Hallo claren,
so allmählich komme ich dahinter, wo genau unser Dissens
liegt, was unter anderem auch an deine Antwort an Karin liegt.
Na ja, Dissens… Ich denke eher an muntere Diskussion:wink:
[Sandkastenspiel]
Schwierig für einen Außenseiter in eine Gruppe zu gelangen
wird es dann, wenn er Mißtrauen begegnet, wenn er deren
Sprache mißversteht und darum kämpfen muss in
Insidergeheimnisse eingeweiht zu werden.
Ist die Ausübung von Macht und Führung ein Geheimwissen? Ich denke nein, denn jede(-r) erlebt täglich Macht am eigenen Leib. Mal in der einen Richtung, mal in der anderen Richtung. Und jede(-r) kann über einen sehr kurzen Feedbackweg mögliche Strategien testen und übernehmen oder verwerfen, je nach Ergebnis. Wer das nicht macht, d.h. eigentlich der Macht ausweicht oder sich sogar einseitig unterordnet, ist für mich kein machtbewußter Mensch, also auch keine Führungskraft.
Außenseiter reagieren ganz unterschiedlich. Die einen jammern
und geben auf, die anderen biedern sich an und gelangen unter
ferner Liefen in die Gruppe, wieder andere haben es drauf und
verschaffen sich Ansehen. Aber es kostet immer Kraft sich in
dieses Gefüge hineinzufinden.
Natürlich, das geht einem immer in neuem Terrain so, aber das gehört zum Spiel (denn es ist eigentlich ein Spiel, auch wenn es manche viel zu ernst nehmen).
Du scheinst dafür zu plädieren, dass männerlastige
Machtstrukturen ihr G´schmäckle beibehalten.
Das habe ich nie gesagt, ich habe nur gesagt, dass hierarchische Strukturen nach rel. einfachen Mustern funktionieren. Wie gesagt, unterhalte Dich mit Männern oder Frauen, wie sie sich ihren Chef wünschen: Du wirst meiner Erfahrung nach keine(!) gravierenden Unterschiede finden.
Und unterhalte Dich mit männliche und weiblichen Chefs, was sie von Untergebenen erwarten: Die Antwort wird ebenfalls ähnlich sein…
Ich schrub weiterhin, dass es sehr viele verschiedene Strategien gibt, wie man zu Macht und Einfluss kommt (und diese erhält). Alle möglichen rechtzeitig zu beherrschen, macht Dich gottgleich:wink:. Diejenigen, die Du beherrscht, zu perfektionieren und trotzdem die Machtausübung anderer wahrzunehmen, macht dich erfolgreich. Und ich bin mir sicher, dass eine sehr weibliche Strategie der aktiven Machtausübung auch in männlichem Umfeld wunderbar funktionieren kann, wenn die grundsätzliche Erwartungshaltung von Vorgesetzten und Team erfüllt wird…
Entweder das Weib
findet sich rein oder verzieht sich. Aber dass dies
überflüssige Zeit und Kraft kostet, scheint uninteressant zu
sein. Und auf diese Weise geht geistiges Potential, Kompetenz
und wohltuende Andersartigkeit von den Frauen verloren.
Wir reden hier von erfolgreicher Führung(!). Eine Andersartigkeit hat nur dann für eine Organisation Vorteile, wenn die Grundvoraussetzungen von Führung sichergestellt ist. Und daran scheitern u.a. auch viele männliche „Führungskräfte“, die irgendwann ohne Rückhalt des Vorgesetzten oder des Teams untergehen.
Du verstehst mich übrigens immer noch falsch. Ich halte auch
nichts davon, dass den Frauen ein rote Teppich ob ihres
Geschlechts ausgerollt wird.
Das ist mir armen Mann sogar klar geworden:wink:
Das finde ich sogar ziemlich
peinlich. Mir wäre Unauffälligkeit immer noch am liebsten. Wie
hatte ich es zu meiner Zeit gehaßt, wenn immer betont wurde,
wie anerkennenswert die Leistung ist, mit dem
unausgesprochenen „noch dazu für eine Frau“, das dann in der
Luft hing.
Das ist sicher lästig, aber was störts die deutsche Eiche…
Ich habe heute noch den Verdacht, dass zum einem Männer nicht
gerne Macht und Ansehen mit Frauen teilen
Sie teilen sie auch ungerne mit Männern, keine angst:wink:
- da muss sie schon
unverkennbar gut sein -
das gilt ebenso für Männer…
weil die Gefahr besteht, dass das den
Wert des Ansehens mindert (also, wenn das sogar eine Frau
schafft…).
