wenn man die Vergangenheit reist und dort etwas ändert,
entsteht genau der Zustand, der auch unmittelbar vor Antritt
der Zeitreise vorlag. Es gab also niemals einen Zustand, in
dem die Änderung durch die Zeitreise nicht stattgefunden hat.
Man kann auf einer Zeitreise kein Paradoxon erzeugen, weil es
in der Gegenwart unmittelbar vor Beginn der Reise kein
Paradoxon gibt.
Richtig so?
So ist es.
Dann kann man daraus nur folgern, daß es entweder keine
Zeitreisen gibt (das wäre natürlich trivial) oder daß
sämtliche Handlungen vorherbestimmt sind, wobei niemand weiß,
wer das vorherbestimmt und warum. Oder eben, daß es mehrere
‚gleichzeitig‘, also parallel existierende Wirklichkeiten
gibt. Die sich jedesmal aufteilen, wenn ein Zeitparadoxon
auftritt.
In der von mir verlinkten Quelle wird eine weitere Möglichkeit genannt:
Die Handlungen sind zwar nicht vorherbestimmt, sondern es gibt eine Reihe alternativer Handlungsstränge, von denen zufällig einer realisiert wird, aber es stehen nur solche Handlungsstränge zur Auswahl, die nicht zu einem Paradoxon führen. Damit wird dem Zeitreisenden die Willensfreiheit nicht genommen, sondern sie wird lediglich eingeschränkt.
Nur - wer sollte dies überwachen.
Wer überwacht die Einhaltung der Quantenmechanik bei der Verletzung der Bellschen Ungleichung?
Und wer sollte die
parallelen Universen aus dem Nichts schaffen?
Die sind gar nicht notwendig.
Neu ist, daß ich das gar nicht tun kann,
selbst wenn ich es wollte.
Du kannst es nach Deiner Logikkette also wollen, aber es wird
nicht passieren, weil es schon passiert ist, richtig?
Btw., was ist daran neu?
Bisher stand man beim Großvater-Paradoxon vor folgendem Problem:
Der Zeitreisende darf während der Zeitreise - also in der Vergangenheit - nichts tun, was die Zeitreise - in der Zukunft - verhindert. Die Ursache für seine Handlungsweise in der Vergangenheit liegt also in der Zukunft. Das steht aber im Widerspruch zur Annahme, daß zwei Ereignisse, die in einem gesetzmägigen Zusammenhang stehen, eine mittelbare oder unmittelbare kausale Beziehung bestehen muß und daß die Ursache vor der Wirkung kommt. Von dieser Vorstellung mußte man sich aber in der Quantenmechanik verabschieden und das eröffnet hier eine völlig neue Sichtweise:
Aus klassischer Sicht greifen Ursache und Wirkung wie Zahnräder ineinander, wobei eine Drehung des Ursache-Zahnrades zu einer Drehung des Wirkungs-Zahnrades führt. Wenn abeispielsweise drei Zahnräder in Reihe stehen, dann wird sich bei einer Linksdrehung des ersten Zahnrades auch das letzte nach links drehen und umgekehrt. Damit das funktioniert, muß die Information über die Drehrichtung auf irgend eine Weise vom ersten auf das letzte Zahnrad übertragen werden, was bei Zahnrädern beispielsweise mit Hilfe der Drehmomente beschrieben werden kann. Außerdem kann dieser Informationsfluß aus klassicher Sicht nur in eine Richtung fließen, also nur vom ersten Zahnrad (das einem Ereignis in der Vergangenheit eintspricht) zum letzten (das einem Ereignis in der Zukunft entspricht), aber nicht umgekehrt.
In der Quantenmechanik gibt es aber Phänomene, bei denen die Drehrichtung des ersten und letzten Zahnrades auch dann übereinstimmt, wenn gar kein Zahnrad dazwischen liegt und wenn nicht einmal unterscheidbar ist, welches der beiden Zahräder Ursache und Wirkung repräsentieren. Es gibt hier einfach nur die Möglichkeiten links-links und rechts-rechts. Welche dieser Möglichkeiten realisiert wird, ist dem zufall überlassen, aber sobald die Drehrichtung eines Rades bekannt ist, steht auch die des anderen fest.
