Was ist im Kern heute noch politisch rechts oder links

Wer so argumentiert und glaubt damit gegen die AFD irgendeine Wirkung zu erzielen ist (hüsstel) im besten Fall naiv.
Erstens ist diese Behauptung einfach dumm, weil sie nicht stimmt und zweitens treibt man damit nur der AFD Wähler zu, was man ja eigentlich verhindern will (deswegen auch dumm).
Wenn man den Wählerumfragen nach den Wahlen glauben kann, wird/wurde die AFD zu etwa einem Drittel von rechtsextremen Gesinnungsgenossen gewählt.
Der Rest besteht zum großen Teil aus Protestwählern, die sich nicht in einer der vorhandenen demokratischen Parteien entsprechend abgebildet sehen.

Langer Rede kurzer Sinn: mit solchen unqualifizierten Statements betreibt man das Geschäft der AFD bei der Wähler– und Mitgliederwerbung.

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Das las sich neulich aber noch anders:
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Als seinerzeit Pegida aufkam, argumentierte ich in die gleiche Richtung. Nicht alle als Nazis abstimmen, ernst nehmen, Gespräch suchen, „Argumente“ entkräften. Man tat das nicht, grenzte aus und es folgte der Rechtsruck der afd und ihr Erstarken.

Der Unterschied zwischen afd und Pegida ist aber, dass Pegida einen Standpunkt hatte und die Bewegung Ausdruck einer irgendwie noch nachvollziehbaren Sorge war. Die afd hat aber keinen Standpunkt, sondern die erzeugt und verstärkt Gefühle: Unzufriedenheit, Angst, Hass. Da gibt es nichts wogegen man argumentieren könnte.

Zwei Generationen haben im Osten die Erfahrung gemacht, dass von der Regierung und „denen da oben“ nichts gutes kommt. Das ist der Nährboden, auf dem eine Partei, die im Grunde nichts anderes macht als zu behaupten, dass die Regierung und die da oben alles falsch machen, ihnen die Freiheit und den Wohlstand rauben wollen und Medien, Wissenschaft und alle anderen elitären Veranstaltungen von denen da oben gesteuert werden.

Dieses Konzept hat sehr erfolgreich funktioniert und so lange die Leute glauben, dass die afd eine Partei der kleinen Leute ist, ehrlich und viel weniger korrupt als die „Altparteien“, während das Abstimmungsverhalten, das Wahlprogramm und das Verhalten der Politiker ein völlig anderes ist (jede Ähnlichkeit mit den Republikanern unter Trump ist rein zufällig), kann man den Menschen und damit auch uns nicht mehr helfen. Dann kann man sie genauso gut als das bezeichnen, was sie sind: Idioten oder Nazis oder beides.

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Da bin ich schon bei dir.
Aber gegen diese Gefühle zu argumentieren ist völlig sinnlos, das einzige was helfen würde wären entsprechende Taten. Und das hat eben die letzten inzwischen 20 Jahre (länger als die AFD besteht) gefehlt.

Wenn „argumentiert“ wurde dann von oben, belehrend, mit erhobenen Zeigefinger. Auf den Oberlehrer/Akademiker aus dem Westen, der ihnen die Welt erklären wollte, haben sie im Osten gerade noch gewartet. Besonders, wenn immer durchschimmerte, dass sie halt ein bisschen zurückgeblieben seien - was sich inzwischen offenbar zu der Bezeichnung „Idioten“ gesteigert hat.

Wem ist damit geholfen, wer glaubt wirklich, dass das hilfreich ist?

Was man bei vielen hätte erreichen können, zeigt uns gerade ein ehemaliger Lehrer aus dem Westen (Höcke). Der hat den Leuten drüben aufs Maul geschaut und als Menschenfänger genau die richtige Methode gefunden mit der er viele Menschen im Osten erreichte.

Warum war das in diesem Ausmaß keinem von diesen schlauen, moralisch hochstehenden, westlichen, windkanaloptimierten Politikern gelungen?

Es ist wie im normalen Leben: wenn mich jemand nicht versteht ist, es in Ordnung.
Wenn mich viele oder gar sehr viele Menschen nicht verstehen, sollte ich mir Gedanken machen, was ich wohl in der Kommunikation mit meinem Mitmenschen falsch mache.

Sie als Idioten oder Nazis abzuqualifizieren (egal, ob es stimmt oder nicht) erscheint mir nicht erfolgversprechend.

Aber Selbstkritik oder gar Verantwortung für das eigene Verhalten in der Vergangenheit zu übernehmen, ist wohl nicht jedermanns Sache.

