Hi.
Angeregt durch die vorangegangene funkenschlagende Pazifismusdebatte möchte ich die Jesus-Figur in den Fokus solcher Betrachtungen rücken. Oft beziehen sich christlich orientierte Pazifisten auf Jesus-Stellen in der Bibel, die eine solche Einstellung nahezulegen scheinen.
An anderen Stellen wiederum gibt es den drohenden, den zürnenden, den verfluchenden Jesus.
Wie das?
Zeitgenössische Erwähnungen des Jesus sind extremst spärlich. Ob es ihn tatsächlich gab, ist historisch ungesichert. Mir scheint, dass gerade dieses Geheimnisvolle sein Charisma noch steigert. Eine Akte X von ungeheurem kulturpolitischen Ausmaß…
Deschner:
„Wie aber steht es mit der Zuverlässigkeit des Neuen Testaments? Mit einem Wort: fatal (…) Denn beiseite, dass etwa ein Drittel der Heiligen Schrift (…) auf Fälschung beruht, auf Texten nämlich, als deren Verfasser die Kriche zu Unrecht Apostel ausgab und gibt: das NT (…) ist weitgehend legendär. Einmütig erklärt die moderne historisch-kritische Theologie, dass sich von Jesu Leben , seinem Charakter, seiner Entwicklung, so gut wie nichts mehr ermitteln lasse, und dass auch seine Lehre zumeist hinzugedichtet sei.“ (Deschner: Oben ohne, Was wir von Jesus wirklich wissen, 132)
Nun, sehen wir uns Stellen aus dem NT an, Stellen der Liebe und des Zorns, des höllischen Zorns:
Liebe:
Joh. 17,26:
„Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.“
„Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen.“ - Matthäus 5,44
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Joh. 13,34f (siehe auch Joh 15,9-17)
Aus Römer 5,5:
„…denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“
Zorn:
Johannes 15:23
Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater.
Ja - Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat. (Sprüche 3:12)
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen. […] Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, ich sage euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter …“ - Lukas 12:49-53; vgl. Matthäus 10:34-35, Johannes 15:6
Aus http://www.kathpedia.com/index eine Zusammenfassung mehrerer Stellen:
„Jesus spricht öfters von der „Gehenna“ des „unauslöschlichen Feuers“ [Vgl. Mt 5,22. 29; 13, 42. 50; Mk 9,43–48], die für jene bestimmt ist, die bis zum Ende ihres Lebens sich weigern, zu glauben und sich zu bekehren, und wohin zugleich Seele und Leib ins Verderben geraten können [Vgl. Mt 10,28]. Jesus kündigt in ernsten Worten an, daß er „seine Engel aussenden“ wird, die „alle zusammenholen, die andere verführt und Gottes Gesetz übertreten haben, und … in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt“ (Mt 13,41–42), und daß er das Verdammungsurteil sprechen wird: „Weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!“ (Mt 25,41).“
Wir sehen zwei Seiten der Jesus-Figur, die eigentlich unmöglich einer Realperson zugehören können. Die Widersprüche sind zu eklatant. Allein das legt die Vermutung nahe, dass die Figur ein weitgehend literarisches Produkt ist.
Wie sehen das andere?
Gruß