Was denkt Ihr? Fall Schiavo

Hi Dipha

Vor längerer Zeit sah ich einen Bericht über eine
Komapatientin (nicht Wachkoma), die nach, lass mich Lügen, ca.
8 Jahren? wieder aus dem Koma erwachte. Sie benötigte
Therapien, ist heute aber wieder voll lebensfähig und führt
ein „normales“ Leben.

Wobei, wenn ich das richtig im Hinterkopf habe, Koma nicht zwangsläufig mit Hirnschädigung einhergehen muß.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand mit einer Hirnschädigung wie sie bei Terri vorliegen dürfte, nach Jahren wieder aufwachen und ein normales Leben führen kann.
Das ist allerdings eines der Dinge, wo ich mich gerne eines besseren Belehren lassen würde.

Klar dürfte allerdings sein, dass wohl die Mehrheit der
Menschen sich gegen ein Leben an Apparaten und/oder völliger
Hilflosigkeit entscheiden.

Zumindestens einigen scheint das „Leben“ so wichtig zu sein, daß es unter allen Umständen erhalten werden muß.

Früher (ohne die moderne Medizin)gab es diese schwierigen
Entscheidungen nicht. Nun haben wir sie aber, greifen in
„Schicksale“ regulierend ein und müssen nun sehen, wie wir mit
dieser „Errungenschaft“ umgehen.

Mir stellt sich immer wieder die Frage, ob alles was machbar ist auch gemacht werden sollte.

Entwickelt sich der technische Fortschritt schneller, als die
menschliche „Reife“ mithalten kann?!

War das nicht schon immer so?

Nunja, ich gebe zu, man kann alles kompliziert machen :wink:

Ist ja auch ein schwieriges Thema.
Aber ich denke nicht, daß jemand, der schon mal einen nahestehende Menschen krepieren gesehen hat für Lebensverlängerung um jeden Preis ist.

Gruß
Edith

oder sonst in irgendeiner Hinsicht das Leben eines gesunden
Menschen zu führen.

mit minus 8 dioptrien kann ich nicht „das leben eines gesunden
menschen führen“.

Und aus diesem Grunde habe ich - extra für Dich - ein nicht ganz unwichtiges Wort meines Artikels fett markiert.

Hi little Panda,

Also auf jeden Fall dort wo ein Mensch auch ohne künstliche
Lebenserhaltung leben kann. Ein taubblinder Mensch hat ja
keine Hirnschädigung und kann sich mehr oder weniger selber
versorgen. Er muß nicht durch Magensonden ernährt werden usw.

Jemand, der weder Sehen, noch Hören und Sprechen kann, wird kaum in der Lage sein, ein eigenständiges Leben zu führen.
Wenn alle Sinne, (bzw. die wichtigsten, neben dem Tastsinn) nicht vorhanden sind, und einem nur noch der Geschmackssinn bleibt, ist das in meinen Augen dem Zustand eines Wachkomapatienten gleichzusetzen. Auch ohne Hirnschädigung.

Gruß Diphda

Da stellt sich mir die Frage, ob Du schon mal jemand jahrelang
beim elendigen Sterben zusehen mußtest?

die frage darfst du dir gerne stellen. ich werde sie nicht beantworten, da das eine privatsache ist, die in ethischen diskussionen nichts zu suchen hat.

gruß
dataf0x

Hi Edith,

Wobei, wenn ich das richtig im Hinterkopf habe, Koma nicht
zwangsläufig mit Hirnschädigung einhergehen muß.

Ich bin keine Medizinerin und mein Wissen ist sehr verblasst, um nicht zu sagen fast gänzlich verschwunden :frowning:

M.W. geht mit Koma immer eine gewisse Unterversorgung des Gehirns einher. Hier kommt es stark darauf an, welche hirnegionen betroffen sind und wie lange der Sauerstoffmangel herrschte.

Aber ohne Gewähr, dazu kann bestimmt Tahere genaueres sagen.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand mit einer
Hirnschädigung wie sie bei Terri vorliegen dürfte, nach Jahren
wieder aufwachen und ein normales Leben führen kann.
Das ist allerdings eines der Dinge, wo ich mich gerne eines
besseren Belehren lassen würde.