Da holt man aus (verständlicher) Frustration und Hilflosigkeit den großen Hammer heraus und schlägt auch noch eventuell heil gebliebenes Porzellan endgültig kaputt.
Herzlichen Glückwunsch.

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Welche Taten hätten denn etwas geändert? Neue AKW bauen? Alle Ausländer rauswerfen? Schwule einsperren?

Ja, auch das Argument hört man häufiger. Die Frage ist halt, was man hätte hören wollen. Ob nun im Hinblick auf Atom-, Wind- und Solarenergie, im Hinblick auf die tatsächliche Gefährlichkeit von „Ausländern“, im Hinblick auf die Gefährlichkeit von Covid oder die Impfung dagegen: alles läuft irgendwie darauf hinaus, dass es komplizierter wird als das, was die afd von sich gibt und auch darauf, dass die Welt nicht so wird wie sie war, sondern dass sie sich stetig verändert.

Das bezieht sich nicht auf die Eigenschaft „Ostdeutscher“, sondern auf die Eigenschaft „afd-Wähler“ und ist somit nicht einmal exklusiv für Ostdeutsche reserviert.

Weil die Welt halt nicht so einfach ist, wie Herr Höcke sie beschreibt. Man kann nicht alle, die dunkle Haut, einen anderen Glauben oder die falschen Großeltern haben, einfach rauswerfen, Schwule nicht einsperren und Systemkritiker nicht erschießen - zumindest nicht, wenn wir bei einem demokratischen Rechtsstaat bleiben wollen.

Man kann natürlich alles mögliche versprechen und darunter auch, dass wir in Deutschland das Rad der Geschichte um 20, 30, 40 oder (wie Herr Höcke es wohl gerne hätte) um 90 Jahre zurückdrehen, nur ändert das halt nichts daran, dass sich der Rest der Welt verändert hat und weiter verändert. Ich glaube auch nicht, dass man den Leuten, die den Botschaften von Herrn Höcke und der afd verfallen sind, auf eine andere Weise klarmachen kann, wie es um die Realität bestellt ist.

Es nicht nur bei jeder aufsehenerregenden Gewalttat bei Empörung, der Forderung oder sogar Zusage von Konsequenzen belassen, aber danach nichts wirklich unternehmen. Z.B. Grenzen sichern. Polen macht es vor.

Scheißhausparole. Wir gewähren politisch Verfolgten Asyl - fertig. Ob einer von den Asylbewerbern irgendwann mal eine Straftat begeht, kann man im Vorfeld nicht wissen. Das Risiko wird man insofern eingehen müssen.

Es bleibt also nur die Möglichkeit, die Zahl der Flüchtenden und Asylbewerber zu reduzieren und das schafft man am ehesten, indem man etwas gegen den Klimawandel und Kriege unternimmt.

Wir kommen von Thema ab. Natürlich müssen die Bedingungen verändert werden. Asylverfahren könnten zwingend an der EU- Grenze stattfinden. Wer auf Schusters Rappen hier anlangt, könnte dorthin rückverwiesen werden. Erstmal keine Leistungen bis auf eine Fahrkarte.

Mein guter Cook… die Aussage stimmt schlicht und ergreifend.

Es ist weder mein Ziel mit dieser Aussage eine Wirkung gegen die AfD zu erzielen noch ihr die Wähler abspenstig zu machen. Es ist eine absolut realistische Einschätzung der Situation. Die meisten umschreiben das freundlicher aber unterm Strich bleibts dabei.

Jetzt könnte man darüber reden, wie man die Idioten dazu bekommt, ihre Ansichten kritisch zu hinterfragen, aber das ist leichter gesagt als getan. Gegen Gefühle kommt man mit Fakten nicht an - das ist der Kardinalfehler, den die meisten Parteien noch immer machen.

Wir leben in postfaktischen Zeiten: Die AfD lügt ganz ungeniert und keinen interessierts. Mit reden ist es da nicht mehr getan. Der Wahlkampf in den USA läuft genau so. Polemisieren, Lügen und dann von seinen Anhängern dafür gefeiert werden… ekelhaft.

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Tja, du musst es ja wissen :arrow_down:

Ich hab noch nicht gehört, dass Wagenknecht diesbezüglich von „alle“ spricht🤔
Sie nimmt halt die Zahlen dazu her …

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Du hast hier wieder mal die Asylbewerber und Migranten ins Spiel gebracht, nicht ich.

Und dann willst Du die Leute, die vor Krieg und Verfolgung flüchteten, so lange in Lagern aufbewahren, bis ihr Asylverfahren genehmigt ist? OK, wenn man so unmenschlich sein will, kann man das vertreten.

