Wie begründen sich die langen Ferienzeiten

Hi,

das möchte ich nicht abstreiten, aber der Schulalltag besteht
nun einmal aus mehr als 6 Akademischen Schulstunden.
Hausaufgaben und lernen gehört auch dazu.

Das kommt wohl auf den Schultyp an. Unser Hauptschulabschluss wäre vielleicht mehr Wert, wenn es keine 6-8 Wochen Schulferien gäbe.

Und wenn es keine 6-8 Wochen Schulferien gäbe, könnte man das schreckliche Leben eines Gymnasiasten sicher auch erträglicher gestalten.

Meine Frage wäre vor allem, warum es so lange Hochschulferien
gibt.

Es gibt keine Hochschulferien(Außer den Winterferien vom
24.Dezember an. Am ersten Montag im neuen Jahr geht es
weiter.). Nur die Vorlesungsfreie Zeit. Und hier lernt man für
Klausuren, nimmt an Blockveranstaltungen Teil und schreibt
größere Arbeiten, Aufsätze, Projekte, Auswertungen etc.

Wir hatten Ende Juli bis Anfang September weder Klausuren, noch Veranstaltungen.
Projekte, Laborscheine, Arbeiten wurde in der Vorlesungs- bzw. Klausurenzeit erledigt. Wir hatten 32-35 SWS und außerhalb dieser Zeit hat man alle Projekte bearbeitet, Protokolle vor- und nachbearbeitet und Kolloquien vorbereitet.
Wer das nicht schaffte oder durch Klausuren fiel, musste, je nach Bedarf, die vorlesungsfreie Zeit nutzen.

Hallo,
also ich hatte Praktika und Seminare in der vorlesungsfreien Zeit. Klar, ich hatte immer auch ein paar Wochen Ferien in diesen Phasen. Aber einen Teil meiner Scheine musste und konnte ich nur in den sog. Semesterferien machen.

LG Barbara

max. 6 :Unterrichtsstunden

Ein Schüler erleidet pro Werktag im Schnitt max. 6 Unterrichtsstunden.

Das stimmt aber nicht (mehr), außer du redest nur von Grundschülern. Seit dem G8 haben schon 5.-Klässler hier (NRW) teilweise 8 oder 9 Stunden Unterricht, und Hausaufgaben u. U. zusätzlich noch.

Hi

Wie *schön* für dich.

Bei uns wurden Klausuren in den Vorlesungsfreien ersten und letzten zwei Wochen geschrieben, mündliche Prüfungen frei verteilt. Dort fanden alle Praktika und Forschungspraktika statt. Wir mussten mindestens 3 Hausarbeiten pro Fach schreiben aber meist waren es mehr, wer gut schreiben wollte musste intensiv recherchieren oder empirisch arbeiten (in höheren Semestern).
Vor allem aber fanden Blockseminare statt und wer ein Latinum oder Graecum machen wollte hatte gar keine „Ferien“.

Ich zumindest hatte nach dem 4. Semester keine Ferien mehr, nur nicht den Zwang um 9:30 in der Uni zu sein. Um mit nicht mehr als einem Semester über Regelstudienzeit fertig zu werden hatte ich in den letzten zwei Semestern auch sonst keine rechte Freizeit mehr.

28 SWS war die kleinste Woche, die hatte ich im 1. Semester. Meine maximal Woche lag bei 44 SWS und das war ohne Hausarbeiten, ohne Lernen, nur Anwesenheit in der Uni (und es bestand ja Anwesenheitszwang). Vorlesungen gab es fast gar nicht, nur Seminare mit intensiver Mitarbeit.

Aber wenn du total viel Freizeit hattest und in der vorlesungsfreien Zeit auf Malle deinen Bauch bescheinen gelassen hast war das sicher bei allen andern auch so…

lg
Kate

Ein kleine
Suche im Archiv hätte geholfen:
/t/warum-soviel-ferien/6925627/8

Das war nämlich schon vor wenigen Wochen Thema … ?!

Gruß
Wawi

Hallo,

Warum sind die Schulferien im Vergleich zum Arbeitsleben
derartig lang ausgeprägt?