Das würde ich auch als äußerst unwahrscheinlich ansehen. Das wäre medizinisch wahrscheinlich das bisher größte Wunder - nehme ich jedenfalls auf Grund meiner nur noch rudimentären medizinischen Kenntnisse an - .

Früher (ohne die moderne Medizin)gab es diese schwierigen
Entscheidungen nicht. Nun haben wir sie aber, greifen in
„Schicksale“ regulierend ein und müssen nun sehen, wie wir mit
dieser „Errungenschaft“ umgehen.

Mir stellt sich immer wieder die Frage, ob alles was machbar
ist auch gemacht werden sollte.

Ich sehe da auch Vor- und Nachteile. Diese abzuwägen traue ich mir jedoch nicht zu. Ohne selbst betroffen zu sein, sehen viele Dinge meistens anders aus.

Entwickelt sich der technische Fortschritt schneller, als die
menschliche „Reife“ mithalten kann?!

War das nicht schon immer so?

Meiner Meinung ja, darum ja das !

Nunja, ich gebe zu, man kann alles kompliziert machen :wink:

Ist ja auch ein schwieriges Thema.
Aber ich denke nicht, daß jemand, der schon mal einen
nahestehende Menschen krepieren gesehen hat für
Lebensverlängerung um jeden Preis ist.

Wer kein Sadist ist bestimmt nicht. Ich sollte meiner Mutter versprechen, sie in einem solchen Fall zu erlösen. Ich bin froh, dass es nun die Möglichkeit der Patientenverfügung gibt.

Ob ich tatsächlich fähig gewesen wäre (den Straftatbestand außer acht gelassen, denn der wäre mir eal) meine Mutter dann wirklich zu „töten“ wage ich nicht zu beurteilen. Kann ich nicht beschwören.

Diphda, ziemlich aufgewühlt

Jedenfalls ist für mich jemand tot, wenn der EEG eine gerade
Linie aufweisst und innerhalb von sechs Stunden sich daran
nichts ändert.

huuu. da möcht ich dich nicht zur ärztin haben! am ende erklärst du mich für tot, dabei is nur dein eegraph hinüber :wink:

gruß

michael

siehe rechtsbrett (owt)
.

Hi Edith,

beim googeln habe ich diesen Link gefunden und kurz quer gelesen.

http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0047/bl04.htm

Hi

die frage darfst du dir gerne stellen. ich werde sie nicht
beantworten, da das eine privatsache ist,

Und das von Dir die über ihr Privatleben hier im Forum mehr geschrieben hat als die meisten Leute wohl jemals wissen wollten.

die in ethischen
diskussionen nichts zu suchen hat.

Gerade bei ethischen Diskussionen wie dieser wäre es interessant zu erfahren, aus welcher eigenen Erfahrung heraus das Gegenüber diesen oder jenen Standpunkt hat.

Auch wenn ich z.B. Taheres Standpunkt nicht ganz teile, kann ich ihn nachvollziehen, weil er aus ihrer Erfahrung entstanden ist.

Bei Dir scheint es einfach eine Meinung zu sein, die noch nie auf dem Prüfstand gestanden hat. Es redet sich nämlich immer leicht, wenn man noch nie in einer ähnlichen Situation war.

Gruß
Edith

Hallo Diphda,

im Falle von Frau Schiavo trifft dieser Satz aber nicht zu:

Was man nicht kennt, vermisst man nicht!

Soweit ich informiert bin, lebte sie ganz normal vor ihrem Herzinfarkt.

Gruß, Karin

Hallo,

man sollte vielleicht erwähnen, dass bei dieser politischen Stimmung die Patientin auf einen Nebenschauplatz verschoben wird. Hier geht es ganz offensichtlich um Bush.

Wie würden erst die Meinungen sein, wenn der Präsident abgelehnt hätte?

Soviel zur Doppelmoral der Deutschen.