Und dann? Von den rd. 240.000 ausreisepflichtigen Ausländern, verfügen über 80% über eine Duldung gem. Aufenthaltsgesetz. Die Zahl der Ausreisepflichtigen ohne Duldung ist damit mit Sicherheit geringer als die derjenigen, die gänzlich unreguliert eingereist sind.

Ja, klar: denen würden Höcke und Trump gerne höchstpersönlich in die Beine oder in den Kopf schießen, aber dafür hat Deutschland schlichtweg nicht genügend Soldaten. OK, die könnte man einstellen oder das Land einzäunen oder -mauern. Dann müsste man den Rest Europas zu der gleichen idiotischen Idee überreden. Oder Schengen gleich abschaffen und die EU noch dazu… Dann wird alles besser - außer halt die Sache mit den Lebensumständen, der Freiheit und dem Wohlstand. Aber wenn das der Preis dafür ist, dass Mörder und Vergewaltiger zukünftig alle die richtige Hautfarbe und Religion haben, sind bestimmt viele bereit dazu, ihn zu bezahlen. :roll_eyes:

abstempeln natürlich

Polemik bringt uns da nicht weiter.

Tatsache ist, dass Migrationspolitik das Problem ist, das den erheblichen Rechtsruck in Europa bewirkt hat.
Den Ministerpräsidenten, Kommunen, Bürgern kannst du als Maßnahme weder kurz- noch mittelfristig allein mit

kommen. Letzteres würde außerdem bedeuten, dass wir z.B. die Ukraine nicht mehr unterstützen.

Die Tatsache dürfte wohl eher sein, dass die rechten Parteien den Leuten eingeredet haben, dass die Migration gerade ein Problem ist und dass, obwohl die wenigsten Leute irgendwie negativ durch Migranten beeinflusst wären oder mit ihnen negative Erfahrungen gemacht hätten.

Das Problem beginnt im Grunde schon damit, dass die rechten Parteien und ihre Gefolgsleute geschafft haben, den Unterschied zwischen Asylbewerbern, Flüchtlingen und - nehmen wir mal diesen doofen Begriff - Wohlstandsmigranten völlig zu verwischen. Sieht man ja auch bei Deinen Kommentaren immer wieder, dass Dir kackegal ist, warum jemand hier ist, sondern dass das Problem für Dich darin besteht, dass er hier ist, welche Hautfarbe er hat, woher er kommt und welcher Religion er angehört.

Das Gegenteil ist der Fall. Wenn wir nach dem Angriff auf die Ostukraine und Krim 2014 entschlossener mit Waffenlieferungen, Ausbildung von Soldaten und der Stationierung einer europäischen Friedenstruppe dort reagiert hätten, wäre es zum totalen Krieg gegen die Ukraine und vor allem ihre Bevölkerung wahrscheinlich gar nicht erst gekommen.

Ähnliches mit dem Klimawandel. Seit 1990 sind 50% des insgesamt in die Luft geblasenen Kohlendioxids emittiert worden. Wäre 1980 oder 1985 - als das Problem im Grunde abschließend erkannt war - entschlossen gehandelt worden, wären heute nicht hunderte von Millionen Menschen auf der Flucht und weitaus mehr von der Zerstörung ihre Existenzgrundlage bedroht.

Genauso hätte man Assad entschlossener die Stirn bieten und den syrischen Bürgerkrieg oder auch die Übernahme Afghanistans durch Taliban verhindern können. Stattdessen sitzen unsere Politiker herum und machen nun vermeintliche Zugeständnisse an die Populisten und Extremisten und beschränken sich auf der anderen Seite darauf, der eigenen Bevölkerung den Eindruck zu vermitteln, an ihrem Wohlstand und ihren Lebensumständen werde schon nicht gekratzt.

Dass die Sache immer nach hinten losgeht und am Ende die Veranstaltung viel teurer, unangenehmer und komplizierter wird, ist im Grunde ein Naturgesetz.

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Ich stimme Dir weitgehend zu, bis auf folgenden Punkt:

Viele Menschen nehmen die Inflation, auch durch den Populismus, als Bedrohung war. Sie sehen die zunehmende relative Armut in Deutschland. Sie sehen, wie die Infrastruktur immer weiter zerfällt. Viele haben aus meiner Sicht Angst, dass der Abbau des Sozialstaates, die zunehmende Konkurrenz der Individuen auch sie irgendwann erfassen und in einem Strudel nach unten ziehen wird.

Selbst wenn es sie (noch) nicht betrifft - die Gefahr ist spürbar wie die aufziehende Nacht im Sommer um 21:00 Uhr. Und das verunsichert Menschen, vermindert das solidarische Denken und verstärkt die Missgunst und das Konkurrenzdenken.