Diese Frage wurde hier schon mehrfach beantwortet. Die Kinder wurden (in einigen Gebieten tatsächlich immer noch) im Haus und Hof gebraucht.
Das ist zumindest der historische Hintergrund der sechswöchigen Sommerferien. In Schweden sind es sogar acht Wochen.

Ich verstehe ja, dass Grundschülern etc. eine gewisse Erholung
zugestanden werden sollte aber ein Oberstufenschüler sollte
doch ähnlich wie ein Lehrling auch seinen Beitrag leisten.

Lernen ist etwas anderes als arbeiten gehen. Beim Arbeiten ist der Lernprozess meistens weitestgehend abgeschlossen. Schüler, Lehrlinge und Studenten müssen sich nicht nur 8 Stunden lang konzentrieren, was im berufsleben eher selten vorkommt. Ausserdem endet der Tag nicht mit dem Unterricht, sondern man muss üben, lernen, aufarbeiten, sich auf Prüfungen vorbereiten.

Gleichzeitig verstehe ich nicht, wie über die Reduzierung der
Schulzeit geklagt wird anstatt die Ferien angemessen zu
verkürzen. Ein Unternehmen würde bei derartig viel Urlaub
ebenfalls nicht ausreichend Umsatz erwirtschaften können.

Da sehe ich keinen Zusammenhang. Deutschland ist, was das Abitur nach 12 Jahren angeht eher ein Nachzügler. Es wurde nur schlecht vorbereitet und der Lehrplan wurde oft nicht angemessen umgestellt. Du kannst eine Schule nicht mit einem Unternehmen vergleichen, dass einen Umsatz erwirtschaften soll. Ein Schüler braucht neben dem Unterricht Erholungsphasen und Lernphasen. Insbesondere die Lernphasen scheinst Du gewaltig zu unterschätzen.

Kommt abschließend noch die Frage der Arbeitszeit der Lehrer
in den Ferien hinzu. Hier werden immer Korrektur und
Vorbereitung angeführt. Wie wird das kontrolliert oder
funktioniert eine Selbstkontrolle im System?

Was die Lehrer noch so alles neben dem regulären Unterricht machen müssen ist bereits beantwortet worden. Wenn Du aber nach dem Kontrollsystem fragst, dann gibt es keines. Es gibt gute und schlechte Lehrer. Die Schlechten lassen sich bei einem Schnupfen drei Wochen krankschreiben und ziehen für ein Thema das gleiche Arbeitsblatt heraus, wie vor 20 Jahren aus dem Ordner. Diese Kandidaten hat man woanders auch, nur das Zurechtweisen ist in der freien Wirtschaft sicher einfacher. Gibt es aber Eltern oder Kollegen, die ein bestimmtes Niveau erwarten, dann wird es für diese Muffel unbequem.

Wenn eine Berufsschicht derartig priveligiert ist, kann man
eine Neiddebatte gar nicht vermeiden. Gleichzeitig darf und
muss die Gesellschaft kritisch die Leistungen des Schulsystems
nachfragen.

Du meinst jetzt die Lehrer, nicht die Schüler, oder? Als priveligiert sehe ich die Lehrerschaft nicht (es sei denn sie sind verbeamtet und ruhen sich vollumfänglich auf diese Position aus). Das Schulsystem an sich darf man aber ruhig kritisieren. Es fehlt ganz entschieden an Kontrollsystemen, die nicht nur aus Fragebögen bestehen, sondern auch ausgewwertet werden und dann entsprechend eine Evaluierung stattfindet.

Viele Grüße

Nicht immer nur vom eigenen Standpunkt ausgehen…

Ich bin im Frühjahr fertig geworden, bin jetzt berufstätig und weißt du, was grad das schönste ist - jedes einzelne Wochenende wieder? Festzustellen, dass man freitags mit dem Schließen der Bürotür auch die Arbeit bis Montag hinter sich lässt. Ich freu mich wie eine Blöde auf Weihnachten, weil es das erste seit 3 Jahre sein wird, wo ich mal die drei Feiertage am Stück einfach nur genießen kann und nicht zwischendurch lernen/lesen/irgendwas fertigstellen/schreiben muss. Wenn du in deinem Studium in der vorlesungsfreien Zeit nichts zu tun hattest, dann kannst du deine Scheine nicht mittels Hausarbeiten erworben haben - für eine Vielzahl von Studiengängen sind Hausarbeiten aber DAS Prüfungsmittel überhaupt. Und die schreibt man nun mal im Normalfall nach der Vorlesungszeit. Dafür stehen diese Studenten dann eben als Ausgleich normalerweise nicht mehrmals die Woche 10 h täglich im Praktikum (meine zahlreichen Physikerfreunde). Aber irgendwo leisten doch alle die gleiche Arbeit.

