Immanenz statt Transzendenz
Nein, Mike, da bin ich überhaupt nicht einverstanden. Meine Begründung ist, weil du eine Voraussetzung setzt, die nicht unbefangen von religiöser kultureller Prägung ist. Östliche Methoden können von Westlern neutral verwendet werden, ohne den religiösen Kontext zu berücksichtigen.
Damit wird die zuvor im religiösen Kontext vorhandene Methode sozusagen „säkularisiert“.
Was dann geschieht, durch lebenslanges Üben, ist möglicherweise den Erfahrungen religiös Gläubigen identisch, aber es wird nicht als Transzendenz interpretiert, sondern mit Bezug auf den jede Sekunde existierenden real lebenden Körper als eine spirituelle Erfahrung der Immanenz.
Transzendenz, wie Kant oder Jaspers sie meinte, ist eine spekulative Voraussetzung! Man kann keine transzendente Erfahrung machen, ohne Gehirn. Solange man im Körper lebt, ist man auch jede Sekunde daran gebunden und davon abhängig. Wie will man denn Transzendenz erfahren, ohne eine Projektion? Statt Transzendenz schon von vorn herein anzunehmen, wie religiös Gläubige es tun, geht es um eine neutrale Meditation.
Erst dann kann sich was ereignen, was man evtl. „Spiritualität“ nennen könnte. Das Gute, das erstrebt wird, ist die Selbsterkenntnis, die mit der Zeit dann dem vergleichbar sein kann, dass das ethisches Empfinden wächst. Deshalb wird diese Art „spiritueller“ Methode auch für Manager empfohlen. Auch zum Erlangen eines authentischen Selbstgefühls nützt dies, wie auch zur besseren Gesundheit und zum Stress-abbau, aber auch zur „säkularen Spiritualität“ (den Begriff verwende nicht nur ich, sondern er wird auch von anderen Philosophen und Wissenschaftlern so benützt).
Gruß
Claus