaft konterkariert, wo Frauen dann an der „Heimatfront“ auf den Bauernhöfen und Fabriken ihren Mann zu stehen hatten.
Diese etwas paradoxe Phase des Widerspruchs von Ideal und Realität setzt sich fort bis etwa 1950, als Frauen noch „mannhaft“ gebraucht wurden, um die Kriegsschäden zu beseitigen („Trümmmerfrauen“);
die 50er Jahre aber setzten hinsichtlich der Geschlechterordnung in Ideal und Realität auf klare Rollenverteilung;
erst ab den 60ern vermischen sich diese Rollenvorgaben, aber auch das nicht ohne Phasen der Restauration zu erfahren.
Ein wenig absurd erscheint auch, dass Frauen Männer mit etwas
„aggressiverem“ oder machoähnlichem Verhalten meist
preferieren.
Da musst Du klar differenzieren;
es gibt in der Tat spätestens seit den 90ern wieder die Rückkehr dieses Preferenzmusters, weil es wieder den Typus der „Tussi“ gibt, oder anders ausgedrückt: der „Versorgungsschlampe“;
das heißt, ich sehe ebenfalls in der Tat das Faktum, dass es unter jungen Frauen wieder Tendenzen gibt, für sich die „alte“ Geschlechterrollenverteilung zu wählen; man findet dies in erster Linie bei Frauen mit niedrigerem Bildungsgrad und schlechterer ökonomischer Voraussetzung; für diese mag sich aus ökonomischen Gründen das „alte“ Rollenmuster „rentieren“;
richtig ist auch, dass dieses Tussi-Ideal in den Massenmedien im Moment sehr stark propagiert wird, am meisten in TV-Serien am Vorabend.
man kann aber nicht pauschal davon sprechen, dass Frauen heute wieder mehr auf Machos stünden.
Ich würde also sagen, dass die Emanzipation in erster Linie
aufwenigere Gerichtsverfahren und Kinder ohne Vater
hervorgebracht hat, als dass sie irgendetwas verbessert hat.
Ich würde nicht sagen, dass die Auflösung der Institution Ehe (denn diese ist ja der Grund der beschriebenen Phänomene), eine direkte Folge der „Emanzipation“ ist, schon gar nicht ihr Produkt „in erster Linie“.
Einige Frauen
wollen auch gar nicht aus ihrer alten Rolle des Kinderkriegens
und Kochens raus.
Das ist richtig; und ich glaube, dass es eine berechtigte Kritik an bestimmten Formen des Feminismus ist, welche auf einer normativen Ebene auch diejenigen Frauen aus den „alten“ Rollen herausdrängen zu wollen, die nicht rauswollen.
Dieses Faktum wird aber innerhalb des Feminismus selbst diskutiert.
In punkto Karriere verzichten Männer gleichermaßen auf Familie
und im Kampf üm Führungspositionen
Nein, bei Männern ist der Widerspruch Karriere-Familie nicht wirklich gegeben, bei Frauen tendenziell eher schon, das heißt frau muss ihr Kind z.B. zum richtigen Zeitpunkt bekommen um trotzdem auf Karriere setzen zu können, etc.
Man sollte Frauen wie Männern, die einen geldgeilen Egotrip
durchmachen gleichermaßen auf die Finger hauen.
Das wiederum finde ich ebenfalls eine berechtigte Kritik am Feminismus, nämlich die, diesen darauf hinzuweisen, dass er einmal auf breiter Ebene mit dem Anspruch angetreten ist, die Gesellschaft als Ganze verändern zu wollen, heute aber sich mit der Tatsache zu begnügen scheint, dass nun inzwischen auch das Gros der Frauen in Männerrollen hineinschlüpfen darf, „männlich“ sein darf.
Viele Grüße
franz