Gruß

Hallo,

Diese Frage wurde hier schon mehrfach beantwortet. Die Kinder
wurden (in einigen Gebieten tatsächlich immer noch) im Haus
und Hof gebraucht.

Ich gehe davaon aus, daß Du Dich auf Deutschland bzw. Mitteleuropa beziehst. Wie wäre dieses „gebraucht werden in Haus und Hof“ während der Ferien zu belegen? Welche „Gebiete“ meinst Du?

Gruß
Jörg Zabel

also wenn ich mich recht erinnere, haben „wir“ die Schulferien, die wir jetzt anprangern, in unserer Jugend doch sehr genossen. Und ein Teil der schönsten Kindheitserinnerungen entstand eben in dieser schulfreien Zeit. Warum unseren Kindern dies nicht gönnen??

Aber davon mal ganz abgesehen: 6 Stunden sind bei weitem nicht mehr der Normalfall. Schon die Fünftklässler haben (2 mal die Woche) Nachmittagsunterricht und die Oberstufenschüler hängen zumindest bei uns in SH teilweise vier mal die Woche von 7.45 bis 16-17 Uhr in der Schule. Natürlich sind da auch Freistunden dazwischen, oft aber so dumm gelegt, dass sie kaum etwas bringen.

Gruß Inge

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Moin auch,

Glueckwunsch. Wir hatten unterjaehrig vormittags Vorlesung, nachmittags Praktikum. In der vorlesungsfreien Zeit waren dann Klausuren und Kolloquien. Wenn dann mal wirklich 2 Wochen frei waren war das schoen.

Ralph

Hallo,

ich meine Bayern. Da war das vor 20-30 Jahren so und heute immer noch vereinzelt. Da die Anpassungen der Gesetze an die tatsächlichen Lebensumstände immer sehr lange brauchen, können wir frühestens in 40 Jahren mit einer Veränderung der Ferienzeiten rechnen, sofern überhaupt gewollt.

Viele Grüße

Arbeitszeit der Lehrer
Hallo,

Wie man die Arbeitszeit der Lehrer halbwegs fair abschätzen kann, kann man sich doch gut vorstellen: Man vergleicht die Arbeitsstunden, die im Jahr anfallen, mit denen eines typischen Angestellten oder Beamten im öffentlichen Dienst.

Hierzu hat jedes Bundesland andere „Arbeitszeitmodelle“ in denen auf dem Papier festgelegt ist, wie lange eine Unterrichtsvorbereitung, eine Klausurkorrektur etc. dauern. Dann tariert man die wöchentlichen Unterrichtsstunden, die ein Lehrer gibt so aus, dass die geleisteten Stunden im Jahr hinkommen. (Dass dies nur Durchschnittswerte sein können, ist natürlich klar.) Die Unterrichtsstunden schwanken auch von Bundesland zu Bundesland, liegen aber so in der Gegend zwischen 25 und 29.

Bei einem „normalen“ Angestellten sieht das dann etwa so aus:

Das Jahr hat 52 Wochen, davon 6 Wochen Urlaub + 10 Feiertage (ok, manchmal fallen sie auf ein Wochenende) macht ca. 44 Wochen x 40 h Arbeit im Jahr. (Danach fangen dann die Überstunden an.)

Bei Lehrern kenne ich die Berechnung nicht wirklich, aber mein Bruder ist z.B. Lehrer für Bio und Mathe und bei ihm sieht es etwa so aus:

  1. Er ist an 5 Tagen der Woche in der Schule, im Schnitt so 6-7h am Tag. Dazu kommen an 5 Tagen der Woche ca. 2h Vorbereitungszeit auf den nächsten Tag. Sagen wir also 8h am Tag, 40h pro Woche.

