Identität von Gezeugtem und Ungezeugtem
Hi zusammen.
Ich gebe einen Hinweis auf den Ursprung der Problematik des Trinitätsbegriffs. Es handelt sich eigentlich um ein semantisches Problem, nämlich das der Interpretation des Begriff „homo-usios“. Im nizäischen Konzil wird er nur gebraucht, aber nicht definiert. Daher stand es den Parteien frei, ihn nach Gutdünken zu definieren. Schließlich hat sich eine Definition durchgesetzt.
„homo-usios“ bedeutet „wesensgleich“. Dem üblichen Gebrauch dieses Begriffs in der damaligen griechischen Sprache entsprechend müsste damit gemeint sein, dass die als homo-usios bezeichneten Dinge – im gegebenen Zusammenhang also „Vater“ und „Sohn“ - das gleiche Wesen (im Sinne von usios) haben, also der gleichen Gattung angehören, so wie z.B. Mann und Frau der Gattung Mensch angehören, ohne aber miteinander identisch zu sein.
Alexander von Alexandria, der Initiator der später sich durchsetzenden Trinitätsvorstellung, schrieb in einem seiner Briefe:
Der Sohn ist unveränderlich, unwandelbar und vollkommen, wie der Vater; er unterscheidet sich nur dadurch, dass der Vater ungezeugt ist. Er ist das genaue Ebenbild des Vaters. Jede Spur von dem Urbilde des Vaters findet sich im Ebenbilde des Sohnes wieder; das sind die eigenen Worte des Herrn selbst: ‚Mein Vater ist größer denn ich.’ Demgemäß glauben wir, dass der Sohn von dem Vater ausging, denn er ist der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters und sein Ebenbild. Doch lasse sich ja niemand dadurch zu der Ansicht verleiten, dass der Sohn ungezeugt war, wie etliche, welchen es an Geistesvermögen fehlt, glauben. Denn zu sagen, dass er war, dass er stets gewesen ist, und dass er von Ewigkeit her existierte, heißt dadurch nicht zu behaupten, dass er nie gezeugt worden sei.
Für Alexander ist der einzige Unterschied zwischen Gott und Jesus also der, dass ersterer ungezeugt und letzterer gezeugt ist. Athanasius, der eifrigste Verfechter der Lehre Alexanders, gestand freimütig, dass er die Überlegungen Alexanders nicht wirklich begriff, schon gar nicht, wenn er darüber nachdächte.
Die Interpretation von homo-usios als Wesensgleichheit im Sinn der Wesensidentität (Gott und Jesus sind EIN Wesen) setzte sich schließlich durch. Dass das Verständnis dieser Formel durch Alexanders Differenzierung zwischen dem Ungezeugten (Gott), das wesensidentisch ist mit dem Gezeugten (Jesus), nicht gerade erleichtert wird, liegt auf der Hand.
Kurz und gut:
Die Trinitätsformel ist von ihrem Gedanken her absolut unlogisch. Sie ist reine Lyrik ohne nachvollziehbaren Sinn.
Chan