Hallo barbara,
mit Interesse habe ich die Links gelesen - das ist schon irgendwie deprimierend.
"So zeigt das Verhältnis von 6 : 1 zwischen hoch begabten
Jungen und Mädchen wahrscheinlich nicht die wirkliche
Verteilung der geschlechterbezogenen Begabungen. Die
Definition und die Kriterien für die Erkennung von
Hochbegabung führen zu einer Verschiebung zuungunsten der
Mädchen.
Ich nehme an, dass das Thema Hochbegabung und die dazugehörigen pädagogischen Erkennisse noch in den Kinderschuhen stecken. Oft genug kann man nachlesen, welche Odysseen Eltern für eine passende Einrichtung zurücklegen, was in vieler Hinsicht für sich spricht.
Man kann die Forschungsergebnisse in vier Phänomenen
zusammenfassen. Hoch begabte Mädchen und Frauen
Es muss also nach alternativen Möglichkeiten und Wegen gesucht
werden, (hoch) begabte Mädchen aufzuspüren und ihnen bessere
Strategien und Taktiken für die Herausbildung von Kompetenzen
zu vermitteln. An die Stelle der Entmutigung muss eine Kultur
der Ermutigung treten."
der Unterschied zwischen normal- und hochbegabten Mädchen besteht wohl darin, dass den „Normalen“ die Anpassung an Norm und Erwartungen leichter fällt, und sie unter ihrer Fehlentscheidungen bei der Berufswahl nicht so folgenreich leiden wie Hochbegabte.
Vor einiger Zeit habe ich einmal ein Buch von einer amerikanischen Autorin gelesen, dass Depressionen bei Frauen manchmal von dem Mangel an ausgelebter Eigenverantwortung herrühren. Frauen stapeln von Kindesbeinen an tief, machen eine Stufe unter ihrem Können eine Ausbildung mit dem Ausblick auf Familiengründung und Mutterschaft und verfügen oft nicht über eigene finanzielle Mittel, um während der Familienphase sich selbst einen eigenen Lebensweg im Hinblick auf das Leben nach Mutterschaft aufzubauen (Studium, Selbstständigkeit, ein Hobby zum Beruf machen). Naturwissenschaftlich begabte Mädchen machen Abitur, studieren aber nicht Chemie sondern werden Chemielaborantin. Genauso geht es quer durch viele Berufssparten, besonders wenn es in Richtung Männerdomänen geht. Dass da nicht nur hochbegabte Frauen bis auf die Knochen Unerfülltsein und Traurikeit verspüren, wundert mich nicht.
In dem Buch fordert die Autorin die Leserinnen auf, sich um Selbsterkenntnis zu bemühen, die Erkenntnisse willkommen zu heißen, und ihnen gerecht zu werden. Aber es scheint uns Frauen schwer zufallen, schlimmstenfall mag das auch an Faulheit oder an Feigheit liegen.
Und das erscheint mir auch eine wichtige Überlegung zu sein. Weder der Sache oder den Hochbegabten ist gedient, wenn man sie als Opfer für was auch immer versteht. Ich finde, dass eben dieser Verweis auf Eigenverantwortung ein wichtige Überlegung ist.
Bei dem Thema schießt mir noch Anderes durch den Kopf. Als Mutter fällt es schwer die Phantasie aufzubringen, dass das Kind eine Ausnahme sein könnte, weil man die Konsequenz daraus ahnt, z.B die Schwierigkeiten die auf einen zurollen können: Integration unter Gleichaltrigen, Verständnis bei den Lehrern, die angemessene Schule finden…
Für eine Pubertierende ist es schwer, weil sie sich nach den Normen unter ihres Gleichen richtet. Da ist die Ausnahme hochbegabt zu sein eine zusätzliche Belastung, und sorgt nicht dafür selbst in Lot zu bleiben.
Für Lehrer und Schulen ist es so schwer wie noch nie, weil es genug Verhaltensauffällige gibt. Es reicht an Aufmerksamkeit aufsaugenden Kindern.
Was ich in unserer Gesellschaft besonders beklagenswert finde, ist der grundsätzliche Mangel an sozialer Kompetenz, daran hapert es ganz einfach in unserer aller Mentalität. Selbst hier in den Brettern kann ich immer wieder erleben, mit welcher Energie Bemühungen an den Tag gelegt wird, für Gleichheit, gleiche Gesinnung, gleiche Verhaltensweisen usw. zu sorgen. Hier haben schon kluge Köpfe, verschroben, ein bisschen verrückt, aber nicht unerträglich, ihre Meinung abgegeben, und meistens für meine Begriffe unangemessene Erwiderungen bekommen. Und treiben sich doch nicht gerade wenig Akademiker und ungewöhnliche Leute herum. Dennoch, kein Verständnis für Andersartige, trotz aller Klugheit, Belesenheit, Lebenserfahrung und Intelligenz?
Da wundert es mich nicht, dass bei dem Zuwenig an Philantropie die Fünfecks lieber die Sechsecks rundschleifen als ein bisschen beiseite zu rücken. Doch in unserer „Welt“ ist für alle Platz, davon bin ich fest überzeugt.
Es reicht meiner Ansicht nicht aus die Pädagogik um die Erkenntnisse aus den Erfahrungen mit Hochbegabten zu erweitern, Lehrer und Institutionen entsprechend darauf auszurichten und Mädchen zu mehr Leistungsbereitschaft zu manipulieren. Das führt nicht zu dem gesuchten Erfolg der Intelligenz der Frauen gerecht zu werden. In unserem Bildungssystem fehlt es an der Überzeugung, dass Begabung und Intelligenz bei allen Menschen so selbstverständlich ist wie deren Förderung. Es wird nach Schema F Wissen vermittelt, ohne die Eigendynamik von Neugier auszunutzen, weil das Bild von dem Arbeitnehmer mit diesem oder jenem Knowhow manifestiert ist, um nicht zu sagen zu eine Standbild verkrustet. In dem Klischeebild kommen hochbegabte Frauen nicht vor.
Mädchen lernen anders als Jungens, und bei ihnen spielen zwischenmenschliche Beziehungen eine sehr große Rolle. Ich habe oft genug mitbekommen, dass Jungens durch ihre energische Präsens ein ganzes Klassengeschehen an sich reißen, in dem Mädchen still schweigend untergehen.
Es fehlt an Vorbildern für Mädchen, nach denen sie sich richten können, wobei ich selbst darin eine Gefahr sehe, unter der auch Jungens zu leiden haben. Am besten wäre es Kindern ihre Lust am Lernen zu erhalten, und sie auf einen Weg ohne Ziel zu schicken. Immerhin mag es auch Hochbegabte geben, die sich bewußt für das Familienleben entscheiden. Schließlich haben die Sechseckigen das gleiche Wahlrecht wie die Fünfeckigen
viele Grüße
Claudia