  2. Bei 12 Wochen Ferien und einigen Feiertagen (die meisten liegen in den Ferien, fallen also nicht erneut an), haben wir also ca. 39 Wochen x 40 h.

  3. Entwerfen u. korrigieren von Klausuren: dies wird höllisch unterschätzt. Ich glaube in Mathe werden 4 Klausuren (pro Klasse und pro Schuljahr) geschrieben, in Bio 2. (Wer es genauer weiss, mag mich verbessern.) Er unterrichtet (genau weiss ich es nicht, das Schuljahr hat gerade erst angefangen) ca. 5 Klassen in Mathe, 4 in Bio, macht also ca. 28 Klausuren im Jahr. Eine Klausur zu entwerfen, dauert 2-5 h, sagen wir in Schnitt 3.
    Eine Klausur zu korrigieren dauert ca. 10-15h, sagen wir im Mittel 12.
    Damit komme ich auf: (3+12)x28 weitere Stunden im Jahr.

Den Rest kannst du Dir selbst ausrechnen.

Hier werden immer Korrektur und
Vorbereitung angeführt. Wie wird das kontrolliert oder
funktioniert eine Selbstkontrolle im System?

Die Kontrolle erfolgt einfach dadurch, dass am Schuljahresende die Klausuren alle geschrieben und korrigiert sein müssen. Ein Lehrer, der zum Stichtag seine Noten nicht eingetragen hat, bekommt richtig dicken Ärger. Natürlich wird nicht kontrolliert, ob er es in den Ferien tut, oder nach den Ferien Doppelschicht schiebt. Aber wenn er 2-3 Klausuren auf Schreibtisch liegen hat (3 „Klassensätze“), dann muss er sich diese Zeit irgendwoher nehmen. Entweder im laufenden Schulbetrieb die zusätzlichen Stunden einschieben (und für 1-2 Wochen auf einen 15-Stundentag umstellen) oder eben die Ferien nutzen.

Mein Bruder hatte sogar in seinem 1. Jahr als Lehrer 2 Wochen lang Aufputschmittel genommen, weil er sich gegen Schuljahresende verkalkuliert hatte und dann nur noch 1-2 Stunden pro Nacht geschlafen hatte, um alles fertig zu bekommen.

Viele Grüsse,
Walkuerax

Hallo,

Gegenrechnung:

Ein Angestellter ist 5 min vor 8 im Büro, fährt Rechner hoch, um 8 beginnt die Arbeit. 4 Std bis 12, 1 Std Mittag, 4 Std bis 17 Uhr.

Ein Lehrer ist 5 min vor 8 in der Klasse, begrüßt die Meute, um 8 beginnt der Unterricht. 5 Std bis 13 Uhr, 1 Std Mittag, 3 Std für den restlichen Summs Sonstiges bis 17 Uhr. Jeden Tag 3 Std.

Deine 39 Wochen x 5 Tage x 3 Std = 585 Std Sonstiges.

Bei einem „normalen“ Angestellten sieht das dann etwa so aus: Das Jahr hat 52 Wochen, davon 6 Wochen Urlaub + 10 Feiertage (ok, manchmal fallen sie auf ein Wochenende) macht ca. 44 Wochen
Bei Lehrern sieht es etwa so aus:

Sind keine Mathelehrer vermutlich :smile:

Bei 12 Wochen Ferien und einigen Feiertagen (die meisten liegen in den Ferien, fallen also nicht erneut an), haben wir also ca. 39 Wochen x 40 h.

Aha. 6 Wochen mehr Urlaub/Ferien, aber nur 5 Wochen weniger Arbeitszeit. Wegen der Feiertage, an denen Lehrer im Gegensatz zu anderen selbstverständlich Unterricht halten müssen.

Gegenrechnung zwischendurch (im Vergleich zu einem „normalen“ Angestellten") für diese zusätzlichen Ferien:

6 Wochen x 5 Tage x 8 Std = 240 Std.
Zuzüglich obiger 585 Std Sonstiges = 805 Std Sonstiges.
[ca. 20 Wochen Sonstiges bei 39 Wochen Arbeitszeit].
Oder:
[805 Std von 1560 Std = „Sonstiges“].
Bemerkenswert. Sehr bemerkenswert.

Er ist an 5 Tagen der Woche in der Schule, im Schnitt so 6-7h am Tag.

