Bei uns stehen die Atomkraftwerke weder auf einer der
aktivsten Subduktionszonen noch in einem tsunami-gefährdeten
Gebiet. Meteoriteneinschläge sind vergleichsweise selten,
betonfressende Bakterien wurden meines Wissens noch nicht
entdeckt und die Zahl der Flugzeugabstürze ist in Deutschland
vergleichsweise überschaubar - zumal über Atomkraftwerken ein
Teilflugverbot gilt.So wie man sicher auch in Japan die Wahrscheinlichkeit eines
Bebens der Stärke 9 mit nachfolgendem Tsunami für die nächsten
30 Jahre sicher als relativ gering angesehen hat. Zumal das ja
auch in den letzten 100-200 Jahren so nicht aufgetreten ist.
Das ist ein Trugschluß. Man hat Fukushima auf 8,25 ausgelegt, obwohl es stärkere Beben in der jüngeren Vergangenheit gegeben hat. Das ist völlig anderer Ansatz als bei uns, wo ein AKW alle Erdbeben aushalten muß, die in einem Zeitraum von 100.000 Jahren zu erwarten sind. Außerdem war bekannt, daß die Gegend für ein Beben der Stärke 9,x gut ist, weswegen man sich in Tokio auch versucht auf ein solches Beben einzustellen.
Man hat also bewußt in Kauf genommen, daß ein Beben eintritt, das stärker ist als die eingeplanten 8,25. Alle anderen AKW sind außerdem nur auf 7,75 ausgerichtet; eine Stärke, die dort alle Naslang möglich ist.
Man hat dort einfach eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in die Hose gehen mußte. Zudem ist gerade die Ostküste in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von erheblichen Tsunamis gewesen. Eine Stadt in der Gegend ist neulich nun zum dritten mal verwüstet worden. Dort Kraftwerke direkt und ohne weiteren Schutz (den es in manchen Städten gegeben hat) ans Meer zu bauen, grenzt schon an Russisches Roulette.
Man kann eben nur das einbeziehen, womit man rechnet.
Und deswegen stümpert man bei der Risikobeurteilen nicht
irgendwas in irgendwelchen Foren zusammen, sondern setzt sich
mit der Fragestellung systematisch und ausführlich
auseinander.Eben, aber eine Risikobeurteilung, egal von wem, beruht immer
nur auf bestimmten Annahmen, das ist bei der Beurteilung von
Geldanlagen nicht anders als bei einem AKW. Nur dass bei
letzterem die Gefahr eines dauerhaft unbewohnbaren
Landstriches von 50km im Umkreis höher ist.
Da widerspreche ich nicht, aber eine Katastrophe als Beleg für die Fehleranfälligkeit von Annahmen zu nehmen, die Folge von annahmen ist, die schon vor der Katastrophe ganz offensichtlich falsch waren, erscheint mir wenig zielführend. Das ist aber genau das, was in der öffentlichen Diskussion passiert. Das wiederum halte ich für falsch.
Gruß
C.