Rudolf steiner und waldorfpädagogik

Hallo Gandalf

Die Kinder (m+w) von Freunden waren Schulversager auf ganzer Linie, verweigerten sich, Katastrophe. Sie kamen auf eine Waldischule und waren fast sofort wie ausgewechselt.

Ich habe irgendwie den Eindruck, dass ihr da eine besonders gute Schule mit besonders guten Lehrern erwischt habt. Das ist natürlich sowieso wichtiger als die Schulform.

Ich selber kenne auch nicht gerade wenige Kinder, die durch diese Schulform Defizite hatten, z. B. bei normaler Intelligenz nicht lesen lernten. Mein Eindruck war dann, dass es da - noch mehr als bei der durchschnittlichen Regelschule - notwendig ist, dass die Eltern den Kindern mal was auf pädagogisch richtige Art erklären können, was ja nicht alle Eltern können. Und deren Kinder haben dann einfach versagt. Auf der Regelschule ging es dann besser, aber die wurden alle erstmal zurückgestuft, was meistens auch nicht gerade schön ist für die Kinder.

Das Waldorf-Konzept, soweit ich es kenne, finde ich etwas abseitig und auf alle Fälle hoffnungslos veraltet. Es passt nach 1911, nicht 2011. Und es sollten ja ursprünglich die Kinder der Arbeiter der Waldorf-Zigaretten-Fabrik auf dieser Schulform unterrichtet werden. Da hatte man möglicherweise ein einigermaßen homogenes Klientel.

Allerdings halten sich wohl sowieso die meisten Waldorf-Schulen nicht sklavisch an das ursprüngliche Konzept, denke ich.

Viele Grüße Simsy

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Kunst in der Waldorfschule
Hallo

Was aber der Waldorfpädagogik positiv zu vermerken ist, ist die Nähe zur Natur, zur Kunst (die eindeutig in den Normschulen zu kurz kommt), handwerkliches Geschick und sicher auch ein My mehr selbstbewusste Menschen am Ende entlässt.

Das würde ich auch sagen, aber gerade die Kunst ist da meines Wissens doch sehr unfrei. Die Kinder müssen doch immer in einem bestimmten Stil malen (jedenfalls war es auf den Waldorfschulen so, von denen ich Schüler kannte), und der Waldorf-Stil ist einfach nicht für alle Künstler was. Ich finde den jetzt zwar sehr schön, aber als Kind hätte ich so nicht malen gewollt.

Die Bilder, die ich da gesehen habe, waren einfach nicht kreativ, sondern waren sehr stark nach Vorschrift gemalt, in viel höherem Maße als es in den normalen Kunstunterrichten meistens ist.

Aber dass in den Regel-Schulen nicht mehr gehäkelt und gestrickt wird, das finde ich auch sehr schade für die Kinder.

Viele Grüße

ot: Wesentliches
Moin,:

Ich habe irgendwie den Eindruck, dass ihr da eine besonders
gute Schule mit besonders guten Lehrern erwischt habt. Das ist
natürlich sowieso wichtiger als die Schulform.

Danke für diesen Satz. Den kann man gar nicht laut genug sagen. Ob man nun gesamtschule oder dreigliedrig oder sonst was für ne Schulstruktur hat, ist nämlich letztlich zweitrangig. Wichtiger ist, was die Lehrer können und ob flexibles Fördern und Fordern geboten wird. Klappt das, kommt man mit allen Strukturen zurecht, klappt das nicht, kann auch eine noch so ausgefeilte Schulform nichts ändern.

Gruß

Kubi

Hallöle.

Ob damit das Bildungssystem insgesamt besser würde, wage ich aber zu bezweifeln.

Ich keineswegs. :smile:

Was mir jedoch besonders auffällt, ist deine oftmals widersprüchliche Argumentation.

Beispiele:

Du erwähnst mathematisch-naturwissenschaftliche Klassen im Gymnasium :und kritisierst, dass dieses zu stark geisteswissenschaftlich ausgerichtet sei.
Auf der anderen Seite bemängelst du den zu geringen Stellenwert der
Allgemeinbildung an deutschen Schulen.

Ich sehe da keinen Widerspruch, denn wenn man sich die Stundenlast und die Stundenverteilung ansieht, lassen sich genau diese paradoxen Zustände erkennen.

