Warum sind Reiche klüger?

Moin moin,

zugegeben, die Überschrift ist provokant, aber ich mein es eigentlich etwas anders.

Angeregt durch eine Diskussion im Politikbrett frage ich mich, woher die ja wohl nachgewiesen besseren Bildungschancen für Kinder bei Eltern mit höherem Einkommen folgen. Hat irgend jemand mal die Ursachen erfragt (ich erinnere mich da an eine Studie, die „Kevin“ und „Chantal“ allein durch ihren Namen benachteiligt sah)?

Liegt es wirklich an einer finanziell besser unterstützten Bildung oder liegt es daran, dass das Bemühen oder die Fähigkeiten der besserverdienenden Eltern um ihre Kinder womöglich auch im persönlichen Bereich höher ist? Als einer von sehr vielen Faktoren sei nur die türkische Mutter genannt, sie kann noch so fürsorglich sein (was sie in meiner Erfahrung auch immer ist), wenn sie die deutsche Sprache nicht ausreichend spricht, kann sie bei den Hausaufgaben nicht helfen.

Dabei interessieren mich nicht Einzelschicksale (die kenn ich in allen Fällen selbst, also sowohl als Bestätigung sowie als Widerspruch der These). Gibt es dazu einigermaßen haltbare Studien?

Also, wie wichtig ist (ausschließlich) das Geld der Eltern?

Gruß

ALex

Moin,

Also, wie wichtig ist (ausschließlich) das Geld der Eltern?

wenn dda nur Geld ist, aber keine Bereitschaft, es für die Bildung der Kinder zu investieren, braucht es gar nicht da zu sein.

Wichtiger ist, daß die Eltern bereit sind, sich für die (Aus)bildung ihrer Kinder zu engagieren. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Kinder eine bessere/höhere Bildung erlangen durchaus hoch.

Engagieren meint u.a. eine bildungsfreundliche Atmosphäre zu schaffen, positive Rückmeldungen zu geben etc.
Das ist mindestens so viel wert wie blankes Geld.

Das so etwas eher/häufiger in wohlhabenden Familien geschieht ist wohl gegeben, aber ev. verwechselst Du bei Deiner Argumentation Ursache und Wirkung.

Gandalf

Hallo ALex,

In keinem Land der Erde ist die Korrelation
Bildungsniveau/Einkommensniveau der Eltern und Bildungsniveau der Kinder so hoch positv, wie in Deutschland. (OECD Studien)

Hat irgendjemand mal die Ursachen erfragt.

Die sind sicher vielschichtig. Eine mögliche Ursache ist der Stellenwert der Bildung für die Eltern.

Liegt es wirklich an einer finanziell besser unterstützten
Bildung oder liegt es daran, dass das Bemühen oder die
Fähigkeiten der besserverdienenden Eltern um ihre Kinder
womöglich auch im persönlichen Bereich höher ist?

Ich denke, das Bemühen in solchen Haushalten ist sehr viel höher.

Allerdings ist unser Bildungssystem sehr offen, bis ins hohe Lebensalter. Selbst der Hauptschüler ohne Abschluss, kann immer noch Dr. med. werden. Also jeder könnte, wenn er denn wirklich wollte.

Kleiner Hinweis am Rande: da war doch die ehemalige Hauptschülerin in „Wer wird Millionär“, die mittlerweile „Dr.“ ist und die 1 Mio € Frage beantwortet hat!

Vielleicht ist auch eine genetische Komponente vorhanden?

Gruß
Hans

Moin moin Alex,

das ist ganz einfach und sehr zwingend:

Menschen mit Abitur sind im Durchschnitt klüger als Menschen ohne. Gleichzeitig verdienen sie in der Regel mehr als Menschen ohne Abitur. Daher haben sie mehr Geld, um ihr Kind zu fördern und wissen in der Regel auch viel genauer, worauf es bei der Förderung ankommt. Aus all dem folgt: Kinder aus Familien mit mittlerem und hohem Einkommen sind in der Schule im Durchschnitt erfolgreicher als Kinder aus armen Verhältnissen

Anmerkungen:

  1. Alles dies gilt nur für den Durchschnitt. Im Einzelnen gibt es natürlich extreme Ausnahmen von der Regel in beide Richtungen.

  2. Ich vermute, dass ab einer bestimmten Einkommensgrenze der Schulerfolg auch im Durchschnitt nicht mehr steigt. Aber wahrscheinlich hat noch niemand untersucht, ob bei 10.000 Euro Monatseinkommen Kinder durchschnittlich erfolgreicher sind als bei 4.000.