Hallo Diphda,

Also auf jeden Fall dort wo ein Mensch auch ohne künstliche
Lebenserhaltung leben kann. Ein taubblinder Mensch hat ja
keine Hirnschädigung und kann sich mehr oder weniger selber
versorgen. Er muß nicht durch Magensonden ernährt werden usw.

Jemand, der weder Sehen, noch Hören und Sprechen kann, wird
kaum in der Lage sein, ein eigenständiges Leben zu führen.

Selber essen können und nicht nur nicht gefüttert sondern per Sonde ernährt werden müssen, sowie die Ausscheidungen selber kontrollieren können, ist aber schon ein sehr eingenständiges Leben.

Und durch Schulung ist einiges möglich, wie schon das Beispiel helen keller zeigte.

Wenn alle Sinne, (bzw. die wichtigsten, neben dem Tastsinn)
nicht vorhanden sind, und einem nur noch der Geschmackssinn
bleibt, ist das in meinen Augen dem Zustand eines
Wachkomapatienten gleichzusetzen. Auch ohne Hirnschädigung.

Meinst Du, dass Frau Schiavo bei der richtigen Schulung schon wieder selber aufstehen und essen usw. hätte können?

Gruß, Karin

Hallo Karin,

im Falle von Frau Schiavo trifft dieser Satz aber nicht zu:

Was man nicht kennt, vermisst man nicht!

Soweit ich informiert bin, lebte sie ganz normal vor ihrem
Herzinfarkt.

das ist natürlich richtig!
In meinen Schilderungen bezog ich mich „fälschlicherweise“ auf die „Fälle“ die ich erlebte und nahm dies somit aus dem eigentlichen Konsens des Eingangspostings.
Es ging mir auch nicht darum, zu diesem speziellen Fall Stellung zu nehmen, sondern nur zu der Information, bzw. Aussage von Helena ein Gegengewicht zu bilden, ihre Meinung zu relativieren.

Ob die Erinnerungen an die Vergangenheit bei ihr noch vorhanden sind, kann bestimmt niemand mit Sicherheit sagen. Ich denke eher nicht, begründen kann ich dir das aber nicht. Das Gehirn ist zu unerforscht, Indizien sprechen aber eher dafür, dass die Erinnerungen nicht mehr mit dem Neokortex (Großhirn) verknüpft sind.

Ganz schlimm in diesem Zusammenhang sind die Hemiplegiker (Halbseitenlähmung nach Schlaganfall) dran.
Diese Leute können ein „in allgemeinen Sinne“ „einigermaßen“ „lebenswertes“ Leben (Definitionssache!!) führen, viele leiden aber teilweise fürchterlich darunter, dass sie ihre früheren Fähigkeiten nicht mehr haben, fühlen sich (Zitate Betroffener) „wie der Abschaum“ „Missgeburt“ u.s.w. Für sie ist das Leben allerdings kein würdiges oder gar lebenswertes Leben.

Wie hoch die Selbstmordrate dieser Personen ist, weiß ich nicht.
Die meisten finden sich wohl mit ihrer Situation ab. Daran sieht man, wie sehr der Mensch wohl an seinem Leben hängt, und wie leidensfähig einige sind.

Diphda, die schon viele schlimme Schicksale gesehen hat

Hallo Karin,

Meinst Du, dass Frau Schiavo bei der richtigen Schulung schon
wieder selber aufstehen und essen usw. hätte können?

ich weiß nicht, warum du m i c h das fragst. Ich bin keine Medizinerin und hatte eben vor 20 Jahren Einblicke in das Leben schwerstbehinderter Menschen, und nun erzähle von meinen Empfindungen und Einschätzungen. Mehr nicht.

Deine Frage wird wohl auch für einen Mediziner schwierig zu beantworten sein, sogar dann, wenn er über das Krankheitsbild genauestens informiert ist. Ansonsten kannst du zu deiner Frage vielleicht auf dieser Seite eine Antwort (Mutmaßung) finden:

http://www.wissen.swr.de/sf/begleit/bg0047/bl04.htm

Gefällt dir etwas an meinen Aussagen nicht, oder glaubst du, dass ich eine Meinung habe die du nicht teilst?