Auch die mathematisch-naturwissenschaftlichen Profile, besonders die der Gymnasien in den alten Ländern, sind geisteswissenschaftlich durchsetzt. Von einer Gleichberechtigung der MNT-Fächer kann weit und breit keine Rede sein.

Umgekehrt wird die Allgemeinbildung vernachlässigt, da im Kurssystem unweigerlich Fächer herausfliegen und bisweilen zuviel Spezialbildung vermittelt wird, während grundlegende Zusammenhänge fehlen.

In einigen Kommentaren bin ich ansatzweise auf diese Probleme eingangen und habe die Zahlen des dreigliedrigen Schulsystems den Zahlen der ostdeutschen Einheitsschule gegenübergestellt.

/t/freistaat-sachsen-bei-pisa-vorn/5844295/51

/t/freistaat-sachsen-bei-pisa-vorn/5844295/57

/t/schule-in-der-ddr/6111497/32

Du kritisierst das mangelnde Niveau der deutschen Schulabschlüsse
und favorisierst den „unkritischen“ Schulabschluss anderer Länder
mit anschließender Eingangsprüfung an der Hochschule.

Nein. Ich wollte nur herausstellen, daß unser deutsches Reifezeugnis außergewöhnlich machtvoll ist. Fremde Länder haben andere Strukturen, um den Abschluß der höheren Lehranstalt und die Zulassung zur Hochschule zu organisieren. Die Deutschen nehmen diesbezüglich ihr Abitur mitunter zu wichtig.

Du stellst fest, dass eine gute Förderung der Schüler nur an Gymnasien stattfände
und kritisierst, dass dort die Auswendiglernerei zu stark betont würde.

Ja. Förderung heißt hier z.B. auch gute Randbedingungen für Unterrichtserfolg, d.h. eine gute Lernumgebung, mehr oder minder gute finanzielle Mittel usf.

Die Idee des gegliederten Schulwesens war ja unter anderem, dass damit
eine individuellere Förderung (eher theoretisch oder praktisch begabt) möglich sei.

Ein konservativer Mythos!

Zudem möchte ich allseitige Bildung - die Schüler sollen mit möglichst vielen verschiedenen Dingen des Lebens in Berührung kommen, sich vielleicht mit ungeliebten oder unbekannten Dingen auseinandersetzen müssen. Intensiver polytechnischer Unterricht ist wesentlich für eine moderne Allgemeinbildung und bietet Möglichkeiten, Theorie und Praxis zu verschmelzen. Das dreigliedrige Schulsystem hingegen zersplittert die allseitige Bildungsidee künstlich in 3 Teile und zerstört somit systematisch Gelegenheiten für die Kinder (und die Lehrer), um in Ruhe Talente ausprägen und entdecken zu können.

Du übersiehst eine Besonderheit des deutschen Schulwesens, nämlich
dass man auch nach einem Hauptschulabschluss (oder sogar ohne diesen)
noch sämtliche weiteren Abschlüsse an einer berufsbildenden Schule
erwerben/nachholen kann.

Statistische Ausnahmen.

Diese Vielfalt von Qualifizierungsmöglichkeiten existiert nur auf dem Papier. Wer nach der Berufausbildung seinen Beruf wechseln möchte oder zu höheren Abschlüssen strebt, kann in der BRD sehen, wo er bleibt. Stichworte Geld, Vollzeitarbeit, Familie. Der 2. Bildungsweg ist eine reine Illusion.

Meiner Meinung nach ist das größte Problem aller deutschen Schulen,
dass in den letzten fünfzig Jahren ununterbrochen daran herumreformiert wurde.

Ach wo. In den 50ern wurde „unsere“ Einheitsschule von Jahr zu Jahr teilweise drastisch reformiert. Und nachdem ich auf die erweiterte Oberschule wechselte und dachte, es würde Ruhe einkehren, geriet ich wieder in den Reformstrudel, da sich die EOS noch mitten im Umbauprozeß befand und währenddessen mit der Einbindung einer Berufsausbildung experimentiert wurde – unser Schulalltag ist jedoch immer ruhiger gewesen als heutzutage.

Grüße

Reiner