Hallo!
ich lese monatlich Spektrum der Wissenschaft und wundere mich
zunehmend über die Gebiete, die wissenschaftlich beackert
werden. Kosmos noch und nöcher, hochklassige Medizin (z.B. wie
bleiben wir länger jung).
Es liegt nun mal in der Natur der Sache, dass eine
Wissenschaftszeitschrift sich vorrangig mit Wissenschaft
beschäftigt und nicht mit Entwicklungshilfe.
Ich wünsche mir, dass sich die Wissenschaft (nicht die Zeitungen) mit der Lösung aktueller und dringender Fragen beschäftigt. Und damit meine ich nicht `Entwicklungshilfe´, sonder Kollapsvermeidung.
In der aktuellen Ausgabe gibt es aber trotzdem Artikel, die -
mindestens entfernt - die Zukunft der Menschheit betreffen:
„Schnelle Zündung für die Trägheitsfusion“ ist
Grundlagenforschung, die vielleicht eines fernen Tages dazu
beitragen könnten, dass wir den Energiebedarf der Menschheit
umwelt- und ressourcenschonend decken können.
„Von Afrika zum Amazonas“ beschäftigt sich mit der Frage, wie
der Staub, der von der Sahara nach Westen geweht wird, die
Ökosysteme im Atlantik und in Südafrika beeinflusst. Solche
ökologischen Fragestellungen haben betreffen immer auch die
Menschheit - sei es der Umgang mit den tropischen Regenwäldern
in Südamerika oder die Fischerei.
Stimmt, die habe ich auch nicht kritisiert.
„Die Zukunft der Schokolade“. Die Kakao-Pflanze ist für viele
Menschen in Entwicklungsländern das wichtigste Exportgut und
damit auch ihre Lebensgrundlage.
Ja, aber das ist nun wirklich Kleinkram, der am Ende auch nur die Industriestaaten interessiert - wir möchten nicht, dass die Schokopreise steigen. Für die Mehrheit der Menschen ist Schokolade ohnehin zu teuer.
Daneben gab es in Spektrum der Wissenschaft über viele
Ausgaben hinweg die Reihe „Erde 3.0“, die sich mit nichts
anderem beschäftigt als mit der Frage, wie wir die
Herausforderungen der Zukunft bewältigen können.
Könntest Du mir ungefähr angeben, welche Ausgaben in welchen Jahren das waren - ich lese nicht durchgehend, daher fehlen mir diese Ausgaben, würde mich schon interessieren.
Für mich ist der Hunger auch keine „Krankheit“ sondern ein
„Symptom“. Die Welternährung lässt sich nicht als isoliertes
Problem lösen. Klima, Umweltverschmutzung, Landverbrauch,
Bevölkerungswachstum, Globalisierung, Energieverknappung,
Wasserverknappung, Ressourcenverknappung, Bürgerkriege,
Infektionskrankheiten, Überfischung, Armut, Terrorismus,
Katastrophenschutz, Flüchtlingsströme, Artenschutz, … Das
sind alles Stichworte, die miteinander vernetzt sind und für
keines von ihnen lässt sich eine praktikable Lösung finden,
wenn man die anderen aus dem Auge verliert.
Klar ist das so. Eben darum sollten sich m.E. Wissenschaftler, am besten unterschiedlicher Fachrichtungen, und nicht Politiker damit beschäftigen.
Insofern ist das
Argument: „Warum betreibt Ihr Raumfahrt, wenn in Afrika die
Kinder verhungern?“ pure Polemik.
Nein. Es geht mir nicht um Polemik. Wir alle werden in der Zukunft üble Probleme bekommen, wenn wir uns die Probleme auf der Welt (wir sind globalisiert) nicht genauer anschauen und mal ein Sortiment Fachleute daransetzen, Vorschläge zur Lösung zu erarbeiten.
Denk mal an die Auswandererflöße / Schiffe die von Nordafrika gen Spanien, Italien oder Griechenland segeln. Sollen wir die Leute auf See absaufen lassen, Mauern bauen oder alle eben wieder zurückschicken? Wieviele müssen kommen, damit das nicht mehr geht?
Und das ist nicht das einzige oder größte Problem.
Es ist also nicht eine Frage des „Entweder - Oder“ sondern des
„Sowohl - als auch“
Hätte ich den Eindruck, dass es ein Sowohl-als-auch gäbe, wäre ich schon rel. zufrieden.
Ich habe leider den Eindruck, dass keine Forschung zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung auf einer globalisierten Erde existiert, deren Zweck es ist, das Leben der normalen Menschen zu verbessern oder Katastrophen zu vermeiden (es ist z.B. möglich, dass die Kultur der Maya schlicht an Überbevölkerung in Verbindung mit einem normalen Wetterproblem untergegangen ist - was man sich durchaus vorstellen kann. Auch die UDSSR und DDR sind letztlich an wirtschaftlichen Poblemen gescheitert - ohne Wetter).
Globalisierung der Wirtschaft bedeutet auch Globalisierung der Probleme und ihrer Auswirkungen. Menschen, Krankheiten und Probleme sind h mobiler als im Mittelalter.
Das Gebiet ist mindestens so vielfältig, interessant und wichtig, wie die Meteorologie.
Vielleicht passt ja „GEO“ besser zu Deinem Anforderungsprofil.
Ansonsten kenne ich noch die „Naturwissenschaftliche
Rundschau“, die fachlich auch sehr gut ist. Sie ist etwas
breiter gefächert als das „Spektrum“, aber ich weiß nicht, ob
es wirklich das ist, was Du suchst. „Bild der Wissenschaft“
ist auch noch ganz in Ordnung und nicht so „abgehoben“ wie
Spektrum. Sonst kenne ich nicht viel auf dem Deutschen
Zeitschriftenmarkt. (P.M. ignoriere ich noch nicht einmal!)
Danke für die Tips.
Geo ist nicht meins, zuwenig Hintergrundinformation. Eher eine Bildzeitung
für Pseudointellektuelle.
Spektrum ist mir auch nicht zu abgehoben, das Niveau ist O.K., auch wenn ich die Mathebeiträge überwiegend nicht verstehe - die sind halt für Mathefreunde, das ist O.K. Es gibt auch etliche Beiträge, die mich druchaus interessieren - aber zumindest in letzter Zeit liegt der Schwerpunkt zu sehr auf Kosmos und Gesundheit (Krebs verkauft sich immer - war, wenn ich das recht in Erinnerung habe, der Spruch eines Bildredakteurs). Daher ev. auch etwas populistisch.
Die gleiche Tendenz beobachte ich leider im Wissenschaftsteil meiner Tageszeitung - typische Wohlstandsstaatenkrankheiten sind dort übertrieben oft vertreten. Zum Thema Parasiten liest man nie etwas -dabei sind diese durchaus interessant und in vielen Gebieten der Erde auch medizinisch relevant.
Wir gucken wohl nicht gern über unseren Tellerrand hinaus.
Wenn mein Englisch besser wäre, würde ich verm. Nature vorziehen. Schade, dass das nicht in deutscher Übersetzung zu haben ist.
Gruß, Paran