Was, oder möchtest du überhaupt speziell mit mir diskutieren?

Was ist denn deine Meinung dazu?

Dies nur, weil du bis jetzt nur auf meine Beiträge ragiert hast und ich nicht richtig einordnen kann, was du von mir willst.

Eine medizinische Prognose kann ich dir jedenfalls nicht bieten.

Diphda, grübelnd :frowning:

wenn man noch nie in einer ähnlichen Situation war.

schön daß du genau so geantwortet hast wie erwartet.

jetzt kann ich mein argument anbringen:

um wen geht es bei dieser debatte eigentlich? um da wohlbefinden der angehörigen, deren schlechte gefühle, mitleid, was auch immer? oder um den PATIENTEN? ja richtig, ich war noch nie in der lage, im koma zu liegen, und du sicher auch nicht.

die gefühle der angehörigen dürfen NIEMALS das motiv für eine tötung sein. das ist exakt mein kritikpunkt. niemand soll darüber entscheiden, wer getötet wird und wer nicht. solange der geringste zweifel besteht, habe ich moralische bedenken.

gruß
dataf0x

Hallo again,

Jemand, der weder Sehen, noch Hören und Sprechen kann, wird
kaum in der Lage sein, ein eigenständiges Leben zu führen.

Selber essen können und nicht nur nicht gefüttert sondern per
Sonde ernährt werden müssen, sowie die Ausscheidungen selber
kontrollieren können, ist aber schon ein sehr eingenständiges
Leben.

Und durch Schulung ist einiges möglich, wie schon das Beispiel
helen keller zeigte.

Der Mensch ist ein kommunikatives Wesen. Kommunizieren tun wir hauptsächlich mit/durch Augen, Mund und Ohren.

Ohne Sehen, Hören, Sprechen bist du komplett von deiner Umwelt abgeschirmt. Der Tastsinn ist zwar vorhanden, aber ohne die anderen Sinne kannst du diese Reize nicht zuordnen. Hinzu kommt, dass du ohne diese Sinne keine umfangreichen „normalen“ Erfahrungen sammeln kannst.

Dies wirkt sich auch auf die Entwicklung deiner Motorik aus. Als ehemals gelernte Ergotherapeutin (und Sohn mit minimaler „Hirnschädigung“ hier: cerebrale Bewegungs- und koordinationsstörung) ahne ich nur zu gut, was in einem solchen Fall durch Training, Stimulation & Co. erreicht werden kann, aber ich kenne auch die bitteren Grenzen.

Das einzige, das du aufnimmst, ist das Spüren von etwas Unbekanntem auf deiner Haut. Du kannst hart, weich, warm, kalt etc. spüren und differenzieren. Und das wars dann auch schon so ziemlich. Du findest deinen Mund und kannst einige angelernte Handlungen vollziehen, deren „Sinn“ und Wirkung dir aber größtenteils verschlossen bleiben.
Keiner kann es dir erklären, da du nichts hörst. Keiner kann es dir zeigen, da du nichts siehst.

Taubstumm und blind zu sein kann vielleicht sogar grausamer sein, als dahin zu siechen und diesen Zustand aber nicht zu realisieren.

(hiermit behaupte ich nicht, dass Wachkomapatienten dies grundsätzlich nicht realisieren, denn wirklich wissen kann man dies wohl nicht)

Diphda, mit Schaudern im Nacken bei diesem Thema

Hi

wenn man noch nie in einer ähnlichen Situation war.

schön daß du genau so geantwortet hast wie erwartet.

War ja auch nicht schwer zu erraten, da ich die ganze Zeit schon diese Meinung vetreten habe.

jetzt kann ich mein argument anbringen:

um wen geht es bei dieser debatte eigentlich? um da
wohlbefinden der angehörigen, deren schlechte gefühle,
mitleid, was auch immer? oder um den PATIENTEN? ja richtig,
ich war noch nie in der lage, im koma zu liegen, und du sicher
auch nicht.