Arbeitszeit zählt, nicht Anwesenheit.

Dazu kommen an 5 Tagen der Woche ca. 2h Vorbereitungszeit auf den nächsten Tag.

Jeden Tag. Wozu? Wenn man von „normalen“ Angestellten sprichst, solltest man diese mit „normalen“ Lehrern gleichsetzen.

  1. Entwerfen u. korrigieren von Klausuren: …
    Damit komme ich auf: (3+12)x28 weitere Stunden im Jahr.

= 420 Std von „Sonstiges“. Verbleiben 385 Std „Sonstiges“.

Den Rest kannst du Dir selbst ausrechnen.

39 Wochen 5 Tage x 2 Std Vorbereitungszeit = 390 Std.

OK, passt :smile:

nasziv

Angesetzt habe ich 5 Zeitstunden für Unterricht von 8-13 Uhr. Tatsächlich vorgeschrieben sind etwa 27 „Unterrichtsstunden“ á 45min = 20,25 Zeitstunden. Ist das korrekt?

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Arbeitszeit zählt, nicht Anwesenheit.

Dieser nicht zu unteschätzende Faktor gilt übrigens auch für alle anderen Arbeitnehmer :wink: Wenn, dann dies bitte auch betonen!

lg
Vast

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Hallo,

Die 6 Wochen Schulferien machen ein Kind ja nicht zum Kind.
Ein Schüler erleidet pro Werktag im Schnitt max. 6
Unterrichtsstunden.

In einer Ganztagsschule sind es 10 (!) Schulstunden, wovon eine Stunde Pause dazwischen liegt. In dieser Pause kann dann auch schon mal eine (Pflicht)-AG fallen, Religion oder Förderunterricht. Acht Zeitstunden Anwesenheit in der Schule ist also für ein Ganztagsschüler ganz normal. Die Unruhe durch fehlende Betreuung macht es zudem unmöglich die Hausaufgaben zu erledigen.

Den Rest des Tages darf er Kind sein und

am Wochenende genauso.

Eine Ganztagsschule schließt um 17h und es gibt Eltern, die as auch bis zur letzten Minute ausreizen (weil sie arbeiten müssen). Danach folgt vielleicht noch ein Sportverein oder sonstige Aktivitäten (bestenfalls ein Hobby schlimmstenfalls ein Arztbesuch oder Einkaufen), dann müssen die Hausaufgaben erledigt werden. Wird das auf Grund von Leben und Kindsein nicht geschafft, dann muss am Wochenende auch gearbeitet werden. Da fragen sich die Leute allen ernstens warum Kinder bereits Burn outs haben.

viele Grüße

Hallo Walkuerax

Wie man die Arbeitszeit der Lehrer halbwegs fair abschätzen
kann, kann man sich doch gut vorstellen: Man vergleicht die
Arbeitsstunden, die im Jahr anfallen, mit denen eines
typischen Angestellten oder Beamten im öffentlichen Dienst.

Ja. So arbeiten Lehrer zumindest nicht weniger als andere.

  1. Er ist an 5 Tagen der Woche in der Schule, im Schnitt so
    6-7h am Tag. Dazu kommen an 5 Tagen der Woche ca. 2h
    Vorbereitungszeit auf den nächsten Tag. Sagen wir also 8h am
    Tag, 40h pro Woche.

Also jeden Tag etwa 4h(!) zusätzlich zum Unterricht. Das ist sicher viel.

… weil er sich gegen
Schuljahresende verkalkuliert hatte und dann nur noch 1-2
Stunden pro Nacht geschlafen hatte …

die Erfahrung macht so mancher schon als Student :wink:

Studien der Interessenvertretungen kommen (natürlich) zu Mittelwerten > 40h. Es gibt jedoch auch „Schmalspur“-Lehrer, die ihren Beruf nicht als wesentlichen Teil eines Werktages ansehen. Anderswo wird meist Anwesenheit bezahlt. Ob ich (Software) den halben Tag surfe oder arbeite, kann niemand ermessen, da Arbeit kaum quantifizierbar ist und Produktivität um eine Größenordnung variiert. Die Stempeluhr liefert ein objektives Maß.

