Hallo Karin!
Hoppela, inzwischen keine Anrede und keinen Gruß mehr von dir?
Hmmm…da muss ich wohl etwas falsch gemacht haben
Nochmal für Zitate von Dir:
Dass du mir diese differenzierte
Sichtweise und das Gefühl und Ansichten gegenüber Menschen mit
Behinderung absprechen möchtest, kann ich allerdings nur
schwer nachvollziehen und definitiv auch nicht annehmen.
Dann lies mal Dein Posting vom 22.3.2005 12:17
Hier zitiere ich Dich mal:
Jemand, der weder Sehen, noch Hören und Sprechen kann, wird
kaum in der Lage sein, ein eigenständiges Leben zu führen.
Wenn alle Sinne, (bzw. die wichtigsten, neben dem Tastsinn)
nicht vorhanden sind, und einem nur noch der Geschmackssinn
bleibt, ist das in meinen Augen dem Zustand eines
Wachkomapatienten gleichzusetzen. Auch ohne Hirnschädigung.
1.) So leid es mir tut, aber darin kann ich dennoch keine negative Gesinnung gegenüber Behinderten erkennen. Ich verglich vielleicht Äpfel mit Birnen und habe zu pauschal zwei Stadien gegenübergestellt. Mit einer negativen Einstellung oder fehlenden Achtung gegenüber dieser betroffenen Menschen hat das für meine Empfinden aber nichts zu tun.
2.)Dies bezog sich auf die Wahrnehmung und die „Abschottung“ von der Umwelt. Dass ein Taubblinder ohne Hirnschädigung oder diesbezügliche organische Störung keine Magensonde benötigt ist eigentlich selbstredend. Dachte ich zumindest.
3.) Ich machte mir die Mühe und fand nun die von mir erwähnten Stadien des apallischen Syndroms (Wachkoma).
http://www.wachkoma.at/
Hier -> Die 7 Remissionsphasen
Hier kann man sehen, dass es Stadien gibt, in denen weitreichendere wahrnehmerische Funktionen vorhanden sind als bei Taubblinden.
Ich denke auch, du hast bei deiner Argumentation vergessen zu berücksichtigen, dass auch Wachkoma-Patienten gefördert werden können und sogar wieder aufwachen und ein eigenständigeres (ohne fremde Hilfe!!), nämlich „normales“ Leben, führen können.
Untenstehender Link untermauert meine Behauptung, dass auch Wachkoma-Patienten gefördert werden können und es und durchaus nachgewiesen ist, dass diese Menschen über Wahrnehmungen verfügen (können).
Ganz wenige sogar weitaus mehr, als mancher geförderter Taubblinde jemals erreichen kann!!! (Siehe auch obige Stadien, denn nicht jeder ist im Stadium von Fr. Shiavo))
Von daher kann meine zugegenermaßen krasse, und für Nicht-Mediziner natürlich nicht leicht nachvollziehbare, Gleichsetzung also nicht per se abgeschmettert werden.
Es ist zwar lange her, aber ein bisschen Ahnung hatte ich von diesen Dingen schon noch im Hinterkopf
Du siehst also, dadurch, dass diese komplexe Thematik von uns beiden zu undifferenziert, sprich pauschal, behandelt wurde, entstanden hier Missverständnisse und unsere (inzw. leider wohl etwas persönlich gewordene?)Diskussion.
Falls es dich interessiert:
http://info.uibk.ac.at/c/c6/bidok/texte/forschungser…
Untersuchungen von Rockstroh et al (1995) sowie Schönle (1995) zufolge, konnten Patienten im Wachkoma sogar zwischen sinnvollen und unsinnigen Sätzen unterscheiden.
Nach übereinstimmenden internationalen und auch eigenen Erfahrungen läßt sich die Entwicklung eines apallischen Syndroms durch frühe Interventionen, die bereits auf der Intensivstation beginnen, wesentlich abmildern, wenn nicht häufig sogar vermeiden. Darüber hinaus läßt sich damit bei bis zu 50% der Patienten ein einfacher Verständigungscode aufbauen.
Durch Anwendung intensiver Fördermaßnahmen im Rahmen einer Frührehabilitation werden etwa 30% der schwersthirngeschädigten Patienten wieder selbständig beruflich-sozial reintegrierbar (Tab. 2). Nur noch 10% verbleiben im dauerhaften Wachkoma (Dimancescu, 1995; Lipp & Schlaegel, 1996; Schönle, 1997).
Und nuch noch etwas zum eigentlichen Thema :
Mit modernen Meßverfahren (IMEKAP, pEEG) kann die Wirkung therapeutischer Interventionen online dargestellt werden, wodurch die „Zeitlichkeit des Seins und Werdens“ und die dialogische „emotionale Resonanz“ von Menschen im Koma und Wachkoma sichtbar wird. Es stünde den ethischen und humanitären Geboten des ärztlichen Standes gut zu Gesicht, statt ernsthaft über Sterbehilfe bei Wachkoma-Patienten nachzudenken, sich für einen Ausbau qualifizierter Einrichtungen zur Frührehabilitation und Langzeitversorgung im Sinne einer mitmenschlichen Lebenshilfe einzusetzen.
Ich bestreite, dass der Zustand eines entsprechend geförderten
Taubblinden dem Zustand eines Wachkoma-Patienten
gleichzusetzen ist. Magensonden und dergleichen sind mir in
diesem Zusammenhang nämlich noch nicht über den weg gelaufen.
Wenn du dich mit obigen Links auseinandersetzt, kannst du dies vielleicht revidieren. Denn auch hier kann erfolgreich gefördert werden!
Un noch etwas zu dem hier:
Diphda:
Dies wirkt sich auch auf die Entwicklung deiner Motorik aus.
Als ehemals gelernte Ergotherapeutin (und Sohn mit minimaler
„Hirnschädigung“ hier: cerebrale Bewegungs- und
koordinationsstörung) ahne ich nur zu gut, was in einem
solchen Fall durch Training, Stimulation & Co. erreicht werden
kann, aber ich kenne auch die bitteren Grenzen.
KUHmax:
Nun ja, Du kennst die Grenzen Deines Sohnes und Deiner Patienten. Ich :kenne die Grenzen meiner Geschwister, und so geringwertig möchte ich :die Leistungen und das Lebensgefühl derselben nicht bewerten.
Ich habe nicht nach geringwertig und weniger geringwertig differenziert! Indem du diese Differenzierung jedoch anführst, muss ich mich fragen, ob du unterschiedliche Behinderungen unterschiedlich bewertest? Das möchte ich eigentlich nicht glauben.
Ich kann nur vorsichtig vermuten du hast aus meinem „Vergleich“ bzw. „Gleichsetzung“ von Taubblinden und Wachkoma-Patienten herausgelesen, dass ich deine Geschwister dadurch herabwürdige. Diese Assoziation ist aber nicht korrekt und stammt auch nicht von mir!
Ich entschuldige mich gerne nochmals, falls da etwas falsch bei dir ankam!!
Ich wünsche mir, dir nun glaubhaft dargestellt zu haben, dass ich eine differenzierte und resprektvolle Einstellung gegenüber Behinderten und Schwerstbehinderten Menschen habe und nicht einmal im Traum daran dachte „Leistungen und das Lebensgefühl“ zu bewerten, und schon gar nicht unter Verwendung des Wortes geringwertig.
Diphda, hoffend, dein Bild von mir wieder ein bisschen gerade rücken zu können