Ich war aber in der Lage ein Familienmitlied krepieren zu sehen und das jahrelange Sterben einer Nachbarin zumindestens am Rande mitzuerleben.

die gefühle der angehörigen dürfen NIEMALS das motiv für eine
tötung sein. das ist exakt mein kritikpunkt.

So bestimmt kann das eigentlich nur jemand sagen, der noch nie in der Situation eines Angehörigen war.
Ich wünsche Dir - und das meine ich ehrlich - daß Du Deinen Standpunkt in dieser Frage niemals überdenken mußt.

Gruß
Edith

Schreibfehler tausche Konsens gg. Kontext ein(owt)
.

Aus der Sicht einer Angehörigen
Hi helena ,

ich habe nicht alles gelesen,daher möge man mir evtl. Wiederholungen verzeihen.

Als Angehörige eines Wachkomapatienten ist meine Meinung sicherlich von anderen Erfahrungen geprägt,als das bei den meisten Menschen der Fall sein wird.
Ich finde die Diskussion um Terri schlicht und ergreifend entsetzlich.Mal ganz abgesehen davon,daß der „Fall“ in Amerika zu einem Politikum hochgepuscht wird,frage ich mich auch hier immer wieder,wie man allen Ernstes die Meinung vertreten kann,man möge diese arme Frau doch endlich verhungern und verdursten lassen !

Mir persönlich graust von der Gedanke, daß dieser Frau
gezwungen wird, so ein Leben weiter zu führen. (siehe dafür
den Film: „Das Meer in mir“ - Ich persönlich denke genauso wie
Ramon Sampedro)

Ich kenne diesen Film nicht,kann dazu also nichts sagen,empfehle an dieser Stelle aber mal die Lektüre der Bücher von Julia Tavalaro -„Bis auf den Grund des Ozeans“ und Jean-Dominique Bauby -„Schmetterling und Taucherglocke“ !
Beide Bücher sind von Wachkomapatienten verfasst!

Julia Tavalaro,nach einer Hirnblutung seit nunmehr über 20 Jahren im Wachkoma schrieb das Buch nachdem sie über 7 Jahre für quasi hirntod gehalten wurde und entsprechend in einer Pflegestation vor sich hindämmerm mußte.Erst ein Klinikwechsel und eine aufmerksame Krankenschwester,die bemerkte,daß man sich über einen einfachen Ja-Nein-Code mit ihr verständigen konnte, ermöglichten ihr ihr heutiges Leben - im Rollstuhl aber in Kontakt mit ihrer Umwelt (sie besucht sogar Literaturseminare)

Jean Dominique Bauby- ehemaliger Chefredakteur einer großen Pariser Zeitung-erlitt mit 43 Jahren einen Hirnschlag ,der ihn komplett und dauerhaft lähmte.Ähnlich wie J.T. konnte er sich nur noch mit dem Zwinkern eines Augenlieds verständlich machen.
Sein Buch-mit unglaublichem Mut,Humor und Witz geschrieben- beweist,daß auch ein Leben in einem solchen Zustand lebenswert sein kann!

Natürlich sind nicht alle Wachkomapatienten derart präsent - aber wer will entscheiden,ob sie es sind oder nicht,bzw. selbst die Neurologen geben zu,daß sie noch meilenweit davon entfernt sind,die Funktionsweise des menschlichen Gehirns wirklich zu verstehen und stehen immer wieder unschlüssig vor ganz erstaunlichen Entwicklungen.
Und wer weiß schon etwas über das Seelenleben eines solchen Menschen?

Mir persönlich graut eher vor einer Gesellschaft,die ihre schwächsten Mitglieder als lebensunwert einstuft oder ihnen schlicht den Tod wünscht -mit der geballten Überheblichkeit und Angst des Gesunden der unfähig ist,sich einen anderen Zustand auch nur vorzustellen.

