Der Dschungel
Hallo Christian,
du vertrittst hier den wirtschaftsliberalen Standpunkt und dieser Standpunkt ist derzeit stark in Verteitigungsposition.
Ein Preis findet sich durch Angebot und Nachfrage.
Das funktioniert bekannterweise beim Arbeitsmarkt nicht und das weisst du auch.
Der Arbeitnehmer ist gezwungen seine Arbeitskraft anzubieten, egal zu welchen Preis. Die Gehaltsuntergrenze besteht darin, dass ein niedrigerer Lohn dem Arbeitnehmer keine ausreichende Ernährung merh ermöglciht. Praktisch konnte man das in England, Deutschland und den USA im 19ten Jahrhundert und heute noch vielfach in Entwicklungsländern nachvollziehen.
http://www.amazon.de/Dschungel-Upton-Sinclair/dp/349…
Nun kann man darauf hinweisen, dass eine gute Ausbildung und ständige Fortbildung die Chancen auf den Arbeitsmarkt deutlich verbessern.
Deshalb setzt sich die FDP ja auch für eine breite Bildung in der Bevölkerung ein… Halt, Stopp, die FDP ist ja für ein selektives Bildungssystem und Studiengebühren. Der Nachwuchs des Prekariats soll ja nicht mit dem eigenen Nachwuchs konkurrieren
Stellt sich nur eine Frage: warum sind es die vor allem die
gutverdienenden Nichtputzfrauen mit volkswirtschaftlichem
Hintergrund, die von Mindestlöhnen abraten (so wie ich zum
Beispiel)?
Sind das die gleichen volkswirtschaftlichen Experten, die sich schon eh und je für die strikte Kontrolle der Finanzmärkte einsetzen, um Finanzblasen zu vermeiden?
Scherz beiseite. Der Neoliberalismus hat starke Züge eines Glaubens.
Staatliche Reglimentierung gilt als satanisch. Das Heil kommt aus der unbeschränkten Freiheit. Und wenn man die Märkte von allen Beschränkungen befreit, wird alles auf wunderbare Weise gut.
Dementsprechend sind Mindestlöhne böööse.
Tatsächlich dürfte beides passieren, d.h. es werden
Arbeitsplätze verloren gehen und Preise steigen.
Stimmt. Als die Gewerkschaften und Sozialisten im 19ten Jahrhundert menschenwürdige Bedingungen erkämpften, dürfte das gleiche passiert sein.
Die Frage ist, in welchen Ausmaß wird das passieren? Ich glaube nicht, dass die Firmen nun massenhaft auf Wachleute vezichten, die Hotels die Zimmer nur noch alle zwei Tage machen lassen und die Friseure im Osten massenhaft dicht machen. Und wenn die Callcenter dicht machen, liegt das eher an den Gesetzen zum Verbraucherschutz.
Fakt ist, dass der Mindestlohn in den Industrieländern ein Normalfall ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mindestlohn#.C3.9Cberblick
Im Prinzip hatten und haben wir in Deutschland auch sowas wie Mindestlöhne, nämlich die Tarifverträge und das Entsendegesetz.
Warum ist in den Letzten Jahren der Ruf nach Mindestlöhne laut geworden?
Nun, die Massenarbeitslosigkeit, insbesondere im Osten, die schwach gewordenen Gewerkschaften und die Liberalisierung der Arbeitsmärke führten in einigen Bereichen zu drastischen Lohnsenkungen.
Die wachsende Forderung nach Mindestlöhne ist eine Gegenreaktion.
Das Konzept Zeitarbeit könnte ein wunderbares System sein. Wenn man aber liest, wie dabei häufig Arbeitnehmer gnadenlos geküppelt werden, dann erkennt man wieder mal:
Ein Wirtschaftssystem ohne Regulierung funktioniert genauso menschenfreundlich, wie eine Gesellschaft ohne Polizei und Justiz
Gruß
Carlos