Mannomann Blumenschein!
Ich kann diese Neiddebatten nicht mehr hören!
Ich versuche jetzt mal, aus meiner eigenen Erfahrung die Arbeits- und Ferienzeiten eines Lehrers zu umreißen:
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Nachmittags/Abends nach der Arbeit: mitnichten Feierabend, sondern Vorbereitungen für den Folgetag (gerne auch mal ein paar Stunden, jenachdem, was anliegt); ggf. Korrekturen, wenn Abgabetermine pressieren; Telefonate/E-Mail-Verkehr mit Eltern, ggf. mit Schülern, auch mit Kollegen, besonders dann, wenn sich Problemfälle (in alle Richtungen)unter den Schülern ergeben;
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Wochenenden: siehe oben
(hier können wir schonmal festhalten, dass im Gegensatz zu vielen anderen Berufen der Tag eines Lehrers nicht endet, wenn er seine Pflichtstunden in der Schule abgerissen hat)
Herbst- und Weihnachtsferien: meist vollgestopft mit Korrekturen (gerade am Gymnasium ist man da abhängig von den vorgegebenen Klausurterminen); Vorbereitung der nächsten Unterrichtsvorhaben (endlich mal mit ein bisschen Ruhe), Überarbeitung der eigenen Unterlagen. Und ja: zwei, drei Tage Erholung gönnt man sich auch mal.
Osterferien (die schönste Zeit…): Vorbereitung der mündlichen Abiturprüfungen. Dafür reichen die Osterferien leider nicht, da man ja auch noch die regulären Korrekturen zu erledigen hat, also nimmt man die Arbeit aus den Ferien wieder mit in die Schulzeit. Da kommen dann leider aber auch die Korrekturen der Abiturklausuren dazwischen, die ja leider feste Termine haben und nicht aufgeschoben werden können. 1,5 - 2 Stunden pro Klausur sind der Durchschnitt (der eine braucht mehr, der andere weniger, manche Klausuren bedürfen mehr Zeit als andere). Das ganze mal (Minimum) 20, da kann man sich ausrechnen, wie lange man neben seiner regulären Arbeitszeit alleine an diesen Klausuren sitzt. Bei regulären Klausuren sieht das übrigens ähnlich aus, bei Klassenarbeiten aufgrund der höheren Schülerzahl auch.
Dann kommt die Durchführung der Abiturprüfungen hinzu. Wenn man Pech hat, werden pro Tag 3-4 Prüfungsblöcke á 3 Schüler angesetzt, Prüfungszeit je eine halbe Stunde plus Beratungszeit…da weiß man abends, was man den Tag über getan hat.
Zum jeweiligen Halbjahresende geht dann der Notenmarathon für die Zeugnisse los. Noteneintragungen, Konferenzen, Diskussionen.
Was noch nicht eingerechnet ist ins Arbeitspensum sind die ganzen Kleinigkeiten zwischendurch: mal hier eine Projektwoche, mal da ein Schulfest, von den Konferenzen ganz zu schweigen. All dies liegt nicht in der regulären Arbeitszeit eines Lehrers, gehört aber zum Job und wird von der Öffentlichkeit offensichtlich nicht wahr genommen.
Wenn wir also die Überstunden und durchgearbeiteten Wochenenden gegen die tatsächlich wahrgenommene Ferienzeit bei Lehrern aufwiegen, kommen wr vielleicht auf ein bis maximal zwei Wochen mehr Urlaub im Jahr als ihn der durchschnittliche Arbeiter wahrnehmen kann. Wenn letzterer, der im Gegensatz zum Lehrer seine Urlaubszeiten mehr oder minder frei legen kann, geschickt die Feiertage mit einbezieht, verringert sich der Abstand wahrscheinlich noch einmal.
Der Bonus an freier Zeit rechtfertigt sich meiner Meinung nach mit dem (körperlich und seelisch) anstrengenden täglichen Lärm- und manchmal auch Stresspegel, den kaum ein anderer Beruf mit sich bringt.
Natürlich gibt es auch unter Lehrern Drückeberger, denen Vorbereitung ein Fremdwort ist, die bei Korrekturen schludern (oder aufgrund der Fächerkombi sowieso kaum Korrekturen haben), sich nicht um ihre Schüler und die Eltern kümmern und jede Ferien für einen kleinen Urlaub nutzen.
Aber sind wir doch mal bitte endlich ehrlich: Menschen mit dieser Arbeitseinstellung gibt es in allen Berufen. Und sie sind zum Glück auch eher selten.
Und bitte jetzt nicht mit dem Argument kommen, dass es (vor allem in der Wirtschaft) auch andere gibt, die genauso viel oder mehr arbeiten und nicht so viele Ferien haben. Diese Menschen werden in den meisten Fällen mit wesentlich mehr Geld entlohnt als ein Lehrer.
Ach, übrigens: Was genau arbeitest du denn eigentlich? Vielleicht tauschen wir mal ne Woche!?
Gruß
Dine