Ich finde, die Medizin hat solche Fortschritte gemacht, daß
mittlerweile, das Leben eines Menschen oft nicht nur an die
Natur liegt sondern eben an der Stand der medizin oder -noch
weit schlimmer- an das wohlwollen der Gesetzesgeber.
Unglaublich!

Da gebe ich Dir Recht.
Ich möchte eines Tages auch nicht vom Wohlwollen des Gesetzgebers abhängig sein,wenn ich einmal krank werde und wömöglich mit über 60 eine Dialyse,ein Hüftgelenk o.ä. brauche…

Diese Dame, hätte vor 50 Jahren so etwas erlebt, wäre jetzt
nciht am Leben. Doch jetzt entscheiden 500 Menschen über ihr
Leben und zwar 500 menschen die sie noch nie gesehen hat und
die vor 2 Jahrn noch nie von ihr gehört hatten. Und nun
bestimmen sie, daß Terri zu leben hat.

Und Du kennst sie so gut,daß Du ihren Todeswunsch hier in ihrem Namen vertreten kannst…?
Außerdem hast Du vielleicht auch mitbekommen,daß ihre Eltern darum kämpfen,daß sie am Leben bleiben darf!!!
Ihr Ehemann kann sich doch auch in „Abwesenheit“ scheiden lassen,so daß seinem Glück nichts mehr im Wege stünde!
(…aber halt - dann würde er ja wahrscheinlich die Versicherungssumme nicht kassieren können - zu dumm…)

Ich habe in Erfahrung gebracht wie sie zu diesem Wachkomma
(„Apallisches Syndrom“ ist der Fachbegriff dafür) kam: Vor 15
(!!!) Jahren wollte die damals 26 Jahre alte Terri Schiavo
eine Fastenkur machen. Aufgrunddessen kam sie zu einem solchen
Kaliummangel, daß sie einen Herzinfarkt erlitt. Dieser hatte
zu Folge, daß ihr Gehirn lange genug mit Sauestoff
unterversorgt wurde, so daß sie in diesem Wachkomma zustand
fiel. Und so bis heute. Die Verantwortlichen, die diese Diät
empfahlen, wurden zu einer Bezahlung von 2,2 Mio US$
bestrafft.

Es ist doch völlig unerheblich,wie sie in diesen Zustand geraten ist.

Doch in diesem Zustand, (im Gegnsatz zu Komma) sind einige
Reflexe noch vorhanden und manchmal schaut es so aus, als ob
der Patient tatsächlich auf Reize reagiert. Was aber falsch
ist.

Woher beziehst Du Dein diesbzgl. Wissen?
Um Deine Kenntnisse etwas zu vertiefen,empfehle ich die Lektüre eines der Bücher von Prof.Andreas Zieger (Neurochirurg),der zum Thema Wachkoma forscht und arbeitet und dabei Mensch geblieben ist (ein ganz außergewöhnlicher sogar…)

Deine Aussage erinnert mich an den Ausspruch eines ganz besonders feinfühligen Neurologen,der uns seinerzeit auf der Intensivstation mit dem freundlichen Kommentar bedachte :„Ein Huhn dem man den Kopf abhackt, zappelt auch noch ein bißchen…“
Am liebsten hätte ich dem Herrn ins Gesicht gek…

Kein mensch hat bis jetzt beweisen können, daß diese
Regungen auf gespürte Emotionen zurück zu führen sind. Also,
die Patienten verlieren Wasser aus den Augen, sie weinen aber
nicht; die Patienten strecken bestimmten Gesichtsmuskeln,
lächeln aber nicht;…

Das ist VÖLLIGER QUATSCH!!!

Jeder der mit Wachkomapatienten zu tun hat,weiß mit der Zeit die Eigenheiten und Wünsche des Patienten zu deuten ,auch wenn sich dies eben nicht auf den uns normalerweise vertrauten Kommunikationsebenen abspielt, sondern sich sehr viel subtiler äußert.