Lehrer können dagegen je nach Mentalität und Fächerkombination zwischen 50% und 150% Zeit aufwenden, ohne Chance auf Anerkennung oder Repressionen. Ich sehe gerade bei den 50%ern die Gefahr, dass die Arbeit zunehmend als lästig, als Belastung angesehen wird. In anderen Berufen kann oder muss man sich seine Sporen zumeist in den ersten Jahren verdienen.

Lehrer können praktisch von Beginn der Laufbahn an:

  • nicht bewertet werden
  • sich und ihre Arbeit kaum vergleichen
  • nichts gewinnen oder verlieren (Geld oder Anerkennung)
  • über 50% ihrer Arbeitszeit frei verfügen, ohne jede Kontrolle

Das halte ich für spezifisch problematisch und weiß keine Abhilfe.

Ich kenne Lehrer, die das Konstrukt eines Arbeitstages (einen Großteil des Tages arbeiten) nicht kennen. Begriffe wie Belastung, Feierabend, Beruf oder Privatleben bekommen dabei völlig andere Bedeutungen, was Diskussionen ungemein erschwert.

Gruß
wilbert

P.S.: Das Argument der Konferenzen, Elternanrufe etc. nach Feierabend. Das ist auch in anderen Berufen üblich. Wird (wenn überhaupt) nach Aufwand vergolten, nicht pauschal im voraus.

P.S.2: Mich persönlich würde es z.B. interessieren, ob Lehrer mit festen Arbeitszeiten an der Schule (incl. Cubical zur Korrektur, Vorbereiten etc, Weiterbildung in den Ferien) zufriedener wären. Keine Ahnung, wie und wo man das untersuchen könnte.

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Hallo!
Zu deinen Bemerkungen, denen ich z. T. zustimme, erlaube ich mir ein paar Richtigstellungen (auf Gymnasium bezogen):

Lehrer können praktisch von Beginn der Laufbahn an:

  • nicht bewertet werden
  1. Von wem nicht? Sie werden bewertet:
    von den Schülern und Eltern aufgrund der alltäglichen Beobachtungen und Erfahrungen; der Pausenhoftratsch liefert denen, die die betreffende Lehrkraft noch nicht kennen, bereits die derzeit gültige Beurteilung von dieser Seite
  2. vom Dienstvorgesetzten im Rahmen der regelmäßigen und/oder außerordentlichen dienstlichen Beurteilung, von der die Höhergruppierung innerhalb der betreffenden Gehaltsstufe sowie die Verwendung in Beförderungsämtern (Fachleitung u. ä., Mitarbeit in Kommissionen für Lehrpläne usw.) und auch de dazugehörigen Wartezeiten abhängen. Die erste dieser Beurteilungen, die man im Personalakt sein ganzes Dienstleben hindurch mitschleppt und bei Schulwechsel mitnimmt, stammt schon aus den ersten Dienstjahren, alle paar Jahre kommt eine neue hinzu; in Bayern wurde sogar die Regelung abgeschafft, dass über Fünfundfünfzigjährige nur noch auf Antrag beurteilt werden.
  3. durch die ständigen Anrufer bei der Schulleitung oder in der Hauptstadt gleich im Ministerium.
  4. durch die Konkurrenz der Schulen am gleichen Ort oder in der näheren Umgebung,
  • sich und ihre Arbeit kaum vergleichen

Da kennst du den Lehrerzimmertratsch nicht: Wenn du von dem eine Klasse übernimmst, dann ist der Kenntnisstand nahe Null. Wie soll man mit denen arbeiten können, so wie der die nicht gezogen hat? Die ist streng, eine Furie ja, aber beigebracht hat sie ihnen was. Das ist ein Windmacher, bis Allerheiigen habe ich zu tun, um seinen Rückstand aus dem Vorjahr aufzuholen. … … …

  • nichts gewinnen oder verlieren (Geld oder Anerkennung)

Doch!
Geld: Erst (viele Jahre) nach der Beförderung erfolgt die Eingruppierung in eine höhere Gehaltsstufe.
Anerkennung: Um die Reputation bei den Kollegen, den Schülern und den Eltern ist es schnell geschehen. Ist der Ruf erst ruiniert, kann er kaum noch wiederhergestellt werden.