  3. Was Intelligenz und Klugheit genau ist, ist wissenschaftlich umstritten, aber machen wir uns nichts vor, im Groben wissen wir alle, was damit gemeint ist.

  4. Diese Zusammenhänge zwischen Intelligenz - Reichtum - sozialer Klasse werden seit 1968 tabuisiert, man redet nicht gerne darüber. Das hindert diese Zusammenhänge leider nicht daran, großen Einfluss auf unser Leben zu haben!

Gruß!
Karl

Hi Karl2,

vielleicht solltest Du in deine Liste auch noch aufnehmen, dass Lehrer gern mit einer positiveren Einstellung agieren, wenn sie Sohn/Tochter von Herrn/Frau Doktor vor sich haben. Oder gar beim Elternabend persönlich.

Auch Spendengelder, die von wohlhabenderen Eltern gegeben werden, wirken sich angenehm aus. Das möchte natürlich auch keiner zugeben.

Viele Grüße, S:smile:nja

Hallo,

das würde ich etwas differenzierter sehen. Jeder „Lehrer“ hat studiert, und da ist natürlich einfach eine gewisse „gemeinsame Bildungsebene“ vorhanden, die nicht erst bei Herrn oder Frau Dr. beginnt, sondern sich auf der Ebene all derer bewegt, die auch FH/Uni genossen haben. Der Schritt zum Dr. ist von da aus nicht weit, und kann theoretisch von jedem beschritten werden, der die Uni erfolgreich abgeschlossen hat.

Aber diese Bildungsebene hat nicht nur etwas mit Standesdünkel zu tun, sondern ich sehe ganz oft, dass diese im Durchschnitt auch etwas damit zu tun hat, wie der Umgang miteinander, das Verständnis komplexer Sachverhalte (wie z.B. die Bewertung der Leistung eines Schülers), … ist. Da gibt es natürlich auch genug Ausnahmen, aber so im Durchschnitt ist da schon was dran, dass kenne ich auch aus meiner Tätigkeit als Anwalt. Es gibt einfach Dinge die man jemandem ohne das nötige Bildungsniveau trotz allem guten Willen und hohem zeitlichen Einsatz nicht ausreichend verständlich vermitteln kann, und das mündet dann doch leider recht häufig in einem Verlust der Umgangsformen, und dann liegt das Kind im Brunnen.

Und was die Aussage zum Thema Spenden angeht: Das ist doch hierzulande an öffentlichen Schulen überhaupt kein Thema. Anderswo gibt es durchaus den Dr.-Meier-Flügel eines Gymnasiums oder die Peter-Müller-Sporthalle, aber doch nicht bei uns in Deutschland. Mir würde kein Beispiel eine namhaften Spende einfallen, die geeignet wäre, Einfluss auf die Objektivität eines Lehrers zu nehmen, und das ist erst recht kein Massenphänomen.

Gruß vom Wiz

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Bildungsbenachteiligung
Hallo Alex,

ein entscheidender Punkt ist, dass Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten bei gleicher Leistung als deutlich schlechter eingestuft werden als Kinder aus höheren sozialen Schichten und entsprechend seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten: http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…

Grüße

=^…^=

Lieber ALex!

Lassen wir den sehr schwammigen Begriff der „Intelligenz“ mal raus (zwar gibt es Studien, die einen gewissen IQ-Wert-Unterschied hinsichtlich der sozialen Herkunft zeigen, aber der ist auf jeden Fall nicht sooo groß), und sprechen mal nur vom Schulerfolg (IQ und Schulerfolg korrelieren ohnehin nicht übermäßig stark, das wird ja gern vergessen, z.B. von Karl2 weiter unten).

woher die ja wohleindeutig nachgewiesen
besseren Bildungschancen für
Kinder bei Eltern mit höherem Einkommen folgen. Hat irgend
jemand mal die Ursachen erfragt (ich erinnere mich da an eine
Studie, die „Kevin“ und „Chantal“ allein durch ihren Namen
benachteiligt sah)?

Das ist wohl eins der am besten untersuchten Forschungsfelder der Soziologie überhaupt. Mit den Stichwörtern „Schulerfolg“, „soziale Herkunft“, „status attainment“, „kulturelles Kapital“, „sozioökonomische Lage“, „Erziehungsstil“, „Humankapital“ dürfte sich endlos googeln lassen.

