Hallo Tychiades,
das Brett ist, was es ist, weil Moderation und
Webseitenbetreiber es dazu haben kommen lassen.
da stimme ich dir zu und ja, ich vermisse die klugen
postings von Taju oder die Mediävistin, von der ich
nur mehr den Klarnamen kenne usw.
Und finde es auch schade, dass sich aus
den hoffnungsvollen Anfängen kein fruchtbares
Netzwerk entwickelt hat. Allerdings denke ich auch,
dass diese Entwicklung dem Medium geschuldet ist.
Es ist sinnlos
zu spekulieren, wer die „Sternchengeber“ sind - aber
vorstellbar ist es schon, dass darunter auch Menschen sind,
die von derartigen Diskussion mittlerweile so angewidert sind,
dass sie sich selbst nicht mehr daran beteiligen. Dazu ist es
nicht notwendig, sich abzumelden.
Nur eine kleine Provokation, wie du dir denken wirst.
Nicht so ernst gemeint…
Aber wirklich religionswissenschaftlichen Diskursen
werden hier wohl die wenigsten folgen können.
Im Philobrett sieht es ja ähnlich aus.
Wenn Du mein Posting aufmerksam liest, wirst du finden, dass
mein eigentliches Thema gar nicht der Islam ist. Ich bin kein
Muslim und auch kein Spezialist zum Thema Islam, jedoch seit
vielen Jahren im interreligiösen Dialog aktiv.
Ein solches Projekt habe ich auch begleitet, genauer
gesagt wurde ich eingeladen, einen Vortrag zu halten
und bin dann hängen geblieben.
Dort habe ich die islamische Gemeinde unserer
Stadt kennengelernt. Der Imam kommt immer
direkt aus der Türkei und nur für 2 Jahre.
Man will keine durch unsere dekadente Kultur
kontaminierten Verteter. Er sprach kein deutsch
und sein Dolmetscher, von dem ich auch eingeladen
wurde, ein Kollege und persönlicher Freund von mir,
mußte die tiefen Gräben, die nicht zu übersehen waren,
überbrücken. Aber das führt jetzt zu weit, jedenfalls weiß
ich schon wovon ich rede und zwar aus Erfahrung…
Zum Thema Islam
rede ich gerne mit Muslimen und weniger gerne über sie.
genau so. Ich wette die meisten der hier so eifrig
diskutierenden haben noch keine Moschee von innen
gesehen oder sich wirklich mit den Leuten auseinandergesetzt.
Inzwischen sollen ja auch an unseren Universitäten Imamausbildungen
angeboten werden, aber da bin ich grad nicht auf dem Laufenden.
Es waren übrigens auch Buddhisten (Diamantweg) und diverse
Vertreter anderer Religionen beteiligt. Leider ist das Projekt
gescheitert. Man wollte „etwas“ erreichen, aber niemand wusste
wohl genau was.
Ersteres ist hier leider schon seit geraumer Zeit nicht mehr
möglich - weil hier aus offensichtlichen Gründen keine Muslime
mehr teilnehmen. Man wird hier ja schon angepöbelt, wenn man
Muslime nur per Link zu Wort kommen lässt.
Ist das so schlimm geworden? Ich verfolge diese Diskussionen
nur mehr querbeet und lese selektiv.
Zum „In-sich-gehen“ (und einer hoffentlich daraus
resultierenden Selbstwahrnehmung) hier ein zu ‚meinem‘ Thema
passendes Zitat:
Selbstverständlich!
"Die psychoanalytische Theorie…
Adorno ist ein gutes Stichwort, es ist ja grad die Phylogenese,
die ich im Fokus meiner Überlegungen habe. A.s radikale
Selbstaufklärung der Aufklärung, sie nannten das negative
Dialektiv oder auch Antisystem und ihre Kausalität zeigt schön
worauf ich hinaus will. Die objektiven Widersprüche der Grundgedanken
der Philosophie wollten sie (Adorno/Horkheimer) nicht wie Hegel
(Metapher wird mir verzeihen) spekulativ versöhnen und auch nicht
wie Heidegger verdinglichen und mythisch zu stilisieren, sondern wollten
daran festhalten. Diese n. D. mündet nach diversen Stationen
(Erfahrung, theoretische Phil., praktische Phil.,Ontologie…)
schließlich in einer Art negativer Theologie.
(Ich hoffe das war nicht allzu komprimiert,
ich setzt wohl manchmal zu viel voraus)
Und fast wollte man sagen tragischem Verhältnis zu der
Studentenbewegung. Die eigentlich von ihm einst gesellschaftskritisch
inspirierten Studenten erhoben sich massiv gegen ihn. Demos,
Vorlesesprengungen usw. Man warf ihm Praxisfeindlichkeit vor.
Kurz vor seinem Tod, hat er einen Aufsatz über Resignation geschrieben:
„Der Sprung in die Praxis kuriert den Gedanken nicht von der Resignation,
solange er bezahlt wird mit dem geheimen Wissen, daß es doch nicht gehe.“
Man hat ihm gar vorgeworfen, der geistige Vater des linken Terrorismus zu sein.
Unsachlich selbstredend, aber auch hier wieder eine klare Analogie
zu unserem Thema.
Gruß
Junktor