Noch ein Beispiel:
In KZs wurden systematisch Menschen getötet. Zu Anfang, bevor es Gaskammern gab, wurden die Leute in eine Grube gestellt und von Soldaten erschossen.
Wäre man selbst einer der Soldaten gewesen, die den Befehl hatten diese Menschen hinzurichten, wie hätte man gehandelt? Hätte man den Befehl verweigert, mit dem Wissen, dass man dann selbst in die Grube hinabsteigen hätte müssen um sich erschießen zu lassen?
Wenn man sich das so vorstellt, müsste man wohl zu dem Ergebnis kommen, dass es besser wäre selbst zu sterben als reihenweise Unschuldige zu erschießen. Auch die Vorstellung von dieser Schuld und den schrecklichen Erinnerungen den Rest seines Lebens geplagt zu werden, ist zu furchtbar.
Aber was würde man tun wenn man tatsächlich in dieser Situation wäre? Wären die Angst vor dem Tod und der Selbsterhaltungstrieb dann nicht vielleicht viel zu stark?
Ich denke die Entwicklung von Gaskammern stand nicht nur aus Kosten- und Effizienzgründen statt, sondern hatte auch mit dem oben beschriebenen Dilemma zu tun. Man war sich darüber im Klaren wie sehr die Soldaten unter dem Tötungsbefehl litten. Mit einer Gaskammer konnte man eine große Zahl von Menschen töten indem man nur einen Mechanismus in Gang setzte. Man musste dafür nichtmal direkt vor Ort sein und das Sterben miterleben, und die Handlung des Hebelbetätigens abstrahiert das Töten.
Man kann das vergleichen mit den Hinrichtungsapparaturen mit denen zum Tode verurteilte Verbrecher hingerichtet werden. In den USA gibt es z.B. die Giftijektion. Dazu wird der Hinzurichtende von ein paar Personen auf eine Liege fixiert. Ein Arzt schließt ihn dann an den Apparat an, und anschließend betätigt wieder eine andere Person den Auslöser der die Giftinjektion in Gang setzt. Diese Person befindet sich in einem anderen Gebäude und drückt nur einen Knopf.
Ich würde gerne mal Jemanden, der für die Todesstrafe ist, fragen, ob er auch dazu bereit wäre das Urteil zu vollstrecken. Ich habe keine Ahnung, aber bestimmt würden sich Viele dann erst bewusst machen was es überhaupt bedeutet für die Todesstrafe zu sein. Bestimmt gibt es auch Einige die die Frage ohne zu zögern bejahen würden. Und würde man Diese fragen, ob sie die Exekution auch dann vornehmen würden, wenn sie den Verurteilten mit bloßen Händen erwürden müssten, gäbe es wahrscheinlich den Einen oder Anderen der sich dazu bereit erklären würde. Und bestimmt gibt es auch Solche, für die Henker ein Traumberuf wäre. Sie könnten dann völlig legitim und gegen Bezahlung ihrer Lust am Töten nachkommen.
Bestimmt gab es in KZs auch Soldaten denen es Freude bereitete Menschen hinzurichten.
Es gibt auch in heutigen Kriegen Söldner, die sich von einer Kriegspartei anheuern lassen. Ihre Motivation besteht dabei einzig aus der Lust am Töten; für welche Seite sie in den Kampf ziehen, ist dabei vollkommen unwichtig. Sie wollen dabei nur die Gelegenheit haben legal Menschen zu töten. Das einzige was sie (vielleicht) davon abhält ihrer Lust ausserhalb von militärischen Konflikten nachzukommen, ist die Gesetzgebung. Die Angst vor einer möglichen Strafe hindert sie daran als Zivilisten zu Mördern zu werden.
Solche Menschen haben nicht das, was man allgemein als Gewissen bezeichnet. Es stellt sich die Frage woher das kommt, wieso sie so sind. Sind es Menschen mit einem Defekt, der entweder durch eine gestörte Entwicklung verursacht oder vielleicht sogar angeboren wurde? Oder sind sie vielleicht garnicht „unnormal“, wenn sich ihr Verhalten evolutorisch erklären lässt?
Ich bin der Meinung, dass es Gesetze gibt, weil es Menschen ohne Gewissen gibt. Menschen denen es egal ist ob sie Anderen oder einer Gesellschaft schaden.
Gesetze enstehen immer durch die Frage nach einer Vorstellung von Moral. Was ist unmoralisch und muss verboten und unter Strafe gestellt werden? Würde sich diese Frage nicht stellen, weil alle Menschen wissen was unmoralisch ist (und weil sie selbst moralisch sind), bräuchte man keine Gesetze. Und würde dann ein Mensch unbewusst unmoralisch handeln und dies erkennen, würde er automatisch den entstandenen Schaden wieder gut machen wollen, soweit ihm das möglich ist.
Wer keine Moral hat, braucht Gesetze.
Und für Menschen ohne Moral ist es nur die Angst vor einer Strafe, die sie daran hindert unmoralisch zu handeln.
Die Angst vor der Srafe Gottes durch das ewige Höllenfeuer.