Und dann kommt noch oben drauf, dass Populisten in Politik (von fast allen Parteien) und den Medien Stimmung macht und die fast armen gegen die ganz armen aufwiegelt. Man kann sich darüber streiten, was die Neiddebatte gegen Bürgergeldempfänger für Ursachen hat, aber es schlägt eben auch auf eine andere benachteiligte Gruppe um: die Migranten.

„Wenn eine große Lüge oft genug wiederholt wird, dann werden sie die Menschen am Ende glauben.“

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Das ist ein komplexes Thema, was wir hier wahrscheinlich nicht aufgedröselt bekommen. Ja, es gibt natürlich regional enorme Preissteigerungen bei Mieten und natürlich sind in den letzten zwei Jahren Energie und Produkte, für deren Erzeugung diese benötigt wird, deutlich teurer geworden. Andererseits liegt die Preissteigerung bei Schweinefilet seit 1993 bei 0,5% pro Jahr und bei Barilla-Nudeln bei knapp 1%.

Gerade bei den Lebensmitteln dürften sich viele Menschen an die stabilen Preise gewöhnt haben, dass sie die steigenden Preise der letzten zwei tatsächlich als bedrohlich empfunden haben.

Das nehme ich z.B. völlig anders wahr (sofern damit die Verkehrsinfrastruktur gemeint war). Ja, vor 10-15 Jahren ging das Drama mit den Brücken los, aber seitdem wurde zumindest hier viel gemacht. Brücken wurden bzw. werden neugebaut, andere werden in den nächsten zehn Jahren neugebaut werden. Wir haben in Deutschland nun einmal die Situation, dass in den 60er Jahren und im Osten in den 90er Jahren viel Infrastruktur neugebaut wurde, die nun am Ende seines Lebenszyklus angekommen ist und ersetzt werden muss. In anderen Ländern verläuft dieser Zyklus aus Bau, Erhaltung, Verfall und Neubau gleichmäßiger/rollierender.

Aber auch hier: man schaue sich andere Länder an. Ich laufe lieber in Deutschland im Dunkeln durch die Gegend als in allen anderen Ländern, die ich bisher besuchte, weil man hier einfach nicht auf einmal bis zum Knie in einem Loch oder einem Kanalschacht ohne Deckel steht.

Und in Deutschland kommen zusätzlich und zu unserer großen Schande wieder die Juden ins Visier der Arschlöcher.

Nein, ich meinte nicht nur die Brücken. (Da scheint es tatsächlich ein „Erweckungserlebnis“ gegeben zu haben. Nur dauert die Umsetzung natürlich recht lange.) Ich meine auch und vor allem die Schulen, den öffentlichen Verkehr nah und fern, die Behörden, viele öffentliche Gebäude, Straßenbeläge im Großen und Ganzen. Den „Zerfall“ des Gesundheitswesens, weg von einer umfassenden, breiten Versorgung, hin zu sehr teuren Einzelmaßnahmen.

Nur die Leute vergleichen „Deutschland heute“ natürlich nicht mit „Dschibuti heute“, sondern mit dem gefühlten „Deutschland früher“. (Wobei bei den meisten Menschen, es scheint eine natürliche Anlage zu sein, die Erinnerung an die Vergangenheit schönfärben.)

Verstehe mich bitte nicht falsch: diese Wahrnehmungen sind nur ein Teil. Nicht allein maßgeblich. Nicht jeder empfindet so und ich selbst vereinfache viel. Es werden derzeit ganze Bücher über die Gründe geschrieben…

Wie das Vereinfachen komplizierter Sachverhalte zu monokausalen Erklärungen funktioniert, kann man schön am Beitrag 112 sehen.

Ministerpräsidenten, Kommunen, Wohnungssuchende, Steuerzahler.

In Bayern gab es einen Vorfall, der an den Messerangriff in Mannheim erinnert.

Die Bürger sind doch nicht doof. Nicht nur der Berliner Polizeipräsidentin ist aufgefallen, dass die Frequenz von Vorfällen zugenommen hat.

Eine deiner "Arschloch"gruppen sticht etwas hervor:

Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, da gibt’s ne Geschichte, die du unbedingt anbringen möchtest :upside_down_face:

Lass mich überlegen, was ich schrieb? :thinking:

Ah, ich weiß wieder:

Manche offensichtlich schon.

Dazu schrieb ich doch schon etwas:

Jeden Tag sterben Menschen. Das ist bedauerlich. Eklig wird es dann, wenn sich Rassisten einzelne Vorfälle herauspicken, um gegen Migranten, Muslime und Ausländer zu hetzen.

Wie langweilig.