Liegt es wirklich an einer finanziell besser unterstützten
Bildung

Ein guter Teil liegt sicher daran, dass sich z.B. den Nachhilfeunterricht nicht alle Eltern gleich leisten können bzw. nicht in gleicher Qualität (die Unterschiede sind ja riesig).
Hier gehts ganz direkt um ökonomisches Kapital.

oder liegt es daran, dass das Bemühen oder die
Fähigkeiten der besserverdienenden Eltern um ihre Kinder
womöglich auch im persönlichen Bereich höher ist?

Naja, „Bemühen“, „Fähigkeit“, das ist schwammig.
Klar ist aber, dass der „Erziehungsstil“ schichtenspezifisch ist, genauso sind die selbstverständlichen Anforderung und Erwartungen an die Kinder schichtenspezifisch, auch das Auftreten der Kinder (ihr Auftreten im Klassenverband selbst) hat mit ihrer sozialen Herkunft zu tun. Die Zugangsmöglichkeiten zu Bibliotheken, zu den Neuen Medien usw., das hat auch mit der Herkunft (dem Geld, aber auch dem Selbstverständnis der Eltern) zu tun, usw.

Als einer
von sehr vielen Faktoren sei nur die türkische Mutter genannt,
sie kann noch so fürsorglich sein (was sie in meiner Erfahrung
auch immer ist), wenn sie die deutsche Sprache nicht
ausreichend spricht, kann sie bei den Hausaufgaben nicht
helfen.

Ja, klar, aber auch wenn man vom Migrantenstatus abstrahiert, ist es noch immer so, dass gerade in Deutschland die Schule einigermaßen trennscharf die bestehende soziale Hierarchie wieder abbildet und damit legitimiert/reproduziert.

Also, wie wichtig ist (ausschließlich) das Geld der Eltern?

M.E. ist hier nicht mal das Geld der entscheidende Punkt. Das verschärft sich vielleicht noch, wenn sich der Nachhilfesektor noch weiter durchsetzt.

Der entscheidende Punkt ist m.E. aber das, was die Soziologie das „kulturelle Kapital“ (um einen Schlüsselbegriff des im unteren Thread vorgestellen Monsieur Bourdieu noch einmal ins Spiel zu bringen), oder auch die „Bildungsnähe“ nennt.
vgl. hier, wie ich das in etwa meine:
http://books.google.de/books?id=r2wkLt7_6x4C&pg=PA92…

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo,

zugegeben, die Überschrift ist provokant, aber ich mein es
eigentlich etwas anders.

Die Frage ist vor allem verkehrt herum gestellt.

Angeregt durch eine Diskussion im Politikbrett frage ich mich,
woher die ja wohl nachgewiesen besseren Bildungschancen für
Kinder bei Eltern mit höherem Einkommen folgen.

Ein paar Thesen:

  1. Kluge Leute bekommen auch kluge Kinder (nicht immer, aber statitisch
    sicher mit erhöhter Wahrscheinlichkeit -> biol. Faktor).

  2. Nur ehrgeizige Menschen haben Erfolg. Das gilt auch für Eltern.
    Von den Kindern wird also mehr verlangt (phsychologischer Faktor).

  3. „Bildung ist Voraussetzung für Erfolg“. Keiner Bevölkerungsschicht
    wird dies so bewusst sein, wie gebildeten Menschen. Da gibt es also
    eine Vorbildwirkung der Eltern und auch Druck von den Eltern.
    Die Eltern sind dann natürlich auch bereit, dafür mehr zu investieren
    (sowohl finanziell als auch organisatorisch).
    Im Gegensatz dazu meint so mancher einfache Arbeiter, dass es für seine
    Kinder nix ist, zu studieren und zu den Bonzen auf

  4. In Schichten mit hoher Bildung wird die Bildung auch in sozialer
    Hinsicht hoch anerkannt und gut akzeptiert. Denke mal an das dumme
    Geschwätz vom sogenannten „Streber“, dem jeder Schüler ausgesetzt ist,
    der etwas mehr tut als unbedingt nötig oder vom Geschwätz des
    „überstudierten Bonzen“ , welches an manchen Proletenstammtisch
    des öfteren mal fällt.

Liegt es wirklich an einer finanziell besser unterstützten
Bildung oder liegt es daran, dass das Bemühen oder die
Fähigkeiten der besserverdienenden Eltern um ihre Kinder
womöglich auch im persönlichen Bereich höher ist?