  • über 50% ihrer Arbeitszeit frei verfügen, ohne jede
    Kontrolle

Meinst du wirklich, es fällt nicht auf, wenn der Unterricht nicht oder schlampig vorbereitet ist, wenn die Medien nicht bereitgestellt sind oder nicht funktionieren, wenn Hausaufgaben nicht überprüft werden, wenn Prüfungsaufgaben fehlerhaft erstellt sind, wenn die Korrektur zu lange dauert, wenn Noten nicht plausibel sind, wenn Schülerfragen nicht beantwortet werden können usw.? An jedem Vormittag wird er von mindestens hundert Augenpaaren beobachtet. Und die zugehörigen Köpfe sind nicht immer objektiv oder wohlgesonnen. Vergleiche bloß mal die Blogs!

Ich kenne Lehrer, die das Konstrukt eines Arbeitstages (einen
Großteil des Tages arbeiten) nicht kennen. Begriffe wie
Belastung, Feierabend, Beruf oder Privatleben bekommen dabei
völlig andere Bedeutungen, was Diskussionen ungemein
erschwert.

Da magst du recht haben. Ich kenne aber auch Leute, die aus realer Erschöpfung oder aus psychischen Gründen erst am späten Nachmittag sich an den Schreibtisch setzten können. Im Privatleben können daraus Tragödien entstehen.

P.S.: Das Argument der Konferenzen, Elternanrufe etc. nach
Feierabend.

Zustimmung. Das ist keine ernstzunehmende Belastung. Es wird als solche empfunden, weil es nicht in den gewohnten Tagesablauf passt.

P.S.2: Mich persönlich würde es z.B. interessieren, ob Lehrer
mit festen Arbeitszeiten an der Schule (incl. Cubical zur
Korrektur, Vorbereiten etc, Weiterbildung in den Ferien)
zufriedener wären.

Nach- und Vorbereitung des Unterrichts in der Schule: Zumindest solange es dafür keinen Arbeitsplatz gibt, der etwa einem normalen Büroplatz entspricht, wünsche ich das weder mir noch sonstwem: Fachliteratur vorhanden und in greifbarer Nähe? PC am Arbeitsplatz vorhanden? Ruhe inn- und außerhalb des Raums? Betreuung der eigenen Kinder zu Hause? …
Fortbildung in den Ferein: Mir ist mehr gedient, wenn ich vor Schulbeginn mich zu Hause auf den Unterricht in der Obserstufe vorereite.

Keine Ahnung, wie und wo man das
untersuchen könnte.

Das weiß ich auch nicht. Helfen könnte: Leute rechtzeitig aussortieren, die Schule als Halbtagsjob auffassen („Vormittags habe ich Recht und nachmittags frei“); in der Referendarausbildung hierzu sehr konkret werden; Arbeitsbedingungen schaffen, die den Elan des Anfangs nicht ersticken; davon vielleicht am wichtigsten: einmal fünf Jahre lang die Leute in Ruhe unterrichten lassen, ohne dass ständig neue Vorschriften, Richtlinien, Pläne, Gesetze und Experimente die vernünftige Kontinuität des Unterrichts stören.

Freundlichen Gruß!
H.

3 Like

Hallo,

Kommt abschließend noch die Frage der Arbeitszeit der Lehrer
in den Ferien hinzu. Hier werden immer Korrektur und
Vorbereitung angeführt. Wie wird das kontrolliert oder
funktioniert eine Selbstkontrolle im System?
Wenn eine Berufsschicht derartig priveligiert ist, kann man
eine Neiddebatte gar nicht vermeiden. Gleichzeitig darf und
muss die Gesellschaft kritisch die Leistungen des Schulsystems
nachfragen.

Neugierig auf Reaktionen,

Wenn du dich ernsthaft mit der Arbeitszeit der Lehrer beschäftigen möchtest, dann lies:
http://www.hamburg.de/lehrerarbeitszeit/64410/lehrer… insbesondere Abschlussbericht und Evaluationsbericht.

Gruß
MklMs

Volle Zustimmung
Hallo Hannes,

ich kann Dir nur zustimmen.

