Meiner Meinung nach ist die Schulpflicht eine Errungenschaft, und zwar egal, wer sie eingeführt hat. Wir fahren ja auch Autobahn und bauen Neue. Und nein, ich sympathisiere in keiner Weise mit rechtem oder faschistischem Gedankengut.
Die in dem vorhandenen Schulsystem existierenden Probleme sollten im Focus jeder Veränderungsdebatte stehen, nicht die Abschaffung der Schule. Je mehr Energie kritische und konstruktive Eltern und Bürger in die Debatte um Schulpflichtabschaffung stecken, desto weniger wird sich zur Verbesserung des Vorhandenen und bei der Schaffung besser geeigneter pädagischer und didaktischer Vorgehensweisen bewegen.
Ich würde eher mehr und besser ausgebildete Lehrer, kleinere Klassen,Sanierung und Modernisierung der Schulgebäude, gute technische und sonstige Ausstattung, bessere/individuellere Schülerförderung und modernere Unterrichtsgestaltung fordern. Davon hätten Kinder und Lehrer mehr, als von der „Frei“ - Lernen Debatte.
Das geforderte „freie“ Lernen ist meiner Ansicht nach nicht so frei wie der Titel vermuten lässt, denn damit würde - neben positiven Einzelfällen - der Willkür der Eltern Tor und Tür geöffnet und es gibt eben auch die, die ihre Kinder nicht in Freiheit aufwachsen sehen möchten, sondern angepasst an das von ihen jeweils bevorzugte System. Man denke z.B. an Sientology…
Kinder tut es grundsätzlich gut, mit anderen Kindern, auch solchen aus anderen Kulturen oder Überzeugungen zusammen zu treffen und gemeinsam zu lernen. Da geht es ja nicht nur um Inhalte, sondern auch um Freundschaften, soziales Erleben und vieles mehr.
Sicher ist das auch nicht immer ganz einfach, aber was im Leben ist das schon und ich denke, es schadet erstmal nicht, wenn ein Kind auch lernt, mit Herausforderungen, Konfrontationen und Schwierigkeiten umzugehen.
Ich meine damit nicht ! die Gewalt und den extremen Leistungsdruck der an vielen Stellen herrscht, dazu meine ich oben Genanntes und muss als Eltern entsprechend intervenieren und achtgeben.
Aber was spricht dagegen, ein Kind auch Erfahrungen machen zu lassen und Denkweisen kennen zu lernen, die nicht die Meinen sind ? Ist ja schließlich keine Kopie von mir…
Eltern, die ihr Kind nicht zur Schule gehen lassen wollen weil ihnen z.B. im Sexualkundeunterricht aus religiösen Gründen die Inhalte nicht zusagen haben meiner Meinung nach ein Problem mit sich selbst und Angst, nicht überzeugend genug mit ihren Kindern im Austausch zu sein.
Freiheit der Kinder beginnt für mich damit, ihnen so viele Denkweisen und soviel Wissen wie möglich zugänglich zu machen, damit sie ihren eigenen, persönlichen Weg im Leben finden können. Einfluss habe ich als Eltern sowieso durch mein Vorbild und den Austausch mit meinem Kind.
Es gibt Länder, in denen sind Kinder von Bildung ausgeschlossen, da es kein staatliches, verpflichtendes Schulsystem gibt. Kritiker der deutschen Schulpflicht mögen sich bitte auch einmal mit den Folgen dort befassen.
Ich bin für Verbesserung und Modernisierung des Schulsystems, aber nicht für die Abschaffung der Schulpflicht.
Grüße !