Ich kenne inzwischen sehr sehr viele Wachkomapatienten und Du würdest staunen,wenn Du sehen könntest,wie sehr sie sich freuen können,wenn man sie z.B. ins Wasser legt oder wie aufmerksam sie zuhören,wenn man ihnen vorliest oder wie die Augen aufgehen,wenn sie ihre Lieblingsmusik hören oder,oder,oder…
Der Vater eines Betroffenen hat es einmal so formuliert:smiley:iese unendliche Freude und Dankbarkeit in den Augen seines Schwerstbehinderten,dauerbeatmungspflichtigen,erwachsenen Sohnes würde ihn für alles Leid und den ungeheueren Stress (den die Pflege eines solchen Patienten natürlich 24 Std. am Tag bedeutet)mehr als entschädigen.Die meisten Menschen haben keine Ahnung,wieviel ein Wachkomapatient einem auch GEBEN kann!!!

Aber mal angenommen, sie wacht tatsächlich auf: Davon
abgesehen daß sie schwerstbehindert ist und bleibt (das ist
absolut kein Grund zur Entscheidung für oder ohne - ich wollte
es nur erwähnt haben), in welcher Welt wird sie wieder
„hineingeboren“ werden? Als sie den Herzinfarkt erlitt wie
war die welt? Was geschah dann??? Seitdem weiß sie ncihts von
der Aussenwelt!

Na und?
Es hat vor einigen Jahren einen französischen Jungen gegeben,der in Italien einen Unfall hatte und dort lange Zeit im Koma lag,als er wieder aufwachte konnte er kein Wort französisch mehr - dafür aber fließend italienisch.Das hatte er während seines Komas (im Schlaf?) erlernt.
Ich persönlich kenne eine Frau,die nachdem sie (schwerbehindert) wieder erwacht war,ihre Familie nicht mehr erkannte.Noch heute muß man ihr ihre Kinder immer wieder aufs Neue vorstellen- aber sie erkennt mit großer Freude nach wie vor alle,die sie seinerzeit in der Reha gepflegt und versorgt hatten.

Ist das nach Deiner Auffassung „lebensunwert“?

Ich kenne einen jungen Mann,dem man heute seine Behinderung kaum noch anmerkt.
Auch er lag über viele Monate im Koma.Die Eltern hatte man bereits auf eine mögliche Organentnahme angesprochen,da er als nahezu hirntot galt und die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden sollten.
Dem haben sie zum Glück nicht zugestimmt und ihn statt dessen verlegen lassen.

Ich bin auf Eure Meinungen sehr gespannt!!

Nichts und niemand gibt uns das Recht,über das Leben oder Sterben anderer Menschen Entscheidungen zu treffen.
Und wer da meint beurteilen zu können,ob ein Leben lebenswert ist oder nicht ist nach meiner Auffassung nicht nur arrogant und dumm,sondern vor allem gefeit vor jeglichen Erfahrungen,die uns als Menschen dem Menschsein - der Humanitas - näher bringen und uns daran reifen und wachsen lassen.
Auf die Art und Weise,wie wir den Kränksten und Schwächsten in unserer Gesellschaft begegnen,begegnen wir uns letztendlich selbst.

Sorry - aber diese aufgeregte Großbuchstabenzeitungsmentalität macht mich einfach wütend und all deren Vertretern möchte ich nicht wünschen,daß sie sich eines Tages in einer Situation wiederfinden,wo ihr Aufschrei nach humanem Sterben (im Fall Terri ja alles andere als human) oder gar Sterbehilfe auf (Finanz-)politisch offene Ohren gestossen ist und sie womöglich selbst davon betroffen sind.

MfG Ango

Was ist Leben?
Hallo,

niemand weiß, wie tot diese frau ist! die grenze des todes
noch weiter ins leben hinein zu verschieben, nur weil es
nützlich ist, halte ich für moralisch bedenklich.

Bald (relativer Begriff) wird es vielleicht möglich sein das „Leben“ durch Transposition in einen Datenspeicher endlos zu verlängern. Ist das dann noch „Leben“? Muss nach Deiner Denkweise dann jeder, der vor dem Tode steht noch eine Sicherheitskopie von sich ablegen?

Grüße,

Anwar