Lehrer können praktisch von Beginn der Laufbahn an:

  • nicht bewertet werden
  1. Von wem nicht? Sie werden bewertet: von den Schülern und Eltern …
  2. vom Dienstvorgesetzten …
  3. durch die ständigen Anrufer bei der Schulleitung …
  4. durch die Konkurrenz der Schulen am gleichen Ort …

Das ist alles richtig und Belastend. Was m.E. fehlt ist die fachliche Bewertung, eine Perspektive. (Abteilungsleiter, lukrativer Posten, Dienstwagen) Für Lehrer (gleicher Laufbahn) geht es doch meist nur um 1 oder 2 A-Stufen (insgesamt).

  • sich und ihre Arbeit kaum vergleichen

Da kennst du den Lehrerzimmertratsch nicht: Wenn du von dem
eine Klasse übernimmst …

Hier meinte ich mehr das innere Korrektiv. In anderen Berufen arbeitet man zusammen oder sieht die primäre Arbeit der Kollegen. Software, Berichte oder Bilanzen, Werkstücke, Arbeitsergebnisse. Mir bekannte Lehrer arbeiten überwiegend allein und haben wenig objektive Möglichkeiten, einzuschätzen ob sie gut oder doch sehr gut sind (die beiden Stufen, die es woanders auch nur gibt)

  • über 50% ihrer Arbeitszeit frei verfügen, ohne jede
    Kontrolle

Meinst du wirklich, es fällt nicht auf, wenn der Unterricht
nicht oder schlampig vorbereitet ist … wenn Schülerfragen nicht
beantwortet werden können usw.? An jedem Vormittag wird er von
mindestens hundert Augenpaaren beobachtet.

Das ist stress pur! Siehe nächsten Absatz

Ich kenne Lehrer, die das Konstrukt eines Arbeitstages (einen
Großteil des Tages arbeiten) nicht kennen. Begriffe wie
Belastung, Feierabend, Beruf oder Privatleben bekommen dabei
völlig andere Bedeutungen, was Diskussionen ungemein
erschwert.

Da magst du recht haben. Ich kenne aber auch Leute, die aus
realer Erschöpfung oder aus psychischen Gründen erst am späten
Nachmittag sich an den Schreibtisch setzten können. Im
Privatleben können daraus Tragödien entstehen.

Ich empfinde die Trennung von Arbeit und Privatleben ja auch als Vorteilhaft. Mein innerer Schweinhund ist am Arbeitsplatz leichter zu dressieren. Ich wollte die Punkte nicht so verstanden wissen, dass ich neidisch darauf bin, sondern dass sie das Potential haben, enorme physische und psychische Belastungen zu begünstigen.

P.S.2: Mich persönlich würde es z.B. interessieren, ob Lehrer
mit festen Arbeitszeiten an der Schule (incl. Cubical zur
Korrektur, Vorbereiten etc, Weiterbildung in den Ferien)
zufriedener wären.

Nach- und Vorbereitung des Unterrichts in der Schule:
Zumindest solange es dafür keinen Arbeitsplatz gibt, der etwa
einem normalen Büroplatz entspricht, wünsche ich das weder mir
noch sonstwem:

Dafür die Cubicals, mit Schreibtisch und PC etc.

Fachliteratur vorhanden und in greifbarer Nähe?

Da wäre die Schule m.E. der ideale Ort.

Ruhe inn- und außerhalb des Raums?

Ein Problem das andere Berufe teilen. In einer Schule könnte man ggf. im Einzelfall auf Klassenräume ausweichen, für kniffelige Aufgaben.

Betreuung der eigenen Kinder zu Hause? …

Auch das Teilen andere Berufe

Fortbildung in den Ferein:

Naja, das ist die Verbindung zum Thread: die langen Ferien :smile:

… Helfen könnte: Leute rechtzeitig
aussortieren, die Schule als Halbtagsjob auffassen
… in der Referendarausbildung hierzu sehr konkret werden;
Arbeitsbedingungen schaffen, die den Elan des Anfangs nicht
ersticken; davon vielleicht am wichtigsten: einmal fünf Jahre
lang die Leute in Ruhe unterrichten lassen, ohne dass ständig
neue Vorschriften, Richtlinien, Pläne, Gesetze und Experimente
die vernünftige Kontinuität des Unterrichts stören.

Freundlichen Gruß!

Kann ich alles Unterschreiben

Auch so

achim