Am Anfang sollte wieder die Frage stehem warum eher kluge Leute
mehr Geld verdienen?

Als einer von sehr vielen Faktoren sei nur die türkische Mutter genannt,
sie kann noch so fürsorglich sein (was sie in meiner Erfahrung
auch immer ist), wenn sie die deutsche Sprache nicht
ausreichend spricht, kann sie bei den Hausaufgaben nicht helfen.

Das Beispiel kann nicht repräsentativ sein.

  1. Wer nach Jahren eine Sprache nicht lernt, hat offenbar einige Defizite:
    -> nicht klug, nicht ergeizig, nicht emanzipiert, lebt in sozialen
    Verhältnissen, in denen Bildung nicht hoch angesehen ist.

Emigranten, die aus rein wirtschftlichen Gründen auswandern, hätten
sicher auch im eigenen Land geringere Chancen (siehe oben).

Also, wie wichtig ist (ausschließlich) das Geld der Eltern?

Nicht nur Geld ist wichtig, sondern auch Abstammung, soziales Umfeld
und Status. Hängt natürlich alles doch irgendwie vom Geld ab.
Gruß Uwi

Ich stimme dir da vollkommen zu!

Ich halte es für Quatsch, dass das deutsche Bildungssystem Schülern aus niederen Schichten Erfolg verweigere; niemand würde nicht zum Abitur zugelassen werden mit der Begründung, seine Eltern verdienten nicht genug!

Grundsätzlich kann jeder alles werden, eine kleinere Rolle spielt der abstrakte Begriff der Intelligenz, die dominante allerdings die persönliche Einstellung: wenn es mein Traum ist, Arzt zu werden und ich alles dafür tue, dann schaffe ich das auch, wenn ich allerdings keinerlei Perspektive habe und lieber mit meinen Homies durch die Straßen ziehe, um „Leute zu boxen“, dann braucht man sich hinterher nicht über den ausbleibenden gesellschaftlichen Erfolg beschweren, erst recht nicht beim Schulsystem!

Natürlich, wenn die Eltern mich in meinen Zielen bekräftigen, dann habe ich es etwas leichter, aber auch wenn ich Migrant bin, meine Eltern kein Deutsch sprechen und HartzIV beziehen, habe ich die Möglichkeit, bei entsprechenden Leistungen das Abitur zu machen, ich muss mir eben Ziele stecken und diese Ziele vor meinem Umfeld verteidigen (wenn man dieses Ziel schließlich erreicht, kann man von sich auch noch sagen, dass man es unter widrigen Umständen erreicht hat!). Leider haben viele Leute diese Charakterstärke nicht, aber beim System beschweren können sie sich deswegen noch lange nicht…

Grundsätzlich hat jeder in diesem unserem Lande gleiche Chancen, nur ob er sie nutzt, steht auf einem anderen Blatt…

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Hallo,

das ist keine Sache des Glaubens, dazu gibt es schon aussagekräftige Untersuchungen:

Die Hamburger LAU-Studie, die IGLU-Studie, die PISA-Studie, die AWO-Studie, die Studie Ungleiche Bildungschancen: Welche Rolle spielen Underachievement und Persönlichkeitsstruktur? vom April 2009, sowie eine Simulation der PISA-Daten von 2007 weisen darauf hin, dass Kinder mit einer niedrigen sozialen Herkunft bei gleicher Kompetenz sehr viel seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten als Kinder mit einer höheren sozialen Herkunft. (Hervorhebung durch mich)

_Das Ergebnis der IGLU-Studie 2007 bezüglich der Gymnasialempfehlung verweist auf soziale Ungerechtigkeiten:

* Lehrer empfehlen Kinder aus der oberen Dienstklasse bereits mit 537 Punkten zum Gymnasium; Kinder un- und angelernter Arbeiter müssen hierfür aber 614 Punkte erreichen

* Eltern aus der Oberschicht sehen ihre Kinder bereits gymnasialtauglich, wenn sie nur 498 Punkte erreichen; Arbeiter möchten ihre Kinder erst dann aufs Gymnasium schicken, wenn sie 606 Punkte erreichen.

* Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil sind es nicht in erster Linie Arbeiter, die ihre Kinder nicht aufs Gymnasium schicken möchten (bereits bei 606 Punkten), sondern die Grundschul-Lehrer verhindern eine gerechte Schullaufbahn der Arbeiterkinder (Gymnasialempfehlung erst ab 614 Punkten).

