Hallo,
[bereits kommentierte Passage ignoriert]
Ähnlich ist es auch in den islamischen Ländern: Während zwar
im ursprünglichen islamischen Staat der religiöse Führer (der
Prophet selbst und seine Nachfolger) die weltliche Macht
hatten (Kalifat), ist das Herrschaftsmodell dieses
ursprünglichen islamischen Staates selbst in den heutigen
islamischen Ländern nirgends vollständig umgesetzt, selbst in
der schiitischen Islamischen Republik Iran nicht (einmal
abgesehen davon, daß die Kalifate meistens sunnitisch waren).
es geht nicht um die vollständige Umsetzung, sondern um das, was ich bereits skizzierte: eine religiöse Legitimation ist vorhanden oder wird vorgegaukelt und wird nicht zuletzt von einem Großteil der Bevölkerung gewünscht.
Es geht - wie ich dachte, eigentlich dargestellt zu haben - bei dem Problem, das dem Islam mit der Demokratie inhärent ist, zudem nicht primär um die Befehlskette von oben nach unten, sondern darum, daß die Bevölkerung noch nicht einmal Demokratie erwartet, weil die Gewalt eben von Allah (oder wer auch immer sich gerade als dessen Vertreter verkauft) ausgeübt wird und werden soll. Aus dem Grund müssen die Versuche des Westens, die Demokratie als allein selig machende Staatsform auch bis auf weiteres scheitern - und zwar so lange, bis überhaupt erst einmal in der Bevölkerung angekommen ist, daß sie die Herrschaft für sich beansprucht.
Das ist im westlichen Kulturkreis - je nachdem, wohin man schaut - bereits vor etwa 200-2.500 Jahren passiert. Es ist von daher nicht wagemutig zu prognostizieren, daß die Demokratie im islamisch geprägten Kulturkreis noch ein paar Jahre vor sich hat, bis sie zu einer allgemein anerkannten bzw. geforderten Staatsform wird.
Selbst in dem immer wieder als Beispiel angeführten Indonesien stellt sich der Sachverhalt etwas anders dar als es auf den ersten Blick scheint. Die Verfassung des Staates mit der angeblich größten islamischen Bevölkerung hat nämlich eine sehr interessante Präambel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Indonesien#Religion
Gruß
C.