Kann schon bei vielen sein, meine Schwester hatte im Studium auch immer dann mit Frustanfällen der Studienkollegen zu kämpfen, wenn sie notenmäßig besser war (bei deutlich niedrigerem Aufwand:wink:)
Aber: Was hat die Einstellung des Konkurrenten mit der Führung an sich zu tun? Dass Männer mit weiblichen Führungskräften Probleme haben: geschenkt. Ich z.B. habe aber auch ein Problem mit meinem männlichen Teamleiter: Ich halte mich für besser und kompetenter:wink: Entweder, er bekommt das über seinen Machtinstinkt (der meines Erachtens nicht entwickelt ist) und seine Machtmethoden in den Griff, oder wir werden miteinander nicht glücklich werden. So what, that’s life (und ich werde gehen:wink:)…
Und zum anderen Männer mit Macht, die ihr Team
erweitern wollen, lieber wieder einen Mann nehmen, weil sie
dann nicht umdenken müssen.
Nö, ich befürchte, da sind häufig viel prosaischere Gründe mit im Spiel: in frauenungewohntem Umfeld werden die Risiken von gerade jungen Frauen überbewertet: Schwangerschaft und Liebeleien (Risiko geht hier eher von entflammten Männern aus)
Aber ich picke noch mal ein paar Sätze aus deiner Antwort an
mich raus, weil ich gerne etwas dazu schreiben möchte:
Alphatiere werden alles(!) riskieren, um nach oben zu kommen. Wenn Frau hier
nicht mitspielt…
Es scheint ein Lieblingsgedanke von Männern zu sein, Gründe
für Beziehungen in Gruppen (Rudel) in der Evolutionsbiologie
zu suchen. Dabei besteht die Gefahr auszuschließen, dass
Verhaltensmuster änderbar sind.
Letztendlich ist doch fast jeder Umgang des Menschen untereinander von Machtspielen geprägt. Ob das nun die Partnerschaft ist, die Kindererziehung oder nur der Ärger mit den lieben Nachbarn. Und interessanterweise beherrschen Frauen hier bestimmte Machtmittel perfekt, wenn sie wollen:wink:
Wenn sich da etwas bewegen soll, dann sind sowohl die Frauen
als auch die Männer gefragt, ihre Einstellungen und vorallem
ihr Verhalten zu überdenken.
Ach komm, mehr Macht den Frauen bedeutet schlicht weniger Macht den Männern. Das mag gesellschaftlich sicher opportun sein, wenn ich allerdings jemals in die Situation kommen sollte, mit einer Frau direkt zu konkurrieren, wird sie mich schlagen müssen, denn freiwillig werde ich nicht auf meinen Einfluss verzichten. Was bitte soll ich jetzt überdenken?
Doch nach wie vor scheitern kluge und tüchtige Frauen an den
Männerregeln, und geben ihren Beruf sogar auf.
Nö, hier behaupte ich: Frauen scheitern an den Regeln der Macht, die Dinge von ihnen verlangen, die sie nicht bereit sind zu leisten.
Und ggf. gehört dazu im schlimmsten Falle eben die Aufgabe einer Beziehung, weil ein Partner nicht mitzieht. Und in meinem Bekanntenkreis ist das ein „no go“ für die meisten Frauen, während Männer hier deutlich entspannter damit umgehen. Das ist jetzt völlig wertungsfrei…
Im Boxkampf geraten doch auch Gleichstarke aneinander. Aber im
Berufsleben wird das Savannenfeeling aufrecht erhalten, weil
Mann sich nicht von darwinistischen Erkenntnissen
verabschieden will, statt dass man sich um Ambivalenz bemüht,
um möglichst viel aus dem Arbeitsmarkt zu schöpfen.
Wir reden hier von Führungsanspruch(!)
Möge der/die Bessere gewinnen. Das ist fair und
nachvollziehbar. Aber ich glaube, dass dir nicht auffallen
wird, wie eben dein Weg bis dahin war, im Gegensatz zu deiner
Kollegin, die sich schon an Entscheidung die Zähne ausbiß wie
z.B.: soll sie sich wie ein Mann benehmen oder auf Risiko
gehen und authentisch sein.
Warum soll sich eine Frau wie ein Mann benehmen? Warum überhaupt sollte eine Frau darüber nachdenken, ob sie sich wie ein Mann benehmen soll? Welten tun sich auf…
Möge der Bessere gewinnen, und die Klügere Kinder bekommen.
Ach, wir outsourcen die Geschichte mit den Kindern und werden machtvoll und einsam sterben…
Heiho
Jürgen