* Während bei allen Kindern die erforderliche Punktzahl für eine Gymnasialempfehlung gesunken ist, stieg sie bei Kindern aus der untersten Schicht. Dabei ist zu beachten, dass die Hürde für einen Gymnasialübergang von Lehrern gegenüber Kindern aus der Unterschicht stärker angestiegen ist als bei den Eltern der Kinder. Dramatisch gesunken ist die Hürde für Kinder aus der höchsten Herkunftsgruppe, sowohl bei den Lehrern, aber noch viel stärker bei den Eltern._

http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…

Gruß

=^…^=

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das ist keine Sache des Glaubens

Das habe ich auch nirgends behauptet…

Des Weiteren sind diese Empfehlungen der Grundschullehrer glücklicherweise in keiner Weise bindend und selbst wenn man erstmal auf die Hauptschule geschickt wird, kann man immer noch wechseln und trotzdem das Abitur machen! Wie ich schon sagte, muss man sich gegenüber seiner mitunter widrigen Umwelt verteidigen, wie z.B. gegenüber seinen Eltern, die einen nicht unterstützen…

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Hallo,

in manchen Bundesländern - z.B. in Baden-Württemberg - sind die Grundschulempfehlungen durchaus bindend.

Und selbst wenn sich ein Kind in einem Bundesland ohne bindende Grundschulempfehlung befindet - wie setzt sich denn wohl ein 10jähriger gegen seine Eltern (und seine Lehrer!) durch?

Und vor allen Dingen: Woher wissen der 10jährige und seine Eltern, dass er aufgrund seiner niedrigeren sozialen Herkunft von den Lehrern trotz gleicher Leistung als schlechter eingeschätzt wird als ein Kind mit einer höheren sozialen Herkunft? Die Ergebnisse der verschiedenen Studien haben sich ja nicht gerade weit herumgesprochen…

Gruß

=^…=

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Naja, ich gehe mal davon aus, dass solche Empfehlungen immer noch begründet werden müssen; d.h. er kann nicht aufs Gymnasium, weil…, und er sollte auf die Realschule, meinetwegen weil er handwerklich begabt ist. Und selbst wenn diese Empfehlung bindend ist, kann man (sofern die Eltern eben der Meinung sind, diese sei falsch) Rechtsmittel nutzen, und ansonsten kann der Schüler, der, wenn er die Haupt-/Realschule dann verlässt, der Meinung ist, er sei durchaus in der Lage, das Abitur zu schaffen und auch den Ehrgeiz dafür hat, diese immer noch besuchen, denn in dem Alter kann er ja wohl seine Position gegenüber seinen Eltern behaupten.

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Hi Wiz,

das würde ich etwas differenzierter sehen. Jeder „Lehrer“ hat studiert, und da ist natürlich einfach eine gewisse „gemeinsame Bildungsebene“ vorhanden …

Tut mir leid, ich sehe in diesem Denken einen Beweis dafür, dass diejenigen, die bereits studiert haben auch gerne mit ihresgleichen weiterhin kommunizieren.

… Es gibt einfach Dinge die man jemandem ohne das nötige Bildungsniveau trotz allem guten Willen und hohem zeitlichen Einsatz nicht ausreichend verständlich vermitteln kann…

Nun, Lehrer sollten das aber tun können.

Und was die Aussage zum Thema Spenden angeht: Das ist doch
hierzulande an öffentlichen Schulen überhaupt kein Thema.

Ich sehe das anders. Schulen/Lehrer sind oft sehr dankbar auch für „kleinere“ Spenden.

Das Spiel „Erzähl doch mal, was deine Eltern arbeiten“ beginnt schon im Kindergarten. Und ja, auch Kindergärtnerinnen sind begeistert von diversen Berufen der Eltern. Das hat positive Auswirkungen auf das Kind.

Es hat macht Unterschiede. Wer das leugnet, hat es nicht nötig.

Grüße, S:smile:nja

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Ich weiß nicht genau, in welcher Welt Du lebst.
Hier zählt nicht die Meinung eines Schülers, sondern seine Noten. Woher die kommen ist eine andere Frage.