In der von mir verlinkten Quelle wurde das offenbar einfach auf Zeitreisen übertragen. Es gibt grundsätzlich nur eine begrenzte Zahl von Handlungssträgen mit bestimmten Kombinationen von Handlungen in Vergangenheit und Zukunft, von denen zufällig eine realisiert wird und bei denen die Zustände von Vergangenheit und Zukunft sich nicht in einer geschlossenen Kausalkette verbinden lassen. Man kann also beispielsweise nicht begründen, warum der Zeitreisende nur Dinge tut, die dazuführen, daß er die Zeitreise unternimmt oder die dies zumindest nicht verhindern. Das ist einfach eine Eigenschaft des jeweiligen Handlungsstranges. Genau wie beispielsweise bei der Verletzung der Bellschen Ungleichung kann man nicht einmal entscheiden, wann die Entscheidung über einen von mehreren alternativen Handlungssträngen fällt. Die Erklärungsnot, wie Ereignisse in der Zukunft die Handlungen des Zeitreisenden in der Vergangenheit bestimmen, entfällt dadurch. Und genau das ist neu.
Was
hindert nicht nur Dich daran, Deinen Großvater umzubringen,
sondern auch jeden, mit der Absicht, irgendwas zu ändern, in
die Vergangenheit zu reisen?
Das ist die falsche Frage. Die richtige Frage müßte lauten, was den Zeitreisenden dazu befähigt, während seiner Zeitreise zu verhindern, daß die Zeitreise stattfindet. Und die Antwort auf diese frage lautet: Nichts. Mit der Tatsache, daß die Zeitreise stattfindet, steht fest, daß er sie nicht verhindern wird, genau wie bei den Zahnrädern mit der Drehrichtung des einen auch die Drehrichtung des anderen fest steht. Es gibt hier gar keine anderen Möglichkeiten.
In diesem Falle deutet ‚gleichzeitig‘ eine unbedingte kausale
Folge an.
Und die gibt es nicht. Es gibt nur Ereignisse, die sich nicht gegenseitig widersprechen. Es muß aber aber keine Kausalkette geben, die sie miteinander verbindet. In der Quantenmechanik wurde sowas bereits experimentell anchgewiesen.
Du hast den Grund für die Reise in der Vergangenheit doch
bereits beseitigt.
Wenn ich ihn beseitigt hätte, würde die Zeitreise nicht stattfinden. Mit der Tatsache, daß die Zeitreise stattfindet, steht also automatisch fest, daß ich den Grund dafür in der Vergangenheit nicht beseitigt habe.
Und was zwingt Dich noch in die Vergangenheit, wenn Du die
Änderung vorgenommen hast? Der Grund für die Reise existiert
doch gar nicht.
Ich weiß nicht, was damit gemeint ist. Ich habe die Änderungen in der Vergangenheit vorgenommen, WEIL ich die Zeitreise unternommen habe.
Stell Dir vor, Deine Frau / Dein Kind hat einen Unfall.
Dann kann ich das auch mit einer Zeitreise nicht ändern. Die Zeitreise erübrigt sich also.
Dir
passt das nicht, deshalb machst Du eine kleine Zeitreise, um
z.B. die Bremsen zu reparieren.
Ich hatte angenommen, daß Du die von mir verlinkte Quelle gelesen hast und deshalb gar nicht erst auf so eine absurde Idee kommst. Daher meine Verwirrung über den „Grund der Zeitreise“. Was Du da oben schreibst ist kein Grund für eine Zeitreise, sodern höchstens ein Grund sie nicht zu unternehmen. Die Tatsache, daß der Unfall stattgefunden hat, beweist schließlich, daß ich mit dem Versuch ihn während meiner Zeitreise zu verhindern (falls ich denn einen solchen unternehmen werde), gescheitert bin. Ich würde mit einem solchen versuch also ein vollkommen unnötiges Risiko eingehen.
Kann also so nicht funktionieren.
Ich wüßte nicht warum.
Und weißt Du es jetzt?
Ich weiß jetzt, daß Deine Überlegung bereits im ersten Schritt (nämlich mit der Annahme einer völlig unsinnigen Motivation für die Zeitreise) fehlerhaft war.
Die Gegenwart, in
die man nach der Zeitreise zurückkehrt, wäre also nicht die
gleiche, aus der man gestartet ist.
In meinem Link steht das Gegenteil.
Und was beweist das?
Das beweist, daß wir nicht über dasselbe Thema reden - nämlich die Vermeidung des Großvater-Paradoxons aus quantenmechanischer Sicht, wie sie in dem Link beschrieben wird.