Hallo Leute

Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder nach ihnen geraten, in jeder Hinsicht. Wenn ich Vater bin, der selbst nicht so doll gebildet ist, sind es nicht die Kosten, mangelnde Einsicht und der Bonzenhass allein, die mich von der nötigen Förderung abhalten:
Wenn mein Sohn mich eines Tages übertrifft, muss ich einen Autoritätsverlust befürchten, dass ich mein Gesicht verliere. Aus dem selben Grund wird ein 30-jähriger Arbeitgeber keinen 50-jährigen einstellen, der könnte ihm was voraus haben und sagt ihm dann noch, wo es langgeht.

lG
Martin B

Hi,
Ich habe als „Arbeiterkind“ auch Abitur, und würde es ehrlich gesagt als „Abstieg“ empfinden, würden evtl. Kinder von mir „nur“ die Hauptschule besuchen.

Ich denke, daß viele andere Akademiker auch so empfinden.

Und da -zumindest im letzten Jahrhundert- ein akademischer Abschluß auch zu Wohlstand führt, trifft es dann in der nächsten Generation die Kinder von „reichen“ Eltern.

Als Eltern wünscht man sich doch eigentlich immer das beste für sein Kind, die Einstellung „hab ICH nicht, brauchst DU auch nicht“ werde ich nie nachvollziehen können…

Grüße
miamei

Hossa :smile:

Ich sehe es bei meinen Kindern. Wenn man sich als Schüler heutzutage allein auf die Lehrer verlassen muss, ist man verlassen. Klar gibt es auch Ausnahmen, aber die wenigsten Lehrer schaffen es heute, den Kindern was vernünftig zu erklären. Sei es, dass die Klasse zu laut ist, dass der Stoff falsch präsentiert wird oder was auch immer. Tatsache ist, dass ich fast jeden Abend mit meinen Kindern arbeiten muss, und ihnen dann oft ein Kronleuchter aufgeht, wie einfach das doch alles in Wirklichkeit ist.

Daher haben diejenigen Kinder in Deutschland die besten Bildungschancen, deren Eltern selber gut gebildet sind oder die zumindest genug Geld verdienen, um anständige Nachhilfe zu bezahlen.

Viele Grüße

Hase

Herkunftsbedingte Selektion
Hallo Chauvanee, hallo Hans,

Ich halte es für Quatsch, dass das deutsche Bildungssystem
Schülern aus niederen Schichten Erfolg verweigere; niemand
würde nicht zum Abitur zugelassen werden mit der Begründung,
seine Eltern verdienten nicht genug!

Das deutsche Bildungssystem verweigert nicht, aber es selektiert Kinder im Alter von 10/11 Jahren. Und dabei spielt die Herkunft eine Rolle. Siehe hier und die nachfolgende Diskussion:
/t/herkunftsbedingte-selektion/2566080

Grundsätzlich kann jeder alles werden, eine kleinere Rolle
spielt der abstrakte Begriff der Intelligenz, die dominante
allerdings die persönliche Einstellung:

Ein schönes Ideal. Das klingt so wie, „wenn man nur will, erreicht man alles.“
1.) Inwieweit ist dieses Ideal in unserem Land realisiert. Kannst du das belegen.
2.) Ein Mensch kann, also unabhängig von seiner Begabung, also Mathematikprofessor, Chirurg oder Spitzen-Tennisspieler werden? Er muss nur wollen?
Blödsinn.
3.) Was bringt es etwas mit vollem Einsatz zu wollen, wenn da Mitbewerber sind, die das gleiche Wollen und bessere Voraussetzungen mitbringen?

Wenn du persönlich in einen Boxring mit einem Schwergewichtsmeister steigst, wirst du nur verprügelt werden. Selbst wenn du nun dein Leben völlig umstellst und nur noch fürs Boxen lebst, wirst du keine Chance haben, weil du vom Alter her zu spät dran bist und dein Körper nicht die gleichen genetischen Voraussetzungen mitbringt.

Die Kinder aus reichen und gebildeten Elternhäusern bringen die besseren Startchancen mit. Und in einem unfairen Bildungswettbewerb (siehe die Nachweise von Kamikatze) belegen sie auch häufig die besseren Plätze.

Grundsätzlich hat jeder in diesem unserem Lande gleiche
Chancen, nur ob er sie nutzt, steht auf einem anderen Blatt…

Das klingt wie ein „Die sind selber Schuld“.
Das klingt besser als ein „das System ist unfair“. Und es beruhigender als ein „Ich kann auch ganz unten landen, egal wie sehr ich kämpfe“.

Mein Fazit:
Es ist schön in einem Land zu leben, in dem auch Kinder aus bildungsfernen Schichten die Chance auf einen Hochschulabschluß haben, aber es ist ziemlich naiv zu glauben, dass die Cjancen gleich wären.

Gruß
Carlos